Diodos misstrauischer Blick verriet mir sofort, dass ihr meine Erklärung nicht ausreichend war und sie sicjher geglaubt haben musste, man würde sie hier veralbern wollen. Doch das Gegenteil war der Fall. Wenn sie doch nur etwas Vertrauen haben könnte, dachte ich bei mir. Nicht weniger erstaunt musste sie gewesen sein, als sie die wärmende Decke über ihren Schultern spürte und ich ihr das Essen gereicht hatte. Es berührte mich, als ich sehen musste, wie gierig sie das Essen hinunter schlang, so als müsste sie Angst davor haben, man würde ihr etwas weg nehmen.
Lass dir nur Zeit! Dir nimmt niemand etwas weg!I
ch beobachtete sie noch eine Weile. Trotz des Essens und der Decke konnte sie ihr Misstrauen nicht ablegen. Sie war jetzt noch ein kleines Mädchen, auch wenn sie jedesmal lauthals schrie, sie sei nicht klein. Doch sie war es! Wahrscheinlich hatte sie niemals so etwas wie eine richtige Kindheit gehabt. Was würde aus ihr werden, wäre sie erst einmal erwachsen? Könnte sie dann überhaupt jemals zu einem anderen Menschen Vertrauen fassen? Doch ich wollte nicht locker lassen. Ich wollte nicht aufhören, ihr zu zeigen, dass ich es aufrichtig mit ihr meinte und so begann ich zu erklären, so damit sie es verstehen konnte.
Die Göttin, die an diesem Abend geehrt wird, meine Göttin, heißt Brigid! Brigid- Bridhe hörst du die Ähnlichkeit der Namen? Meine Mutter hat mich nach ihr benannt! Brigid bringt uns den Frühling wieder und vertreibt die dunkle Jahreszeit. Eigentlich wollte ich ihr die Milch opfern, von der ich dir gegeben habe. Aber ich glaube, sie wird deswegen nicht böse sein! Ein wenig davon hast du ja auch verschüttet. Mit der Milch, die ins Erdreich eingedrungen ist, wird sie sicher auch zufrieden sein. Kennst du ein schönes Lied? Brigid mag schöne Lieder!
Wieder lächelte ich Dido zu. Ein erhebliches Maß an Misstrauen hegte sie wohl auch gegen Micipsa. Nun, das Misstrauen war wohl auch ganz auf seiner Seite! Seine Bemerkung, eine Römerin sei anwesend, ließ nicht nur mich aufblicken. Ein Römer, hier? Das hätte gerade noch gefehlt! Bei seiner der Frage nach der Herrschaft, schien Dido ihrer Sache sicher zu sein. Ich wusste gar nicht genau, wem Dido eigentlich gehörte. Ich hatte sie des öfteren schon in Sciurus´ Begleitung gesehen. Davor war sie immer mit den jungen Serenus zusammen gewesen. Doch als er die Villa verlassen hatte, war sie geblieben. Daher war ich immer davon ausgegangen, ihr Herr sei auch dominus Flavius Gracchus. Doch dieses Etwas, was gerade aus ihrem Mund gedrungen kam, hörte sich nicht wirklich nach Gracchus an. Auch machte es mich stutzig, als sie sagte, ihr Herr, oder wer auch immer, sei noch eine Weile fort.
Dido, wer ist denn eigentlich dein Herr? fragte ich sie aus reinem Interesse, ohne ihr zu nahe treten zu wollen.