Beiträge von Decimus Furius Licinus

    Wir legten alle unsere Ausrüstung am Rand des Platzes nieder und begannen unsere letzten 15 Runden zu laufen. Die Aussicht für den Rest des Tages Ruhe zu haben spornte alle Probati noch einmal an. Auch der erschöpfte hatte sich wieder so weit erholt das er die Übungen und die abschließenden 15 Runden mitlaufen konnte. Ich denke, er wird die Zähne zusammenbeißen um die Ausbildung durchzuhalten.

    Ich spürte die Blicke des Optio in meinem Rücken. Aber ich ließ mich nicht ablenken.
    Ich nutzte mein Scutum als Deckung und schlug mal links und mal rechts auf den Holzpfahl ein. Ich übte 20 links, rechts Schläge und stach dann geradeaus zu. Dann übte ich links, rechts und geradeaus Schläge. Ich stellte mir einfach einen Feind vor gegen den ich kämpfte. Also links, rechts, geradeaus. Der Optio wollte nur Schläge sehen aber ich war gerade gut drauf und übte deshalb auch diese Kombination. Natürlich immer in Deckung hinter dem Scutum.

    Ich nahm einen Schluck. Dieses Getränk war wirklich sehr erfrischend.


    “Ich muss jetzt wirklich gehen, aber bei der nächsten Gelegenheit werde ich dich wieder besuchen.”


    Ich trank meinen Becher aus und verabschiedete mich von Stella. Ich weiß nicht wann ich sie wiedersehen werde. Hoffentlich dauert es nicht zu lange.

    “Ich nehme gern noch eine Erfrischung aber dann muss ich mich leider auf den Weg machen. Ich will nicht zu spät kommen, sonst bekomme ich bestimmt Ärger.”


    Ich wäre gern noch etwas länger geblieben aber ich habe nun mal eine Ausbildung bei der CU die ich nicht vernachlässigen kann. Wenn es mir meine Ausbildung erlaubt werde ich Stella wieder besuchen.

    Ich holte mir mein Scutum, steckte die linke Hand zwischen Griff und Schildbuckel und hob das Schild mit dem linken Arm hoch. Bei dem Training mit meinem Vater hatte ich auch einen Schild. Er brachte mir bei wie man ihn benutzt. Er war aber bedeutend kleiner als das Scutum. Das war für mich ganz schön ungewohnt. Aber mit einiger Übung wird auch das klappen. Ich suchte hinter dem Scutum Deckung und stach mit dem Holzgladi mal oben rüber oder unten durch. Ich schlug mit dem Schild ein gedachtes Schwert nach links zur Seite und stach dann auf den Holzpfahl ein. Nach 5 Übungen hatte ich mich an das Gewicht des Scutum`s gewöhnt. Von den anderen Probati hatten die meisten ziemliche Probleme mit dem Scutum. Wir waren alle neu hier und die meisten hatten schon Schilde gesehen. Aber wie sie damit umgehen sollten wussten sie nicht. Sie sollten vielleicht den Optio bitten die Handhabung einmal vorzuführen. 2 der neuen Probati sahen mir bei meinen Übungen zu und versuchten dann es nachzumachen.

    Wir standen alle in einer Reihe und versuchten den Holzpflock zu erstechen. Durch die ungewohnte Übung traten schon leichte Schmerzen im Handgelenk auf. Noch waren diese aber auszuhalten. Jetzt sollten wir noch 20 mal die selbe Übung machen. Das war natürlich notwendig. Im Ernstfall musste man sich verteidigen können. Da führte das Training mit dem Holzgladius eben nicht dran vorbei. Je länger ich üben würde um so perfekter werde ich dann irgendwann sein. Dafür trainiere ich um alles bis zur Perfektion zu lernen. Das wird noch ein langer Weg dorthin. Aber ich war wenigstens nicht allein. Die anderen Probati mühten sich auch ab. Der Optio ging an der Reihe entlang und beobachtete jeden einzelnen Probati.

    “Natürlich habe ich darüber auch schon nachgedacht eine eigene Familie zu gründen. Aber dazu brauch ich erst einmal Geld um dann diese Familie ernähren zu können. Und darum brauch ich erst einmal Arbeit. Die meiste Arbeit wird von Sklaven erledigt. Ich habe auch kein Vermögen um ein Geschäft zu eröffnen oder als Teilhaber einzusteigen. Ich kann mir auch kein Land kaufen um es zu bewirtschaften. Vielleicht kann ich mich auch zu 10 Jahre verpflichten. Ich muss erst einmal sehen wie es weitergeht. Wenn es meine Ausbildung erlaubt werde ich dich so oft wie möglich besuchen.”


    Ich beruhigte Stella und versprach ihr auf mich aufzupassen.

    Die lange Pause die ich machte war mir peinlich. Das war unhöflich von mir. Also antwortete Stella auf ihre Frage.


    “Ich weiß nicht wie lange die Ausbildung dauert. Jetzt wird erst die Tauglichkeit der Probati festgestellt ob sie für die CU geeignet sind. Bei Eignung wird wahrscheinlich gefragt werden ob und wie lange jeder einzelne sich verpflichtet. Danach wird dann die Ausbildung erst richtig los gehen. Ich denke ich werde mich für 20 Jahre verpflichten. Dann habe ich ein gesichertes Einkommen“.

