Beiträge von Manius Atius Severus

    Schon wieder ein Rempler, schon wieder ein Sturz doch diesmal war Manius nicht KO gegangen sondern nur unsanft auf das Straßenpflaster gefallen. Er drehte sich um, ergriff die Hand die ihm angeboten wurde und zog sich an ihr hoch. Valens war ebenfalls stehen geblieben und beäugte die Situation in nicht gerade bester Laune. Manius hatte sich bei dem Sturz das Kinn wieder leicht aufgeschlagen und aus der Wunde quoll wieder frisches Blut. Mit einem Lappen wischte sich Manius das Kinn ohne nicht auch leicht zu zucken wenn er dabei einen Schmerz verspürte.


    Danke, das kann mich jetzt auch nicht mehr aus der Fassung bringen. Manius seufzte und beäugte den Fremden der sich als Procurator Viarium vorstellte.
    Ich glaube wir sind uns irgendwo schon mal begegnet. Mein Name ist Manius Atius Severus, Magistratus Urbs Tarraco. Und dieser Herr hier ist Quintus Matinius Valens, Magister Scriniorum. mit einer Handbewegung weist er auf Valens.


    Während er die Beiden einander vorstellte bekam der eine, der Procurator einen kräftigen Stoß von hinten sodass er Valens, der ihm gegenüber stand beinahe umarmen musste um nicht vor ihm auf die Füße zu fallen. :D
    Der Grund des Vorfalls eröffnete sich durch ein lautes Fluchen eines an einem störrischen Maultier zerrenden Viehtreibers. Erst als dem Mann einige Sklaven, die offenbar zusammen gehörten zu Hilfe eilten konnten sie das Tier von der Stelle bewegen und die Straße wieder frei machen.
    Hier stehen wir auch an einem sehr ungünstigen Platz herum. Kommt, am Brunnen ist mehr Platz. Manius lächelte und wies mit dem ausgestreckten Arm auf einen kleinen Platz, der dominiert wird von einem Brunnen, der zwar wesentlich bescheidener als der Neptunbrunnen vor der Casa Atia aber doch genug Platz bot um sich unterhalten zu können.

    Manius war etwas verwundert über die Bemerkung des Evander. Er rieb sich das Kinn wusste er doch nicht recht wie ein Aquarius ihnen in den Angelegenheiten des Hafens betreffend helfen könne. Die Wasserversorgung im Hafenviertel galt zwar nicht als die Beste in der Stadt, doch Manius war sich sicher, dass bestimmt nicht das brackige Salzwasser aus dem Hafenbecken dafür verwendet wurde. Viel eher wurden die Abwässer aus dem Viertel im Hafenbecken entsorg. Ob diese nun durch die Rinnsteine in den Straßen, oder über die Cloaca in das Hafenbecken gelangten war egal, Verantwortlich dafür war die Stadtverwaltung, also die Duumviri und seine Magistrate.
    Ich glaube nicht, dass uns der Aquarius Didius Sevycius da weiterhelfen kann. Es sei denn er versorgt uns mit frischem Quellwasser.
    Den Didier wollte er schon deshalb nicht dabei haben, da er wusste dass sein Patron auf Didius Crassus nicht gut zu sprechen war, und er auch aus diesen Grund gegenüber Flavius Furianus den Namen des Didier nicht in den Mund nahm. Und Didius Sevycius war sein Vater.


    Nein, wenn uns jemand helfen könnte dann nur der Praefectus Portuensis oder einer seiner untergebenen Scribae. Wir werden sie wohl in den verruchten Hafenkneipen suchen müssen, oder in den Thermenkaschemmen, die die ganze Nacht über geöffnet haben und allerlei lichtscheues Gesindel wie Motten das Licht anlocken.
    Manius nahm einen Schluck aus seinem Becher um sich nicht nochmals aufregen zu müssen.
    Hast du dich bereits eingerichtet, dein Officium bezogen?

