Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus grinste und es wirkte durchaus lausbübisch. "Aber es ist doch wohl eher die Mutter, die für das Futter und die Wärme zuständig ist, oder?" Er lachte leise und zwinkerte, um zu zeigen, daß es nur ein Scherz war. Da Septima so an den Tieren hing, sollte Cimon sich ruhig weiter intensiv um die Tiere kümmern.


    "Frija und Marei verstehen sich also gut? Ja, es wäre schön wenn Frija die Mutterstelle bei dem Mädchen einnehmen könnte. Wie sieht es mit Baldemar aus? Verstehen sich Baldemar und Marei auch? Meinst Du, sie würde ihn als eine Art Vater akzeptieren?" Wenn sie als Familie zusammenfinden würden, fände Ursus das sehr schön.

    Ursus konnte nicht verhindern, daß ihm die Erleichterung über Cimons Worte anzusehen war. Er wollte nicht, daß Cimon ihn haßte. Er wollte diesem Mann vollkommen vertrauen können, so wie bisher. Cimon war schon lange mehr als ein Sklave für ihn. Er wußte, sie waren auf einem guten Weg dorthin, wo er Cimon haben wollte: Als Berater, als Vertrauten, als Beschützer und als Assistenten.


    "Mit der Zeit werden wir vielleicht beide anfangen, die Dinge zu verstehen, die uns jetzt noch fern und unbekannt sind." Ursus war sich allerdings nicht sicher, ob er diese unfreien Dinge wirklich so genau kennenlernen wollte. "Ja, es gäbe etwas zu tun, was allerdings nicht dringend ist. Also nur, wenn Du nicht schlafen kannst, verstanden? Die Kisten mit den Schriftrollen sind noch nicht ausgepackt. Sie müßten sortiert und in die Regale eingeräumt werden. Aber wie gesagt, es eilt nicht."

    Ursus grübelte über diese Frage nach. Er wußte schlicht keine Antwort, da er mit den Stadteinheiten nie näher zu tun gehabt hatte. Doch eigentlich galt das Gastrecht auch im Militärbereich. "Bei der Classis kommt ihr bestimmt unter. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie ich den Praefectus Urbi einschätzen soll. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, daß er die Gastfreundschaft verweigert, doch nimm vorsichtshalber alles Notwendige mit, um in Zelten zu übernachten. Andererseits sollten die Praetorianer oder die Vigiles ebenso gastfreundlich sein. Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich nicht wenig gespannt, wie die Reaktion ausfallen wird. Ich könnte natürlich jetzt gleich eine Voranfrage starten. Dann wären wir ganz auf der sicheren Seite." Bis Licinus aufbrechen konnte, würde ja noch etwas Zeit vergehen.


    Man konnte geradezu sehen, wie es hinter der Stirn des Iuliers arbeitete. Und tatsächlich äußerte er gleich darauf eine Idee. Ursus nickte dazu, allerdings war seine Stirn dabei nachdenklich in Falten gelegt. "Ich dachte ebenfalls schon daran. Aber wird das nicht zuviel Material? Andererseits... könntet ihr das Material auch vor Ort besorgen und nur die Teile mitnehmen, die sich unterwegs schlecht fertigen lassen."

    "Vermutlich halten sie Dich für ihre Mutter", schmunzelte Ursus und meinte es gar nicht mal so unernst. "Immerhin warst Du es, der sie warmgehalten und gefüttert hat, als sie noch sehr klein waren. Das prägt. Auch wenn ich mich mit Katzen eher so gar nicht auskenne, ist es doch bei anderen Tieren so. Warum nicht auch bei ihnen?" Der große, starke Nubier als Katzenmutter, das war schon keine unkomische Vorstellung.


    "Die Reise wird noch sehr lang und langweilig werden. Hast Du eine Idee, wie wir die kleine Marei beschäftigen könnten? Sie ist ohnehin schon so anhänglich und lebhaft. Auf der Reise wird sie kaum zu bändigen sein." Die junge Sklavin schien Ursus manchmal unterbeschäftigt - oder vielmehr unterfordert. Aber es konnte natürlich sein, daß er sich da täuschte.

