Beiträge von Flaviana Brigantica

    Zitat

    Original Tilla romania


    Ich nickte Tilla zu. Ja, ich würde ihm ihre Grüße ausrichten, sobald ich ihn wiedersehen würde.
    Eine vage Handbewegung machte ich, als sie auf den Aufpasser anspielte. Ich wollte darüber nicht mit einer Person sprechen, die im Grunde genommen immer noch eine Fremde war für mich war. Doch ich lächelte um nicht mehr preiszugeben, als ich eigentlich wollte.
    In diesem Moment hörte ich auch schon die, mir noch immer tief in den Knochen sitzenden Stimme des Sklavenhändlers. Ich schaute in Richtung Podest und erkannte, wer den Zuschlag bekommen hatte.


    Auch das noch!
    Entnervt schaute ich zu meinen Gesprächspartnern und verzog meine Miene.
    Als Tilla Anstalten machte, um zu gehen, lächelte ich dann doch noch.
    Mach´s gut! Bis irgendwann!

    Mit Severus hatte er nun ein Thema angeschitten, das mich aufschrecken ließ, obwohl er nicht einmal seinen Namen erwähnt hatte.
    Den ganzen Abend hatte ich mehr oder minder versucht, nicht an ihn zu denken. Alles hatte sich so verändert. Er hatte sich verändert. Seit jenem Morgen hatten wir kein vernünftiges Wort mehr miteinander gesprochen. Er ging mir aus dem Weg oder ignorierte mich einfach. Doch ich war in dieser Sache auch nicht ganz unschuldig! Während unseres gemeinsamen Einkaufs auf den Mercati Traiani war ich wirklich sehr zickig und überheblich, ihm gegenüber gewesen.
    Ob er mich überhaupt noch liebte? Noch immer hatte es keine richtige Aussprache zwischen uns gegeben. Es waren noch immer so viele offne Fragen, die er mir einfach nicht beantworten wollte.


    Ich weiß nicht, ob er überhaupt noch etwas für mich empfindet. sagte ich leise, ganz melancholisch und fiel in ein betroffenes Schweigen, welches erst durch seine laut ausgesprochenen Gedanken gebrochen wurde.


    Es ist sehr nett von dir, daß du mich so fördern willst. Aber das brauchst du nicht! Einen Sinn für Schönheit hat man oder man hat ihn nicht. Das kann man nicht erlernen. Man muß ihn in sich finden. Doch du hast mir schon den Zugang zu einer neuen Gabe gewährt, die ich dazu nutze, um meine Erinnerungen auf Papyri zu bannen.


    Ich hatte eifrig gelernt und meine Schrift wurde auch immer leserlicher. Vor einigen Tagen hatte ich damit begonnen, Lieder, die ich noch im Gedächtnis behalten hatte, aufzuschreiben. Da mein Volk keine Schrift kannte, schrieb ich sie in lateinische Lettern nieder, so wie ich die Wörter aussprach.
    Unter dem Bett kramte ich schließlich einige Blätter hervor, die mit krakeligen Buchstaben beschriftet waren.


    Hier! Du wirst es zwar nicht lesen können, doch das habe ich geschrieben. Es ist ein Lied aus meiner Heimat.

    Au! Du tust mir weh!
    Mein Gesicht war schmerzverzerrt. Sein fester Griff um meine Schulter und diese düstere Stimmung, die von ihm ausging, machte mir Angst. Hatte ich erst versucht, micht aus seinem Griff zu befreien, packte er jetzt noch fester zu.
    Er hatte sich so verändert! Seine Stimme bebte vor Zorn und sein Gesicht, in dem sich noch vor Kurzem die Heiterkeit des Wiedersehens spiegelte, verwandelte sich binnen kürzester Zeit in ein finster dreinblickendes Antlitz. Er hatte mich so mit seinen Worten und mit seinem Handeln eingeschüchtert. Ich hatte Angst, er könne mir etwas antun.
    Schließlich stellte er mich zur Rede, Antwort um Antwort! Er ahnte etwas! Das Öl, das immer noch in Spuren an mir haftete, hatte mich verraten. Bist Du mir treu? Völlig kalt und emotionslos kam diese Frage. Warum fragte er, wenn er die Antwort bereits zu wissen glaubte?
    Doch wenn ich sie beantworten würde, bekäme ich endlich die Antwort auf meine Fragen!


