"Alle da? Gut. Eine gründliche Besprechung wird heute Abend erfolgen, da möchte ich auch Verlustmeldungen hören und eure persönliche Einschätzung, wo noch Schwächen zu finden sind. Dann werde ich euch auch berichten, was mir positiv und was mir negativ aufgefallen ist. Jetzt im Moment stellt sich die Frage, ob wir heute noch den Männern zumuten können, die Belagerungswaffen zum Einsatz zu bringen. Das würde auch bedeuten, daß die Männern anschließend das Lager neu schanzen müssen. Mir fehlt es an Erfahrung, daher bin ich auf eure Einschätzung angewiesen. Also? Wie sieht es aus?" Es wäre auch kein Problem, den Einsatz der Belagerungswaffen auf morgen zu verschieben. Doch eigentlich war Ursus der Ansicht, daß die Männer ruhig an die Grenze ihrer Belastbarkeit geführt werden sollten. Allerdings war es ihm mangels Erfahrung nicht möglich zu beurteilen, ob er sie damit nicht über diese Grenze hinausführen und sie damit unnötig ausbrennen würde.
Beiträge von Titus Aurelius Ursus
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"Ein Händler hat Dich einfach gefangen genommen?" Illegale Sklavenbeschaffung, wie es aussah. "Wo hast Du Dich zu dem Zeitpunkt aufgehalten?" Ursus interessierte sich sehr wohl dafür, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Sie betraten den Exerzierplatz, ein Platz, der in etwa noch einmal so groß war wie das gesamte Lager. Das war auch nötig, denn viele Männer trainierten hier, die meisten in Gruppen unter Anleitung ihres Centurios. Man konnte Schwertkämpfer sehen, die den Einzelkampf übten, Männer, die Speere warfen, und Formationen, die aufeinander prallten und den Zusammenhalt und das gegenseitige Decken trainierten. Andere übten die Schildkröte und mußten es ertragen, daß ihr Centurio über ihre Schilde lief oder andere Männer sich gegen die Schilde warfen, um die Formation aufzubrechen. Wieder andere probten das Marschieren, Formationswechsel, während die nächsten einfach Lauftraining absolvierten.
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Er wollte ihn nicht überfordern? Ursus unterdrückte ein Grummeln. Wußte seine Frau wirklich, was sie ihm abverlangte? Seine Geduld wurde mächtig auf die Probe gestellt. Und er merkte sehr wohl, daß Baldemar es vermied, ihn anzusprechen. Noch sagte er nichts dazu. Noch nicht.
Sie erreichten das Tor und Ursus nahm die Gelegenheit wahr, mit den Wachen zu sprechen, sich berichten zu lassen, wie viele Besucher tagsüber hier so vorsprachen, was die üblichen Anliegen waren. Und natürlich auch, wie die Wacheinteilung ablief, ob oft genug zwischen den Einheiten gewechselt wurde oder ob das Wachestehen immer wieder an den gleichen Männern hängenblieb. Es dauerte eine Weile, bis er sich vom Tor wieder abwandte und nun auf der Innenseite des Walls dem Intervallum folgte, da sie ja zum Exerzierplatz wollten.
Hier war nun Gelegenheit, das Gespräch wieder aufzunehmen. "Von den Marsern las ich bei Tacitus. Doch wie kommst Du in die Sklaverei, wenn Du frei geboren und ein Marser bist? Wir haben seit hundert Jahren keine Kämpfe mehr gegen die Marser geführt." Irgendetwas an der Geschichte war faul. Konnte natürlich sein, daß Baldemar zu jenen Germanen gehörte, die glaubten, sich durch Überfälle auf römische Besitzungen bereichern zu können. Dann wäre es kein Wunder, daß der Germane hier gelandet war.
