Beiträge von Manius Atius Severus

    Manius nahm mit Genugtuung die Worte seines Patrons auf. Sollte sich Valens geirrt haben? Wie auch immer, sein Proconsul hat das Problem erkannt.
    Ich danke dir, ich werde dich auch nicht enttäuschen. Quintus Matinius Valens hat übrigens angekündigt eine Unersuchung durchführen zu wollen, und er möchte mich als Unterstützung dabeihaben. Ich werde die Gelegenheit nutzen genaueres über den Zustand des Hafens herauszufinden.


    Manius ließ sein Glas mit dem vergorenen Rebensaft von den Hängen der kaiserlichen Weingärten vor Tarraco wie er vermutete auffüllen und reichlich mit Wasser verdünnen. Er nippte daran, bevor er sich dem letzten Stück seiner Pfirsichhälfte widmete.
    Es wird darauf ankommen die richtigen Maßnahmen zu treffen. Ich glaube der Umfang der nötigen Arbeiten wird erst nach einer ausgiebigen Inspektion der Hafenanlagen beziffert und abgeschätzt werden können.

    Mit einer Schriftrolle unter seinem Arm geklemmt und einem Bündel guter Laune kam Manius den Kolonnadengang herauf. Er sah sich um, machte wie es zu seiner Gewohnheit wurde seine Kleidung zu Recht, kontrollierte sein Schreibzeug und pochte recht kräftig gegen die große schwere Ebenholztüre, die das Officium des Proconsuls vom Flur trennte. Seine gute Laune schien sich auf sein Pochen zu übertragen, denn wer aufmerksam zuhören konnte musste eine bekannte Melodie darin erkennen die in der ganzen Stadt gepfiffen, gesungen oder nur einfach dahin gesummt wurde.

    Das hatte sich Manius auch bereits gefragt. Die ganze Zeit in der er am Hafen wahr war vom Praefectus Portuensis nichts zu sehen. Lediglich die Vigiles waren vor Ort und versuchten die Situation in den Griff zu bekommen.
    So weit ich das Geschehen überschauen konnte, und das war nicht einfach bei dem Aufruhr der dort herrschte war vom Praefectus Portuensis weit und breit nichts zu sehen. Wahrscheinlich lag er in irgendeiner Hafenkaschemme unter einem Tisch, volgelaufen und außer Standes einen klaren Gedanken zu fassen.


    Aber die Vigiles waren dort. Eine oder Zwei Cohorten unter der aufopfernden Leitung des Centurio Tiberius Matinius Iovianus. Ihm hatte er sehr viel zu verdanken, weshalb er sich genötigt sah seinen Namen lobend zu erwähnen.
    Ohne ihr einschreiten währe die Situation noch weiter eskaliert. Sie konnten die Matrosen, Frauen und Männer bergen. Sie haben sie mit Decken und warmen Getränken versorgt. Die Frau des Kapitäns und ihre beiden Kinder die ebenfalls an Bord wahren konnten sie vorübergehend hier in Tarraco unterbringen bis ihre Situation wieder erträglicher wird. Sie haben auch versucht die Menschenmenge die sich im Hafen gebildet hatte unter Kontrolle zu halten. Letztendlich haben sie die Toten aus dem Hafen gefischt und versucht den Hafen wieder einigermaßen frei zu bekommen damit er nicht vollends blockiert ist.

    Acht … zwölf … siebzehn … fünfundzwanzig … vierunddreißig.
    Manius saß vor seinem Tisch, neben ihm vor ihm und hinter ihm türmten sich Stapel über die verschiedenen Berichte aus den Städten der Provinz. Vor sich, am Tisch ausgebreitet einige Wachstafeln mit Berechnungen, Summen und Gegenrechnungen. In mitten der vielen Tafeln und Papyrusrollen hatte er einen Abakus liegen vor dem er sich gerade gebeugt hatte und seine Abschließenden Berechnungen nochmals kontrollierte. Sorgfältig überträgt er die Ergebnisse auf eine Papyrusrolle, machte sein Zeichen darunter und legte schließlich seinen calamus zur Seite. Der Steuerbericht für den Proconsul war abgeschlossen, die letzten Zahlen aufsummiert und die letzte Summe eingetragen.
    Es hatte viel Zeit in Anspuch genommen alle Informationen zusammen zu tragen. Lange musste er auf einige fehlenden Zahlen aus Segivia, Ebora und Malaca warten. Die Akten die er in den Archiven vorgefunden hatte waren unvollständig, die Summen nicht korrekt. Er musste sich bemühen mit den zuständigen Magistrati Kontakt auf zu nehmen, ihnen Briefe schreiben um sie aufzufordern die fehlenden Informationen bereit zu stellen. Heute waren die letzten Informationen eingetroffen, und er konnte seinen Bericht abschließen.


