Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    "Eigentlich jeden Augenblick", erwiderte Ursus auf die Frage seiner Frau, mußte aber innerlich zugeben, daß er nicht die geringste Ahnung hatte. Wenn die Feierlichkeiten wirklich so ausschweifend gewesen waren, wie beim Frühstück berichtet wurde, dann konnte es auch noch dauern, bis die Gäste sich blicken ließen.


    Cimon stand bereit, um alle mit Getränken zu versorgen. "Danke, Cimon, ich bin heute morgen wirklich durstig." Er nahm den Becher und leerte ihn sogleich zur Hälfte, bevor er ihn auf einem Tischchen abstellte. Stark verdünnter Fruchtsaft, genau das Richtige. Und kaum hatte er den Becher abgestellt, erschien doch der erste Gast. Germanica Calvena.


    "Salve, Germanica", grüßte Ursus die Freundin seiner Frau erfreut. "Die Nacht... Oh, wie wir heute Morgen schon hören konnten, war sie wohl für alle Beteiligten sehr vergnüglich." Er grinste seine Frau an und erwartete schon einen Rippenstoß für seine kleine Frechheit.


    Als Septima ihm die Schriftrolle reichte, warf er einen Blick darauf und erkannte schnell, um was es sich handelte. "Vielen Dank, Calvena, das ist wirklich eine wunderbare Arbeit. Und zudem eine Erinnerung an eines der schönsten Feste, denen ich je beiwohnen durfte. Das ist wirklich eine geniale Idee gewesen." Nur wenige hatten solche guten Ideen für ein individuelles Geschenk und er selbst zählte sich auch nicht gerade dieser Elite.


    Als Septima Calvena auf das Angebot an Getränken aufmerksam machte, bemerkte er ihr Stocken und schmunzelte, als sie ihn hilfesuchend anschaute. "Ja, sag es nur Cimon hier drüben. Wie Septima schon sagte: was immer Dein Herz begehrt, er wird sich darum kümmern."

    Hätte jemand Ursus vorher gefragt, so hätte er mit Sicherheit geantwortet, daß er so bald nicht wieder in der Lage war, die offensichtlich gewaltigen Bedürfnisse seiner Frau schon wieder zu befriedigen. Er hatte vielmehr das Gefühl, für mehrere Tage im Voraus völlig ausgelaugt zu sein. Doch sie bewies ihm auf sehr eindrucksvolle Weise, daß er sehr wohl noch konnte. Als sie sich auf ihn setzte, erinnerte sich Ursus an Cimon. Er war erst versucht, den Sklaven hinaus zu schicken, dann aber war er zum einen zu abgelenkt von seinem eigenen Begehren, zum anderen besaß Cimon sein volles Vertrauen. Warum sollte er nicht miterleben, daß das junge Paar zumindest im Bett schon zusammen gefunden hatte? So konnte zumindest keinerlei Zweifel aufkommen, daß diese Ehe vollzogen war und somit ihre Gültigkeit besaß. Ein Gedanke, zu dem Ursus zugegebenermaßen erst wieder fähig war, als Septima ihr eheliches Recht erfolgreich eingefordert hatte.


    Seufzend streichelte er seiner Frau den Rücken. Sie mußten bald aufstehen, ihre Anwesenheit war an diesem Morgen zwingend erforderlich. Doch einen kleinen Moment, einen winzigen Moment würden sie doch wohl haben? "Cimon? Würdest Du uns bitte etwas zu trinken reichen?" Warum klang seine Stimme eigentlich so rau?

    Der Schlaf hielt Ursus fest umfangen, so daß er die Unruhe im Zimmer gar nicht bemerkte. Sein Körper forderte eben doch sein Recht nach den Vergnügungen der Nacht, die ihm doch einiges abgefordert hatten. Nie hätte er erwartet, daß seine junge Frau derart viel Freude an der körperlichen Liebe haben würde. Sie hatte ihn überrascht und hatte sich bereits in dieser ersten Nacht recht neugierig und experimentierfreudig gezeigt.