    Auch Manius musste schmunzeln als Flavius über seine Küche scherzte.
    Wie Weise doch die Ahnen sind, denn die Ahnen werden durch Taten, durch große Taten geehrt und nicht durch Müßiggang.
    Ein Schmunzeln fuhr ihm über sein Gesicht. Er schmunzelte nicht deshalb weil er die Ahnen des Flaviers für gering erachtete, ganz im Gegenteil, unter den Ahnen seines Proconsuls wahren große Männer, Kaiser die im Sterbebett das Göttliche in sich zu spüren vermochten und Persönlichkeiten deren Statuen am Augustusforum aufgestellt waren.


    Manius nahm das Glas und ließ die letzten Tropfen des edlen, karmesinroten, nach frischen Erdbeeren schmeckenden Rebensaftes in seine Kehle rinnen und stellte nach einem erfreuten Seufzer das Glas wieder zurück auf den Tisch. Er erhob sich, setzte sich aufrecht auf die Kante der Kline. Ein aufmerksamer Sklave näherte sich und war Manius beim Anlegen seines Schuhwerkes behilflich.


    Ich werde auf dein Angebot zurückkommen. Aber jetzt möchte ich dich nicht länger aufhalten, Patron. Der Tag bereitet uns noch andere Aufgaben die erledigt werden müssen und wie ich annehme werden auch einige für den Proconsul darunter sein. Er drehte sich kurz um, versicherte sich wo sein Mantel abgeblieben war, doch der Sklave hatte ihn bereits über den Arm geworfen und wartete diskret im Hintergrund.
    Auch für mich ist einiges dabei und die Arbeit warten nicht ewig auf einem. Manius erhob sich und streckte seinem Patron die Hand entgegen um sich von ihm verabschieden zu können.

    Oh Ja, dafür würde ich dir ewig Dankbar sein. Er räusperte sich was schließlich in ein Hüsteln überging. Ich hoffe durch den Ausflug ins Hafenbecken keine Erkältung einzufangen. Das kann ich nun gar nicht gebrauchen.
    Manius ging nun in leicht gebeugter Haltung neben Valens her. Wenn jemand den Beiden so zusehen würde wie sie den Hafen verlassen so könnte der Eindruck entstehen neben Valens schreite ein altes in Decken gehülltes Weib den Hafen entlang. Nur die schlanken Männerbeine die unter der Decke hervorschauten verrieten dass dem wohl nicht so sein kann.


    Langsam sah sich Manius um, saugte einen letzten Eindruck der Geschehnisse in sich auf. Das Gewühl der Menschen die sich noch zuvor gaffend herumtrieben hatte sich bereits seit längerem gelegt. Hie und da schien sich sogar wieder die gewohnte Hafenroutine einzustellen, doch in den Gesichtern der Männer und Frauen konnte Manius erkennen dass es nicht so war. An einem der Fässer die zum Verladen auf ein am Kai festgemachtes Schiffe gedacht war und noch an der Kaimauer stand hatten sich einige Männer versammelt die laut und wild gestikulierend diskutierten. An den Gesten konnte Manius erkennen worum es ging und an der Kleidung konnte Manius erraten dass es Händler waren, die wohl Angst hatten viel Geld zu verlieren. Manius ließ sie beim Vorbeigehen links liegen, obwohl er große Lust verspürte sich in die Diskussion einzumischen. Auch in den Augen von Valens konnte er sehen, dass er den Männern einiges an den Kopf werfen wolle, doch wie Manius ging er an ihnen vorbei.
    Je weiter sich die Beiden vom Hafen entfernten, desto ruhiger wurde es, und desto stärker stieg die Erwartungshaltung in den Augen von Manius sich in eine warme Stube zu setzen, bei einem Becher heißen gewürzten Weins um sich zur Entspannung über einige Verse der Ilias herzumachen.

    Manius betrat den großen Raum des Tempels der sich vor ihm auftat. Er sah sich ehrfurchtsvoll um, und wagte nur langsam an die Statue der Fortuna heranzutreten um die feierliche Stimmung nicht zu durchbrechen. Dabei zog er die Toga über seinen Kopf, die er eigens für diesen Augenblick hatte neu bleichen lassen. Der Raum war erfüllt vom Duft süßlichen Weihrauchs und erhellt vom flackernden Schein der Fackeln an den Wänden.
    Manius war schon lange nicht mehr hier gewesen, doch nach den Vorfällen am Hafen war es für ihn eine Notwendigkeit ein Opfer darzubringen. Er war vom Schicksal schwer geprüft worden und hoffte nun Erleichterung zu finden.


