Ursus schmunzelte über Septimas Scherz und schüttelte den Kopf. Sie wußte doch sicher, daß nicht alle Ritter Roms aus dem Militär kamen. Und daß sie schon sehr reich sein mußten, um überhaupt Ritter werden zu können. Cornelius Agrippa. Nein, er konnte sich des Namens nicht entsinnen. Aber es gab viele hohe Verwaltungspositionen, mit denen er nie etwas zu tun gehabt hatte. Und vermutlich war dieser Mann schon sehr alt gewesen. Es war Ursus auch nicht wichtig genug, um weitere Nachforschungen dazu anzustellen.
Sie wurden zum Balneum geführt und Ursus war mehr als überrascht, solch ein großes, schönes Bad vorzufinden. Er war beeindruckt, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Lieber nahm er sich des Wasserzulaufs an und prüfte die Funktion. Ja, hier war alles in Ordnung. Dann untersuchte er die Becken auf Lecks und die geschmackvollen Mosaike auf Schäden. "Das alles zu beheizen wird sehr teuer. Viele warme Räume werden große Mengen Holz erfordern." Natürlich konnte man Sperren einbauen, wenn man nicht wollte, daß bestimmte Räume mitgeheizt wurden. Trotzdem wollte er diesen Aspekt nicht außen vor lassen. Schließlich war es nicht klug, vor dem Verkäufer zu positiv über das Objekt zu sprechen. Wobei er seiner Frau durchaus anmerkte, wie begeistert sie von dem Haus war. Ebenso wie er.
Sie folgten Messalinus in die Küche. Auch hier schaute Ursus sich genau um. Der Verkäufer mußte ja nicht wissen, daß er von diesem Bereich keine Ahnung hatte. Es gab einen Ausgang nach draußen auf einen zusätzlich abgeteilten Garten. Hier waren wohl Gemüse und Kräuter angebaut, nur leider jetzt von Unkraut überwuchert. Ein gemauerter Backofen war hier ebenfalls vorhanden, ebenso ein überdachtes Holzlager, ein Regensammelbecken und vieles andere, das darauf hinwies, daß hier gearbeitet werden konnte.
Ursus ließ sich nichts davon anmerken, daß er auch hiervon sehr angetan war. Er folgte wieder nach drinnen und schaute sich die Lagerräume, die Sklavenunterkünfte und schließlich die Gästezimmer an. Zwischendurch drückte er seine Frau sanft an sich. Für ihn war es dieses Haus. Wenn der Garten jetzt noch brauchbar war, dann würde er es kaufen. Nur durfte er es jetzt nicht zu deutlich zeigen, sonst würde er ein Vermögen zahlen müssen.
Zunächst betraten sie den von Säulen umgebenen Innenhof, das Peristyl. Es besaß einen hübschen Brunnen, in dem das Wasser von einem Becken ganz oben immer in das nächste floß. Insgesamt besaß er vier übereinanderliegende Becken, die nach unten immer größer wurden. Die Becken waren von außen mit allerlei Reliefs verziert, die von den großen Mythen erzählten. Und der Rand des untersten Beckens lud zum Sitzen ein. Um den Brunnen herum gab es Bänke und Podeste, auf denen wohl einmal Statuen gestanden hatten. Die Pflanzen waren allesamt verwildert, doch es waren Rosenbüsche zu erkennen, die bei entsprechender Pflege sicherlich eine Pracht waren. Die Säulen waren teilweise von Wein umrankt, so daß das gesamte Perystil sehr verwunschen wirkte.
Als sie nun den eigentlichen Garten betraten, ein Bereich, den die meisten Häuser Roms aus Platzgründen gar nicht erst besaßen, erwarteten sie eine großzügige Rasenfläche und einige schattenspendende Bäume. Eine Mauer umgab das Grundstück und schützte somit vor neugierigen Blicken ebenso wie vor Lärm. Dieser Bereich war sehr schlicht gehalten, was Ursus aber nicht als Nachteil ansah.
Er wandte sich nun an den Verkäufer. "Bist Du berechtigt, zu verhandeln? Das Haus kommt durchaus in Frage, aber natürlich müssen wir uns noch beraten und brauchen auch einen Anhaltspunkt, was den Preis angeht. Es muß viel gemacht werden und die Folgekosten, gerade was das Heizen angeht, sind enorm. Ebenso dürften die Wasserkosten nicht gerade gering ausfallen. Ich bin der Meinung, daß diese Dinge Einfluß auf den möglichen Kaufpreis haben sollten." Die eigentlichen Verhandlungen würden natürlich ein anderes mal stattfinden.