    Wie kannst du daran zweifeln, ich könnte dir nicht mehr treu sein? Ist dir meine Sorge um dich nicht Antwort genug? Du bedeutest mir immer noch sehr viel, Severus.
    Ich hatte ihn fest im Blick, wollte mir meine Angst nicht anmerken lassen. In diesem Augenblick wollte ich nur noch retten, was zu retten war.
    Also, bitte sag mir woher du das Geld hast!

    Ich nickte Tilla beruhigt zu, als ich den Text auf ihrem Täfelchen gelesen hatte. Wenigstens hatte es anscheinend keine nennenswerten Zwischenfällen mehr gegeben, nachdem Severus und ich das Fest verlassen hatten. C. hatte gesungen? Und wer war U.? Ich überlegte einen Moment und versuchte mich an alle Namen der Beteiligten zu erinnern. Bald darauf konnte ich C. Cadhla zuordnen, aber U. Das sagte mir absolut nichts! Aber das war auch nicht weiter wichtig!


    Ja, richtig, wo war eigentlich Severus? Seit unserem letzten Einkaufsversuch, gingen wir, in dieser Hinsicht, getrennte Wege, da wir beide völlig andere Ansichten zum Thema Einkauf hatten. Ich sah mich um, doch ich konnte ihn nicht erspähen.


    Du meinst Severus? Ich weiß nicht, wo er ist! Er muß hier irgendwo sein. Aber wo?
    Ich zuckte mit den Schultern und sah zu Aquilius hinüber, als mich Luca darauf aufmerksam machte, bald einen zweiten Aufpasser zu bekommen.


    Auch das noch! Einer reicht mir völlig!
    sagte ich etwas niedergeschlagen.


    Was wir auf diesem Fest gemacht haben? Na ja, Severus und ich haben deinen Onkel begleitet. Und dort habe ich dann Ti, ähm Caro gesehen.
    Was da passiert ist? Hmm, alles mögliche! Ein eigenartiges Theaterstück, bei dem man sich üer so manche Leute lustig gemacht hat, ein germanischer Sklave, der ausgetickt ist... So was ist da passiert!

    Zum Glück mußte ich hier nicht meinen Drogenmißbrauch beichten! Dieser Zwischenfall fand auf einem anderen Fest statt.

    Nicht mit seinen Worten hielt er mich zurück, sondern mir den Gefühlen, die er darin verborgen hatte.
    Die nicht enden wollenden Tränen wischte ich mir mit dem Handrücken ab. Ich brauchte einen Moment, bis ich wieder fähig war, etwas zu sagen.


    Ich weiß, daß es für dich unmöglich ist. Dessen war ich mir auch bewußt.
    Das, was ich dir sagte, ist das, was mir mein Innerstes sagt. Ich kann nichts dagen tun. Dein Angebot ehrt mich, dich als einen Freund zu haben. Doch auch das wird aus den gleichen Gründen niemals wirklich möglich sein. Schon morgen wird es nicht mehr möglich sein.


    Es ging mir nicht ums balneum. Ich weiß, daß ich darin nicht sein darf. Das weiß ich nur zu gut!
    Ich bin ein Mensch, Caius! Auch wenn das einige in diesem Haus nicht wahrhaben wollen! Ich habe auch Gefühle und ich habe auch einen Sinn für das Schöne. Dabei ist es mir gleich, ob sich um römische Kunst, gemanische Liebesbekundungen oder keltische Lieder handelt. In allem ist Schönheit. Und niemand, auch dein Volk nicht, hat sie gepachtet!

    Währenddessen ich sprach, schaute ich ihn eindringlich an. Zum ersten Mal hatte ich ihn mit Namen angesprochen, doch war dies eigentlich ehr unbewußt geschehen. Ich hatte das Bedürfnis, mich klar ausdrücken zu wollen, sprach aber dabei das eigentliche Problem, welches uns entzweite und was mich zur rechtlosen Sache abstempelte, mit keinem Wort an. Denn ich wußte, das es nutzlos war.
    Eine Weile verharrte ich in Schweigen. Tausende von Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. Alles was geschehen war und auch seine Worte, die er mir soeben gesagt hatte. Seine Unsicherheit und Hilflosigkeit, die spürbar war und die immer noch in diesem Raum herum schwirrte.


