Beiträge von Caius Redivivus Evander

    Am Stadtor...


    Es war zwar nicht so winterlich, wie jenseits der Pyrenäen, aber doch zu kalt, als dass man durchnässt durch die Strassen rumlaufen konnte, ohne sich eine dieser tödlichen Erkältungen zu holen. Drum war es besser, sich vor dem Regen zu verstecken.
    "Ich selbst bin ebenfalls jedesmal ein begeisterter Zuschauer, wenn Rennen stattfinden"
    sagte Evander.
    "Und Gladiatorenspiele sind ebenfalls sehr interessant. Ich schaue sie mir gerne an. Und dazu stehe ich. All dieses dumme Gerede von hochnässigen Gelehrten und Möchtegern-Menschenverstehern, die die Spiele verachten... pah"
    Obwohl er hauptsächlich in der Provinz aufwuchs - wofür man sich aber spätestens seit Traian, einem aus der Provinz hervorgegangenen Kaiser, nicht mehr schämen musste vor den Stadtrömern - fühlte sich Evander als Römer und liebte Rennen und Gladiatorenspiele. Aber er war auch Verwaltungsbeamter.
    "Natürlich kann es positiv sein. Aber was nützen die Spiele, wenn die notwendigsten Einrichtungen fehlen. Ohne die Thermen, die Kanalisation und die Aquädukte oder den Hafen würde Tarraco nicht funktionieren, da kann man noch so viele Spiele veranstalten"
    sagte Evander. Die Regenfälle waren nicht gerade förderlich für die Arbeit, die bei zu starkem Unwetter unterbrochen werden musste. Es nützte nichts, die Sklaven heute bei Wind und Regen arbeiten zu lassen, nur damit man sie morgen pflegen und sich nach Ersatz umschauen musste.
    "Der Hafen ist nicht mehr weit..."
    sagte er. Das Rauschen des Meeres war bereits zu hören.
    "Wenn es zu schlimm wird, können wir ja die taberna 'an der Ecke' aufsuchen. Die ist warm und gemütlich und wir können uns die Zeit mit Würfeln vertrödeln, bis das Wetter sich bessert. Das Gasthaus ist nicht weit von hier, nur ein paar Strassen, unten am Hafen"

    "Ja, der Umbau des Hafens ist schon eine große Sache"
    sagte er und sprang über eine Pfütze, die sich während des Regenfalls gebildet hatte und langsam in die Kanalisation abfloss.
    "Wirf mal ein Blick hier rein..."
    sagte er und reichte dem Artorier eine Schriftrolle, die er aus einer Tasche hervorgeholt hatte, die Pläne und Notizen, auf mehreren Schriftrollen niedergeschrieben, beinhaltete.
    "Jetzt verstehst du vielleicht auch, warum man nicht so einfach mir nichts dir nichts anfangen konnte zu bauen. Als ob die Verwaltung die Verzögerungen mit Absicht hervorriefe... dass ich nicht lache. Aber eines sage ich dir, Nero. Der Bau des Hafens mag eine sehr sinnvolle Sache sein und der Stadt viel Nutzen bringen. Die Leute werden vielleicht auch eine Weile zufrieden sein, aber schon bald werden unsere Bemühungen vergessen sein. Sobald wieder Rennen stattfinden oder Gladiatorenspiele veranstaltet werden sollten, oder jemand errichtet einen - oh, welch Einfallsreichtum - weiteren Tempel oder sonst ein prächtiges, aber wenig praktisches Bauwerk, wird man vergebens Anerkennung für den Neubau des Hafens suchen müssen"
    Aber damit konnte er dennoch gut leben. So war das eben.


    Ein dicker Tropfen fiel Evander auf den Kopf. Er blickte nach oben.
    "Ach verdammt, nicht schon wieder"
    Es sah aus, als würde es gleich wieder regnen.
    "Dabei sind wir schon bald da... los, wir stellen uns unter das Stadttor"
    Sie näherten sich dem südlichen Stadttor, hinter dem man bereits das prächtige Theater sah. Dahinter lag der Hafen. Evander legte einen Zahn zu, um es rechtzeitig zu erreichen, bevor der Regen stärker wurde.

