Die eigentliche Opferung...
Evander trat hinaus, blieb ober auf den Stufen kurz stehen und schaute zum aufgebauten Altartisch, der eigens für diese Opferung aufgebaut wurde. Einige Bürger waren, während er im Innern des Tempels mit seinem Gebet an die Götter des Erfolgs beschäftigt war, auf die Zeremonie aufmerksam geworden. Nach außen hin ließ sich Evander natürlich nichts anmerken, zumindest fast nicht. Kurz zuckte sein Mundwinkel, hatte für einen Augenblick ein Lächeln auf sein Gesicht gezaubert. Es freute ihn natürlich, dass Menschen dies hier mitverfolgen konnten. Nicht viele zwar, aber immerhin. Denn wenn sie erfuhren, wozu das Ganze hier diente, hatte er womöglich einige Kunden mehr für sich gewonnen. Konnte es eine bessere Werbung für die eigenen Betriebe geben? Vielleicht schon, aber das hier war auch nicht schlecht.
Evander schritt die Stufen herab, näherte sich dem Tisch, das Haupt nach wie vor mit einer Falte seiner Toga bedeckt, was ihm als Opferleiter gebührte. Die Stufen fühlten sich kalt an, denn er schritt barfuß, wie alle, die an der Prozession und der Opferung teilnahmen. Marcus Pollio begann, sobald Evander vor dem Tisch stand, die Anwesenden rituell zu reinigen, sie auf das Opfer vorzubereiten. Sein Gesichtsausdruck war streng, irgendwie gefühllos und damit ganz anders als gestern, als er und Evander sich unterhalten hatten. Er besprengte Evander, Iocasta und die wenigen Anwesenden mit Wasser, während ein Herold seine mächtige Stimme hören ließ.
"favete linguis!"
Anschließend brachte der alte Priester Evander eine mit Wasser gefühlte Schale, in der er sich die Hände wusch. Langsam, es eilte nicht, er hatte den ganzen Tag Zeit, tauchte Evander seine - zugegeben, ohne die harte Arbeit eines einfachen Mannes nicht sehr rauhen - Hände in die Schale, trocknete sie anschließend mit dem Malluium Latum. Die Flötenspieler sorgten währenddessen für Musik und entführten die Teilnehmer damit aus dem Alltag, brachten sie mit ihren Tönen der Welt der Götter einen kleinen Schritt näher.
Evander blickte den Hahn an. Ein großes, stolzes Tier, farbenfrohes Gefieder, das sich schon in den Sonnenstrahlen spiegelte. Dazu etwas rituellen Schmuck. Evander weihte es mit Wein dem Gott, dem er hier opferte, Mercurius. Anschließend nahm er eine Klinge in die Hand, wartete kurz ab, bis die Opferhelfer den Schmuck abnahmen und das Tier damit für die Opferung bereit war. Einzig musste es noch symbolisch entkleidet werden, was Evander oblag. Er legte die Spitze der Klinge dem Hahn an den Kopf und führte sie langsam bis zu den Schwanzfedern. Das Tier schaute im ersten Augenblick neugierig und leicht verwirrt, sich unklar darüber, was für seltsames der große Zweibeiner dort vollführte und völlig arglos, unwissend, dass es gleich verbluten würde.
"Mercurius, Du Gott des Handels. Ich bin Caius, genannt Evander von den Redivivern. Dir bringe ich heute diesen Wein und dieses Tier als Opfergaben dar, mit der Bitte es anzunehmen und mir Erfolg zu gönnen, bei dem Geschäft, das ich mir aufgebaut habe"
Ein eigensinniges Gebet, aber schließlich war es nicht falsch, nach Geld und Wohlstand zu streben. Mehr noch, es war nicht nur nicht falsch, es war geradezu eine Pflich eines jeden ehrlichen Römers. Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, brachte Evander Mercurius den Wein als Trankopfer dar.
"agone?"
hörte Evander den alten Priester fragen. Er nickte.
"age"
Marcus Pollio nickte und gab demVictimarius ein Zeichen, woraufhin dieser mit fachmännischer Präzision dem Hahn das Messer an den Hals legte. Eine kurze, sauber ausgeführte Bewegung und der Hals war durchgeschnitten, Blut floss. Evander schaute mit ausdrucklosem Gesicht zu, wie das Blut aus dem - zunächst sich etwas wehrenden, was jedoch mit dem zunehmenden Blutverlust abebbte - Tier floß und in einer Schale aufgefangen wurde. Marcus Pollio kam hinzu, nachdem das Blut versiegt war. Er öffnete das Tier und warf einen Blick auf die Innereien. Von außen war es angemessen, und Evander wartete gespannt, was der Priester ihm verkünden würde...
Sim-Off:Würde mich freuen, wenn Mercurius hier mitspielt und bestimmt, ob er das Tier annimt oder nicht