    Er Schritt näher an die Statue heran, kniete vor ihr nieder und begann leise einen Lobeshymnus anzustimmen.


    O Fortuna!
    Wie der Mond
    So veränderlich,
    Wachst du immer
    Oder schwindest! -
    Schmähliches Leben!
    Erst misshandelt,
    Dann verwöhnt es
    Spielerisch den wachen Sinn.
    Dürftigkeit,
    Großmächtigkeit
    Sie zergehen vor ihm wie Eis.


    Nach dem er diese Worte gesprochen hatte erhob er sich wieder und brachte seine Opfergaben dar. Noch eine Weile stand er da, saugte die Kraft die von diesem Ort ausging in sich ein, stand auf und ging wieder nach draußen.

    Manius ging nicht länger auf die Sache am Hafen ein, hatte er sich doch einen Verkühlung daraus zugezogen an die er längere Zeit laborierte. Nun war er wieder fit und gedachte nicht so schnell wieder im Hafenbecken zu landen.


    Nun, nach den Informationen die ich habe hat er bereits mit dem Bibliothekar gesprochen. Und ich denke auch, dass die Bibliothek ein hervorragendes Forum für den Wettbewerb abgibt. Aber viel mehr kann ich dir auch nicht sagen. Da er seit der Begebenheit am Hafen nicht mehr die Möglichkeit hatte sich mit Valens auszutauschen musste er andere Informationsquellen anzapfen. Und da er durch seine Verkühlung etwas mehr an Zeit hatte als ihm lieb war konnte er sich ausführlich über die neueste Ausgabe der Acta hermachen. Und aus dieser konnte er entnehmen dass wohl schon ein Gespräch stattgefunden haben musste.


    Manius setzte sich wieder auf seinen Stuhl, ließ sich in die Lehne des Selbigen fallen und ließ sich in gewohnt lässiger Haltung darin nieder. Seinen linken Arm über die Lehne gelegt, den rechten Arm ausgestreckt und mit der Hand nach dem Becher mit den Wein fassend.
    Beinahe beiläufig aber nicht ohne Interesse lauschte er den Worten von Evander. Er scheint ein hohes Maß an Interesse für den Hafen aufzubringen, was ihm nicht ganz ungelegen kam. Doch ganz wollte er den Hafen nicht aus der Hand geben. Er glaubte sich gut im Bauwesen, der architectura auszukennen, und genug Wissen zu haben den Anforderungen die an einem Magistratus gestellt werden zu genügen. Aber mit Hafenbauten war er nicht so bewandert, und sein Wissen darüber beschränkte sich auf einige Unterlagen die er in den letzten Tagen darüber studieren konnte.


    Ich sehe, dass du begierig bist dich in die Arbeit zu stürzen. Manius schmunzelte. Nun, um konkrete Baumaßnahmen zu veranlassen ist es noch zu früh denke ich. Zunächst muss die Bausubstanz gesichtet werden. Außerdem sollte eine Untersuchung gestartet werden. Ich glaube bevor wir uns nicht ein Bild über die Maßnahmen gemacht haben die in den letzten Jahren getätigt wurden, hat es keinen Sinn sich über weitere Dinge den Kopf zu zerbrechen.
    Er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Becher um sich die aufkommende Wut über das gerade gelesene hinunterzuspülen. Nach dem er den Becher wieder abgestellt hatte fährt er mit einer Handbewegung über seinen Tisch und die darauf abgelegten Dokumente und Schriftstücke.


    Du siehst was ich hier auf meinem Tisch ausgebreitet habe? Ich war im Archiv, in dem verstaubten Kellergewölbe wo sonst nur die Ratten hausen um mir einige Dokumente zu hohlen. Dort hat man mir dann diese Unterlagen in die Hand gedrückt und diese sind nicht gerade aufschlussreich. Was genau gemacht wurde und in welchem Zustand der Hafen ist werden wir wohl nur im Rahmen einer Inspektion erfahren können.
    Er griff sich ans Kinn. Wir sollten uns baldmöglichst mit Matinius Valens unterhalten um die Aufgaben zu koordinieren. Was meinst du?