    "Das Amt wurde ANTE DIEM VIII KAL AUG DCCCLVII A.U.C. (25.7.2007/104 n.Chr.) vom ehemaligen duumvir Annaeus Domitianus auf sein Geheiß hin eingerichtet. Der Zweck dieser Einrichtung ist die Vergabe zinsfreier Darlehen an Bürger und Freie, die sich eine Existenz aufbauen wollen, sprich die Eröffnung oder Übernahme von Betrieben beabsichtigen"
    begann Evander.
    "Das Büro ist untergebracht am STADTFORUM. Es handelt sich um ein bescheiden eingerichtetes officium, welches von zwei Stadtbeamten geleitet wird, dem Marcus Duronius Calvus, sowie einem scriba, Laenas, ein Stadtsklave"


    Er nahm einen Schluck Wein, um die Kehle zu befeuchten, bevor er weitersprach.
    "Es existieren keine offiziellen Vorgaben, nach denen sich die Beamten dort bei der Vergabe zu richten haben. Und nicht nur die, auch die Bürger und Freie, welche ein Darlehen wollen, wissen im Grunde nicht, woran sie sind. Duronius Calvus ist jedoch kein unbeschriebenes Blatt, sondern als ehrlicher und kompetenter Mann bekannt, was ihn wohl auch für dieses Amt geeignet macht"
    Evander machte eine kurze Pause, um das Gesagte wirken zu lassen und durchzuatmen.
    "Das Geld, aus dem die Darlehen vergeben werden, kommt ursprünglich aus den Beständen der Stadtkasse. Dem Amt muss aber offenbar eine Summe zur Verfügung gestellt worden sein, denn es wurden Darlehen vergeben, bei einem war ich selbst dabei, ohne dass direkt auf die Stadtkasse zurückgegriffen wurde"
    Mehr sagte er dazu lieber nicht, denn es war klar, was er sagen wollte und ausserdem hatten Wände Ohren, selbst hier, und Evander füchtete, jemand könnte auf dumme Gedanken kommen und der Geldtruhe im Officium Oeconomiae einen nächtlichen Besucht samt Abholservice abstatten.



    "Insgesamt muss ich an der Notwendigkeit dieses Amtes zweifeln. Die Stadt hat zwei magistrati und - im Hinblick auf ihre Finanzen wichtiger - zwei duumviri. Ich bin der Meinung, dass wenn jemand ein Darlehen von der Stadt bekommen möchte, er bei mir oder meinem Kollegen, sobald er genesen ist, vorsprechen kann. Ich halte es für einen Fehler, einem einfachen Beamten woe Duronius Calvus so viele Befugnisse zuzusprechen, um allein über das Vermögen der Stadt in dieser Angelegenheit zu walten. Ich spreche ihm nicht die Befähigung oder die Aufrichtigkeit ab, meine aber, dass duumviri allein zu entscheiden haben, ob Geld, wenn ja, wieviel Geld an wen und zu welchem Zweck geliehen wird. Dies gänzlich zu delegieren ist nicht richtig, denn es führt zur Vermehrung der Bürokratie, es verkompliziert die Verwaltungsstruktur der Stadt"
    erklärte er.
    "Darum überlege ich ernsthaft, dieses Amt wieder zu schließen. Eine Alternative wäre, dem Beamten aufzuerlegen, die Vergabe des Darlehens von der Zustimmung der duumviri abhängig zu machen. Ob jemand zuerst zu Beamten geht, dieser aber beim duumvir nachfragen muss, oder ob jemand dierekt zum duumvir geht und dieser ihm einen Schuldschein gibt, mit dessen Vorlage er das Geld bei der Stadtkasse ausgezahlt bekommt, ist irgendwo dasselbe"


    Sim-Off:

    im Klartext heißt es, dass sich zwei Möglichkeiten anbieten:
    - man schließt das Amt und lädt die Arbeit auf einen duumvir.
    oder
    - man behält es, übergibt es einem Magistratus/NPC-"Beamten", macht es aber von der entscheidung des Duumvir/der Duumviri abhängig, ob Geld gezahlt wird.
    Letztere Variante wäre sinnvol, wenn (bzw. sobald es wieder) aktive Magistrati gäbe. Erstere erscheint sinnvoll, wenn es keine gibt, denn z.B. schicke ich keinen NPC zu Evander, da beide von mir gesteuert würden und sowieso ich die Entscheidung treffe.

    "Nun, wieviel Zeit wir genau brauchen werden, kann ich leider nicht sagen"
    sagte Evander.
    "So viel, wie es eben brauchen wird. Allerdings dürfen wir sie nicht vertrödeln. Eile ist durchaus geboten"


    Dass der Hafen während der Bauarbeiten in Betrieb blieb, war natürlich essentiel wichtig.
    "Und natürlich muss der Hafenbetrieb weiter gehen. Und das wird er. Provisorische Bauten erlauben uns, Schiffe zu be- und entladen"
    sagte er.
    "Eine Idee des Atius Severus, des magistratus. Aber siehst du ja gleich"
    sagte er und spielte dabei auf Pontonbrücken, die gerade errichtet wurden. Diese würden sicherstellen, dass Schiffe ihre Ladung weiterhin aufnehmen und löschen konnten.

