Beiträge von Caius Redivivus Evander

    Das Voropfer...


    Es war recht kühl im Innern des Tempels, als Evander diesen betrat. Seine Augen erblickte einen Altar, so aufgebaut, dass er die Staue des Marcurius anblickte, wenn er vor diesem stand. Evander trat näher und bedeckte, während er langsam diese Schritte tat, seinen Kopf mit einer Falte seiner Toga. Sogleich entzündete Iocasta, die ihm ins Innere des Tempels gefolgt war, den Weihrauch und es dauerte nicht lange, bis sich der Rauch und der angenehme Duft im Raum ausbreitete.


    So richtig wusste Evander, ob er nicht vielleicht etwas falsch machte, vielleicht die falschen Worte benutzte oder falsche Bewegungen vollführte. Aber was soll's, er war hier, ganz allein und sprach mit dem Gott von Mann zu Mann. Iocasta reichte ihm die mitgebrachte Gaben und Evander, nachdem er sie demosntrativ feierlich entgegegenommen hatte, kniete nieder. Iocasta trat zurück in den Schatte, überließ den Sterblichen und den Gott dem Gebet, während Evander die Gaben auf den Altar legte.


    "Mercurius, Du Gott des Handels, erhöre mich. Auch Du, Abundantia, Göttin des Reichtums und des Erfolgs, höre meine Worte. Ebenso spreche ich auch zu Dir, Eventus Bonus, Du Gott des geschäftlichen Erfolgs. Zu Euch drei Göttern, die Ihr für den Erfolg eines Geschäftsmannes sorgt, für seinen Wohlstand, spreche ich. Ich bin Caius Redivivus Evander, Sohn des Appius Redivivus Romanus. Feierliche Formeln kenne ich nicht, darum verzeiht mir meine einfache Wortwahl bei diesem Gebet. Ich bringe Euch diese Gaben dar, diesen erlesenen Wein und die Blumen, diese Statuetten und die Geldmünzen, und hoffe, Ihr nehmt diese bescheidene Gabe von mir an"


    Eine kleine Pause schlich sich ein, während Evander die nächsten Worte überlegte.


    "Ich habe eine kleine Geschäftskette aufgemacht. Einige Betriebe, die Brot backen und Gebäck herstellen, eine Fischerei, hier in Tarraco. Dazu Ausserdem einen Gewürzhandel. Ausserdem plane ich, eine Glasmacherei zu übernehmen. Alles Waren von hoher Qualität zu fairen Preisen. Naja, Ihr wisst besser als ich, dass es nicht einfach ist, sich auf dem Markt zu behaupten. Die Konkurrenz ist groß und das Geschäft ist kein einfaches"


    Wieder eine Pause, wonach Evander langsam zum Schluss kam.


    "Daher bin ich heute hier, um Euch, ihr Götter des geschäftlichen Erfolgs, als Gegenzug für meine Gaben und mein Opfer, welches ich euch darbringen werde, um Eure Unterstützung zu bitten und Euer Wohlwollen, zumindest in der nächsten Zeit. Ihr wisst ja, dass die ersten Tage und Wochen die schwierigsten sein können. Sorgt dafür, dass viele bei mir kaufen, dass meine Betriebe erfolgreich sind und ich viel Geld damit verdiene... tja, das wäre alles, worum ich bitten wollte. Ich danke Euch"


    Evander erhob sich. Eine Wendung nach rechts folgte seinem Gebet, dann verließ er, Iocasta im Schlepptau, den Tempel und schritt nach außen, um das eigentliche Opfer zu vollziehen...

    Der Rang des jungen Redivivus entsprach in der Tat nicht dem eines Decurio. Zwar gehörte Evander dem Ordo Decurionum der Provinz an, da sein Vater du den ehemaligen Duumvirn dieser Stadt - einer Stadt, die ihm während seiner Arbeit als Magistrat sehr ans Herz gewachsen war - gehörte; um selbst jedoch Decurio zu sein, fehlte ihm derzeit schlicht das Geld... oder lebte er derzeitüber seine Verhältnisse? Nun, selbst wenn, irgendwo musste er es sogar ein bißchen, schließlich gehörte es sich nicht, dass ein Magistratus Tarraconis, ein Repräsentant der Stadt immerhin, wie ein armer Bettler hauste. Daher traf es sich - der Tag konnte wohl nicht mehr besser werden - ausgezeichnet, dass ihm der Patron anbot, für ihn die Summe aufzubringen.
    "Ich übe mich bis dahin in Geduld, proconsul"
    sagte er.
    "Und von cliens zu patronus sage ich dir meinen Dank dafür, dass du mir hilfst, die erforderliche Einlage aufzubringen"
    bedankte er sich. Und jetzt, wo er nicht mehr nur zum Proconsul sprach, sondern auch zu seinem Patron...
    "Ich habe ganz und gar vergessen, dich zu fragen, wie eigentlich deine Reise nach Italia verlief. Ich hoffe doch, sie war angenehm und hat sich gelohnt?"

    Salvete an alle.


    Ich brauche für das SimOn Hilfe bei der Übersetzung folgenden Begriffes ins Latein: Darlehensvertrag.


