"Na, ich meine damit, daß ich vielleicht manchmal zu schwierige Dinge von Dir erwarte. Du tust alles zu meiner vollen Zufriedenheit. Aber ich möchte nicht, daß Du Dich überfordert fühlst, weil ich schnell Dinge von Dir erwarte, die Du noch lernst." Die nächsten Worte seines Sklaven ließen Ursus aufschauen und Cimons Blick suchen. Natürlich erwartete man von einem Leibwächter, daß er bereit war, sein Leben für einen zu geben, wenn es nötig war. Aber diese Erklärung kam so spontan und aus ehrlicher Überzeugung, daß es Ursus irgendwie merkwürdig ums Herz wurde. "Das ehrt mich sehr, Cimon. Denn ich weiß, wie Du es meinst." Er sprach leise und mit Wärme in der Stimme.
Beiträge von Titus Aurelius Ursus
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Die Einladung zu der Geburtstags- und Beförderungsfeier des Centurio Iulius hatte Ursus sehr überrascht. Zumal auch seine Frau eingeladen war. Natürlich hatte er vorgehabt, abzusagen. Denn einfach mal so nach Mantua reisen, um in einer Taberna mit Soldaten ausgelassen zu feiern, das war ihm für seine Frau doch ein wenig unpassend erschienen. Doch Septima hatte ihn überrascht. Sie hatte erst nachdenklich und abweisend ausgesehen und dann plötzlich über das ganze Gesicht gestrahlt und erklärt, daß sie sehr gerne an dieser Feier teilnehmen würde. Und wer wäre er, sich dem zu verschließen, wenn es seine Frau so fröhlich machte?
Also hatten sie sich auf die Reise gemacht. Ursus kannte die Gasthäuser auf dem Weg gut, er wußte, welche für seine Frau zumutbar waren und welche nicht. Dem Kutscher gab er die entsprechenden Anweisungen und so waren die Tagesetappen sehr unterschiedlich lang. Schließlich hatten sie Mantua erreicht. Die Folgen des Unwetters waren mittlerweile kaum noch zu bemerken. Und sie fanden ein Gasthaus, das für den kurzen Aufenthalt halbwegs erträglich erschien.
So erschien das Paar, gefolgt von Cimon, halbwegs pünktlich zur Feier. Ursus führte seine Frau zunächst zum Gastgeber. "Salve, Centurio Iulius. Nimm unsere herzlichen Glückwünsche zur Beförderung und zum Wiegenfest und hab Dank für Deine Einladung. Ich glaube, vorstellen brauche ich noch niemanden? Ihr kennt euch ja schon.* Salvete, Reatinus. Und Octavius Macer."
Sim-Off: *wir können doch davon ausgehen, daß ihr zur Hochzeit da ward?
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Cimons Worte riefen weitere Nachdenklichkeit in Ursus hervor. Die ganze Geschichte war überaus merkwürdig. "Ich frage mich... wie es überhaupt möglich ist, daß niemand etwas über den Grund weiß. Ich meine, sonst kann man nicht mal niesen, ohne daß es jemand mitbekommt. Und dann soll Phraates etwas so schlimmes getan haben, daß solch eine grausame Strafe rechtfertigt? Ich werde versuchen, etwas herauszufinden. Aber ich fürchte, es steckt etwas dahinter, das aus welchen Gründen auch immer geheim gehalten werden soll. Wir sollten also überlegen, wie wir unsere Leute beruhigen, auch wenn wir nicht erfahren, was los war." Ein kluger Mann hatte einmal geschrieben, man hätte mindestens so viele Todfeinde, wie man Sklaven im Haus hatte. Hinter diesem Satz stand viel Wahrheit. Und es war ein Gedanke, den Ursus nicht gerade beruhigend fand.
Seufzend wandte er sich seiner Arbeit zu und bemerkte erst, daß ihm eine Tabula fehlte, als Cimon sie hinlegte. Er schaute auf und lächelte. "Ja, Cimon. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Ich hätte sie im nächsten Moment gebraucht. - Sag mal... hast Du das Gefühl, daß ich zu viel von Dir fordere?" Es war eine spontane Eingebung. Es war schon zu selbstverständlich für ihn geworden, daß Cimon all das tat, was Ursus gerade von ihm wünschte.