    Der weitere Themenwechsel schien kein Fehler gewesen zu sein. Ursus musterte seinen Sklaven prüfend. Es schien vieles in dem Nubier vorzugehen. Auch einiges, das ihn bedrückte. Doch was sollte Ursus tun, wenn Cimon nicht mit ihm redete? Und was für Sorgen konnten das schon sein? Cimon hatte alles, was er brauchte, er wußte, daß sein Herr ein offenes Ohr für seine Wünsche hatte, wenn diese nicht übertrieben waren. Und ebenso hatte er keinerlei Verantwortung zu tragen, keine Entscheidungen zu treffen. Er hatte einzig seinen Herrn zu beschützen und ihn zu versorgen. Ja, so ein Sklavenleben konnte doch ganz erträglich sein, fand Ursus, der keine Ahnung von dem Gefühl der Unfreiheit hatte.


    "Und sie werden die mehrtägige Reise in den Boxen problemlos überstehen können? Sind es nicht sehr lebhafte Tiere? Schon gar, weil sie noch so jung sind?" Eigentlich interessierten ihn die Katzen nicht sonderlich. Er selbst war von einem der kleinen Biester schon gekratzt worden. Aber seine Frau hing an den Tieren und Ursus war bereit, eine Menge zu ertragen, damit es seiner Frau gut ging und sie sich wohl fühlte.

    Baldemar tat, was ihm befohlen worden war, und Ursus war durchaus erleichtert. Wenn der Germane ihn jetzt vor seinem Primus Pilus blamiert hätte, dann wäre das nicht nur das Ende dieser Woche gewesen, sondern auch das Ende des schönen Lebens, das Baldemar führte. Ursus wußte durchaus, wie man einem anderen das Leben madig machen konnte. Zwar war nicht zu übersehen, wie ungern Baldemar gehorchte, doch immerhin tat er es. Ohne Widerworte.


    "Nun, wir müssen wohl damit rechnen, daß es auch eine Woche länger dauern kann. Unvorhergesehenes passiert immer auf solch langen Reisen." Wirklich eine lange Zeit, Ursus runzelte die Stirn. Den immer engagierten Primus Pilus würde er hier schwer entbehren. Aber die Werbeaktion war eine notwendige Maßnahme. Sie brauchten Nachwuchs. Dringend.


    "Dann schicken wir die Platten voraus. Männer haben wir genug, besondere Aufgaben liegen ansonsten nicht an. Ich denke, wir können sie leicht eine Weile entbehren." Selbst wenn zwischendurch ein Einsatz vonnöten war, so knapp an Männern waren sie auch wieder nicht, daß sie ohne diese Abordnung nicht klarkommen würden.


    "In Rom sind Waffen nicht erlaubt, auch uns nicht. Allein die Praetorianer und die Stadteinheiten dürfen welche tragen. Am besten sprichst Du erst auf dem Forum und lädst die Menschen dann auf das Marsfeld ein. Für Rom nimm Dir auf jeden Fall zwei oder noch besser drei Tage Zeit. Und gib ihnen etwas zum Bestaunen und zum Anfassen. Ich kenne Rom und ich kenne den Pöbel. Wenn sie auf jemanden zugehen müssen, um ihn zu befragen, dann ist das schon zuviel. Du mußt ihnen etwas bieten, das interessant und spannend ist. Vielleicht sollten unsere Experten Modelle anfertigen und Probestücke, fertige sowie halbfertige herstellen, um ihre Tätigkeit anschaulich darzustellen. Und ja, auf jeden Fall Schaukämpfe, zumindest in Rom. Nicht so sehr Mann gegen Mann, die Menschen sind durch die Gladiatoren allzu verwöhnt. Aber die Stärke der Legion liegt ohnehin im gemeinsamen Handeln. Das sollten wir in diesen Vorführungen auch zeigen."