    Ich dachte an contractus creditum, aber da ich das Latein nicht beherrsche, bin ich mir nicht sicher, ob dies so Sinn ergibt und nicht um irgendwelche Endungen oder Artikel ersetzt werden muss oder ähnliches.


    Danke im Voraus.

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    Der Beamte nickte, zufrieden lächelnd.
    "Das geht in Ordnung"
    sagte er.
    "Bleibt noch ein Detail zu klären. Wie hast du dir vorgestellt, das Geld zurückzuzahlen?"
    stellte er die Frage.
    "Da das Darlehen zinsfrei ist, ist dieses Detail verhandelbar. Du kannst alles auf einmal bezahlen oder aber wir vereinbare Ratenzahlung. Auch über den Eintritt der Fälligkeit lässt sich verhandeln"
    Er blickte kurz zum Scriba, der bereits den Vertrag vorbereitete.
    "Nun? Was hast du dir diesbezüglich vorgestellt?"

    "Ja, das werde ich machen und den Herren dort mal einen unangekündigten Besuch abstatten"
    sagte er, jetzt, wo er den Proconsul in dieser Angelegenheit hinter sich wusste und - für den Fall, dass die Beamten hochnäsig oder stur waren - ein sehr wirkungsvolles Druckmittel in der Hand hatte.


    "Oh, das freut mich natürlich ausserordentlich"
    sagte er. In dem Patron einen Abnehmer gefunden zu haben - uns sein Haushalt war nicht gerade klein - war eine gute Sache. Fast hätte sich Evander vor Freude die Hände gerieben.
    "Dafür danke ich dir"


    Und dann hörte er eine weitere gute Nahcricht. Eine sehr gute sogar.
    "Oh, das... nun, was soll ich sagen... natürlich, proconsul, herzlichen Dank. Das Geld kann ich wirklich gut gebrauchen"
    sagte er, plante Evander doch, ins Glaswarengeschäft einzusteigen. Dieses Donativum kam gerade richtig. Ein sehr guter Tag...


    Der immer besser zu werden schien.
    "Das... also, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, angesichts solch vieler guter Neuigkeiten, proconsul"
    sagte er, jetzt nicht mal mehr den Versuch startend, seine Freude zu verbergen.
    "Ich fühle mich überaus... überaus geehrt und gedenke, Tarraco auch weiterhin als Diener zur Verfügung zu stehen"
    Einen Patron zu haben zahlte sich also wirklich aus. Alles wirkte irgendwie irreal, geschah so schnell. Das musste der junge Redivivus erstmal verdauen.

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    Offenbar war der junge Artorier recht nervös, weshalb er sich mehrmals versprochen hatte. Der Beamte ertrug den Blick des Mannes gelassen.
    "Ja, das ist in der Tat ein stolzes Sümmchen"
    sagte er Amtswalter.
    "Aber nur die Ruhe. Fassen wir mal zusammen. Was haben wir bisher. Du bist Marcus Artorius Didianus Nero, Sohn des Tiberius Artorius Imperiosus, unter dessen patria potestas du stehst..."
    sagte er so, als würde er diktieren. Und in der Tat begann ein Scriba am Tisch ein paa Meter entfernt eifrig zu schreiben
    "... dessen Einwilligung zu diesem nicht unriskanten Unternehmen du jedoch vorweisen kannst. Das Schreiben muss ich übrigens hier behalten"
    erwähnte er.
    "Du willst zwei tausend Sesterzen haben und das, um Betriebe zu eröffnen, bist also ein Existenzgründe. Nun, bisher sieht es doch ganz gut aus. Allerdings..."
    und jetzt kam das berühmte 'Aber'
    "... musst du wissen, dass du das Geld einzig zu dem genannten Zweck verwenden darfst. Alles andere würde uns leider dazu veranlassen, eine Klage gegen dich zu richten, wegen Veruntreuung. Das wäre natürlich höchst unschön. Und ausserdem ist dein Plan natürlich mit gewissen Risiken behaftet. Für den Fall, dass deine Betriebe nicht rentabel sind, was natürlich niemand hofft, brauchen wir eine Sicherheit. Du musst entweder einen Bürgen benennen, der hier vorbeikommen und sich als solcher verpflichte muss. Oder du gibst uns eine Sicherheit dergestalt, dass die Betriebe im Eigentum der Stadt verbleiben, bis zu dem Zeitpunkt, an dem du den Kredit zurückgezahlt haben wirst"
    Furchtbar kompliziertes Zeug, aber leider unumgänglich.
    "Welche Möglichkeit greifen soll, entscheidest letztlich du. Im Falle allerdings, dass du die zweite Möglichkeit wählst, wird es im schlimmsten Falle so aussehen, dass deine Betriebe und Wahren beschlagnahmt und versteigert würden. Aus diesem Erlös würde die Stadt dann ihr Geld erhalten. Falls dieser nicht ausreichen sollte, müsstest du die restliche Summe zusätzlich anderweitig auftreiben"
    Na das klang jetzt so furchtbar bürokratisch und böse, dass er den Mann bestimmt abgeschreckt hatte. kein Wunder, dass bisher so wenige einen Kredit aufgenommen haben.
    "Sei dir also bewusst, dass du dich auf ein Terrain begibst, welches gewisse Risiken birgt, die gewisse finanzielle Schwierigkeiten nach sich ziehen können, sollten sie sich verwirklichen... aber ich bin sicher, dass es nicht dazu kommen wird. Du scheinst, wie ich schon sagte, zu wissen, was du tust"