    Als er nun ihre weichen Lippen auf den seinen spürte und die Liebkosungen ihrer Hand seinen Körper weckten, bevor sein Geist Gelegenheit hatte, aus dem Reich der Träume zurückzukehren, seufzte er unverkennbar wohlig auf. Nur zögernd öffnete er die Augen, noch fest davon überzeugt, einem weiteren Traum erlegen zu sein. Und schaute in die warmen, braunen Augen seiner Angetrauten. Der Kuß war lang und innig, es dauerte, bis sich ihre Lippen wieder voneinander lösten. "Guten Morgen", murmelte er verschlafen und lächelte, die Sklaven erstmal gar nicht bemerkend. "Ist es etwa schon Morgen?" Er hatte das Gefühl, eben erst die Augen geschlossen zu haben.


    Er rieb sich die Augen und blickte sich um. Cimon stand da und schien nicht so recht zu wissen, wie es heute, an diesem besonderen Morgen, weitergehen sollte. Ursus wußte dies auch nicht so richtig. Er wußte nur eins, er wollte dieses wundervoll weiche, warme Wesen nicht gar so schnell aus seinen Armen entlassen. Und so schlang er seine Arme nochmal um Septima, zog sie eng an sich, um sie dieses Mal ganz wach und bewußt ein weiteres Mal zu küssen.

    Wie schon gestern war das Compluvium abgedeckt worden, so daß der kalte Wind keine Gelegenheit hatte, die Feierlichkeiten im Atrium ungemütlich zu machen. Alle unschönen Hinterlassenschaften der nächtlichen Feier waren längst entfernt, neue Kübel mit hübschen Blumen waren aufgestellt, Schwimmkerzen waren ins Impluvium gesetzt und Tische mit kleinen Leckerbissen aufgestellt worden. Sklaven standen bereit, den Gästen Getränke anzubieten. Selbst die Spuren, die das bereits heute morgen gebrachte und von den Göttern zum Glück auch angenommene Opfer hinterlassen hatte, waren nicht mehr zu sehen.


    Das frisch vermählte Paar stand Hand in Hand im Atrium, um die morgendlichen Gäste zu empfangen. Septima sah strahlend aus. Ursus hatte mit Hilfe von kaltem Wasser auch ein frischeres Aussehen als noch beim Frühstück. Nur ganz leichte Schatten unter den Augen zeugten von seiner Müdigkeit.


    Sim-Off:

    Bitte gleich hier posten, an die Porta zu klopfen ist heute ganz unnötig :)

    Ihr wohliges Seufzen war eine eindeutige Äußerung. Bisher gefiel es ihr und Ursus hatte vor, dieses Wohlbefinden noch ein wenig zu steigern. Doch immer wieder mußte er warten, um sicherzugehen, daß noch immer alles schön war für sie. Nachdem er sie auf das Bett gelegt hatte, zog sie ihn an der Hand zu sich. Nur zu gerne kam er der Aufforderung nach. "Dein Wunsch ist mir Befehl..." Nicht, daß er vorgehabt hätte, nun gleich sein Recht als Ehemann einzufordern, doch schien es ihm klüger zu sein, ihr das Gefühl zu geben, daß er ihren Wünschen gerne nachkam.


    Er legte seine Arme um sie, staunte wieder über ihre zarte, weiche Haut und küßte sie zärtlich, als ihre Lippen nach den seinen suchten. Ganz langsam glitten seine Hände über ihren Rücken weiter nach unten, während auch ihre Hände nun tiefere Regionen erreichten und am Rande seines Subligaculums zu spielen. Er seufzte wohlig und hoffte, daß sie den Mut besitzen würde, ihn von seinem letzten Kleidungsstück zu befreien. Er selbst beschränkte sich vorerst darauf, sie weiter zu streicheln und zu küssen. Seine Hände wanderten wieder nach oben, um ihre Brüste zu verwöhnen, während seine Lippen mit ihrem Ohrläppchen zu spielen begannen. Ein Bein hatte er mittlerweile um ihre Beine geschlungen, ohne sie dabei allerdings zu sehr zu bedrängen. Es würde ihr ein leichtes sein, sich aus dieser leichten Umklammerung wieder zu befreien, wenn sie dies denn wollte.

