Beiträge von Flaviana Brigantica

    Es war doch erstaunlich, wie gut er das Sonnenrad gleich beim ersten Verusch zustande gebracht hatte! Micipsa hatte sich wirklich große Mühe gegeben, obwohl ihm manchmal seine eigenen Finger im Weg waren! Aber das war für mich kein Grund, um über ihn zu lachen! Nur derjenige, der wusste, wie kompliziert eine solche Arbeit für einen Ungeübten war,wusste das Resultat daraus zu schätzen. Deshalb bestärkte ich ihn noch, statt mich über ihn lustig zu machen. Nun musste er nur noch die Enden zusammenbinden.


    Das hast du wirklich gut hinbekommen! lobte ich ihn.


    Ich glaube, mein erstes Sonnenrad, sah auch nicht besser aus! Die Enden musst du jetzt nur noch mit einem Strohhalm zusammenbinden, schau so!


    Ich nahm ihm das Strohgebilde aus der Hand und band ein Ende mit einem Halm ab und gab es ihm wieder, damit er die drei noch fehlenden Enden selbst noch zusammenbinden konnte.


    Welche Feste feiert denn dein Volk? Gibt es auch so eine Art Frühlingsfest, dort wo du herkommst?


    Ich musste zu meiner Schande gestehen, dass ich nichts aber auch rein gar nichts über Micipsa wusste! Nach meiner peinlichen Fragerei am Tage seiner Ankunft, ob denn alle so schwarz in seiner Heimat wären, wie er, hatte ich es besser gelassen, weiter dumme Fragen zu stellen. Er hatte damals nur erzählt das er in einer Stadt, die Leptis oder so ähnlich hieß, gelebt hatte. Es kursierten natürlich auch die wildesten Gerüchte um den schwarzen Mann in der Villa, respekive im Sklaventrakt der Villa. Aber auf solche Gerüchte gab ich nicht viel! Mich interessierten vielmehr die Tatsachen!

    Es wollte mir nicht gelingen, mich einfach nur auf das schmackhafte Essen zu konzentrieren! Ständig fiel mein Blick wieder hinüber auf die Bäume und das Gebüsch. Doch warscheinlich wollte nur der Wind oder ein Tier mich zum Narren halte. Fast schon über mich selbst belustigt,wollte ich mich wieder voll und ganz den Speisen auf meinem Teller widmen, als ich gerade noch in meinem Augenwinkel etwas vorbeihuschen sah. Dieses Etwas war auf jeden Fall größer, als jede mir bekannte Eichhörnchenart! Nein, das war kein Tier, das musste ein Kind sein! Aber woher sollten hier Kinder herkommen? Es musste eines der Sklavenkinder sein, von der es mindestens zwei Hände voll in der Villa gab! Phoebus oder Lars vielleicht oder aber auch die kleine Dido, die ich eigentlich mochte, die sich mir aber bislang eher verschlossen verhielt.


    Youenn, Micipsa! Wir sind nicht allein! Flüsterte ich unauffällig zu den beiden Männern hinüber.


    Das Kind hatte sich wahrscheinlich hiner einer kleinen Statue versteckt, die in der Nähe unseres Feuers stand. Was sollte ich tun? Hingehen und sie oder ihn zur Rede stellen? Oder sollte ich vielleicht doch besser warten, bis das Kind von selbst heraus kam. Vielleicht hatte es ja Hunger oder Durst!
    Doch dann hatte ich einen glänzenden Einfall. Ich griff zu einem Teller und belud ihm mit etwas Fleisch und Brot. Dann nahm ich noch einen Becher und füllte ihn mit etwas von der Milch, die eigentlich als Opfer für Brigid gedacht war.


    Ich stelle jetzt die Opfergaben für Brigid hier hinten ab! rief ich plötzlich etwas lauter den Männern zu, stand auf und stellte den Teller und den Becher ganz in der Nähe der Statue ab, so dass ich beobachten konnte, was passierte. Mit Speck fängt man eben Mäuse!

    Bevor ich begann, Micipsa zu erklären, woru es eigentlich ging, holte ich noch eine weitere Öllampe, die uns noch etwas mehr Licht spenden sollte. Dann beugte ich mich vor ihm hinunter, damit ich mit ihm auf Augenhöhe war.


    Es ist viel einfacher als Korbflechten! begann ich zu erklären.


