"Danke. Ich gebe zu, daß es mich nicht wenig stolz macht. Gerade das Kommando über die Prima ist sehr prestigeträchtig. Natürlich möchte ich das nicht ewig machen. Aber ein paar Jahre Erfahrung auf diesem Posten werden mir schon nützlich sein." Immerhin hatte Ursus bereits entsprechende Erfahrungen sammeln können während seines zweiten Tribunats. "Ja, natürlich wird Septima mich begleiten. Allerdings wird sie sicherlich häufig nach Rom kommen, sie möchte ja nicht in der Castra versauern. Mantua ist gesellschaftlich nicht sonderlich reizvoll. Natürlich hoffe ich auch darauf, daß wir oft Besuch von der Familie erhalten." Er räusperte sich leise.
"Damit kommen wir auch zu einem sehr wichtigen Punkt, den ich mit Dir besprechen möchte. Du kennst mich sicherlich gut genug, um zu wissen, daß auch ich ungern Rom fernbleibe. Natürlich darf ich den Bereich des Pomeriums nicht betreten, daran werde ich mich auch strikt halten. Aber ich möchte doch den Kontakt zur Familie, zu den Freunden und auch zur Politik nicht völlig verlieren. Aus diesem Grund plane ich, ein Haus knapp außerhalb des Pomeriums zu erstehen und nach Septimas und meinen Wünschen herrichten zu lassen. Es soll möglichst nah an der Villa Aurelia gelegen sein, damit Besuche keinen großen Umstand bedeuten. Im Grunde wünsche ich mir, daß ihr alle in unserem neuen Haus ebenso zuhause seid wie hier." Er räusperte sich abermals, denn nun kam die für Ursus eigentlich logische Folge, die aber wie er vermutete bei Corvinus auf wenig Gegenliebe stoßen würde. "Jenes Haus soll das Zuhause für meine Frau und meine Kinder werden. Auch wenn ich irgendwann das Kommando nicht mehr innehaben sollte. Weißt Du, ich habe da lange drüber nachgedacht und es fällt mir auch nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen. Ich bin in diesem Haus geboren. Ich habe es immer als mein Zuhause betrachtet, es war immer Teil meines Lebens. Doch schau Dir an, wie groß die Familie ist. Orestes heiratet in nächster Zeit. Ich bin sicher, bei Avianus wird es auch nicht mehr lange dauern. Und dann noch Lupus und Pegasus. Das Haus wird aus allen Nähten platzen. Es wird Jahre dauern, bis ich das Pomerium und damit dieses Haus wieder betreten kann. Wenn es soweit ist, werdet ihr froh sein um jedes Zimmer, das nicht für meine Familie und mich freigehalten werden muß. Jetzt sind wir ohnehin gezwungen, ein Haus zu suchen, da dieses hier innerhalb des Pomeriums liegt. Es wäre Unsinn, es anschließend wieder aufzugeben, hierher zurückzuziehen und die Familie zu zwingen, noch enger zusammenzurücken." Das andere für ihn sehr schwerwiegende Argument, nämlich der Herr im eigenen Haus sein zu können, ließ er weg. Er wollte keinen Streit heraufbeschwören.
Die villa rustica in Mantua? Gehörte die nicht inzwischen Tiberius Durus? Deshalb hatte der Onkel wohl auch hätte gesagt. "In Mantua werden wir im Praetorium in der Castra wohnen. Es ist ein sehr großes und prachtvolles Haus. Was das angeht, gibt es also gar keine Probleme. Und nein, ich werde meine Tätigkeit bei der Schola nicht aufgeben. Natürlich werde ich weniger aktiv mithelfen können, Kurse abhalten wird gar nicht gehen. Aber Kurse zusammenstellen oder vorhandene Prüfungsbögen überarbeiten, das kann ich auch fern von Rom. Da gibt es viel Arbeit, zu der man im laufenden Betrieb gar nicht kommt." Er hatte noch eine ganze Kiste voller Wachstafeln, die er schon lange hatte überarbeiten wollen. "Wir reisen ab, sobald alles geregelt ist. Ein paar Tage werde ich noch brauchen."