    Er lehnte sich zurück, faltete seine Hände in seinem Nacken und schaute hinauf zur Öllampe, die er dieser Tage einige Male benötigt hatte um noch genügend Licht für seine Arbeiten zu haben. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck griff er schließlich zu einem Becher verdünnten Wein, den er extra für diesen Augenblick vorbereitet hatte. Es war sonst nicht seine Art, Wein zu trinken wenn er hier im Officium war. Doch Heute machte er eine Ausnahme. Genüsslich ließ er den wohlschmeckenden vergorenen Traubensaft in seine Kehle rinnen.


    Nun aber rasch. Der Bericht muss noch abgeliefert werden Manius nahm sich das Stück Papier, rollte es vorsichtig zusammen uns stand auf. Er schaute nochmals auf sein Durcheinander auf seinem Tisch. Dies wird noch viel Arbeit brauchen, um alles wieder aufzuräumen und die Akten wieder dort zu verstauen wo sie hingehörten.
    Er seufzte als er zu Tür ging und das Officium verließ.

    Manius konnte kaum am Stapel der von einem Sklaven auf den Tisch gestellt wurde vorbei zu Didius Crassus schauen. Die Arbeit für den Didier wird also reichhaltig sein, die Nächte kurz, die Tage lang. Wenn dies zudem noch beschwerden der Bürger über die zum Teil bemängelte Wasserversorgung waren wird er auch die Stadt abklappern müssen, und seine Worte werden trickreich sein müssen um die Vorwürfe zu entkräften. Doch wie Manius die Verwaltung des Imperiums kannte wird es für solche Arbeiten genügend Personal geben damit ein Procurator solche Arbeiten delegieren kann und genügend Winkeladvokaten die sich dann mit Hingabe mit den Bürgern zu horrenden Summen um solche Kleinigkeiten streiten können.


    Und ich werden den Göttern opfern, damit sie dir genügend Zeit geben mögen die Arbeit die sich hier offenbar angestaut hat zu erledigen. Manius schmunzelte und trank den Becher in einem Zug leer. Er stellte ihn auf eine kleine unscheinbare Ecke, zwischen einer Wachstafel und einem Tintenfässchen, die einzige die noch frei geblieben war ab.


    Vale, Lucius Didius Crassus. Ich hoffe wir werden uns zu einem Zeitpunkt wieder sehen, wo du mehr Zeit haben wirst, und ich die Muse besitze ein Glas Wein zu trinken. Mit einer freundlichen Geste verabschiedete sich Manius und verließ das Officium.

    Nun, der Steg ist einfach in sich zusammengekracht. Das alleine währe nicht so schlimm gewesen. Manius musste eine kurze Pause machen. Noch immer klang die Stimme des Vigiles, der die Toten zählte in seinen Ohren.


    Es geschah just zu dem Zeitpunkt, als ein Schiff aus Gades am Steg festgemacht hatte. Die Matrosen waren, soweit ich das zumindest mitbekommen hatte damit beschäftigt die Ladung, Hartholz aus Baetica, für das Anlanden bereit zu machen, als unvermittelter Dinge der Holzkran und mit ihm der gesamte Landungssteg zusammenkrachte. Dabei wurde das Schiff ebenfalls in die Tiefe gezogen aus welchem Grund auch immer. Der Hafen verwandelte sich in ein Durcheinander von Balken, geborstenen Planken, sowie den Holzstämmen, welche noch zum Teil vertäut im Hafenbecken herum schwammen. Und mitten drinnen die Matrosen und die Menschen, welche sich zuvor an Bord des Schiffes oder am Steg befanden. Darunter waren auch Frauen und Kinder.
    Manius musste absetzten. Die Erinnerungen kamen wieder hoch, die er in den letzten Tagen so erfolgreich zu verdrängen suchte. Er sah sich nach dem Becher mit den verdünnten Wein um, griff danach und nahm einen Schluck um seiner trockenen Kehle etwas Wein zu gönnen.


