Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Die Waffe erhielt einen Namen? Gut, von besonderen Schwertern, die Namen hatten, hatte Ursus schon gehört. Bei den Barbaren. Aber eine Axt, noch dazu solch eine heruntergekommene? Ursus beherrschte sich und ließ sich nichts davon anmerken, daß er diese Namensgebung mehr als eigenartig empfand. "Demnach gab es schon einmal eine "Ruja"? War sie dieser ähnlich? Bekommen alle Waffen bei Dir einen Namen oder nur Besondere?" Haufenweise Fragen. Manchmal fragte sich Ursus selbst, wo die eigentlich alle herkamen. Doch er wollte es verstehen. Um letztendlich den Menschen dahinter verstehen und vor allem einschätzen zu lernen. Baldemar konnte ein gefährlicher Mann sein. Einen solchen ließ man nicht in seinen Rücken, ohne ihn sehr gut zu kennen.

    Bin vom 06.08. - 15.08.2010 wech.


    Ich werde in der Zeit vielleicht ab und an sehr kurz online gehen. Aber bitte nicht unbedingt damit rechnen, daß ich poste, auch wenn ihr mich online seht.


    Das betrifft neben Ursus auch noch Lucius Quintilius Valerian und Bashir.

    "Es gab nie ein anderes Mädchen für Dich als Frija?", fragte Ursus erstaunt nach. Immerhin schwärmten doch die meisten jungen Männer in jungen Jahren mal für dieses und mal für jenes Mädchen. "Dann kennt ihr euch schon sehr lange? Wußtet ihr schon als Kinder, daß ihr heiraten würdet? War das von euren Eltern so beschlossen worden? Oder werden Ehen bei euch nicht durch die Eltern ausgehandelt?" Jetzt war es wieder echte Neugierde, die durch seinen Tonfall verraten wurde. Auf jeden Fall war es, was Herren und Untergebene anging, bei den Germanen auch nicht viel anders als bei den Römern. "Ja, es gibt eben solche und solche. Bei jedem Volk. In jeder Beziehung. Daran ändern alle kulturellen und äußeren Unterschiede nichts."

    Irgendetwas hier ging an Ursus vorbei. Warum knurrte der Germane und sah so grimmig drein? Er hatte doch nun genau das, was er gesucht hatte. Gut, es war in schlechtem Zustand. Doch hatte Baldemar nicht selbst verkündet, daß er die Axt in Ordnung bringen wollte? Irgendwie konnte man es diesem Mann anscheinend nie Recht machen. Der Optio jedenfalls sah erleichtert aus, als Ursus endlich ging und nicht noch eine genaue Inspektion durchführte.


    Ursus hatte es bemerkt. Er hatte gehört, daß Baldemar sich ein „Dominus“ abgerungen hatte. Auch wenn man an dem Tonfall noch arbeiten konnte, so war das doch ein Fortschritt, den er als Pluspunkt für sich verbuchte. Vor anderen war Baldemar also fähig, es zu sagen. Sehr gut.


    Als sie draußen waren, konnte Ursus die Frage nicht mehr zurückhalten. "Was bedeutet Ruja?", fragte er neugierig nach.

    Überraschenderweise funktionierte es. Ursus bekam Baldemar so zu fassen, daß er hebeln konnte. Doch der Mann drehte sich rechtzeitig und landete nur auf den Knien. Nunja, immerhin ein Beinaheerfolg. Es hätte Ursus auch gewundert, wenn ein so schneller Sieg möglich gewesen wäre. Noch hatte er Baldemar zwar im Griff, doch es nützte nichts mehr. Aus dieser Stellung konnte er ihn so nicht zu Boden bringen, er mußte also umgreifen. Was nicht so einfach war, versuchte doch Baldemar seinerseits, ihn zu fassen zu bekommen. Und ziemlich geschickt, wie Ursus anerkennend bemerkte. Der Germane griff nach hinten, nach dem Stück Stoff, das als letztes Kleidungsstück Ursus' Blöße bedeckte. Ein Ruck, anscheinend wollte Baldemar ihn daran zu Boden ziehen, und schon hatte der Germane den Stoff in der Hand. Ursus störte sich nicht daran, er hoffte, diesen kurzen Moment der Überraschung nutzen zu können, um den Germanen zu Boden zu ringen. Doch leider war der Germane so überhaupt nicht überrascht.

