Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

    "Dann bist Du hier zufälligerweise richtig. Das ist ein balneum, das Wasser ist noch warm, ich ziehe mich um, dann kannst Du Dich in Ruhe herrichten."


    Ich ziehe die Tunika im Sitzen über den Kopf und während der Stoff auf meine Hüften und Oberschenkel fließt, lockere ich mein Badetuch und kann mich in Rot und ohne rot zu werden, erheben. Ächz.


    "Und dann iß' was, wenigstens etwas heiße Brühe oder so; ruh' Dich aus, ich bade nachher wohl noch."

    Ich stehe wieder auf und schaue mich nach einem hilfsbereiten Geist um. Einige der Gäste haben die Szene beobachtet, schauen aber nur unbeteiligt und auch verstohlen zu uns. Ich lege die groben Scherben auf einen der Buffettische und entdecke Lars' Schopf.


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    ~~~ Lars ~~~


    "Tschaa, Dominusluca?" kommt er zwischen den Gästen hervor, in dem Mundwinkeln Marmelade und einige Brösel, er ißt, was auch immer er in seinem Mund hat, herunter.


    "Es hat ein Malheur gegeben, Laas, bring' Frau Fiona in einen der hinteren Räume, wo sie sich in Ruhe umziehen kann. Wir brauchen ...."


    "...eine Tunika" vollendet Lars meinen Satz. :D Fiona ist nicht das erste weibliche Wesen, dem der flavischen Haushalt eine Tunika zu spendieren in der Lage ist. Lars denkt sich, er legt besser einen Vorrat mit frischen Tuniken an und beschriftet das Fach mit "für Lucas Freundinnen".


    Ich wende mich an Fiona: "Geh' einfach mit der kleinen Eiterbeule mit, Du kannst Dich umziehen; Deine Tunika lassen wir waschen und bringen sie dann frisch zur villa Claudia zurück. In Ordnung? - Bis dann."

    Was zum ... ? War Caro-Tilla-Weißnichwer übergeschnappt? Völlig besoffen? Das ist nun das letzte, das ich erwartet hatte. Dachte mir eigentlich, Tilla Aurelia oder Aurelia Tilla hätte sich einen Zweitnamen zugelegt, damit sie nicht prahlt mit ihrer Familie, inkognito draußen ein bißchen Spaß haben kann. Hier unter Flaviern und Aureliern war aber ein Inkognito doch überflüssig?! Und jetzt sowas! Oder ist sie keine Aurelia, sondern gehört zum Personal? Und warum dann überhaupt ein anderer Name? Irgendwie peile ich nix.


    In Gedanken bücke ich mich und klaube ich die Scherben auf, den Tilla, so heißt sie wohl wirklich, auch nach ihrer Reaktion zu schließen, hat fallen lassen. Eine Verlegenheitslösung, dann habe ich 'was zu tun.


    "Tut mir leid", sage ich zu Fiona, "die spinnt wohl'n bißchen heftig" und mache eine Trinkbewegung. Soll ich mich ärgern oder das ganze vergessen? Weibsleute, pfft, besser sich keinen Kopf zu machen.


    "Willste Dich umziehen?" Ich schaue mich um, ob ich einen flavischen Sklaven finde.


    [SIZE=7]edit:/ Becher <> Scherben; add. Umziehen[/SIZE]

    Ein wenig hilflos zucke ich mit den Schultern. Was wird Iuno erwarten? Daß ich mich für das Opfer ruiniere, angesichts meines für stadtrömische Verhältnisse doch geringen Taschengeldes, wie ich leidvoll erfahren mußte? Soll ich Lars für ein Faß Bier verkaufen, im sicheren Wissen, daß er am Nachmittag wieder ausgebüxt sein und zu uns zurückkommen wird? Irgendwas nettes, aber nicht armseliges, eine flavische Mutter hatte vonseiten ihres Sohnes schließlich Bestes verdient.


    "Naja, ich bin zwar ein Flavius, aber meine Verhältnisse sind, hm, ... ein Opfertier natürlich schon, aber vielleicht kein großes. Ich spare für meine Ausbildung, und Mutter wäre sicherlich nicht angetan, wenn ich das wenige, das ich habe ..."


    Ich habe einen Teil meiner Ersparnisse dabei, ich würde gleich gehen, um das passende Tier zu besorgen.

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    ~~~ Lars ~~~


    Noch ziemlich verschlafen, alle paar Schritte reißt er seinen Mund zu einem herzerfrischenden Gähnen auf, zuckelt Lars mit einem Briefchen für zwei Iulier durch die morgendlichen Gassen der ewigen Stadt. Am Ziel angekommen, gibt er die Post ab und schaut, daß er wieder heim an den warmen Herd in der Küche kommt.


