Beiträge von Flaviana Brigantica

    Seinem Blick und auch seiner Art, wie er sich gerade ausgedrückt hatte, ließ mich vermuten, daß ich mich auf einen sehr schmalen Grat zwischen Drecksarbeit in der Küche oder weiter hier bleiben, begeben hatte. Doch so wie es aussah, war dies die einzige Möglichlkeit, hinter seine Gedanken zu kommen.


    Ich? Aber ich ärgere mich doch nicht! Weswegen denn? Du siehst doch, ich bin die Ruhe selbst!,
    antwortete ich unschuldig, mit dem Gesichtsausdruck eines kleinen süßen Lämmchens.


    Aber entschuldige bitte mal, vor wenigen Tagen, um genau zu sein, vor fünf Tagen, machst du mir hier eine Szene. Bist stinksauer, nachdem ich gebeichtet habe, mit einem Anderen die Nacht verbracht zu haben. Erklärst mir, du könntest es mir verbieten, so nach dem Motto wenn ich sie nicht haben kann, dann soll sie auch kein anderer haben! Und heute gibst du mir auch noch Ratschläge, wie ich mich bei Severus verhalten soll. Es muß doch einen Nutzen für dich haben!
    Also für mich paßt da was nicht zusammen!


    Schweigend schaue ich ihn an um seine Reaktion zu erkennen.
    Schließlich füge ich dann noch hinzu,
    Außerdem, du hättest ja fragen können! Ich habe nur so reagiert, weil ich es nicht mag, einfach so überfallen zu werden. Oder glaubst du, es macht Spaß, wenn man festgehalten wird, so daß man sich kaum noch bewegen kann, während man spürt, wie der eigene Körper mißbraucht wird?
    Du mußt nicht über mich herfallen! Keine Ahnung, wie das hier läuft, doch bei uns lernt man, wenn man etwas möchte, dann fragt man eben und nimmt sich nicht einfach!


    So jetzt ist es raus! Ehrlich und frei herausgesagt. Und ehrlich soll ich ja schließlich sein, auch wenn die Wahrheit vielleicht etwas unbequem ist.

    So langsam kam mir das etwas spanisch :P vor! Irgendetwas mußte doch dahinter stecken, warum ihm plötzlich soviel daran lag, daß Severus und ich zusammen waren! Das konnte doch nicht sein! Er gab mir hier fast schon väterliche Ratschläge. Mir fiel dann auch noch ein, was Serverus erst kürzlich gefragt hatte. Ist er denn blind?
    Nun, ich war ja nun wirklich nicht selbstsüchtig! Doch ich konnte von mir behaupten, recht gut mit allem ausgestattet zu sein und ich lag nackt neben ihm im seinen Bett! Hallo?! Jeder Andere hätte sich wohl auf mich gestürzt. Doch er lag friedlich, wie ein Lämmchen neben mir und unterhielt sich mit mir.
    Außerdem fiel mir auch auf, daß bei ihm alles einen Nutzen haben mußte. Das Erbauen eines Curraghs hatte für ihn einen Nutzen, Schreiben und Lesen können hatte für ihn einen Nutzen, selbst die Ehe hätte für ihn einen Nutzen. Was nutzte es ihm also, wenn Severus und ich... Mir kam ein schrecklicher, widerwärtiger Gedanke. Doch ich wollte es genau wissen.
    Sag mal, wieso ist es dir plötzlich völlig egal, mit wem ich zusammen bin? Was bezweckst du damit, wenn du mich noch darin bestärkst, mit Severus zusammen zu sein? Weil du es sooo gut mit deinem Sklaven meinst, darf er mit deiner Sklavin schlafen? Und warum läßt es dich augenscheinlich völlig kalt, wenn ich hier so neben dir liege? Sehe ich so unatraktiv aus?
    Provokant sah ich ihn an. Provokant waren auch meine Fragen. Ich wollte jetzt endlich herausfinden, was er wirklich spielte!