    Man benötigt sechzehn lange Strohhalme, vier für jede Seite. Diese knickt man einmal in der Mitte, siehst du, so! Dann fügt man erst zwei Halme in der Mitte zusammen und fügt anschließend die die anderen zwei noch hinzu. Das macht man anschließend auch mit den anderen Halmen so.


    Ich war sehr konzentriert und bemühte mich, es Micipsa so plausibel, wie möglich zu erläutern.


    Wenn man alle Halme miteinander verbunden hat, bindest man jeden der vier Strahle am unteren Ende zusammen. Und wenn das Sonnenrad fertig ist, sieht es so aus.


    Ich hielt ihm ein fertiges Sonnenrad, welches ich bereits vor einigen Monaten gefertigt hatte, vor die Nase.


    Es dauerte schließlich eine Weile, bis sich tatsächlich jemand auf mein rufen hin meldete. Es war in der Tat Micipsa. Doch was mich immer noch stutzig machte, war die Tatsache, dass er aus einer völlig anderen Richtung kam, als das Geräusch, welches ich gehört hatte. Eines wußte ich jetzt, wir drei waren hier nicht alleine! Irgendetwas mußte sich im Gebüsch versteckt haben. Wahrscheinlich beobachtete es uns!
    Scheinbar von diesem Wissen unbeeindruckt, schritt ich auf Micipsa zu und begrüßte ihn freundlich.


    Schön, dass auch du kommen konntest! Bitte nimm doch Platz! Du kennst doch Youenn, ähm, ich meine natürlich Pallas?


    Ich deutete auf den Platz vor dem Lagerfeuer, wo sich Youenn bereits niedergelassen hatte.


    Wir haben hier etwas zu essen und zu trinken. Nimm dir doch bitte!


    Dann nahm ich auch Platz. Allerdings versuchte ich immer die Bäume und das Gebüsch im Auge zu behalten, aus deren Richtung vor einer Weile das seltsame Geräusch gekommen war.

    Ich lächelte erst geheimnisvoll, als er mich fragte, worum es ginge. Doch dann kam ich langsam mit der Sprache heraus.


    "Kannst du flechten Micipsa?

    Es war mir ja schom etwas peinlich, ihn zu fragen. Zu Hause war das flechten der strohenen Sonnenräder die Aufgabe der Frauen im Haus. Da allerdings die zeit schon recht weit fortgeschritten war und ich mehr als nur ein sonnenrad flechten wollte, war mir etwas Unterstützung sehr willkommen.


    Es ist eigentlich ganz einfach. Ich kann es dir ja mal zeigen!


    Ich erhob mich und und ging aud den kleinen Schrank zu. Dort kramte ich eine kleine Tasche hervor, in der sich nur Strohhalme befanden. Damit ging ich zu Micipsa und leerte die Tasche auf dem Tisch aus.

    Da war ich ja wirklich beruhigt! Ich musste endlich davon abkommen, immer zu glauben, alle anderen Männer würden so reagieren, wie es Severus getan hätte. Wieder sagte ich mir, Youenn ist nicht Severus! Wie lange würde es noch dauern, bis ich den Germanen endlich aus meinem Kopf vertrieben hätte?
    Ich lächelte zufrieden, wobei für meinen Teil, war die Personenzahl von drei, die an diesem Fest teilnahem , völlig ausreichend. Außerdem hatte ich ja sonst niemanden mehr eingeweiht!
    Doch als ich mich gerade setzen wollte, hörteauch ich das Knacken, das aus der Richtung der Bäume kommen mußte. Erschrocken hielt ich den Atem an. Spontan fiel mir wieder das Samheinfest ein, auch da hatte es in den Bäumen geknackt und kurze Zeit später, war unser Fest um gleich zwei weitere Peronen bereichert geworden, Tilla und dieser Römer. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn eines der Familienmitglieder hier auftauchen würde!
    Doch Youenns Bemerkung beschwichtigte mich wieder. Bestimmt war es Micipsa... oder doch ein Eichhörnchen!
    Immer noch stand ich völlig bewegungslos da und starrte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ich versuchte in die Dunkelheit hineinzuspähen. Doch ich konnte nichts erkennen.


    Micipsa? rief ich mit gedämpfter Stimme in die Dunkelheit und horchte, ob ich eine Antwort bekäme.

