Beiträge von Decimus Furius Licinus

    Das der Princeps Prior uns eine größere Pause ankündigte hörte sich gut an. Alle waren damit zufrieden und liefen nach der kleinen Pause die 10 Runden in gleichmäßigem Tempo. Keiner war langsamer oder blieb zurück. Ich nahm mir vor, mich in der Pause frisch zu machen, etwas leichtes zu essen und vielleicht mit den Kameraden reden.
    Manch einer wird sich wahrscheinlich doch lieber ausruhen um sich auf das Training am Nachmittag vor zubereiten. Lassen wir uns Überraschen was auf uns zukommt. Als die 10 Runden zu Ende waren gingen wir in die Unterkunft. Ich machte frisch, aß etwas und sah mich nach meinen Kameraden um. Alle saßen am Tisch und aßen. Im Moment scheint keiner ein Interesse an einem Gespräch zu haben. Vielleicht später. Ich ging in unseren Schlafraum und sah nach meiner Ausrüstung. Es war alles noch vorhanden.

    Wir übten und übten. Die Aussicht auf die nächste, wenn auch wieder nur kleine Pause, spornte alle noch mehr an. Langsam bekam ich die Routine für das werfen auf die lange Distanz. Ich traf immer öfter den Holzpfahl. Ich musste mich nur konzentrieren und mich nicht ablenken lassen. Wenn man sich ablenken ließ kam man aus dem Rhythmus den man einfach brauchte um zu werfen und auch zu treffen. Training, Routine und Rhythmus erhöhten meine Treffer immer mehr. Auch meine Kameraden wurden immer besser.

    Ich hatte keine Frage mehr. Von den anderen Teilnehmern an dem Kurs hatte noch keiner eine Frage gestellt oder eine Antwort gegeben. Bis jetzt waren nur der Princeps Prior und ich an dem Taktik Kurs beteiligt. -.^

    Da wir eine kurze Pause machen konnten lief ich zu den Unterkünften und nahm mir etwas zu trinken. Es war inzwischen ziemlich warm geworden. Da war so ein Schluck Wasser doch sehr erfrischend. Einige meiner Kameraden hatten die gleiche Idee wie ich. Die Pause war aber zu kurz um einige Worte zu wechseln. Ich lief zurück zum Platz, nahm mein Pilum auf und begann mit den Würfen. Die letzte Reihe zu treffen war schwieriger als die erste und zweite Pfahlreihe. Die Entfernung konnte man durch Übung erreichen. Aber um dann einen Pfahl zielgenau zu treffen brauchte man ein scharfes Auge und eine ruhige Hand. Das würde so schnell nicht zu machen sein. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu atmen und warf dann mein Pilum. Natürlich daneben. Da kam einiges an Training auf uns zu.

    Da mich der Prior Princeps ansah erwartete er natürlich eine Antwort von mir.


    “Wenn die ganze Stadt außer Kontrolle gerät sollten wir Boten in die umliegenden Städte schicken und die dort stationierten Legionen um Hilfe bitten. Wir sind dann viel zu wenig Soldaten. Der Kaiser wird von der Cohortes Praetoria beschützt. Von denen können wir also keine Hilfe erwarten. Bis zum Eintreffen dieser Legionen sollten wir die Senatoren mit ihren Familien, sowie die Beamten und deren Familien in ihren Häusern vor Übergriffen schützen. Beim Eintreffen der Legionen können wir dann gemeinsam gegen die Unruhestifter vorgehen. Das wird aber, bei aller Vorsicht und Rücksicht gegenüber der Bevölkerung, leider nicht ohne Blutvergießen beendet werden können.”

    “Vielleicht sollte erst das Verhalten der Bevölkerung beobachtet werden. Wenn die Unruhe größer wird kann man vielleicht Boten zu in der Stadt stationierten Legionen schicken damit sie zu Hilfe kommen können. Wir könnten auch mit dem Scutum und dem gezogenen Gladius das Volk zurück drängen. Das sollte aber nur einmalig sein und eine Ausnahme bleiben. Vor gezogen Waffen hat das Volk großen Respekt und wird sich das merken”.