    Sim-Off:

    Einige Erklärungen:
    1. Die Betriebe werden in der WiSim natürlich in deinem Eigentum stehen. Das oben ist nur Sim-On gemeint
    2. Im Falle, dass du die zweite Möglichkeit wählst, wird, falls du die Summe nicht zurückzahlen willst oder kannst, Klage erhoben und dir deine Betriebe 'abgenommen'... aber auch hier, nur SimOn. SimOff, also in der WiSim wirst natürlich du die Betriebe verkaufen müssen und so das Geld zurückzahlen müssen. Hier muss die Stadt dir dann vertrauen, was aber - denke ich - in Ordnung geht, da es eh bloß um Spielgeld geht
    3. Alles aber ohne Gewähr, da ich nicht über das Konto der Stadt walte und dir Näheres Furianus erklären müsste

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    Der Beamte nahm den Brief und las die Zeilen. Er ließ sich Zeit, schließlich hatte er davon genug.
    "Hmmm.. ahmm... soso"
    murmelte er leise, während er den Inhalt zur Kenntnis nahm. Dann blickte er auf.
    "Du hast klug gehandelt, Artorius Didianus Nero. Es freut natürlich, mit jemandem zu tun zu haben, der wenigstens halbwegs weiß, was er tut"
    Er blickte nochmal auf den Briefkopf. Das Schreiben hatte einen langen Weg hinter sich, vom anderen Ende des Imperiums, dort, wo gerade Krieg herrschte.
    "Dein Vater ist also Legionär und im Krieg, was?"
    Die Frage war rhetorischer Natur. Der Mann war ein Optio, wie die Unterschrift verriet, kam als Bürge für den Kredit also nicht in Frage. Diese verdienten nicht besonders viel. Allerdings wusste der Beamte bisher ja auch nicht, welche Summe der Artorier haben wollte.
    "An welche Summe hast du gedacht?"

    Gasthaus "an der Ecke"


    Das Gasthaus "an der Ecke" ist eine Kneipe für die kleinen Leute. Fischer und Händler, Schreiber und Handwerker, Seeleute und Hafenarbeiter sieht man hier am Hafen "an der Ecke" oft. Es gibt keine ausgefallenen Gerichte und keine erlesenen Weine, dafür aber nette Leute und eine gute Stimmung. Jeder ist willkommen, solange er zahlt, würfelt oder zumindest eine gute Geschichte zu erzählen weiß.


    Der Besitzer und Wirt ist Marcus Decrius, ein Mann mitten in den Vierzigern oder, wie er stets behauptet, in den besten Jahren. Das hat er in seinen Zwanzigern und seinen Dreißigern zwar auch schon behauptet. Aber Decrius ist eben ein optimistischer, freundlicher und - was seine Frau immerzu beklagt - spendabler Mensch ist. Seine Frau Sila kümmert sich um die Kasse, was nicht selten zum Streit mit ihrem Mann führt. Diener kümmern sich um die Küche.

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    Der Mann wollte also einen Kredit. Der Beamte lehnte sich etwas zurück.
    "Du brauchst also Geld, um zwei Betriebe zu eröffnen... hmmmm"
    sagte er nachdenklich.
    "Wir sind hier in der Tat eine Institution, die Kredite an Existenzgründer vergibt. Was ich aber vorher wissen muss, ehe ich dir einen Kredit vergeben kann, ist zumindest dein Name. Und, wenn ich das mal so sagen darf, Bürger, du erscheinst mir ziemlich jung. Wenn du unter der patria potestas stehst, brauche ich die Zustimmung deines pater familias. Einen Kredit aufzunehmen, ob zinsfrei oder nicht, ist etwas anderes, als ein Stück Brot oder eine Frau für eine Nacht zu kaufen"
    erklärte der Beamte und hoffte auf Verständnis.
    "Es kann einen Mann, vor allem einen jungen Mann wie dich, auch in den Ruin treiben. Und das willst weder du, noch den pater familias, noch ich"
    Es gab noch mehr Hürden, die genommen werden mussten, ehe ein Kredit vergeben würde, aber über die konnte man erst sprechen, wenn entschieden war, ob sie überhaupt weitermachen würden oder er den jungen Mann wieder heimschicken würde.

