Beiträge von Marcus Terentius Lupus

    Lupus schüttelte den Kopf und entgegnete,
    Nichts mittelfristiges,...zunächst mal hier rauskommen die Grundausbildung hinter mich bringen,...keine Ahnung,...vielleicht bin ich ja sogar dienstuntauglich geworden...die Abschlußuntersuchung steht noch aus. Am meisten Kopfzerbrechen machte ihm die rote Spucke,...irgendwas in ihm war kaputt,...er verspührte keine Schmerzen, jedoch war diese Einschätzung relativ...der Schmerz am Kopf und Oberkörper lag mehr in Prellungen und Brüchen,...gut möglich daß er den abdomalen Schmerz überstrahlte,...
    Alles in Allem schlechte Aussichten.
    Was sagst du zu Severus?

    Lupus ließ sich vorsichtig auf den Mantel seines Cousains nieder,...
    Warum nicht?
    Nach einer Weile sagte er,
    Weißt du, es gibt Momente, in denen ich bereue zur Legion gegangen zu sein. Er spuckte aus,...wieder mal war die Spucke rötlich. Kopfschüttelnd meinte er,
    Wenn ich aus einer Schlacht dermaßen lädiert heimgekommen wäre, dann wäre ich ein Held,...jetzt jedoch bin ich nur ein Fall,... Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit.
    Nach Abschluß meiner Grundausbildung werde ich die Secunda verlassen,...ich habe das Gefühl jeder hier starrt mich an,...ich habe mich mit den Primas verscherzt,...mit dem Primus Pilus sicher auch,....
    Wieder spieh er in den Schnee,...um gleich wieder schmerzerfüllt zusammen zuzucken. Da siehst du´s,...nicht mal spucken kann ich ... Er beugte sich vorüber...

    Lupus freute sich als er Primus sah,...es ärgerte ihn, daß er ihn dermaßen erblickte. Er ging auf ihn zu und schüttelte die Hand,...beim Lächeln schien eine Barbarenkeule in seinem Gesicht zu explodieren,...der Bruch,...was von Oberkiefer und Jochbein hatte er verstanden,...und Glück hätte er gehabt...daß sein rechtes Auge nicht verloren war.
    Trotzdem grinste er beinahe diabolisch schmerzverzerrt und entgegenete,
    ...als wäre eine Horde Barbaren über mich gelaufen,...aber ich will nicht klagen,...es schmerzt eigentlich nur wenn ich lache....

    Es schien Lupus so als sei es erst Gestern gewesen, als ihm diese Fragen gestellt wurden,...damals, als er mit Severus hier antrat.
    Dessen Tod hatte ihm vor Augen geführt wie endlich die freundschaftliche Verbindung zwischen Soldaten war. Was wäre gewesen wenn er mitgegangen wäre, Severus hatte so etwas angedeutet,...
    Lupus polierte sein Gladius und schliff es dann mit einem Stein,...langsam, sorgfältig,...bis es scharf war. Dabei hing er seinen Gedanken nach,...

    Nun kam auch der letzte Probati aus dem Wasser,...während die Zaghaften zu Fuß um den See zurück liefen. Die Männer wrangen zu zweit ihre Tunicas aus, damit möglichst wenig Feuchtigkeit darin zurück blieb.Mit ihren Halstüchern wischten sie sich die Füße trocken um dann die Caligae überzuziehen.
    Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn man in Zukunft trockene tunicas und Tücher zum abtrocknen oder ein großes Feuer entfachen würde, wo man sich halbwegs aufwärmen konnte...die zaghaften unter ihnen würden sicherlich Morgen erkältet sein,...wenn nicht Schlimmeres.
    Lupus half einem Kameraden beim auswringen seiner Tunica und sah dann, wie die ersten "Nichtschwimmer" tropfnass eintrudelten,...ihre feuchten Köpfe dampften in der Kühle des Morgens.

    Lupus wischte sich mit der Hand den Mund ab und sah zu Probus, der sich offenbar sorgte...war wohl ein zweiter Valerian,...
    Er schüttelte den Kopf und entgegnete,
    Nein, alles in Ordnung, mach´ dir keinen Kopf!
    Obwohl es ihn schon ein wenig nervte, vielleicht war es doch zu früh für diese Strapazen...ach, was soll´s jetzt war es eh´zu spät.
    Er marschierte weiter,...immer weiter...

    Als Lupus wieder erwachte war es Nacht und im Valetuniarium brannten nur ein paar Talklichter.Sie warfen bizarre Schatten an die Wände...Lupus fieberte,...seinen Körper fühlte er nicht,...nur Feuer, Hitze,..er stöhnte,...
    Die Schatten! Die Schatten...waren es die Seelen der Toten?
    Er stöhnte,...Mutter?....wo bist du?...Mutter?

