Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Natürlich suchte Ursus mehr die Nähe seiner eigenen Familie, als der Familie seiner Frau. Doch fragte sie ja nur für den Fall, daß sie auf dem Quirinal nicht fündig wurden, was sehr unwahrscheinlich war. Somit war es ohne Risiko, ihr zuzustimmen und ihr somit ein gutes Gefühl zu geben. "Ja, natürlich. Sollten wir hier nichts Passendes finden, wäre es das Naheliegenste, in die Nähe Deiner Familie zu ziehen. Wir werden kein Anwesen kaufen, das unseren Vorstellungen überhaupt nicht entspricht. Immerhin soll es unser Heim werden. Wir sollten uns darin rundum wohl fühlen. Beide. Und unsere Kinder auch." Er dachte an seine eigene glückliche Kindheit. Eine solche wollte er für seine Kinder ebenfalls.


    Sie waren an dem Haus angelangt und das erste vorsichtige Urteil Septimas klang ja schon mal nicht ganz schlecht. "Das finde ich auch. Aber laß uns lieber erst einmal sehen, wie es innen aussieht und wie groß der Garten ist." Er war vorsichtig geworden und fand es besser, nicht zuviel zu erwarten und dann positiv überrascht zu werden, als umgekehrt.


    Kaum hatte Cimon geklopft, wurde die Porta auch schon geöffnet. Der junge Mann war freundlich, sauber, konnte sich ordentlich artikulieren und wirkte eifrig. Vielleicht ein klein wenig zu eifrig, doch man merkte, daß er sich um Zurückhaltung bemühte. Insgesamt machte er auf Ursus einen durchaus sympathischen Eindruck. Auch wenn er Septima ein wenig zu bewundernd anschaute und sein Lächeln einen Hauch zu charmant war, als er es Septima schenkte.


    "Salve, Messalinus", grüßte Ursus den Mann und winkte ab, um die Lobhudelei ein wenig abzukürzen. Der junge Mann wirkte kompetent und Ursus wollte zur Sache kommen. "Dann zeige uns mal das Innere des Hauses. Was gehört alles zu dem Anwesen dazu?" Mit seiner Frau am Arm betrat Ursus das Haus. Das Vestibulum war unspektakulär, doch das darauf folgende Atrium machte schon mehr her. Zwar hatten auch hier die Wandmalereien gelitten, doch es waren keine Wasserschäden zu sehen. Das großzügig angelegte Impluvium hatte ein detailfreudiges Mosaik, das den Meeresboden mit Seesternen, Muscheln und Krebsen darstellte. In der Mitte gab es einen kleinen Brunnen, der zwei miteinander spielende Delphine darstellte. Das übrige Atrium war eher schlicht, aber groß. Daraus ließ sich gewiß etwas machen. Ursus schaute seine Frau an, ob ihr dies hier wohl gefiel. Natürlich ließ sich das Impluvium auch umgestalten, sollten ihr diese Meeresmotive nicht gefallen.



    "Manche Ablenkung von der Arbeit ist ausgesprochen angenehm." Ursus grinste breit und gab seiner Frau noch schnell einen liebevollen Kuß, bevor sie vollends von seinem Schoß stieg, um ein gewisses verlorenes Kleidungsstück einzusammeln. Er selbst mußte sein gleichgeartetes Kleidungsstück ebenfalls wieder richtig anlegen, doch das konnte er tun, wenn sie gegangen war. "Die Wachstafeln dort rechts auf dem Regal sind die Unterlagen zu diesem Landgut." Er zeigte zu einem Regal auf dem vier Stapel Wachstafeln darauf warteten, eingepackt zu werden. Jeder Stapel gehörte zu einem der Güter. "Nimm sie mit und schau sie Dir an. Wenn Du Fragen hast, stehe ich Dir natürlich zur Verfügung." Aber eigentlich war alles sehr ordentlich aufgelistet und kommentiert. Wenn sie nicht ganz unwissend war, was Buchführung anging, würde sie ganz bestimmt zurechtkommen.

    Sie beruhigte ihn mit der Versicherung, daß es ihr gut ging. Dazu lächelte sie ihr wundervolles Lächeln. Trotzdem blieb ein merkwürdiges Gefühl zurück, als gäbe es da etwas, das sie bedrückte und das sie ihm zuliebe beiseite schob. Doch was konnte er tun, außer fragen? Außerdem konnte es immer noch sein, daß er sich das nur einbildete und es einfach die Anstrengung der Reise war, die sie weniger fröhlich als sonst wirken ließ.