    Seine letzte Bemerkung ließ mich etwas stutzig werden.
    Ein Amt? Du möchtest dich zu etwas wählen lassen? Aber du bist doch Dru, ähm, ich meine Priester. Willst du das aufgeben?
    In meiner Heimat ist es für einen Druiden eine Lebensaufgabe, das zu werden, was er ist. Es vergehen Jahre, bis er alles gelernt hat, was man wissen muß und dann lehrt er selbst und gibt sein Wissen weiter. Wir schreiben nichts über unsere Götter und deren Geschichten auf. Auch unsere Lieder nicht. Nichts! Alles wird mündlich weiter gegeben. Doch das tun wir nicht, weil wir zu ungebildet sind, sondern weil es unsere Götter beleidigen würde, wenn man sie auf Stein oder sonstiges bändigen würde. Es gibt einige, die des Schreibens mächtig sind. Das sind meist Handeltreibende. Manche von ihnen kommen bis an die Nordküste Spaniens. Doch die meisten reisen nach Britannien oder Gallien. Ich fand es immer spannend, wenn die Fremden in unser Dorf kamen. Sie hatten oftmals ganz exotische Ding mit dabei. Das meiste davon war aber unerschwinglich für uns. Einmal habe ich diese grünen Dinger gegessen, die so widerlich schmecken. Damals wußte ich nicht, daß sie Oliven heißen.
    Es wäre wirklich schön, wenn du diese Reise machen würdest und ich dich begleiten könnte. Ich denke dabei auch nicht an meine Freiheit, die ich dann vielleicht wieder hätte, sondern...

    Natürlich dachte ich daran, wieder frei zu sein, wäre ich erst einmal wieder zu Hause. Die große Frage wäre dann, was meine Leute wohl mit ihm anstellen würden?
    Sicher mußte für ihn einiges eigenartig und vielleicht auch widersprüchlich erscheinen, wenn ich über mein Volk und seine Gebräuche erzählte. Doch auch bei uns gab es feste Regeln und Gesetze, die in seinen Augen vielleicht barbarisch waren.


    Was meinst du damit, daß Liebe für eine Ehe nicht zwingend ist? Könntest du etwa ein Leben lang mit einer Frau verheiratet sein, die du gar nicht liebst?
    Wer sich an Bealtaine bindet, weiß meist schon genau, was er oder sie für den Anderen empfindet. Warum sollte man bestraft werden, wenn man während dieser Probetzeit feststellt, daß man sich geirrt hat? Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich ein Leben lang in einer unglücklichen Ehe gefangen wäre. Doch mal ganz nebenbei, wenn ich die Schnauze voll hätte, von meinem Liebsten, könnte ich mich auch jeder Zeit von ihm trennen. Wir Frauen genießen hinsichtlich der Ehe und der Partnerwahl doch wesentlich mehr Freiheiten, als es bei euch üblch ist. Oder? Würdest du deine Tochter, sofern du eine hättest, einem Geringeren überlassen, wenn sie sich für ihn entschieden hätte? Wohl nicht! Bei uns ist das kein Problem. Es schmälert das Ansehen der Frau nicht. Sie verliert auch dadurch nichts von ihrem Besitz.
    Außerdem würde es auch niemand wagen, die Götter zu erzürnen und Bealtaine als einen Vorwand zu benutzen.


    Einen Moment schwieg ich. Mir gingen nocheinmal seine Worte über Severus durch dem Kopf. Hinsichtlich dieses Themas hatte ich mich wieder beruhigt. Trotzdem ärgerte es mich immer noch.


    Es ist ja schön und gut, wenn er mich schützen will. Doch ich möchte nicht, daß er für mich bettelt oder noch schlimmer, für mich den Kopf hinhält! Außerdem hatte er es mir versprochen! Ich werde morgen trotzdem mit ihm reden! Das hat dann nichts damit zu tun, ob ich etwas für ihn empfinde oder nicht. Es hat etwas mit Achtung zu tun. Ich kann niemanden lieben, der mich nicht achtet, für den ich nur eine Affaire, eine Sache bin. Und wenn er mich auch liebt, wovon ich eigentlich ausgehe, wird er das verstehen und auch akzeptieren, worum ich ihn gebeten habe.


    Eigentlich tat es mal richtig gut, mit jemanden darüber zu reden. Doch das verrückteste war wohl, das er es ausgerechnet war, mit dem ich darüber sprach.

    Nach einer doch recht kurzen Nacht, die einem langen, teils unterhaltsamen Abend gefolgt war, stand ich schließlich doch auf, zog mich an und eilte zur Küche, um das Frühstück für Aquilius zu holen. Mir selbst knurrte auch schon der Magen vor Hunger, was meine Stimmung an diesem Morgen wohl nicht sonderlich bessern würde. So beschloß ich wenigstens, daß ich in der Küche das Tablett mit besonders großen Portionen bestücken lassen würde, damit ich im Zweifelsfall auch noch meinen Anteil davon abbekam.
    Doch wie es der Zufall so wollte, kam ich erst gar nicht bis zur Küche.
    Als ich am Speisesaal der Sklaven vorbei gehen wollte, lief ER mir direkt in Arme.
    Ich lächelte süßlich und noch süßlicher, so daß es fast schon kleben mußte, war meine Stimme.


    Guten Morgen, leannán! Hast du vielleicht einen Moment Zeit für mich?

