Beiträge von Flaviana Brigantica

    Die Erwähnung des Namens Arrecina, ließ mich hellhörig werden. Diesen Namen hatte ich vorher noch nie gehört. Wohl wußte ich, daß Severus eigentlicher Name Rutger war, doch als ich ihn danach fragte, was es mit seinem neuen Namen auf sich hatte, war er mir sofort ausgewichen. Offenbar gab es einen Zusammenhang mit dieser Arrecina, die eine Nichte von Aquilius war? Hatte er diese Arrecina etwa geliebt? Liebete er sie vielleicht immer noch? Wo war sie jetzt? Eigentlich sollte ich mich über das, was mit dieser Familie zu tun hatte, nicht mehr wundern. Doch irgendwie blickte ich jetzt überhaupt nicht mehr durch! Ich ahnte zwar, daß über Severus ein dunkles Geheimnis schwebte, doch er wich mir immer aus, wenn ich den Versuch unternahm, danach zu fragen. Das war jetzt alles zuviel!
    Ruckartig setzte ich mich auf und und fragte Wer? in die Dunkelheit hinein.


    Was ist mit dieser Arrecina. Diesen Namen höre ich jetzt zum ersten mal! Und was hat Severus Name damit zu tun?


    Das mußte ich jetzt wissen und ich wollte damit nicht warten, bis ich Severus wieder sehen würde, was in letzter Zeit äußerst schwierig war. An Schlaf war für mich nicht mehr zu denken. Seine Worte hatten mich hellwach werden lassen.

    Genau diese Frage stellte sich mir auch schon die ganze Zeit! Waren meine Gefühle für Severus geringer geworden? War es vielleicht nur die Tatsache, daß wir die letzten Tage ständig gestritten hatten. Wir waren nicht einmal fähig gewesen, ein normales Wort miteinander zu wechseln, ohne dabei den Streit beizulegen.


    Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht! Wir streiten uns schon seit einer ganzen Weile und wir wollen nicht mehr recht wieder zueinander finden. Dieser Streit zermürbt mich, doch er ist auch so stur! Wenn er herausbekommt, was heute Abend geschehen ist, fürchte ich, wird er nicht so tolerant sein.


    Nein, ich wußte, wie aufbrausend er werden konnte und wie die Eifersucht an ihm nagen würde. Er war mir gegenüber zwar noch nie gewalttätig geworden, doch reichte meine Vorstellungskraft so weit aus, daß ich erahnen konnte, wozu er alles fähig sein konnte.


    Severus ist nicht der Typ Mann, der die Lust von der Liebe trennt und er gehört auch nicht zu denen, die mich mit irgendjemanden Teilen wollten. gab ich noch hinzu. Hatte ich mir eben nicht selbst die Antwort auf eine meiner Frage gegeben? Was wird Severus tun, wenn er es heausfinfdet? Ja, das hatte ich und es war unverzeibar, was ich getan hatte.

    Als ich ihr Gekritzel auf der Wachstafel zu lesen bekam, senkte ich meinen Kopf und es war, als wolle mir das Herz zerspringen. Die Erinnerungen an jenen frühen Morgen, an dem ich Severus zum letzten mal getroffen hatte. Ich konnte wieder seine glühenden Augen vor mir sehen, diese unbändige Wut und dann die beiden harten Schläge in mein Gesicht. Das Wort Hure klang immer noch in meinen Ohren.
    Seitdem hatte ich Severus nicht mehr gesehen. Er versuchte seinerseits mir nicht über den Weg zu laufen und mir ging es genauso. Nicht aus Angst oder Scham, vielleicht einfach nur, damit ich mich nicht rechtfertigen mußte, warum ich noch am Leben war.
    Schließlich sah ich wieder zu Tilla auf, die sich mittlerwile hinter mir versteckt hatte und schüttelte leicht den Kopf.