    Ich sage dir, der Anblick war schrecklich. Die Stimme des Vigiles der die Toten die aus dem Wasser gefischt wurden abzählte kann ich heute noch hören und schnürt mir immer noch die Kehle ab wie damals am Hafen. Es müssen fast zwei Duzend gewesen sein. Aber genaueres werden da sicher die Vigiles sagen können.
    Seinen Beitrag zur Rettungsaktion am Hafen verschwieg er geflissentlich. Er wollte nicht als der Held dastehen, zu dem er allenthalben auf den Strassen gemacht wurde und was er stets versuchte klein zu reden. Doch sein Barbier hatte bei der Ausschmückung der Rettungsaktion keine Hemmungen gezeigt und ihm gleich die Rettung von 30 Kindern und gut zwei Duzend Frauen angedichtet. Früher oder später wird der Proconsul davon schon erfahren. Spätestens wenn die Vigiles ihren Bericht abgeben werden.

    Sim-Off:

    Das wird nun schwierig, da ich noch am Hafen im Gespräch mit Valens bin, und das hier definitiv danach stattfindet ?(


    Vielleicht weis sein Gegenüber noch nichts von den Ereignissen am Hafen? Ist ihm davon noch nicht bereichtet worden? Für Manius ist es unverständlich. Geschichten wie diese verbreiten sich für gewöhnlich wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt. Auch das Personal des Proconsuls kann davon nicht verschont geblieben sein.
    Ich hoffe doch dir wurden die Ereignisse am Hafen zur Kenntnis gebracht? Die Tragödie die sich dort zugetragen hat? Ein Steg ist eingestürzt. Die Gründe sind noch nicht bekannt, aber die Menschen sind in heller Aufregung. Man fragt sich wie das passieren konnte. Und wenn man durch den Hafen schlendert und sich die Anlagen genau ansieht so machen sie nicht den Eindruck einer Provinzhauptstadt würdig zu sein. Ich glaube dass dies nicht gerade einen besonders Guten Eindruck hinterlässt wenn darüber in der Acta Diurna gelesen wird.


    Vielleicht war Manius mit seiner Wortwahl zu weit gegangen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht Dinge die ihm ein Anliegen waren deutlich überzogen darzustellen. Aber wenn er es sich recht überlegte hatte er diesmal gar nicht überzogen. Im Gegenteil, je länger er darüber nachdachte desto zurückhaltender erschienen ihm seine Worte nun. Sollte er nachlegen? Während er das Pfirsichstück kaute hatte er genügend Zeit darüber nachzudenken, und er war zum Entschluss gekommen dies nicht zu machen.


    Er schmunzelte ein kleinwenig, kaum zu erkennen aber doch deutlich genug um gesehen zu werden. Du siehst, die Stadt ist mir bereits ein Anliegen. Er machte eine kurze Pause. Mit deutlich gedämpfter Stimme setzte er fort:
    Die Spielstätten für den Dichterwettbewerb werden sicherlich einer Inspektion bedürfen, und dass hier und da einige Maßnahmen getroffen werden müssen liegt doch sicher auf der Hand. Dass dabei auch Renovierungsarbeiten anfallen könnten ist doch sicher auch nicht ausgeschlossen. Es wird eben viel davon abhängen in welchem Zustand die Spielstätten sind. Das wollte ich damit vielmehr sagen.

    Ich werde dir gerne helfen Matinius Valens. Wenn eine kriminelle Handlung die Ursache für diese Tragödie war muss sie ans Tageslicht befördert werden. Du hast ja bereits Erfahrung darin.
    Manius drehte sich um, schaute zu den Vigiles hoch, der Valens zuvor so unsanft zu unterbrechen schien. Der Vigil machte einen weiteren Strich mit der Kreide, was auf dem gesamten Hafengelände zu hören war. Manius legte die Arme ineinander ohne nicht mit der Rechten zu gestikulieren zu beginnen. Er drehte sich wieder zu Valens hin.


    Eines versehe ich nicht ganz. Der Steg, der kann doch noch nicht so alt sein? Wann wurde er gebaut? Ich kann mich nicht genau daran erinnern. Aber er kann nicht älter als ein paar Jahre sein. Manius musste den Kopf schütteln. Unweigerlich musste er daran denken was Valens ihm gesagt hatte. Wenn der Hafen damals, als der Kran einstürzte schon in einem desolaten Zustand war, was hatte sich dann seit damals verbessert? Wohl kaum etwas. Das Ergebnis sehen wir ja. Wer war damals eigentlich zuständig für den Hafen, und die Baumaßnahmen, und ist dieser jemand noch im Amt?


