"Im Sommer ist so eine Grippe fast noch hinterhältiger als im Winter. Wie gut, daß Du sie ohne böse Folgen überstanden hast." Solche Krankheiten waren nicht zu unterschätzen, rafften sie doch alljährlich Unzählige, auch junge gesunde Menschen dahin. "Dann verstehst Du ja gut, daß sein Aedilat nicht gerade unter einem guten Stern stand. Ja, dafür, daß er so lange krank war, hat er es gut gemeistert. Sein Ansehen ist weiterhin sehr groß. Zumal er sich ja auch sehr stark in den Cultus Deorum einbringt. Er kann sich der Unterstützung vieler sicher sein. Eine Sicherheit, die er sich hart erarbeitet hat." Wieder nahm Ursus einen Schluck aus dem Becher und griff auch nach etwas Brot und Käse.
"Du hast bereits zwei Examen abgelegt? Nicht schlecht für jemanden, der gerade erst mit dem Cursus Honorum beginnen will. Natürlich haben wir Patrizier nicht gerade die erste Wahl, wenn es um Tribunate geht. Aber ich kann Dir nur raten, eins zu machen. Ich selbst habe von mir erst gedacht, daß mir das Militär gar nicht gefallen würde. Ich habe das erste Tribunat in Germania bei der Legio II nur angetreten, weil das Militär in meiner Familie eine gewisse Tradition besitzt und ich dachte, daß die Erfahrung mir gut tun könnte. Aber dann gefiel es mir ausgesprochen gut. Ich durfte sehr eigenverantwortlich arbeiten. Mit Germanicus Sedulus, der damals als Quästor in Germania war, besuchte ich germanische Stämme jenseits des Limes, um die Verträge zu erneuern. Und ich erhielt das Kommando über die Reiterei und trieb den Ausbau des Limes weiter voran. Meine guten Erfahrungen bei der Legio II trieben mich dazu, ein zweites Tribunat abzuleisten, als ich auf meine Erhebung in den Senat eh noch warten mußte. Britannia würde mich auch reizen. Auch Gallien oder Raetien oder Hispania. Aber ich muß gestehen, daß mir die heißen südlichen Länder nicht so liegen." Er zuckte mit den Schultern. "Letztendlich ist das Tribunat nur ein Jahr. Das geht sehr schnell vorüber. Also ist es im Grunde egal, wohin es einen verschlägt."
Ursus lachte, als Piso seinen Besuch am Tage seiner Ernennung bereits fest ankündigte. "Ich werde dafür sorgen, daß ein besonders guter Tropfen für diese Gelegenheit bereit steht", versprach er und grinste schelmisch, "damit Deine schöne neue Toga an dem Tag auch gleich richtig eingeweiht wird." Ein Versprechen, das leicht zu halten war, da er immer sehr guten Wein vorrätig hielt für besondere Gelegenheiten.