Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    "Höre ich Zweifel in Deiner Stimme?", grinste Ursus. "Nimm Dir dazu, wen immer Du brauchen kannst. Und ich werde natürlich auch mithelfen." Er hatte keinen Zweifel daran, daß der Centurio genau der Richtige dafür war. Ein Mann, der ganz unten angefangen und sich hochgearbeitet hatte, fand sicher den richtigen Ton, um junge Leute für die Legion zu begeistern.


    "Ich weiß auch nicht, wie das bisher gehandhabt wurde, das sollte sich aber herausfinden lassen. Und ich muß auch erst die Finanzen der Legion prüfen, bevor ich derartige Zusagen machen kann. Aber ich halte es auf jeden Fall für eine sehr gute Idee. Nicht umsonst arbeite ich seit Jahren für die Schola. Wie ist es überhaupt um das medizinische Personal bestellt, wenn Du das schon als Beispiel nennst?"

    "Gerade den Praefectus Castrorum kenne ich so gut wie gar nicht. Er kam erst zur Prima, als ich schon von dort wieder weg war. Ich traf ihn an der Academia, wir absolvierten gemeinsam den mündlichen Teil des Examen Tertium. Er machte einen vernünftigen Eindruck auf mich, ich denke schon, daß ich mit ihm ebenso gut zusammenarbeiten kann wie mit den anderen Stabsoffizieren. Es hilft sehr, daß ich die Prima schon kenne." Sein zweites Tribunat war kein Fehler gewesen, auch wenn sein Onkel das vermutlich anders sah.

    "Damit hat sie eine kluge Entscheidung getroffen, meiner Meinung nach. Am Anfang wird es Dir schwierig vorkommen. Aber es kommt der Tag, an dem Du entdeckst, daß es Dir eine Welt eröffnet. Eine ungeheuer vielfältige und faszinierende Welt." Ursus schüttelte den Kopf. Was salbaderte er hier eigentlich herum? Áedán würde diesen Moment ganz von allein erkennen.


    Tatsächlich. Der Vogel war fort. Ebenso wie die Getreidekörner. Ursus grinste. Wie auch immer, sie hatten es vollbracht, daß der Vogel sich davon machte. "Ja, beinahe könnte man das glauben. Wenn da nicht noch die Leiter stehen würde." Er lachte und schlug dem Sklaven fast kameradschaftlich auf die Schulter. Eine Geste, die er unter normalen Umständen sicherlich vermieden hätte. Aber heute, hier, jetzt schien sie nicht falsch zu sein.





    Fast regungslos hörte Ursus zu. Sie lebte. Sie war in der Stadt. Es ging ihr schlecht. Und doch wollte sie nicht zu ihm zurück. Mit jeder Information, die in sein Hirn sickerte, wurde seine Miene starrer. Hatte er denn dieses Mädchen je schlecht behandelt? Hatte er ihr nicht unglaubliche Freiheiten eingeräumt? Ihr immer und immer wieder ihre Frechheiten nachgesehen. Ihr von Anfang an gesagt, daß er eines Tages heiraten würde und daß er sie zwar mochte, aber nicht liebte. Er hatte sie nie angelogen. Und das war nun der Dank für all das? Daß sie nicht einmal den Mut hatte, mit ihm zu reden und selbst um das zu bitten, das Cimon nun für sie erbat.


    Tief durchatmen, die Gedanken ordnen, erst dann reden. Ursus zwang sich zur Ruhe. "Geh morgen wieder in die Stadt. Und dieses Mal hol sie her. Auch wenn Du sie schreiend über die Schulter werfen mußt. Ich möchte mit ihr sprechen." Ihr die Freiheit geben? Und dann? Sie war nicht reif für die Freiheit, das hatte sie jetzt nur noch einmal um so deutlicher bewiesen. "Ich habe Dir mein Wort gegeben, Cimon. Das werde ich auch nicht brechen. Doch den Zeitpunkt, den Zeitpunkt möchte ich bestimmen. Ich möchte mit ihr reden. Ich möchte in ihr Gesicht sehen. Und ich möchte wissen, wie sie meint, wie ihr Leben dann aussehen soll. Dieses dumme, dumme und vor allem sture Mädchen!"