    Er setzte ab und schüttelte dabei den Kopf.
    Ich sage dir eines, der Proconsul hatte ganz Recht den Praefectus Portuensis zu entlassen. Da sieht ja keiner mehr durch. Diese Hundesöhne sollte man am nächstbesten Baum aufknöpfen oder gleich ans Kreuz nageln Manius lies die zu einer Faust geballte rechte Hand auf den Tisch knallen, dass der Becher mit dem Wein zu tanzen begann.

    Er schob das Schriftstück mit einer flüchtigen Handbewegung zurück auf den Tisch, ließ den Becher los und sprang von seinem Stuhl auf, in dem er sich in lässiger Pose niedergelassen hatte.
    Redivivus Evander, natürlich habe ich gehört. Endlich sehen wir uns einmal. Manius streckte ihm die Hand entgegen um ihn zu begrüßen, wie es Römer sonst nur bei guten Bekannten oder Familienmitglieder zu tun pflegten.


    Auch ich möchte dich Beglückwünschen zur Magistratur. Wie ich sehe hat sich unser Proconsul bereits mit dir unterhalten. Komm doch, setz sich. Mit einer ausladenden Handbewegung wies er auf den Stuhl, den er für solche Gelegenheiten an die Front des Tisches aufgestellt hatte. Er drehte sich um und holte einen Becher von der Kiste in der er ansonsten wichtige Unterlagen zu verstauen gedachte, und schenkte ihm aus der Kanne vom verdünnten Wein ein. Er setzte sich wieder und beließ die Kanne am Tisch, um gegebenenfalls nachschenken zu können.


    Wurdest du auch vom Dichterwettbewerb in Kenntnis gesetzt? Du musst wissen in der Bibliothek und auch im Theater sollte ein Wettbewerb der Poeten stattfinden. Manius wollte wissen, ob er darüber bereits ins rechte Licht gerückt wurde. Außerdem gedachte er in einem ungezwungenen Gespräch mehr über einander in Erfahrung zu bringen.

    Manius saß gerade über einem Bericht der Hafenverwaltung den er sich holen hat lassen um sich langsam einen Überblick von den Arbeiten die an den Hafenanlagen in den letzten Jahren gemacht wurden zu bekommen. Mehrmals musste er den Kopf schütteln. Nicht nur dass die Berichte lückenhaft waren - es fehlten ganze Seiten - sondern sie waren auch schlampig geführt. Überall musste er Ausbesserungen im Text, Überschreibungen und manchmal sogar Schwärzungen entdecken um wahrscheinlich Zahlungen zu vertuschen. Wenn Manius heute früh nicht am Markt gewesen währe um sich Wein von seinem Händler zu besorgen, würde er schier verzweifeln. Trotzdem lagen ihm die Berichte schwer im Magen. Er griff zur Kanne um sich einzuschenken.


    Da hört er ein Klopfen an der Tür. Manius wunderte sich, hatte er doch die Türe nur anlehnen lassen. Es graute ihm immer zu abgeschieden zu sein, keinen Kontakt zu anderen hart arbeitenden Kollegen zu haben. Entsprechend hatte er auch große Erwartungen in den Mann, der mit ihm zum Magistratus bestellt wurde. Er kannte ihn nicht, wusste nur, dass er der Sohn des Appius Redivivus Romanus war, der einst Duumvir war und mit Valens Ermittlungen im Hafen durchführte nach dem sich dort ein Unglück ereignet hatte.


    Ohne aufzuschauen und den Becher immer noch in der Hand rief er nach draußen
    "Die Tür ist offen" um sich dann wieder dem Schriftstück zuzuwenden und den begonnenen Satz fertig zu lesen.