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Ursus nahm alles wahr. Die Bewegungen, die Blicke. Er sah, wie es in Cimon arbeitete, wie er seine Antwort genau überlegte. Und er lächelte sogar, als Cimon schließlich aufstand und seine Arme drückte, bevor er die körperliche Verbindung löste. Es zeigte Ursus mehr als alles andere, daß sein Begleiter sich wieder gefangen hatte. Und auch, wie Cimons Selbstbewußtsein gestärkt aus diesem Gespräch hervorging. Ja, er fragte sich, ob es richtig war, daß er dies alles zuließ. Er fragte sich, ob es ein Risiko war, seinem Sklaven zu erlauben, sich auf die gleiche Stufe mit ihm zu stellen. Doch dann blickte er in die Augen des Nubiers. Und er wußte, es war gut und richtig. Er wollte diesem Mann blind vertrauen können. Und das ging nur, wenn er zuließ, daß sie sich in Augenhöhe begegneten, wenn sie allein waren.
"Ich habe das befürchtet, Cimon. Und das Schlimmste ist: Ich kann nicht das Geringste tun, um ihnen das Vertrauen und das Gefühl von Sicherheit zurückzugeben. Sie gehören rein rechtlich Corvinus. Bisher war das nie ein Problem. Die Sklaven, bis auf die Leibsklaven, gehörten immer irgendwie allen. Aber jetzt... ich weiß nicht, wie es weitergeht. Letztendlich darf ich mich nicht einmischen, auch wenn er sie ungerecht behandelt. Ich darf nur über meine eigenen Sklaven bestimmen."
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Cimons Blick und seine Gesten sagten mehr als tausend Worte, daß das verletzte Vertrauen sich langsam wieder einstellte. Trotzdem. Ursus wußte, daß diese grausame Bestrafung bei den Sklaven tiefe Verunsicherung verursacht hatte. Gerade weil nicht bekannt war, was der Grund dafür war. Es mußte den Eindruck erwecken, daß Willkür in diesem Haus Einzug gehalten hatte.
Für einen Moment schien Cimons Blick entrückt. Ursus konnte nicht ahnen, worum es in den Gedanken des Nubiers ging. Er glaubte, Cimon würde sich an die Schrecken seines früheren Lebens erinnern. Und fürchten, daß sein Leben doch wieder so werden könnte wie damals. Das wollte Ursus auf keinen Fall. Cimon sollte sich sicher fühlen. Und ihm vertrauen.
"Das hoffe ich, Cimon. Für uns alle. Wie reagieren denn die anderen darauf? Wie ist die Stimmung?" Vielleicht sollte er doch mit Corvinus das Gespräch suchen. Auch wenn er jetzt schon ahnte, daß es in einer der üblichen Katastrophen enden würde.
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"Sie erschreckt mich auch, Cimon", gab Ursus leise zu und es entsprach auch der Wahrheit. Was hatte Corvinus so verändert, daß er zu solchen Maßnahmen griff? Hätte es ihm jemand vor ein paar Wochen erzählt, daß Marcus auf solche Weise strafen würde, Ursus hätte ihn für verrückt erklärt. "Ja, es macht keinen Sinn, ohne das Vergehen anzuprangern. So erschreckt es nur. Und zerstört das Vertrauen der Bediensteten zur Herrschaft. Diese Bestrafung war ein großer Fehler. Und wird sich nicht rückgängig machen lassen." Zumal Ursus bezweifelte, daß Corvinus es rückgängig machen wollen würde.
"Ich weiß nicht, ob mir das gelingen wird. Mein Onkel und ich... wir haben nicht gerade ein herzliches Verhältnis zueinander. Und in der letzten Zeit ist er sehr verändert. Vielleicht sollte ich versuchen, es von Celerina zu erfahren? Phraates gehört ihr, ich glaube nicht, daß Corvinus ihn sol drastisch bestraft, ohne daß Celerina den Grund kennt."
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"Gut, Marei", nickte Ursus zufrieden, als er ihre Antwort hörte. "Morgen wird Cimon aus Ostia zurück sein. Du wirst dann mit ihm in der Stadt nach Caelyn suchen. Er kennt sich noch nicht gut aus, deshalb mußt Du ihm helfen. Meinst Du, das kannst Du?" Er musterte die Kleine prüfend. War sie solch einer Aufgabe wirklich schon gewachsen? Sicher, Cimon war dabei. Aber überstieg es nicht die Kräfte des Kindes? Na, zur Not konnte Cimon sie Huckepack nehmen.
