Beiträge von Flaviana Brigantica

    Nachdem mich Cangah in eine strahlende irische Göttin verwandelt hatte, kam ein Sklave und führte mich hinaus in den Garten. Ich war schon voll der Hoffung, ihn wieder zu sehen! Doch dort wartete ein Anderer auf mich. Es war der elegant gekleidete Herr vom Sklavenmarkt, der an einer Säule gelehnt auf etwas oder auf jemanden wartete.
    Ich schaute mich um. Dieser Garten sah so völlig anders aus, als ich es von zu Hause gewohnt war. Hier baute man nichts eßbares an. Stattdessen gab es hier Blumen, wunderschöne Blümen, die ihren verführerischen Duft versprühten. Seltsam, wie diese Leute ihren Garten gestalteten. Außer den Ziergewächsen, waren hier auch Figuren, Abbilder von Menschen zu finden. Oder waren dies vielleicht ihre Götter?
    Der Sklave führte mich zu diesem Mann hin, verbeugte sich kurz und verschwand. Ich blickte ihm nach und versuchte auch Severus zu finden, doch er war nicht zugegen. Also wandte ich mich wieder meinem Gegenüber zu. Ich spührte wieder dieses eigenartige Gefühl in der Magengegend. Sein Blick wirkte finster auf mich. Ich wagte es kaum ihn anzuschauen, geschweige denn auch nur ein Wort zu sagen.
    Doch sicher würde er wenigstens eine Begrüßung verlangen.
    Was sagte Severus noch, als er mich begrüßte? Salve?
    Also ließ ich einige zaghafte Worte über meine Lippen kommen.


    Salve, Domus!


    Irgendwie hatte mich noch keiner darüber aufgeklärt, was Domus wirklich bedeutete und wie das richtige Wort fürHerr lautete.
    Heute hatte ich soviel Glück gehabt. Ich hoffte nur, meine Glückssträhne würde nun nicht abbrechen.

    Nachdem mich Cungah ordentlich geschruppt hatte, mich in eine imaginäre Blumenwiese verwandelte, was zumindest meinen Duft betraf, ich mich in einer blütenweißen Tunika wiederfand und mir die gute Sklavin zu guterletzt auch noch eine wunderschöne Steckfrisur verpaßt hatte, fühlte ich mich wie eine Prinzessin. Als ich mein Spiegelbild sah war ich entzückt. So mußte Brigid ausgesehen haben! Das paßte ja alles. Schließlich war Bridhe eine Ableitung des Namens der Göttin.
    Erwartungsvoll sah ich zu Cungah hinüber, die sichtlich begeistert war von ihrem Werk.
    Was würde nun passieren? Würde ich ihn wiedersehen?
    Irgendetwas war mit mir geschehen, seit ich ihn zum ersten mal gesehen hatte, als er sich so rührend um mich gekümmert hatte und mich wie einen wertvollen Schatz in dieses Haus gebracht hatte.
    Ich fühlte dieses Kribbeln im Bauch, sobald ich meine Gedanken auf ihn lenkte.
    Sollte ich mich etwa verliebt haben? Doch eine andere Stimme in mir warnte mich, ich solle die Realität nicht aus den Augen verlieren.
    Die Realität nicht aus den Augen verlieren, doch was war Realität?
    Heute Morgen glaubte ich mich tief unten im Abgrund zu befinden und nun schwebte ich fast im Himmel. Was war da Realität?

    Dankbar nahm ich den Becher und trank einen großen Schluck des kühlen Wassers. Lächelnd sah ich ihn an- wie hieß er eingentlich noch?
    Ich überlegte. Als ich den Becher vollends geleert hatte, viel es mir wieder ein.


    Go raibh míle maith agat, Severus!


    Jetzt sah ich mich wieder im Stande, weiter zu gehen. Er stützte mich ein wenig und ich war froh darum, ihn ganz in meiner Nähe zu haben.


    Der Weg, den wir vor uns hatten, war recht weit und mir viel es schwer, Schritt zu halten. Zu sehr war ich von all den Strapazen geschwächt.
    Doch alles, was ich unterwegs von dieser Stadt zu sehen bekam ließ mich erstaunen. Mir schien, als ob dies alles das Werk von göttlichen Wesen war, so wie zu Hause die monumentalen Steinkreise der Tuatha de Dannan es waren. Wer hätte sonst so mächtige Häuser bauen können.
    Ich bemerkte auch die bunte Vielfalt der Waren, die an den Ständen feilgeboten wurden. Der Duft von verschiedenen exotischen Gewürzen ströhmte in meine Nase.
    Es war eine höchst sonderbare Welt, in die ich hineingestoßen wurde.