    Cimons Feststellung ließ Ursus schmunzeln. "Es ist eine Familientradition, trotz des Privilegs der Patrizier den Militärdienst zu absolvieren. Eigentlich war ich gar nicht begeistert davon und habe es halt als Pflicht hingenommen. Ich wurde nach Germanien geschickt zur Secunda. Der Legat, übrigens war das damals Vinicius Lucianus, übergab mir das Kommando über die Reiterei. Ausgerechnet mir, der ich nun wirklich kein überragender Reiter bin. In dem Moment war ich froh, die Reise auf dem Pferderücken bewältigt zu haben. So hatte ich genug Übung im Sattel, um mich nicht zu blamieren. Es hat mir Spaß gemacht, Cimon. Ich hatte da eine kleine, aber ausgezeichnete Truppe und eine spannende Aufgabe: Nämlich den Ausbau des Limes zu organisieren und durchzuführen. Ja, es hat mir wirklich Spaß gemacht und der Militärdienst liegt mir. Niemand war überraschter über diese Erkenntnis als ich. Dort, in Germanien, wuchs mein Wunsch, eines Tages selbst ein Kommando zu führen. Und mein zweites Tribunat hier in Mantua hat mich darin bestärkt." Damals hatte er ja auch praktisch das Kommando inne gehabt, wenn auch nur als Vertreter des abwesenden Legaten.


    "Nun, dann können wir gerne ab und an eine solche Diskussion führen. Wer weiß, vielleicht mag sich noch jemand der Runde anschließen? Septima vielleicht? Sie langweilt sich hier, ihre Freundinnen sind weit weg, hier gibt es nahezu keine Frauen und sie hat außer dem Haushalt keine Aufgabe. Sie braucht etwas, das sie fordert, denn sie ist nicht nur schön, sondern auch intelligent und voller Tatendrang." Die Entschuldigung winkte Ursus einfach weg. Sie waren unter sich, da sollte Cimon offen sprechen. "Oder wäre es Dir nicht Recht, wenn sie dabei wäre? Sprich bitte offen, Cimon, ich möchte keine höflichen Ausflüchte hören."

    "Der Hof der Fabrica. Das ist eine sehr gute Idee. Dann also in drei Tagen, zur vierten Stunde auf dem Hof der Fabrica. Ich bin sehr gespannt auf die Begegnung. Du warst in Parthien dabei, nicht wahr? Aber gegen Germanen hast Du noch nie gekämpft? Oder bist Du ihnen im Kampf schon begegnet?" Ursus wußte nur wenig über den Optio, aber das konnte man ja ändern.

    Ursus schmunzelte. "Nichts anderes habe ich von Dir erwartet. Doch der Sklave hat lange nicht gekämpft und erbat sich etwas Vorbereitungszeit. Ich finde, diese Gelegenheit sollte er haben, damit es nicht am Ende heißt, Du wärest zu sehr im Vorteil gewesen." Zu dem Termin nickte er. "In drei Tagen zur vierten Stunde. Aber wie ich schon sagte: Eher nicht so öffentlich. Sonst artet es in eine Art Circusspiele für die Männer aus und das möchte ich eigentlich vermeiden."