    Manius wusste sehr wenig aus dieser Zeit. Er war damals noch jung, und Geschäfte sowie die Verwaltung interessierten ihm nicht, erst recht nicht die Politik. Es war die Zeit wo er sich Gedanken über sich und den kleinen Unterschied der ihn von den weiblichen Geschöpfen auf dieser terra mater trennte machte. Und da interessierte ihm die Tochter des Nachbarn ungleich mehr als irgendein grauhaariger Politiker der sich zu den Honoratioren der Stadt zählte. Gemina, an ihren Namen konnte er sich noch wie an dem Tag erinnern an dem sie sich zum letzen Mal gesehen hatten, war übrigens eine Grazie an Eleganz und von aufreizender Schönheit. Doch als sie den alten Greisen, einen Gutsbesitzer irgendwo bei Toletum heiraten musste haben sie sich aus den Augen verloren. Er seufzte und legte seine Arme wieder ineinander.

    Gut, dann werden wir uns vielleicht mal bei Velox über den Weg laufen. Manius wandte sich zum Gehen ohne nicht noch zuvor einen Gruß an den Magister zu richten.
    Vale Matinius Valens
    Er drehte sich nochmals zu ihm um, wartete bis dieser seinen Gruß erwiderte und ging darauf gemächlich zur Tür. Diese lag bereits in einem Schatten. Er öffnete die Tür und ging nach draußen auf den Flur.


    Als er die Tür hinter sich schloss war im klar geworden, dass er einen Mann getroffen hatte mit dem er noch einiges werde philosophieren können. Ein schmunzeln huschte über sein Gesicht als er sich vorstellte wie Valens dem alten Barbier versucht die epikureischen Lehren beizubringen. Der Barbier aber ihm andauernd zu unterbrechen sucht um seinen Binsenweisheiten und Sprüche los zu werden, die er irgendwo aufgeschnappt und den eigentlichen Sinn nicht richtig erfasst hatte. Auch er war darauf anfangs reingefallen. Doch mittlerweile kannte er ihn, wusste wann er welche Bemerkung loszuwerden pflegte und welche Themen besser ausgespart blieben um dem Alten nicht die Möglichkeit zu einem endlosen Monolog zu geben. Am Besten war es wenn man den Alten über irgendein Gerücht, dass auf dem Markt aufgeschnappt oder eben erst erfunden wurde köderte. Dann konnte er richtig unterhaltsam sein. Die Geschichten über die Nachbarschaft, pointiert vorgetragen waren seine Spezialität. Viele seiner Kunden schienen nur deshalb zu ihm zu kommen.


    Manius lächelte, schüttelte den Kopf und ging den Kolonnadengang entlang. Auf seiner Rechten tat sich der gesamte Platz des Forums auf, während er auf seiner Linken an mehreren Türen vorbeiging.

    Manius wusste nicht, sollte er nun tatsächlich kotzen oder laut auflachen als er Valens den Namen des Proconsuls und seines neuen Patrons sagen hörte. Er entschloss sich keines von beiden zu tun. Stattdessen versuchte er seine Gedanken zu sammeln und sich langsam zu beruhigen. Er schaute wieder hinaus auf die See. …
    Valens, die Welt ist schlecht. Leichte Verbitterung lag in seiner Stimme.


    Manius sah dort ein Schiff vorbeiziehen, das, wie er am starken Tiefgang sehen konnte schwer beladen war. Die Umrisse zeichneten sich nur schwach auf der glatten ruhigen See ab. Die leichte Prise lies es nur langsam vorüberziehen. Für Manius ein erholsamer Anblick, lenkte es doch ab und half ihm sich zu beruhigen. Der Vegiles der hinter ihnen noch vor wenigen Augenblicken gezählt hatte war verstummt. Manius hatte es erst jetzt bemerkt da er auf den Hafen hinausgeschaut hatte. Er registrierte es nur am Rande, war jedoch froh diese Stimme nicht mehr hören zu müssen. Am anderen Ende des Hafenbeckens hatten gerade einige Vigiles und Matrosen Boote zu Wasser gelassen. Ein Schiff, Manius glaubte die Eudora zu erkennen hatte ebenfalls die Leinen von den Ankersteinen gelöst. Matrosen auf dem Schiff versuchten mit langen Stangen und Seilen das Treibgut, das nicht an den Kaimauern herausgefischt werden konnte an die selbige heranzudrücken oder an Bort zu holen. Den Kapitän dieses Schiffes, Themistokles von Chalcis kannte er noch aus den Zeiten als sein Vater viel am Hafen zu gegen war. Das Schiff, eine zwei Mast Corbita, war ein herrliches Schiff. An die Galionsfigur, eine vollbrüstige Nymphe in halb Mensch- und halb Fischgestallt konnte er sich am besten erinnern. Auch jetzt war es die Galionsfigur an dem er das Schiff zu erkennen glaubte.