    Offenbar waren die Wettergötter launisch an diesem Tag. Innerhalb kürzester Zeit schien der Regen aufgehört und die dunkle Wolkendecke sich verzogen zu haben.
    "Gut, gehen wir weiter"
    sagte Evander. Der Regen hatte die Strassen etwas aufgeweicht und so suchte Evander den Weg von einem höhergelegenen Platt zum anderen, um nicht durch Schlamm und Pfützen watten zu müssen. Die Instandhaltung der Strassen und der Kanalisation der Stadt würde er wohl als nächstes anpacken müssen.


    "Ist irgend etwas?"
    fragte Evander, während sie durch die Strassen gingen.
    "Du wirkst auf mich nicht sehr gesprächig heute"
    Mehr als ein 'salve' und 'Da, wird schon wieder besser...' hatte Evander an diesem Morgen noch nicht gehört. Vermutlich die Nervosität am ersten Arbeitstag, auf die er jedoch keine Rücksicht nehmen konnte und wollte.

    im Officium...


    "... weißt du was, schnapp dir am besten ein paar Wachstafeln und sonstiges Schreibzeug und folge mir. Wir gehen zum Hafen"
    Selbst wenn es draussen regnete, konnte man von einem Dach zum anderen gehen, wenn er etwas nachließ. Ausserdem hoffte Evander darauf, dass das Wetter sich besserte.


    Evander stand auf und trat hinaus.
    "Ich werde, falls es dich interessiert, keine privaten Bauherren anheuern, um den Hafen wieder instand zu setzen. Kostet nur unnötig Geld und die Arbeit wird von Sklaven erledigt. Die Stadt hat ihre eigenen, zur Not können ausserdem die vigiles helfen"
    erklärte er dem Artorier.
    "Sonst werden sie noch fett und faul"
    sagte er, ließ aber offen, wenn er nun meinte, die Vigiles oder die Stadtsklaven.



    Draussen...


    Sie traten auf die Strasse. Es regnete recht stark. Evander seufzte.
    "Hm... nunja, kann man nichts machen. Wir harren hier aus und gehen weiter, sobald der regen nachlässt"

    Evander deutete auf einen Stuhl.
    "Salve, Nero"
    sagte Evander, redete den neuen Scriba dabei bewusst nur mit dessen Cognomen an.
    "Das Wetter ist offenbar nicht sehr freundlich heute"
    Als Evander noch in aller Früh zum Officium unterwegs war, war es zwar unfreundlich, aber nicht regnerisch gewesen.
    "Hoffentlich gibt es kein Gewitter"
    sagte er.


    "Nun denn, setz dich"
    er deutete auf einen Stuhl. Auf dem Tisch standen zwei Becher, die Evander auffüllte.
    "Auf uns wartet, wie ich bereits gestern erwähnt hatte, die Sanierung des Hafens an"
    Evander nahm einen Schluck.
    "Magistratus Atius Severus hat da hervorragende Vorarbeit geleistet und es gibt konkrete Pläne, was und wie erneuert, verändert und verbessert muss... weißt du was, schnapp dir am besten ein paar Wachstafeln und sonstiges Schreibzeug und folge mir. Wir gehen zum Hafen"
    Selbst wenn es draussen regnete, konnte man von einem Dach zum anderen gehen, wenn er etwas nachließ. Ausserdem hoffte Evander darauf, dass das Wetter sich besserte.


    Sim-Off:

    link

    Evander blickte zum Artorier.
    "Ja, in der Tat. Die Geschäfte führt mein libertus, Isaeus"
    antwortete er.
    "Ich selbst habe viele Pflichten als magistratus gehabt. Und mit der Ernennung zum duumvir wurden sie nicht weniger. In solchen Situationen braucht man jemanden, der kompetent ist und vertrauenswürdig"
    sagte er. Isaeus konnte er vertrauen und das Geschäft lief bisher nicht schlecht, so dass Evander seine Entscheidung, ihn dort einzustellen, nicht bereute.
    "Ich hoffe, deine Betriebe werden von jemand kompetentem verwaltet. Wenn du demnächst deiner Beschäftigung als scriba nachgehst, wird dir wenig Zeit bleiben, um sich selbst um alle Details zu kümmern"

    Sim-Off:

    ich greife den thread einfach mal auf...


    "Ich bin hier, um Bericht zu erstatten, das 'Amt zur Förderung der wirtschaftlichen Lage' betreffend. Ausserdem würde ich gerne auf das Thema Patronat über Tarraco zurückkommen"
    antwortete er. In welcher Reihenfolge die Themen besprochen sein sollten, überließ er dem Proconsul.