    "Ich danke Dir. Natürlich schicke ich sie Dir so schnell wie möglich zurück." Über den Scherz mit den Leibwachen schmunzelte Ursus. "Ich fürchte, was meine Frau angeht, so werde ich sehr wohl Leibwachen benötigen. Gerade in einem Lager voller Soldaten." Nein, besonders komisch war es nicht. Doch er war froh um alles, was diese Situation ein wenig auflockerte. Das Wissen, das er nun mit Marcus teilte und nicht weitersagen durfte, lastete durchaus schwer auf ihm. Er wußte noch gar nicht, wie er letztendlich damit umgehen sollte. Auch wußte er nicht, wie er Celerina in die Augen schauen konnte, ohne ihr allein durch seinen Blick zu verraten, daß er es wußte. Ob Corvinus es ihr sagen würde? "Nun, ich möchte Dich nicht weiter aufhalten, Marcus. Ich hoffe, wir können an unserem letzten Abend hier in Rom nach der Cena noch einen Becher Wein miteinander trinken."





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    Original von Servius Artorius Reatinus
    Der Artorier hielt inne, ihm waren keinerlei "Notfallpläne" bekannt, außer, dass man schnellmöglich irgendjemanden oder irgendetwas organisieren musste. Die meisten Stabsoffiziere hatten schon viel gesehen und wussten, wie man auf die wildesten Situationen angemessen reagierte.
    "Ich kenne keine Notfallpläne für eine solch seltene Art von Katastrophe... wir konnten bis jetzt auch ohne solche schnell und angemessen reagieren", erklärte er. Das war jedoch sicherlich nicht das, was ein Mann von Ursus' Format hören wollte.


    Die Antwort war das, was Ursus erwartete. Aber tatsächlich nicht das, was er hören wollte. "Ich denke, ihr solltet so etwas entwerfen. Nicht so im Detail, nicht aufwendig. Kurze Ablaufpläne, damit nichts vergessen wird und jeder weiß, wo sein Platz ist im Fall der Fälle. Es spricht für die Prima, daß sie auch ohne das bisher gut zurecht gekommen ist, denn dann hat sie fähige Offiziere. Doch wenn ich nur daran denke, wie lange die Prima schon ohne Legaten auskommen muß und auf die Fähigkeit der senatorischen Tribune angewiesen ist... Wir wissen beide, daß dies allzu oft noch grüne Jungen sind."



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    Original von Tiberia Septima
    Die Kutsche ruckelte über die Straße hinweg, während Ursus und Septima auf dem ersten Stück der Reise, ihren eigenen Gedanken nach hingen. „Hast du schon eine Vermutung, was für ein Geschenk in der Kiste von Avianus sein könnte?“ Ein wenig ärgerte sie sich schon darüber, dass Avianus sich mehr oder weniger nur von Ursus verabschiedet hatte und anschließend gleich von Lupus in ein Gespräch verwickelt wurde. Wie gern hätte sie die Familie der Aurelier einfach mit eingepackt und nach Mantua mitgenommen. Septima seufzte kurz und spähte zwischen dem Vorhang des Wagens nach draußen.



    Diese Reisewagen waren wirklich nicht besonders bequem, so sehr man sie auch mit Kissen auspolsterte. Doch da mußten sie nun durch. Auch Ursus war traurig, die Familie verlassen zu haben. Er wußte sehr wohl, daß nur wenige von ihnen nur selten nach Mantua kommen würden. Das war eben auch ein Grund, warum ihm das Haus in Rom so wichtig war. Er konnte doch nicht Jahre ohne sie auskommen! Zum Glück riß seine Frau ihn aus den trüben Gedanken. "Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber gewiß ist es etwas persönliches und schönes. Avianus ist... sehr herzlich. Nur leider sehr zurückgezogen. Du kennst ihn noch nicht sehr gut, oder?"

