Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    "Als Experten für die germanischen Sitten würde ich mich auch nicht gerade bezeichnen. Aber vielleicht helfen Dir meine Tipps ja, sollte es Dich dorthin verschlagen." Er jedenfalls war das Jahr über gut damit über die Runden gekommen.


    "Einfach so?" Ursus lachte amüsiert, während er noch eine Olive nahm. "Eigentlich gibt es kaum einen besseren Grund, irgendwo hinzureisen. So ganz frei von Zwängen. Du hast also das Imperium bereist? Also, ein bißchen was davon würde ich schon gerne hören, wenn es Dir nichts ausmacht. Ich kann Dir ja dann im Gegenzug von Achaia berichten. So sind wir dann beide bestens über alles informiert." Wieder mußte er lachen. Es war tatsächlich, als würden sie sich ganz gut ergänzen mit ihren Erfahrungen.


    "Schade, ich dachte, Du wüßtest vielleicht etwas. Ich habe ihn sehr geschätzt und würde mich freuen, ihn wiederzusehen." Aquilius als guten Freund zu bezeichnen würde wohl zu weit gehen, so gut hatten sie sich nicht kennen gelernt. Doch Ursus wäre gerne enger mit ihm befreundet gewesen.


    "Nun, wenn Du Dich bis zur Wahl nicht irgendwie als Vollidiot darstellst, dann wüßte ich nicht, warum ich einem Flavier die Unterstützung verweigern sollte."



    "Das hatte ich auch schon vermutet, in der Runde wurde aber auch gemutmaßt, daß es ebenso gut germanisch gewesen sein konnte. Wir fragten uns nämlich, welche Bedeutung der Text haben mag. Das Lied klang wunderschön, aber ein Lied ist umso schöner, wenn man es versteht. Ob Deine Nichte uns den Text zur Verfügung stellen könnte? Eine meiner Sklavinnen ist Keltin, sie könnte es übersetzen." Das war ein wunderbar unverfängliches Gesprächsthema, fern von der Trauer, mit der sie beide wohl noch zu tun hatten.

    Der Druck ließ nach, die Rinder schafften es langsam, die Kurve zu kriegen. Einige wenige von ihnen hatten die Geschichte allerdings mit dem Leben bezahlt und blieben im Graben vor dem Wall liegen, während die anderen sich muhend entfernten. Alles schien vorbei zu sein. Alles schien gut zu sein. Erleichterung durfte sich breit machen, viele mochten schon wieder an ihr Schlaflager denken, in dem die Felle und Decken vielleicht noch ein klein wenig warm waren.


    Doch da erhob sich ein lautes Gebrüll. Viel zu nahe! Kein Hufgetrappel war aus der Ferne zu hören gewesen. Wegen der Rinder? Oder wegen der umwickelten Hufe der Pferde? Vermutlich war beides der Grund. Die Reiter jedenfalls rasten wie aus dem Nichts heran, schleuderten Speere über die Palisade, deren Spitzen allerdings auch umwickelt waren, um keine schweren Verletzungen zu verursachen und hetzten dann wieder davon. Tief hinter ihre Schilde geduckt. In der Hoffnung, daß die Kameraden hinter den Palisaden nicht mehr rechtzeitig zum Wurf gekommen waren.

    Was der Iunier sagte, paßte ganz gut zu Ursus' Rolle und so nickte er zustimmend, um dann aber noch näher auszuführen und die Gewichtung etwas anders zu legen. Trotzdem waren die beiden Ausführungen sich im Moment noch recht ähnlich. "Einige Jahre als Kommandant beim Militär nach der Ämterlaufbahn des Cursus Honorum sind völlig unerläßlich für einen angehenden Kaiser. Die Soldaten sind es, die das römische Reich so groß gemacht haben, wie es ist. Und sie sind es, die es für den Kaiser und das Volk sichern. Sie sind es, auf die ein Kaiser sich stützen können muß. Ein Kaiser sollte die Probleme der Soldaten und die der Offiziere aus eigener Erfahrung kennen, damit er später einzuschätzen weiß, was möglich oder unmöglich ist. Gleichzeitig lernt er, wie auch Iunius schon ausführte, andere Feldherren und hohe Offiziere persönlich kennen und kann sie somit auch später besser einschätzen. Nicht zuletzt stehen die Soldaten weitaus treuer zu einem Kaiser, von dem sie wissen, daß er ihre Strapazen geteilt und tapfer mit ihnen gekämpft hat. Später, wenn er schließlich Kaiser ist, hebt es zwar gewiß die Moral der Männer, wenn er persönlich einen Feldzug anführt, jedoch ist es eigentlich wichtiger, daß er das Reich als Ganzes im Auge behält, selbst an der Schaltstelle der Macht bleibt und die Verantwortung für Feldzüge an seine erfahrenen Offiziere abgibt. Denn ganau dafür hat er sie schließlich. Seine eigenen Erfahrungen werden ihm helfen, die Lage richtig einzuschätzen und so die Kontrolle zu behalten." Das war jetzt auch einfach mal so in den Raum gestellt.