    Übersetzung: Vielen Dank!

    Der Weg zur Villa war für mich zwar eher beschwerlich, doch endlich sah ich noch mehr von dieser imposanten Stadt.
    Irgendwann waren wir dann auch an einem, für meine Verhältnisse, riesigem Haus angekommen. Eine mächtige Tür öffnete sich und wir traten ein.
    Ich kam einfach aus dem Staunen nicht mehr heraus! Mit offenem Mund betrachtete ich alles, was ich entdecken konnte. Hier hatte man sogar die Wände mit hübschen kleinen Bildern bemalt. Szenen aus der Natur, mit Tieren, Pflanzen und Menschen.
    Es gab immer wieder neue Dinge zu endecken und mir schien es, als ob ich davon berauscht wurde. Doch dann wurde ich ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dies sollte für mich keine Stätte des Vergnügens werden, sondern die der Arbeit.
    Eine etwas ältere schwarze Frau, riß mich aus dem Staunen heraus und führte mich an der Hand, in einen anderen Teil des Hauses. Dort waren die Wände nicht mehr so schön bemalt. Alles hatte nicht mehr den Charakter des Schönen und Verschwenderischen. Es war eher die Zweckdienlichkeit, die hier vorherrschte und ins Auge fiel.
    Schließlich erreichten wir einen Raum, der sich als Schlafraum erwies. Dort standen vier Betten. Die Frau, Cungah hieß sie, wies mir eines der Betten zu. In einem freundlichen Ton sprach sie auch auf mich ein, doch leider verstand ich nichts.
    Doch ich wollte ihr meinen Namen nicht vorenthalten und stellte mich vor.


    Bridhe


    Dann holte sie für mich neue Kleidung. Es waren zwei weiße Tuniken, die ich auch gleich anprobierte. Sie hatte offensichtlich ein gutes Auge fur Kleidergrößen, denn gleich die erste Tunkia paßte wie angegossen!
    Schließlich zeigte sie mir auch, wo ich mich noch etwas frisch machen konnte. Denn dies hatte ich auch bitter nötig!
    Als ich gewaschen und neu angezogen war, half sie mir, mein Haar zu kämmen und hochzustecken. Eine derartige Frisur kannte ich nicht. Zu Hause flocht ich mir öfters die Haare, doch was Cungah mit meinen Haaren anstellte, war ein wahres Kunstwerk. Es erfreute mein Herz, als ich mich dann in einem kleinen Spiegel betrachten konnte. Jetzt war ich schön- für ihn!

    Nur einige scharfe Worte meines Retters reichten aus, um mich aus den Klauen dieses Rohlings erneut zu befreien.
    Endlich war auch für mich die Gelegenheit einer netten Begrüßung gekommen.


    Dia duit!


    sagte ich und lächelte, wenn auch noch etwas verlegen.


    Dann viel mein Blick auf den anderen Mann, der der etwas eleganter gekleidet war. Ich fragte mich, wer er denn nun sei, wenn der andere, der den Eindruck eines Kriegers machte, mein Herr war. Aber diese Frage würde sicher später auch noch geklärt werden. Auf jeden Fall mußte er ein gewisses Maß an Einfluß haben, denn auf seine Worte hin bekam ich dann noch eine neue Tunika.
    Nun ja, neu war vielleicht etwas zu viel gesagt. Wenigstens war sie sauber und noch heil.
    Dann sollte es los gehen. Endlich weg von diesem schrecklichen Ort!
    Ich war so froh, daß er neben mir her lief. Denn so konnte ich mich ein wenig an ihn lehnen
    Ich genoß diese Nähe und Wärme zu einem anderen Menschen. Zum ersten Mal seit Monaten hatte ich wieder ein Gefühl der Sicherheit und der Behaglichkeit.
    Doch da war immer noch dieser Durst. Also tippte ich leicht an seinem Arm, um ihm klarzumachen, daß ich nun baldmöglichst etwas zu trinken bräuchte.


    Uisce! Le do thoi! Tartmhar!
    Der Drang nach etwas trinkbarem wurde immer größer und ich faltete die Hände um meiner Bitte noch etwas Nachdruck zu verleihen.


    Übersetzung: Hallo!
    Wasser! Bitte! durstig!