    Evander nickte.
    "Vielleicht mache ich das sogar"
    sagte er.
    "Deine Ernennung wird in Kürze auf den Foren bekanntgegeben"
    Auch wenn die Ernennung eines Stadtschreibers zwischen den zahlreichen anderen Bekanntmachungen und Aushängen wogl hoffnungslos untergehen würde.
    "Die Arbeit wartet jedoch. Sei morgen früh in meinem officium. Alles andere regeln wir dann"


    AMTLICHE BEKANNTMACHUNG


    Hiermit ernenne ich den Bürger der Stadt Tarraco


    MARCUS ARTORIUS DIDIANUS NERO


    zum


    STADTSCHREIBER





    in Übereinstimmung mit dem Edikt des Proconsul Lucius Flavius Furianus vom
    KAL FEB DCCCLVIII A.U.C. (1.2.2008/105 n.Chr.)


    Caius Redivivus Evander


    NON FEB DCCCLVIII A.U.C. (5.2.2008/105 n.Chr.)


    AMTLICHE BEKANNTMACHUNG


    Hiermit ernenne ich den Bürger der Stadt Tarraco


    MARCUS ARTORIUS DIDIANUS NERO


    zum


    STADTSCHREIBER





    in Übereinstimmung mit dem Edikt des Proconsul Lucius Flavius Furianus vom
    KAL FEB DCCCLVIII A.U.C. (1.2.2008/105 n.Chr.)


    Caius Redivivus Evander


    NON FEB DCCCLVIII A.U.C. (5.2.2008/105 n.Chr.)

    Evander hörte den Ausführungen des Artorius Nero zu. Die größte Aufmerksamkeit hatten die Worte erregt, denen zu folge er selbst Buch führe. Das war doch schon etwas.
    "Du führst selber Buch, sagst du... interessant. Und hilft schon mal weiter. Als scriba wirst du viel Papierkram zu erledigen haben. Genaues und ordentliches Arbeiten ist Voraussetzung, ebenso ein gutes Gedächtnis"
    sagte er.
    "Ich bin sicher, du erfüllst diese Voraussetzungen, Artorius Nero. Ich würde sagen, wir sind uns einig"
    sagte er und nahm einen Schluck Wein.
    "Du wirst mir bei der Hafensanierung behilflich sein. Dann kannst du mal sehen, wie es ist, wenn man dir grundlose Vorwürfe entgegenwirft und wie man sich dabei fühlt"
    Eine kleine Rache für die eben geäußerte vorlaute Bemerkung des Artoriers.


    Evander nahm einen weiteren Schluck Wein.
    "Was hast du dir nun einfallen lassen... für den Fall, dass man das Bier vor Ort trinken möchte, meine ich"

    Evander lachte.
    "Ja, ich war selbst überrascht, als ich die acta aufschlug. Einen Artikel zu lesen, der - und sei es nur zum Teil - von einem selbst handelt, ist schon eine gute Sache. Solange da positives steht und insgesamt hatte ich dann doch diesen Eindruck"
    sagte er. Zwar gab es einige Zeilen, die sich mit der Politik des Proconsuls befassten und dieman durchaus als leise Kritik verstehen konnte, aber er letztlich... er profitierte von dieser Politik.


    "Ins officium? Wozu denn das?"
    fragte er, etwas überrascht.
    "Du bist doch hier, oder? Carpe diem, Artorius Nero. Das regeln wir hier und jetzt"
    sagte er.
    "Sag, wie laufen deine Betriebe. Erzähl mir ein bißchen davon. Fährst du Gewinne ein? Führst du selber Buch?"
    Die Fragen dienten natürlich nicht dazu, Evander's Neugier zu befriedigen. Von den Antworten versprach er sich einige Rückschlüsse auf des Artorier's Fähigkeiten und Qualifikationen.

    "Du musst wissen, dass ich als duumvir der Stadt nicht befugt bin, ranghohe Beamte in ihren Dienst zu stellen"
    antwortete Evander.
    "Alles, was ich dir anbieten kann, ist eine Arbeit als einfacher vigil oder scriba. Ersteres ist eigentlich unter der Würde eines römischen Bürgers, aber es gibt und gab durchaus Fälle, wo cives als vigiles gearbeitet haben"
    Die Sklaven reichten Wein und Obst.
    "Greif zu... das andere wäre eine Einstellung als sciba. Keine gut bezahlte Arbeit, aber nicht unangemessen für einen civis. Ich selbst habe als scriba regionalis angefangen und du siehst... ich habe es innerhalb recht kurzer Zeit zu was gebracht"
    sagte er. Das weckte bestimmt eine gewisse Hoffnung im Artorier, aber versprechen konnte Evander da nichts, denn der Rest hing von Nero selbst und dem Wohlwollen des Proconsuls ab.
    "Wir haben derzeit in der Tat sogar einigen Bedarf an neuen scribae... würde dich eine solche Tätigkeit interessieren?"