    Ursus kannte Piso ja fast noch gar nicht. Er konnte daher nicht ahnen, was der Flavier für Bedenken hatte oder wie er sich selbst einschätzte. Er selbst hatte das Tribunat nicht als unüberwindlich empfunden, daher nahm er an, daß jeder andere junge Mann mit einer ähnlichen Vorbildung genauso damit fertig wurde. Hier und jetzt wirkte Piso ja auch keinesfalls unfähig oder kontaktscheu. Also würde er es sicher bewältigen.


    "Wenn Du bereits in Germanien warst, dann brauche ich Dir ja gar nichts mehr zu erzählen", lachte Ursus und nahm noch einen Schluck Wein und dazu ein bißchen Käse. "Haben die Germanen versucht, Dich auszunehmen? Jemand bestimmtes? Diese Erfahrung zumindest blieb mir erspart. Darf ich fragen, was Dich nach Germanien getrieben hatte?" So wirklich freiwillig reiste ja selten jemand dorthin. Zumindest kannte Ursus nicht viele Leute, die es freiwillig einfach so tun würden.


    "Ich finde es gut, daß endlich wieder ein Flavier den Cursus Honorum anstrebt. Seit Aquilius Rom verlassen hat, ist es still geworden um eure Gens. Außer Gracchus und Furianus ist niemand mehr wirklich aktiv in der Politik vertreten." Zumindest nicht in solchem Maße, daß es ihm aufgefallen wäre.

    Ursus konnte nicht anderes, er mußte lachen, tat dies aber leise und unaufdringlich. "Ja, es wirft kein gutes Licht auf die Gesellschaft, doch es ist kein Geheimnis, daß das Volk nur wenig Interesse an den seiner Meinung nach eher langweiligen Pflichten eines Magistraten hat. Jedoch wie Du schon sagst, käuflich ist. Sei es durch Spiele. Oder derbe Theaterstücke. Ich fürchte, es ist vergebliche Liebesmüh, das Volk erziehen zu wollen. Wir müssen es wohl nehmen, wie es ist." Grinsend dachte er daran, daß die Menschen wohl nie anders gewesen waren. Sie hatten es vermutlich nur nicht zu allen Zeiten so offen gezeigt. "Gibt es wirklich keine Spiele, die Dich begeistern können? Ich muß zugeben, daß ich eine Schwäche für Wagenrennen habe. Eine ziemliche Schwäche sogar." Nicht umsonst war er Princeps der Aurata.

    Es hörte sich nicht so an, als würde es ihm gefallen? Ursus konnte das kaum glauben, schon gar nicht verstehen. Warum gefiel es Cimon nicht, an diesen wenigen Tagen selbst über sich bestimmen zu können? "Zu den Saturnalien darfst Du das tun, was Du möchtest. Wenn Du nicht feiern willst, wird Dich niemand dazu zwingen", sagte er mit sanftem Tonfall. "Warum schaust Du es Dir in diesem Jahr nicht einfach mal an und urteilst dann? Weißt Du, ich glaube, daß dieses Fest für die Herren noch viel wichtiger ist als für die Sklaven, auch wenn die meisten Sklaven mir dabei widersprechen würden. Es erinnert uns daran, daß wir alle Menschen sind. Und daß wir genau das trotz aller Standesunterschiede niemals vergessen dürfen. Leider sind es genau diejenigen, die diese Erinnerung besonders brauchen, gleichzeitig diejenigen, die es nicht verstehen. So wie Dein früherer Herr, der euch dieses Recht verweigert hat. Er muß schon viel Angst davor gehabt haben, daß ihr ihm mal die Meinung sagen würdet."