    Der Probati hatte seine Runden beendet und nahm sich sein Pilum. Er musste natürlich die verlorenen Übungen nachholen. Ohne Anlauf die zweite Reihe der Holzpfähle zu treffen war schon etwas mühsamer. Ich merkte wie sich meine Armmuskeln anspannten. Deswegen lockerte ich öfter durch mehrmaliges schütteln des Armes meine Muskeln wieder. Danach ging es besser. Das Training tat sein übriges so das es immer besser wurde die Holzpfähle in der zweiten Reihe zu treffen. Einige meiner Kameraden machten meine Lockerungsübungen nach. Auch sie merkten bestimmt das es danach etwas leichter war den Pilum zu werfen.

    Der Princeps Prior wollte das wir die nächste Reihe der Holzpfähle trafen. Aber ohne Anlauf wie er sagte. Gut, da wir keinen Anlauf nehmen sollten mussten wir also mehr Kraft einsetzen. Die Übungen begannen also wie bei den Holzpfählen die näher standen. Manchmal war die Entfernung zu kurz und manchmal zu weit. Es würde also einige Übungen erfordern bis wir die Pfähle mit der richtigen Routine und ohne Fehler trafen.

    Meine Kameraden und ich übten mit den Pila. Langsam bekam ich das Gefühl für das Pilum. Ich merkte mir, wie weit ich ausholen musste um zu werfen und die erste Reihe der Holzpfähle zu treffen. Ich lernte auch die Entfernung zu schätzen so das meine Fehlwürfe, zu weit oder zu kurz, immer weniger wurde. Bei den letzten 10 Übungen traf ich meinen “Gegner“ immer genau. Bei der nächsten Reihe Holzpfähle, die weiter entfernt ist, werden wir wohl mit Anlauf werfen müssen.

    Es tat mir Leid das mein Kamerad bei der Hitze 20 Strafrunden laufen musste. Aber ich denke es ist besser Strafrunden zu laufen als tot auf dem Boden zu liegen. Seine Familie hätte bestimmt großen Schmerz durchleiden müssen wenn er getötet worden wäre. Er ist schließlich noch jung. Vielleicht denkt er das ich ihm die Strafrunden eingehandelt habe. Aber ich konnte ihn doch nicht in sein Unglück rennen lassen. Ich dachte noch kurz darüber nach und übte dann weiter. Ich wollte nicht auch noch den Zorn des Optio abkriegen.

    Ich hatte noch zwei Fragen und trat wieder vor die Reihe.


    “Ich habe da noch zwei Fragen.


    Frage 1: Nehmen wir an ich bin mit einer Patrouille unterwegs und brauche Hilfe. Wie kann ich Hilfe holen wenn die anderen Patrouillen außer Sichtweite sind?


    Frage 2: Ist es möglich jede Patrouille mit einer Tibia auszurüsten, mit die der Träger im Notfall ein vorher vereinbartes Signal ertönen lässt um andere Patrouillen herbei zu holen?”

    Ich ging mit den anderen Probati zu den Pila hinüber und suchte mir ein Pilum aus. Ich nahm ihn in die Hand und suchte den Punkt wo er im Gleichgeweicht war. Trotz seines Gewichtes lag er gut in der Hand. Dann gingen wir zu den Pfählen und begannen mit den Wurfübungen. Ich bog mich zurück und warf mein Pilum. Als ich mein Pilum geworfen hatte sah ich wie mein neben mir stehender Kamerad sofort sein geworfenen Pilum zurück holen wollte. Ich erwischte ihn gerade noch am Ärmel und hielt ihn zurück. Drei Probati warfen ihre Pila in dem Augenblick als er loslaufen wollte. Ich sprach ihn an.


    “Hast du nicht gehört was der Optio gesagt hat. Erst dann die Pila holen wenn alle geworfen haben. Wenn ich dich nicht festgehalten hätte wäre heute dein letzter Tag gewesen“.