    Seltsam dachte sich Manius, die waren doch alle mit Valens verwandt. Wollten sich die alle gegenseitig decken? Doch Manius wollte Valens glauben, hatte er doch einen guten Eindruck von ihm gewonnen und in ihm einen Gesprächspartner gefunden über dem man frei und ohne Vorurteile auch über Philosophisches Sprechen konnte. Das war viel wert in einer Zeit, wo einem immer wieder Personen begegnen, denen es daran lag einen persönlichen Nutzen aus den Geheimnissen die einem anvertraut wurden zu schlagen. Und in Valens hoffte er einem Mann gegenüber zu stehen, der Geheimnisse für sich behalten konnte.


    Manius überkam ein Hustenanfall. Er beugte sich leicht vor, hielt sich seine linken Hand, geballt zu einer Faust vor den Mund und hustete stark. Er verspürte ein leichtes Kratzen in seinem Hals, das sich erst allmählich zu verflüchtigen schien.


    Gut … Valens …mir scheint du kannst es … nicht mehr erwarten mit den … Ermittlungen zu beginnen. Er wischte sich über die wässrig gewordenen Augen und der leicht triefenden Nase. Der Hustenreiz war überwunden, vorerst zumindest.


    Die Überreste des Stegs, die müssen wir uns tatsächlich gründlich anschauen. Ich sehe schon die Spekulanten die sich die Hände reiben, was sie nicht alles für teures Geld der Stadt unterjubeln können. Aber die haben nicht mit uns gerechnet. Manius klopfte Valens auf die Schulter.
    Im übrigen glaube ich, ich sollte versuchen beim Proconsul auf den Hafen zu sprechen zu kommen. … Aber … Manius räusperte sich, das Kratzen machte sich wieder bemerkbar. Ich glaube mir bekommt die leichte Prise nicht recht in meinen nassen Sachen. Ich sollte schon längst im Trockenen sein, denn ich will nicht so enden wie der Hafen hier, krank und zu Tode geschunden. Er schmunzelte.

    Natürlich. In Anbetracht der vielen Aufgaben die vor uns liegen wird es ohne einer gut geplanten Koordinierung unserer Aufgaben ohnehin nicht gehen können.


    Manius hoffte in Evander einen guten Partner zu finden. Die Aufgaben denen sie sich stellen müssen sind reichhaltig. Der Dichterwettbewerb, der ihm besonders am Herzen lag, die Untersuchungen am Hafen, die er mit Matinius Valens oder eben mit dem Regionarius durchzuführen hatte und die daran anschließende Hafensanierung, die ihm ebenfalls keine ruhige Minute ließen. Dazu kommen noch die Arbeiten die zusammen mit den Duumviren zu machen sind, also die täglichen Routinearbeiten auf dem Amt. Als er über die Duumviri nachdachte fiel ihm auf die Männer bereits seit längerer Zeit nicht mehr gesehen zu haben. Er kannte sie nicht, und das war auch nichts Außergewöhnliches in einer Stadt wie Tarraco. Es konnte natürlich auch nur Zufall sein, dass er keinen der beiden begegnet war.


    Nach einer Pause, in der er nach einer der Artischocken griff und sich nun auch über diese hermachte versuchte er wieder auf den eigentlichen Grund seines Besuches zurückzukommen.
    Ich muss schon sagen, eine ganz erlesene Küche. Apicius währe erblasst vor Neid.
    …Übrigens, danke für deinen Rat, ich glaube das hat mir sehr geholfen. Ein wenig mehr an Zeit und eine solide Anstellung wird das Richtige sein. Ich hoffe doch auf deine Unterstützung, wenn ich mich denn dazu entschließen sollte.

    Manius musste nicht lange suchen um das Officium von Publius Annaeus Domitianus zu finden, lag es doch sehr Zentral, von jeder Seite der Flure rasch zu erreichen. Ausserdem war es auch das größte der Officii die sich hier befanden. Er kannte den Duumvir lediglich von der Straße wenn er ihm zufällig begegnet war und da Manius nur ein Bürger unter den vielen Menschen der Stadt war zog er sicher nicht die Aufmerksamkeit des Duumvires auf sich.