    Dann kam Cimon auf die Geschenke zu sprechen. Und Ursus wehrte entsetzt ab. "Du brauchst doch Dein weniges Geld nicht für Geschenke ausgeben! Jedenfalls nicht für mich oder sonst jemanden von der Herrschaft. Diejenigen, die wenig haben, die basteln eben etwas. Oder dichten auch mal was. Darüber freut man sich doch auch sehr und es beweist, daß derjenige sich viele Gedanken gemacht hat. Aber natürlich darfst Du auf den Markt, wenn Du doch etwas kaufen willst." Für die anderen Sklaven jedenfalls. "Wie gesagt, üblich sind vor allem kleine Dinge wie Kerzen oder Kuchen oder so."

    Von einem Extrem ins andere. Eigentlich sollte Ursus so etwas von Caelyn kennen, doch ihre Reaktion überrumpelte ihn völlig. Diese plötzliche, mehr als herzliche Umarmung! Vorsichtig legte auch Ursus die Arme um sie. Sie von sich stoßen, das konnte er wirklich nicht. Sie brauchte Trost und den wollte er ihr auch gerne geben. Allerdings auch nicht mehr als das. "Das ist lieb von Dir, Caelyn." Verflixt aber auch! Sie schmiegte sich so eng an ihn, wie er es eigentlich nicht zulassen durfte. Aber wie das auflösen, ohne sie zutiefst zu verletzen?


    Sanft strich er ihr über die Haare, dann löste er die Umarmung und schob sie sehr sanft von sich. Sicher, er hatte einmal mit ihr geschlafen. Doch er hatte ihr doch auch gesagt, daß er sie nicht liebte und daß er eines Tages heiraten würde!


    "Also..." Er räusperte sich verlegen und warf einen hilfesuchenden Blick auf Cimon. Konnte der diese Umarmerei nicht übernehmen? "Ich muß mit euch beiden noch einiges besprechen. Es wird sich in nächster Zeit einiges ändern. Und immer wenn sich etwas für mich ändert, ändert sich auch etwas für euch. Deshalb sollt ihr auch rechtzeitig Bescheid wissen." Er musterte Caelyn. Wie reagierte sie? Nahm sie nun Abstand und hörte zu? Oder war er trotz aller Vorsicht noch zu grob gewesen?

    Es war nicht einmal mehr genug Zeit, daß Cotta oder der Fremde hätten reagieren können. Die Zeremonie ging weiter und Ursus wandte seine Aufmerksamkeit wieder voll diesem allgemeinen Geschehen zu. Die traditionellen Worte wurden gesprochen und das nächste Opfer stand an. Ursus ließ sich ungerührt mit Wasser besprengen, zum Glück traf ihn eh nicht sonderlich viel davon. Dann richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf das ziemlich nervös wirkende Schwein. Ursus wunderte sich. War dem Tier nichts zur Beruhigung verabreicht worden? Es quiekte zum Erbarmen. Hoffentlich war das kein schlechtes Omen! Jetzt hing alles davon ab, was der Haruspex Primus verkünden würde. Hoffentlich ging nochmal alles gut!

    Auf diese Aussage hin, nickte Ursus. "Ja, das könnte ich. Sobald ich das Examen Tertium abgeschlossen habe. Den schriftlichen Teil habe ich bereits bestanden und der mündliche steht kurz bevor. Tatsächlich habe ich auch schon daran gedacht. Mein Patron und mein Onkel rieten mir auch dazu, zumindest einen Versuch zu unternehmen, dieses Kommando anvertraut zu bekommen. Natürlich ist mir klar, daß ich noch jung bin und die Prima nicht irgendeine Legion. Doch für fähig, sie zu kommandieren, halte ich mich." Immerhin hatte er es bereits ein Jahr lang getan und konnte sich daher sicher sein, daß er dieser verantwortungsvollen Aufgabe gewachsen war. "Es wäre eine große Ehre. Doch ich könnte dann nicht so einfach nach Rom kommen. Das wäre der einzige Nachteil, sollte mir diese Ehre wirklich zuteil werden."