    Gut, ich werde da bleiben, nicht weil du es wünschst, sondern weil...es dann vielleicht schöner wäre.
    Es waren fast schon versöhnliche Worte, gepaart mit einem fast unmerklichen Lächeln.

    Ohne, daß Tilla auch nur die kleinste Chance für eine Reaktion auf seine Fragen hatte, antwortete ich.


    Ja, ja! wir sind uns schon mal begegnet auf diesem Fest, da. Diesem Meditridingsda. Ach, da warst du noch gar nicht hier! Da gab es einige Zwischenfälle, die doch recht peinlich waren.


    Verschwörerisch blickte ich zu Tilla und lächelte dann wieder, als mein Blick auf Luca fiel.


    Oh ja, Durst habe ich auch! Dank!e sagte ich schließlich und griff nach Lucas Flasche. Ich nahm einen großen Schluck des süßen Saftes.


    Mhhm, lecker! Ich habe keine Ahnung, wofür er den braucht! Ich brauche ihn nicht. Ich hab schon einen Aufpasser! erwiderte ich nachdenklich und meinte Severus damit.

    Spätestens seit dem Musical Cats, wissen wir, daß Katze zwei Namen haben. Den, den wir ihnen geben und ihren richtigen Namen.
    Meine Katze kann auch sprechen. (Sie spricht übrigens englisch!) Sie hat ihn mir verraten. Miaow
    What´s your daddy´s name? Miaow
    And your mummy´s name? Miaow
    And what´s your name? Miaow


    Hallo, mir geht´s richtrig gut! Danke der Nachfrage :D

    Es war ja wirklich beruhigend, zu hören, daß er nicht vorhatte, zu fliehen. Doch bereits sein nächster Satz wollte mich fast erneut zur Weißglut bringen. Ich sah den Zorn, der in seinen Augen funkelte, als er sich wieder meiner Frage entziehen wollte. Der ist ein Geschenk, min Skaz. Da fragt man nicht 'wie hast Du es bezahlt'.
    Allmälich gewann ich immer mehr die Überzeugung, daß ich diesen Mann niemals richtig gekannt hatte. Er war mir auf einmal so fremd geworden.
    Noch bevor ich etwas einwenden konnte, zog er mich auf recht unsanfte Weise noch enger an sich heran und preßte seine Lippen auf meinen Mund. Voller ungezügelter Lust verbiß er sich in meiner Lippe und verlangte noch nach mehr. Doch in einer angewiderten Art, die ich bislang in seiner Gegenwart niemals gekannt hatte, wollte ich mich seinem Griff, seinen Küssen und auch seinem Verlangen entziehen. Doch schon bald darauf, ließ er selbst von mir ab. Du riechst nach Aquilius.
    Fast schon verärgert, antwortete ich automatisch, ohne vorher genau darüber nachgedacht zu haben, was er damit gemeint haben könnte.


    Kunststück! Ich war ja auch noch vorher bei ihm, in seinem cubiculum!
    Weich mir lieber nicht ständig meiner Frage aus! Was hast du getan, daß du an so viel Geld gekommen bist?! Haben deine Wunden am Ende noch etwas damit zu tun?


    Mindstens genauso scharf, wie die Klinge, die ihn verletzt haben musste, waren meine Worte, die ich ihm ins Gesicht schleuderte, während es mir immer mehr dämmerte, was er wohl damit gemeint haben könnte, als er sagte, ich würde nach Aquilius riechen.


    Mit einem Mal fühlte ich mich, als sei ich nackt. Als hätte ich ein Mal auf den Stellen, an denen er mich berührt hatte. Der Kuß, als würde er mir noch immer anhängen.
    Ich wich zurück. Hatte ich mit diesem Kuß bereits alles zerstört? Oder lag bereits alles nach unserer ersten Nacht in Schutt und Asche, nur ich wollte es die ganze Zeit nicht wahr haben? Es war alles meine Schuld! Ich war wie die bean sídhe,deren Ruf nur noch der Tod folgte.