    Kaum hatte Ursus sich gesetzt und Septima sich neben ihm, erschien eine von den Zwillingen im Triclinium, alles andere als ausgeschlafen wirkend. "Guten Morgen", grüßte er sie und wollte sie Septima gerade als Narcissa vorstellen, als sie selbst sich als Flora vorstellte. Ursus musterte sie mißtrauisch. Er hätte schwören können, daß es Narcissa war. Aber vermutlich war er heute einfach zu unausgeschlafen. Ein Gähnen unterdrückend ließ er sich einen Becher reichen. Verdünnter Wein zum Frühstück? Nungut, weil heute so ein besonderer Tag war.


    "Ihr scheint ja noch mächtig gefeiert zu haben", mutmaßte Ursus beim Anblick seiner gequält wirkenden Verwandten und grinste dabei breit. Ja, bei der Hochzeit von Marcus und Celerina hatten sie auch noch viel Spaß gehabt. Kaum hatte er ihren Namen gedacht, erschien auch seine Schwägerin im Triclinium. "Guten Morgen, Celerina. Dein Mann hat uns gerade darauf vorbereitet, daß der heutige Tag sehr kraftraubend wird." Bei diesem Wort mußte er unwillkürlich Septima angrinsen.


    Zu ihrer Frage nach den Geschehnissen der letzten Nacht nickte er und fügte noch ein paar hinzu. "Also, was gab es denn an peinlichen Zwischenfällen und kleinen Katastrophen? Welche Statuen und Vasen sind zu Bruch gegangen? Und wer hat alles im Impluvium gelegen?" Es war schon eigenartig, so wenig von der eigenen Hochzeit zu wissen. Die Feier schien sehr ausgelassen gewesen zu sein.

    Ursus mußte lachen, als die Schwestern ihm erklärten, daß Spinnen nicht so ihre liebste Beschäftigung war. Dann stutzte er. Hatte das Mädchen gerade gesagt, Narcissa würde so viel lesen? War es nicht eben noch Flora gewesen? Warum... ach, die Mädchen wollten ihn veralbern! Genau, sie versuchten, ihn durcheinander zu bringen, was das Auseinanderhalten dieser beiden Zwillinge anging! Er tat natürlich so, als würde er darauf hereinfallen, wußte aber immer noch ganz genau, wer von den beiden wer war.


    "Der Garten ist Marcus' Steckenpferd. Im Frühjahr werdet ihr staunen, was für schöne Blüten er hervorbringt. Seit Jahren bestückt Marcus den Garten mit seltenen, exotischen Pflanzen und viele Besucher haben schon ihre Bewunderung ausgesprochen. Natürlich bedeutet das auch, daß man im Garten besonders vorsichtig sein muß, denn die Pflanzen sind nur sehr schwer zu ersetzen." Außerdem konnte Corvinus wirklich zornig werden, wenn es um seine geliebten Pflanzen ging.


    "Ich gebe zu, ich habe für Pflanzen nicht so schrecklich viel übrig. Ja, mir gefällt es auch, wenn der Garten voller schöner Blüten ist, aber ich kann mich da nicht so mit befassen, wie Marcus es tut. Da lese ich lieber - oder trainiere mit Cimon - oder gehe einfach in die Stadt."

    Was für eine Nacht! Ursus war so müde, als hätte er einen gesamten Tag mit Cimon trainiert. Was er natürlich nicht hatte. Überhaupt war es schwer gewesen, dem Nubier heute das morgendliche Training auszureden. Im Moment fühlte sich Ursus noch gar nicht richtig wach, schon lange nicht wach genug, um bereits zu denken. Als Cimon ihn heute Morgen rasiert hatte, wäre er fast wieder eingeschlafen. Doch trotz der Müdigkeit fühlte Ursus sich glücklich. Unsagbar glücklich. Was für eine Frau hatten die Götter ihm geschenkt!


    Im Gegensatz zu ihm war Septima bereits ausgesprochen wach und frisch. Sie war bereits ganz auf ihre heutigen Pflichten konzentriert und erinnerte ihn nun an eine von ihnen. Ursus nickte und wollte schon weitergehen, als er im Schritt inne hielt. Er schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen von den Nebeln des Schlafes, die immer noch nach ihm griffen. "Vielleicht sollten wir das gemeinsam tun? Und auch den Ahnen Ehre erweisen?" So traten sie gemeinsam an den Hausaltar, um zu beten.