    Heute Morgen hatte es zwar nicht den Anschein gehabt, doch heute mußte wirklich mein Glückstag sein!
    Der Fremde war einer Sprache mächtig, die meiner recht ähnlich war. Ich mußte mich zwar auf seine Worte konzentrieren, doch dies würde mir ermöglichen, mit ihm zu kommunizieren.
    Doch es kam noch viel besser! Er deutete mir an, daß er mein Domus, mein neuer Herr sein würde. In diesem Momement war ich soooo glücklich, wie lange nicht mehr.
    Dies alles wurde schließlich noch davon übertroffen, als er mir seinen Umhang anbot, seine Hand auf meine Schulter legte und zu gehen beabsichtigte. Mit diesem Mann würde ich überall hingehen! In diesem Moment fühlte ich auch nicht mehr die Schmerzen, die noch von der heftigen Ohrfeige herrührten.
    Doch was war das? Plötzlich ergriff wieder einer der Grobiane des Sklavenhändlers mein Handgelenk und hielt mich fest.
    Verwirrt und ängstlich schaute ich zu meinem Retter. Dürfte ich jetzt doch nicht mit ihm gehen?

    Erst jetzt bemerkte ich, daß der Mann, der mich gerade gekauft hatte, nicht alleine war. Er war in Begleitung eines anderen Mannes, der so ganz anders aussah wie er. Es handelte sich augenscheinlich um einen Krieger. Mein neuer Herr mußte wohl überaus wichtig sein, wenn er von einem Krieger beschützt wurde.
    Er trat zum Podest hin und sprach in einem rauhen Befehlston die Helfershelfer des Sklavenhändlers an. Ich verstand ihn leider nicht, doch nachdem er gesprochen hatte, ließen die beiden Kerle von mir ab. Ich zitterte wie Espenlaub. Was würde jetzt noch geschehen?


    Dann sah er mich mit seinem ernsten Gesicht und seinen grünen Augen an und fragte mich etwas. Doch leider verstand ich kein Wort. Fragend blickte ich ihn an und hoffte, daß er wegen meines Sprachdefizites nicht verärgert sein würde. Zaghaft brachte ich einige Wörter in meiner Sprache heraus. Vielleicht verstand er sie ja.


    Ní thnigim!


    Trotz der grimmigen Miene, sah er eigentlich ganz nett aus. Meine Ängste schwanden ein weinig und ich faßt wieder etwas neuen Mut.
    Dann zeigte ich auf mich und verriet ihm meinen Namen.


    Bridhe


    In diesem Moment wurde mir auch klar, daß ich halb nackt vor ihm stand. Notdürftig versuchte ich mit meinen Händen die Fetzen dessen, was früher einmal eine Tunika war, zusammenzuklauben und mich damit zu bedecken.
    Ich hatte immer noch diesen schrecklichen Durst und meine Kehle war schon ganz ausgetrocknet. Vielleicht würde der Fremde etwas zu trinken für mich haben.
    Ich versuchte ihm, mit verschiedenen Gesten klar zu machen, was ich wollte. Da mir die Worte in seiner Sprache fehlten, bediente ich mich wieder meiner eigenen Sprache.


    Uisce! Le do thoi!


    Ich zermarterte mir das Gehirn,als ich über das Wort für "Herr" nachdachte. Ich hatte es schon einige male gehört. Es war etwas mit "D".


    Dom..., ähm, Domus?!


    Mir wurde bewußt, daß mir noch ein langer beschwerlicher Weg bevor stand. Ich verstand diese Sprache nicht, diese Menschen und ihre Lebensweise waren mir völlig fremd und ich war weit, weit weg von zu Hause.



    Übersetzung: Ich verstehe nicht!
    Wasser! Bitte!

    Ich war beinahe schon in Lethargie verfallen, als plötzlich der Sklavenhändler ganz aufgeregt schien und irgendetwas schrie. Dabei deutete er auf den Letzbietenden. Dann sprang er sogar einmal hoch. So etwas hätte ich dem widerlichen alten Sklaventreiber gar nicht zugetraut Dann veließ eilends das Podest. Mich ließ er stehen. Doch im gleichen Augenblick, erschienen wieder die beiden Gehilfen und packten mich.
    Was war nur geschehen? Sollte jetzt alles vorbei sein? Während ich dem Zugriff der Gehilfen Widerstand leistete, konnte ich sehen, wie ein junger Mann auf den Sklavenhändler zuging. Es war ein elegant aussehender Mann von stattlicher Größe, dessen Gesichtszüge eher streng wirkten. Alleine der Gedanke, jetzt mit ihm gehen zu müssen, machte mir Angst. Aber auch hier in den Fängen des Sklavenhändlers, wollte ich keine Minute länger bleiben.
    Also beschloß ich, erst einmal mit dem Fremden mitzugehen, wenn man mich zu ihm bringen würde. Außer der Angst hatte ich auch noch großen Durst und mein Magen signalisierte mir auch schon, daß es bald Zeit wäre, ihm wieder etwas eßbares anzubieten.