    Ich spürte, wie das warme Wasser an meinen Schultern und dem Rücken hinunterperlte und ich begann mich zu entspannen. Waschen konnte ich mich auch noch später.
    Ich schreckte leicht auf, als ich seine Lippen und schließlich den leichten Biß im Nacken verspürte. Dann begann er auch noch mit seinen Händen meinen Nacken, die Schultern und zuguterletzt den ganzen Rücken zu kneten.
    Ah ja, bitte mach weiter und höre nie wieder damit auf!
    Ich genoß diese, ähm wie hieß sie noch? Mheicnadh, oder so!
    Wenn er das noch eine Weile tun würde, wäre ich bald wieder fit und würde mich fast, wie neugeboren fühlen.

    Was?
    Verständnislos schaute ich ihn an, wie er so da lag, völlig ahnungslos, wenn es um unsere Gebräuche ging und sich höchstwahrscheinlich auch noch darüber lustig machte!
    Dementsprechend scharf war meine Antwort.
    Dieses Fest ist kein Vorwand! Für was hälst du uns? Für Wilde, die sich kreuz und quer amüsieren, so wie es ihnen gerade gefällt?
    Wenn man sich an Bealtaine findet, gibt man sich das Versprechen, im nächsten Jahr zu heiraten! Wenn man natürlich während dieses Jahres merkt, daß man doch nicht füreinander bestimmt ist, trennt man sich eben wieder!

    Ich tat so, als sei ich beleidigt und schwieg eine Zeit lang.
    Du willst also wirklich wissen, warum ich mich so ärgere? Weil dieser, dieser, zu dumm ich kenne das Wort nicht! Also weil dieser, ähm, ach Mist, an óinseach mallaithe seo, weil er mir versprochen hat, nichts zu tun! Er sollte werde jemanden den Schädel einschlagen, noch zu dir rennen und weißichwas erzählen! Warum muß er meinetwegen ständig den Helden spielen? Glaubt er denn, ich könnte mir nicht selbst helfen? Sehe ich etwa so schwach aus? Na warte, wenn ich dich morgen sehe! Ach, Männer sind einfach zu blöd!


    Warum eigentlich bis morgen warten? Jetzt war ich gerade richtig gut in Fahrt! Morgen würde er mich wieder mit seinem Schwanenmädchengeschwätz umgarnen!
    Wie vom Blitz getroffen sprang ich aus dem Bett, ging zur Tür, riß diese auf und schlug sie hinter mir zu. Als ich auf dem Korridor schon ein Stück gegangen war, wurde mir plötzlich klar, daß ich ja eigentlich splitternackt war. Sicher wäre das lustig geworden, wäre ich so ins Sklavenquartier gegangen. Lustig, aber nicht für mich! Also stampfte ich wieder zurück, riß erneut die Tür auf, schlug sie wieder hinter mir zu und lief im Raum auf und ab, die übelsten Flüche aussprechend, die meine Muttersprache hergab.
    Als ich dann langsam wieder runter kam, bemerkte ich, daß er ja immer noch da war!
    Ich räusperte mich, steuerte zielstrebig wieder das Bett an und legte mich wieder hin.


    Es geht mir gut!


    Einige wortlose Minuten verstrichen. Dann sprach ich weiter, so als ob nichts gewesen wäre.
    Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, das Curragh? Warum braucht ihr hier eigentlich Curraghs? Ihr habt doch genug Holz! Und eure Boote? Sind die nicht gut? Und du willst es selbst bauen? Na, das will ich aber sehen! Und ich will auch sehen, ob du tatsächlich fischen kannst!


    Es schien, als sei meine Heiterkeit wieder zurückgekehrt. Dann sah ich ihn sehr eindringlich an, wurde völlig still und näherte mich ihm.
    Dieser Abend hatte so viel neues für mich gebracht. Es war, als hätte ich ihn neu kennengelernt. Ich untwerhielt mich so frei mit ihm, so wie ich es mit einem Freund oder Bekannten tun würde. Nur gelegentlich erinnerte ich mich, was ich war.


    Wenn du möchtest, könnte ich dir meine Heimat zeigen. Es kommen immer wieder Schiffe mit römischen Händlern an unsere Küsten. Ich könnte dir all das zeigen, wovon ich heute Abend gesprochen habe. Und ich könnte dir noch viel mehr zeigen! Wir könnten durchs Land reisen, bis zur anderen Seite der Insel, dort wo das unendliche Meer beginnt. Es ist im Westen ganz anders als bei uns. Dort gibt es hohe Berge und spitze Felsen, die aus dem Meer herausragen.

