Beiträge von Manius Atius Severus

    Severus vernahm das Herein, das aus dem inneren des Raumes hinter der Tür kam. Er räusperte sich, strich die Tunica zurecht, ergriff die Klinke der Tür und stieß sie auf. Es eröffnete sich ihm ein großer Raum, ein großer schwerer, auf bronzenen säulenartigen Beinen ruhender Tisch, dahinter ein prunkvoller Stuhl auf dem unverkennbar der Proconsul der Provinz Hispania saß. Flankiert von zwei bronzenen Dreifüßen, links von ihm ein Sockel mit der Büste des Kaisers.
    Severus trat ein, und ging auf den Schreibtisch zu, blieb jedoch auf halber Strecke stehen. Er hat sich zum Tisch gewandt unter einem großen Leuchter, welcher in der Sonne, die ihre Licht durch ein großes Fenster unter der Vierung des Raumes warf, in güldenen Farben glänzte, aufgestellt. Über seine Schulter hörte er noch wie offenbar die Wache die Tür hinter ihm zugeschlagen hatte. In der Aufregung des Augenblicks hatte er vergessen die Tür zu schließen und wahr deshalb erleichtert dass ihm eine unangenehme Situation erspart blieb.


    Salve, Proconsul Lucius Flavius Furianus Severus sprach ihn natürlich mit seinem vollen Namen an. Auch wenn der Flavier erst seit kurzem diese Amt ausfüllte, war sein Name natürlich bekannt.Ich bin Manius Atius Severus. Verzeih mir wenn ich dir deine kostbare Zeit stehle. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Proconsul sehr beschäftigt sein muss. Aber ich wurde hier her verwiesen.
    Severus setzt kurz ab um anschließend sein Anliegen vor zu bringen. Mein Anliegen will vielleicht banal erscheinen, aber ich suche eine Anstellung. Und diese so hoffe ich werde ich hier finden.


    Da der Flavier noch nicht von seinem Tisch aufschaute als Severus zum Ende gekommen war, machte er noch ein paar Schritte zur Seite um nicht in der Sonne stehen zu müssen.

    Nach dem er und sein Begleiter einige Flure entlang geschlendert waren, eine große, weit ausladende Treppe erklommen haben und wieder Flure entlang marschierten, vorbei an einigen Türen, aus denen geschäftiges Treiben zu vernehmen war erreichten wir eine große, mit ranken verzierte Tür. Sein Begleiter, klopfte kräftig gegen diese und trat einige Schritte zurück. Offenbar wartete er nur noch auf ein "Herein" um sich wieder seiner Pflichten am Eingang des Palastes zu widmen.


    Ich wartete neben ihm auf dem Flur was mir Zeit gab mir Gedanken zu machen was ich sagen werde, wie ich es am besten Anstellen könnte diesen Posten zu bekommen und welche Möglichkeiten ich hier haben werde.

    So So dachte sich Severus, die Stelle des Magister Officiorum ist unbesetzt?


    Das er daher gleich beim Proconsul vorsprechen sollte kommt für ihm überraschend. Aber es kann nur von Vorteil sein. Zudem hatte Severus da doch eine Kleinigkeit verwechselt. Aber die Wache erkannte sein Anliegen.


    Vielen Dank. Severus hob noch die Hand für eine freundliche Geste und ging mit seinem Begleiter in den Palast.

    Severus, dem das Gesicht der Wache bekannt vorkam, er hat ihn wohl in der Taberna unten am Hafen schon einmal gesehen, vielleicht sogar schon mit ihm gesprochen und über irgendeinen belanglosen Witz gelacht, ging etwas nähe an ihn heran.


    Scherzhaft begann er daher auf seine Frage zu antworten Nun was … Er brach ab um danach bestimmt fortzusetzen Ich möchte ins Officium des Magistratus. Es wird dort doch sicher noch eine Stelle frei sein oder? Scriba werden doch in der Verwaltung immer gesucht? Daher möchte ich mich als Scriba Provincialis bewerben.


    In Tarraco war es zurzeit schwer gut bezahlte Arbeit zu finden, wenn einem überhaupt Arbeit angeboten wurde. Und Severus brauchte eine Anstellung. Daher blieb er Sachlich und versuchte seine Witzeleien, die er sonst gerne machte zu unterdrücken.

    Endlich hatte es Severus herauf in die Casa geschaft. Der Weg führte ihn nicht gleich von der Taberna in die Casa. Nein, er hatte noch einen Aushang am Forum platziert, den er seinem Geist zuvor in der Taberna abgerungen hatte. Es war ein kleiner Aushang, kurz, und wie er glaubte prägnant auf den Punkt seines Anliegens gebracht ohne großes Geschwafel.


    Anschließend hatte er noch vor einige Briefe zu beantworten und sich auf den nächsten Tag vorzubereiten. Außerdem waren noch einige häusliche Arbeiten zu erledigen, die er mangels Dienstboten wohl selbst zu erledigen hatte.