    Widerstandslos ließ er sich mitziehen und lachte leise. Er war zu beneiden und er wußte es! Was war er doch für ein glücklicher Mann! Im Gasthaus wurden sie mit den besten Speisen und Weinen verwöhnt, während das Bad vorbereitet wurde. Hungrig machte sich Ursus über das Essen her. Zwar schüttelte er innerlich den Kopf, als Septima nur ein paar Oliven aß, sagte aber nichts dazu. Er selbst litt nicht unter mangelndem Appetit und genoß die leckeren Dinge, die ihnen serviert worden waren.


    Der Wirt hatte einen Badezuber im Nachbarraum zu ihrem Zimmer aufstellen lassen. Das Wasser dampfte leicht, Seife lag bereit, ebenso Handtücher. Frija hatte frische Kleidung schon bereit gelegt. Ursus ließ sich beim Entkleiden helfen, warf seiner Frau aber begierliche Blicke zu. Noch schöner wäre es wohl gewesen, wenn sie jetzt schon allein wäre. Er konnte es kaum abwarten, ihre zarte Haut zu berühren, ihre Lippen zu schmecken... Schon der Anblick ihrer wiegenden Hüften entfachte die Glut in ihm. Als gar ihre Brüste seine Haut streiften, keuchte er kurz auf. "Ja, da helfe ich Dir gerne hinein. Denn sonst... wird es heute nichts mehr mit einem Bad." Er lachte leise und hob sie auf seine Arme. Sie war nicht schwer. Und selbst wenn sie es wäre, würde er sich jetzt in diesem Moment nichts davon anmerken lassen. Vorsichtig hob er sie über die Wand des Zubers und ließ sie in das gut temperierte Wasser gleiten. "Ist es so recht, mein Herz?", fragte er in etwas übertrieben diensteifrigem Ton, das mit einem frechen Schmunzeln untermalt war. Dann stieg er selbst in den Zuber, der groß genug war, daß sie beide sehr bequem darin sitzen konnten.

    "Ja, schon ist es Dein Grundstück." Gut, natürlich mußte noch eine Eintragung in die Grundbesitzlisten erfolgen, aber dafür konnte ein Bote sorgen, das war unproblematisch. Darüber nachzudenken, wurde ihm im nächsten Moment auch eher schwer gemacht, denn Septimas nächste Frage war ganz offensichtlich nur rhetorischer Art, begann sie doch sogleich, sich auf ihre ganz spezielle und persönliche Art zu bedanken. Nach wie vor überraschte sie ihn mit solchen Aktionen völlig, doch genoß er dieses sehr aktive Eheleben. Niemals hätte er sich so etwas träumen lassen, wußte er doch nur zu genau, daß andere Ehemänner von ihren Frauen nur ungern im Bett geduldet wurden.


    Das Lob von ihren schönen Lippen zu hören, ließ es ihm ganz warm um's Herz werden. Daß der Liebesschwur irgendwie fehlte, war in diesem Moment nicht so offensichtlich für ihn. Er wollte keine abgedroschenen Worte hören, sondern fühlen, daß sie ihm zugetan war. Und in diesem Moment war er sicher, dies zu fühlen. Ganz sicher. "Ich gebe mein Bestes", versicherte er ihr und küßte sie zum Dank für diese wohltuende Aussage. "Du bist auch eine gute Ehefrau, ich bin sehr glücklich mit Dir." Noch wußte, nein, ahnte er nicht einmal im Ansatz, daß seine Frau ihm untreu war. Wie könnte er auch? Bei den Nächten, die sie miteinander verlebten, konnte er dies auch nicht ahnen.

    "Gut, dann also zuerst dorthin." Ursus rief Cimon heran, der die Sänfte begleitete, und sagte ihm die Adresse, die sie als nächstes aufsuchen wollten. "Ja, vielleicht haben wir Glück. Es wäre ideal gelegen, innerhalb weniger Minuten ist man bei der Villa Aurelia und somit haben wir es auch nur wenig weiter als bisher, wenn wir zum Forum oder auf die Märkte wollen." Ursus hoffte, daß dieses Haus brauchbar war, denn enger Kontakt zur Familie war ihm sehr wichtig.