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Es war in der Tat ungewohnt, solch einen Text vorgelesen zu bekommen. Zum einen war es interessant, es als Dialog mit unterschiedlicher Betonung vorgelesen zu bekommen, es gab dem Ganzen Leben und nahm ihm die Trockenheit der Theorie. Aber andererseits konnte man bei einzelnen Textstellen, die etwas schwerer nachzuvollziehen waren, nicht innehalten und die Stelle einfach noch einmal lesen. Es war gut, daß Ursus den Text gut kannte, so konnte er es genießen. Doch für sich erkannte er nun, daß er solche Texte lieber erst für sich las, als sie gleich vorgelesen zu bekommen.
Cimon war noch ungeübt, das war zu bemerken. Doch er gab sich viel Mühe. Das eine oder andere Holpern war unvermeidlich und zwar auch störend, aber nur durch Übung konnte es ausgemerzt werden. Die Stimme des Nubiers war angenehm. Das Lesen war nicht monoton, sondern lebendig und durch Gesten unterstützt. Ja, es machte Spaß, ihm zuzuhören. Und fast noch mehr Spaß, seine Miene zu beobachten, wenn er das Gelesene verstand und sich seine Gedanken dazu machte. Es trat eine Pause ein, Cimon trank. Und sie war gut eingeleitet worden, regte zum Nachdenken an und langweilte nicht. Ursus lächelte zufrieden, wartete geduldig darauf, daß Cimon weiterlas.
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"Du bist meiner Frage ausgewichen", stellte Ursus sachlich und sogar ohne Vorwurf fest. Baldemar wäre kein ungeschickter Politiker, wie es schien. Nur etwas arg wortkarg. Wobei sich die Menge des Gesagten schon unglaublich gesteigert hatte. Mit Sicherheit erstaunlich für diesen Mann. "Ich will wissen, ob Du Dich anders einschätzt als die anderen Deines Volkes. Mich erstaunt auch, daß Du Dich als Germane bezeichnest. Ich dachte, ihr selbst würdet euch als verschiedene Völker betrachten und der Begriff Germane sei eine römische Erfindung. Welchem Volk gehörst Du an, Baldemar?"
Zu den weiteren Worten Baldemars konnte Ursus nur nicken. "Ja, genau das ist es. Es gibt solche und solche, bei euch und bei uns. Diese Erkenntnis ist ein guter Anfang. Ein sehr guter Anfang." Die er gar nicht erwartet hatte bei Baldemar. "Bin ich anders? Nein, ich glaube nicht. Meine Familie steht an erster Stelle, Rom kommt direkt danach. Ich bin Patrizier, das beschert mir ein paar wenige Privilegien. Und es erlegt mir Pflichten auf, die ich gerne bereit bin, zu erfüllen. Nein, ich denke, ich bin im Großen und Ganzen nicht anders als die anderen Römer. Von kleinen individuellen Details mal abgesehen."
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Wieder mußte Ursus einen Moment darüber nachdenken, bevor er sprach. Baldemar sprach nur wenig, sagte aber im Grunde doch eine ganze Menge. "Du nicht. Du hast Familie. Aber haben die anderen nicht genauso Familie? Ist nicht der Einzelgänger eher die große Ausnahme auch bei euch Germanen? Bist Du also anders als die anderen?" Wieder kein Spott und kein Hohn. Reine Wißbegierde.
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Ursus nahm wohlwollend zur Kenntnis, daß Cimon seinen Becher sogleich nachfüllte. "Vorlesen? Hm, auf solch eine Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Ich fürchte nur, dabei einzuschlafen. Aber versuchen wir es. Ich hatte gerade erst angefangen, also fang einfach am Anfang an." Ursus lehnte sich bequem zurück, legte sich auf die Cline und entspannte sich zusehens. "Nimm Dir auch etwas zu trinken, Cimon, vorlesen trocknet den Mund aus. Und mach es Dir beqeum."