    Die Hitze wurde immer unerträglicher. Ich hatte große Mühe, mich auf den Beinen zu halten. Meine Schultern mußten mittlerweile durch die Sonneneinstrahlung krebsrot geworden sein. So fühlte es sich zumindest an.


    Die Gebote schienen sich förmlich zu überschlagen.
    Ich fragte mich langsam, welche Motivation wohl dahinter steckte, warum diese Männer für mich boten. War es mein Aussehen? Ganz sicher nicht! Ich sah sicher furchtbar aus. In Lumpen gehüllt, der Körper verdreckt und die Blutkruste in meinem Gesicht. Das alles trug garantiert nicht unbedingt zu meiner Schönheit bei.
    Vielleicht hatte der Sklavenhändler ihnen ja Märchen über mich erzählt? Oder gefiel ihnen etwa meine Wildheit und mein Mut?
    Dann würden sie mir sicher dies als erstes austreiben wollen, sobald ich in ihren Besitz übergegangen war.
    Eines war klar, ich wußte nicht sehr viel über dieses Volk. Ihre Gewohnheiten, wie sie lebten und vor allen Dingen, wie sie mit ihren Sklaven umgingen, war mir völlig fremd. Auf einen verständnisvollen Herrn zu hoffen, wagte ich in diesem Moment nicht im geringsten.

    Dann erkannte ich diese Stimme wieder, die bereits unmittelbar vor meinem Fluchtversuch geboten hatte. Diesmal konnte ich erkennnen, woher sie kam.
    Ich erkannte zwei Männer, die beieinander standen und sich unterhielten. Der eine, ein stattlicher Mann, schon etwas älter, doch durchaus attraktiv. Der andere etwas kleiner und gedungener. Er machte mir eher den Eindruck als sei er ein Untergebener des Anderen.


    Doch Attraktivität hin oder her, für ihn war ich sicher nur eine Wilde.
    Also machte ich mir keine Gedanken mehr darüber, ob mein neuer Herr gutaussehend war oder nicht. Ich hatte schon lange damit aufgehört, ein törichtes Mädchen zu sein und war in der Realität angekommen.
    Ich konnte mir schon genau vorstellen, was vor mir lag. Deshalb rechnete ich mit dem Schlimmsten.

    Langsam erholte ich mich von diesem wuchtigen Schlag in mein Gesicht. Mittlerweile brannte die Sonne auf meine nackten Schultern. Ich spürte, wie sich meine Haut zu röten begann und ich betete nur, daß alles bald vorrüber sein würde. Meine Kehle schien wie ausgetrocknet. Was hätte ich jetzt für einen Becher Wasser gegeben?
    Mittlerweile hatten sich noch mehr Passanten vor dem Podest eingefunden. Mein gescheiterter Fluchtversuch mußte wohl ein gewisses Aufsehehen erregt haben.
    Manche dieser Leute mußte das wohl imponiert haben, denn schon kurze Zeit später vernahm ich das nächste Gebot. Mittlerweile interessierte es mich nicht mehr, wer geboten hatte. Meinen neuen Herrn würde ich noch früh genug kennen lernen.
    Ich fragte mich nur, wofür mich diese Kerle hielten! Für ein wildes Tier?