    Manius drehte sich wieder zu Valens. Und, wird es auch jetzt eine Untersuchung geben? Ich glaube es wird auch im Interesse des Proconsuls sein den Hafen auf Vordermann zu bringen. Man denke nur an den Dichterwettbewerb. Ich kann mir nicht vorstellen dass es einen guten Eindruck bei den Gästen aus Rom hinterlässt wenn ihnen ein heruntergewirtschafteter Hafen präsentiert wird. Ich hoffe unser Proconsul erkennt dies.

    Manius schaute nochmals nach draußen. Mit der linken Hand rieb er sich die Nase zwischen seinen Augen. Der Tag war bereits anstrengend gewesen. Und das Gespräch mit Valens war für ihn aufregend und interessant. Als er die angelehnte Türe zum Officium aufstieß wusste er noch nicht welch interessanten Menschen er hier begegnen werde, und als er den Mann nun gesehen hatte, mit ihm einige Worte gewechselt hatte war es für ihn eine Bereicherung ihn kennen gelernt zu haben. Doch er werde langsam zu einem Schluss finden müssen, den Valens werde nicht ewig Zeit für ihn aufbringen können.


    Ich sehe schon, die Zeit ist eine Größe die dich doch mehr beschäftigt als ich angenommen habe. Aber du magst Recht haben, vielleicht hat der alte Barbier tatsächlich einige Weisheiten darüber auf Lager, die sogar stimmen. Bei Philosophen ist das doch immer eine Sache des Standpunktes. Und wenn ich Seneca zitieren darf, "Es ist nicht wenige Zeit, was wir haben, sondern es ist viel, was wir nicht nützen."
    Mit diesen Worten erhob sich Manius aus seinem Stuhl.
    Magister Scrinorium, Quintus Matinius Valens, es war mir eine Ehre dich kennen zu lernen. Wenn du für den Scriba, der ich nun einmal bin nichts weiters zu erledigen hast, so würde ich mich gerne zurückziehen. Der Tag ist bereits fortgeschritten und ich habe noch einiges am Markt zu erledigen. Die Casa steht bei mir leer und Sklaven die meine Einkäufe erledigen besitze ich keine. Außerdem gehe ich davon aus, dass du sicher noch einiges zu tun haben wirst, das keinen Aufschub duldet. Also, wenn du erlaubst? Manius war sich sicher, das Valens keine weiteren Aufgaben für ihn haben wird. Er nahm den Stilus und die Tabula vom Tisch, die er dort abgelegt hatte und klemmte sie unter seinen Arm.

    Nicht wirklich. Ich hatte seit meinem Gespräch das ich mit Valens zu diesem Thema geführt hatte nicht mehr die Gelegenheit mit Ihm darüber zu sprechen. Ich hoffte eigentlich dass er mit dir darüber gesprochen hat. Manius hatte auch mit Valens nicht mehr das Vergnügen sich näher über dieses Thema auszutauschen was sehr schade war, hatte Manius doch großes Interesse an dem Wettbewerb gefunden.
    Aber wie dem auch sei, ich hoffe doch stark, dass die Vorbereitungen schon weiter gediehen sind. Ein kulturelles Ereignis dieser Güte währe genau das Richtige um die geschundenen Gemüter der Menschen hier in Tarraco wieder zu erwärmen.


    Er griff zu einer Pfirsichhälfte, die mit Honig und Mandelstücken gefüllt war und ihm schon des Längeren über den Tisch zuzrufen schien "nimm mich!". :D
    Für die Stadt wird dies ein wichtiges Ereignis sein. Die Spielstätten, das Theater und die Bibliothek wie ich annehmen, werden einer gründlichen Renovierung bedürfen. Und der Hafen. Na, ja … Manius seufzte hörbar auf. …Hier währe schon beinahe ein Neubau fällig wenn dort nicht rasch etwas Grundlegendes passiert.