    Die weiteren Worte seiner Frau erstauten ihn allerdings sehr. Unwillig runzelte er die Stirn. "Streit? Was erdreistet dieser Sklave sich? Maiordomus oder nicht, in unserem Teil des Hauses bestimmen wir und nicht Corvinus. Und noch viel weniger sein Sklave. Mich bestärkt das nur in meiner Meinung, daß es besser ist, einen eigenen Haushalt zu haben. Wenn Du vor unserer Abreise noch Zeit dafür findest, dann solltest Du das tun, ja. Andererseits erledigt sich das Problem doch auch irgendwie von selbst durch unseren Auszug, meinst Du nicht? Ich nehme an, daß Du Brix ordentlich Bescheid gestoßen hast?"


    Es blieb kaum Zeit, darüber zu sprechen, denn schon hatten sie das Haus erreicht. Von außen sah es ebenfalls vernachlässigt aus, die Farbe blätterte an vielen Stellen ab. Doch trotzdem hatte es eine kunstvoll gestaltete Fassade und die mit Schnitzereien verzierte Tür besaß ein kleines Vordach, das mit Säulen abgestützt war. Man brauchte nicht viel Phantasie um sich vorzustellen, wie prachtvoll es nach einer gründlichen Renovierung aussehen würde. Ursus reichte seiner Frau die Hand, um ihr aus der Sänfte zu helfen, während Cimon zum Anklopfen vorgeschickt wurde.




    Wie der Ausdruck der Enttäuschung dem der unbändigen Freude auf ihrer Miene wich, war ein wunderbarer Anblick, den Ursus ohne Frage genoß. Und nun setzte sich sich auf seinen Schoß und küßte ihn inniglich. Für Ursus war dieser Moment einer der schönsten ihrer bisherigen Ehe. Zeigte sie doch selten so spontane Freude und daß sie mit ihrem Ehemann durchaus glücklich war. Er wagte noch nicht zu hoffen, daß sie ihn liebte. Aber sie mochte ihn und das war eine gute Grundlage. Ursus erwiderte den Kuß liebevoll und hatte ganz spontan Lust, seine Arbeit Arbeit sein zu lassen und das Packen auf später zu verschieben.


    "Wie wäre es, wenn ich die Urkunde gleich jetzt ausstelle? Dann haben wir es auf jeden Fall vor der Abreise noch unter Dach und Fach." Er umfaßte ihre Hüften mit einem Arm, damit sie nicht von seinem Schoß rutschte, wenn er jetzt die Lade aufzog, in der die Besitzurkunden lagen. Es war ein Leichtes, das Eigentum auf seine Frau zu übertragen. Zwar mußte er sich ein wenig recken zum Siegeln. Aber dann war es erledigt und er hatte wieder beide Hände frei für seine Frau.


    Sim-Off:

    WiSim

    Ursus nahm sich ebenfalls einen Becher stark verdünnten Weines, während Sermo berichtete, daß Caelyn sich gut benommen hatte. Das klang schon so unglaublich, daß Ursus unwillkürlich seine Augenbraue hob. Sie hatte nichts gestohlen? Sich nicht unflätig ausgedrückt? Keine impulsiven Dummheiten? Das sah ihr gar nicht ähnlich. "Wann und wo hast Du sie denn eigentlich gefunden?" Und dann konnte der Mann keineswegs negative Züge an ihr entdecken? Hier war etwas faul. Ganz gewaltig faul. Ursus hob den Becher an seine Lippen, um zu trinken, doch es war der ungünstigste aller möglichen Momente. Denn gerade eröffnete Sermo ihm, daß er Caelyn erwerben wollte. Der Schluck geriet in die falsche Röhre und Ursus ganze hochherrschaftliche Beherrschung zerschellte in einem heftigen Hustenanfall. Hatte der wirklich gerade gesagt, er wolle keinen Finderlohn, sondern lieber Caelyn erwerben? Immer noch hustend suchte sein Blick nach Cimons. Ursus wußte, was er versprochen hatte. Und er war eigentlich niemand, der sein Versprechen einfach brach.