    Tilla, du brauchst keine Angst vor Micipsa zu haben. Er ist wirklich sehr nett und begleitet mich heute nur beim Einkauf, damit er die Stadt besser kennenlernt.

    Er war also auch noch wach, oder zumindes halbwach gewesen und hatte mich gehört. Nein, ich hatte mich keineswegs beruhig! Im Gegenteil, jetzt plagten mich die Gewissensbisse!
    Sein Brummen klang allerdings auch nicht so, als ob er nun noch zu sehr langen und tiefgreifenden Gesprächen aufgelegt war. Nein, eher nicht! Das war wohl auch nicht der beste Zeitpunkt, um mit dem Mann, mit dem man vor nicht allzulanger Zeit intimen Körperkontakt hatte, über den Mann zu sprechen, den man womöglich noch liebte und den man im Grunde vor eben dieser nicht allzulangen Zeit betrogen hatte. Genau da lag auch der Knackpunkt! severus würde es als Bertug auffassen, wenn er erführe, was passiert war. Aber wie würde es Aquilius sehen? Sicherlich nicht genauso. Schließlich war er nicht der Betrogene, sondern der, der alle Vorteile davon genoß. Dummerweise fehlten mir da die Worte und auch der Mut dies auszusprechen. Aber irgendetwas mußte ich doch sagen!


    Meinst du, es war falsch von mir, daß ich heute Abend zu dir gekommen bin und wir miteinander...na du weißt schon!
    Ich wettete einfach einmal, daß im der Abend, trotz der Schmerzen, die ich ihm beigebracht hatte, ganz gut gefallen hatte! Wann wurde man(n) schließlich einfachso von einer jungen Frau überfallen, die sich einem dann auch noch freiwillig um den Hals warf?

    Ja, wir waren ein Paar! antwortete ich Tilla und war beinahe den Tränen nahe.
    Gerade erst hatte ich mir eine Träne aus dem Auge gewischt, als er plötzlich vor uns stand.
    Schön das du uns gefunden hast, Micipsa.
    Micipsa war zwar erst kurz in der Villa, doch wußte ich nicht, in wieweit er über die Geschehnisse der letzten Tage unterrichtet war. Sicherlich hatte es die Runde im ganzen Haus gemacht. Stell dir vor, Bridhe wollte sich umbringen! Er hatte mir gegenüber keinerlei Bemerkungen diesbezüglich gemacht. Doch vielleicht tat er das auch nur aus reiner Höflichkeit heraus.


    Als erstes stellte ich die Beiden miteinander vor und versuchte dabei wieder etwas freundlicher zu schauen.


    Tilla, das ist Micipsa! Er ist neu bei uns im Haus. Micipsa, das hier ist Tilla. Tilla arbeitet bei den Aureliern und wir kennen uns von einem, nein, genauer gesagt von zwei Festen her. Ach ja, und Tilla kann leider nicht sprechen. Du mußt ihren Gebärden folgen, oder lesen, was auf ihrer Wachstafel steht.

    Africa! sgate ich erstaunt und schaute ihn fasziniert an. Ich mußte feststellen, daß ich noch sehr vieles gar nicht kannte!
    Doch seine Bemerkung, er müsse sich ja noch anziehen, holte mich aus meinen Tagträumen wieder zurück. Ich rauperte mich kurz und sah auf die Kleidung in seiner Hand.
    Oh, ja! Natürlich! Ich laß dich wohl besser allein, damit du dich anziehen kannst. Ich werde am besten Straton bescheid sagen, daß du dann soweit wärst! Ach ja Straton ist der vilicus hier. Er ist eigentlich ganz nett aber auch etwas, na ja steif. Aber du wirst ihn ja auch noch kennenlernen.
    Ich lächelte noch einmal, diesmal etwas weniger zaghaft.


    Ach ja, wenn du noch was brauchst, dann laß es mich wissen! fügte ich noch hinzu und veließ dann den Raum.