    Am nächsten Morgen, pünktlich zur dritten Tagesstunde näherte sich Evander dem Tempel, eine Sklavin - Iocasta - im Schlepptau. Viele Freunde und Verwandte hat er nicht hergebracht, denn all zu bewandert war Evander nicht in diesen Sachen und betrachtete daher dieses Opfer, welches er eigenständig leiten und sich nur im Notfall auf die Hilfe des alten Priesters Marcus Pollio verlassen wollte, als eine Art Feuertaufe. Die Worte des Priesters haben ihn sehr beschäftigt, den ganzen gestrigen Tag und er hatte weiter recherschiert. Nicht nur, dass die 'braven Bürger' der Stadt seltener in die Tempel gingen, der Priester hatte ihm ein weit aus größeres Problem, mit dem der Cultus Deorum zu kämpfen hatte, verschwiegen. Priester waren selten geworden. Evander hatte überlegt, was man dagegen tun könnte, wie man den Dienst an den Göttern für die Menschen attraktiver machen konnte. Eigentlich konnte er es gar nicht fassen, dass jemand lieber ein stinkender Fischer oder schwer schuftender Glasbläser sein wollte, statt Priester.


    Aber so schien es. Er selbst hatte ein Amt, eine Verpflichtung. Er würde jedoch mit Hilfe seines Patrons bald Duumvir und damit Decurio werden und in die Ränge des Provinzkollegiums aufsteigen können. Die Voraussetzungen waren natürlich enorm. Man musste das Duumvirat in einer Stadt bekleidet sowie zwei besondere - gewiss nicht einfache - Prüfungen absolviert haben. Aber die Vorteile schienen zu überwiegen. Man genoss großes Ansehen in der Provinz, konnte sich über ein stolzes Gehalt freuen und das Leben in dieser schönen Provinz genießen, während man durch seinen Dienst an den Göttern dafür sorgte, dass es ihr weiterhin gut erging.


    Sicher war sich Evander freilich nicht. Religion war etwas, das er als heißes Pflaster betrachtete. Aber er war sich auch klar, dass es offenbar vielen so ging. Dass viele sich gar nicht trauten. Nun, er war Caius Redivivus Evander. Weder war er schlauer, als andere, noch viel gebildeter. Und er fürchtete sich genau so davor, Fehler zu machen, wie jeder andere. Aber er beschloss, sich von dieser Angst nicht lähmen zu lassen. Wenn er es nicht tat, der Magistratus, derjenige, der sich um diese Provinz kümmern und für ihren Wohlstand sorgen wollte... wer dann? Aber bis dahin war es noch ein recht weiter Weg und ersteinmal musste er das Duumvirat anstreben. Wenn er dann immer noch so dachte wie heute, würde er wissen, dass es kein Schnellschuss, keine voreilige Entscheidung war. Und da er bisher mit niemandem darüber geredet hatte, musste er sich auch jetzt noch nicht endgültig entscheiden.


    Diese Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum, während der Tempel immer näher kam. Auf den Stufen zum Eingang erkannte er bereits den alten Priester.
    "Salve, Sohn. Ich sehe, du hälst dein Wort und bsit pünktlich. Und wer ist dieses bezaubernde Geschöpf?"
    fragte er, den Blick zu Iocasta gerichtet, die die Gaben für Mercurius, Abundantia und Eventus Bonus trug. Etwas Wein, Blumen und kleine Fuguren als Votivgaben.
    "Salve, sacerdos"
    grüßte Evander zurück
    "Ja, ich stehe zu meinem Wort. Das?"
    er war etwas überrascht, dass sich der Priester für seine Sklavin interessierte.
    "Das ist Iocasta, eine Unfreie. Ich habe die Gaben an die Götter mitgebracht. Ist sonst alles bereit?"
    antwortete er.
    "Gewiss, Sohn. Auch ich halte mein Wort. Als Tier wird uns ein Hahn dienen. Ein geeignetes Tier für Mercurius. Ich habe dieses hier ausgesucht, ein weiteres haben wir auch für den Fall der Fälle"
    Der Priester nickte zu einem Opferhelfer, der Evander den Hahn präsentierte. Ein, von aussen zumindest, prächtiges Tier mit farbenreichen Gefieder.
    "Gut. Hoffen wir, dass alles gut geht"
    sagte Evander.
    "In der Tat. Bist du bereit. Wenn ja, beginnen wir"
    Evander atmete tief ein.
    "Ja, ja beginnen wir"

    Evander lächelte und nahm einen weiteren Schluck Wein.
    "Gut. Ich sehe, wir verstehen uns"
    sagte er zufrieden. Ob sich diese Angelegenheit zu etwas gutem entwickeln würde oder nicht, würde die Zukunft noch zeigen müssen. Aber Evander war optimistisch.
    "Also dann..."
    ergriff wieder zum Becher mit den Würfeln
    "... gerade oder ungerade?"



    Sim-Off:

    Ende der Zeitebene

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    So lang war die Schlange nun auch nicht, denn oft wurde diese relativ neue Institution bisher nicht genutzt. Die meisten heutigen Besucher hatten irgendwelche Fragen zu stellen und Informationen bekommen wollen. Einen Kredit wollte bisher keiner. Der Beamte, der heute Dienst tat, war im Grunde ganz entspannt.
    "Salve Bürger"
    grüßte er den eintretenden Artorier.
    "Was kann ich für dich tun?"