    Später erzählte er ihr, welche der Figuren auf dem Hausaltar wen darstellten. Wer seine Eltern gewesen waren. Und seine Schwester, die ja noch gar nicht so lange tot war. Er ging sehr ehrerbietig mit den Figuren um, zeigte offen seine Liebe zu seiner Familie und ließ auch keine Zweifel daran entstehen, daß er Septima nun als Teil dieser Familie betrachtete. Daß sie sich noch kaum kannten, war dabei gar nicht von Belang.


    Es verging einiges an Zeit, bis sie sich doch noch zum triclinium maior begaben. Eigentlich rechnete Ursus gar nicht damit, daß schon jemand zugegen war. Die Sklaven hatten Septima und ihn seiner Meinung nach allzu früh geweckt. Was aber auch nicht verkehrt war, gab es ihnen doch die Gelegenheit, in Ruhe zu frühstücken. Und hungrig war Ursus durchaus. "Guten Morgen, Marcus", grüßte er den Onkel, der auch nicht gerade taufrisch wirkte.

    Über mangelndes Feuer in seinen Lenden konnte Ursus sich eigentlich nicht beklagen. Spätestens als sie ihm die Tunika über den Kopf zog, als könnte sie es gar nicht erwarten, ihn nahezu unbekleidet zu sehen, und ihre Hände schon mal seinen Rücken erforschten, während sie sich an ihn schmiegte, war sein Begehren auf eine Weise erwacht, die es schwer für ihn machte, es langsam angehen zu lassen. Immer und immer wieder mußte er seine Gedanken zwingen, Rücksicht auf ihre Unerfahrenheit und Jungfräulichkeit zu nehmen. Er wollte es für sie schön gestalten. Sie sollte in Zukunft nicht unwillig in sein Bett kommen, sondern gleichermaßen Vergnügen an der Vereinigung ihrer Körper finden wie er.


    Letzte Zweifel, ob sie sich nicht doch zu all dem hier zwang, schwanden, als sie recht selbstbewußt ihrerseits einen Kuß einforderte, den sie sehr leidenschaftlich begann. Er erwiderte nun seinerseits deutlich leidenschaftlicher, konnte er doch nun sicher sein, sie damit nicht abzustoßen. Seine Hände begaben sich dabei auf Wanderschaft. Erforschten ihren Rücken, ihre Haare, wieder den Rücken und fanden schließlich eine Möglichkeit, sie ganz beiläufig von ihrer fascia zu befreien. Streichelnd erforschten seine Hände nun diesen bisher verborgenen Teil ihres Körpers, umfaßten und umschmeichelten ihre Brüste, erst sehr zart, dann schon ein wenig fester.


    Ihre Lippen lösten sich voneinander und Ursus begann, seine Lippen ihren Hals herabwandern zu lassen, über ihre Schultern. Dann, einem plötzlichen Impuls folgend, hielt er kurz inne. Nur, um sie ein zweites Mal auf seine Arme zu heben. Dieses Mal allerdings trug er sie nicht über die Schwelle, sondern zum Bett herüber, um sie dort auf der weichen Matratze abzulegen. Seine Augen forschten in ihrem Blick, ob es ihr nicht am Ende doch zu schnell ging.