    Er erwiederte nichts auf meine geflüsterten Worte. Warum sollte er auch? Stattdessen streichelte er nur meinen Arm und meine Wange, wie ein kleines Mädchen, das man trösten wollte. Dumme Bridhe! Wie konntest du dich nur so offenbaren!
    Die Delfine! Meine Worte, das was ich sagen wollte, hatte er auch nicht verstanden. Mit einem mal war ich den Tränen nah. Seine Worte holten mich sogleich in die Realität zurück. Sie waren sehr schmerzhaft und überraschend, wie ein Schlag ins Gesicht.
    Ich schloß die Augen. Stilll und leise quollen die Tränen über mein Gesicht. Nichts war passiert! Nichts wichtiges! Alles war so, wie vorher. Es war wirklich törricht von mir, zu glauben, es hätte sich auch nur irgendetwas geändert. Genau diese Tatsache, tat so weh. Es war, als wolle es mir mein herz zerreißen.
    Ich löste mich langsam aus seiner Umarmung und wischte mir die Tränen ab. Ich versuchte zu lächeln, doch das wollte mir so gar nicht gelingen. Stattdessen förderte dies nur noch mehr meinen Schmerz zu Tage.
    Mit meinen schmerzverzerrten Gesicht, war ich sicher keine Augenweide mehr. Doch das war auch nicht mehr von nöten.


    Ich denke, ich sollte jetzt besser gehen! sagte ich leise und versuchte dabei, nicht zu schluchzen.

    Zitat

    Original Tilla Romania


    Da hatte sie wirklich Glück, daß meine Lektionen in Lesen und Schreiben bereits einige Früchte getragen hatten. Ich nahm die Tafel und las, was sie geschrieben hatte.
    Auch mir wurden die, zum Teil, peinlichen Szenen des Samhainfestes wieder present. Oh ja, der Genuß des Fliegenpilzes hatte es doch wahrlich in sich gehabt, was mir auch noch Tage danach zu schaffen gemacht hatte. Gut, daß Luca nichts davon erfahren würde!


    Oh, danke es geht mir gut! Gab es noch Ärger bei den Aureliern?
    Sicher dachte Luca, ich würde auf das ominöse Theaterstück anspielen, welches über die Villa Aurelia hinaus Kreise gezogen hatte, doch in Wirklichkeit meinte ich unser Samhainfest damit.


    Dann fragte ich Luca noch ganz beiläufig Hast du noch eine Wurst für mich? Ich hab heute noch nichts gegessen!
    Da ich mit unserem Koch sozusagen auf Kriegsfuß stand, war es für mich etwas schwieriger, besonders morgens, ein genießbares Frühstück zu bekommen.

    Zitat

    Original von Cnaeus Flavius Lucanus


    Verwundert schaute ich zu Luca, als er mir Tilla vorstellen wollte, die ich
    ja eigentlich schon kannte.
    Caro wer? platzte es aus mir heraus.
    Dann sah ich fagend Tilla an und ich begann zu verstehen.

    Oh, Caro Mioben! Schön dich kennenzulernen.


    Vorerst wollte ich das Spielchen mitspielen, obwohl es mir nicht sonderlich gefiel, wie Luca hinters Licht geführt wurde. Doch vielleicht hatte Tilla ja einen guten Grund dafür. Verlegen lächelte ich ihr zu.
    Ich sah kurz unauffällig in jene Richtung in der Aquilius stand und wendete mich dann wieder Luca und "Caro" zu.
    Aha! bemerkte ich nur kurz und schaute dann wieder zu Tilla.


    Und was führt dich hierher, Caro?

    Eine Weile lagen wir noch so da, so als wollten wir unsere Vereinigung niemals enden lassen. Er küßte mein Haar. Langsam drehte ich mich zu ihm hin und lächelte ebenfalls. Wie er so da lag. Dies Schöheit seines markanten Gesichts, der Ausdruck der Zufriedenheit, die sich darin spiegelte. Sanft küßte ich ihn und schloß dabei meine Augen.
    Ich liebe dich! flüsterte ich leise. Ja, der Funke war übergesprungen. Ich fühlte es in diesem Augenblick, da ich in seine Augen schaute. Über die Tragweite dessen, was ich da gerade gesagt hatte, wollte ich im Augenblick nicht nachdenken. Ich wußte, wie hoffenungslos diese Liebe sein würde. Doch was konnte ich schon gegen meine Gefühle tun? Nichts! Wenigstens einen Moment wollte ich daran glauben, daß es möglich sein könnte.