    Manius klopfte fest gegen die Tür des Duumvirs, hatte er doch gelernt dass ein energisches auftreten einen guten Eindruck hinterlässt. Doch Manius ist auch vorsichtig, denn er wusste nicht wie Publius Annaeus Domitianus reagieren wird, wenn ihm ein wildfremder Magistratus vor die Nase gesetzt wird. Er werde versuchen die Ängste zu zerstreuen und sich von seiner Besten Seite zu zeigen. Außerdem brachte er bereits eine Menge von Aufgaben mit, die ihm sein Patron und Proconsul aufgetragen hatte.

    Manius betrat sein Officium mit einer gewissen Portion Ehrfurcht, war es doch sein erstes Officium das er alleine in Beschlag nehmen durfte. Es war kein großes Officium, aber zweckmäßig.


    Links und rechts von der Tür befanden sich Regale mit allerlei Dokumenten die er für seine Arbeiten in der Magistratur der Stadt benötigen wird. An der rechten Wand gleich neben seinem Arbeitstisch war eine auf einem Sockel aufgestellte Kaiserbüste angebracht. Die Linke Wand wurde dominiert von einem großen den ganzen Raum gut ausleuchtenden Fenster, das auf das Forum hinaus zeigte. Der Raum war so angelegt, dass die Morgensonne ihre kräftigen Strahlen genau auf die Büste des Kaisers warf, und einer Corona gleich auf dem Haupt des Kaisers ruhte.
    Auf dem Tisch pflegte Manius nur seine wichtigsten Utensilien aufzustellen, Ein atramentarium mit einem sorgfältig darüber gelegtem calamus, daneben einen Schwamm und einen scalprum um seinen stumpf gewordenen calamus wieder spitzen zu können.

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus


    "Gut. Keine direkten Aufgaben, aber du solltest dich doch, als Magistratus, beim Duumvirn melden, das wäre sehr angebracht, schließlich ist er dann dein direkter Vorgesetzter."


    Wenn er den Duumvirn finden würde, dachte er weiter.


    Ja, Proconsul. Ich wird mich gleich aufmachen und beim Duumvir Publius Annaeus Domitianus vorsprechen.


    Manius wandte sich ab und begab sich in Richtung der Tür. Dort angekommen drehte er sich nochmals um und verabschiedete sich mit einer freundlichen Geste.
    Ave Proconsul


    Als Manius durch die Tür schritt und zur Freude des Sklaven nun auch die Tür hinter sich schloss hoffte er den Duumvir noch in seinem Officium anzutreffen. Für gewöhnlich pflegten die Magistrate der Stadt, zu denen er ja nun auch zählte um diese Tageszeit, de meridie (früher Nachmittag) , eine kleine meridiatio (Mittagsruhe) einzulegen. Er hoffte dass diese heute nicht ganz so ausführlich genossen wurde wie sonst üblich.

    Nein, das währe dann alles.


    Manius der die Tabula in seiner rechten Hand hielt schob sie nach vorne und ließ sie von beiden Händen umschlossen vor sich auf seiner Brust in den verschränkten Händen ruhen.

    Sind heute noch etwaige Aufgaben zu erledigen?


    Manius stellte die Frage beinahe aus selbstverständlichem Zwang heraus, wollte er doch auf jeden Fall zuvorkommend sein. Dabei schaute er Furianus fragend an.

    Nein, wenn ich ehrlich sein sollte ich würde ihn nicht einmal erkennen wenn er mir auf der Straße über den Weg laufen sollte. … Und das war nicht einmal übertrieben, denn er kannte ihn nicht und sein Barbier hatte auch noch nie über ihn gesprochen.
    Genüsslich leckt er sich die Reste der scharfen Soße von seinen Fingerspitzen. So viel Schärfe macht durstig. Er griff nach seinem Becher mit dem Wein und nahm einen großen Schluck.


    Ich hoffe bald das vergnügen zu haben ihm zu begegnen. Er soll ebenfalls zum Magistratus ernannt werden? Er stellte die Frage so als würde er zum ersten Mal davon hören, obwohl es ihm bereits bekannt war. Doch er wollte mehr von Redivivus Evander hören. Er kannte die Gens der Rediviva, wer in Tarraco kannte sie nicht, doch hatte er noch nie das vergnügen persönlich mit jemanden aus dieser Gens zu sprechen geschweige denn mit jemanden zu arbeiten oder gar sich über Politik auszutauschen.