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Diese Fragen, Cimon brachte Ursus wirklich an den Rand seiner Möglichkeiten. Er wollte seinen Sklaven nicht anlügen. Immerhin wollte er, daß Cimon zu seiner rechten Hand in allen Angelegenheiten wurde. "Ich weiß es nicht, Cimon. Aber wenn er hätte sterben sollen... Ich glaube, dann hätten sie es hier in Rom getan. Und so, daß es für alle anderen abschreckend ist. Eine Todesstrafe hat nur diesen einen Sinn, nicht wahr? Abschreckend für andere zu sein. Ich habe keine Ahnung, was er verbrochen haben soll. Aber ich glaube, sie haben ihn auf eines der Landgüter geschickt. Fort von diesem Haus. Er muß etwas sehr Schlimmes getan haben, anders kann ich mir solch eine schreckliche Strafe nicht erklären. Cimon... Bei mir wird es so etwas nicht geben, hörst Du?" Er hatte noch immer seine Hände auf den Schultern des Nubiers liegen. "Weiß denn wirklich niemand, was Phraates getan haben soll? Hat keiner der Sklaven etwas gehört?" Meistens wußten Hausangestellte doch über alles Bescheid.
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In der Zwischenzeit war auch Ursus nicht untätig geblieben. Er hatte einige Sklaven im Haus befragt und was er erfahren hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Sie war wieder einmal ausgebüchst. Und wie Ursus sie kannte, gleich wieder in irgendwelche Schwierigkeiten geraten. Er seufzte und wartete und hoffte auf Marei.
Es wurde schon dunkel, als das Kind sich wieder bei ihm meldete. Und der Bericht des Mädchens gefiel ihm so wenig, wie schon die Aussagen der anderen Sklaven. "Das habe ich befürchtet, Marei. Hör zu, Du hast mir mal gesagt, Du würdest Dich in Rom gut auskennen. In ganz Rom? Oder nur bestimmte Viertel?" Sie sah müde aus, die Kleine. Und er würde sie auch gleich ins Bett schicken. Aber erst wollte er ihr sagen, was er morgen von ihr wünschte.
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Marcus hatte es befohlen? Marcus? Der war doch sonst auch gegen Mißhandlungen? Aber in letzter Zeit war der ja auch nicht mehr er selbst. Ursus sah ihn nur selten, aber es wurde über viel Wein gemunkelt, den der Onkel verbrauchte. Und auch sonst... ihm fiel ein, was Flora berichtet hatte über die Geburt von Sivs Kind. Alles war merkwürdig geworden.
"Nein, das bedeutet es nicht. Cimon, der Besitz einer Frau ist auch der Besitz des Ehemannes. Niemand! Hörst Du? Niemand hat das Recht, Dir so etwas anzutun. Außer mir. Und ich verabscheue solche Strafen. Die Peitsche macht einen guten Sklaven zu einem schlechten und einen schlechten zu einem noch schlechteren Sklaven. Denn die Peitsche zerstört jedes Vertrauen! Ein Kind legt man übers Knie, wenn es etwas einfach noch nicht begreifen kann und deshalb durch Schmerz lernen muß, was falsch ist. Aber ein Erwachsener hat seinen Verstand, um zu lernen. Du gehörst mir. Mir allein. Niemand wird sich an meinem Eigentum vergreifen."
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Bestürzt sah Ursus, wie Cimon auf die Knie sank. Ein Bild der puren Verzweiflung und der Angst. Er verstand die Welt nicht mehr. Was war denn nur los mit Cimon? Doch die Erklärung folgte auf dem Fuße und Ursus konnte nur entsetzt den Kopf schütteln. "Aber Cimon..." Wie sollte er seinem Sklaven das erklären? Ursus konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, wann in diesem Haus das letzte Mal ein Sklave ausgepeitscht und fortgeschickt worden war. Er hatte auch keine Ahnung, warum Phraates so schlimm bestraft worden war. Das machte es für ihn nun noch schwerer, es Cimon richtig zu erklären.
Er legte dem Nubier seine Hände auf die Schultern. "Eines kann ich Dir ganz sicher sagen. Phraates ist nicht wegen des Trainings bestraft worden. Aber was der Grund war, weiß ich nicht. Er gehört Celerina..."
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Ursus hatte die Veränderung im Verhalten seines Sklaven durchaus bemerkt. Doch er drang nicht in ihn. Er wartete ab. Sie hatten schließlich besprochen, immer offen zueinander zu sein und so nahm er an, daß die merkwürdige Stimmung seines Sklaven nichts mit ihm zu tun hatte.