    Endlich hatte ich ein weing Zeit, sie mir etwas genauer anzuschauen. Sie sollte es also sein! Es grauste mich, wenn ich daran dachte, in Zukunft mehr mit ihr zu tun haben müssen. In einem paßte sie ja ganz gut zu Aquilius, sie wirkte nicht minder arrogant, wie er es gelegentlich sein konnte. Doch mittlerweile hatte ich ihn auch anders kennengelernt. Er konnte manchmal sogar richtig "nett" sein.


    Langsam öffnete ich das Kästchen. Natürlich interessierte es mich selbst, was sich darin befand. Doch noch mehr hätte ich zu gerne gewußt, was in dem Brief stand.
    Aha, eine grüne Tunika und ein Schmuckstück. Grün ist immer gut ;), dachte ich. Aber ob es ihr steht?
    Geduldig beobachtete ich, was dann geschah.
    Das Geschenk gefiel ihr offenbar. Sogleich wollte sie eine Antwort verfassen. Ob sie sich ihm jetzt gleich an den Hals werfen würde? Oder ließ sie ihn besser noch etwas zappeln?
    Zu gerne hätte ich gewußt, was in ihrem Kopf vorging.

    Freundlich lächelte ich Minna zu, die sich anscheinend ähnlich wie Severus, hier noch etwas unwohl zu fühlte.


    Ach, laßt doch den Wein! Der schmeckt doch gar nicht! Der Met hier ist viel besser. Das war wirklich eine große Herausforderung, den zu finden! Außerdem können wir den Wein immer noch holen, wenn der Met alle ist!


    Ich wollte zwar Fiona nicht vor den Kopf stoßen, doch schließlich wurde es gerade so richtig gemütlich. Da wäre es doch echt schade gewesen, wenn jetzt die Feierlaune gestört worden wäre.
    Dann wandte ich mich der Frau zu, die sich mit Aintzane vorgestellt hatte, und mich nach meinem Namen gefragt hatte. Bislang hatte ich sie noch nicht kennengelernt.


    Hallo Aintzane! Mein Name ist Bridhe! Ich habe Cadhla und Fiona kürzlich hier auf dem römischen Fest kennengelernt.
    Es wäre auch mir eine Ehre, wenn du heute Abend mit und feiern würdest. Hab keine Angst! Es ist zwar kein Freudenfest, was wir hier feiern, doch der Spaß darf auch nicht dabei fehlen! Hier bediene dich bitte. Es ist genug für uns alle da!


    Ich deutete auf all die leckeren Sachen, die vor uns ausgebreitet da lagen. Doch sicher fragte sie sich, genau wie sicher auch Minna, was sie denn mit der Kerze tun sollten.
    Wenn ihr möchtet, könnt ihr die Kerze anzünden. Es ist euer Licht.
    Wir feiern heute Abend mit unseren Toten. Samhain bedeutet nicht nur das Ende des Sommers, sondern auch der Beginn der Dunklen Zeit. In dieser Nacht sind die Pforten zwischen der Anderselt und der unseren offen. Die Geister der Verstorbenen können ihren Weg zu uns finden, wenn wir ihnen den Weg leuchten.
    Später wenn wir geopfert haben, könnt ihr die Kerze, die ihr zuvor gelöscht habt, am Opferfeuer neu entzünden. Dieses neue Licht soll das neue Jahr symbolisieren, das vor uns liegt. Wenn ihr nicht wollt, müßt ihr nicht opfern. Doch vielleicht habt auch ihr eine Gottheit, der ihr danken wollt.


    Ich setzte mich wieder und wollte mich für das Ritual der Opferung vorbereiten. Doch irgendetwas ließ mich nicht so recht zur Ruhe kommen. Immer mehr brannte sich die Frage in mir, was wohl passieren könnte, wenn wir hier doch entdeckt werden würden. Doch daran wollte ich jetzt gar nicht denken.

    Beinahe hätte es mich belustigt, als er versuchte Curragh auszusprechen. Doch die Antwort, die er auf meine letzte Frage gab, befriedigte mich absolut nicht! Es fiel mir wirklich schwer, daß zu glauben! Deswegen konnte ich mich auch nicht wirklich wieder abregen, sondern ließ stattdessen nicht locker.


    Das halte ich ehrlich gesagt, für ein Gerücht, daß es eine logische Folge ist! Es könnte genauso gut auch Pallas sein. Er spricht eine Sprache, die meiner recht ähnlich ist. Es könnte auch jeder andere sein, der einigermaßen gut aussieht und nicht so bescheuert ist, wie Sciurus!
    Also, wer hat es dir gesagt, hmm?!