    Evander spülte das Fleisch mit einem Schluck Wein runter.
    "Ein lupanar?"
    Das war ja ganz interessant. Der Artorier muss vor kurzem erst seine Toga Praetexta abgelegt haben und plante schon ein Lupanar zu eröffnen. Nicht schlecht, wenigstens bewies er offenbar das Gespür für das Kaufmännische. Wenn sich überhaupt etwas auf dieser Welt verkaufte, dann die Dienste der Dirnen. Evander fragte sich, warum er nicht auf diesen Gedanken gekommen war und stattdessen überlegte, im Nahrungsmittelgeschäft einzusteigen.
    "Nun, ich hoffe, keine heruntergekommene Spelunke im Hinterhof mit ungewaschenen Huren"
    Wenn man es zu etwas bringen wollte mit einem lupanar, dann musste man dafür sorgen, dass es halbwegs exklusiv würde. Besuche von hochrangigen Beamten und erfolgreichen Händlern, also der Mächtigen und Reichen Hispania's und Tarraco's bringen mehr ein, als nur Geld. Sie würden den Ruf mehren und man würde an Informationen rankommen. Evander witterte eine Chance. Vielleicht war es nicht schlecht, wenn er diesen Artorius Didianus mal besser kennenlernte und seine Geschäftsideen auch.


    Evander steckte die Münze ein und nahm sich noch etwas von dem Fleisch, aß auch etwas Obst.
    "Wie gesagt. Schau im officium oeconomiae vorbei, dort bekommst du deinen Kredit"
    sagte er.
    "Komm, Artorius Didianus, ich lade dich ein auf einen Schluck Wein"
    sagte er und stellte den Würfel erstmal beiseite.
    "Wirt, mehr Wein, wenn ich bitten darf"
    "Kommt gleich, Evander... ne ne, immer dasselbe mit euch"
    brummte der Wirt, ließ die beiden jungen 'Geschäftsmänner' jedoch nicht lange warten. Schon bald stand der Wein auf dem Tisch und Evander schob dem Artorier einen Becher.
    "Eine Brauerei und ein lupanar... zuerst füllst du deine Gäste ab, dann lässt du deine... ich sag mal, deine 'Damen' auf sie los. Nicht schlecht. Aber ich sag's dir gleich, Artorius. Der Markt ist hart umkämpft, auch hier in Tarraco. Es könnte dir nicht schaden, einen magistratus, wie zum Beispiel mich, auf deiner Seite zu wissen"
    sagte er und deutete damit an, in eine geschäftliche Beziehung zu Artorius treten zu wollen.
    "So kannst du die Gelegenheit bekommen, dich für meinen Rat erkenntlich zu zeigen..."
    sprich hin und wieder kostenlose Besuche zu dein besten 'Damen' des Hauses, Informationen über hochrangige Kunden zu bekommen... solche Dinge halt
    "... während du mir Gelegenheit gibst, dir eventuell weitere Gefallen zu tun"
    sprich, hochrangige Kunden ans Land zu ziehen, hin und wieder ein Auge zuzudrücken, wenn es um Einhaltung irgendwelche gesetzlicher Vorschriften ging... solche Dinge halt.
    "Kannst du mir folgen?"

    Evander blickte auf. Er selbst plante gerade, einige Betriebe zu eröffnen. Sein Glück jedoch war, dass ihm seines Vaters Nachlass zufiel, so dass er finanziell relativ gut auf eigenen Beinen stand und keinen Kredit aufzunehmen brauchte.
    "Ja, ich verstehe"
    sagte er langsam und nachdenklich.
    "Nun, ich selbst kann dir so eine Summe nicht leihen. Allerdings gibt es eine relativ neue und daher nicht oft genutzte Möglichkeit, wie ein Existenzgründer, wie du es bist, an einen sehr günstigen Kredit kommen kann. Und mit günstig meine ich wirklich sehr... sehr günstig"
    Evander würfelte. Ein ebenfalls seltsames Ergebnis, kam diesmal doch eine Fünf samt zwei Einsen, sowie eine Vier zustande. Aber immerhin, vier gegen zwei. Er gewann.
    "In diesem Fall, Artorius Didianus, kann ich dir das 'Amt zur Förderung der einheimischen wirtschaftlichen Lage' empfehlen. Dort dürftest du einen sogar zinsfreien Kredti erhalten. Wie jedoch die weiteren Konditionen genau lauten, vermag ich dir nicht zu sagen"
    sagte er. Er nahm ein As beiseite, ließ den anderen liegen, legte die Würfel in den Becher, schüttelte gut durch und stellte ihm dann kopfüber auf dem Tisch ab.
    "Gerade"
    sagte er und hob den Becher hoch.
    "Oh, sieh an"
    Es lagen zwei Vieren, eine Fünf und eien Eins auf dem Tisch.
    "Acht. Jetzt du"
    sagte er und schob dem Artorier die Würfel, während er sich über sein Essen hermachte.
    "Was für Betriebe sollen das eigentlich sein?"

    "Ungerade also? Mir soll es recht sein, Artorius Didianus"
    antwortete Evander und legte die Würfel in den Becher, nachdem Nero seinen Wurf gemacht hat.
    "Wenn Fortuna gerade nicht mit einem Freier beschäftigt ist, werde ich deine acht wohl überbieten"
    Evander gab nicht viel auf diese launische Göttin.