    Zitat

    Original von Quintus Matinius Valens
    "Velox Tensus bei den Thermen. Gut, den werde ich mir merken. Velozität brauche ich nicht. Ich werde ihm, denke ich, sagen, er soll meinen Bart so schneiden, dass ich wie ein Philosoph aussehe. Die haben nämlich immer genug Zeit, einmal scheinen sie es das zu haben.", meinte er mit einem Schmunzeln.
    ...


    Zumindest philosophieren sie darüber, was Beweis genug ist. Manius erwiderte das Lächeln.
    Er verstand nicht genug von dem was Valens ihm gesagt hatte, doch würde er sich Informationen am Markt hohlen. Das Handwerk der Glasherstellung scheint ihm doch zu interessieren, und Valens scheint große Begeisterung dafür zu besitzen. Aber er werde, bevor er einen Schritt setzen kann, der eine Investition ermöglicht noch viel arbeiten müssen. Er steht am Anfang seiner Karriere und kann sich keine Spielchen leisten. Er dachte über die verschiedenen Probleme nach, die auf ihn zukommen könnten wenn er einen solchen Schritt erwägen würde. Das Valens bereits mit einem Gewürzhandel Schiffbruch erlitten hatte erinnerte ihm unweigerlich an seinen Vater.


    Nun wenn du der Meinung bist, das könnte sich zu einem gewinnbringenden Geschäft entwickeln, was hält dich dann davon ab? Gibt es da noch andere Faktoren, die einer solchen Investition im Wege stehen? Gut, mit einem Geschäft Bankrott zu machen ist keine angenehme Sache. Ich weis wovon du sprichst. Meinem Vater ist es genauso ergangen. Doch wenn er ein gutes Geschäft gerochen hatte, dann versuchte er immer wieder Kapital daraus zuschlagen.
    Manius schaute auf seinen Becher hinunter. Glas scheint ja sehr vielseitig zu sein. Vielleicht könnte auch eine Statue eines bekannten Philosophen in der Bibliothek aufgestellt werden, aus Glas, von mir aus auch von Epikur.


    Als er noch in Gedanken versunken über seinen Scherz im Verborgenen schmunzelte ohne seine Miene zu verziehen bemerkte er durch einen Schatten, der auf seine Handfläche fiel, dass der Tag bereits weiter fortgeschritten war als ihm lieb war. Er schaute zum Fenster auf, wo ihm die tief stehende Sonne den Blick nach draußen raubte.
    Es währe vielleicht angebracht einen Boten nach Bilbilis zu schicken um mehr über Martial in Erfahrung zu bringen.

    Manius hatte große Mühe gehalten zu bleiben, doch seine schwäche die ihm noch zu lähmen scheint machte es ihm einfacher. Er versucht sich zu beruhigen, sich nicht weiter in übertriebener Zurückweisung eines Prädikats zu üben das er wie er meinte nicht verdient hatte. Ach Valens, beschäme mich nicht. Du hättest das gleiche gemacht, wärest du nur an meiner Stelle an die Kaimauer gekommen, und dann hätte vielleicht ich dich herausgezogen. Du kannst mir glauben, mir währe es lieber so als nass hier herum zu stehen. Manius lächelte, versuchte er doch seine Betroffenheit über das Erlebte damit zu überwinden.


    …16 …17 Das eintönige Zählen des Vigilen hinter ihnen durchbricht das Geschnatter der Passanten immer und immer wieder, wie ein scharfes Schwert fährt es durch das Stimmengewühl am Hafen. Das Treiben konnte hier noch so laut sein um diese Stimme nicht unter tausenden von Geräuschen zu hören. Es war auch nicht die Lautstärke was diese Stimme so prägnant machte, es war die bedrückende, einsame Stille die in ihr lag.