    Meine Augen hatten sich verängt, sie hafteten an ihm und wollten nicht mehr von ihm ablassen.
    In meiner Wut hatte ich mich völlig vergessen.
    Schließlich kreuselte ich meine Lippen, atmete tief durch und räusperte mich dann.
    Ich versuchte, mich etwas zu entspannen und begann, seine Fragen zu beantworten.
    Also ein C U R R A G H kann ich selbst wahrscheinlich nicht bauen. Dies müßte es jemand tun, der etwas mehr handwerklich geschickter ist, als ich. Aber ein Modell könnte ich sicherlich anfertigen und dir eine Anleitung geben.
    Ich versuchte zu lächeln, doch das mißlang mir völlig, denn immer noch brodelte es in mir.


    Am liebsten war..., ist mir der Frühling und der Sommer.
    Wenn Brigid im Frühling wieder alles erwachen läßt, wenn die Lämmer geboren werden und sie die ersten wärmenden Sonnenstrahlen zur Erde schickt, dann ist es sehr schön dort, auch wenn es oftmals regnet.
    Im Sommer kann es gelegentlich auch einmal heiß werden. Dann ist auch das Meer meist nicht so stürmisch. Wir feiern zwei sehr schöne Feste im Frühling und im Sommer- Bealtaine und Lughnasadh. Bealtaine ist eine Art Fruchtbarkeitsfest. Manch junge Frau opfert ihre Jungfräulichkeit zu diesem Fest, wenn sie sich für ihren Zukünftigen entschieden hat.
    Lughnasadh ist ein Erntefest. Man feiert es zu Ehren Lughs, unseres Lichtgottes.

    Meine Gedanken wanderten zurück zu meinem letzten Lughnasadh- Fest, das nun über ein Jahr zurücklag. Damals hatte ich mich hübsch gemacht um auf das Fest zu gehen. Schließlich war ich schon siebzehen und hatte immer noch keinen zukünftigen Ehemann gefunden...Doch das war jetzt so unglaublich weit weg.
    Als ich endlich wieder zurück in die Gegenwart gefunden hatte, nahm ich ihn wieder ins Visir.


    Severus hat mit dir gesprochen, nicht wahr?!
    Noch war ich einigermaßen ruhig. Doch ich wollte es jetzt endlich wissen.

    Ich dankte den Göttern, daß ich diesen Mann treffen durfte. Er war wirklich zu gut zu mir! Nicht, das er mir mir dieses Bad bereitete, obwohl er totmüde sein mußte, nein er versprach mir auch, keinen Unsinn zu machen. So erwiederte ich seinen leidenschaftlichen Kuß und sah ihm anschließend ganz tief in seine wunderschönen grünen Augen, während ich langsam meine Tunika löste und die Sandalen abstreifte, um endlich ins warme Wasser steigen zu können.


    Ja, er hat mich in die Küche zum arbeiten geschickt. Da mußte ich heute ständig die Drecksarbeiten machen.


    Ich sah zu ihm hinüber. Mittlerweile hatte er neben der Wanne auf einem Schemel Platz genommen und sah mir zu, wie ich begann, mein Gesicht zu waschen. Der ganze Dreck des Tasges saß richtig fest und ich mußte ordentlich schrubben bis mein Gesicht wieder sauber war. Sicherlich mußte ich rot wie ein Krebs sein.


    Aber weißt du Rut..ähm, ich meine Severus, es macht mir nichts aus! Es ist nur für fünf Tage. Severus, diese Strafe war es mir wert!


    Noch einmal spülte ich mein Gesicht, mit dem nicht mehr ganz so sauberen Wasser, ab. Was wollte er? Ich sollte ihm meinen Rücken zuwenden? Aber warum denn? Gefiel ich ihm etwa nicht mehr?
    Fragend sah ich ihn an, doch dann tat ich, was er wollte.

    Auf seine Anweisung hin, folgte ich Leone zum cubiculum seiner Herrin. Das wertvolle Holzkästchen und den dazugehörigen Brief hielt ich fest in meinen Händen.
    Schließlich trat ich ein, blieb vor Aurelia Prisca stehen. Ich hatte kaum Zeit, um mich umzusehen, denn sie wartete bereits auf mich. So verbeugte ich mich kurz und deutete auf das Geschenk.
    Unser dominus, Flavius Aquilius, schickt uns, um dir dieses wertvolle Geschenk und diese Botschaft zu überbringen.
    Hoffentlich würde sich diese "Sache" hier schnell erledigen lassen, denn ich wollte eigentlich so schnell wie möglich zurück zu meinen Freundinnen.