    Ursus hatte überhaupt nicht gewußt, wie sehr Septima mit ihrem Schicksal als Frau haderte. Sie war ihm immer so sehr als perfekte Frau erschienen, daß er dachte, sie sei damit sehr zufrieden und würde deshalb ihre Rolle so vollständig ausfüllen. "Niemand kann sich aussuchen, als was er geboren wird. Aber man kann versuchen, das Beste daraus zu machen. Septima... wenn Du es Dir aussuchen könntest, wenn Du ein Mann sein könntest – oder eine Frau alles tun und werden könnte, was wärest Du dann gerne?" Ihren Ausbruch hatte er ihr längst verziehen. Spätestens, als sie ihm so in die Augen blickte. Wann immer sie das tat, schmolz er dahin wie Butter in der Mittagssonne. Wer könnte denn auch solch einem Blick widerstehen?


    Nun war er es, der eigentlich reden wollte. Denn er machte sich Sorgen um Septima. Ihr Ausbruch hatte allzu deutlich gezeigt, daß eben nicht alles in Ordnung, daß eben nicht alles perfekt war. Eigentlich war es auch dumm gewesen, das zu glauben. Aber es machte so vieles einfacher, wenn man davon ausging.


    Er erwiderte die Zärtlichkeiten seiner Frau, war aber noch nicht so ganz bei der Sache, da er sich wünschte, das Gespräch weiterzuführen. Allerdings konnte es nicht lange dauern, bis sie seine Gedanken vollkommen auf sich gelenkt hatte.

    Auch Baldemar war in die Ausgangsposition gegangen und es zeigte sich bald, daß es nicht dumm gewesen war, gleich zum Angriff überzugehen. Allerdings war dieser leider nicht von sofortigem Erfolg gekrönt, wie Ursus gehofft hatte. Nein, Baldemar stand wie ein Fels und ließ sich nicht recht fassen. Aber auch der Germane hatte es schwer, da auch Ursus sich den gefährlichen Griffen rechtzeitig zu entziehen wußte.


    Von den Schlägen ließ Ursus sich nicht ablenken. Sicher, sie waren unangenehm, aber er wäre kein Mann, wenn er das nicht aushalten könnte. Jetzt, jetzt hatte er einen guten Griff erwischt, er versuchte zu hebeln. Wenn Baldemar jetzt nicht schnell reagierte, konnte er ihn vielleicht zu Boden bringen.


    Daß Zuschauer anwesend waren, bemerkte Ursus sehr wohl. Damit hatte er gerechnet, denn solche Geschehnisse konnten in einem Haus voller Frühaufsteher nicht geheim bleiben. Doch er durfte sie nicht beachten. Es war auch egal, es konnte sich ja nur um Sklaven handeln.

    Der Optio tauschte mit dem Legaten einen mehr als erstaunten Blick. "Nehmt sie ruhig mit, nach dem Ding kräht kein Hahn und keine Henne mehr. Es liegt schon ewig in der Restekiste und es ist fast schon ein Wunder, daß es nicht schon lange entsorgt worden ist." Er schloß die Kiste mit einem gezielten Tritt, woraufhin der Deckel zufiel. Daß jemand wegen so einer rostigen Barbarenaxt in Begeisterung verfiel, hätte er nie gedacht. Aber gut, der Mann war ja auch ein Barbar.


    Ursus staunte sehr, was der Optio da zutage brachte. Eine alte Axt, die aber der Beschreibung des Marsers sehr nahe kam. Er nickte dem Mann zu und beobachtete dann die Reaktionen des Sklaven. Der war ja ganz hin und weg, als hätte er einen großartigen Schatz gefunden. "Nun, dann nimm sie und bring sie in Ordnung. - - Danke, Optio, Du hast uns sehr weitergeholfen." Ruja. Er würde Baldemar später fragen, was das bedeutete.

    Auch Ursus nickte. "Ja, das ist gut, wenn man sie kennt. Das gilt für alle Lebensbereiche." Eine sehr wichtige Erkenntnis, die jeder irgendwann treffen mußte. "Und ja, ein weiter Blick kann nichts schaden. Je mehr Du weißt, umso eher kannst Du die großen Zusammenhänge begreifen. Und als Politiker muß ich genau das können. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum manche Patrizier ihr Recht einfordern und den Militärdienst auslassen." Seiner Meinung nach mußte man dabei gewesen sein, um das Leben der Männer beurteilen zu können. Er wußte, er wollte nicht so leben müssen wie sie.