    Er war, doch zählte das Ergebnis erstmal nicht, sondern wechselte - wieder - das Thema.
    "Du sagst also, dass du Geld brauchst? Hm... du bist nicht der einzige, Artorius Didianus. Jeder braucht Geld"
    sagte er. Vor kurzem erst hatte Evander Besuch gehabt von Valentius, der sich von ihm - sage und schreibe - fünftausend Sesterzen leihen wollte, eine astronomisch hohe Summe.
    "Ich nehme an, du bist gekommen, um dir Geld von mir zu leihen?"
    sagte er und kam dann - so als wäre es ganz beiläufig - auf das Spiel zurück.
    "Hm..."
    Er hatte eine fünf, eine eins, eine vier und eine zwei gewürfelt. Ein schlechter Wurf. Egal, ob gerade oder ungerade, er hatte so oder so
    "... eine sechs. Du gewinnst, Artorius Didianus"
    Fortuna war derzeit wohl in der Tat beschäftigt.
    "Gerade oder ungerade? Sag, wozu brauchst du dieses Geld eigentlich? Und an welche Summen dachtest du?"

    Evander tat zunächst so, als hätte er die Erklärungen, dass und warum Nero Geld brauchte, überhört und konzentrierte sich erstmal auf das Spiel.
    "Ist doch einfach. Du würfelst mit diesen vier ungezinkten Würfeln und vor dem Spiel wird bestimmt, ob gerade Zahlen zählen oder ungerade?"
    erklärte er.
    "Und dann zählst du eben diese und wer die größte Zahl gewürfelt hat, gewinnt. Sieh, du hast eine... mal sehen... eine fünf, diese ist schon mal ungerade und zählt nicht. Dann hast du hier eine was? Eine vier. Die kann man durch zwei teilen ohne dass irgendwelche halben Zahlen entstehen, die einem Kopfschmerzen bereiten, also ist sie gerade. Du hast also schon mal vier. Ausserdem eine sechs, die ist auch gerade. Die eins hingegen zählen wir nicht"
    erklärte er.
    "Also hast du... zehn. Und damit verloren. Schade, aber beim nächsten Mal vielleicht"
    sagte er.
    "Noch eine Runde?"
    fragte er und nahm ein As vom Tisch, ließ den anderen als Einsatz liegen. Eigentlich war es weniger eine Frage, mehr eine Aufforderung, denn wenn der Artorier wollte, dass sie auf das Thema kamen, das ihn eigentlich hergebracht hatte, musste er spielen...

    Evander lachte auf.
    "In keinster Weise offizielle Angelegenheit, aber dennoch kann man sie als solche verstehen...? Du sprichst in Rätseln, Artorius Didianus"
    sagte er. Und als er 'gerade' sagte, schüttelte Evander den becher und stellte ihn auf dem Tisch ab, mit dem Boden nach oben. Er hob ihn hoch. Die vier sechsseitigen Würfel, die drin waren, zeigten zwei sechsen, eine drei und eine fünf.
    "Zwei sechsen, das sind zwölf. Du bist dran..."
    sagte er, tat die Würfel in den Becher und legte ein As auf den Tisch, in der Erwartung, dass der Artorier mitzog.
    "Du siehst, wirklich arm kann man bei diesen Summen nicht werden"
    beruhigte er.
    "Also, nun heraus mit der Sprache, Artorius Didianus. Was ist dein Anliegen? Und nenn mich ruhig beim Namen"
    sagte er, ohne ihn zu nennen, ging Evander doch davon aus, dass dieser dem Artorier bekannt war.

    Evander meinte, den jungen Mann zu kennen, der ihn offenbar erkannte und begrüßte. Ob dem allerdings wirklich so war oder er sich täuschte, vermochte er nicht zu sagen. Die Frage, ob er sich dazusetzen wollte, störte ihn nicht, was ihn störte, war die Anrede. Magistrat. Evander hoffte, dass der Mann jetzt nicht irgendwelche Beschwerden vorzubringen hatte, davon hatte er in den letzten Tagen und Stunden wahrlich genug gehört.
    "Salve Bürger"
    grüßte er zurück.
    "Kommt drauf an, was dein begehr ist. Willst du einfach nur reden, etwas essen und trinken und mit mir um etwas Kleingeld würfeln, so habe ich nichts dagegen und heiße dich willkommen an diesem Tisch"
    antwortete er. Das klang nicht sehr freundlich, aber wenigstens ehrlich.


    "Wenn du jedoch hier bist, um mich in offiziellen Angelegenheiten zu sprechen, bezweifle ich, dass dies der richtige Ort und die richtige Zeit ist. Ich bin stets in meinem officium zu sprechen. Meistens vor der Mittagsstunde. Nachmittags selbstverständlich in meinem Haus"
    sagte er.
    "Im Moment bin ich jedoch zu müde, zu hungrig und zu beschäftigt, dem Abhilfe zu schaffen... aber sag, kenne ich dich nicht? Wie ist dein Name?"