    Es schien wohl bei ihm auf Interesse gestoßen zu sein, was ich ihm über Éire erzählt hatte. Besonders, über das was ich ihm über das Curragh sagte.
    Ein Curragh ist ein sehr robustes und sicheres Boot. Es ist so gut wie unsinkbar und hält der stürmigsten See stand.
    Wenn man bedachte, daß viele der Fischer ihr Leben einen Curragh anvertrauten, weil sie nicht schwimmen konnten, mußte es doch ein aüßerst sicheres Boot sein. Natürlich kam es immer wieder zu Unglücken, doch dies war meist menschliche Unvernunft.
    Als ich noch ein Kind war, haben meine Freunde und ich, Fische mit angespitzen Stöcken an den seichten Ufern der Boinne gefangen. Wenn die Lachse den Fluß hinauf ziehen, ist es ein Leichtes, sie zu fangen. Wir haben auch oft Camógaíocht gespielt. Das ist ein Spiel bei dem zwei Mannschaften, die aus jeweils 12 Spielerinnen bestehen, gegeneinander spielen. Man versucht dabei mit Hilfe eines Camán, eines Schlägers einen Ball ins gegnerische Tor zu schlagen. Dieses Spiel spielen aber auch Männer, dann nennt man es allerdings Iománaíocht.
    Ja, das Wetter ist sehr wechselhaft. Doch ab und zu gibt es auch Tage, ganz ohne Regen. Dann scheint manchmal die Sonne und im Sommer kann man auch im Meer schwimmen. Dann ist das Wasser nicht zu kalt. Doch nichts ist schöner, wenn es aufgehört hat zu regnen, und die Sonne kommt wieder hinter den dunklen Wolken heraus. Manchmal überzieht auch der Nebel das Land und alles wirkt irgendwie gespenstig."

    Ich erzählte und erzählte, war wieder im Geiste zu Hause und hörte beinahe gar nicht diese letzten beiden Wörtchen Ich weiss, die er sagte. Dabei grinste er auch noch. Doch dann wurde mir bewußt, was er damit gemeint hatte.
    Ich hielt inne, es war als würden meine Glieder gefrieren. Mit ernster Miene sah ich ihn an und fragte vorsichtig, in einem ruhigen und leisen Ton,
    Was? Was hat du da gesagt? Wer... wer hat dir das verraten?


    Außer Severus selbst, konnte doch niemand davon gewußt haben.
    Ich spürte, wie es begann innerlich in mir zu kochen. Eine Wut, von ganz tief unten schien ihren Weg nach oben zu suchen. Noch bevor er antwortete schnaubte ich bereits vor Wut. Und dann noch dieses Lächeln in seinem Gesicht. Doch ich wollte es aus seinem eigenen Mund hören, wer der Verräter war!


    Sim-Off:

    Iománaíocht = Hurling /Camógaíocht = Frauenhurling
    Hurling ist der irische Nationalsport, der seine Wurzeln bereits in vorchristlicher Zeit hat!

    Fionas Frage belustigte, mich und lachend gab ich ihr eine Antwort.


    Nein, er hat mir die Sachen hier nicht besorgt, aber sein Geld! Außerdem hat er keine Ahnung davon, was wir heute Abend hier machen.
    Heute Morgen dachte ich noch, ich könnte gar nicht kommen. Doch Brigid selbst muß ihre Finger im Spiel gehabt haben, als er mich hierher geschickt hat! Deshalb werde ich ihr auch heute Abend opfern!


    Ich schaute noch einmal zu Severus hinüber. Ob er sich hier wohlfühlen würde. Schließlich kannte er unsere Traditionen nicht, oder wenn, dann nur vage.
    Unterwegs hatte er mich sogar gefragt, ob wir auch einen Menschen opfern würden. Was dachte er denn? Meinte er etwa wir wären blutrünstige Bestien? Gut, von Zeit zu Zeit, wurden auch Menschen geopfert. Doch nur dann, wenn die Zeiten sehr schlecht waren oder der Túath, der Clan oder das Dorf bedroht war. Außerdem fehlte es uns an einem Druiden, der ein solches Ritual durchführen könnte.

    Meinen Vater müßte ich auch nicht anlügen.,
    murmelte ich fast unhörbar.
    So,so, wegen meines Mutes hatte er mich gekauft. Das hatte ihm also imponiert! Und ich war ein Teil seiner Familie! So hatte ich es noch gar nicht gesehen. Na schön! Allerdings bei uns würde man einem Familienmitglied niemals die Freiheit nehmen!
    Die Freiheit stellte er mir in Aussicht. Aber was hatte da Severus erst kürzlich über seine Versprechungen gesagt? Er macht ständig solche Spielchen!
    Doch genug davon. Ich wollte mich nicht schon wieder aufregen. Deshalb begann ich stattdessen, ein wenig zu erzählen.


