Beiträge von Decimus Furius Licinus

    “Natürlich weiß ich das der Cicus Maximus auf dem Palatin liegt. So fremd ist mir Rom nun auch wieder nicht. Aber ich muss wohl bei den Thermae Agrippae falsch abgebogen sein. Ich habe mich wohl immer im Kreis bewegt. Die Straßen sehen fast alle gleich aus und es gibt keine Straßennamen oder Nummern dass man sich orientieren könnte. Würden sie mich zum Cicus Maximus begleiten oder lässt das ihre Zeiteinteilung nicht zu?”. Ich sah ihn dabei freundlich an. Wenn er keine Zeit hat muss ich mich allein auf den Weg zum Circus Maximus machen. Das würde mir aber nichts ausmachen. Ich bin auch gern mal allein Unterwegs.

    Auf meinem Weg kam ich auch an den Villenvierteln vorbei. Hier ist alles viel sauberer und größer als in den Vierteln wo die ärmeren Bürger leben. Hier kann man sich Sklaven halten die dafür sorgen das es den Bewohnern gut geht. Die ärmere Bevölkerung lebt, weit von den Villenvierteln entfernt, in großen Häusern mit mehreren Etagen. Auf jeder Etage werden Wohnungen zu überhöhten Preisen vermietet. Die ärmeren Bürger wollen aber auch ein Dach über dem Kopf haben. Die Wohnungen haben kaum Fenster durch das etwas Licht hereinkommt. Nur wenige Wohnungen haben eine Möglichkeit im Winter zu heizen. Wenn es dunkel wird werden die Kerzen oder die Öllampen angezündet. Die Straßen vor den Häusern sind eng und schmutzig. Da niemand bereit ist den Schmutz zu beseitigen, kann man sich vorstellen wie es bei Regen hier aussieht. Es gibt keine Bürgersteige. Da sich in den Straßen von Zugtieren gezogene Wagen für die Lieferung der kleinen Handwerksbetriebe fortbewegen, befinden sich in der Mitte der Straße Gehsteine auf die man laufen kann. In der Nacht wagt sich hier, aus Angst vor Überfällen, niemand mehr aus dem Haus. Türen und Fenster werden in der Nacht von innen verriegelt. Auch der Lärm lässt in der Nacht nicht nach. Die Tavernen haben bis spät in die Nacht geöffnet. Bäcker z.B. arbeiten nachts damit sie ihre Waren am Tage verkaufen können.

    Ich sah den jungen Mann auf dem Forum stehen. Er sah sehr sympathisch aus und ich überlegte ob ich ihn ansprechen sollte. Ich ging langsam auf ihn zu. Sein Begleiter, wahrscheinlich sein Sklave, nahm eine gespannte Körperhaltung an. Ich wagte trotzdem ihn anzusprechen. “ Mein Name ist Decimus Furius Licinus und ich bin nach langer Zeit wieder nach Rom zurückgekommen. Es hat sich vieles in Rom verändert und ich muss mich wieder neu zurechtfinden. Ich glaube ich habe mich verlaufen. Vielleicht können sie mir helfen. Ich suche den Circus Maximus”. Nachdem ich meine Frage gestellt hatte entspannte sich sein Begleiter.

    Auf zahlreichen Märkten und Foren der Stadt werden Waren aller Art gehandelt. Die größten und neuesten Märkte sind die Trajansmärkte. Hier wird der Großteil des Handels in Rom abgewickelt und man bekommt hier fast alles, von Oliven über Wein bis hin zum Goldschmuck. Obst, Gemüse und Fleisch werden auf anderen, extra eingerichteten, Märkten verkauft. Die Trajansmärkte sind die größten Märkte die ich je gesehen habe. Vor dem Eingang bedecken weiße Marmorfliesen eine große Fläche des Bodens. Ein Triumphbogen bildet den Eingang. Auf dem Triumphbogen steht ein Triumphwagen mit dem Kaiser. In der Mitte des Forumplatzes steht ein imposantes Reitermonument des Kaisers. Die eigentlichen Märkte sind in einem riesigen Kaufhaus, das sich über sechs Stockwerke erstreckt untergebracht. In diesem Kaufhaus befinden sich unzählige kleine und größere Marktstände. Es ist hier soviel zu sehen und zu bestaunen das die Menschen nicht nur zum Einkaufen herkommen. Auch ich bin über die Größe und das zahlreiche Angebot des Marktes erstaunt. Hier werde ich wahrscheinlich öfter herkommen.