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Frei wie ein Wolf. Stolz wie die Eule. Stark wie der Baum. Ursus dachte über diese Worte einen Moment lang nach. Und runzelte die Stirn bei der Anrede. "Dominus Ursus oder Herr, niemals nur Ursus, Baldemar." Sein Tonfall war sehr ernst. Er würde dem Germanen gegenüber nicht um einen digitus von diesem Anspruch abweichen.
"Und doch hörte ich, daß auch Germanen Sklaven haben. Daß sie oft sogar ihre Freiheit verspielen. Habe ich da etwas Falsches gehört?" Er sprach weder spottend noch höhnisch. Er wollte es schlicht wissen, denn oft genug stellte er fest, daß über andere Völker völlig falsche Behauptungen kursierten. Es war ihm wichtig zu erfahren, ob die Sklaverei für die Germanen wirklich so etwas Unbekanntes war.
"Ja, das meine ich. Urteile nicht, bevor Du nicht Gelegenheit hattest, Dich selbst zu überzeugen, was Sache ist." Der Germane war wirklich eine harte Nuß. Wie kam Septima mit diesem wortkargen Sturkopf nur klar? Ursus spürte, daß seine Geduld wirklich beansprucht wurde. Doch so schnell wollte er auch nicht aufgeben.
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Mittlerweile hatte auch Ursus seinen Brief beendet, wollte ihn aber auch noch seiner Frau zum Lesen geben. Sicher würde sie noch etwas ergänzen wollen. Oder zumindest lesen und unterschreiben wollte sie ihn ganz bestimmt. Er legte also die Schriftrolle beiseite und griff nach einer anderen Schriftrolle. Nur selten hatte er Gelegenheit, rein zur Entspannung zu lesen. Und das wollte er zum Abschluß des Tages nun tun. Dazu griff er nach dem Becher und trank einen tiefen Schluck. Doch kaum hatte er den ersten Satz gelesen, tat Cimon ein, mit dem Ursus heute eigentlich nicht mehr gerechnet hatte. Der Sklave hielt eine Schriftrolle in der Hand. "Ist der Brief doch noch fertig geworden?", fragte Ursus lächelnd.
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Nein? Woher dann diese Verachtung? Woher dieser Haß? Die große Anspannung, unter der dieser Germane stand, blieb Ursus nicht verborgen. "Ihr Germanen seid so? Ich war ein Jahr lang in Germanien. Ich habe Germanen kennengelernt. Auch welche, die nicht unter uns Römern leben. Ich habe Gastfreundschaft erfahren, raue Sitten und großen Stolz. Aber nicht diese offene Verachtung, die Du ausstrahlst. Erklär es mir, Baldemar. Was macht einen Germanen für Dich aus?"
Als Baldemar so gepreßt vorbrachte, daß er von den Fähigkeiten der Römer noch nichts gesehen hätte, mußte Ursus ein Schmunzeln unterdrücken. "Dem können wir problemlos abhelfen. Ich spreche kurz mit den Wachen am Tor, dann gehen wir zum Exerzierplatz, wo die Männer trainieren. Du wirst Dir dort ein Bild von ihren Fähigkeiten machen können."
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Ursus lächelte zustimmend. "Ich bin sicher, Du bekommst die Angelegenheit in den Griff." Zumindest machte der Sklave auf ihn schon einen viel ruhigeren und gefaßteren Eindruck. "Du hast nicht gestört, Cimon. Du weißt, daß ich Deine Offenheit schätze. Und ich brauche nichts mehr, geh also Deinen Brief schreiben." War er zu weich? Zu nachgiebig? Erlaubte er seinen Sklaven zu viel? Die Episode mit Caelyn hatte Ursus dazu veranlaßt, darüber nachzudenken, was er vielleicht falsch machte. Doch er war immer noch der Meinung, daß Vertrauen von Vertrauen kam. Und er wollte ruhig schlafen können und auch seine Familie in Sicherheit wissen. Wenn seine Sklaven ihn nicht fürchteten, mußte er seine Sklaven auch nicht fürchten. Dieser Überzeugung war er jedenfalls noch immer.