    Schlafen war eine gute Idee! Es war sicher schon sehr spät und nach diesem ereignisreichen Abend waren meine Augenlider mittlerweile auch schon sehr schwer geworden, doch in mir dirnnen war ich noch sehr aufgewühlt.
    Ich konnte zwar eines meiner Probleme lösen, indem ich die Sache mit Furianus erzählt hatte, doch stattdessen rückte das nächste dringende Problem schon nach: Severus!
    Ich hatte so das Gefühl, daß ich ihn nach dem heutigen Abend mit ganz anderen Augen sah. Hatten sich meine Gefühle für ihn geändert? Ich machte mir noch immer unglaublich viel Sorgen um ihn, doch liebte ich ihn noch? Das, was wir gemeinsam hatten, wurde in den letzten Tagen und Wochen, hart auf die Probe gestellt. Hatte diese Liebe genug Kraft, um all dies zu überstehen? Ich war mir auf einmal nicht mehr so sicher! Warum war ich dann heute Abend hierher gekommen? Hatte ich am Ende diese Liebe etwa verraten? Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was er wohl tun oder auch sagen würde, bekäme er heraus, daß ich diese Nacht mit Aquilius verbracht hatte. Dass ich es gewollt hatte!


    Er kuschelte sich wieder ganz nah an mich, legte beschützend seinen Arm um mich, war so zärtlich zu mir. Ich hätte zergehen können!Danach hatte ich mich die letzten Tage doch so gesehnt! Warum war Severus nicht da gewesen?
    Ich blieb liegen und genoß die Wärme, obwohl ich bereits wußte das es falsch war!
    Ja, wir sollten jetzt schlafen. antwortete ich ihm, doch das war es eigentlich nicht, was ich ihm sagen wollte! Zu gerne hätte ich mit Aquilius darüber gesprochen. Doch ich traute mich nicht. Ich hatte noch gut in Erinnerung, was passiert war, als ich zum Scherz, Severus Name erwähnt hatte.
    Ich versuchte die Augen zu schließen und wollte endlich einschalfen. Doch es wollte mir nicht gelingen. In mir brannten förmlich die Fragen.
    Irgendwann begann ich mich hin und her zu wälzen und seufzend flüsterte ich Ich kann nicht einschlafen!, ohne zu wissen, ob er mich noch hörte oder ob er bereits schlief.

    Ölwechsel: Mann / Frau



    Anleitung für Frauen:


    1. In die Werkstatt fahren, spätestens 15.000 km nach dem letzten Ölwechsel.
    2. Kaffee trinken.
    3. Nach 15 Minuten Scheck ausstellen und mit ordentlich gewartetem Fahrzeug Werkstatt verlassen.


    Ausgaben:
    Ölwechsel: 40 Euro
    Kaffee: 1 Euro
    Gesamt: 41 Euro



    Anleitung für Männer:


    1. Ins Zubehörgeschäft fahren, 50 Euro für Öl, Filter, Ölbinder, Reinigungscreme und einen Duftbaum ausgeben.
    2. Entdecken, dass Behälter für Altöl voll ist. Anstatt ihn zur Tankstelle zu bringen, Öl in Loch im Garten schütten.
    3. Eine Dose Bier öffnen, trinken.
    4. Fahrzeug aufbocken. Vorher 30 Minuten lang Klötze dafür suchen.
    5. Klötze unter Sohnemanns Tretauto finden.
    6. Vor lauter Frust eine Dose Bier öffnen, trinken.
    7. Ablasswanne unter Motor schieben.
    8. 16er Schraubenschlüssel suchen.
    9. Aufgeben und verstellbaren Schraubenschlüssel verwenden.
    10. Ablassschraube lösen.
    11. Ablassschraube in Wanne mit heißem Öl werfen. Sich dabei mit heißem Öl beschmieren.
    12. Sauerei aufputzen.
    13. Bei einem weiteren Bier beobachten, wie das Öl abläuft.
    14. Ölfilterzange suchen.
    15. Aufgeben. Ölfilter mit Schraubenzieher einstechen und abschrauben.
    16. Bier.
    17. Kumpel taucht auf. Bierkiste mit ihm zusammen leeren. Ölwechsel morgen beenden.
    18. Nächster Tag: Ölwanne voll mit Altöl unter dem Fahrzeug vorziehen.
    19. Bindemittel auf Öl streuen, das während Schritt 18 verschüttet wurde.
    20. Bier - nein, wurde ja gestern getrunken.
    21. Zum Getränkemarkt gehen, Bier kaufen.
    22. Neuen Ölfilter einbauen, dabei dünnen Ölfilm auf die Ölfilterdichtung aufbringen.
    23. Ersten Liter Öl in den Motor einfüllen.
    24. Sich an die Ablassschraube aus Schritt 11 erinnern.
    25. Schnell die Schraube in der Ablasswanne suchen.
    26. Sich erinnern, dass Altöl zusammen mit der Schraube im Garten entsorgt wurde.
    27. Bier trinken.
    28. Loch wieder ausheben, nach der Schraube suchen.
    29. Den ersten Liter frischen Öls auf dem Boden der Garage wiederfinden.
    30. Bier trinken.
    31. Beim Anziehen der Ablassschraube mit dem Schraubenschlüssel abrutschen, die Fingerknöchel an der Karosserie anschlagen.
    32. Kopf auf Bodenfliesen schlagen, als Reaktion auf Schritt 31.
    33. Mit wüsten Flüchen beginnen.
    34. Schraubenschlüssel wegschleudern.
    35. Weitere 10 Minuten fluchen, weil der Schraubenschlüssel die an der Wand angepinnte ´Miss Dezember´ in die linken Brust getroffen hat.
    36. Bier.
    37. Hände und Stirn reinigen und vorschriftsmäßig verbinden, um Blutfluss zu stoppen.
    38. Bier.
    39. Bier.
    40. Vier Liter frisches Öl einfüllen.
    41. Bier.
    42. Auto von Böcken ablassen.
    43. Einen der Klötze dabei kaputtmachen.
    44. Fahrzeug zurücksetzen danach Bindemittel auf das in Schritt 23 verschüttete Öl streuen.
    45. Bier.
    46. Probefahrt.
    47. Auf die Seite gewinkt und wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss verhaftet werden.
    48. Fahrzeug wird abgeschleppt.
    49. Kaution stellen, Fahrzeug vom Polizeihof abholen.


    Ausgaben:
    Teile: 50 Euro
    Anzeige wegen Trunkenheit: 1500 Euro
    Abschleppkosten: 100 Euro
    Kaution: 150 Euro
    Bier: 20 Euro
    Gesamt: 1820 Euro

    Ach weißt du Tilla, es ist viel passiert, seit dem Samhain-Fest! antwortete ich ihr. Aber sollte ich weiter erzählen? Sie war doch immerhin fast eine Fremde für mich! Doch manchmal ist es gut, Personen, die einem nicht so nahe stehen, seine Sorgen mitzuteilen. So entschloß ich mich, weiter zu erzählen.


    Ich hatte mit Severus einen Streit und jetzt sind wir nicht mehr zusammen. begann ich zu schluchzen. Ich war mir noch nicht ganz sicher, ob ich ihr die ganze Geschichte erzählen sollte, denn das alles war schließlich sehr persönlich.
    Wieder schaute ich in ihr Gesicht. Sie war so nett! Sollte ich sie wirklich mit meinen Sorgen behelligen?
    Nach Cnaeus hatte sie sich erkundingt. Das wäre eine gute Gelegenheit, um von mir abzulenken.


    Cnaeus? Ach Luca meinst du! Nun, nach dem Theater hat er nicht mehr gefragt, doch ich glaube, er mag dich! Kommt ihr zu den Saturnalien auch zu uns? Dann wirst du ihn ja wiedersehen!