    Cimon machte nicht den Eindruck, als sei er mit Ursus' Anordnungen zufrieden. Doch für solche Angelegenheiten gab es keine zufriedenstellenden Lösungen. Man mußte die nehmen, die für alle Beteiligten die beste war. Auch wenn das nicht schön war. Es fiel Ursus schwer, den Blick seines Sklaven zu erwidern. Doch er stand zu seiner Entscheidung. Er wußte, sie war richtig und gut. "Es tut weh, Cimon. Und es wird noch eine ganze Zeit weh tun. Aber in einigen Monaten wirst Du vielleicht aufhören, mich dafür zu hassen, denn es ist richtig so. Du wirst es dann verstehen. Es dauert. Es ist eine Wunde. Und Wunden brauchen Zeit, um zu heilen. Vor allem, wenn sie so tief sind. Meinst Du, Du wirst heute Nacht schlafen können? Oder soll ich Dir etwas zu tun geben?"

    "Dann ist das abgemacht." Ursus schlug ein und tauschte mit dem Quintilier einen kräftigen Händedruck. Merkwürdig, er hatte dabei ein schlechtes Gewissen. Als hätte er etwas ganz Übles getan. Aber sie hatte doch ganz klar gesagt, daß sie es wollte! Er hatte sie gefragt, was hätte er denn mehr tun sollen? Hätte er ihren Wunsch ausgeschlagen, wäre sie womöglich sofort wieder weggelaufen. Nein, es war richtig. Aber warum fühlte er sich dann so mies? So, als hätte er sie verraten?


    Ohne die übliche Zufriedenheit, wenn er ein gutes Geschäft machte, nahm Ursus die Papiere hervor, die ihn als Eigentümer von Caelyn auswiesen. Er schrieb sie auf Sermo um und übergab ihm die Papiere dann. "Sie gehört nun Dir." Fast hätte er ein "Behandle sie gut" nachgesetzt, aber das konnte der andere auch als Beleidigung auffassen. Caelyn würde sich doch wohl nicht gewünscht haben, an ihn verkauft zu werden, wenn sie Schlimmes von ihm erwartete.


    Immer noch mit sichtlicher Enttäuschung wandte er sich an Caelyn. "Ich hoffe, Du wirst glücklich. Ich hoffe, Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Du weißt, ich hätte Dich niemals verkauft, wenn Du es nicht selbst so unbedingt gewollt hättest. Ich verstehe es nicht. Aber vielleicht muß ich es auch nicht verstehen. Hauptsache, Du weißt, was Du tust. Werde glücklich, Caelyn. Und vielleicht sehen wir uns eines Tages sogar wieder. Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute."



    Na, gar so schlimm schien die Sache ja nicht gewesen zu sein. Ursus war zufrieden mit sich, die Angelegenheit so schnell bereinigt zu haben und Cimon seine Sorgen genommen zu haben. Er nahm jedenfalls an, daß es so war. "Laß uns sehen, daß wir heimkommen, es ist noch viel zu tun vor der Abreise. Hast Du Dir Gedanken darüber gemacht, wie die Katzen transportiert werden können? Septima ist ganz vernarrt in die Tierchen, sie würde es uns nicht verzeihen, wenn ihnen unterwegs etwas zustößt."

    Ursus runzelte die Stirn. Cimon machte es ihm wirklich nicht leicht. Doch wenn Cimon nicht entscheiden konnte oder mochte, dann würde er es eben für ihn tun. Ursus war es schließlich gewöhnt, Entscheidungen zu treffen. Sicher, er machte auch Fehler, doch er war bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen. "Nun, dann befehle ich Dir Folgendes: Du vergißt diese Frau! Du schlägst sie Dir ein für alle Mal aus dem Kopf! Sie ist nichts für Dich. Verstanden?" Er sprach sehr streng, aber nicht so übertrieben, daß es komisch gewirkt hätte. Er meinte es tatsächlich sehr ernst damit.