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Sim-Off: Es war nur eine Turma, ich habs im Officium bei der Vorbesprechung gefunden
Decurio Manius Papinius Soranus ergriff die dargebotene Hand und grinste breit. "Das Lob kann ich genau so zurückgeben. Hättet ihr von mehreren Seiten angreifen dürfen, dann hätten wir uns kaum so lange halten können, wir waren schlicht zu wenige. Aber die Männer haben gut gekämpft. Besonders beeindruckt war ich von eurer Grabenüberbrückung." Doch er blieb nicht länger stehen, sondern blieb bei seinen Männern, die zum Tribunus geführt wurden. Mit brav erhobenen Händen, wie von dem Optio, der sie hinführte, gefordert. Dort angekommen stellte er sich vor seine Männer, wie es sich für einen Offizier gehörte.
Ursus wartete geduldig, bis ihm die Besiegten vorgeführt wurden. "Das Lager sichern und in Besitz nehmen!", befahl er, auch wenn er sicher war, daß dies bereits getan wurde. Er wartete noch eine Weile, bis ihm gemeldet wurde, daß das Lager komplett gesichert und durchsucht worden war. "Diesen Teil der Übung erkläre ich hiermit für beendet! Alle Offiziere zu mir, zur Besprechung!"
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Die Legion trat nach und nach ab, geordnet, wie es sich gehörte und somit nicht minder beeindruckend als das Antreten. "Nun, dann darf ich die Herren meiner Frau Tiberia Septima schon mal vorstellen. Sie steht dort drüben." Er deutete mit einer Geste zu Septima herüber und schritt dann voran, um die Stabsoffiziere seiner Frau vorzustellen.
"Septima, dies sind die Offiziere meines Stabes." Er stellte jeden einzeln vor, zuerst die ihr Unbekannten, dann aber kam er auch zu denen, die sie schon kannte: "Tribunus Servius Artorius Reatinus hast Du ja schon auf der Feier von Centurio Marcus Iulius Licinus kennengelernt. Ebenso wie den Centurio, der mein Primus Pilus ist, selbst auch." Die beiden zumindest waren Septima nicht fremd, was es für sie vielleicht ein bißchen leichter machte. "Ich habe die Herren mit ihren Familien für übermorgen zur Cena eingeladen." Besser er sagte es gleich, bevor es zu Mißverständnissen kam. Außerdem gab es Septima Zeit, sich auf das Ereignis vorzubereiten.
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Officium
Ursus schmunzelte. Die Gasthäuser waren ohnehin nicht darauf eingerichtet, eine größere Gruppe von Soldaten aufzunehmen. Außerdem wußte man beim eigenen Zelt, was man hatte. "Ein paar der Gasthäuser unterwegs sind brauchbar. Wenn man genug Geld bezahlt." Er konnte seiner Frau nun einmal nicht zumuten, im Zelt zu schlafen. Jedenfalls nicht ohne größte Not."Sind solche Wagen vorhanden? Wie sieht es überhaupt mit der Ausrüstung aus? Wann wurde die letzte vollständige Inventur vorgenommen? Gibt es Bedarf an bestimmten Materialien? Haben alle Spezialisten ihre notwendigen Rohstoffe und Werkzeuge? Ich weiß, diese Fragen wären eher an den Praefectus Castrorum zu richten, aber der ist ja leider nicht anwesend."
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Baldemars Verhalten war nur Fassade? Das konnte sein, doch erschien Ursus die offen zur Schau gestellte Verachtung schon echt. "Gut, dann spreche ich mit Frija über Marei. Für das Mädchen wäre es jedenfalls gut, eine Art Mutter zu haben. Mir erscheint sie sehr vernachlässigt. Sie scheint oft die einfachsten Dinge nicht zu kennen und zu wissen. Ein Kind sollte nur wenig arbeiten und dafür viel lernen und auch Zeit zum Spielen haben, sonst kann kein zuverlässiger Erwachsener aus ihm werden."