    Ich hatte am Rande mitbekommen, daß man einige Familien zum Saturnalienfest eingeladen hatte, unter anderem auch die Aurelier.
    Mein Blick wandte sich wieder zu dem Menschenstrom, der etwas weiter von uns vorbei zog. Unübersehbar erkannte ich darin Micipsa, der sich durch seine Größe und sein Aussehen erheblich von der Masse abhob. Es schien so, als hielt er Ausschau nach mir.


    He, Micipsa! hier drüben bin ich! rief ich und begann mit beiden Armen zu winken.

    Zum Glück nahm er mir meine dumme Frage nicht übel, sondern konterte mit einer Gegenfrage, die mich dann doch zum Schmunzeln brachte.


    Ja, in der Tat, wir sind alle so blaß. So wenig Sonne, weißt du! antwortete ich und steigerte mein Schmunzeln in ein Lachen. Es tat wirklich gut, wieder einmal lachen zu können. Die letzten Tage konnte ich alles andere als das!


    Leptis? Das habe ich noch nie gehört. Wo ist das? fragte ich schließlich interessiert und vergaß dabei völlig, daß er sich ja noch ankleiden wollte, wahrscheinlich ohne, daß ich anwesend wäre. Doch von diesem Mann ging eine gewisse Faszination aus, die ich noch mehr ergründen wollte. Sicher mußte er von einem Ort sein, der noch tiefer im Süden lag. Dort, wo die Sonne noch mehr Kraft hatte und es richtig heiß war. Solch einen Ort, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich hatte mich schon gefragt, wie es hier in Rom im Sommer wäre, wenn es richtig heiß werden würde. Aquilius hatte mir darüber einiges erzählt.

    Oh, nein nicht pfeifen! Ich singe sie. gab ich ihr zur Antwort.
    Ich schrieb den Text der Lieder auf. Da sie in gaelischer Sprache waren, schrieb ich sie so auf, wie ich sie aussprach. Mein Volk kannte die Tradition des Aufschreibens nicht, alles wurde nur mündlich überliefert. Mittlerweile hatte ich auch damit begonnen, die Texte zu übersetzen.


    Ich konnte es nicht verbergen, daß nicht alles in Ordnung war und Tilla hatte meinen Stimmungswandel bemerkt. Doch sie überspielte dies, indem sie mir zu erklären versuchte, wer oder was die Katze war.


    Ach so, Micipsa meinst du!


    Jetzt erinnerte ich mich wieder! Genau, der Morgen, an dem wir uns auf dem Sklavenmarkt getroffen hatten. Luca war auch da gewesen und er hatte seine Späße über den schwarzen Sklaven gemacht. Er meinte, er würde nun mein neuer Aufpasser werden. Ob er da recht hatte, wagte ich da noch zu bezweifeln. Zu diesem Zeitpunkt war für mich die Welt zumindest fast noch in Ordnung. Nun war ich dankbar, daß Micipsa da war.


    Ähm, ja Micipsa ist auch irgendwo. Wir treffen uns später wieder.


    Wieder machte sich der betrübte Ausdruck auf meinem Gesicht breit. Wäre Luca nicht gewesen, wäre ich jetzt tot. Wäre Luca nicht gewesen, wäre ich jetzt frei von allem!

    Es schmeichelte mir ein wenig, wie erstaunt sie war, daß ich mir Papyrus kaufen durfte. Ich beschloß kurzfristig, ihr nachher, wenn ich mir welches gekauft hätte, einen Bogen zu schenken. Es war doch schön, jemanden eine Freude machen zu können, auch wenn ich sie (noch) nicht so gut kannte.
    Wir setzten uns auf eine Treppenstufe und unterhielten uns weiter.