    Manius sah wie sein Gegenüber sich eine Hühnerkeule vom Tablett nahm, worauf er sich ebenfalls nach etwas essbarem streckte. Er griff nach einem zunächst noch unidentifizierbarem in einer roten Soße schwimmenden Etwas. Die rote Soße erinnerte an eine Tomatensoße, doch diese war noch nicht entdeckt, und so glaubte Manius dass es sich hier um eine Languste in einer scharfen mit Garum versetzten Soße handelte. Und so war es dann auch. Langusten mochte er fürs Leben gerne. Genüsslich biss er hinein und kaute ausgiebig. Dies gab ihm die Gelegenheit über den Regionarius nachzudenken.


    Das kann schon sein dass er ebenfalls dort war. Ich glaubte ihn zumindest von der Kaimauer aus Rufen zu hören, bin mir da jedoch nicht ganz sicher. Als ich zumindest die Gelegenheit hatte an der Kaimauer mit Matinius Valens über den Vorfall erste Worte zu wechseln konnte ich nichts von ihm sehen. Manius griff nochmals zu einer der Krustentiere in der köstlichen scharfen Garumsoße. Dabei entdeckte er auch einige Artischocken, die wie er zu erkennen glaubte in einer würzigen Fenchelsoße zubereitet waren.


    Gut, werde ich machen. Gab Manius knapp zurück bevor er sich über das Krustentier hermachte.
    ... Ich werde dir dann die Angebote vorlegen. Natürlich mit einem umfassenden Bericht über den Hafenzustand und welche Arbeiten angedacht werden sollten.

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    ...



    Ja, Lucius Didius Crassus wurde über deinen Wunsch ausführliche Berichte über die Wasserversorgung abzugeben informiert, und auch die Wertkarte wurde beantragt und Ausgestellt. Hier allerdings gab es ein kleines Problem. Es konnte nur eine Wertkarte bis 500 Sesterzen ausgestellt werden. Ich habe diese genommen. Außerdem ließ ich die Berechtigung auf die Provinzverwaltung einschränken. Ich hoffe damit in deinem Sinn gehandelt zu haben.


    Manius war davon überzeugt, dass dies im Sinne des Proconsuls war. Wenn die anderen Behörden die Möglichkeit eine Wertkarte benutzen zu dürfen eingeräumt wird wäre es unüberschaubar, was alles auf Kosten der Provinz verschickt würde. Wer weis, angefangen von Liebesbriefen an die geheime außereheliche Liebschaft, vielleicht auch einer geheim gehaltenen Beziehung, einer Konkubine oder ähnliches bis hin zu Drohbriefen oder gar einem Bestechungsversuch, was ja nicht ganz so selten sein sollte als immer behauptet wird.

    Aber natürlich, auch ich habe es noch eilig
    So eilig hatte es Manius eigentlich nicht, hatte er doch nur noch einen Termin. Er wollte sich heute vielmehr einen schönen Tag machen und sich in die Thermen verdrücken, und sich dann beim Barbier den neuesten Klatsch anhören. Ein Ritual, das er sich angewöhnt hatte.
    Ave, und wohl bekomms
    Mit einer freundlichen Geste huschte er aus dem Officium.

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus


    "Ja, bitte."


    Sprach Furianus und ließ von seinem wichtigen und durchaus ermüdenden Schreiben ab, welches er gerade verfasste und irgendwie nicht das richtige Ende zu finden schien.


    Manius öffnete die Tür und ging hinein, ohne sich nicht den finsteren Blick eines Sklaven zuzuziehen der damit gerechnet hatte dass Manius die Tür selbst schloss. Doch diesmal musste sich der Sklave darum bemühen, was ihm sichtlich missfiel und Manius ein Schmunzeln abnötigte.
    Manius ging auf den Proconsul zu, der sich hinter seinem Tisch bequem in seinen Stuhl niedergelassen hatte.
    Ave, Proconsul.