    "Ja, das Problem kenne ich. Wenn man nicht gleich Zeit hat zum Antworten, dann wird es ewig nichts. Man schiebt es von einer Ecke in die andere." Er war das schließlich nichts Besseres, das mußte er schon zugeben.


    "Als ich herkam, dachte ich, daß ich euch nur begrüßen und dann gleich wieder gehen wollte. Aber dann... es hat mich wirklich abgelenkt, wenn auch nur für kurze Zeit. Deine Nichte hat übrigens eine wunderbare Stimme. Weißt Du, was für eine Sprache das war, in der sie gesungen hat?"

    Für einen kleinen Moment stutzte Ursus wegen der Direktheit dieser Frage. Wie direkt konnte er antworten? Würde es wie Angabe klingen? Nur einen Augenblick lang schoß ihm dies durch den Kopf. Dann nickte er. "Ja, das haben sie. Auch wenn ich zugeben muß, daß ich einen ungewöhnlich guten Start hatte. Als ich eintraf, stellte ich fest, daß Artorius Reatinus einer der ritterlichen Tribune der Prima war. Als ich bei der Legio II mein erstes Tribunat ableistete, war er dort noch Centurio und wir hatten uns angefreundet. Er wußte, daß ich kein grüner Junge war und bei der Legio II bereits gezeigt hatte, daß ich militärischen Aufgaben durchaus gewachsen bin. Er hat also entsprechende Vorarbeit geleistet und mir den Weg geebnet. Das war auch gut so, da ich ja gezwungen war, die Aufgaben eines Legaten wahrzunehmen."

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Bei den Göttern! Hätte Sedulus doch die Frage sein lassen. Nun machte er sich Vorwürfe und nicht zu knapp.


    Das tut mir leid zu hören Ursus, mein Beileid. Nein, ich glaube nicht das ich sie gekannt habe. Es scheint kein gutes Jahr zu sein. Erst Paulina, dann das ungeborene Kind von meinem Klienten, du kennst ihn sichelrich noch von der II., Ternetius Primus. Wenn du irgendetwas benötigst, so sage es ruhig.


    Wahrscheinlich würde Ursus aber wohl vorerst seine Ruhe haben wollen so wie er selbst auch nach dem Tode seiner Frau.



    Ursus lächelte leicht, auch wenn es ein klein wenig gequält wirken mußte. "Hab Dank für Dein Mitgefühl. Nein, es scheint wirklich kein gutes Jahr zu sein. Terentius Primus? Ja, natürlich kenne ich ihn, ich hatte damals doch das Kommando über die Reiterei. Er hat mir ein paar mal geschrieben, nachdem ich aus Germanien fort war. Das tut mir sehr leid für ihn." Er hatte ihm längst einmal wieder schreiben wollen. Und nun gab es dafür solch einen traurigen Anlaß. Was für eine harte Welt!


    "Ich danke Dir für Dein freundliches Angebot. Nein, im Moment brauche ich nichts. Der Tod gehört zum Leben. Und doch scheint er immer diejenigen zu treffen, bei denen es uns am ungerechtesten erscheint. Ich sage es ehrlich, eigentlich hatte ich für heute Abend absagen wollen. Aber... naja, ich hatte es versprochen. Und es ist wirklich ein ausgesprochen schönes Fest."



    Edit: sachlichen Fehler nach Absprache editiert
    Edit 2: vergessenes Edit eingefügt

    Cimons Gesichtsausdruck gehörte zu jenen, von denen man sich wünschte, sie auf immer festhalten zu können. Ursus konnte gar nicht glauben, daß Cimon nichts von den Saturnalien wußte. Oder sie vielmehr für ein Märchen hielt. "Ihr Götter, wo hast Du gelebt, Cimon? Alle Römer feiern dieses Fest. Und die Sklaven erst recht! An diesen Tagen sind die Sklaven ihren Herren gleichgestellt. Sie müssen ihnen nicht dienen. In einigen Häusern werden sogar die Rollen getauscht, das finde ich aber reichlich übertrieben. Denn immerhin soll dieses Fest an die längst vergangenen Zeiten erinnern, als alle noch gleich waren und es diese Unterschiede noch nicht gab. Ihr dürft feiern und tun, was euch gefällt. Es ist ein Fest, auf das sich alle das ganze Jahr freuen." Er mußte lachen, meinte es aber nicht als auslachen. Er war sich einfach sicher, daß Cimon sehr schnell lernen würde, die Saturnalien zu genießen. Die anderen würden es ihm schon zeigen und schmackhaft machen.