    Die Boote unserer Fischer nennt man Curragh. Sie bestehen aus einem Holzgerippe und sind mit Leder bezogen. Es gibt viele Fischer in meinem Dorf.
    Mein Vater ist aber kein Fischer, sondern Schmied. Meine Mutter starb vor fünf Jahren im Kindbett, als ich gerade dreizehn Jahre alt war. Von da ab mußte ich mich um meine Geschwister kümmern. Mein Leben änderte sich von da an grundlegend. Sozusagen über Nacht mußte ich erwachsen werden. Womit ich nicht sagen will, daß ich von da an kein schönes Leben mehr hatte. Es war eben alles anders geworden. Ab und zu nahm mich mein Vater mit, wenn er mit meinen Brüdern zur Jagd ging. Er hat mich vieles gelehrt.
    Ich gehöre zum Clan der Ui Néill. Die Ui Néill beherrschen fast den ganzen Norden der Insel. Es ist ein starker Clan.
    Meine Familie lebt dort, wo die Boinne ins Meer mündet. Unser Dorf ist nicht weit vom Hügel von Tara entfernt. Dort ist der Sitz des Ard Rí, des Hochkönigs.
    Dort wo ich lebte, gibt es nicht viele Wälder. Man sagt, sie wurden in früherer Zeit alle abgeholzt. Stattdessen gibt es viel saftiges Weideland für unser Vieh und Moore. Aus den Mooren gewinnen wir den Torf. Den benutzen wir, um unsere Herdfeuer anzuheizen. Kennst du den Geruch des Torffeuers? Wahrscheinlich nicht.
    Unsere Hügel sind grün. Es heißt, auf meiner Insel gäbe es über vierzig Grüntöne. Es regnet oft aber nicht beständig. Blitzschnell kann das Wetter umschlagen.
    Unsere Sommer sind meist kühl und feucht. Doch die Winter sind mild. Nur selten bleibt der Schnee länger, wenn es einmal schneit.


    Meine Augen leuchteten, als ich von meiner Heimat erzählte. Vor meinem inneren Auge sah ich alles vor mir. Meine Familie, mein Dorf, das Meer, der Fluß.
    Wäre ich nur an jenem verhängnisvollen Tag nicht zum Strand hinunter gegangen! Dann hätte ich dies alles noch. Dann müßte ich nicht hier sein. Dann....hätte ich aber auch nicht Severus getroffen, den ich liebte und der mich immer und überall beschützen wollte.
    Plötzlich kam es mir in den Sinn, es wäre wohl jetzt noch die Zeit, für ein bißchen mehr Wahrheit oder ein weiteres Geständnis.
    Der Mann, den ich liebe und bei dem ich in jener Nacht war, ist Severus.


    Schließlich wußter er das ja noch gar nicht. Denn wer sollte es ihm denn gesagt haben! Doch mir fiel dann auf, er hatte gar nicht mehr danach gefragt! Interessierte es ihn etwa überhaupt nicht? Warum hatte er mir dann damit gedroht, es mir verbieten zu wollen, wenn ich mich mit ihm traf? Eigenartig.

    Warum mußten sich eigentlich die meisten Männer immer als die großen Beschützer der armen schwachen Frauen aufspielen? Das hatte ich noch nie verstanden! Gut, manchmal war es ja ganz hilfreich, doch es konnte auch ganz schön nervenaufreibend sein!


    Du brauchst mich nicht zu beschützen! Ich kann mich schon selbst gegen Aquilius behaupten. Glaube mir das! Notfalls kratze ich ihm die Augen aus!


    Wie eine wilde Katze krallte ich meine Finger. Doch es machte mich selbst ein wenig nachdenklich, wie ich es all die Nächte geschafft hatte, mich ihm zu verweigern.
    Doch nachdem er heute Morgen erfahren hatte, daß ich mit seinem eigenen Sklaven zusammen war, würde er sich dies sicherlich nicht mehr lange gefallen lassen.
    Ich sah ihm nach, als er den Raum wieder verließ, um abermals Wasser zu holen.
    Warum mußte das Leben manchmal so komplziert sein!
    Was meinte er eigentlich mit fliehen? Fliehen, daran hatte ich bislang gar nicht gedacht. Aber wohin fliehen? Und dann ohne ihn. Nein, lieber würde ich dann hier bleiben!


    Als er wieder zurückkam, stellte ich mich ihm in den Weg, umarmte ihn
    und küßte ihn.
    Bitte versprich mir, tu nichts unüberlegtes! Diese Tage in der Küche werden vorbei gehen! Es war ja schließlich auch meine Schuld.