An diesem Tag allerdings war Cimon noch mehr von der Rolle als in den letzten Tagen. Seine Hand zitterte so, daß er den Saft verschüttete beim einschenken. Schnell wich er zurück, damit der Saft nicht auf seine Kleidung kleckerte. "Nanu? Cimon, was ist denn los mit Dir? Hast Du Schmerzen? Du zitterst, als hättest Du Schüttelfrost." Schon diese gestammelte Entschuldigung war irgendwie merkwürdig. Es erinnerte Ursus an den Cimon in den ersten Wochen, nachdem er ihn in Mantua gekauft hatte.
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Ursus lächelte. Die Kleine war doch wirklich nicht dumm. Und hilfsbereit. "Such das ganze Haus gründlich ab, Marei. Und ja, dann bringst Du sie her zu mir, wenn Du sie gefunden hast. Und wenn Du sie nicht findest, dann kommst Du auch zu mir, denn dann habe ich die nächste Aufgabe für Dich. Gib Dir Mühe und such gründlich. Du hast Zeit." Es war noch fraglich, ob Cimon heute schon wieder aus Ostia wiederkommen würde. Aber spätestens morgen würde er wieder hier sein.
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"Ja, Caelyn gehört auch uns. Sie... hat große Probleme damit, daß ich geheiratet habe. Weißt Du, sie ist verliebt in mich. Obwohl sie sehr wohl weiß, daß so etwas nicht sein darf und daß ich ihre Gefühle nicht erwidere." Ob die Kleine das schon verstehen konnte? Ursus wußte es nicht so genau. Und so deutlich hatte er das Problem wohl auch noch nie ausgesprochen. "Seit der Hochzeit habe ich sie nicht mehr gesehen. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Sie schmollt recht oft und seit ihr Bruder gestorben ist, noch mehr als früher. Ich dachte, sie arbeitet wie sonst auch dann eben mehr in der Küche. Aber anscheinend ist das nicht so. Ich möchte, daß Du jeden Winkel im Haus nach ihr absuchst. Auch die ganz geheimen. Verstehst Du? Jedes Versteck, das Dir einfällt. Ich bin sicher, niemand kennt so viele wie Du. Meinst Du, Du kannst das?"
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Ursus mußte gar nicht lange warten, bis es klopfte und auf seine Aufforderung das kleine Mädchen eintrat. "Salve, Marei. Hör zu, ich brauche dringend Deine Hilfe. Und ich glaube, niemand kann diese Aufgabe so gut ausführen wie Du. Du kennst doch sicher Caelyn, nicht wahr? Wann hast Du sie das letzte mal gesehen?"
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"Gut, dann wünsche ich Dir einen guten Ritt. Es ist nicht weit bis Ostia." Nicht, daß Cimon das nicht wußte, war er doch schon einmal in Ostia gewesen. Nein, Ursus hatte kein weiteres Anliegen. So entließ er Cimon und ließ dafür Marei rufen. Das Mädchen konnte sich jetzt als nützlich erweisen. Ursus war tatsächlich nicht unglücklich darüber, das Mädchen als Geschenk erhalten zu haben. Und das nicht erst jetzt.
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Ursus grinste breit. "Damals hatte ich es zwar schon geplant, es war aber noch nichts sicher. Da wußte ich nur ihren Namen und hatte keine Ahnung, daß die schöne Frau, die ich bei euch auf der Feier sah, eben jene Tiberia Septima war." Dann lachte er auf wegen des Mißverständnisses. Es war ja auch kein Wunder, daß er an einem Tag wie heute ein wenig durcheinander war.
"Na, das ist doch wohl schon gar keine Frage. Es wird doch allerhöchste Zeit, daß Du kandidierst. - Und was sagst Du zu der Unterhaltung, die meine Frau organsiert hat? Ich hatte keine Ahnung, sie hat es als Überraschung geplant." Ihm jedenfalls hatte es gefallen. Inzwischen war längst die Zeit heran für die Süßspeisen. Es gab mit Honig gesüßten Quark, der getrocknete Früchte enthielt. Außerdem hatte die Köchin kleine Küchlein gebacken, die von einem Quark-Sahne-Gemisch gekrönt waren.