    "An Bashir? Briefe? Nun..." Ursus grübelte einen Moment nach. Ob das eine gute Idee war? Aber warum eigentlich nicht? Die Sklaven hatten sich angefreundet. Und wenn es ihm verdächtig wurde, konnte er die Erlaubnis ja wieder zurückziehen. "Nun, meinetwegen. Kauf aber auf meine Kosten eine neue Wertkarte für die Familie, ich glaube nicht, daß auf unserer noch viel drauf ist. Wenn Du Deinen ersten Brief wegbringst, gebe ich Dir das Geld dafür mit. Danach brauchst Du immer nur zu sagen, daß sie es von der Wertkarte abbuchen sollen." Dann konnte auch Corvinus nicht daran herummeckern, daß Ursus seinem Sklaven solch eine Erlaubnis gab.


    "Nun, als Saturnaliengeschenk wird mir schon etwas einfallen. Üblicherweise schenkt man sich Kerzen oder Kuchen oder so etwas. Naja, engen Familienmitgliedern und den besten Freunden vielleicht auch noch etwas wertvolleres. Hast Du wirklich noch nie die Saturnalien gefeiert? Das ist wahrhaft traurig. Aber auch ein guter Grund, es in diesem Jahr ausgiebig zu tun. Sieben Tage sollten Dir dafür reichlich Gelegenheit geben."

    Ursus konnte ja nicht wissen, daß auch Piso den Lagerbau als Thema für das Examen gehabt hatte. Schließlich wechselten die Themen alle paar Jahre mal. Und seine bisherigen Äußerungen hatten so geklungen, als wüßte er es nicht. Es war auch nicht so wichtig, Piso schluckte diese überrflüssige Information ja völlig ungerührt, so daß Ursus weiterhin dachte, dem Flavier unschätzbare Dienste zu leisten, indem er ihn auf die Gegenheiten gut vorbereitete. Ein ziemlich gutes Gefühl.


    "Das ist gut, daß Du Dich nicht herunterziehen läßt. Am besten ist es natürlich, wenn Du es schaffst, Dich mit ihnen oder wenigstens einem Teil von ihnen anzufreunden. Ihre Erfahrung ist groß und sie können so manchen guten Tip geben." Er hatte damals wirklich Glück gehabt, daß er von den vorhandenen ritterlichen Tribunen nicht von vornherein abgelehnt worden war.


    "Nein, so kann man das eigentlich auch nicht sagen. Es wäre ungerecht, sie einfach als schreckliche Menschen abzustempeln. Ich fand einige von ihnen sehr sympathisch. Andere wieder nicht. Die meisten haben eine rauhe, direkte Art, die ich persönlich sehr erfrischend fand. Aber andere sind sehr listig und heulen mit den Wölfen, um sie vielleicht eines Tages zu übertönen. Naja, mach Dir ein eigenes Bild, sollte es Dich einmal dorthin verschlagen." Bis heute traute Ursus den Ducciern nicht. Oder besser, den meisten von ihnen. Aber gar so deutlich wollte er es nicht sagen.

    Das war eine sehr ungewöhnliche Herangehensweise, wie Ursus fand. Aber auch nicht uninteressant. Sicher würde es schwer sein, einen Anfang zu finden. Und er war sich nicht sicher, ob er sich so schnell in die Rolle würde einfinden können. Sicher, gerade mit Tiberius hatte er sich eingehend befaßt, doch war seine persönliche Meinung, daß dieser zwar ein vergleichsweise guter Kaiser gewesen war, aber dennoch nicht die Idealbesetzung. Eigentlich war er seiner Meinung nach eine geborene Nummer zwei gewesen. Aber das stand hier ja so im Einzelnen nicht zur Debatte.