    Ich schreibe meine Lieder von zu Hause auf, damit ich sie nicht vergesse. antwortete ich ihr und sah dabei vielleicht etwas stolz und gleichzeitig geheimnisvoll aus.
    Doch ihre nächste Frage wollte mich schier aus der Bahn werfen! Sofort verfinsterte sich mein Blick und meine Traurigkeit und Verzweiflung, die mir die letzten Tage schon anheim war, trat wieder zu Tage. Aber woher sollte sie auch wissen, was geschehen war? Sie kannte mich schließlich nur als die freundliche, lebensfrohe Bridhe, die mit Severus befreundet war. Doch die Bridhe, die alles verloren hatte und bereits am Tor zur Anderswelt angeklopft hatte, kannte sie nicht.


    Etwas neues? Von uns, Luca... und der Katze?


    Geistesabwesend sah ich sie an und erst die Katze, rüttelte mich wieder auf.


    Welche Katze? fragte ich völlig ahnungslos.

    Die Vorstellung, diesen Menschen treffen zu müssen, versetzte mich nicht gerade in Verzückung. Doch wenn ich es nicht tun würde, wäre ich in der Tat in Gefahr und so wüßte Furianus dann auch, daß ich geredet hätte.


    Na, hoffentlich gibt er sich damit zufrieden!


    Ich war nicht wirklich davon überzeugt, ob dies eine gute Idee war. Schließlich hatte ich Furianus kennengelernt und ich hatte bei ihm das Gefühl gehabt, er könne meine Gedanken lesen und wahr von unwahr unterscheiden. Eigentlich wollte ich mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn er dahinter käme. Es wäre sicher ein langsamer, sehr schmerzhafter Tod.
    Mich fröstelte bei dem Gedanken und ich rollte mich zusammen um die Wärme einzufangen. Im Augenblick fühlte ich mich mehr als sicher, doch was würde vielleicht schon morgen sein? Vielleicht sollte ich auch Severus davon erzählen. Sicher konnte der Furianus noch weniger Leiden, als er die anderen Flavier hier ausstehen konnte.
    Und schon wieder mußte ich an Severus denken! Sollte ich dahingehend auch mein Gewissen bei Aquilius erleichtern? Doch nein! Solange ich nicht genau wußte was wirklich passiert war, wäre das keine gute Idee gewesen. Schließlich wollte ich keine Mutmaßungen oder Beschuldigungen los werden.
    Morgen würde ich wieder mein Glück versuchen, wenn ich ihn antreffen würde, könnte ich auch das klären und dann wäre alles wieder gut.


    Ich bin froh, daß ich es gesagt habe! Jetzt fühle ich mich um einiges leichter!sagte ich schließlich, durch meine Gedanken an eine sorgenfreie Zukunft, beschwingt.

    Die Ärmste! Ich hatte sie richtig erschrocken! Doch dann begann sie, wenn auch nur zaghaft, wieder zu lächeln. Sie bedeutete mir, ihr zu folgen. Ja, das hier war wirklich kein guter Platz, um einen Plausch zu halten! So folgte ich ihr zu einem weitaus ruhigeren Platz,wo wir nicht von der Hektik der Einkaufenden mitgerissen wurden.
    Auf ihrer Wachstafel konnte ich sehen, was sie einkaufen sollte. Obstsalat? Nie gehört! Aber gut, vielleicht war ja ihr Koch auch so eine Art Künstler. Doch jemanden einen Menschen wie Attalus zu wünschen, hieß, jemanden böses zu wollen. Dieser Mann war die Strafe der Götter!


    Ach weißt du, ich muß verschieden Sachen besorgen und ich darf mir auch neue Papyrusblätter besorgen.


    Darauf war ich besonders stolz! Offenbar hattes es Aquilius gegfallen, daß ich meine Lieder aus der Heimat aufschrieb und sie ihm gelegentlich auch vorsang. In der letzten Zeit hatte sich meine Situation an sich verbessert, doch ich konnte die neuen Vorzüge nicht wirklich genießen!
    Was hätte ich darum gegeben,eines morgens aufzuwachen und alle meine Gedanken und Erinnerungen wären verschwunden! Dann hätte ich noch einmal von Neuem anfangen können, völlig zwanglos und unbefangen.