    Eindringlich schaute ich ihn an. Zu gerne hätte ich jetzt gewußt, was in seinem Kopf vorging!
    Dann sah ich auf den mit Wasser gefüllten Eimer und bemerkte, wie müde er aussah.
    Du bist so gut zu mir! Das habe ich gar nicht verdient!

    Dieser Ort ist wie für uns geschaffen, Cadhla!
    Lächelnd antwortete ich auf ihre Frage. Ich war ihr so dankbar, daß dieses Fest zustande gekommen war. Ein kleiner Lichtblick in der Dunkelheit.
    Auch ich begann dann einmal die Sachen auszupacken, die Severus und ich unterwegs gekauft hatten.


    So, was haben wir denn da? Mehrere Kerzen aus Bienenwachs, ein Töpfchen mit Honig, etwas Butter, drei Laibe Brot, einige von diesen getrockneten Würstchen und natürlich.... MET! Übrigens, alle diese Sachen sind gesponsort von, na? Ja, von Onkel Aquilius höcht persönlich!
    Ein spöttisches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als ich dies sagte. Wenn der wüßte, wozu wir sein Geld verwendet hatten! Sicher würde er rasend vor Wut.
    Ich breitete die speisen auf einem Tuch aus und reichte jedem der Anwesenden eine Kerze.

    Die Sonne hatte sich verabschiedet und es begann zu dämmern. Bald würde es ganz dunkel sein. Diese Nacht war die Nacht in der die Pforte zwischen den Welten offen stand. In der sich die Toten unter die Lebenden mischten und so miteinander feiern konnten. Damit die Ahnen ihren Weg finden konnten, war es wichtig, ihnen durch das Entzünden von Lichtern, den Weg zu weisen.
    Doch Samhain war mehr als das. Es war der Abschied von der Sonne und der Beginn der dunklen Jahreszeit. Damit die Götter den Menschen einen neuen Sommer schenken würden, war es üblich zu opfern. Meist wurde an den Tagen vor Samhain, Tiere geschlachtet, deren Fleisch oder Knochen zu Beginn des Festes geopfert wurden.
    Doch auch andere Dinge konnten geopfert werden, so zum Beispiel auch Speisen. Es wurde ein großes Feuer entfacht, dem man dann seine Opfergaben übergab. War das große Feuer entfacht, löschte man alle anderen um schließlich ein neues Feuer aus dem Opferfeuer zu erhalten.
    Doch Samhain war auch ein Ausblick auf das neue Jahr, das nun seinen Anfang nehmen würde. Was würde es den Menschen bringen?


    Im Garten der Aurelier gab es einen abgelegen, verborgenen Platz, der geradezu prädestiniert war, um dort das Samhain Fest zu feiern.
    Dorthin wurden einge Holzscheite gebracht, die zur Entzündung des Feuers gebrauch wurden. Auch die mitgerachten Dinge wurden ausgebreitet, Speisen Getränke, Kerzen aus Bienenwachs und noch einiges mehr.
    Schließlich wurde das Feuer entfacht und die Kerzen erleuchtet. Den Ahnen bereitete man einen Teller mit Brot, Butter und Honig. Um das Feuer herum fanden die Teilnehmer des Festes ihren Platz.

    Ich sah, wie Fiona auf mich zu kam. Sie strahlte vor Freude und begrüße mich herzlich.
    Hallo Fiona, ja ich freue mich auch hier zu sein! Du kennst sicher noch Severus!
    Ich deutete auf meinen Begleiter, der wohl immer noch nicht so recht wußte, in was er da involviert wurde.
    Als sie mich mit zu den anderen Sklavinnen nehmen wollte, schüttelte ich leicht den Kopf.
    Bitte wartet noch auf uns. Wir haben hier erst noch etwas zu erledigen!

    Der Ianitor ließ Severus und mich im Atrium stehen, um seiner Herrin von unserer Anwesenheit zu berichten. Als er außer Sichtweite war, schaute ich mich um. Hatte ich da nicht eben eine Frau mit roten Haaren gesehen? Ich schaute noch einmal genau und konnte dann in einiger Entfernung Fiona entdecken. Sie hatte es also auch geschafft, hierher zu kommen! Doch sie war nicht allein gekommen. Die germanische Sklavin, Minna war ihr Name, schien sie begleitet zu haben. Sicher mußte dann Cadlha auch in der Nähe sein!
    Meine innere Freude war unbeschreiblich! Ich konnte es kaum erwarten, bis es endlich dunkel sein würde und wir irgendwo hier unser Fest feiern könnten.
    Doch bevor es soweit sein würde, galt es noch, den Auftrag zu erledigen.