    "Und was den Mann angeht: Du wirst ihn einfach fragen, was er wünscht. Wenn er Dich auch liebt, wird sein Wunsch so geartet sein, daß er auch für Dich das Richtige ist. Egal, wie dieser Wunsch aussieht. Wenn er von mir gekauft werden möchte, werde ich mich an seinen Herrn wenden. Wenn nicht, dann wirst Du eben damit leben müssen, daß ihr getrennt seid." Eigentlich war es ganz einfach. Für Ursus zumindest, für den es ja auch keinen Schmerz bedeutete. "Wenn Du Ablenkung brauchst, dann arbeite. Hast Du nicht genug Arbeit, dann trainiere."

    Da hatte Ursus wohl geradezu in ein Wespennest gestoßen mit seiner Frage. Schade, nun hatte er die kurze lockere Vertrautheit zwischen ihnen zerstört. Denn Cimon zog sich wieder ganz auf seine Position als Sklave zurück. "Das tut mir leid. Aber Du weißt ja, daß Du ihn besuchen darfst. Wir müssen zwar bald abreisen, aber ich habe nichts dagegen, wenn Du Dir einige Stunden nimmst, um zu ihm zu gehen. Verabschiede Dich nur richtig. Und schreiben kannst Du ihm ja auch, wenn wir in Mantua sind." Wie könnte Ursus etwas anderes annehmen, als daß Cimon bedrückt war wegen der bevorstehenden Trennung von seinem Freund? Vermutlich hatte er angenommen, daß er ihn vor der Abreise nicht mehr sehen konnte.

    Ursus schmunzelte. "Nach Deinem Wissensstand war es nicht übertrieben." Und dann grinste er gar breit. "Und das will ich ganz schwer hoffen, daß Du es wieder tun wirst. Sonst wäre ich wirklich enttäuscht von Dir." Seine Augen blitzten ein wenig übermütig dabei.


    "Hast Du mit Phanaeas sprechen können? Ihr seid doch Freunde, nicht wahr?" Vielleicht gab es über ihn noch das eine oder andere interessante Detail zu erfahren. Man konnte nie wissen. Sklaven hatten Ohren und waren überall.

    Die Erleichterung, die Ursus eben noch empfunden hatte, verflog. Eine Frau, die verboten war. Also hatte Cimon sich diejenige, über die sie schon einmal sprachen, noch immer nicht aus dem Kopf geschlagen. Nein, er wollte nicht nachfragen, er wollte es einfach ignorieren. Vielleicht würde Cimon daran merken, daß er diese Frau vollkommen vergessen mußte. Ein Mann? Cimon liebte einen Mann?? Damit hatte Ursus wahrhaftig nicht gerechnet. Aber... Nun, warum nicht? In Griechenland hatte Ursus manches gesehen. Und auch manches ausprobiert. Doch die Liebe unter Männern war für ihn nichts gewesen. Er zog Frauen bei weitem vor.


    "Natürlich. Voraussetzung ist allerdings, daß diese Person das ebenso wünscht wie Du." Ja, Ursus war neugierig, um wen es ging. Freunde hatte Cimon ja einige. Und Ursus schloß nicht aus, daß es noch welche gab, von denen er nichts wußte. Was ihn eigentlich nicht störte. Er wollte, daß Cimon ihm vertraute. Das setzte voraus, daß er Cimon auch nicht vollkommen überwachte, sondern ihm vertrauensvoll Freiraum schenkte. Natürlich nur bis zu einem gewissen Grad.

    "Damit hast Du vollkommen Recht, Cimon", nickte Ursus und lächelte. Es freute ihn, daß Cimon so gut aufpaßte. Im ersten Moment fiel es ihm zwar schwer, es so zu akzeptieren, doch war es nicht genau das, was er ihm aufgetragen hatte? Und durch nichts lernte Cimon es schneller. "Doch was Du nicht wissen konntest: Im Senat hat er sehr deutlich seine Meinung gesagt. Und die wenigen Worte heute haben seine Worte von dort ergänzt. Er hat den Antrag von Decimus unterstützt."