    Wir gingen also zurück zu unseren abgelegten Ausrüstungen. Ich hatte mir gemerkt wo meine Ausrüstung lag und fand sie auch sofort. Die anderen Probati mussten etwas länger suchen. Ich ging dann zu den Übungsgladii aus Holz und suchte mir einen aus.
    Der sah noch ziemlich gut aus. Ich ging in die Richtung die der Princeps angedeutet hatte und wartete dort auf die anderen.

    Alle Probati unterbrachen den Lauf und sammelten sich in der Mitte des Exerzierplatzes. Alle waren über die kurze Pause zufrieden. Auch ich. Ich atmete erst einmal tief durch um meinen Herzschlag zu beruhigen. Ich kenne den Probati nicht, aber für mich ist es normal einen Kameraden in Not zu helfen. Das hat mir mein Vater schon beigebracht. Kameradschaft und Zusammenhalt ist sehr wichtig. Der Princeps ließ uns ein paar Minuten Pause. Danach sollen wir
    weiterlaufen. Ich weiß nicht wieviel Runden wir noch laufen müssen, aber viele können das nicht mehr sein. Der erschöpfte Probati wird wohl nicht mehr mitlaufen. Vielleicht wird er auch aufgeben und die Ausbildung beenden. Aber das ist nicht meine Sache. Das muss er selbst wissen.

    Ich lief mit den anderen zusammen weiter meine Runden. Als ich mich umsah, ob die Probati noch alle zusammen waren, sah ich das am Ende einer der Läufer immer langsamer wurde und dann schließlich auf den Boden fiel. Anscheinend waren die Hitze und der anstrengende Lauf zu viel für ihn. Ich achtete nicht auf den Princeps und lief quer über den Platz zu dem am Boden liegenden. Ich versuchte ihm zu helfen, aber es gelang mir nicht. Ich sah mich um und ging zu den Unterkünften um Wasser zu holen. Als ich wieder zurück war hatte sich der Probati schon aufgerichtet und saß auf der Erde. Ich gab ihm das Wasser und sprach beruhigend auf ihn ein. Er bedankte sich für das Wasser und ich half ihm beim aufstehen. Er war noch ziemlich wackelig auf den Beinen. Ich blieb bei ihm und stützte ihn so gut ich konnte. Die anderen liefen weiter ihre Runden. Sie sahen das dem Kamerad geholfen wurde.

    Ich stieß meinen Nachbarn leicht an. Er sah mich fragend an.


    “Wir müssen nur noch 10 Runden durchhalten dann haben wir es geschafft.“


    Er nickte und lief weiter. Jetzt wussten wir das es nicht mehr lange dauerte. Wir alle hatten beim Laufen das Zeitgefühl verloren. Ich biss die Zähne zusammen und ließ jetzt, so kurz vor dem Ziel, in meinen Willen das Ziel zu erreichen nicht nach. Ich hoffe das alle Probati ankommen. Jetzt wird, so kurz vor dem Ende, wahrscheinlich keiner mehr aufgeben.

    Es ging langsam auf Mittag zu und die Temperatur wurde immer höher. Die Truppe zog sich immer mehr in die Länge. Doch keiner der Probati gab auf. Sie wurden vom Ehrgeiz gepackt und wollten unbedingt ans Ziel kommen. Koste es was es wolle. So schnell wollten sie nicht aufgeben. Wenn ich mich nicht irrte und ich richtig mitgezählt hatte hatten wir schon etwa die Hälfte der Runden hinter uns. Bis jetzt hatte noch keiner aufgegeben. Die Burschen scheinen ziemlich zäh zu sein obwohl man es manchem nicht ansieht. Aber irgendwann sind auch diese 30 Runden geschafft.

    Ich überlegte kurz was der Ausbilder mit Formation meinen könnte. Vielleicht sollten immer zwei Probati nebeneinander laufen. Eine andere Formation war nicht möglich. Ich lief neben den vor mir laufenden Probati und sprach ihn kurz an.


    “Vielleicht sollen wir zu zweit nebeneinander laufen?“


    Er sah mich an, überlegte kurz und nickte dann nur. Durch Handzeichen und kurzen Zurufen formierte sich die Truppe dann langsam, so das immer zwei Probati nebeneinander liefen.

    Der Ausbilder ließ uns allein weiterlaufen und beobachtete die Truppe. Einige hatten schon Probleme mit dem Tempo. Noch dazu bei der Hitze. Ich habe bis jetzt noch keine Probleme. Weder mit der Hitze noch mit dem Tempo. Die Ausbildung, die mir mein Vater zukommen ließ, zeigte ihre Wirkung. Gut, ich musste erst wieder in den Laufrhytmus kommen aber jetzt war alles in Ordnung. Wir sollten eine Formation bilden rief der Princeps. Hier waren alles neue Probati. Keiner konnte mit“ Formation bilden“ etwas anfangen.