    Ursus lachte herzlich über den Scherz des Sklaven. "Damit könntest Du Recht haben." Auch er konnte auf solch einen Krachmacher durchaus verzichten. "Du meinst, Du bist ein schlechter Jäger, weil Dir dieses Talent gegeben ist? Ist es nicht meist so, daß gerade dies die besten Jäger sind? Was nicht bedeuten muß, daß sie gern töten. Ich gebe zu, große Skrupel habe ich nicht. Schon gar nicht bei Insekten, die mich stechen. Aber auch nicht bei Tieren, die zum Verzehr vorgesehen sind. Doch töten um des Tötens willen befürworte ich auch nicht. So, Du bist also ein geschickter Handwerker und auch noch ein Tierbändiger. Ich fürchte, Du hattest tatsächlich ein wenig Pech, was Dein neues Heim angeht. Deine Talente kommen hier gar nicht so recht zur Geltung. Andererseits kannst Du es als Herausforderung sehen, Neues zu lernen."





    "Ich danke Dir für Dein Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich freue mich auf diese Aufgabe, sie ist eine Herausforderung, der ich mich durchaus gewachsen fühle. Du hast selbst lange Zeit ein Kommando geführt. Hast Du Ratschläge für mich, die mir das Leben erleichtern könnten?" Warum nicht von der Erfahrung anderer profitieren? Es mußte doch nicht jeder das Rad neu erfinden.

    In der Tat hatte Ursus heute nicht viel Konzentration für seine Arbeit aufbringen können. Er ging in seinem Officium auf und ab wie ein Raubtier im Käfig. Als es klopfte und es endlich Cimon war, der eintrat, ging Ursus gleich einen Schritt auf den Nubier zu. "Na endlich. Und? Habt ihr etwas herausfinden können?" Keine langen Vorreden mehr, er hatte seine Geduld bereits überstrapaziert.








    "Bitte verzeih, ich wollte keine alten Wunden aufreißen." Ursus mußte wieder einmal feststellen, wie wenig er dann doch wußte. Aber ein Grund mehr, sich zu informieren. Als Tribun war dies noch nicht so wichtig gewesen, er hatte ja nur ein Gastspiel gegeben. Doch jetzt als Legat wollte er seine Offiziere kennen. Und auch möglichst viele der Soldaten.


    "Du hast Recht. Es sollten auch Ausrufer auf die Marktplätze gehen. Die Ausbildungen sollten mehr in den Vordergrund gestellt werden. Ich sehe, mit Dir habe ich schon den richtigen Mann, um diese - nennen wir es mal Werbekampagne - vorzubereiten. Es wäre katastrophal, wenn den Legionen auf lange Sicht der Nachwuchs ausgeht."

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    Original von Servius Artorius Reatinus
    Reatinus begann zu grübeln. Sicherlich konnten die Wachen nicht alle Ein- und Ausgänge aus dem Lager im Auge behalten, doch wenn ein Praefectus das Lager verließ und nicht mehr zurückkehrte, so war dies wiederum etwas von besonderem Ausmaß. Er hatte den Wachbericht noch genau vor Augen.
    "An den Iden des April war er schon weg. Die letzte Aktivität konnten wir am ANTE DIEM IV KAL MAI DCCCLX A.U.C. (28.4.2010/107 n.Chr.) beobachten, doch sehen lassen hat er sich schon lange nicht mehr. Er soll das Lager ohne Begleitung verlassen haben. Ich kenne den Praefectus, Ursus - wenn er nicht zurückkommt, sollten wir uns sorgen machen. Er ist niemand, der einfach abhaut."



    Ursus ging sehr wohl davon aus, daß die Soldaten in der Lage waren, die vier Tore zu überwachen. Auch die Tatsache, daß jeder, der hinein oder hinaus wollte, sich bei den Wachen melden mußte, erleichterte dies ungemein. Sicherlich gab es irgendwo eine Tabula, auf der vermerkt war, wann und mit wem der PC das Lager verlassen hatte. Somit war dies für ihn keine große Sache. "Prüfe die Wachberichte genau, dann können wir sicher sein. Erst wenn wir hier alle Möglichkeiten abgeklopft haben, sollten wir die Familie in Rom anschreiben. Dort fand vor kurzem eine große Hochzeitsfeier statt, vielleicht ist er dorthin gereist. Leider kann ich mich nicht erinnern, ob er dort war. Es waren wirklich sehr viele Menschen anwesend."

    Sorry an alle, die auf mich warten: Ich dachte, ich hätte mehr Zeit, um mal ins Netz zu gehen. Dem ist aber nicht so.


    Also melde ich mich lieber bis Sonntag ab.