    Er nickte also. "Es ist soweit klar und ich habe keine Fragen."

    "Das wird es ganz sicher", versicherte Ursus und nickte lächelnd. Nur verging ihm das Lächeln ganz schnell wieder, als Sedulus die Frage stellte, die seinen ganzen Kummer mit einem Schlag wieder hochkocheh ließ. Während der Feier war er so wunderbar abgelenkt gewesen, daß er es ganz verdrängen konnte. "Meine Schwester... Sie ist gestorben. Ich bin mir nicht sicher, ob Du sie gekannt hast?"

    "Oh, da habe ich Dich wohl falsch verstanden, entschuldige. Ja, dann wäre es sicher gut, sie auf unserer Seite zu wissen." Bei Germanicus Avarus war er sich weiterhin nicht sicher. Aber andererseits, was sollte er denn dagegen haben?


    "Es gibt noch etwas, worüber ich mit Dir sprechen möchte. Und zwar geht es um die Prima. Wie Du ja weißt, habe ich dort im vergangenen Jahr mein zweites Tribunat abgeleistet. Da der Legat unvermutet abwesend war, habe ich ihn während dieser Zeit vertreten. Nun ist die Legio I also schon über ein Jahr ohne Legaten. Ich bin gut zurecht gekommen, da ich auf meine Erfahrungen bei der Legio II zurückgreifen konnte. Doch mein Nachfolger hat keine solchen Erfahrungen vorzuweisen. Die Offiziere baten mich, mich hier in Rom dafür einzusetzen, daß bald ein neuer Legat eingesetzt wird. Und hierfür möchte ich Dich um Deine Unterstützung bitten."

    Ursus nickte und lächelte. "Daß sie Dir gefallen, davon bin ich schon ausgegangen. Ich glaube, wir meinen das Gleiche, wenn wir davon sprechen, daß etwas das Herz erwärmen kann. Man kann niemanden zu solchen Gefühlen zwingen und das will ich auch gar nicht. Weißt Du, natürlich ist Stein kalt. Es ist auch nicht der Stein an sich, der diese Wirkung hervorbringt. Sondern das Werk als Ganzes. Die Kunstfertigkeit, die Perfektion, - das Besondere. Vielleicht auch der Gedanke daran, daß vielleicht viele hundert Jahre später noch jemand an der Stelle stehen wird und das Bauwerk bewundert. Mir wird das Herz dabei warm. Diese Bauwerke machen Rom unsterblich." Er geriet schon wieder ins Schwärmen. "Wie Du an meiner Reaktion merkst, hat das mit Vernunft nicht viel zu tun", lachte er.


    An Cimons Miene konnte Ursus ablesen, daß dieser von Stolz erfüllt war, daß er diese Aufgabe erhielt. Schon lange hatte Ursus jemanden gesucht, dem er genau dies auftragen konnte. Jetzt hatte er ihn mehr durch Zufall gefunden. Vielleicht hatte er ihn finden sollen? Die Wege der Götter waren unergründlich. Es schien jedenfalls alles zu passen. Daß Cimon immer noch wegen dieses Zeichens litt, nahm Ursus nicht wahr. Er dachte nicht einmal mehr daran. Auch das Halstuch hatte für ihn keinen Zusammenhang damit. Da er keine Gedanken lesen konnte, hielt er seinen Sklaven in diesem Moment für restlos glücklich.


    "Du hast es verdient, Cimon. Das Vertrauen. Freundlichkeit sowieso. Seit ich Dich in Mantua gekauft habe, hast Du mich nicht einmal enttäuscht. Und ich weiß, das wirst Du weiterhin nicht. Sicher passieren manchmal kleine Fehler. Aber Du lernst aus ihnen, das ist das Wichtige. Von Tag zu Tag wirst Du besser, noch perfekter. Bald sind die Saturnalien. Das Fest kennst Du sicher? An diesen Tagen haben alle Sklaven frei. Du auch. Und Geschenke gibt es auch. Gibt es irgend etwas, was Du gerne hättest? Ein Wunsch, den ich Dir erfüllen kann?"