Beiträge von Flaviana Brigantica

    Ich war alleine, Luca! Als ich aus dem Bad hinaus in den Garten gerannt bin, war ich der einsamste Mensch auf Erden! Und als ich ins Wasser gegangen bin... nein, da war ich seltsamerweise nicht mehr so alleine. Es war als würde mich etwas begleiten.


    Nachdenklich über seine Worte saß ich noch immer da und ließ noch einmal den Morgen vor meinem inneren Auge vorüberziehen.


    Eine Stimme hat mir gut zugeredet, hat mich ermuntert, weiter zu gehen. Sie war fast schon gütig. Ich war fast schon da, wo ich hin wollte. sinierte ich leise weiter. Immer und immer wieder sah ich mich am Rand des Teiches stehen. Ein Schritt nach dem anderen setzte ich ins Wasser hinein.
    Doch dann war ich wieder im hier und jetzt!


    Gut, dann sprich zuerst mit Severus. Doch bitte tue es bald. Ich kann und will es nicht lange aufschieben.


    Langsam versuchte ich aufzustehen, doch es wollte mir nicht recht gelingen. Ich fühlte mich insgesamt nicht gut. Es war so, als wolle mein ganzer Körper zerbrechen. So ließ ich mich einfach wieder auf den Rücken gleiten.

    Seine worte heiterten mich nicht direkt auf. Nein, im Gegenteil! Ich wünschte mir jetzt, er hätte mich nie gefunden! Dann läge ich jetzt auf dem Grund des Teiches. Stattdessen saß ich hier mit angewinkelten Beinen auf dem Boden und ließ den Kopf hängen. Ich hätte losheulen können.

    Ja, ich hatte keinen Ausweg mehr! Das war meine letzte Möglichkeit. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Das was passiert ist, ist so ungeheuerlich! Ich kann nicht mehr Luca! Höst du! Und ich kann dir nicht versprechen, es nicht wieder zu tun! Und nenn mich nicht selbstsüchtig! Glaubst du, ich wollte gerne gehen?


    Meine Augen waren leer und genauso fühlte ich mich auch - leer. Ausgesaugt!


    Furianus? Wie kam er denn auf den? Ach ja, mein Versprechen!


    Hör mal, das was ich dir versprochen habe, kann ich nicht halten! Ich werde nicht noch einmal zu Furianus gehen! Dieser Kerl ist absolut irre! Er hätte mich beinahe ich stockte und mußte an meinen Versuch denken, diese Welt für immer zu verlassen, und erkannte die Ironie darin.


    Er hätte mich beinahe umgebracht! Es ist irgendetwas zwischen Aquilius und Furianus. Eine Feindschaft!


    Jeder von uns hatte so seine Geheimnisse. Doch meine nahmen langsam überhand und ich wollte mich dringend einiger entledigen.


    Ich werde zu ihm gehen, sobald ich mich besser fühle. Ich muß es ihm sagen. Damit darf ich nicht warten. Das käme einer Lüge gleich.

    Düster schaute ich drein, als er mir erzählte, es wäre nicht recht gewesen mit Aquilius zu schlafen. Nagut, es war ja anfänglich wirklich eine Art Überfall, aber war ich die Einzige die es wollte. Sagen wir mal so, er war ein williges Opfer gewesen :D. Ach, Luca war dafür eindeutig zu jung. Aber gut, das war ein anderes Thema!


    Siehst du, und weil ich im Inneren frei bin, habe ich mich heute morgen für den Teich entschieden! Meinst du, ich weiß nicht das es falsch war? Es gibt Momente im Leben, da kannst du nicht anders. Und im übrigen, dein Onkel war überaus nicht abgeneigt! Nur damit du´s weißt! So!


    Etwas schnippisch, jedenfalls soweit es mir möglich war, schaute ich schon drein. Meine Wut hatte meine wahren Gefühle an jenem Abend zu Tage gefördert und so ergab ich mich ihnen, war allerdings dabei blind, für das Wesentliche.