    Es waren die Delfine und die seltsamen Meerwesen!
    sagte ich plötzlich gedankenverloren in die Stille hinein. Immer wieder hatten mich die wundervollen Mosaike und Wandmalereien im balneum fasziniert.
    Er hatte mit heute Abend keine Gelegenheit der Rechtfertigung gegeben, vor lauter Wut, die er empfunden. Doch jetzt war er ruhig und sicherlich zugänglicher, als noch vor einigen Stunden.
    Es sollte keine Entschuldigung sein. Es sollte nur eine Erklärung sein. Eine Erklärung dafür, daß auch ich ein Sinn und die Sehnsucht nach Schönheit besaß. Vielleicht würde er es verstehen.

    Mein Weg über den Markt führte mich auch hierher. Es schauderte mich noch immer, wenn ich daran denken mußte,vor einigen Monaten hier selbst gestanden zu haben. Ich konnte dem armen Kerl da oben gut nachfühlen, wie es ihm gehen mußte.
    Ich ließ meinen Blick schweifen. Heute war wirklich nicht viel los. Dementsprechend niedrig waren die Gebote.
    Vorne, in der Nähe des Podestes erblickte ich jemanden, den ich sehr gut kannte. Luca war da! Dann konnte Aquilius auch nicht weit sein. Zu meiner Überraschung sah ich dann auch noch das aurelische Sklavenmädchen, das ich auf der Samhainfeier kennengelernt hatte. Wie hieß sie noch? Ach richtig, Tilla! Sie stand neben Luca. Anscheinend unterhielten sie sich.
    Zielstrebig begab ich mich zu den beiden.


    Hallo ihr zwei!
    rief ich und girnste dabei, wie ein Honigkuchenpferdchen.

    Das war so widerwärtig! Er genoß es offensichtlich! Doch durch die enorme Anstregung, versagten mir bald darauf wieder die Hände. Ein fast lähmender Schmerz fuhr duch eine Arme in die Hände und es ging nichts mehr!
    Erschöpft ließ ich wieder meine Arme sinken. ich wußte genau was jetzt wieder kam! Sicher würde er wieder meckern, mich vielleicht auf übelste beschimpfen oder vielleicht käme auch noch etwas schlimmeres!
    Doch es war mir geich. Mit gesengtem Kopf stand ich da, sammelte neue Kräfte und wartete nur auf seine Reaktion, sie sicher nicht lange auf sich warten ließ.

    Eine kleine Auseinandersetzung, so nannte man das also! Während ich seine Wunde versorgte, fragte ich mich nur eins, bei welcher Art von Auseinandersetzung bekam man solche Wunden ab? Das war doch eindeutig eine Schnittwunde! Das wollte ich jetzt genau wissen!
    Er tat das natürlich alles wieder so ab, als ob das hier nur eine kleine Schramme war. Doch ich wollte jetzt endlich Klartext! Ich hatte mich so sehr um ihn gesorgt. Er konnte mich doch nicht so lange auf die Folter spannen.
    Bitte, sag mir, was das für eine Auseinandersetzung war! Die Wunde stammt doch von einer Klinge!


    Mittlerweile schluchzte ich nicht mehr, doch meine Augen waren fest auf ihn gerichtet. Ich hatte es ein für alle Mal satt, ständig nur mit wagen Informationen abgespeist zu werden!
    Doch das, was er dann erzählte, ließ mich aufhorchen. Er war an etwas dran...? Ein Ausweg für uns?


    Was sagst du da? Willst du etwa fliehen? Von was für einen Ausweg sprichst du?


    Der Gedanke, bald wieder frei zu sein, verursachte in mir ein eigenartiges Gefühl. Auf der einen Seite, war das mein größter Wunsch, doch was wäre der Preis dafür? Wollte er wirklich fliehen? Ich wußte nicht recht, was ich davon halten sollte.
    Müde schaute ich ihn an. Es war lange her, daß wir beide wieder beisammen standen und miteinander sprachen. Ich hätte ihm so viel sagen wollen, doch ich brachte nichts aus mir heraus.
    Ja, ich wollte mich wieder mit ihm vertragen und ich mußte schmunzeln, als er unseren gemeinsamen Einkauf ansprach. Nein, bei seiner Kleiderwahl würde ich ihm keine Vorschriften mehr machen, wohl wollte ich aber in anderen Dingen ein Wörtchen mitreden!
    Dann sah er mich wieder auf seine ganz spezielle Art an und zog mich zu sich heran.
    Severus, woher kam das Geld für den Halsreif?