    Auf direktem Weg erreichten wir meine Kammer. Micipsa war mir gefolgt und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sehr es ihm entgegen kommen musste, dass niemand uns gesehen hatte.
    Ich öffnte die Tür und bat ihn in meine bescheidene Unterkunft, die jedoch um einiges kompfortabler war, als die Schlafräume der Sklavenunterkunft. Zumindest schlief ich hier alleine, hatte sogar einen kleinen Tisch, nebst Stuhl und der Raum bekam, dank des Hypokaustum im angrenzenden Cubiculum meines Herrn, auch etwas von der Wärme ab.


    Komm doch bitte herein! Möchtest du dich setzen?


    Ich deutete auf den Stuhl, während ich mich ans Fußende meines Bettes setzte.
    Sobald er Platz genommen hätte, wollte ich ihm erklären, was ich noch vor hatte.

    Ich hatte ganz vergessen, dass der Name Youenn ihm nichts sagen konnte, da Youenn hier im Hause ja Pallas gerufen wurde. Wahrscheinlich würde ihm dieser Name etwas sagen.


    Oh, natürlich! Youenn wird eigentlich Pallas gerufen. Man hat ihn umbenannt! Seine Mutter nannte ihn Pallas und ich tue es auch, weil dieser Name etwas vertrauter für mich klingt.


    Es war für mich ein Graus, daran denken zu müssen, wenn man mir meinen Namen genommen hätte. Mein Name war das letzte Stück, was mich mit meiner Heimat verband und ich war stolz darauf. Hätte man mir ihn genommen, ich hätte mich sicher dagegen gewehrt!


    Endlich erreichten wir das Haus. Auf meine Frage hin, ob er mit in meine Kammer kommen wollte, hatte er nur kurz aufgelacht. Es läge an mir, ob mitkäme oder nicht. Doch mich interessierte das dumme Gerede nicht! Man hatte sich über mich in der Vergangenheit bereits schon kräftig das Maul verrissen.


    Wenn es für dich kein Problem ist, dann sollte es für mich auch keines sein! Also, dann komm!

    Ich lächelte kurz und ging dann voraus auf direktem Weg zu meiner Kammer.

    Auf sein Nicken hin, füllte ich Youenns Teller mit allem, was der Speiseplan hergab. Dann nahm auch ich etwas. Ich war sehr hungrig und freute mich schon auf des Essen, denn ich hatte am Abend nichts vom Puls für die Sklaven angerührt. Dann griff ich nach zwei Bechern und schenkte den Met ein.


    Hier, bitte!


    Lächelnd reichte ich Youenn den Teller und einen der Becher.


    Youenn waren also auch die Blümchen aufgefallen! Er hatte es ja nicht glauben wollen! Doch ich hatte mit Micipsas Hilfe, welche gefunden.


    Ja! Sie sind schön, nicht? Micipsa hat mir dabei geholfen, sie zu finden. Du hast doch nichts dagegen, dass er kommt, falls er kommt?

    Lieber fragte ich noch einmal nach. Ich wollte von Anfang an alle Missverständnisse aus dem Weg räumen, damit das Fest keinen Schaden nehmen würde.

    Darf ich dir etwas zusammenstellen?


    Ich hatte einen Teller genommen und wollte für Youenn etwas von den Leckereien zusammenstellen, die vom Abend noch übrig waren. Neben kaltem Braten gab es noch gebratenen Fisch, Oliven, Eier, Kichererbsen, getrocknete Datteln und Äpfel.Von allem war noch reichlich da, so dass noch mehrere Personen davon essen konnten.


    Vielleicht! Es könnte sein, dass Micipsa noch zu uns stößt. Du weißt doch, der neue Sklave, den Aquilius erst kürzlich erstanden hat. Er war so nett und ist mir bei den Vorbereitungen etwas zur Hand gegangen. Da habe ich ihn ganz spontan gefragt, ob er nicht auch kommen möchte.


    Ich hoffte, Youenn würde sich an seiner Anwesenheit nicht stören.

    Es ist schon schlimm, dass ich Imbolc in der Fremde feiern muss. Doch noch schlimmer wäre es, das Fest alleine zu feiern! Youenn wird auch dabei sein! Also, mach dir keine Gedanken! antwortete ich auf sein Zögern hin.
    Brigid würde es bestimmt nicht erzürnen, wenn an ihrem Feuer auch Andersgläubige Platz nehmen würden. Trotz allem würde es doch ein nettes keines Fest bleiben, so wie es sein sollte!
    Je mehr wir uns dem Haus näherten, desto mehr begann ich darüber nachzudenken, wo wir uns hinbegeben könnten, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Könnte ich Micipsa in meine Kammer bitten? Dort könnten wir zumindest ungestört arbeiten und es wäre auf jeden Fall wärmer und annehmlicher als in einem Schuppen oder im Sklaventrakt.