    Wie willst du das denn eigentlich zustande bringen, mit Severus zusammenzuarbeiten? Ich werde dir dabei nicht helfen können. Er will mich ja nie mehr sehen.
    Wieder war ich völlig deprimiert und schaute ins Leere. Was würde geschehen, wenn er mir irgendwann über den Weg laufen würde?
    Was würde ich sagen? Aber apropos...


    Was sollen wir eigentlich Aqulius sagen? Er wird sicher wissen wollen, warum ich in diesem Zustand bin!

    Entsetzt sah ich zu, wie sich sein Körper förmlich vor Wut aufbäumte. Mit einem Satz sprange er aus dem Bett und tigerte durch das Zimmer.
    Ein Wasserkrug wurde schließlich zu seinem Ofper, den er mit der Hand von einem Tisch fegte und der dann auf dem Boden zersprang.


    Ich hatte mich mittlerweile auch aufgesetzt, unfähig etwas zu sagen. Schließlich hatte ich schon genug gesagt, was ihn derat echauffiert hatte. Doch zum Glück war ich nicht das Ziel seines Zorns.


    Als der Krug schließlich zu Boden gegangen war und zerbrach, schlich ich mich dann doch aus dem Bett, um die Scherben aufzusammeln. Im Halbdunkel war das gar nicht so einfach. Doch bemerkte ich, daß er wohl einige Splitter abbekommen hatte, die ihn am Bein verletzt hatten.


    Du bist verletzt! sagte ich leise, da ich es kaum wagen wollte, irgendetwas zu sagen. Doch kaum hatte ich es gesagt, schnitt ich mich selbst an einer Scherbe in den Finger. Man hörte nur noch ein Ah von mir, dann steckte ich den verletzten Finger in meinen Mund um die Blutung zu stillen.

    Mit meinem Geständnis mußte ich Luca ja ganz schön geschockt haben, so jedenfalls, schaue er mich an. Als ob diese eventuell bevorstehende Hochzeit mit dieser Aurelierin ein Hinderungsgrund für seinen Onkel sein konnte.
    Aber vielleicht war er noch nicht so weit. Aus dem Umgang mit meinen Geschwistern, war mir bekannt, daß Jungen oftmals in der Entwicklung zum Erwachsenen hinterherhinkten.
    Aber im gewissen Sinne hatte er schon Recht gehabt, man konnte es Severus nicht verübeln!


    Weißt du, an jenem Abend kamen soviel Dinge zusammen, da ist es eben einfach passiert. Ich war an diesem Abend so furchtbar wütend und auch so verzweifelt. Aber, darf ich nicht auch mal Fehler machen? Ich hab wenigstens keinen dabei umgebracht!


    Das es ein großer Fehler war, den ich begangen hatte, war mir längst klar. Doch was sollte man tun, wenn man nicht mehr Herr über seine eigenen Gefühle war?


    Gibt es keinen anderen Weg, wie Severus aus der Sache unbeschadet wieder heraus kommt? Sich selbst stellen - das wird er sicher niemals tun!

    Ich nickte nur wortlos und verlies das Bad.
    Als ich draußen war, fragte ich mich selbst, was er wohl von mir denken mußte. Aber wenn ich schon melancholisch war, dann war ich das am liebsten mit mir selber.


    In der Zwischenzeit hatte ich mich nach passender Kleidung für Micipsa umgeschau, was sich doch als sehr schwierig herausstellte. Denn die meisten anderen männlichen Sklaven waren annähernd nicht so groß, wie er. Doch nach einigem Suchen wurde ich dann doch fündig.


    Nach einiger Zeit, die ich für angemessen erachtet hatte, klopfte ich an der Tür zum balneum servorum um nachzuschauen, ob er schon fertig sei. Ich öffnete die Tür einen Spalt weit und rief, ohne hineinzuschauen


    Bist du so weit? Kann ich reinkommen? Ich habe hier frische Sachen zum anziehen.