Sie hatten das Haus erreicht und waren kurz davor, einzutreten, als Cimon seine Worte zuraunte. Ursus lächelte und nickte. Dann war ja alles gut. Er erwiderte den Blick, zeigte damit an, daß die Worte nicht unangemessen waren. Immerhin hatte er gefragt und wenn er fragte, wollte er auch Antwort. So konnte Cimon nur Zustimmung in Ursus' Augen lesen, als sie die Villa Aurelia betraten.
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Innerlich seufzte Ursus, doch er widersprach nicht, als Cimon ihn auf ganz sanfte Weise darauf hinwies, daß auch er lernen mußte, wenn zwischen ihnen echtes Verständnis entstehen sollte. Der Nubier hatte ja Recht. Aber dennoch sträubte er sich innerlich dagegen, Unfreiheit tiefer kennenzulernen.
Als Cimon einfach so zu Boden sank, wollte Ursus schon abwehren, denn er schätzte solche Unterwürfigkeitsgesten nicht sonderlich. Doch dann wurde ihm klar, daß Cimon das nicht so meinte. Er war wohl einfach von seinen Gefühlen so überwältigt, wie es schien. Ganz sicher war Ursus sich zwar nicht, doch erinnerte dies hier in keinster Weise an den Cimon, der ganz am Anfang auf die Knie gesunken war, um Ursus seine Unterwürfigkeit zu beweisen.
Er hätte nicht nachgefragt, um wen es sich handelt. Denn natürlich war klar, daß Cimon damit schon herausrücken würde, wenn es ernst wurde. Denn wie könnte Ursus sonst in Verhandlungen mit dem anderen Eigentümer treten können? Doch als Cimon sich doch jetzt schon dazu durchrang, den Namen zu nennen, konnte Ursus seine Überraschung kaum verbergen. Dabei lag es eigentlich nahe, bedachte man die frühere Bitte seines Sklaven.
“Phanaeas?” Das machte die Angelegenheit mehr als schwer. Eigentlich sogar unmöglich. Denn soweit Ursus das beurteilen konnte, war Phanaeas für Lucianus genau das, was Ursus aus Cimon machen wollte: Ein Vertrauter.
"Was ich tun würde? Cimon, die Antwort auf diese Frage ist leicht zu finden und hat nichts mit Freiheit oder Unfreiheit zu tun. Sprich mit Phanaeas und respektiere seine Entscheidung. Will er auch mit Dir zusammen sein, dann werde ich mit seinem Herrn sprechen. Ist ihm solch eine Beziehung zuviel und er möchte nur eine Freundschaft, nicht mehr, dann mußt Du das akzeptieren. Wenn Du ihn wirklich liebst, dann willst Du ihn glücklich sehen und tust genau das, was er möchte."
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Schweigend folgten sie dem Weg zum Tor und Ursus behielt den Sklaven im Auge. Es entging ihm nicht, daß der Germane finster dreinschaute und sogar knurrte. Der Anblick der Soldaten schien Zorn in ihm zu wecken. "Dein Verhalten scheint zu zeigen, daß es Soldaten waren, die Dich in die Sklaverei brachten. Ist es so, Baldemar? Du scheinst für römische Soldaten nur Verachtung übrig zu haben. Das wundert mich sehr. Auch ein Besiegter kann Achtung vor dem Können der anderen haben. Hier jedenfalls kannst Du immer wieder hören, daß die Germanen tapfere Krieger sind und gute Einzelkämpfer. Warum bist Du nicht fähig, diese Achtung vor guten Fertigkeiten aufzubringen?" Natürlich bestand die Gefahr, daß er in ein Wespennest stieß. Aber sie sollten sich kennenlernen. Also mußten sie miteinander reden und die Gründe für ihr gegenseitiges Verhalten herauszufinden.