    Macht es dir etwas aus, wenn wir in meine Kammer gehen?


    Ich hoffte nur, er würde diese Frage nicht falsch deuten.Denn das lag nicht in meiner Absicht!

    Seine Bemerkung, über das Abfackeln des flavischen Anwesens, brachte mich zum schmunzeln und ich winkte sofort ab.


    Nein, natürlich nicht! Zu Hause würde ich dieses Fest in unserem Haus feiern. Es besteht aus einem großen Raum in dem es eine große Feuerstelle gibt, an der sich die Familie trifft. Aber hier habe ich keine Familie und ich möchte nicht wirklich in der Küche meiner Göttin huldigen.


    Einen Moment überlegte ich, ob ich ihm doch verraten sollte, wo ich mein Fest feiern wollte. Warum eigentlich nicht! Etwas sagte mir, ich könnte ihm ruhig vertrauen.


    Ich werde hier draussen im Garten feiern. Hier im hinteren Teil. Wenn du möchtest, dann, ähm...


    Ich zögerte einen Moment. Was würde Youenn davon halten, wenn ich Micipsa hinzu bat? Doch dann besann ich mich. Youenn war nicht Severus!


    Also, wenn du möchtest, kannst du übermorgen nach Einbruch der Dunkelheit gerne vorbei schauen!


    Freundlich lächelte ich ihm zu. Ich hatte es ernst gemeint, auch wenn er wahrscheinlich gar nichts damit anfangen konnte. Es sollte nur eine Geste des guten Willens sein!
    Als er mich fragte, ob ich ihn zurück ins Haus begleiten wollte, nickte ich. Das was ich suchte, hatte ich gefunden.


    Wenn du möchtest, kannst du mir vielleicht noch bei einigen Vorbereitungen helfen.


    Mir war zwar nicht bekannt, wie sehr Micipsa handwerklich begabt war, doch dass, was noch vorzubereiten war, wäre recht einfach zu bewerkstelligen.

    Über seine Bemerkung, bezüglich dem Winter in Érinn, musste ich schmunzeln. Das waren die typischen Vorurteile der Südländer gegenüber meiner Heimat! Doch wäre Micipsa jemals dort gewesen, hatte man ihn eines Besseren belehrt!
    Nein, eigentlich nicht! Die Winter sind im Allgemeinen recht milde! Gut, es regnet oft und viel, doch Schnee fällt nicht so oft, und wenn, bleibt er nie lange liegen.
    Wahrscheinlich dachte er wohl, meine Insel wäre wohl die eine Hälfte des Jahres komplett mit Eis bedeckt! Hätte ich ihm doch nur zeigen können, wie es wirklich war! Ich dachte daran, wie es jetzt um diese Jahreszeit zu Hause sein musste. Alles würde langsam aber stetig wieder wachsen und erblühen. Aus diesem Grund feierte man ja auch Imbolc! Wie gerne wäre ich jetzt zu Hause bei meiner Familie gewesen! Die Erinnerungen trübten einwenig meine gute Stimmung. Statt ihrer drängte die Sehnsucht!
    Schweigend lief ich neben Micipsa her. Als wir schließlich den Platz erreichten, an dem er die Blumen vermutet hatte, riss eine weitere Bemerkung mich aus meiner Trübsal.
    Nein! Es müssen keine prachtvollen Blumen sein. Diese hier reichen völlig aus.
    Ich deutete auf einen Busch mit kleinen weiß- blühenden Blümchen, die eine der Ersten waren, die nach dem Winter die Erde durchbrachen. Doch hier gab es tatsächlich noch mehr! Gelbe und violett- blühende Blümchen fanden sich hier ebenfalls. Es war eine wahre Fundgrube!
    Nein, dieses Fest sollte man dort feiern, wo es ein Feuer gibt! Da es in meiner Kammer keine Feuerstelle gibt, muss ich mir ein anderes Plätzchen suchen.
    Ich wusste noch nicht so genau, ob ich Micipsa zu meiner kleinen Feier hinzu bitten könnte. Eigentlich kannte ich ihn ja überhaupt nicht richtig!