    Eigentlich wollte ich gar nicht mehr an diese unschöne Szene zurück denken, doch wenn es mir danach eine Erleichterung bringen würde, war ich dann doch gerne bereit dazu.
    Nun, nachdem er herausgefunden hatte, daß du mein dominus bist, hat er begonnen, mich über dich auszufragen. Er wollte wissen was du machst und ob du über ihn gesprochen hättest. Er sagte dann zu mir, ich solle dich wissen lassen, er wüßte wie du zu ihm stehst und er nicht blind und ohne Klientel sei. Dann meinte er noch, er habe daraus schon Rückschlüsse gezogen, wie er sich dirgegenüber verhalten werde. Der Kerl hat mich so eingeschüchtert. Als ich ihn dann massieren mußte, begann er mich regelrecht herauszufordern, etwas gegen ihn zu sagen oder zu tun. Nun ja, als ich seinen Rücken massierte, konnte ich meine fingernägel nicht im Zaun halten.
    Unwillkürlich mußte ich schmunzeln, als ich meine Fingernägel erwähnte, doch gleich darauf wurde mir wieder der Ernst der Lage bewußt und sprach weiter.
    Er ließ dann einen Sklaven kommen, der ihm dann auch sofort zusicherte, ich hatte ihn angegriffen. Daraufhin würgte er mich und wollte wissen, ob du irgendwelche Gebrechen hättest, ob du Frauenbesuche und Kinder hättest. Ich habe ihm dann gesagt, daß ich davon nichts wüßte und es mich auch nichts angehen würde. Dann packte er mich am Kopf und drückte mich mehrmals unter Wasser. Beinahe hätte er mich ertränkt, bis ich ihm schließlich versprechen mußte, ich würde dich ausspionieren und monatlich Bericht erstatten.


    Hoffentlich würde er jetzt nicht seinen ganzen Ärger an mir auslassen. Ich war jedenfalls froh, mir wenigstens das von der Seele geredet zu haben.

    Wenn er nur wüßte! Schließlich kannte Luca nicht die ganze Wahrheit! Denn das,was noch so alles in den letzten Tagen passiert war, konnte er noch gar nicht wissen. Aber sollte ich ihm wirklich alles erzählen? Was machte es schon? Bald würde es eh das ganze Haus wissen!


    Es gibt da noch mehr, weswegen alles aus ist! sagte ich ganz geheimnisvoll und blickte zu ihm hinüber.


    In jener Nacht, als wir uns auf dem Korridor begegnet sind, da...


    Ich stockte und überlegte noch einmal, ob ich wirklich alles erzählen sollte.
    ...nun ja, ich habe die Nacht mit deinem Onkel verbracht,... freiwillig. setzte ich schließlich fort und errötete etwas, wenn man es denn so nennen konnte, denn die Farbe in meinem Gesicht war immer noch mehr als bleich. Nach einem Moment der Stille began ich weiter zu sprechen.


    Er hat es heraus bekommen. Und das ist noch ein Grund, weswegen es aus ist.
    Er mag vielleicht ein barbarischer Idiot sein, doch trotz allem, was er mir angetan hat, liebe ich ihn noch immer und deshalb möchte ich nicht, daß ihm etwas geschiet!


    Doch als Luca meinte, er müsse noch mit ihm sprechen, stockte mir fast der Atem.


    Ich weiß nicht, ob daß eine so gute Idee ist, wenn du mit ihm sprichst. Er ist zur Zeit unberechenbar!

    Nicht das seine Antwort mehr als deutlich war, sein Gesichtsaudruck verriet mir mehr, als ich eigentlich wissen wollte!


    Oh ja! das kann man wohl sagen! antwortete ich bestimmt und ich würde mich nun auch keineswegs scheuen, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Diese gottverdammte Mistkröte würde sich noch wundern und würde sich wünschen, mir niemals über den Weg gelaufen zu sein!