    Na hoffentlich wird jetzt endlich etwas getan. Aber viel Hoffnung habe ich ja nicht. Etwas resignierend blickte er zu Valens auf. Wut fährt langsam in seine Augen. Ich weis schon was jetzt folgen wird. Es wird ein Verantwortlicher gesucht. Dann wird irgendwann einer aus dem Hut gezaubert, der gar nicht weis weshalb er überhaupt zu dieser Ehre gelangt war, und ihm wird dann die ganze Sache in die Schuhe geschoben. Und die Spekulanten, die schon seit Jahren jede sinnvolle Investition in den Hafen blockieren werden ein paar Brosamen zu Boden werfen den Anstrich erneuern und dann sagen dass alles wieder in bester Ordnung ist. Und die Stadt, … Manius setze ab. Er musste tief durchatmen.
    Er wollte auf jeden fall verhindern sich aufzuregen, doch die Situation forderte seinen Tribut. Die Dämme waren gebrochen. Die Stadt … Nun die wird den Schaden haben. Zum einen werden noch weniger Schiffe anlegen wenn sich das mal herumgesprochen hat, und zum anderen wird die Stadt wieder tief in die Taschen greifen müssen. Die einzigen die daran verdienen sind die Bauspekulanten. Ich könnte ko… Manius vollendete den Satz nicht. Valens wird auch so erraten was er gemeint hatte.

    Nun das ist auch mir klar. Wer den Geldbeutel hat wird natürlich auch sagen wo und in welcher Weise die Gelder verwendet werden. Aber was ich meine war vielmehr der Stadt zu dienen. Der Stadt und der Provinz zu helfen. Es ist doch unsere Pflicht die Aufgaben die von uns abverlangt werden, die Herausforderungen denen wir uns stellen müssen, von Problemen möchte ich gar nicht sprechen, gerecht zu werden. Viele werden nun sagen ich sei ein Idealist, ein Phantast. Gut, vielleicht bin ich das auch aber die Provinz kann nur blühen wenn jeder einzelne seinen Beitrag dazu leistet. Wir haben doch alle eine Aufgabe zu ertragen, einer Bestimmung zu folgen die uns durch die Götter vorgegeben wurde. … Manius merkte plötzlich, dass er wie so oft bei derlei Gesprächen zu Philosophieren begann und vom Thema vollkommen abgeschweift war und einen Monolog zu halten angesetzt hatte. Er hielt inne. Suchend nach einem Ausweg aus seiner Rede versucht er auf seine eigentliche Frage zurückzukommen. Er griff nach einigen Trauben die in einer Schale darauf warteten gegessen zu werden.


    …Aber wie dem auch sei, die Götter gaben uns das Leben nicht nur um zu Philosophieren. Manius nahm eine Traube in seinen Mund und kaute an ihr herum. Hattest du bereits gelegenheit mit Matinius Valens über den Dichterwettbewerb zu sprechen? Noch immer war Manius sehr neugierig mehr davon in Erfahrung zu bringen.

    Manius nahm das letzte Stückchen seines Apfelspaltens in den Mund. Den Honig, der klebrig an seinen Fingern haftete wischte er mit seiner Zunge ab.
    Du hast Recht, der Markt entwickelt sich günstig. Und was die Konkurrenz angeht, auch die ist überschaubar und würde mich nicht abschrecken, denn auch Ritter dürfen nicht alles machen.


    Manius nahm das Glas verdünnten Weins in seine Hand und spülte mit einem kräftigen Schluck die letzten Honig und Mandelsplitter, die sich zwischen seinen Zähnen verfangen hatten hinunter. Über die letzten Worte des Proconsuls zeigte er sich sehr erfreut. Ein kleines aber unauffälliges Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Ich danke dir für dein Vertrauen. … Mit Matinius Valens zusammen arbeiten zu können, und dann auch noch bei einem so wichtigen Projekt finde ich eine großartige Herausforderung. Wenn einem ermöglicht wird etwas zu bewegen, aus der Eintönigkeit des Alltags heraustreten zu können stärkt das. Ideen zum Dichterwettbewerb sind glaube ich genügend vorhanden. Sie müssen geordnet werden und in Bahnen gelenkt werden die eine Umsetzung ermöglichen.
    Manius wurde neugierig, hatte er doch seit er mit Valens darüber gesprochen hatte recht wenig darüber gehört. Wie sieht es eigentlich mit dem Fortgang des Projektes aus? Konnte Matinius Valens bereits einige Maßnahmen ergreifen?

    Manius drehte das Glas in seiner Handfläche und hörte den Ausführungen von Furianus aufmerksam zu.
    Vielleicht hast du Recht, vielleicht sollte ich tatsächlich noch zuwarten. Mir ist bewusst dass das Risiko hoch ist. Das war ja auch der Grund weshalb ich unbedingt mit dir darüber sprechen wollte. Eigentlich läuft doch alles darauf hinaus, ob das Startkapital ausreicht um die erste Durststrecke zu überwinden. Er stellte das Glas auf den Tisch und griff nach einen mit Honig kandierten Apfelspalten.