    Er sah mich mit großen Augen an. Aber ob er mich verstanden hat weiß ich nicht. Er sah noch ziemlich müde aus. Wir holten unsere Pila und übten weiter.

    Wir marschierten im Gleichschritt zum Platz und liefen dann alle die 5 Runden. Durch den Lauf verflog die Müdigkeit. Ich wurde dadurch noch frischer als ich schon war. Es war ja noch früh am Morgen und noch nicht so warm. Dann stellten wir uns an der Linie auf und sahen gespannt den Optio an. Die Pila waren meiner Schätzung nach etwa 2 Meter lang. Das Gewicht konnte ich nicht schätzen. Da kann man sich täuschen da die Pila aus Holz und Eisen sind. Warten wir erst mal die Erklärung des Princeps Prior ab. :)

    Ich war es nicht gewohnt vor mehreren Menschen zu sprechen, aber ich hatte eine Frage die bestimmt auch andere interessierte. Ich trat einen Schritt vor und nannte meinen Namen.


    “Ich bin Decimus Furius Licinus und habe eine Frage. Wieviel von den ausgebildeten Leuten der CU gehen am Tag und wieviel in der Nacht durch die Straßen von Rom um für Ruhe und Ordnung zu sorgen und was haben sie an Ausrüstung dabei?”

    In der Unterkunft angekommen, zeigte man uns den Speisesaal, den Waschraum und die Räume in denen wir von nun an lebten. Wahrscheinlich würden wir sie nur zum schlafen aufsuchen da die Räume ziemlich klein waren. In dem Raum, in dem ich mit anderen Probati Untergebracht wurde, war wenig Platz. In dem Raum standen 6 Betten und daneben jeweils ein Hocker. Also nicht viel Platz um die Ausrüstung unterzubringen. Ich suchte mir ein Bett aus, legte meine Ausrüstung und den Gladius auf das Scutum und schob das ganze einfach unter das Bett. Wir gingen in den Waschraum und erfrischten uns nach dem Training. Anschließend gingen wir in den Speisesaal, nahmen unser Essen ein und gingen dann in unseren Raum. Alle waren vom Training ziemlich ausgelaugt und legten sich zum schlafen nieder. Es war für mich ungewohnt mit anderen Personen in einem Raum zu schlafen. Aber wenn man müde ist will man nur noch schlafen. Am nächsten Morgen wurden wir geweckt. Ich hatte sehr gut geschlafen und fühlte mich frisch. Ich ging in den Waschraum und wusch mich. Nach und nach kamen auch meine anderen Kameraden in den Waschraum. Manche sahen ziemlich müde aus. Der heutige Tag wird für sie zu Beginn eine ziemliche Quälerei werden. Im Speisesaal nahmen wir unser Frühstück ein und verließen dann die Unterkunft. Auf dem Exerzierplatz stand der Prior Princeps und wartete schon auf uns. Auf dem Platz lagen mehrere Pila. Ich hatte schon davon gehört aber noch nie ein Pilum in der Hand gehabt. Aber das wird sich wahrscheinlich heute ändern.

    “Wenn jemand betrunken ist haben wir doch auf Grund unserer Ausbildung den Vorteil das wir schneller reagieren können und seine Trunkenheit ausnutzen um ihn eventuell zu Fall zu bringen und ihn zu fesseln. Vielleicht sollte man die Waffen auch erst im Fall der eigenen Lebensgefahr einsetzen. Das erfordert natürlich ruhiges handeln und keine Überreaktion. Das könnte auch für uns trotz guter Ausbildung gefährlich werden.”

    Der Princeps Prior setzte sich an die Spitze unserer Truppe und lief mit gleichbleibender Geschwindigkeit vor uns her. Ab und zu drehte er sich um und forderte uns mit Blicken auf sein Tempo zu halten. Er war gut trainiert und wir hatten einige Mühe ihm zu folgen. Aber schließlich waren die 15 Runden zu Ende und der Optio wünschte uns noch einen schönen Tag. Wir wünschten den Optio ebenfalls einen schönen Tag und gingen in Richtung der Unterkünfte.