    Manius blieb vor dem Tisch stehen und zog sein Papyrus hinter dem Arm hervor.
    Mein Proconsul, ich kann die den Bericht zur Steuererhebung übergeben. Es hatte etwas länger gedauert als mir lieb war, aber ich musste auf einige Angaben warten, die ich nicht in unseren Steuerarchiven finden konnte. Jetzt sind die Daten vollständig.


    Manius nahm das Papyri und rollte es vor dem Proconsul aus, so dass er das Dokument einsehen konnte.



    Steuererhebung der Provinz Hispania


    Regio Lusitania


    - Pax Iulia: 975 Aureus, 20 Denare und 1 Sesterz
    - Ebora: 521 Aureus, 5 Denare und 1 Sesterz
    - Olisipo: 751 Aureus, 21 Denare und 3 Sesterzen
    - Scallabis: 332 Aureus, 10 Denare und 1 Sesterz
    - Emerita : 1223 Aureus, 11 Denare und 3 Sesterzen
    - Norba: 203 Aureus, 12 Denare und 3 Sesterzen
    - Salmantica: 803 Aureus 12 Denare und 2 Sesterzen


    Gesamt: 4811 Aureus, 19 Denare und 2 Sesterzen


    Regio Baetica


    - Corduba: 1287 Aureus, 17 Denare und 1 Sesterz
    - Astigi: 798 Aureus, 8 Denare und 2 Sesterzen
    - Italica: 578 Aureus, 17 Denare und 3 Sesterzen
    - Hispalis: 945 Aureus, 15 Denare und 1 Sesterz
    - Gades: 1594 Aureus, 20 denare und 2 Sesterzen
    - Urso: 587 Aureus, 21 Denare und 2 Sesterzen
    - Ucubi: 365 Aureus, 10 Denare und 2 Sesterzen
    - Acci: 291 Aureus, 18 Denare und 2 Sesterzen
    - Sexi: 298 Aureus, 11 Denare und 1 Sesterz
    - Malaca: 856 Aureus, 5 Denare und 1 Sesterz


    Gesamt: 7604 Aureus, 21 Denare und 1 Sesterz


    Regio Hispania Tarraconensis


    - Emporiae: 765 Aureus, 13 Denare und 3 Sesterzen
    - Barcino: 367 Aureus, 11 Denare und 3 Sesterzen
    - Tarraco: 1815 Aureus, 8 Denare und 1 Sesterz
    - Saguntum: 745 Aureus, 21 Denare und 1 Sesterz
    - Valentia: 487 Aureus, 10 Denare und 2 Sesterzen
    - Celsa: 211 Aureus, 24 Denare und 3 Sesterzen
    - Caesaraugusta: 845 Aureus, 5 Denare und 1 Sesterz
    - Bilbilis: 578 Aureus, 12 Denare und 2 Sesterzen
    - Pomoaelo: 699 Aureus, 5 Denare und 1 Sesterz
    - Numantia: 721 Aureus, 14 Denare und 2 Sesterzen
    - Clunia: 514 Aureus, 4 denare und 1 Sesterz
    - Calagurris: 245 Aureus, 11 Denare und 2 Sesterzen
    - Flaviobriga: 345 Aureus, 9 Denare und 1 Sesterz
    - Locus Augusti: 221 Aureus, 4 Denare und 3 Sesterzen
    - Asturica Augusti: 798 Aureus, 12 Denaer und 2 Sesterzen
    - Bracara Augusta: 257 Aureus, 23 Denare und 2 Sesterzen
    - Segovia: 574 Aureus, 16 Denare und 2 Sesterzen
    - Toletum: 1187 Aureus, 14 Denare und 2 Sesterzen
    - Lipisosa: 438 Aureus, 21 Denare und 1 Sesterz
    - Salaria: 348 Aureus, 1 Denar und 3 Sesterzen
    - Carthago Nova: 1247 Aureus und 15 Denare


    Gesamt: 13417 Aureus , 12 Denare und 2 Sesterzen


    Provincia Hispania Proconsularis:


    Endsumme: 25834 Aureus, 3 Denare und 1 Sesterz


    Manius Atius Severus