    Die Zeit verstrich, Menschen kamen und gingen. In der Taberna wurde es zunehmend lauter und hektischer. Wie jeden Tag, wenn der Abend anbricht fanden sich die verschiedensten Händler, Handwerker und Tagelöhner hier ein um sich Erleichterung bei einigen Bechern Wein zu suchen oder um einfach noch schnell ein paar Happen hinunter zu würgen, bevor sie sich nach Hause schleppten, in irgend eine namenlose Insula, wo eine missmutige Frau auf sie wartete und nur darauf aus ist ihren Frust an ihnen aus zu lassen. Severus meinte diese Männer erkennen zu können ohne auch nur ein Wort mit ihnen zu wechseln. Die gebeugten, an der Theke stehenden, etwas älteren Männer zählte er zu dieser Kategorie. Es waren die Sorte von Menschen, die kaum ein Wort mit anderen sprachen, sich nur stumm hinstellten und entweder ihren Becher mit Wein Missmutig in ihren Händen drehten oder einfach in die Leere vor ihnen starrten. Vor Wochen hatte er sich erlaubt einen dieser Männer anzusprechen, was er wohl besser bleiben lies. Das einzige was er davon hatte war ein abschätziger Blick aus dunklen, tief ins Gesicht eingegrabenen Augen und ein abwehrendes "Kümmre dich um deine eigenen Probleme".


    Viel aufregender waren da schon die einen oder anderen Menschen, denen man gleich ansah, dass sie es eigentlich nicht nötig hatten eine Spelunke wie diese aufzusuchen. Sie waren im Normalfall viel redseliger. Ja Severus meinte das die nur zum Zweck einer interessanten Unterhaltung eine Taberna aufsuchten. Bei den Gesprächen mit ihnen konnte man immer allerlei Neues in Erfahrung bringen. Und dann gab es noch die unzähligen Händler und Handwerker in der Taberna, welche sich so im Schankraum verteilten um eine gute Sicht auf den Eingang zu haben. Sie waren auf der Jagd, wie Severus immer etwas belustigt zu bemerken pflegte. Sie versuchten vor allem mit den redseligen fein gekleideten Männern ins Gespräch zu kommen.


    Severus sah sich das Treiben in der Taberna still und in seine Ecke zurückgezogen ohne nicht auch das eine oder andere Schmunzeln über seine Lippen zu bringen an. Lies sich ab und an einen neuen Krug mit Wasser oder Wein an den Tisch bringen und kritzelte hin und wieder irgendetwas auf einen Bogen Papyri den er sich in die Taberna mitgenommen hatte.


    Erst als es bereits später wurde, der Wirt damit beschäftigt war die Lampen mit neuem Öl für die Nacht vorzubereiten stand Severus auf, raffte sein Schreibzeug zusammen und ging an die Theke. Die Missmutigen Männer hatten die Taberna längst verlassen. Die, die jetzt noch am Schank standen warteten auf die hereinbrechende Nacht, und auf die leichten Dirnen, welche sich um diese Tageszeit immer durch die Schenken am Hafen trieben.
    Hier, das passt schon so Severus warf dem Mädchen hinter der Theke einige Asse zu und wendet sich zur Tür um die Taberna zu verlassen.

    Gemessenen Schrittes steuerte Severus die Porta des Palastes an. Vorbei an einigen Scriba, die an Tischen, welche sie hier in der glühenden Sonne auf der Straße aufgestellt hatten, herumsaßen um sich das einen oder andere As an einem Brief zu verdienen. Severus ließ sie alle hinter sich. Er wollte in den Palast. Zudem hatte er seine beste Tunica übergestreift. Auf den Treppen hatte er sich nochmals umgeschaut, seine Tunica zurecht gemacht und sich zum Palasteingang gewandt.


    Salve, Manius Atius severus mein Name. Ich möchte mich um eine Stelle hier in der Verwaltung bewerben. Wer kann mir hier weiterhelfen?


    Er wartete die Reaktion der Wache ab, die nicht sonderlich interessiert auf ihn zu sein schien.

    Der Weg führte Severus wie jeden Tag auch an der Taberna vorbei. Ruckartig stieß er die Türe auf, und ließ seinen Blick durch den dunstigen Raum schweifen. Seine Augen fixierten einen freien Platz, am anderen Ende der Taberna, von dem aus er einen hervorragenden Überblick hat wer die Taberna betrat und wer sie wieder verlassen würde, ohne gleich im Zentrum zu sitzen.


    Salve Rubellus, was machen die Geschäfte? Bei dir scheint heute ja wieder Betrieb zu herrschen? sprach Severus den Wirt der Schänke beim vorbeigehen an. Für mich das Übliche, einen Becher Wein mit ordentlich Wasser. Er setzte sich, streckte alle Viere von sich und legte danach seine Hände in den Nacken. Er sah zur Tür, wo gerade ein fein gekleideter Herr, den er bereits auf dem Forum gesehen hatte die Taberna betrat. Er beachtete diesen Mann nur flüchtig, denn sein Blick hatte bereits eine wesentlich reizvollere Person erspäht, die seine Sinne zu fesseln vermag. Er kniff die Augen zu und gähnte, um Müdigkeit vorzutäuschen, während er sie keinen Augenblick aus den Augen verlor. Erst als eine der Sklavinnen des Hauses seinen Wein an den Tusch brachte fuhr er hoch.