    Ich wußte, diese Frage passte ihm jetzt überhaupt nicht in den Kram, doch ich wollte es jetzt endlich wissen!

    Sein Arm hielt mich immer noch so beschützend umschlungen. Er hatte schnell meine Vorlieben erkannt und sich diese zu Nutze gemacht. Geschickt ließ er sie in sein Liebesspiel mit einfließen. Ich zog zärtliche Berührungen und innige Nähe schon immer Anderem vor.
    Was er für mich in genau diesem Augenblick empfinden mochte? War ich für ihn in den Momenten der Leidenschaft und des Verlangens nur seine Sklavin, die sich ihm pflichtbewußt hingegeben hatte und er, der Herr, der genoß, was ihm eh zustand? Nun, wenn er mich vielleicht gerade nicht als solches ansah, so würde er es sicher morgen wieder tun. Ehrlich gesagt, konnte ich mir nicht im geringsten vorstellen, daß diese Nacht auch nur die kleinste Veränderung für meine Situation bedeuten könnte. Vielleicht würde diese Nacht sogar noch alles viel schlimmer machen.
    Severus- würde ich ihm jemals wieder in die Augen schauen können, mit dem Wissen, daß ich... Nein! Ich wollte jetzt nicht an Severus denken! War es nicht sein Handeln, welches mich schließlich in Aquilius Arme getrieben hatte? Doch nein! Diesen düsteren Gedanken wollte ich mich jetzt nicht ergeben.
    Und noch eine Frage stellte sich mir. Was empfand ich egentlich für ihn? Jetzt, nachdem er so zärtlich zu mir war, mich mit Liebkosungen beglückt und derartig in Verzückung gebracht hatte, so wie es üblicherweise nur Liebende taten. Sollte da etwa nicht das geringste Fünkchen von Liebe übergesprungen sein? Wäre Liebe in meinem Fall überhaupt denkbar oder gar hilfreich? Noch ein Problem mehr, welches sich ein eine endlose Reihe von unlösbaren Problemen einreihen würde.
    Darüber müßte ich sicher noch Klarheit gewinnen! Vielleicht morgen, vielleicht aber auch noch heute Nacht.


    Das er in dieser Nacht noch lange nicht sein ganzes Repertoir an Verführungskünsten angewandt hatte, wurde mir klar, als er damit begann, mit seiner Zunge an meinem Ohr zu spielen. Woher wußte er nur, was mich so derartig stimmuliern konnte?
    Auch sein, in mein Ohr gehauchtes, Kompliment über meine Schönheit, ließ mich von neuem erzittern. Ein Schauer der Lust, begann durch meinen Körper zu strömen.
    Langsam führte ich seine Hand zu meiner Brust. Da wollte ich ihn auch spüren.
    Die Intensität seiner Bewegungen, die durch das Knarren des Bettes nur bestätigt wurde, trug dazu bei, daß mich noch einmal diese prickelnde Verzückung übberwältigen wollte.
    Mein Atem ging wieder schneller, mein Herz begann von Neuem zu rasen und ich ließ meinem Stöhnen freien Lauf.
    In völliger Hingabe ließ ich alles mit mir geschehen und hoffte, es würde niemals enden.

    Bereitwillig drehte ich mich zur Seite und schon bald darauf konnte ich ihn hinter mir spüren, wie er sich ganz dicht an mich schmiegte. Ich fühlte dieses unbeschreiblich schöne Wohlbehagen in mir, ihm ganz nah sein zu dürfen. Mit freudiger Erwartung, vereinigte er sich mit mir. Ich war mir ganz sicher, auch er konnte es wahrscheinlich kaum mehr erwarten, hatte er sich doch so lange zurückgehalten um mir ein unerwartetes Vergnügen zu verschaffen.
    Leise seufzte ich voller Lust, als ich ihn in mir spüren konnte.


    So sanft und liebevoll waren seine Berührungen und so erquickend seine Küsse. Dieses innige Gefühl, so sicher und geborgen in seinen Armen zu liegen, wärmte mein Herz und meine Seele. Er hätte heute Nacht allles von mir verlangen können. Ich hätte es mit Freude getan!