    So was ähnliches hatte sich Lupus schon gedacht,...allerdings ging der Centurio ein Risiko ein,...die Probati konnten beileibe nicht alle schwimmen,...schon ohne Tunica gingen sie fast unter.
    Aber er war nicht in der Position das zu entscheiden. Er stieg aus dem See, zog sich seine Tunica über und fragte sich ernsthaft, was er nach dem Schwimmen anziehen sollte,...immerhin war noch Winter. Nun, er mußte das gute Stück eben ordentlich auswringen und den Marsch zum Castellum überleben.
    Er stieg zurück ins Wasser und schwamm los,...die Tunica saugte sich voll und zog ihn nach unten. Es war auch für ihn eine enorme Anstrengung nach der Wende am Ende des Sees weiter zu schwimmen.
    Er war wieder der Erste der wendete und zurück schwamm, die ersten Kameraden kamen ihm schon entgegen. Nur noch ein paar Züge,...sie schienen sich endlos hinzuziehen.Da, das Ufer...schweratmend zog er sich heraus und die Tunica aus. Er wrang sie aus und wartete auf weitere Befehle,...während sich am jenseitigen Ufer einige Probati sammelten,...offenbar konnten sie nicht weiter schwimmen.

    Zum ersten Mal seit längerer Zeit mußte Lupus wieder seine gesamte Ausrüstung schleppen. Für eine Spezialeinheit mit Spezialauftrag zweifellos etwas zu überladen. Er hoffte, daß man am Zielort entsprechend abladen würde. Er düsteres Grinsen erschien auf seinem Gesicht,...hoffentlich würde der Marsch nicht allzuweit gehen,...sonst konnten die Renegaten sie doch glatt umpusten. Er spie aus um den metallischen Geschmack im Mund losrzuwerden und blickte einer Blutfontäne nach. Komisch, dachte er,...seine Zunge wanderte durch den Rachen,...da fehlte nichts,...wo kam das Blut nur her?
    Er schüttelte den Kopf und marschierte weiter,...wenn es kommt, kommt es, ob es mich hier trifft oder auf der Pritsche.
    Seine Gedanke gingen zu Severus,...sein Blick fiel auf den Kameraden an seiner Seite,...ein Unbekanntes Gesicht,...Severus,...Serverus,...du bist mir nur voran gegangen.

    Lupus bedurfte keiner weiteren Herausforderung, obwohl er es sicher sehr amüsant befunden hätte, wenn der Centurio tatsächlich ins Wasser gekommen wäre. So zog er denn seine Bahn, in einem Takt schlugen seine Arme ins Wasser und trieben seinen Körper vorwärts,...die Kälte wich einer wohligen Taubheit. Am Ufer angekommen machte er sofort kehrt und schwamm etwas außerhalb der Route der Kameraden wieder zurück. Bald schon kam er wieder bei den Ausbildern an und schwamm ohne weiteren Befehl zurück, da die meisten ohnehin nioch nicht am Ziel waren.Ruhig zog er seine Bahn, den Takt langsam erhöhend traf er am jenseitigen Ufer ein, drehte sich und schwamm, diesmal zügig zurück, sodaß er mit den letzten der ersten Tour am Ziel eintraf.
    Viel länger durfte es jetzt aber auch nicht mehr dauern,...seine Lippen waren inzwischen trotz der Anstrengung blau geworden.

    Lupus schwamm und hielt sich so warm,...einige Kameraden taten es ihm nach. Als der Centurio die Zögerer ins Wasser stieß hatte das etwas tragikomisches,...er begann auf´s Ufer zuzuschwimmen.
    Es waren jetzt alle im Wasser, sicher gab es jetzt neue Befehle.

    Beim Barte Iupiters,...dachte Lupus. Dieser Mann stellte den Artorier was Lautstärke anging noch in den Schatten. Auch an Überzeugungskradt magelte es ihm nicht, auch wenn es eine unangenehme Vorstellung war neben den personifizierten Feinden auch noch einen unsichtbaren zu haben, einen der unter ihnen lebte, vielleicht sogar bei oder mit ihnen.
    Er kannte den ermordeten Centurio nicht, aber er kannte Severus,...dies würde für ihn sein,...vielleicht waren seine Mörder ja auch die Mörder des Centurios. Das Leben begann wieder einen Sinn zu machen,...es wurde mehr als nur der Kampf gegen die Schmerzen.
    Er rief ,Jawohl Optio! und zuckte gleichzeitig wieder etwas zusammen. Ein leicht metallischer Geschmack kam im Mund auf...