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Als Corvinus beschrieb, wo sein Geschenk stand, schaute Ursus zunächst nur verblüfft drein. Dann lachte er. "Mir ist tatsächlich nichts aufgefallen. Aber wir werden nach dem Frühstück gleich danach schauen. Im Garten soll es seinen Platz finden? Ich weiß wirklich nicht, was das sein soll." Eine Pflanze wohl kaum, denn dann hätte Marcus kaum den Rosenbusch erwähnt. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich schon jetzt bedanken soll. Wo ich doch noch gar nicht weiß, was es ist." Immer noch lachte er, denn er nahm trotz ihrer kleinen Differenzen nicht an, daß sein Onkel etwas zur Hochzeit schenkte, was nicht dankenswert wäre. Und war ihm wirklich dankbar, denn bestimmt hatte er sich viele Gedanken um ein passendes Geschenk gemacht.
Septimas freches Grinsen war für Ursus ein Rätsel. Was ging wohl in diesem hübschen Kopf vor sich? Die Bemerkung mit dem Essen traf natürlich. Unwillkürlich faßte sich Ursus in die Bauchgegend, auch wenn es an seiner Figur bisher noch nichts auszusetzen gab. "Naja, normal bin ich um diese Zeit schon lange auf und habe schwer trainiert. Das heute ist eine Ausnahme." Er wußte gar nicht, warum er sich eigentlich rechtfertigte. Trotzdem blickte er sie fast entschuldigend an, als hätte er etwas angestellt. Na, er würde doch wohl nicht unter den Pantoffel rutschen? Unwillkürlich räusperte er sich und nahm sich schon aus Protest eine weitere Scheibe Schinken.
Die kleine Marei wurde gerufen und Ursus mußte schmunzeln, als er sah, wie die Kleine aussah. Als dann aber Celerina erklärte, das Mädchen sollte nun in den Besitz von Septima und Ursus übergehen, verschluckte er sich an seinem Schinkenbissen. Hustend schaute er zu Celerina und brachte erst einmal keinen vernünftigen Ton heraus. Zum Glück reagierte Septima und rief das Kind zu sich. Ursus hustete sich aus und trank einen Schluck Wasser. Dann wandte er sich an Celerina. "Das ist sehr großzügig von Dir. Marei ist ein liebes und intelligentes Kind. Ich bin sicher, aus ihr wird eine sehr zuverlässige und brauchbare Frau. Hab Dank für diese wundervolle Geschenk." Er streckte seine Hand aus und streichelte damit über die Haare der Kleinen. Dabei lächelte er sie freundlich an. Er mochte Marei, auch wenn sie oft noch allerlei Unfug im Kopf hatte. Oder vielleicht auch gerade deswegen. Sie war eben ein Kind.
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Publius Annaeus Domitianus, bitte mach in Deinem Postfach Platz!
Ich würde Dir gerne etwas zum Thema Scholabewerbung schreiben
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Ursus hielt sich zunächst an das Geflügel und kostete von dem Fasan und von einem Täubchen. Dazu nahm er verschiedene Beilagen, von jedem ein kleines bißchen. "Deine Nichte Calvena heiratet? Meinen Glückwunsch. Sie ist eine gute Freundin meiner Frau. Und wenn das Hochzeitsfest nur halb so gut wird wie die Feier zu den Fontinalien, dann wird es sicher ein rauschendes Fest. Quintilius, ja? Nur Centurio? Naja, Praetorianer, das ist schon was. Hat er wenigstens Aussicht auf eine Erhebung in den Ritterstand?" Ein wenig unter Stand war das ja schon. "Und Du fragst Dich, ob Du sollst? Natürlich sollst Du! Kein Mann sollte lange allein sein. Schon gar nicht, wenn er eine kleine Tochter hat."
Die Unterhaltung wurde unterbrochen durch die Ansage Septimas. Ursus war nicht weniger gespannt, als die Gäste. Seine Frau hatte ihn nur darum gebeten, die Unterhaltung organisieren zu dürfen. Und er hatte zugesagt, als er sah, wieviel Freude es ihr machte, eine Überraschung vorzubereiten. Und eine Überraschung war es in der Tat. Schon viele Tänze hatte Ursus gesehen. Doch noch keinen solchen. Die Schwerter sahen scharf aus. Und manches, was die Frauen damit taten, konnte echt schief gehen, wenn sie nicht richtig fingen oder zugriffen. Dabei war jede Bewegung anmutig und fließend. Die leichten, wehenden Gewänder taten ihr übriges, die Atmosphäre knistern zu lassen. Der Tanz war durchaus sinnlich und Ursus konnte nicht umhin, sich vorzustellen, wie Septima... Nein, das gehörte nicht hierher. Verlegen änderte er seine Liegeposition und ließ sich seinen Becher nachfüllen. Doch seine Augen ließen nicht von den Tänzerinnen.