    Die Unterbrechung durch die Auflösung der Frisur und das Trinken schien die anfänglich noch recht forsche Septima ein wenig ausgebremst zu haben. Ursus ließ es zu, daß sie seinen Gürtel löste, wobei er sich ein wenig über den Schwung wunderte, mit dem sie den Gürtel in eine Ecke des Raumes beförderte. Und nun?, hatte sie gefragt. Er lächelte und hob wieder eine Hand an ihre Wange, wobei er wieder ganz nah an sie herantrat. Sie duftete gut. Sehr gut sogar. "Und nun bin ich dran", erklärte er und ließ nun beide Hände über ihre Schultern gleiten, weiter nach unten über ihre Arme. Als die Länge seiner Arme nicht ausreichte, um den Saum ihres Kleides zu erreichen, griff er einfach in den Stoff, um es so weit anzuheben, das seine Hände darunter gleiten konnten. Nun ließ er seine Hände sanft über ihren Körper nach oben wandern, über herrlich zarte, weiche Haut, wobei er das Kleid einfach mitnahm. Unter ihren Achseln angekommen, folgte Septima automatisch seiner Bewegung und hob die Arme, so daß er das Kleid nach oben abstreifen konnte. Weiterer Stoff rauschte zu Boden. Und seine Ehefrau, seine Ehefrau!, stand nun nur noch in Unterwäsche vor ihm.


    Da er nichts überstürzen wollte, lächelte er und küßte sie vorsichtig ein weiteres Mal. Nicht so lange wie beim ersten Mal, doch immer wieder erforschend, ob sie es wohl auch leiden mochte. Seine Hände streichelten dabei sanft ihre nun unbedeckten Schultern. "Der nächste Schritt ist wieder Deiner", sagte er leise, nachdem ihre Lippen sich voneinander gelöst hatten.

    Auch Ursus konnte der gelungenen Rede von Durus nur Anerkennung zollen. Zwar war er kein Klient des Tiberiers, doch er hörte sich die Rechenschaftsberichte immer gern an, um von den erfahreneren Politikern zu lernen. Schließlich gab so manches Amt nicht gar so viel zu berichten her. Zumindest nicht so viel, was für das Volk von Interesse wäre. Die meiste Arbeit war langweilige Schreibarbeit und das wollte nun wirklich niemand hören. Als Consul konnte man natürlich weit mehr bewegen und Durus hatte sich mächtig ins Zeug gelegt während seiner Amtszeit. Er hatte weit mehr vorzuweisen als sein Amtskollege, was man an dem stärkere Applaus auch durchaus ablesen konnte. Diesen hatte der Tiberier wahrhaftig verdient. Während er noch applaudierte, reckte er den Hals, um in der Menge der Tiberier seine Septima zu erblicken. Tatsächlich erblickte er sie, neben Celsus, der oft ihr Begleiter zu sein schien. Gerade wollte er sich zu den beiden durchkämpfen, als ein älterer Senator ihn ansprach und in ein Gespräch verwickelte. So wurde leider nichts aus einem Gespräch mit der Zukünftigen. Doch wenigstens stellte er sich so, daß er sie von weitem sehen konnte.

    Der Blütenkranz segelte mißachtet zu Boden, einzelne Strähnen lösten sich und umrahmten nun dieses schöne Gesicht. Ihr Kichern lockerte die Atmosphäre deutlich auf und Ursus mußte ebenfalls lachen. "Wer weiß, was ich noch alles finde, wenn ich hier weitersuche. Manches mag effektiver sein, als die bisher gefundenen Nadeln." Er zog weitere Nadeln heraus und beobachtete die Kaskaden von glänzendem Haar, die sich anschließend über die Schultern ergossen. Die Wollbänder waren für ihn von weniger Interesse. Sie waren ja weder unbequem noch pieksten sie, also konnten sie auch drinbleiben, wenn sie sich nicht leicht lösen ließen. "Neinnein, ich denke, wir kommen ohne sie aus", wehrte er schnell ab, als sie anbot, ihre Sklavin zu rufen, "ich glaube, ich habe jetzt auch alle gefährlichen Objekte herausgezogen." Lieber schenkte er ihr etwas Wasser ein und füllte auch für sich einen Becher. Daß sie nur Wasser wünschte, wunderte ihn zwar ein wenig, aber andererseits wollte er selbst auch nichts anderes. Einen benebelten Kopf konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen.


    Er reichte ihr einen der beiden Becher und schaute ihr dann in die neugierig und gerade etwas unschlüssig dreinblickenden Augen. Daß sie in dieser Nacht beide Wasser tranken, hatte wohl auch niemand erwartet. Doch es zeigte Ursus, wie überlegt und vernünftig Septima war. Anscheinend gehörte auch sie zu den Menschen, die nicht gerne die Kontrolle verloren, schon gar nicht über sich selbst. "Du bist dran", sagte er leise und lächelte sie auffordernd an. Immerhin trug er sogar noch seinen Gürtel.