    Derweil erschien der Wirt mit dem Fleisch, dem Brot, dem Obst und dem Wein.
    "Etwas Käse wäre übrigens nicht verkehrt"
    sagte Evander.
    "Schau genau hin, Evander"
    sagte der Wirt und rollte mit den Augen. Käse hatte er mit draufgepackt.
    "Aah, jetzt sehe ich es. Verzeih mir, Marcus Decrius"
    sagte er, doch der Wirt winkte ab.
    "Ja ja ja, immer dasselbe mit dir, Evander"


    Evander deutete dem Artorier an, sich zu setzen.
    "Also, wie war dein name noch mal? Und was immer es ist, das du mir zu sagen hast, Bürger, du kommst um ein Spiel wohl nicht herum"
    sagte er und legte die Würfel in den becher.
    "Gerade oder ungerade?"

    Evander überlegte. Er wollte dem Priester genau erklären, warum er hergekommen war, aber zu sehr ins Detail wollte er dann doch nicht gehen. War vermutlich das Beste.
    "Nun, ich hoffe auf deine Unterstützung, Marcus Pollio"
    antwortete er.
    "Meine Unterstützung? Ich nehme an, dass du Mercurius ein Opfer darbringen willst? Ist es so?"
    Evander nickte.
    "Ganz richtig. Ich habe kürzlich erst einige Betriebe eröffnet. Nichts großartiges, Brot, Gebäck, Fisch, Gewürze. Alles zu fairen Preisen"
    Da... und schon wieder konnte er sich nicht beherrschen und hatte etwas Werbung für seine Waren miteinfließen lassen. Aber was sollte es. Nirgends war sie schließlich angebrachter, als hier im Tempel des Gottes des Handels. Das Lächeln auf Marcus Pollios Gesicht, das erschien, als er für seine Waren warb, antging ihm nicht und machte ihn dennoch etwas verlegen.
    "Und ich möchte Mercurius ein Opfer darbringen, auf das mein Geschäft erfolgreich gehen und ich viel Geld verdienen möge"
    Der Priester kratzte sich langsam das Kinn, während er eine Antwort überlegte, doch ehe er sprach, fuhr Evander fort.
    "Ich denke, er als Gott des Handels ist doch der richtige in diesem meinen Fall?"
    Der Alte nickte lächelnd.
    "Da bist du hier genau richtig, Sohn. Wenn du allerdings für ein erfolgreiches Geschäft beten und opfern möchtest, kannst du dich auch an Abundantia als Göttin des Reichtums und Erfolgs und Eventus Bonus als Gott des geschäftlichen Erfolgs wenden"
    "Das wären ja drei Opfer. Ich bezweifle, dass ich mir das alles auf einmal leisten kann"
    äußerte Evander seine Bedenken, doch damit brachte er den alten Priester zum Lachen.
    "Nein, nicht doch, Sohn. Bete zu diesen drei hier im Innern des Tempels beim Voropfer und bringe ihnen Gaben dar. Anschließend vollziehst du ein blutiges Opfer an Mercurius. Das müsste reichen"
    "Gut. Das erspart mir eine Menge Lauferei"
    sagte Evander erleichtert. Letzten Endes hätte er die aber auf sich genommen.
    "Willst du die Opferung selbst vollziehen oder brauchst du meine Hilfe?"
    Evander überlegte nicht lange.
    "Ich mach das selbst. Dich jedoch, Marcus Pollio, möchte ich bitten, mir beim Organisieren zu helfen. Ich brauche gute Helfer, gute Musiker und vor allem einen erfahrenen victimarius. Ich würde nur ungern eine Wiederholung vornehmen müssen"
    "Das ist verständlich, Sohn. Komm morgen wieder, um die dritte Tagesstunde. Bringe Gaben für die Götter..."
    "Du meinst Wein, Blumen und so?"
    Der Alte nickte.
    "Ja, das meine ich. Aber bitte unterbrich mich nicht, Sohn"
    gab der Priester zurück und fuhr fort.
    "Wie ich schon sagte. Bring Gaben für die Götter. Du kannst ausserdem deine Familie mitbringen oder Freunde, wenn du willst. Komm festlich gekleidet. Alles andere werde ich organisieren, die Musiker, die Opferhelfer, das Tier"
    Langsam dämmerte es Evander, worauf der Priester hinaus wollte.
    "Ich nehme an, du brauchst etwas Geld, um da alles bis morgen organisieren zu können"
    Der Alte blickte Evander lächelnd an.
    "Nun, wenn man es streng nimmt, Sohn, brauchst du es. Ich helfe dir nur dabei. Und mit etwas Geld kann ich dir bei der Organisation besser helfen"
    Der Priester hatte gar nicht so ungeschickt geantwortet. Er hätte wohl besser Politiker oder Anwalt werden sollen.
    "Also gut, sacerdos..."
    Evander griff in seinen Geldbeutel
    "... das dürfte reichen, damit ich... mit deiner Hilfe alles organisieren kann"
    sagte er, leicht grinsend. Der Priester nahm das Geld dankend entgegen.
    "Gut, Sohn. Morgen um die dritte Stunde. Sei bitte pünktlich"
    "Ja, das werde ich. Vale bene, sacerdos"
    verabschiedete sich Evander.
    "Vale bene, Sohn"
    verabschiedete sich auch der alte Priester und Evander verließ das Tempel.