    Es dauerte eine kleine Weile, bis Ursus' Husten nachließ und er mit einigen Schlucken kühlen Wassers seine Sprechfähigkeit wiedererlangte. Und nun wandte er sich an Caelyn. "Du weißt, Du hast mich enttäuschst, Caelyn. Sehr sogar. Du hast Dein Wort gebrochen. Und noch nicht einmal ein Wort der Entschuldigung - oder auch nur einen Gruß - hast Du Dir abringen können. Aber ich will mein Wort nicht brechen. Du weißt sehr genau, worauf ich mit Dir hingearbeitet habe. Du weißt, daß Du hier alle nur erdenklichen Chancen hast. Also sage mir, was Du eigentlich willst. Willst Du hier bleiben? Oder möchtest Du das Eigentum dieses Mannes sein? Ob Du bekommst, was Du willst, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber ich will es wissen, Caelyn. Und überlege Dir die Antwort gut. Und schau mich dabei an, denn ich möchte, daß Du ehrlich bist."




    Cimon kam mit Getränken und einem Imbiß und bewies damit eindrucksvoll, daß davonlaufende Sklaven im aurelischen Haushalt ganz und gar nicht gewöhnlich waren, sondern eher zuverlässige und fleißige. "Bitte, bedien Dich", bot Ursus freundlich auch von den Speisen an. "Ja, das ist sehr freundlich von Dir, sie zurück zu bringen. Und sicherlich besser, als wenn die Wachen sie aufgegriffen hätten. Natürlich steht Dir ein Finderlohn zu und den sollst Du auch erhalten." Ursus nahm tatsächlich nicht an, daß Sermo eine ungehorsame, diebische, schonmal davongelaufene Sklavin haben wollte. "Ich hoffe, sie hat sich in Deiner Gegenwart ordentlich benommen?", fragte Ursus vorsichtig, denn er mußte ja davon ausgehen, daß sie mal wieder lange Finger gemacht hatte. Und das wäre in der Tat mehr als peinlich.






    Ein klein wenig Zeit ließ sich Ursus. Immerhin sollte die Truppe auch die Gelegenheit haben, vollständig anzutreten. Wie erwartet, brauchte sie dafür nicht lange, die Legion war darauf eingespielt, Befehle schnell und effizient zu befolgen. Wann die Männer bereit waren, war nicht zu überhören, brüllte Licinus doch laut genug seine Befehle. Nur wenige Augenblicke nach seinen Offizieren betrat Ursus das Tribunal und begrüßte die Tribune und den Primus Pilus noch einmal für alle sichtbar per Handschlag. Natürlich hatten sie schon vorher miteinander gesprochen, aber für die Männer fand Ursus diese Geste vonnöten.


    Nun trat er einen Schritt vor und ließ den Blick langsam und durchaus stolz über die geordnet angetretene Legion schweifen. Dies war ein wahrhaft gewaltiger Anblick. Zu wissen, daß man über mehr als fünftausend Mann das Kommando hatte, war das eine. Sie vor sich zu sehen etwas ganz anderes. Für einen kleinen Moment fühlte er ein flaues Gefühl in seinem Magen. Denn es wurde ihm bewußt, daß die Leben all dieser Männer nun in seiner Hand lagen.


    "Männer der ruhmreichen Legio I traiana pia fidelis! Ich bin sicher, der Informationsfluß innerhalb der Castra funktioniert gut, dennoch möchte ich mich euch vorstellen. Mein Name ist Titus Aurelius Ursus und mir kommt die ungeheuerliche Ehre zu, euer neuer Legatus Legionis zu sein." Diese Information ließ er kurz sacken, auch wenn er fest davon überzeugt war, nichts wirklich Neues mitgeteilt zu haben. "Einige von euch werden mich noch kennen, ist es doch noch gar nicht so lange her, daß ich hier mein zweites Tribunat als tribunus laticlavius abgeleistet habe. Für diejenigen, die mich noch nicht kennen: Keine Sorge, ihr werdet mich kennenlernen." Er schmunzelte und hoffte, die Stimmung ein kleines bißchen gelockert zu haben.


    "Nun werdet ihr sagen: Gut, da ist ein neuer Mann in der Principia. Doch was ändert sich für uns? Ich werde es euch sagen: Zunächst einmal nicht viel, denn eure Offiziere haben auch ohne Legatus hervorragende Arbeit geleistet. Und doch ist es nun eine enorme Verbesserung, daß tatsächlich endlich wieder ein Kommandant ernannt wurde. Jemand, der euch nach außen hin vertritt, der dafür sorgt, daß eure Interessen gewahrt werden, ebenso wie jemand, der dafür sorgt, daß ihr zu einer eingeschworenen Gemeinschaft werdet und niemals vergeßt, warum ihr überhaupt hier seid und Tag für Tag hart trainiert: Um dem Kaiser zu dienen! Um Rom und all seine Bewohner zu schützen! Ihr seid die Prima! Ihr seid die Besten! Diesen Ruf habt ihr euch hart erkämpft! Die Legion des Kaisers! Die einzige Legion, die in Italia, dem Herzen des Reiches, stationiert ist! Ihr seid die Stütze und der Schutz des Reiches! Es ist mir eine Ehre, an Eurer Spitze zu stehen und euch zu noch größerem Ruhm zu führen!
    LANG LEBE DER KAISER! ROMA VICTRIX!"