    Der Kuß war sehr lang und sie machte keinerlei Anstalten, ihn beenden zu wollen. Sie sah auch nicht so aus, als wäre es ihr unangenehm. Nein, eigentlich hatte er den Eindruck, daß es ihr gefiel. Oder wollte er sich nur einreden, daß es ihr gefiel? Nein, ihre Augen sagten es. Leider fing sie seine Hände auf, hielt ihn davon ab, sie weiter zu entkleiden. Schade. Aber ihre Stimme versprach mehr. Viel mehr.


    Hatte er wirklich befürchtet, eine furchtsame, schüchterne Braut zu haben? Sie schien sich eher auf das kommende Erlebnis zu freuen. Was ihn natürlich unter den Druck setzte, es für sie tatsächlich zu einem besonders schönen Erlebnis zu machen. Hoffentlich war er dem gewachsen und enttäuschte sie nicht. Es war fast noch schwerer, als wenn sie Angst hätte. Die meisten erwarteten etwas Furchtbares und waren erstaunt, wenn es dann doch schön wurde. Sie erwartete von vornherein etwas Schönes und das mußte er versuchen zu erfüllen. Was wirklich nicht so leicht war, hatte sie doch auch etwas Schmerz vor sich.


    Septima hatte offenbar keinerlei Scheu, ihn zu berühren. Es war angenehm zu spüren, wie ihre Hände seine Arme hinaufglitten, um dann nach seiner Toga zu fassen. Sie zog den gerafften Stoff von seiner Schulter. Rauschend glitt der Stoff zu Boden. Und auch der andere Teil, der noch über der Schulter lag, folgte bald, nachdem sie nachgeholfen hatte und auch seinen Arm so gelenkt hatte, daß nichts mehr die Stoffbahn hielt.


    Wie schön könnte es sein, wenn sie jetzt auch noch tiefe Gefühle füreinander hegen würden? Er vermißte das warme, zärtliche Gefühl, das Kribbeln, das ihn in Cadhlas Gegenwart erfüllt hatte. Ob sie je das gleiche Band verbinden konnte, wie es ihn mit Cadhla verband? Konnte ein Herz ein zweites Mal verschenkt werden? Er wußte, daß er damals einen Fehler gemacht hatte, daß er seinem Gefühl niemals hätte nachgeben dürfen. Und doch wollte er die kurze Zeit mit der Sklavin nicht missen. Wollte sie auch nicht vergessen. Dennoch wünschte er sich zutiefst, mit Septima ebensolche tiefe Verbundenheit zu erreichen.


    Jetzt und hier waren ihre Gefühle rein körperlicher Natur. Wie könnte es auch anders sein, sie kannten sich ja noch gar nicht. Doch sein Körper reagierte bereits auf die wenigen Berührungen und den verführerischen Klang ihrer Stimme. Er begehrte diese schöne Frau und wenn sie nicht eine unglaublich gute Schauspielerin war, dann begehrte sie ihn ebenfalls.


    "Nun bin ich wieder dran", sagte er leise, nachdem die Toga zu Boden gerauscht war und nun ihre Füße umschmeichelte. "Hast Du eine ungefähre Ahnung, wieviele Mordwerkzeuge in Deine Frisur versteckt sind?" Er lachte leise und zog einfach mal an einer Nadel, die dafür verantwortlich war, daß ihre schönen Haare solch ein Kunstwerk bildeten. Und da davon noch einige versteckt waren, zog er auch gleich das nächste heraus.

    Es war schon ein wenig eigentümlich, von einer Fremden in das eigene Schlafgemach geführt zu werden. Und dann dort mit der Frau allein gelassen zu werden, die einen das ganze restliche Leben begleiten sollte. Nachdem die Tür sich hinter Paulina geschlossen hatte, kam ein etwas unheimlicher Moment der Stille. Hier zeigte sich, wie stark und selbstbewußt seine junge Frau war. Sie nahm selbst den Schleier ab und äußerte den Wunsch, von diesem Kleid befreit zu werden. Begleitet von einem fast keck zu nennenden Lachen. Dieses war es, das die Nervosität von Ursus abfallen ließ.