    Lupus dämmerte vor sich hin, er ließ alles mit sich geschehen, nahm die Behandlung der mediziner nur durch ein dickke Schicht wie Nebel war.
    Er sah statt dessen Bilder aus seiner Vergangenheit,seltsam hell und sonnig...
    Manchmal mußte er auch lächelnd,...als er Julia sah, Primus´wunderschöne Frau,...seine erste große Liebe...er hatte es ihr und Primus nie erzählt,...aber wenn er eine Frau bekommen sollte,...dann mußte sie so sein wie Julia.
    Das tat gerade wieder etwas weh,...als sie ihn packten und auf eine der Pritschen legten,...sie waren dabei sicher vorsichtig, jedoch kam es Lupus vor als würde ein Teil von ihm abreissen und dort liegenbleiben.

    Lupus erwachte aus seiner Bewußtlosigkeit, weil irgend jemand an ihm zu zerren schien,...Er lag auf der Seite und sein Mund füllte sich langsam mit metallisch schmeckendem Blut,...er schluckte es herunter,...oh beim Mars, sein Blut,...es musste doch in ihm bleiben! Wieder zuckte ein Krampf durch seinen geschundenen Körper und eine Träne des Schmerzes brach sie die Bahn durch sein Blutiges Gesicht. Er schämte sich seiner Tränen nicht,...sie kamen einfach so. Aber irgendetwas in ihm zerbrach,...kein Knochen, keine Sehne oder Muskel,...es war ein Stück seiner Seele das zerbrach.

    Lupus stand bei seinen Kameraden und nahm beim Befehl des Optios Haltung an. Ein ziehender Schmerz zog durch seinen Rücken und explodierte in seinem Schädel. Er biss die Zähne zusammen, ließ sich nichts anmerken.
    Jedoch fühlte er sich als sei er um Jahre gealter. Das konnte und würde er nicht zulassen,...er hatte keine Hilfe und keine Rücksicht nötig,...er würde marschieren udn wenn es nötig war kämpfen,...bis zur letzten Muskelzuckung,...bis zum erlöschen seiner Lebensflamme, niemand sollte durch seine Schuld in Gefahr geraten,...niemand!

    Lupus saß auf seiner Pritsche und betrachtete wie kameradschaftlich Valerian mit dem Neuen umging. Es tat ihm leid, daß er nicht die Muße aufbringen konnte es ebenso zu tun...Aber Valerian war hier die Mutter des Contuberniums,...er kümmerte sich...und das war gut so.
    Vielleicht war es einfach der Schmerz in seiner Hand der ihn ein wenig unbekömmlich machte,...eigentlich war er nicht so introvertiert.

    Der Schock war inzwischen einer langsamen Starre gewichen. Lupus begann einfach im näheren Umkreis mit kräftigen Zügen zu schwimmen. Freistil,...dieses Brustschwimmen hatte er nie gelernt,...er empfand es im übrigen als weibisch.
    Sein Blut begann wieder zu zirkulieren, er sah zum Ufer und bemerkte, daß einige Unentschlosssene immer noch nicht ins Wasser gegangen waren,...ob da die Aufforderung der beiden Ausbilder ausreichte?
    Eines war jedoch sicher,...es sollte möglichst bald losgehen,...ein paar Kameraden hatten schon bläuliche Lippen.

    Lupus nickte dem Iulier zu und entgegnete,
    Ich werde dich nicht enttäuschen, Optio Iulius!
    Innerlich war er sicher, und hoffte einen dieser Drecksäcke gegenüber zu stehen die seinerzeit Severus ermordehatten.
    Sein unnötiger Tod hatte etwas in ihm zerbrochen,...er war ein Anderer geworden. Es schien fast, daß die brutale Mißhandlung durch die Legionäre der Prima und der Tod seines Kameraden seine Unbekümmerheit hinfort gerissen hatten. Er erwartete nichts mehr von dieser Welt,...jedoch hatte sie etwas von ihm zu erwarten.

    Latrinen putzen? Nein Danke! Da sputeten sich die Männer um aus ihren Rüstungen zu springen,...jedoch bekam Lupus ein leicht mulmiges Gefühl bei den Gedanken an die Latrinen...sie erinnerten ihn auf seltsame Weise an seinen toten Kameraden Severus. Irgendwie bildete sich ein Kloß in seinem Hals, der jedoch durch das eisige Wasser des Sees umgehend wieder verschwand,...er war sich, sein Gemächt würde nach dieser Trainingseinheit seinem Namen keinerlei Ehre mehr machen. Was soll´s dachte er sich und sprang Kopfüber in den See. Noch nie in seinem Leben hatte er so kalt gehabt...und würde er sich nicht sofort bewegen, dann wäre das sein Ende...


    Lupus lag hilflos ob der Behandlung der beiden Mediziner auf seiner Bahre und ließ es über sich ergehen,...bald schon versank er wieder in eine segensreiche Bewußtlosigkeit, so bekam er nicht mit, daß man seine Nase wieder zu richten suchte.