    Ich habe ihn an dem Tag kennengelernt, als er hier eingetroffen ist.


    Ich sah ihm in die Augen und man konnte unschwer erkennen, daß dies keine Erinnerung der angenehmen Art war.


    Ich sollte seinen Raum für ihn herrichten. Da gab es schon Ärger, weil ich das falsche Zimmer erwischt hatte. Dann mußte ich auch noch mit ihm baden gehen. Dieser Mistkerl hat mich bis auf´s Blut gereizt und mich beschimpft. Dann hat er von mir verlangt, ich solle dich ausspionieren und ihm immer reglmäßig davon in Kenntnis setzen, sonst würde er mich umbringen lassen.


    Das hatte gut getan! Wenigstens diese Last war von meinen Schultern genommen!

    Ach ja, wirklich?


    Kurzzeitig flammte es in meinen Augen wieder auf. Doch jener Funken war auch gleich wieder erloschen. Zu bedrückend war alles um mich herum geworden.
    Ich bemerkte, wie er bereits den Schwamm und dei Seife entdeckt hatte.
    Das Wasser hatte mittlerweile eine angenehme Temperatur erreicht und so griff ich nach einem Eimer, um es in den Badezuber zu schütten.


    Du brauchst mir dafür nicht zu danken! Eigentlich wäre das die Aufgabe desjenigen gewesen, der dich eingelassen hat.
    Ich werde dir jetzt noch frische Kleidung suchen. Wenn du fertig bist, werde ich sie dir herbringen. Hier, hast du noch ein Tuch, um dich abzurtrocken.


    Ich reichte ihm ein sauberes Tuch. Dann wollte ich das Bad verlassen. Schließlich hatte ich kein Interesse, ihn nackt zu sehen und außerdem, wäre es ihm vielleicht auch peinlich gewesen, sich vor einer Fremden auszuziehen zu müssen.

    Einen eigenen Raum, in dem ich meine Sachen aufbewahren konnte? Das wäre richtig gut, denn meine Ansammlung unter dem Bett, hatte sich in der Zwischenzeit doch recht ausgebreitet und immer größere Formen angenommen. Doch das Ganze lief darauf hinaus, daß er wissen wollte, ob er sich auf mich verlassen könnte.
    Nun, im Prinzip stand dem nichts im Wege, wären da nicht einige kleine und immer größerwerdende Problemchen, die immer noch im Raum standen und immer mehr Platz in Anspruch nehmen wollten. Damit meinte ich nicht nur alleine den Streit mit Severus und den unseligen Ärger um diesen vermaledeiten Halsreif. Nein, da gab es noch mehr. Furianus, dieser Irre, der mich beinahe im balneum ertränkt hatte, bedrängte mich auf´s Übelste.
    Gut, mit Severus mußte ich selbst sprechen, bevor ich mit irgendjemand darüber sprechen würde, falls überhaupt! Doch die Sache mit Furianus würde ihn sicher brennend interessieren. Wobei ich nicht so genau wußte, wie er zu seinem Verwandten stand. Eigentlich fand ich es überhaupt nicht gut, jemanden zu verraten, selbst wenn er Schlimmes getan hatte. Doch das Ganze belastete mich sehr und wenn ich es geschickt formulieren würde, ohne dabei provozierend zu wirken, hätte ich vielleicht eine Sorge weniger oder noch eine mehr!


    Eine Frage hätte ich da noch! sagte ich schließlich und meinem Gesicht war die Verlegenheit anzusehen.


    Furianus und du, seid ihr eigentlich...befreundet?