    Ursus sah das Schmunzeln und erwiderte es. Denn er dachte bei sich, daß Reatinus Septima noch nicht sehr gut kannte und sich vielleicht noch umschauen würde. "Meine Frau wird in dem Haus einen großen Teil ihres Lebens verbringen müssen. Deshalb liegt es mir sehr am Herzen, ihre Wünsche berücksichtigt zu sehen. Es ist gut zu wissen, daß Du den Umgang mit solch anspruchsvollen Kunden gewöhnt bist." Vielleicht unterschätzte er die Erfahrungen des Freundes ja auch. Es gab sicher auch noch anspruchsvollere Kunden.


    "Beim Kauf wurden mir Pläne übergeben, die ich Dir gerne zur Verfügung stelle. Ich würde mich aber wohler fühlen, wenn Deine Leute als erstes die Daten überprüfen würden. Ich weiß nicht, ob diese Pläne, und ich meine vor allem die Maße, wirklich zuverlässig sind. Die Bausubstanz habe ich von Baufachleuten vor dem Kauf prüfen lassen. Das Haus ist groß und etwa fünfzehn Jahre alt. Was den Stil angeht, so möchte ich Dich an meine Frau verweisen. Ich bitte Dich darum, nur beste Materialien zu verwenden, dafür bin ich auch bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen."

    "Hab Dank für Deine guten Wünsche, die kann ich sicherlich brauchen. Nun will ich Dich nicht länger aufhalten. Auch ich wünsche Dir alles Gute und hoffe auf einen baldigen Besuch von Dir. Grüße bitte Deine Frau von mir." Ursus erhob sich, um sich zu verabschieden.

    Ursus erkannte Caelyn sofort, als sie eintrat, wandte aber gleich wieder den Blick von ihr. Natürlich war er froh zu sehen, daß sie gesund und unversehrt war. Doch allzu leicht machen wollte er es ihr auch nicht. Sie war davongelaufen. Sie hatte sämtliche Versprechen gebrochen, die sie so inniglich gegeben hatte. Sie hatte ihn bitterlich enttäuscht.


    "Salve, Quintilius. Es ist mir ebenfalls eine Ehre, Dich kennenzulernen. Wobei ich glaube, daß wir uns auf der Hochzeit meines Freundes Germanicus Sedulus gesehen haben. Der zweite Bräutigam ist einer Deiner Verwandten, nicht wahr? Setz Dich doch bitte. Darf ich Dir etwas zu trinken anbieten?"


    Und nein, er bot Caelyn nichts dergleichen an. Dabei ignorierte er den Stich, den diese Grobheit seinem eigenen Herzen versetzte. Eigentlich wollte er gar nicht gemein zu ihr sein. Eigentlich wollte er sie in den Arm nehmen und sie freundlich fragen, was denn los war und was denn so schlimm sein konnte, daß sie fortlief. Aber vor Sermo erschien ihm so etwas wie eine Schwäche. Und als Senator durfte man schließlich nicht schwach sein.




    Ursus nickte. Auch wenn Corvinus nur wenig begeistert gewesen war, er selbst hielt die Idee für überaus brillant. Es war schön zu sehen, daß er mit dieser Meinung nicht allein war. "Ich hoffe, ich darf Dich als Gast begrüßen, wann immer Dein Weg Dich nach Mantua führt? Es wäre meiner Frau und mir eine Ehre, Dich zu bewirten."