    Langsam ließ ich meine Hand hinunter zu seinem Schenkel gleiten und streichelte ihn zärtlich. Währendessen genoß ich in vollen Zügen seine rythmischen Bewegungen, die so sanft und sachte, aber dennoch voller Energie waren und die mich erneut in ungeahnte Höhen bringen wollten.

    Als mein Körper endlich erschlaffte und ich mir so ein gewisses Maß an Ruhe gönnen konnte, kam er auch schon bald zu mir und schloß mich wieder in seine Arme. Es war ein so wohliges Gefühl, von ihm gehalten zu werden und ihn wieder ganz dicht neben mir zu wissen. Im ersten Moment war ich etwas erschöpft, doch sein Lächeln gab mir wieder einiges zurück. Zufrieden lächelte auch ich und strich mir das Haar aus dem Gesicht.
    Ich schmiegte mich enger an ihn, um noch näher bei ihm zu sein. Er hatte mir so viel geschenkt, von dem ich niemals zu träumen gewagt hatte.
    Es geht mir gut! Du hast mir soviel gegeben! flüsterte ich leise und küßte ihn.
    Eine Weile verharrte ich noch so, ganz dicht bei ihm und genoß die Stille. Die Sorgen hatten sich scheinbar in nichts aufgelöst, denn sie waren immer noch ganz weit weg. Hier und jetzt nicht existent! Ich wollte sie auch nicht wieder an mich heran lassen. Nicht heute Nacht! Ich hatte den Eindruck, ihm ginge es genauso. Wie sehr wir uns doch in mancher Hinsicht ähnelten, obwohl wir im Grunde nicht unterschiedlicher sein konnten. Vielleicht war aber genau das der Grund, der uns in dieser Nacht zusammen geführt hatte.
    Noch einmal fiel mein Blick auf ihn und ich betrachtete ihn mir genau. Jeder einzelne Zug seines Gesichtes, seine Augen, die Brauen, die Winkel seines Mundes, jede einzelne Pore seiner Haut.
    Ich hatte mich heute Nacht so sehr vorgewagt und wurde reichlich beschenkt, was zu Beginn des Abends eigentlich außer Frage gestanden hatte. Ich fragte mich nur, ob er dies alles nur für mich getan hatte. Was war mit ihm selbst? Sollte er nicht belohnt werden, für das, was er gerade vollbracht hatte?
    Sanft strich ich ihm über seine Wange.
    "Wenn du es möchtest, dann nimm mich jetzt!"
    flüsterte ich ihm abermals zu und schenkte ihm einen Kuß voller Leidenschaft. Ich konnte es kaum noch erwarten.

    Er überwältigte mich zunehmend, je heftiger sein Zungenspiel wurde. Meine Erregung stieg ins unermeßliche.
    Voll der Lust, bäumte sich mein Körper immer wieder auf, der zu glühen schien und der sich durch die Transpiration, Abhilfe schaffen wollte. Die Knochel meiner Finger hatten sich weiß gefärbt, als sie versuchten, sich im Bettlaken zu verkrampfen. Ich empand eine Art Schmerz, der begann, mir die Sinne zu rauben, der mich in einen Taumel meiner Begierden stürzte und der gänzlich durch meinen Körper zu strömen begann. Ich hatten den Höhepunkt erreicht. Erst wollte ich noch dagegen ankämpfen, doch dann ergab ich mich einfach.
    Ich genoß dieses verzückende Prickeln und stieß dabei einen Schrei voll der Lust aus, der bald darauf von einigen weiteren gefolgt wurde. Würde es doch niemals enden wollen.
    Er indessen hörte nicht auf, mich weiter zu beglücken und steigerte mich so bis in die höchsten Höhen der Ekstase.
    Doch irgendwann war der Punkt erreicht, an dem es mir unerträglich wurde. Völlig außer Atem, begann ich mich dagegen zu sträuben.
    Stattdessen sehnte ich mich nach seinem Körper. Doch in jenem Augenblick war es mir unmöglich zu sprechen oder mich zu erheben.
    Sehnsüchtig, in Erwartung nach ihm, streckte ich meine Arme nach ihm aus, auf das er zu mir zurückkehren würde.