    Ich hatte die Gelegenheit an diesem Morgen genutzt, um endlich einmal wieder aus der Villa zu kommen. Ein Gang über den Markt, bei dem ich die verschiedensten Dinge einkaufen sollte, würde mir sicher gut tun und tröge sicher auch dazu bei, mir die Gedanken zu vertreiben. Immer lag noch so vieles im Argen! Die letzten Wochen, so mußte ich wirklich gestehen, waren die schlimmsten in meinem Leben gewesen. Ich hatte wirklich alles verloren, was mir wichtig gewesen war. Ich stand vor dem Aus, immer noch oder vielleicht schon wieder. Erst vor einigen Tagen, hatte mich Luca aus dem Wasser gesfischt, da ich meinem Leben in dieser Welt, ein Ende setzen wollte.


    Gedankenverloren schlenderte ich über den Markt und ließ meine Blicke schweifen, über die exotischsten Obst- und Gemüsesorten, Kräuter und Gewürze. Ich liebte die Gewürzstände. Deren Duft verzauberten mich immer und ließen mich in ein niegesehenes fremdes Land entfliehen. Gerade hatte ich meine Augen geschlossen und wollte diesen intensiven Duft des sternartigen Gewürzes einatemen, als ich beinahe umgerempelt wurde. Konnten die Leute denn nicht ein wenig aufpassen? Ich hatte mich so erschrocken, daß ich beinahe rücklings umgefallen wäre! Nur durch gutes Glück, konnte ich mich auf den Beinen halten.
    Kannst du nicht aufpassen! schrie ich mürrisch. Doch als ich mir den "Übeltäter" genauer betrachtete, erkannte ich in ihr das Mächen aus der Villa Aurelia, die ich kürzlich erst auf dem Sklavenmarkt gesehen hatte. Jetzt war es mir wieder peinlich, so aufbrausend gewesen zu sein.
    Oh, Tilla! Entschuldige bitte. Ich hätte ja auch die Augen aufmachen können! Was machst du denn hier?
    Ich lächelte verlegen und war doch froh, von ihr getroffen worden zu sein. Endlich hätte ich einmal die Gelegenheit, mit jemandem zu sprechen, der nicht zur Villa Flavia gehörte!

    Es war nur ein klitzekleiner Schnitt, der auch bald aufhörte, zu bluten. Während ich so vor ihm herum kauerte und begann die Scherben aufzusammeln, schien er endlich wieder zur Besinnung gekommen zu sein. Er hatte jedenfalls bemerkt, daß ich mich vor im auf dem Boden befand und mich geschnitten hatte.
    Nein, es ist schon wieder gut!


    Er trug mich zurück zum Bett und setzte mich ab. Offenbar war er nun auch in eine der Scherben getreten. Nachdem er mich abgesetzt hatte griff ich sogleich nach einem Tuch, das noch vom balneum stammte und tupfte damit seine Blutstropfen, die aus den Rissen seines Beines ausgetreten waren, ab.
    Mit Genugtuung hörte ich seine Worte und war sehr froh, ihm alles gesagt zu haben. Doch in meinem Kopf kreisete noch immer die eine Frage, die mir schon seit Tagen keine Ruhe ließ, ja die mich sogar bis in den Schlaf hinein verfolgte. Die Angst, wenn ich alleine nur daran denken mußte, stand mir ins Gesicht geschreiben.


    Was soll ich nur tun, wenn dieser Mann, den Furianus schicken will, hier auftaucht? Ich habe solche Angst! Die letzten Tage habe ich tunlichst genau darauf geachtet, ihm nicht noch einmal über den Weg zu laufen. Jedes Mal, wenn ich seine Stimme von Weitem gehört habe, bin ich weggerannt.