    Ursus legte den Kopf schief. "Das menschliche Herz ist ein merkwürdiges Ding. Wenn man einen Menschen wahrhaft liebt, dann besitzt er das ganze Herz. Und doch wird die Liebe zu ihm nicht weniger, wenn man einen anderen auch liebt. Auch den kann man von ganzem Herzen lieben. Wie sonst könnte es möglich sein, seine Kinder so sehr zu lieben und zugleich auch eine Frau und die Eltern und die Geschwister. Sicher, das sind unterschiedliche Arten der Liebe. Und doch... ist das alles Liebe. Von ganzem Herzen. Ein Herz wird nicht aufgeteilt auf diejenigen, die man liebt. Es ist für jeden ganz da." Er wußte nicht, ob er sich so ausgedrückt hatte, daß man verstand, was er ausdrücken wollte. Er hatte diese Gedanken auch noch nie ausgesprochen.


    Die nächste Frage hingegen war sehr leicht zu beantworten. Und Ursus mußte zugeben, daß er sehr erleichtert war, daß es Cimon um jemand unfreien ging. Eine Sklavin, wie er annahm. "Nun, Du hast die Antwort fast selbst gegeben. Wenn Du eine Sklavin liebst, dann liegt die erste Entscheidung bei ihrem Eigentümer. Ich meine eigentlich, daß ich es Dir schon einmal gesagt habe: Ich habe nichts dagegen, wenn meine Sklaven zueinander finden. Und wenn es die Sklavin eines anderen ist, kann ich gerne versuchen, sie zu kaufen." Er sprach freundlich, wollte Cimon damit etwas Gutes tun und ihm die Sicherheit geben, daß Ursus die Zusammengehörigkeit einer Familie respektierte und sie nicht auseinander reißen würde. Er konnte ja nicht ahnen, daß alles bei Weitem komplizierter war.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Reatinus nickte... wenn die Baupläne nicht stimmten und sie mit falscher Planung eine Arbeit begannen, konnte das ziemliche Umwürfe und Komplikationen bedeuten. So konnten sie sich vergewissern und eventuelle Fehler im Plan finden. "Ich verstehe... dann werde ich Leute hin schicken, welche die Details planen und klären werden. Ist deine Gemahlin also die direkte Ansprechperson?"


    "Das Haus hat einige wunderschöne Mosaike. Im Impluvium beispielsweise. Und im Balneum. Die würden wir gerne erhalten beziehungsweise ausbessern lassen." Tatsächlich war dies geradezu Kunstwerke. "Ja, meine Frau ist die Ansprechpartnerin für die Feinheiten. Bei eher technischen Problemen allerdings solltest Du Dich auch an mich wenden. Also übergehe sie da nicht, da kann sie empfindlich sein. Aber was solche Fragen angeht, möchte ich gerne involviert sein."



    "Posca habe ich nicht da, könnte es aber holen lassen. Aber der Wein ist gut und stark verdünnt durchaus erfrischend. Ich kann ihn empfehlen." Es war tatsächlich schon recht warm, obwohl natürlich hier noch nicht so sehr wie in Rom. Ursus empfand es noch als sehr angenehm. Die Becher wurden entsprechend den Wünschen gefüllt, dann begannen sie mit ihrer Besprechung der Werbeaktion.