    Ein wenig belustigt über seine Unbeholfenheit, als ich ihn umarmt hatte, war es für mich unvermeidbar, zu grinsen. Er setzte sich, auf meine Aufforderung hin und ja, seine Frage war berechtigt.
    An diesem Abend war es üblich, das ganze Haus mit Kerzen zu erhellen. Nun waren wir ja nicht in einem Haus, sondern im Garten. Doch was sollte uns davon abhalten, nicht auch hier um unseren Platz herum Kerzen zu entzünden und aufzustellen?
    Sogleich griff ich nach den Kerzen und entzündete eine nach der anderen.


    Hier, nimm! Steck sie in den Boden!


    Ich hielt Youenn eine Kerze entgegen, damit er sie nehmen konnte. Ich selbst begann dann die brennenden Kerzen in den Boden zu stecken. Bald leuchteten dutzende kleiner Flämmchen um uns herum auf.
    Nach getaner Arbeit, deutete ich auf die kalten Speisen, die auf dem Tablett für uns bereit standen.


    Na, ein kleiner Vor- Mitternachtssnack gefällig? Ich habe auch Met? Möchtest du etwas davon?

    Es hatte schon eine Weile gedauert, bis das Feuer endlich richtig brannte. Ich hatte uns den Platz etwas gemütlicher gemacht, indem ich einige Decken auf dem Boden ausgebreitet hatte. Auf einem Tablett hatte ich die Speisen, die vom Abendessen noch übrig waren, ansprechen angerichtet. Der Krug mit dem Met und zwei Becher standen ebenfalls bereit.
    Vor dem Lagerfeuer hatte ich einen kleinen Krug Milch, die Blumen und die Sonnenräder aus Stroh zusammengestellt.
    Plötzlich hörte ich etwas knacken. Ich sah auf und versuchte in der Dunkelheit jemanden zu erkennen. Doch erst als Youenn direkt vor mir stand und die Arme ausgebreitet hatte, erkannte ich ihn.
    Freudig lief ich auf ihn zu und begrüßte ihn mit einer Umarmung.


    Schön, dass du da bist! Ja ich habe alles bekommen. Schau, ich habe es uns ein wenig behaglich gemacht.


    Ich deutete auf das Lagerfeuer und die davorliegenden Decken.


    Komm, lass uns doch hinsetzen!


    Ich zog ihn mit mir, zu den Decken hin und ließ mich nieder.

    Das konnte ich wirklich sehr gut nachvollziehen! Bereits früher, als ich noch zu Hause war, gab es Tage, an denen ich am liebsten alleine war. Dann flüchtete ich meist an den Strand und lauschte dem Tosen des Meeres. Doch hier gab es kein Meer in unmittelbarer Nähe. Deshalb war auch mein Zufluchtsort der Garten.
    Ich stellte erfreut fest, dass Micipsa mich begleiten wollte. Zusammen bewegten wir uns langsam in die Richtung, wo sich nach Micipsas Ansicht die Blümchen befanden.


    Ja, das stimmt! Es ist ein keltisches Fest. Wir nennen es Imbolc. Wir feiern die Wiederkehr des Lichtes und die Erneuerung allen Lebens. begann ich zu erklären.


    Die Blümchen sind für Brigid. Das ist meine Göttin. erklärte ich lächelnd weiter.


    Bridhe - Brigid! Erkennst du die Ähnlichkeit? Ich wurde nach ihr benannt.


    Die Göttin hatte mich mein ganzes bisheriges Leben begleitet. Ich betete und opferte ihr regelmäßig. Das sollte sich auch hier nicht ändern. Es machte mich nur etwas traurig, wenn ich darüber nachdachte, dass dies das erste Imbolcfest ohne meine Familie sein würde.