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Danke. Das war alles, nach allem, was er für dieses Mädchen getan hatte. Undank war der Welt Lohn, wie immer. Ursus nickte. "Natürlich. Was Dir gehört, sollst Du mitnehmen." Wobei ihr natürlich rein rechtlich gar nichts gehörte. Doch was wollte er auch mit dem Plunder. Sollte sie es mitnehmen. Und gehen. Anscheinend hatte er sie völlig falsch eingeschätzt. Wie man sich irren konnte! Er hatte tatsächlich geglaubt, sie würde ihn ein mögen. Und wäre hier eigentlich ganz zufrieden gewesen.
"Ich wünsche Dir ebenfalls noch einen angenehmen Tag, Quintilius. Mögen die Götter auch stets mit Dir sein." Und auch mit Caelyn. Doch das sprach er nicht laut aus, er würdigte sie nicht einmal mehr eines Blickes. Dieses undankbare Gör. Schlug die baldige Freilassung aus. Wie konnte sie diesen Mann in so kurzer Zeit so gut kennengelernt haben, daß sie ihm ihr Leben freiwillig anvertraute? Nachdem sie genau wußte,daß es ihr hier viel besser ging? Nein, er verstand es immer noch nicht. Und würde es vermutlich auch nie erfahren, denn Caelyn schien nur noch schnell hier weg zu wollen.
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"Der mütterliche Vater", Ursus mußte nun doch lachen. Ein netter Begriff. Und eigentlich auch passend. Nur würde niemand diesen Begriff mit Cimon in Verbindung bringen, so rein vom Anblick her.
"Du meinst also, auch Frija würde es gut tun, sich um die Kleine zu kümmern? Hm. Ich werde darüber mal mit ihr sprechen. Sicher weiß sie auch ihren Mann einzuschätzen, was das angeht. Für mich ist er ein Buch mit sieben Siegeln, das muß ich gestehen. Er ist unnahbar, verschlossen und wirkt manchmal geradezu feindselig." Besonders wohl fühlte sich Ursus in der Gegenwart des Germanen nicht. Doch Septima schien ihm vollkommen zu vertrauen. Womit er sich dieses Vertrauen wohl verdient hatte?
Das kurze Zögern in Cimons Schritt ließ auch Ursus in seinem Schritt innehalten. Sie hatten das Haus fast erreicht. Und dort würden sie nie so ungestört reden können, schienen doch sämtliche Wände dort Ohren zu haben. "Gibt es noch etwas?", fragte er leise, um Cimon die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern, solange sie noch nicht angekommen waren.
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Ursus hatte das Versprechen, das er bei seiner Rede gegeben hatte, nicht vergessen. Tatsächlich hatte er vor, ein Legat zum "Anfassen" zu sein. Einer, der sich nicht im Officium verkroch, sondern sich sehen ließ, mit den Männern sprach und sich selbst von der Lage ein Bild machte. Er verzichtete darauf, sich von seinen Stabsoffizieren begleiten zu lassen. Was vielleicht auch besser war, solange er Baldemar bei sich hatte. Wie er den Germanen kannte, würde der seine Verachtung für die römische Armee nur allzu deutlich zeigen. Hoffentlich nicht so deutlich, daß es Ärger mit den Männern gab. Obwohl, so eine kleine Abreibun täte Baldemar vielleicht ganz gut. Damit er aufhörte, auf andere so verachtend herab zu schauen, ohne wirklich zu wissen, was jene konnten.
Nur mit wenigen Worten hatte Ursus seinem derzeitigen Leibwächter erklärt, was er vorhatte und verließ nun mit ihm im Schlepptau die Principia. Sie gingen die Via Praetoria entlang in Richtung der Porta Praetoria. Links und rechts zunächst die Wohnhäuser der Tribune, dann kam rechts das Forum und links die Centurienbaracken. Es war durchaus viel los, obwohl viele Männer beim Training waren und andere auf Wache.