    Ein schöner Tag. Sonnig, recht warm, blauer Himmel. Und vor allem, keine anstehenden Arbeiten für den jungen Redivivus. Evander hatte, entgegen seiner Gewohnheit, ausgeschlafen. Normalerweise war er noch vor Sonnenaufgang, noch vor der Morgendämmerung wach und begann seinen Tag mit den ersten Sonnenstrahlen. Heute war er erst einige Stunden nach dem die Sonne aufgegangen war, aus seinem Schlafgemach erschienen, hatte gut und reichlich gefrühstückt und begab sich in die Stadt.


    Sein Ziel war der Tempel des Mercurius, des Gottes des Handelns. Evander hatte vor kurzem erst ein eigenes Gewerbe, um zusätzlich zu seinem bescheidenen Einkommen dazuzuverdienen. Ein respektables Geschäft, in dem er mit gutem Brot und Gebäck, mit frischen Fisch und verschiedenen Gewürzen handelte. Ein Geschäft nicht ohne Risiko, würde doch erst die Zeit zeigen, ob er Erfolg haben könnte. Drum war er hier, um die Gunst des Gottes des Handelns zu erbitten. Evander war sogar bereit, ein kleines blutiges Opfer vollziehen zu lassen, so sehr vertraute er auf den Götterboten.


    Ein alternder Priester, in weiße Gewänder gekleidet, begrüßte ihn, als er in den Tempel schritt. Der alte Mann trat auf Evander zu, hob die Hand zum Gruße, ohne sie ihm jedoch zu reichen.
    "Sei gegrüßt, Sohn"
    Sohn? Eine seltsame Anrede.
    "Sei auch du gegrüßt, sacerdos"
    entgegnete Evander.
    "Ich bin Marcus Pollio, ein Diener hier im Tempel des Mercurius. Du bist einer der beiden magistrati, richtig? Nur welcher, vermag ich nicht zu sagen. Das Gedächtnis lässt in meinem Alter sehr stark nach, Sohn"
    Nun, als Beamter in der Stadtverwaltung genoß man schließlich einen gewissen Grad an Bekanntheit inder Stadt und Evander würde lügen, wenn er behaupten würde, dass es ihm nicht schmeichelte, wenn er erkannt wurde. Solange dabei niemand über ihn herfiel, störte es ihn nicht.
    "Ja, ich bin Redivivus Evander"
    "Aaah, ja. Redivivus Evander. Romanus' Sohn. Ich kannte deinen Vater. Er war duumvir dieser Stadt. Ein guter Mann. Du bist also in seine Fußstapfn getreten, was? Wie läuft es?"
    Evander zuckte mit den Schultern. Die Gesprächigkeit des Priesters überraschte ihn etwas.
    "Ich kann nicht klagen. Die Aufgaben sind vielfältig und interessant, man sammelt eine Menge Erfahrung. Nur die Bezahlung könnte besser sein. Aber das ist etwas, was wohl jeder von seiner Bezahlung früher oder später behauptet"
    Der alte Priester lachte.
    "Nein, nicht unbedingt. Sieh mich an, Evander... ich darf doch Evander sagen?"
    Evander nickte.
    "Natürlich"
    "Ich bin zufrieden mit dem, was ich bin und dem, was ich verdiene. Einzig das mangelnde Interesse der Bevölkerung an der Religion in letzter Zeit macht mir Sorgen?"
    "Mangelndes Interesse?"
    unterbrach ihn Evander.
    "Ja doch"
    bekräftige der Priester.
    "Die Tempel sind leer in letzter Zeit, selten kommen Besucher, um zu beten oder zu opfern. Selten wird den Göttern Respekt gezollt..."


    Evander zog eine Augenbraue hoch. Wenn er ehrlich war, dann musste er zugeben, dass er selbst kein oft gesehener Besucher in den Tempeln der Stadt war.
    "Was glaubst du, Marcus Pollio, woran liegt es. Fürchten die Menschen die Götter nicht mehr? Glauben sie nicht mehr an sie oder haben das Vertrauen verloren?"
    "Schwer zu sagen, Sohn. Aber die Folgen sind nicht zu übersehen. In Rom sind wichtige Persönlichkeiten gestorben. Consuln werden ermordet, sogar die Virgo Vestalis Maxima ist einer Klinge zum Opfer gefallen. Und im Krieg, der fernab von uns hier im fernen Parthien tobt, wurde sogar der Kaiser durch einen Pfeil der Parther verwundet. Deutliches Zeichen für den Unmut der Götter über den mangelnden Respekt der letzten Zeit, wenn du mich fragst, Sohn"
    Evander senkte den Blick. Das hörte sich aber gar nicht gut an. Klar, Rom traf es immer zuerst, wenn die Götter unzufrieden waren. Aber wenn es Rom schlecht ging, würde es sich früher oder später auch auf die Provinz, auf seine Stadt und nicht zuletzt auf ihn auswirken.
    "Aber ich denke, du bist nicht hier, um dir das anzuhören"
    sagte der Priester, der bemerkte, dass Evander etwas nachdenklich wurde.
    "Was also, kann ich für dich tun, Sohn?"