    "Oh, eine gepflegte Diskussion, um ein Thema bis in die Tiefe auszuleuchten, kann sehr viel Freude bereiten. In Griechenland ist das eine Art Volkssport. Ja, das wäre mir ebenfalls eine Ehre, Cimon. Auch wenn man dabei manchmal nicht zu einem Ergebnis kommt, sofern ein solches überhaupt möglich ist, lernt man doch sehr viel dabei." Ursus lächelte, denn er merkte sehr wohl, daß Cimon sich langsam entspannte und wieder sicherer wurde.

    Offenbar hatte Ursus nun den richtigen Ton getroffen. Ein Schlag auf sein Bein bewies dies. Der Germane hatte wirklich raue Umgangsformen, daran mußte sich Ursus erst gewöhnen. Doch es war auch erfrischend, solch ehrliche und ausgelassene Reaktionen zu erhalten. Baldemar spann den Gedanken gar noch weiter. "Keine Nachwuchsprobleme!" Ursus lachte ebenso ausgelassen. Ja, das wäre sicherlich kein Problem bei einer Armee von Frauen. Nur die Schwangerschaften könnten Probleme bringen.


    Die Fragen und die Äußerungen des Germanen brachten Ursus darauf, wieder einmal Fragen nach der germanischen Lebensweise zu stellen. "Wie ist das bei euch? Wenn ihr verheiratet seid, gibt es keine andere Frau? Oder dürft ihr euch eine Magd ins Bett holen, wenn eure Frau unpässlich ist?" Er wußte, daß manche römische Frau ganz froh war, wenn eine Sklavin ab und an dafür sorgte, die Bedürfnisse ihres Mannes zu stillen.

    Erstaunt richtete Ursus sich halb auf, als seine Frau ihn so aufgebracht anging. Er ließ sie ausreden. Auch nur zu versuchen, zwischendurch etwas zu erwidern, konnte fatale Folgen haben. Dann aber schüttelte er den Kopf. "Die Germanen sind ein Volk von Kriegern. Nur eines beeindruckt sie: Ein Mann, der wie ein Mann kämpfen kann. Es ist nicht wichtig, wer von uns beiden gewinnt. Es ist wichtig, daß es ein guter Kampf wird. Das wird schwer genug, wenn man sieht, wieviel Kraft Baldemar hat. Es ist sehr wahrscheinlich, daß er am Ende gewinnt, schon wegen seiner überlegenen Kraft. Doch er kennt die Tricks nicht, hat nie die richtige Technik gelernt. Das gibt mir einen Vorteil. Es wird eine guter Kampf, Septima. Und nur darauf kommt es an. Baldemar wird mich weder verachten, weil ich verliere, noch mehr hassen als bisher, weil ich gewinne. Aber er würde mich sehr verachten, wenn ich seine Herausforderung nicht angenommen hätte. Weil ich mich dann als Feigling erwiesen hätte." Er hatte das mit Baldemar nie so genau besprochen. Und eigentlich kannte er den Germanen kaum. Aber er dachte an den Gesang. An ihr Gespräch auf jener Wiese. Und glaubte zu wissen, daß der Germane Tapferkeit und Mut schätzte. Und daß er es schätzte als gleichrangig betrachtet zu werden. In einem Kampf war das so. Niemand stand über dem anderen. Man maß einfach seine Kraft und sein Können.


    Ganz sanft streichelte Ursus über Septimas Schultern. "Ich wollte nur einen kleinen Scherz machen und nichts entschuldigen." Der Unterschied zwischen Mann und Frau. Eine gegebene Tatsache, an der niemand etwas ändern konnte. "Was das Kind in euch Frauen angeht, so bin ich überzeugt davon, daß es da ist. Wann immer ich eine Gruppe Frauen sehe, die kichernd die Köpfe zusammensteckt, egal wie alt diese Frauen sind, sie scheinen jung und sprühend vor Lebensfreude, wie Kinder." Soviel dazu. Es äußerte sich eben anders, als bei Männern. Aber es war ebenso vorhanden.