    Doch ich hatte nicht nur Angst, nein ich haßte diesen Mann nun abgrundtief, daß ich ihm sogar den Tod wünschte. Niemals zuvor hatte ich so empfunden und ich erschrak vor mir selbst, daß ich zu solchen extremen Gefühlen überhaupt fähig war.

    Ich trat ein und sah, wie er in Tücher gehült da saß und lächelte. Ich versuchte sein Lächeln zu erwidern, doch das mißlang mir gründlich. Ich versuchte, ihn nicht zu sehr anzustarren. War es eine Art von Faszination oder einfach nur schlichte Neugier, die meine Augen an seine schwarzen Haut haften ließen? Leute wie er, waren für mich zumindest, nicht alltäglich. Bis vor wenigen Monaten wußte ich gar nicht, daß es solche Menschen überhaupt gab!


    Hier, äh.. ich habe etwas zum anziehen für dich!
    Sind alle in deinem Volk so groß und so...schwarz?


    Erst als es bereits zu spät war, wurde mir bewußt, wie naiv diese Frage war und ich wurde ganz verlegen.

    Ich lag wieder mit dem Rücken auf dem warmen Boden und versuchte, so gut es ging, zu entspannen. Das nahm mir etwas die Schmerzen.


    Dort, wo wir hingehen, soll es sehr schön sein! Du kommmst in ein Land, in dem es alles im Überfluß gibt und in dem die ewige Jugend auf dich wartet. In meiner Sprache heißt dieses Land Tir na nÓg.
    Als ich noch ein Kind war, spielte ich im Sommer oft mit meinen Freunden am Fluß. Eines Tages passierte ein schrecklicher Unfall. Meine Schwester, sie war zwei Jahre älter als ich, ertrank während des Spiels.
    Nachdem man sie aus dem Wasser geholt hatte, brachte man sie nach Hause. Man hatte sie im Haus aufgebahrt. Sie sah so friedlich und zufrieden aus, so als schliefe sie nur. Wir alle haben uns damit getröstet, daß sie nun in diesem Land ist.
    Bei uns sagt man auch, stirbt ein Mensch, so wird ein Anderer geboren.
    Mit dem Wissen, daß es nicht zu Ende sein wird, bin ich heute morgen ins Wasser gegangen.

    Ich war mir nicht sicher, ob er das verstand, was ich eigentlich damit sagen wollte. Der Tod hatte seinen Schrecken verloren und die Vorstellung, weiterzuleben, war tröstlich, für diejenigen die starben und auch deren Angehörige. Mir war gar nicht so recht bewußt, ob es diese Vorstellung auch in der römischen Religion gab. Aber wohl eher nicht, denn Luca nannte es eine Einbildung, einen Traum.


    "Wo geht ihr hin, wenn ihr gestorben seid?" fragte ich ihn schließlich. Es mußte doch etwas geben, wohin ihre Seelen Zuflucht finden konnten. Irgendein besonderer Ort.


    Was meinst du, soll ich sagen, wenn mich jemand fragt, was mit meinem Gesicht passiert ist?
    Auch diese Frage plagte mich die ganze Zeit, denn sicher würde man
    noch einige Tage die Stellen sehen, wo Severus Hand mich traf.

    Zwar würgte er micht nicht mehr und drückte auch meinen Kopf nicht mehr unter Wasser, doch dafür riß er noch heftiger an meinen Haaren. Dieses Scheusal! Wenn ich jemals jemanden gehaßt hatte, dann war er es jetzt!
    Doch endlich ließ er mich los und verließ das Becken. Noch einmal zu mir gewandt, so wie er war, warnte er mich.
    Widerlicher Mistkerl, deine Knochen sollen verfaulen und die deiner Kinder und Kindeskinder auch!
    Wie versteinert blieb ich im Wasser zurück, nicht fähig für eine Gefühlsregung. Nicht vor ihm! Diese letzte Blöße wollte ich mir nicht auch noch geben.
    Irgendwann brachte ich ein schlichtes Ja heraus, um seine Anweisung zu bestätigen.