    Es war sicherlich besser, wieder an etwas schöneres und auch erfreulicheres zu denken. Noch war nicht alles verloren und ehrlich gesagt, wollte ich nun auch nicht an die Dinge denken, die mich erst in einigen Stunden beschäftigen müßten.
    Etwas verwundert schaute ich aber dann doch drein als er mir erzählte, er hätte einst auch den Tod gesucht. Doch ich wollte und konnte auch nicht nachfragen, denn er stellte mir eine Frage, die mich doch sehr überraschte und ich nicht recht wußte, wie ich damit umgehen sollte. Seine Erklärung die daraufhin folgte, hörte sich doch recht erfreulich oder zumindest positiv an. Aber warum fragte er mich das? Konnte er das nicht einfach selbst entscheiden?
    Ich schwieg eine Weile und in meinem Gesicht war sicherlich eine gewisse Unsicherheit zu erkennen.


    Ähm, wenn du das willst, dann ja gerne! erwiderte ich dann zaghaft und lächelte dann doch ziemlich verlegen.
    Eigentlich hätte ich es ja dann wirklich gut getroffen, denn ich wußte aus eigener Erfahrung, um gewisse Psychopathen, die in diesem Haus auch noch wohnten (oder zumindest gelegentlich). Die könnten mir dann absolut nichts mehr anhaben!


    Ja, das will ich! antwortete ich ihm, diesmal allerdings wesentlich entschlossener, als zuvor.

    Es fröstelte mich immer noch, trotz der Hitze, die im balneum herschen mußte. Sicherlich hatte ich mir eine gehörige Erkältung zugezogen. Soweit es mir möglich war, hörte ich ihm aufmerksam zu. Doch das, was er sagte, wollte mich noch mehr in Verzweiflung stürzen.


    Den Halsreif will ich nicht! Daran klebt Blut. Er hat zwar gesagt, er hätte einen Verbrecher getötet, doch das ist mit gleich.


    Trotz allem, was in den letzten Stunden geschehen war, traf es mich wie ein Schlag, als er sagte, Severus würde mit dem Tod bestraft werden. Und so fasste ich einen Entschluß und versuchte, mich aufzusetzen.


    Da ich der Grund bin, weswegen dies alles passiert ist, werde ich die ganze Schuld auf mich nehmen. Ich werde sagen, ich hätte ihn gestohlen und weil ich solche Gewissensbisse deswegen hatte, wollte ich mir das Leben nehmen! Dann bekommt keiner Schwierigkeiten, weder Severus noch Aquilius noch du selbst. Nu die, die alle Schuld trifft.


    Da ich eh, jegliche Freude am Leben verloren hatte und keine Zukunft mehr für mich sah, fand ich, das wäre die beste Lösung. Ich konnte dann zwar nur ahnen, was mir bevor stand, doch wäre dies allemal besser, als alles andere.

    Ein bißchen Wasser und ein wenig Seife konnten ihm sicher nicht schaden, denn so wie er aussah und auch roch, war er damit wohl schon lange nicht mehr in Berührung gekommen.


    Es macht mir nichts aus, doch du könntest mir etwas zur Hand gehen.


    Dann begann ich, Holz in den Ofen zu legen, damit sich das Wasser aufheizen konnte.


    Nein, ich bin nicht von hier. Ich komme von weit weg. Von einer Insel, nordwestlich von hier. Aus Éirinn. Aber vielleicht sagt dir Hibernia etwas?


    Meine Stimme klang wenig euphorisch, wie sonst immer, wenn ich von zu Hause erzählte. Heute lag eine gewisse Schwere darin, die mit meiner momentanen Stiimungslage zu tun hatte. Alles an mir war heute melancholisch. Auch wenn ich gelegentlich Versuche startete, um zu lächeln, gelange es mir nicht wirklich, davon abzulenken. Zur Zeit war es meine geringste Sorge, ob er von mir ein falsches Bild bekommen könne. Vielleicht kämen wieder bessere Tage, an denen ich sogar wieder lachen könnte.