    Als die letzten Regenwolken verschwunden waren und die Sonne wieder mit voller Kraft auf die Erde hernieder brannte, füllte sich langsam der Platz vor dem Podest.
    Ich hörte, wie plötzlich ein zweites Gebot einging. Leider konnte ich nicht erkennen, wer geboten hatte, denn ich betrachtete die ganze Zeit krampfhaft den Boden vor meinen Füßen.
    Wie weit war es nur mit mir gekommen? Wo war das stolze und unbeugsame Mädchen von einst nur abgeblieben?
    Dann faßte ich einen Entschluß:
    NEIN! Ich wollte nicht an den höchstbietenden verschachert werden und dann ein Leben in Ketten führen! Ich wollte wieder frei sein!
    Ich nutzte einen Moment der Unachtsamkeit des Sklavenhändlers und befreite mich aus seinem Griff.
    Als ich Anlauf nehmen wollte, um vom Podest herunter zu springen, bemerkte ich plötzlich wie ich von hinten gepackt wurde und zu Boden gerissen wurde.
    Zu dumm! Ich hatte nicht an die zwei Gorillas des Sklavenhändlers gedacht, die die ganze Zeit hinter mir standen und mich offensichtlich genau beobachtet hatten.
    Nachdem sie mich überwältigt hatten, stellten sie mich wieder auf die Füße und einer von den beiden verpaßt mir eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte.
    Halb benommen stand ich also wieder da und fühlte mich noch schrecklicher, erbärmlicher.
    Durch den Sturz zu Boden, begann meine Nase zu bluten. Zum Glück war sie nicht gebrochen. Sicher würde das Bluten auch bald wieder aufhören. Doch in diesem Moment tropfte mir das Blut auf meine dreckigen Fetzen, in die ich "gekleidet" war.

    Langsam ließ der Regen nach und die Sonne kam wieder zum vorschein. Doch mittlerweile war ich klatschnaß. Das Wasser rann an meinem Körper herab, der trotz der wärmenden Sonnenstrahlen immer noch zitterte. Es war nicht die Frische des Schauers, welche mich erzittern ließ, vielmehr war es die bloße Angst! Angst, vor dem, was hier noch passieren sollte und Angst vor meiner Zukunft.
    Nachdem der Sklavenhändler in die Menge gerufen hatte, meldete sich ein Mann. Seine Worte konnte ich nicht verstehen. Sicherlich hatte er für mich geboten. Eigentlich sah er gar nicht so schlecht aus. Doch es schauderte mich, wenn ich daran dachte, mit dem Fremden mitgehen zu müssen.
    Wäre dochnur schon alles vorbei.
    Ich senkte meinen Kopf, damit ich die Blicke der Menge, die an mir geheftet schienen, nicht sehen mußte. Dann versuchte ich an etwas schönes zu denken,um mich damit etwas zu beruhigen. Doch auch das wollte mir nicht so recht gelingen.

    Die Schergen des Sklavenhändlers packten mich an meinen Armen und wollten mich aus diesem Käfig zerren, doch ich versuchte mit allen Kräften Widerstand zu leisten. Dann wurde der Griff der Männer noch fester. Sie zerrten an meinen Kleidern um mich nach vorne auf das Podest zu bekommen. Dabei zerrissen sie mir meine Tunika.
    Da aller Widerstand nichts nützte, ließ ich alles mit mir geschehen.


    Voller Angst stand ich auf dem Podest.
    Es regnete. Wenigstens das konnte mich ein weing an meine geliebte Heimat erinnern. Doch ansonsten war alles für mich fremd hier! Diese riesige Stadt mit ihren gewaltigen Häusern aus Stein. So etwas hatte ich nich nie zuvor gesehen. Die fremdartigen Menschen und ihre eigenartige Sprache, die sich in meinen Ohren immer noch so ungewohnt anhörte. Gut, einige Wörter hatte ich mittlerweile gelernt. Doch dieser Wortschatz würde bei weitem nicht für eine Konversation ausreichen.
    Früher, zu Hause in Eirinn, hatte ich schon einige Male die fremden Händler gesehen, die ihre exotischen Waren zu unerschwinglichen Preisen feilboten. Da gab es edle Stoffe, Gewürze, Wein und diese kleinen runden grünen Dinger, die so widerlich schmeckten.
    Diese Waren konnten sich nur die Reichen leisten. Als Zahlungsmittel dienten Schmuckstücke oder auch Sklaven.
    Liefen die Geschäfte der Händler einmal nicht so gut, konnte es passieren, daß sie, bevor sie unsere Insel wieder verließen, einige unschuldige Menschen fingen und sie als Sklaven verkauften. So war es mir passiert.
    Jetzt stand ich da, fast halbnackt im Regen, da ja mein Kleid zerrissen war. Ich zitterte am ganzen Körper vor Angst. Was hatte ich nur getan, daß es die Götter so schlecht mit mir meinten.
    Der Sklavenhändler blickte grinsend zu mir herüber und begann zu sprechen. Keine Ahnung, was er da erzählte. Ich wollte es auch nicht wissen. Ich wollte nur weg! Mich irgendwo hin verkriechen, wo mich niemand angaffte und mir nichts tun konnte.