    "Ich darf das Pomerium nicht betreten, sonst verliere ich mein Kommando. Und ich reise bereits morgen ab." Eine Tatsache, die unumstößlich war, wie Lucianus ja genau wußte, hatte er doch lange Zeit selbst ein Kommando inne gehabt. "Sollte der Senat jedoch eine seiner Tagungsstätten außerhalb des Pomeriums nutzen, vielleicht um auch anderen Sentoren, die der gleichen Beschränkung wie ich unterliegen, die Möglichkeit zur Teilnahme zu geben, dann werde ich mit Freuden anreisen, um an der Sitzung teilzunehmen. Ich möchte Dich daher auch darum bitten, mich zu informieren, sollte dies einmal der Fall sein." Rom war durchaus in Aufruhr unter der ruhig scheinenden Oberfläche. Man mußte schon blind sein, um dies nicht mitzubekommen. Daher konnte sich Ursus schon vorstellen, daß der Senat sich zu solchen Maßnahmen entschied. Es wäre nicht einmal so ungewöhnlich, so etwas war schon oft vorgekommen.


    "Zudem habe ich ein Haus erstanden, das knapp außerhalb des Pomeriums liegt. Zum einen war es ohnehin notwendig, da die Villa Aurelia mittlerweile aus allen Nähten platzt. Zum anderen ermöglicht es mir, nach Rom zu kommen, um hin und wieder mit Dir und anderen Freunden zusammenzutreffen, um auf dem Laufenden zu bleiben, was die politischen Entwicklungen angeht. Schließlich kann ich nicht erwarten, daß immer alle zu mir nach Mantua kommen. Wobei ich allerdings schon auf gelegentliche Besuche und vor allem auch auf regen Briefkontakt hoffe."

    Ursus schmunzelte. "Nein, das ist sie nicht, das war sie nie und das wird sie nie sein. Auch ein Gesetz kann niemals gerecht sein, da das Leben zu viele Varianten hat, um sie in einer generellen Regelung erfassen zu können. Egal, wie gut man es durchdenkt, es wird immer Einzelfälle geben, die durch die Maschen fallen." Er zuckte mit den Schultern, das war eben so, damit mußte man sich abfinden. Auch wenn man der Betroffene war. Im Interesse der Allgemeinheit.


    "Natürlich werden viele dagegen sein. Vermutlich auch schon gegen eine Obergrenze für den Neuerwerb, sollte so ein Vorschlag überhaupt kommen. Schließlich wollen alle ja noch reicher werden, als sie es ohnehin schon sind. Ich kann nur wiederholen, daß ich den Vorstoß abgesehen von der schlechten Vorlage gut finde, da er für Rom, das ganze Reich, eine Verbesserung bedeuten würde, ungeachtet der Ungerechtigkeit einer teilweisen Zwangsenteignung der Reichsten der Reichen. Meine Stimme hat in diesem Fall aber ohnehin kein Gewicht, da ich zur Abstimmung schon nicht mehr da bin. Ich könnte Dir nicht einmal sagen, wie ich abstimmen würde, da ich die genaue Vorlage für die Abstimmung noch nicht kenne und mich ja auch mit Dir und der Familie abstimmen müßte. Wir tauschen jetzt und hier ja nur Meinungen aus, nichts weiter." Er bezweifelte, daß der Senat solch ein Gesetz verabschieden würde. Aber sein Patron hatte zweifellos Recht: Es würde mächtig Staub aufwirbeln.

    "Sehr gut", nickte Ursus zufrieden, darauf hatte er gehofft. "Dieses Kommando bringt es mit sich, daß der Bereich des Pomerius in Rom von mir nicht mehr betreten werden darf. Jedoch bin ich immer noch Senator und darf den Anschluß an das politische Geschehen nicht völlig verlieren. Zudem möchte ich natürlich auch ab und an die Familie besuchen. Die Villa Aurelia liegt aber bedauerlicherweise innerhalb des Pomeriums. Also habe ich kurz vor der Abreise ein Haus knapp außerhalb des Pomeriums erstanden. Es genügt allerdings nicht unseren zugegebenermaßen sehr hohen Ansprüchen. Es muß komplett umgebaut werden und braucht natürlich auch eine standesgemäße Ausstattung. Meinst Du, daß Deine Leute dazu in der Lage sind? Und bevor Du voreilig ja sagst: Meine Frau ist wirklich sehr anspruchsvoll, wenn Du verstehst, was ich meine." Er schmunzelte, denn er konnte sich schon lebhaft vorstellen, wie Septima den armen Reatinus zur Verzweiflung brachte mit ihren Ideen, die sich durchaus auch spontan entwickeln konnten.