    Dieser Irre packte mich bei den Haaren und drückte meinen Kopf immer und immer wieder unter Wasser. Ich hatte kaum genug Zeit, um Luft zu holen. Zwischendurch drohte er mir mit seinen zornigen Worten, was er alles mit mir anstellen könne und würde.
    Dieses Bad war zu einem absoluten Alptraum geworden. Warum nur, mußte ich jedem einzelen Psychopathen in diesem Haus über den Weg laufen? Was hatte ich nur verbrochen?
    Völlige erschöpft, nachdem er mich mehrmals unter Wasser gedrückt hatte, rief ich mit letzter Kraft,
    Bitte aufhören! Ich tue alles, was du willst!


    Ich japste nach Luft, weil ich befürchten mußte, er würde fröhlich so weitermachen. Doch glücklicherweise irrte ich mich da.
    Und siehe da, ich hatte mir ein weiteres Problem aufgeladen. Das würde irgendwann mein Tod sein!

    Ich hatte schon ernsthaft damit gerechnet, eine Ohrfeige von ihm zu bekommen. Doch im letzten Moment zögerte er doch. Warum nur? Er hatte doch offensichtlich Spaß daran, mich zu quälen. Er mußte Angst vor Aquilius haben, sonst hätte ich sicherlich längst schon die Ohfeige gefangen! Diese Tatsache stärkte mich wieder.


    Tut mir leid! Ich weiß von nichts! Es geht mich offen gestanden auch nicht das Geringste an.
    Drohe mir ruhig! Ich werde meinen Herrn nicht für dich ausspionieren! Na los schlag mich doch! Aber sei gewiß, daß mein Herr es erfahren wird!


    Ich war mir völlig im klaren darüber, daß diese Worte seinen Zorn noch mehr herauf beschwören würden. Doch das war mir gleich! Er würde es sicher nicht wagen, mich auch nur zu berühren, wenn er wußte, daß Aquilius davon Wind bekommen würde.

    Als Luca mich im Garten vom Boden aufgehoben hatte, legte ich einen Arm um seinen Hals, damit ich mich besser festhalten konnte. Auf eine gewisse Weise, war ich jetzt doch froh, daß er mich gefunden hatte. Er hatte sich wirklich rührend um mich gekümmert!


    Nun lag ich hier wieder in diesem verhängnisvollen Raum, der mein Leben so sehr ins Wanken gebracht hatte. Dick in eine Decke eingewickelt lag ich auf dem beheizten Fußboden und meine Augen blickten ebenfalls zur Decke des Raumes. Das wunderbare Mosaik, wlches früher so sehr mein Herz erweicht hatte, es blickte wie zum Hohn auf mich herab. So weit war es mit mir nun gekommen! War der Zauber dieses Raumes Schuld an meiner Miesere?
    Hier hatte alles begonnen, die nächtliche Hausbegehung an meinem ersten Abend in der Villa, Severus erster Kuß. Doch hier lag auch der Anfang vom Ende!
    Wäre ich an jenem Abend nicht ins balneum gegangen und dabei auf Aquilius gestoßen, hätte vielleicht alles noch gerettet werden können. Doch diese Chance war endgültig vertan!


    Jetzt fragte Luca auch noch, was aus war! Wieder begann ich zu schluchzen und die Tränen waren auch nicht fern.


    Er hat sich von mir losgesagt. Er will mich nie wieder sehen! Er hat mich geschlagen.


    Dann fragte er auch noch nach dem Halsreif. Instinktiv griff ich an meinen Hals und mußte feststellen, daß er weg war.
    Aber sollte ich ihm wirklich die ganze Wahrheit erzählen? Gab es für mich noch einen Grund, Severus zu schützen?


    Er hat den Halsreif gekauft. Von dem Geld...er, er hat dafür jemanden umgebracht. sagte ich langsam, so als ob ich es selbst immer noch nich fassen konnte.


    Wo ist der Halsreif jetzt? fragte ich tonlos.
    Ich muß ihn zu Aquilius bringen. fügte ich schließlich noch en.

    Das hatte ich mir fast gedacht! Gerne hätte ich ja gewußt, wer ihn hier einfach so stehen gelassen hatte!