    "Wie wäre es, wenn wir uns gegenseitig helfen würden?", fragte er leise und trat ganz dicht an sie heran. Seine Hände umfaßten ihre Taille und er betrachtete ihr schönes Gesicht. Es hatte die viele Schminke wahrlich nicht nötig. Doch an einem Tag wie diesem, war so etwas wohl unumgänglich. Er hob eine Hand, um ihre Wange zu streicheln. Dann legte er sanft seine Lippen auf die ihren. Dies war ein wichtiger Moment, wie eine weise Frau ihm einmal verraten hatte. Wenn sie seine Küsse nicht mochte, würde es sehr schwer werden.


    Sein Blick erforschte den Ausdruck ihrer Augen. Die Augen sind der Spiegel der Seele, hatte seine Mutter stets gesagt. Verdammt, warum fielen ihm jetzt ausgerechnet diese Weisheiten ein? Er sollte mit seinen Gedanken ganz bei ihr sein! Während er versuchte, ihren Blick festzuhalten, tasteten seine Hände nach dem Knoten, der ihren Gürtel hielt. Dies war sozusagen der letzte Test, ob er der Ehe gewachsen war. Seine Aufgabe war es, diesen Knoten zu lösen. Und er hatte nicht vor, dabei zu versagen. Zur Not wußte er ja, wo sein Gladius... nein, das konnte er auf gar keinen Fall tun! Er mußte es so schaffen. Ein wenig mühsam war das schon. Wer hatte sich eigentlich diesen Knoten ausgedacht? Unmöglich, das Ding. Aber irgendwann hatte er ihn doch gelöst. Ohne hinzusehen! Der Gürtel fiel achtlos zu Boden. Und seine Hände suchten nun durchaus forsch Wege unter ihre Kleidung.

    Ursus sah zu, wie seine zukünftige Frau mit sicherer Hand unterschrieb. Es war schön zu sehen, daß ihre Hand nicht zitterte. Auch ihre Worte gaben ihm die Sicherheit, daß sie dieser Heirat nicht abgeneigt war. Die Urkunde wanderte von ihr zurück zu Durus, der sie nun hoffentlich als Inhaber der Patria Potestas ebenfalls unterschrieb.


    "Wir hatten ja noch keine Gelegenheit, miteinander über dieses Thema zu sprechen. Ich hatte daran gedacht, die Ehefrau meines Patrons Marcus Vinicius Lucianus, Aelia Paulina, zu fragen, ob sie uns diese Ehre erweist. Aber natürlich können wir auch gerne jemand anderen darum bitten." Sein Blick ging fragend zu Septima, die vielleicht schon eine andere Frau im Sinn hatte. Er wollte ihr gewiß nicht verwehren, eine Frau zu fragen, die ihr nahe stand und ihr Vertrauen besaß.

    Einen Moment lang blickte Ursus seinen Sklaven nachdenklich an. Ob das der richtige Weg war? Vielleicht. Die beiden Sklaven schienen sich auf ihrer Reise recht gut angefreundet zu haben. Und sie konnten auf gleicher Ebene miteinander sprechen. Es stand auch nicht so viel zwischen ihnen, wie zwischen Ursus und Caelyn stand. Ja, vermutlich war es wirklich das beste. "Ja, Cimon. Das ist gut. Geh ihr hinterher, Du hast mein volles Vertrauen." Er nickte zur Bekräftigung seiner Worte und machte eine Geste in Richtung Tür. "Vielleicht wäre es gut, wenn Du Dich beeilst. Sie ist recht gut darin, sich zu verstecken."

    Ein weiteres Paar fand sich ein, um die Verlobung eintragen zu lassen: Tiberia Septima und Aurelius Ursus. Sie hatten sich vor der Regia getroffen und betraten nun die Regia. Nach kurzem Anklopfen gingen sie in das Officium. "Salve", grüßte Ursus den Beamten. "Dies ist Tiberia Septima und ich bin Titus Aurelius Ursus. Wir möchten unsere Verlobung eintragen lassen."