    Ursus nickte zu dem Vorschlag. "Dann sorge dafür und berichte mir, sobald Du etwas erfahren hast." Er wußte, daß er sich auf Reatinus verlassen konnte und sich zumindest darum nicht selbst kümmern mußte.


    "Das hoffe ich, daß ich der Legion wieder mehr Stabilität verleihen kann. Gerade die Prima hat es verdient, finde ich." Und mit einem guten Stab ließ sich viel erreichen. Ursus war guter Dinge, daß sein Kommando ein schwieriges werden würde.


    "Ich habe übrigens noch eine private Bitte an Dich. Besitzt Du immer noch Dein Architekturbüro? Denn ich benötige dringend zuverlässige Leute für einen umfangreichen Auftrag. Hast Du Kapazitäten frei?"

    Schmunzelnd hob Ursus den Becher ein weiteres Mal. "Dann will ich mich Deinem Glauben anschließen. Auf die Wunder, die uns manchmal ganz unbemerkt widerfahren. Mit Dank an die Götter, die diese Wunder ermöglichen." Er vergoß andächtig einen Schluck Wein, um ihn den Göttern zu schenken. Dann stieß er mit Reatinus an. Die Feier nahm ihren Fortgang, wurde mit der Zeit gelöster, lustiger und feuchter. Es war sehr spät, als die Feier sich dem Ende zuneigte und Ursus seine Frau einsammelte, um heimzugehen. "Hab Dank für diese wunderbare Feier, Iulius", wandte er sich zum Abschluß an den Gastgeber, "Mantua ist eben immer eine Reise wert, wie Du uns eindrucksvoll bewiesen hast."





    Sim-Off:

    Dies dürfte noch vor der Ernennung zum Legaten stattfinden, da Caelyn ja nur wenige Tage abwesen war, oder?




    Ein wenig irritiert blickte Ursus auf. Um diese Zeit wurde er eher selten gestört. Quintilius Sermo. Dieser Name sagte ihm nichts. Aber vermutlich war es ein Verwandter des Quintiliers, der neulich gemeinsam mit Sedulus geheiratet hatte. "Führe ihn zu mir. Danke, Lysandra." Warum diese Sklavin den Besucher empfangen hatte, wunderte ihn nur kurz. Vermutlich hatte Leone sich vertreten lassen, weil er mal zur Latrine war oder so. Interessanter war schon die Überlegung, was Sermo ihm bringen wollte.







    "Widerspricht sich das nicht, wenn Du vom Staat erwartest, immer Land zur Verfügung zu halten und andererseits aber riesige Landmengen im Besitz einiger weniger Privatpersonen ist? Die zur Verfügung stehende Landmenge ist endlich. Sie wird umso eher vollständig vergeben sein, je mehr der Staat einfach so verkauft oder vergibt. Und noch eher, wenn der Staat zuläßt, daß einige wenige immer mehr Landbesitz auf sich vereinen. Ich weiß sehr wohl, wie teuer das Leben ist, gerade wenn man den Cursus Honorum beschreitet. Ich habe Dir eben gesagt, wie wenig Land ich besitze. Und doch funktioniert es. Gut, ich habe die Unterstützung meiner Familie. Doch auch andere haben die Unterstützung ihrer Familien. Kein Mensch braucht über dreißig Flurstücke. Wer mehr Geld braucht, als solch eine Menge Land abwirft, der muß eben einen einträglichen Posten annehmen und seine Arbeitskraft Rom zur Verfügung stellen."


    Ursus war klar, daß solch eine Maßnahme für die Betroffenen ein scharfer Einschnitt war, den sie natürlich als ungerecht empfinden mußten. Trotzdem war es vernünftig, davon war er weiterhin überzeugt. Er fand ohnehin, daß jeder Senator ab und an einen verantwortungsvollen Posten übernehmen sollte. So behielt man "Bodenkontakt" und einen Einblick in die Geschehnisse im Imperium.


    "Ist es nicht auch ein Widerspruch, für diejenigen, die noch nicht so viel Land besitzen, aber vielleicht auf welche Weise auch immer erwerben können, die Obergrenze zu befürworten, - für diejenigen, die schon mehr als das haben, aber nicht? Warum brauchen die einen mehr für die Finanzierung ihrer Laufbahn und die anderen weniger? Warum muß jemand allein von seinen Landerträgen leben können? Ich halte das nicht für notwendig. Und das sage ich als Patrizier, der die meisten Arten von Geschäften nicht betreiben darf."