    Ich kam an den Thermen vorbei, und beschloss sie mir anzusehen. Diese Thermen wurden von Marcus Vipsanius Agrippa auf dem Marsfeld im Nordwesten der Stadt errichtet. Die Thermen sind die öffentlichen Badeanstalten. Diese Badeanstalten sind für alle Bürger kostenlos. Oft mit Sportplätzen, Kunstsammlungen und Bibliotheken ausgestattet. Die Ausstattung der Thermen ist überall die gleiche. Einem Umkleideraum (Apodyterium) folgt zunächst ein Becken mit kaltem Wasser (Frigidarium), dann ein beheizter Raum (Tepidarium), anschließend ein Schwitzraum mit Heißwasserbecken (Caldarium) dem das kalte Abwaschen im Labrium folgt. Im Freien ein Schwimmbecken (Natatio). Die Bäder werden durch Fußbodenheizung erwärmt (Hypokaustum). Die Thermen dienen auch als gesellschaftliche Zentren. Nach dem langen, beschwerlichen Fußmarsch durch die Stadt gönnte ich mir etwas Entspannung bei einem Bad. Danach ließ ich mir von einem Sklaven die Haut einölen und anschließend massieren. Das war eine richtige Wohltat die ich nur weiter empfehlen kann. Zu meiner Erholung nach der Massage begab ich mich ins Freie und begann ein Werk über Naturwissenschaften von Seneca zu lesen. Ich ließ es mir noch eine Weile gut gehen und brach dann wieder auf um mir weiter die Stadt anzusehen. Ich werde wohl öfter herkommen müssen um zu entspannen und das angefangene Werk zu Ende zu lesen. Ich will mir noch die Trajansmärkte ansehen.

    Die Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis vermittelt allen Bürgern ein Grundwissen über das Römische Reich. Ich habe mich schon immer für die Geschichte des Römischen Reiches und seinem Werdegang interessiert. Aber selbst ich kann hier noch eine Menge dazulernen. Es wäre von Vorteil, wenn es mehr davon geben würde die über die Stadt verteilt wären. Aber das ist sicher eine Geldfrage. Viele Bürger scheuen den weiten Weg bis hierher.

    Endlich bin ich am Forum Romanum angekommen. Hier informiert sich der politisch interessierte Bürger über die neusten staatstragenden Geschehnisse. Hier steht auch die Rostra, die Rednerbühne die vor allem zu Wahlzeiten große Aufmerksamkeit erregt. Rostra wird die mit erbeuteten Schiffsschnäbeln, der in der Seeschlacht an den Ägatischen Inseln 241 v.Chr. erbeuteten Karthagerschiffe verzierte Rednertribüne auf dem Forum Romanum genannt. Überall auf dem Forum stehen Gruppen von Bürgern und diskutieren über die unterschiedlichsten Themen. Ich hätte mich gerne beteiligt. Aber da ich noch fremd in der Stadt bin wurde ich misstrauisch beobachtet. Einige redeten sogar erst dann weiter, wenn ich vorbei war. Sie trauen eben keinen Fremden.

    Unsere Familie stammt ursprünglich aus Griechenland. Ein Teil der Familie blieb in Griechenland, der andere Teil ging nach Rom und hat schon lange das römische Bürgerrecht. Mit den zurück gebliebenen Familienangehörigen mussten einige Besitzansprüche neu festgelegt werden. Das nahm sehr viel Zeit in Anspruch so dass ich einige Jahre außerhalb von Rom war. Jetzt, da ich wieder zurück bin, mache ich mich auf den Weg um die Stadt für mich neu zu entdecken. Auf meinem Weg kam ich am Palatium Augusti vorbei. Eine große Anzahl von Handwerkern und Sklaven war dabei kleinere Reparaturen durchzuführen und den Palast zu reinigen. Die gesäuberten Flächen strahlten in der Morgensonne.

    Als ich am Senat vorbeikam muss im Plenarsaal gerade eine sehr hitzige Debatte geführt worden sein. Ich konnte kein Wort der Debatte verstehen, aber die Lautstärke drang bis auf die Straße. Einige Bürger blieben stehen und sahen sich fragend an. Die Senatoren debattieren hier über Gesetze die zu einer Entscheidung vorgelegt werden. Sie entscheiden nicht nur für Rom sondern für das ganze Imperium. Sie treffen Entscheidungen die sich auch negativ auswirken können, wenn sie nicht alle Vor- und Nachteile richtig bedacht haben.


    In der Gerichtshalle, der Basilica Ulpia, kann jeder Bürger Roms mit einem Anwalt sein Recht einklagen. Die Basilica Ulpia liegt am Forum Traiani, nahe dem Forum Romanum. Hier hält das Iudicium Minor, das Iudicium Maior und das Iudicium Imperialis Gericht. Dies kann bei wichtigem, öffentlichen Interesse auch in öffentlicher Form sein. Es gibt natürlich auch Verhandlungen bei der die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist.


    Endlich bin ich am Forum Romanum angekommen. Hier informiert sich der politisch interessierte Bürger über die neusten staatstragenden Geschehnisse. Hier steht auch die Rostra, die Rednerbühne die vor allem zu Wahlzeiten große Aufmerksamkeit erregt. Rostra wird die mit erbeuteten Schiffsschnäbeln, der in der Seeschlacht an den Ägatischen Inseln 241 v.Chr. erbeuteten Karthagerschiffe verzierte Rednertribüne auf dem Forum Romanum genannt. Überall auf dem Forum stehen Gruppen von Bürgern und diskutieren über die unterschiedlichsten Themen. Ich hätte mich gerne beteiligt. Aber da ich noch fremd in der Stadt bin wurde ich misstrauisch beobachtet. Einige redeten sogar erst dann weiter, wenn ich vorbei war. Sie trauen eben keinen Fremden.