    Das betrifft natürlich auch Lucius Quintilius Valerian.

    Der Sklave war bald mit mehr Getreide zurück. Ursus beobachtete kopfschüttelnd, wie der Vogel augenscheinlich vergnügt, den Körnern hinterherhüpfte und sie aufpickte. "Er scheint Dich zu mögen", kommentierte er trocken. Es war wirklich erstaunlich, wie dieser Vogel sich benahm. "Hast Du ein besonderes Talent für den Umgang mit Tieren?" Dabei brauchte ihn das eigentlich nicht zu interessieren. Der Sklave gehörte ja nicht ihm. Es war diese merkwürdige Situation mit diesem ungewöhnlichen Vogel, die ihn das fragen ließ. Vielleicht vergaß er auch einfach, daß Áedán Privatbesitz von Celerina war. "Nein, hier ist er weit genug weg, um niemanden zu stören. Ich könnte mir vorstellen, daß er als Haustier gehalten wurde, so wenig Scheu wie er hat. Aber wer hält sich einen Vogel, der so durchdringend und unmelodisch zwitschert?"







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    Original von Servius Artorius Reatinus
    Innerhalb kurzer Zeit setzten sich die Leute ab, Macer war merkwürdig still geworden und kaum waren wenige Momente verstrichen, waren Ursus und Reatinus die Einzigen, die hier noch saßen und miteinander redeten. Reatinus selbst blieb hier, denn ihn interessierte das Gespräch zumindest noch!
    "Leider nicht alle", erklärte er mit einem ernüchternden Kopfschütteln. Er sprach im Folgenden unangenehme Worte, nahm kurz einen Schluck seines Getränkes zu sich: "Einige der Gesichter waren derart...", er unterbrach, da ihm kein passendes Wort einfiel, "...dass sie niemand mehr identifizieren konnte. Bestattet wurden sie und nach dem Gewitter wurde sofort jemand für die Reparatur- und Bauarbeiten eingeteilt."



    Ursus war sich natürlich bewußt, daß dies kein Thema für eine Feier war. Kein Wunder, daß die anderen aus der Gesprächsrunde sich anderen Gesprächspartnern zugewandt hatten. Doch für ihn war das hier schon wichtig. "Das klingt, als hättet ihr gute Arbeit geleistet. Gibt es eigentlich so etwas wie Notfallpläne für derlei Katastrophen? Oder kommt es immer allein auf die Offiziere an, ob sie der Lage gewachsen sind?" Da sie nunmal allein miteinander sprachen, konnten sie auch weiter über die Legio sprechen, ohne andere über Gebühr zu langweilen.



    Ursus erhob sich, als Lucianus das Atrium betrat und ging ihm entgegen zur Begrüßung. "Salve, mein Patron. Ich bin wirklich froh, Dich in Rom anzutreffen. Denn ich wollte Dich persönlich darüber informieren, daß ich zum Legaten der Prima ernannt worden bin. In wenigen Tagen schon werde ich nach Mantua aufbrechen. Und natürlich wollte ich mich bei Dir bedanken, denn sicherlich habe ich es auch Dir zu verdanken, daß dieser ehrenvolle und verantwortungsvolle Posten mir zugefallen ist."

    Ursus schmunzelte. "Ich danke Dir für Deine hohe Meinung über mich. Mich selbst hat es allerdings sehr erstaunt, gerade die Prima anvertraut zu bekommen. Und es hat mich sehr gefreut, denn ich weiß ja, was für ein prachtvoller Haufen das hier ist." Sein Tribunat hier hatte er in sehr guter Erinnerung. Es hatte ihm viele wertvolle Erfahrungen eingebracht. Und ihn in dem Wunsch gefestigt, auch mal ein Kommando zu führen. Und nun war er hier.


    "Der Praefectus Castrorum? Der Primus Pilus erwähnte dies schon. Was sagen denn die Wachberichte? Wann hat er das Lager verlassen? Und wer hat ihn begleitet?" Ursus würde bestimmt nicht anfangen, irgendwie in Panik zu verfallen. Solche Dinge mußten logisch und systematisch angegangen werden. Er versuchte sich zu erinnern, ob er Iunius Brutus auf dieser Doppelhochzeit gesehen hatte. Doch da war es so voll gewesen...