    Schon den ganzen Tag über und die Tage davor, hatte ich im Verborgenen Vorbereitungen getroffen. Diejenigen, die mich richtig kannten, mussten sicher die Veränderung, die in mir vorgegangen war, bemerkt haben. Ich war wieder viel fröhlicher und aufgeschlossener, als ich es in den letzten Wochen gewesen war. Dies hing nicht nur mit dem bevorstehenden Fest zusammen, sondern auch mit einer Bekanntschaft, die ich gemacht hatte. Endlich hatte ich wieder jemanden gefunden, mit dem ich mich austauschen konnte und der mir zuhörte. Er war so ganz anders, als Severus es gewesen war. Vielleicht machte ihn aber gerade das so interessant!
    Ich hatte Youenn , der eigentlich Pallas gerufen wurde, in mein Vorhaben eingeweiht. Er wollte mit mir Imbolc feiern. Darüber hatte ich mich natürlich sehr gefreut, denn Imbolc war ein Fest, das man nicht alleine feiern sollte. Es war eben ein typisches Familienfest! Da aber meine Familie fern von mir war, war es mir eine Freude, wenigstens einen Freund dabei zu haben.
    Es versprach ein netter Abend zu werden. Nach Sonnenuntergang hatte es zwar merklich abgekühlt, doch der Abend war von Regen verschont geblieben. Alles hatten wir vorbereitet. Kurz vor Sonnenuntergang, war ich nocheinmal zu der Stelle gelaufen, an der ich die Blümchen gefunden hatte und plückte welche.
    Youenn hatte für das kleine Lagerfeuer gesorgt, das uns zum einen wärmen sollte und zum anderen auch für eine kleine Opferzeremonie von Nöten war.
    Ich hatte auch die Kerzen besorgt. Glücklicherweise waren noch einige vom Samhainfest übrig geblieben. Für die Opferungszeremonie hätte ich auch etwas Milch in der Küche besorgt. Außerdem hatte ich mir noch einige Reste des Abendessens organisiert.
    Worauf ich allerdings besonders stolz war, war der Krug Met, den ich während eines Marktbesuches in den letzten Tagen heimlich gekauft hatte.
    Außerdem führte ich noch einige selbstgeflochtene Sonnenräder aus Stroh mit, die ich in den letzten Tagen hergestellt hatte. Eines davon würde ich Youenn schenken, damit auch Bridgid ein Auge auf ihn werfen konnte.

    IMBOLC
    So the skies rumbled and the snows came,
    And everywhere down through the centuries of this gray night,
    Came women gathering to pray,
    And to sink their hands into the dark earth.
    They gathered seeds and prepared them for planting,
    They meditated in the icy darkness,
    And they celebrated the lambing of the first ewe,
    To hasten spring.
    And when through the earth they felt the stirring,
    They sang songs encouraging the tiny seeds to grow.
    In the dark, wet soil you can smell their work still;
    They are digging along beside us. Listen!
    The north wind carries their song across the snow,
    This Imbolc night.
    As the Earth prepares for Spring,
    Wise women gather in circles to await the promise of new life,
    And to sing praises for the green earth.
    And so do we, here now,
    This year, and every year.
    Welcome Imbolc!






    Die Tage begannen wieder länger zu werden. Man konnte beinahe schon wieder das Abendbrot ohne den Schein einer Lampe einnehmen. Das Licht würde auch in diesem Jahr wieder zurückkehren.
    Wenn die Zeit nun nahte, in der die Lämmer geboren wurden und die ersten grünen Triebe schüchtern die Erde durchbrachen, war auch die Zeit gekommen, um Imbolc zu feiern. Brigid, die Strahlende, hatte über die Dunkelheit gesiegt. Sie würde wieder dafür sorgen, dass das Licht Einzug halten konnte. Die Zeit der Erneuerung war angebrochen. Der unendliche Kreislauf des Lebens ging weiter voran.
    Aus diesem Grund war das Fest Brigid, der Hüterin des reinigenden Feuers, geweiht, der Göttin der Poesie, der Heilung und der Schmiedekunst. Ihr zu Ehren wurden am Abend zu Imbolc Kerzen entzündet, die die ganze Nacht brennen sollten. Es war ein Fest der Stille und ein Fest der Reinigung - rein und weiß, wie frisch gefallener Schnee oder wie frische Milch.
    Zum Dank opferte man der Göttin ein wenig Milch und flocht Brigids Sonnenrad aus Stroh, welches man über die Tür eines jeden Hauses hängte, damit sie auch weitehin ihre schützenden Hände über das Haus und die Familie, die darin wohnte, hielt.



    Sim-Off:

    Féile Bridhe = Fest der Bridhe in Anlehnung an das alljährich stattfindende Féile Brigid in Kildare (Irland), zu Ehren der St. Brigid, deren Verehrung auf die heidnische Göttin Brigid zurückgehen soll.