    "Das wird ein ziemlicher Schwertransport, wenn Du alle Platten mit auf Deine Reise nehmen willst. Vielleicht solltest Du die Anschläge vorausschicken, damit Deine Reise nicht zu langwierig wird. Wieviel Zeit hast Du dafür veranschlagt?" Er ging im Geiste die Route durch. "Zwischen Arretium und Roma könntest Du auch noch Asisium besuchen. Oder eben auf dem Rückweg zwischen Sulmo und Arminium. Barium fände ich auch wichtig aufzusuchen, es könnte sich als ergiebig zeigen." Zu den Handwerkern, die Licinus mitnehmen wollte, nickte er zustimmend. "Wie stellst Du Dir die Vorführungen der Männer, insbesondere unserer Spezialisten vor? Wirst Du besondere Materialien benötigen?"

    Ursus sog die Luft etwas schärfer ein, als seine Frau sich völlig unbekleidet auf seinen Schoß setzte und ihm zärtlich über die Wange streichelte. Er fühlte sofort, wie sich Wärme in seinem Inneren sammelte und konnte tatsächlich gar nicht anders als ihren überaus süßen Schmollmund zu küssen. Erst hatte er einwenden wollen, daß Septimas Worte bedeuteten, daß Baldemar also mit vollem Bewußtsein ihm den Respekt und Gehorsam verweigerte, was er schlimmer fand als einen Sklaven, der es schlicht nicht besser wußte. Doch dann ließ er sich völlig von ihr einwickeln. "Ja, natürlich. Daran habe ich nicht gedacht. Cimon wird also Dich begleiten." Was hätte er auch anderes sagen können in dieser Situation? Schon gar, als sie sich vertrauensvoll an ihn kuschelte. Sanft ließ er seine Hand über ihren Rücken gleiten. Und entsann sich erst jetzt der Frage, die Cimon gestellt hatte. "Ja, natürlich darfst Du sprechen, Cimon. Immer heraus damit."

    Ursus blickte einen Moment lang zum Fenster. Cadhlas Bild stieg vor seinem geistigen Auge auf. Nein, es tat nicht mehr sehr weh. Septima hatte längst auch ihren Platz in seinem Herzen gefunden, wenn er auch genau wußte, daß dies kein Vergleich zu dem Gefühl war, das er der keltischen Sklavin entgegen brachte. Ja, er wußte nur zu gut, wovon Cimon sprach. Er wußte nur zu gut, welches Leiden der Nubier meinte.


    "Arbeit, Cimon. Arbeit ist das Beste. Es lenkt ab, es fordert Dich, es läßt Bilder, Wünsche und Gefühle in den Hintergrund treten. Ich kann Dir nur raten: Sei ehrlich. Du wirst mehr Schmerz verursachen, wenn Du Dir selbst und der geliebten Person... oder den geliebten Personen", sprach Cimon da tatsächlich von mehr als einer Person? Dieser Sklave spielte mit dem Feuer. Auf eine sehr ungesunde Art, wie Ursus fand. "Also, wenn Du Dir selbst und den anderen Betroffenen etwas vormachst."

    Ursus hob seine Augenbraue, als Cimon seine, wenn auch sehr freundlich verpackte, Kritik äußerte. Er dachte einen Moment lang darüber nach, bevor er antwortete. "Du hast Recht, ich habe viel geredet und er hat nichts über seine Ansichten gesagt. Allerdings war dies auch eigentlich kein Gespräch, in dem wir unsere Ansichten austauschten, sondern eine Prüfung, der mein Patron mich unterzogen hat. Er wollte wissen, wie meine Einstellung zu dieser Frage und auch den damit verbundenen Fragen ist. Es ging ihm nicht darum, mich in eine bestimmte Richtung zu lenken und mir seine Ansicht nahezubringen, sondern darum, mich und meine Einstllung besser kennen zu lernen. Diese Fragestellung beinhaltet auch viel den Konflikt zwischen Patriziern und Plebeiern. Ich bin Patrizier und er Plebeier. Trotzdem sollten wir an einem Strang ziehen. Er mußte herausfinden, wo ich stehe. Hätte ihm meine Antwort überhaupt nicht gefallen, dann hätte er mir sicherlich deutlich klargemacht, was er als mein Patron von mir erwartet."