    "Und ungerecht? Es ist so vieles ungerecht. Schau Dir unsere Sklaven an. Glaubst Du nicht, sie finden es nicht ungerecht, daß sie uns immer bedienen müssen? Daß sie die schweren und unangenehmen Arbeiten erledigen müssen, während wir ein scheinbar unbeschwertes und schönes Leben führen? Es ist eben ihre Rolle. Und ihr Frauen habt die eure. Und wir Männer die unsere. Wir tragen dafür die Verantwortung für alle in unserem Hauhalt. Wir müssen für ein gutes Einkommen sorgen, für den Schutz, für einen gerechten Umgang miteinander. Und da draußen müssen wir gegen die anderen bestehen. Auf die eine oder andere Weise je nachdem, welche Laufbahn wir gewählt haben. Jeder hat sein Päcklein zu tragen, Septima." Oje, er verfiel mal wieder ins Schwallen. Und er fürchtete, daß dies Septima gar nicht gefallen würde.


    "He..." Er schaute sie liebevoll an und wollte sie an sich drücken, wenn sie es zuließ. "Was ist denn los? Bist Du unzufrieden? Hat Dir jemand etwas getan?" Ihr Ausbruch mußte andere Gründe haben. Bisher war sie doch mit ihrer Rolle als Frau sehr gut zurecht gekommen und schien auch ihr Vergnügen zu haben, innerhalb des möglichen Rahmens.

    Sie liefen ihre Runden um den Hortus. Wie Ursus es gewöhnt war, unterbrach er hin und wieder, machte ein paar Übungen, lief dann weiter. Dabei schaute er immer wieder, was Baldemar so machte. Lange machten sie das alerdings nicht, sie wollten ja nicht ihre Kondition trainieren, sondern nur für den Kampf warm werden. Als Baldemar nachfragte, nickte Ursus. "Ja, bereit." Sie markierten den Kampfplatz, Ursus entledigte sich seiner Tunika, dann begab er sich in die Ausgangsstellung und wartete, bis auch Baldemar diese eingenommen hatte. Dann zögerte Ursus nicht länger, sondern versuchte gleich, Baldemar zu fassen zu bekommen. Denn er wußte, er war dem Germanen stärkemäßig unterlegen, er mußte mit Technik arbeiten. Und dafür mußte er verhindern, daß Baldemar ihn richig zu fassen bekam.

    "Richtig geraten", lachte Ursus und tat so, als würde ihm der kleine Kniff weh tun. Was natürlich nur gespielt war. "Natürlich habe ich mich darauf eingelassen. Es abzulehnen, hätte mich als Feigling dastehen lassen und mir seinen Respekt für lange Zeit, wenn nicht gar für immer verwehrt. Ich bin ein guter Ringer, er wird es nicht so leicht haben mit mir. Selbst wenn ich am Ende unterliegen sollte, und das müssen wir erst abwarten, werde ich seinen Respekt gewinnen. Es ist nicht immer nur der Sieg, der Respekt abringt." Das war ebenfalls früher unter Kindern ebenso gewesen.


    "Oh, ich hoffe, ich habe Dich nun nicht enttäuscht. Aber es ist eine unumstößliche Tatsache, daß in jedem Mann auch immer noch ein Junge steckt. In dem einen mehr und in dem anderen weniger. Aber er ist immer da. So, jetzt kennst Du das große Geheimnis aller Männer." Er lachte belustigt und küßte sie auf ihre Nase.
    "Doch er benimmt sich soweit gut. Er vermeidet es halt, mich anzusprechen, wenn andere dabei sind. Und er versucht es zumindest, mich hin und wieder als Dominus anzusprechen. Ich habe versucht, ihm zu erklären, daß er sich damit nicht selbst herabsetzt, nur weil er mich so anspricht. Vielleicht hat es geholfen. Er ist ein sehr stolzer Mann. - Du hast mir nie erzählt, wie Du an die beiden gekommen bist."