    Komm! Dann werde ich dir am Besten alles was wichtig ist, zeigen.
    Ich winkte ihm zu, aufdaß er mir folgen sollte und bewegte mich in Richtung Sklaventrakt. Dann schaute ich mich um und vergewisserte mich, ob er mir auch wirklich folgte.


    Ich bin schon seit einigen Monaten hier! antwortete ich kurz.
    Ich konnte seine Neugier absolut verstehen. Mir war es damals nicht anders ergangen.


    Im Großen und Ganzen ist er erträglich. Manchmal hat er zwar auch seine Launen, doch wenn du tust, was er verlangt, dann ist er auch gut zu dir.


    Ich wollte ihm nicht gleich an seinem ersten Tag etwas über Aquilius und mich erzählen. Das würde er sicher noch früh genug durch das Getratsche der anderen Sklaven erfahren.


    Mittlerweile waren wir im Sklaventrakt angekommen, einem Teil der Villa, der nicht so prachtvoll ausgestattet war, wie das übrige Haus. Hier mußte alles nur eine Funktion haben, Dekoration und Schönheit, waren hier nicht von Nöten.
    Ich deutete auf die Tür, die zum balneum servorum führte.

    Hier kannst du dich waschen. Das ist das Bad für die Sklaven. Wenn du möchtest kann ich dir ein Bad bereiten.

    Ich versuchte, etwas mehr zu lächeln. Er schien doch recht nett zu sein.
    Aquilius! Er heiß Aquilius. berichtigte ich ihn, ohne überheblich zu wirken. Ich wußte ja, daß Aquilius ihn neu gekauft hatte. Schließlich war ich ja auch zum gleichen Zeitpunkt auf dem Markt gewesen und Luca hatte so seine Späße über ihn gemacht. Offensichtlich kriegst Du'n Aufpasser. hatte er scherzhaft zu mir gesagt. Ich fand das allerdings nicht so lustig.


    Ja, ich kenne ihn. Er ist auch mein dominus. antwortete ich ihm und versuche, ihn nicht so offensichtlich anzustarren.

    Hat dir schon jemand gezeigt, wo du dich waschen und umziehen kannst?


    Eher aus Verlegenheit heraus fragte ich ihn, damit er und ich nicht so sinnlos hier im atrium herumstanden. Schließlich machte das nicht den besten Eindruck. Während ich ihm alles zeigen würde, könnte ich vielleicht auch das eine oder andere Wort mit ihm wechseln, sofern er das wollte.

    Endlich verschwand Attalus aus meinem Blickwinkel. Hoffentlich würde er wieder in seiner Küche verschwinden und niemals wieder herauskommen!
    Sachte nahm ich noch einen Schluck des wärmenden Weines. Auch ich konnte schon etwas die Wirkung des Alkohols spüren. Ein Zeichen dafür, daß Attalus, diesmal seine Sache gut gemacht hatte und nicht den ganzen Alkohol verkocht hatte.
    Der Wein verursachte eine Gewisse Leichtigkeit und half mir dabei, die Kälte nicht mehr so intensiv wahrzunehmen. Doch trotzallem zitterte ich immer noch am ganzen Körper. Ich fühlte einen Schmerz, der meinen ganzen Leib durchfuhr. Mein Körper kämpfe erbittert gegen die Kälte an. Irgendetwas in mir wollte doch leben und so wehrte ich mich auch nicht mehr dagegen.


    Der Junge, der mich die ganze Zeit warmgerubbelt hatte, verschwand und sollte im Haus alles vorbereiten. Jetzt war ich mit Luca allein.
    Deprimiert sah ich ihn an. Irgendetwas erklärendes zu meinem Zustand wollte ich ihm abliefern. Eine Art Rechtfertigung vielleicht?


    Es ist alles aus, Luca! meinte ich mit zittriger Stimme. und wieder rannen Tränen über mein Gesicht.
    Ich war mir sicher, er wußte wovon ich sprach.