Am Stadtor...
Es war zwar nicht so winterlich, wie jenseits der Pyrenäen, aber doch zu kalt, als dass man durchnässt durch die Strassen rumlaufen konnte, ohne sich eine dieser tödlichen Erkältungen zu holen. Drum war es besser, sich vor dem Regen zu verstecken.
"Ich selbst bin ebenfalls jedesmal ein begeisterter Zuschauer, wenn Rennen stattfinden"
sagte Evander.
"Und Gladiatorenspiele sind ebenfalls sehr interessant. Ich schaue sie mir gerne an. Und dazu stehe ich. All dieses dumme Gerede von hochnässigen Gelehrten und Möchtegern-Menschenverstehern, die die Spiele verachten... pah"
Obwohl er hauptsächlich in der Provinz aufwuchs - wofür man sich aber spätestens seit Traian, einem aus der Provinz hervorgegangenen Kaiser, nicht mehr schämen musste vor den Stadtrömern - fühlte sich Evander als Römer und liebte Rennen und Gladiatorenspiele. Aber er war auch Verwaltungsbeamter.
"Natürlich kann es positiv sein. Aber was nützen die Spiele, wenn die notwendigsten Einrichtungen fehlen. Ohne die Thermen, die Kanalisation und die Aquädukte oder den Hafen würde Tarraco nicht funktionieren, da kann man noch so viele Spiele veranstalten"
sagte Evander. Die Regenfälle waren nicht gerade förderlich für die Arbeit, die bei zu starkem Unwetter unterbrochen werden musste. Es nützte nichts, die Sklaven heute bei Wind und Regen arbeiten zu lassen, nur damit man sie morgen pflegen und sich nach Ersatz umschauen musste.
"Der Hafen ist nicht mehr weit..."
sagte er. Das Rauschen des Meeres war bereits zu hören.
"Wenn es zu schlimm wird, können wir ja die taberna 'an der Ecke' aufsuchen. Die ist warm und gemütlich und wir können uns die Zeit mit Würfeln vertrödeln, bis das Wetter sich bessert. Das Gasthaus ist nicht weit von hier, nur ein paar Strassen, unten am Hafen"