    Danke. Er nahm sich einen Becher, machte ihn voll und nahm erst mal einen ordentlichen Schluck.


    Danach schaute er auf. Gezielt fuhr sein Blick zum Tisch hinüber, an dem zuvor das Mädchen gesessen hatte. Doch dort hatte sich die schöne Gestalt einer Aphrodite in einen hinkelfüßigen Hephaistos verwandelt, mit breiten Schultern und abgetragener Tunika. Schade, ein Lichtblick an diesem Tage weniger. Enttäuscht nimmt er noch einen Schluck aus seinen Becher.

    Am nächsten Morgen konnte er es gar nicht erwarten außer Haus zu kommen. Er hatte sich ein großes Programm vorgenommen. Die beste Tunica hatte er sich aus dem Schrank genommen und nochmals sorgfältig ausgebürstet. Das Frühstück ließ er fast unberührt zurück. An diesem Tag hatte er einfach keinen Appetit. Hingegen nahm er sich wesentlich mehr Zeit eine ordentliche Figur abzugeben.


    Bevor er aufbrechen wollte fand er aber noch Zeit ein paar Schriftstücke aufzusetzen. Er überlegte gründlich welche Wortwahl die bessere, die treffendere sei, um sie dann mit geübter Hand zu Papier zu bringen. Für die Korrespondenz, und sei sie auch noch so spärlich würde er sich immer Zeit nehmen. Eine schöne Kalligraphie ist mehr Wert als die schmeichelsten Worte eines Rethors.


    Als es endlich Zeit war aufzubrechen ließ er keine Zeit verstreichen und setzte seinen Fuß vor die Tür. Bevor er die Casa verließ versicherte er sich auch alles gut verriegelt zu haben. Er blickte sich nochmals um und ging mit schnellen Schritten die Straße entlang, die zum Forum führte.

    Die Straßen in Tarraco pflegen zu dieser Jahreszeit für gewöhnlich trocken und staubig zu sein. Auch an diesem warmen Spätsommerabend scheint es nicht anders zu sein. Die leichte Prise, welche immer zu dieser Tageszeit die trockene, salzige Meeresluft vom Hafen in die Stadt trägt reicht kaum aus den Dunst der sich über die Häuser gelegt hat wegzutragen. Für Severus, der dieses Klima von Kindesbeinen an gewöhnt ist zeigt sich davon vollkommen unbeeindruckt. Im Gegenteil, die leichte Prise empfindet er als Erleichterung, ja als Wohltat der Götter. Schnell schreitet er durch die Stadt. In einigen Vierteln, vor allem am Hafen treibt sich zu dieser Zeit viel Gesindel herum. Obwohl er sicher stark genug ist es mit einem dieser Ganoven aufzunehmen, will er es nicht darauf anlegen. Zudem pflegt dieser Abschaum der Gesellschaft für gewöhnlich in Gruppen aufzutreten. Obwohl er den Hafen bereits hinter sich gelassen hatte und bereits in den Wohngegenden hinter dem Hypodrom angelangt ist verringert er sein Tempo nicht. Das Ziel seines Marsches durch die Stadt rückt bereits in sein Blickfeld.


    Eine kleine Casa, die Casa der Gens Atia. Erbaut von seinem Onkel Tertius Atius Iunianus als er selbst noch jung, und sein noch jüngerer Bruder Quintus Atius Rufus noch mit dem Holzspielzeug aus geschnitzten Legionären spielte. Für gewöhnlich pflegt er Geschäfte zu machen, unten am Hafen. Aber in letzter Zeit sind die Geschäfte schlecht gegangen. Zudem Ist sein Vater verschwunden, der die Geschäfte geleitet hat und hat einen Großteil der Habseligkeiten mitgenommen. Sein Bruder ist nach Rom aufgebrochen um sich über den Verbleib ihres Vaters zu informieren. Aber bis jetzt hat er auch von ihm nichts mehr gehört. Um über die Runden zu kommen blieb Ihm nichts übrig als das zu Geld zu machen was noch übrig war.


    Severus hat endlich die Casa erreicht und betritt das Gebäude. Im kleinen Atrium wirft er seinen Umhang in eine Ecke und zieht sich gleich auf seinem Cubiculum zurück. Er wird sich Gedanken über seine Zukunft machen müssen. Was wird er jetzt erreichen können? Welche Wege stehen ihm jetzt offen? Den Militärdienst hatte er nie für erstrebenswert gehalten. Da hielt er es wie sein Vater. Während Rufus und Romanus um die Häuser zogen und die Gegend mit ihren selbst geschnitzten Schwertern unsicher machten studierte er. Das alles muss sich doch bezahlt machen? Noch im Bett liegend ohne einschlafen zu können beschließt er sich morgen einen Broterwerb zu suchen, wo er nicht von den Launen der Händler abhängig ist. Einen Posten in der Verwaltung, oder bei einen reichen Patrizier. Das könnte ihm schon gefallen, ist sich jedoch klar darüber das dies ein schweres Stück arbeit werden wird.