    Die Glasbranche, das muss ich ehrlich zugeben ist gar nicht mein vorrangiges Ziel. Viel interessanter ist das Handwerk der Schuster. Die Preise für gutes Schuhwerk sind hoch und das Angebot überschaubar. Das Leder als Rohstoff ist günstig und stapelt sich bei den Gerbereien. Manius biss ein Stück vom kandierten Apfelspalten ab.
    Die Chancen sich dort ein wirtschaftliches Standbein zu schaffen sind wie ich die Lage beurteile günstig. Freilich bietet eine sichere Anstellung, sollte ich den aufsteigen können ein gewisses Polster um auch Zeiten in denen die Geschäfte schlecht gehen zu überwinden, aber ich möchte den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen.


    Die Worte von Furianus waren nicht das was er hören wollte, doch er hatte damit gerechnet. Außerdem war ihm schon länger klar geworden das er sich ein gewisses Grundkapital aufbauen müsse. Er hoffte darin auf die Unterstützung seines Patrons.

    Nein, sicher nicht. Manius schaute sich am Tisch um, machte eine Schale mit Trauben ausfindig. Er griff nach einer. Ich hatte ein sehr interessantes Gespräch mit Quituns Matinius Valens, dem Magister Scrinorium in seinem Officium. Er machte eine kurze Pause. Ein Sklave hatte ihm ein Glas mit verdünten Wein eingeschenkt, was sofort seine Aufmerksamkeit erregte. Er Griff danach und drehte es in seiner Hand.


    In dem Gespräch ging es um die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die Chancen die hier in Hispania und im Besonderen hier in Tarraco bestehen. Er fuhr mit dem Daumen über das Glas.
    Matinius Valens meinte die Glasherstellung hätte hier Zukunft. Das Thema hat mir in den folgenden Tagen keine Ruhe mehr gelassen. Auf den Märkten versuchte ich nun Informationen zusammen zu tragen. Ich habe mich mit einigen Geschäftsleuten darüber unterhalten, vielleicht war auch der eine oder andere Spekulant darunter. Er lächelte leicht angespannt. Dabei sind mir auch andere Geschäfte aufgefallen, in denen es auch recht lukrativ sein kann zu investieren.


    Manius blickte vom Glas auf und sah zum Proconsul hinüber Ich hoffte einen Ratschlag bei dir einholen zu können. Ist es ratsam jetzt zu investieren? Letztendlich konnte ich mich jedoch noch nicht für eine bestimmte Branche entscheiden. Doch wie dem auch sei, eins steht fest, die Investitionskosten werden hoch für mich sein. Und eine solche Investition will reiflich überlegt sein. Manius versuchte seine Unsicherheit dadurch zu überspielen in dem er einen großen Schluck aus dem Glas nimmt. Im war bewusst, das die Summen um die es ihm dabei geht für den Flavier keine Beträge sind um die er sich große Gedanken machen würde. Aber für Manius sind dies gewaltige Summen.

    Für Manius der dem Ianitor folgend das Atrium betrat war es der erste Gang zu seinem Patron in seiner Villa. Er bestaunte die Pracht die ihm entgegenschlug, und sah auch wie selbstverständlich Furianus sich in dieser Umgebeung zu bewegen verstand. Er dachte sich dass wohl die Villa, die sein Patron in Rom zu bewohnen pflegte ähnlich prachtvoll ausgestattet sein musste.


    Salve mein Patron. Er verneigte sich leicht vor ihm und schritt auf die Kliene zu, die ihm angeboten worden war. Ein Sklave der sich ihnen genähert hatte übernahm den Mantel, den Manius noch bei sich trug und verschwand ebenso unauffällig wie er erschienen war.


    Ich danke dir, dass du für mich Zeit gefunden hast. Er setzte sich auf die Kliene. Ein weiterer Sklave huschte hervor und befreite ihn von seinem Schuhwerk bevor er sich auf die Kliene legte.


    Er schaute sich um. Eine prachtvolle Villa. Es muss ein erlesenes Gefühl sein hier draußen vor der Stadt zu residieren oder seine Arbeiten erledigen zu können. In Tarraco geht der Lärm der Fuhrwerke bereits vor Morgengrauen los und verebbt erst wenn die Sonne längst hinter den Feldern verschwunden ist. Ein Landsitz war unserer Familie nie vergönnt.