    Ursus lachte und winkte ab. "Keine Sorge, ich weiß um meine Grenzen und verleugne sie auch nicht. Ich denke, ich kann Dir einiges beibringen, wenn auch nicht ganz so gut, wie die Fachleute es können." Daß Cimon sich Gedanken machte, die Bibliothek nicht nutzen zu dürfen, ahnte Ursus nicht. Er sah im Moment eher das Problem der räumlichen Entfernung. "Selbstverständlich habe ich auch noch meine Lehrmeister. An der Academia steht noch immer das vierte Examen aus. Und es gibt noch viele Kurse, die ich gerne besuchen würde. Selbst der größte Lehrmeister kann nicht alles wissen und lernt immer noch weiter. Das ist das Schöne: Es gibt immer neues Wissen, das man erwerben kann. Man lernt niemals aus." Für Ursus war das eine freudige Tatsache. Denn wie langweilig wäre das Leben, wenn es nicht immer wieder etwas Neues für einen bereithalten würde?

    Er schien das Richtige gesagt zu haben, denn Septima beruhigte sich zusehends. Ursus hielt sie fest in seinen Armen und fühlte bald Hitze in sich aufsteigen, als sie ihn liebkoste und küßte. Die Sklaven waren vergessen, außerdem dürften sie es schön gewöhnt sein, daß ihre Herrschaften sich oft und leidenschaftlich liebten. Ursus jedenfalls verschwendete keinen Gedanken an die beiden, die sich gewiß zu beschäftigen wüßten.


    Später führten sie ihre Aktivitäten in ihrem Zimmer fort, aßen eine Kleinigkeit, wobei Ursus freudig feststellte, daß Septima ihren Appetit wiedergefunden zu haben schien. Die Welt schien wieder in Ordnung zu sein und Ursus nahm sich vor, ihr noch mehr als bisher ihre Wünschen von den Augen abzulesen. Sie sollte wissen, daß er alles für sie tun würde. Damit sie so glücklich wurde, wie es nur möglich war. Immerhin brachte sie große Opfer für ihn, damit hatte sie sich das mehr als verdient.


    Der Rest der Reise verlief weniger schweigsam und gelöster. Sie lachten viel miteinander und so verging die Zeit wie im Fluge.

    Hm, sie legte es tatsächlich darauf an, ihn von sich fern zu halten. Ursus knurrte abermals, begann aber auch nicht, sie damit zu ärgern, daß er versuchte, die Decke fortzunehmen. Anscheinend wollte sie reden. Er unterdrückte ein Gähnen und widmete sich ihren Fragen. Geld konnte eine Frau also nie genug haben. Schmunzelnd nickte er. Dem war wohl so. "Was glaubst Du, von wem von uns beiden die Idee dazu kam?", stellte er die Gegenfrage und grinste dabei. Sie kannte sie beide wohl besser als jeder andere. Also sollte es für sie nicht gar so schwer zu erraten sein. "Ach, es ist eben ein Kräftemessen. So wie Jungen es ständig machen. Baldemar kommt mir oft vor wie die Jungen auf den Straßen Roms, mit denen ich es früher zu tun hatte."

    Der Optio verstand nicht wirklich, worauf die beiden hinauswollten, aber diese Axt war anscheinend nicht das, was sie suchten. Er zuckte mit den Schultern, räumte sie weg und öffnete dann eine Kiste, in der er eine Weile kramte. Dabei befördete er eine recht rostige Axt zutage, die alt aussah. "Der Stiel müßte erneuert werden und das Blatt gründlich gereinigt und geschärft. Es stammt vermutlich aus Gallia, ein Centurio hat das Ding hier mal abgegeben, weil es aus der Habe eines seiner Männer übrig geblieben war." Zumindest hatte das Ding in etwa die gewünschte Form.