    Es war, als hätte sie nichts von dem gehört, was sie gesagt hatten. Sie schaute wie wie verwundetes Reh, den Blick voller Schmerz. Ursus stand hilflos da und konnte nichts tun, als sie einfach ging. Er wollte ihr doch nicht weh tun! Er hatte es ihr damals gesagt, daß er sie nicht liebte, wie sie es sich wünschte. Daß solch eine Liebe auch ganz und gar unmöglich war zwischen einem Patrizier und einer Sklavin. Warum verstand sie dies nicht? Sie ging einfach, lief davon vor der Wahrheit und auch vor ihrem Leben. Er seufzte und drehte sich zu Cimon um. "Das ist so einer der Momente, in denen ich absolut nicht weiß, was ich tun soll. Alles ist falsch. Gehe ich ihr hinterher, ist es falsch. Tue ich es nicht, ist es genauso falsch." Er fuhr sich durch die Haare. "Ich glaube, ich sollte ihr ein wenig Zeit geben. Und es einfach morgen wieder versuchen. Oder was meinst Du?" Immerhin hatte Cimon Caelyn auf ihrer gemeinsamen Reise kennenlernen können. Vielleicht besser, als es Ursus je möglich sein würde. Ob der Nubier eine Lösung parat hatte?

    Auf einmal stand Ursus ohne Gesprächspartner da. Was nicht weiter schlimm war, da es noch genug zu sehen gab. Mußten doch noch ein paar Rituale vollbracht werden, die zu betrachten ja durchaus interessant war. Vor allem, wenn man wußte, daß einem dies alles bald selbst bevorstand. Dennoch zog die kleine Gruppe, bestehend aus Septima, Celsus und Prisca immer wieder seinen Blick auf sich. Dabei fing er ihr Nicken, den auffordernden Blick und das Lächeln auf, welches man kaum anders als bezaubernd nennen konnte. Er lächelte unwillkürlich zurück und seine Füße trugen ihn zu der kleinen Gruppe, ohne daß er seinen Schritt bewußt dorthin gelenkt hätte. "Kennt ihr beiden euch eigentlich schon?", fragte er seine Cousine und Celsus, da er die Vorstellung der beiden nicht mitbekommen hatte.

    Dieser Vertrag war nicht sehr umfangreich und deshalb schnell erstellt. Ursus nahm das Schriftstück entgegen, um es kurz zu lesen. "Deutlicher kann man die Freundschaft zwischen unseren Familien wahrhaftig nicht demonstrieren. Ich bin sehr stolz darauf, eine Tiberia zu ehelichen." Er nahm die Feder und unterschrieb das Eheversprechen. Die Unterschrift versah er dann noch zur Bekräftigung mit seinem Siegel.



    Pactum


    Wir verkünden hiermit öffentlich unseren Willen eine Ehe ANTE DIEM III ID FEB DCCCLX A.U.C. (11.2.2010/107 n.Chr.) einzugehen. Dies geschieht im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte und aus freiem Willen.


    [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/8400/siegeltauwj6.gif]





    Noch während er sein Siegel in das weiche Wachs drückte, betrat Septima den Raum. Ursus blickte auf. Wie schön sie wieder war! Diese goldene Libelle in ihrem schönen dunklen Haar, das geschmackvolle Kleid, das ihren gut geformten Körper umschmeichelte, das alles hob ihre Schönheit noch hervor, ohne sie zu erdrücken. Sie besaß wirklich Geschmack und wußte sich zu präsentieren. "Salve, Tiberia Septima. Wie könnte ich noch lange zögern, wo ich doch nun Gelegenheit hatte, Dich und Deinen bewundernswerten Liebreiz kennenzulernen?", erwiderte er schelmisch lächelnd auf ihr geäußertes Erstaunen, ihn so bald schon wieder hier zu sehen. "Ich hoffe, der vorgeschlagene Termin ist Dir genehm?" Er wiederholte damit die Frage des Consuls und schob das Pergament ein wenig weiter in ihre Richtung, damit sie es lesen konnte und hoffentlich auch unterzeichnete.



    Edit: Datum geändert wegen Parentalia