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    CN FLAVIVS LVCANVS



    Gn. Iulio Labeoni ac
    Gn. Iulio Cincinnato


    A. D. IV NON IAN DCCCLVIII A.U.C.


    Cn. Flavius Lucanus S. D. Gn. Iulio Labeoni ac Gn. Iulio Cincinnato!
    Salvete amici!


    Jetzt, da wir alle wohl unseren Rausch nach den ersten Tagen der Saturnalien gepflegt und uns ausgeruht wieder ins Vergnügen stürzen können, möchte ich eine Einladung an Euch aussprechen, in der Hoffnung, das sie Euch freut und gleichermaßen gelegen kommt.


    Da ich innerhalb weniger Tage das Vergnügen und die Ehre hatte, zwei Sprößlinge aus der gens Iulia kennenzulernen, wage ich es, und lade Euch beide zu einem kleinen iulisch-flavischen convivium in der villa Flavia Felix ein. Vielleicht lassen sich ein paar Tänzerinnen auftreiben :), reichlich zu essen und zu trinken wird es in jedem Falle geben.


    Lieber Iulius Cincinnatus, ich weiß, daß Iulius Labeo in Misenum stationiert ist, würde Dich darum bitte, diese Einladung Deinem Verwandten zur Kenntnis zu bringen. Gratias ago tibi!


    Laßt mich wissen, wann Ihr Zeit habt. Mögen die Götter Euch wohlgesonnen sein.


    Valete!
    Cn. Flavius Lucanus



    [SIZE=7]edit:/ Tipp-Ex.[/SIZE]

    Sim-Off:

    Es convenirt ungemein, kaum eine favorablere Lösung hätte es geben können.


    "Salve, ehrwürdige Frau", sage ich und komme celeriter zum puctus saltus meines Hierseins:


    "Ich möchte zu Ehren der Iuno, Mutter der Mütter und damit unser aller Mutter und im frommen Gedenken an meine verstorbene Mutter ein Opfer darbringen und der Göttin das einzige Abbild ihrer Person weihen."


    Ob Iuno blutige oder Speiseopfer bevorzugt ist mir völlig unklar, ich bin Novice und Discipulus in diesen Dingen; daß ihr Sohn Mars nicht alles nimmt, was ihm angeboten wird, hatte ich ja schon erfahren. Vom Sohn auf die Mutter zu schließen ist zwar nicht immer erfolggekrönt, aber Vorsicht ist im Umgang mit Göttern geboten. Sind launisch wie Menschen, darum uns so nah.


    Ich fahre fort - ein paar Stichpunkte hatte ich mir aus Vorsicht im Kopf notiert: "Außerdem werde ich bald heiraten und bitte Iuno um ihren mütterlichen Segen für die Wahl meiner Ehefrau."


    Iuno hatte schon glücklich bei meiner Mutter gewirkt, was die Verbindung an Kürze verlor, gewann sie doch an Glück und Eintracht. Und da Onkel Gracchus mit einer Frau verheiratet ist, die vor allem durch ihre Unsichtbarkeit besticht, muß ich mir jeden Beistand sichern, den ich kriegen kann. Schließlich war es Sache meiner beiden Onkel, die Ehe zu arrangieren, und Onkel Gracchus' Wort hat sicher etwas mehr Gewicht bei der Entscheidung.

    'Da trampelt noch einer drin 'rum' denke ich mir und hebe das Tablett gleich wieder vom Boden auf. "Io Saturnalia - probier' eins. 'Ne flüssige Grundlage haste ja schon, Tilla Aurelia", :D biete ich ihr eines meiner Hojaldres an. Birne, Feige, Apfel, Pflaume ... mal sehen, was sie erwischt ... und was jetzt kommt. "Wieso ist die 'Katze' bei Euch? Ich weiß, daß Onkel Flavius Aquilius den homo niger gekauft hat." Oder ist sie eine Flavia? Noch so'n mißratener Zweig, den Onkel Gracchus kaum unter Ächzen und Stöhnen akzeptabel findet? Cousinchen?


    "Samhai, kenn' ich nicht, ist das etwas Stadtrömisches?", hake ich bei Fiona noch nach. Typisch, irgendwo steigt ein Fest und keine Sau lädt mich ein, nich' mal Bridhe hat offenbar was gesagt. -.^

    Mein Gelöbnis, für meine Mutter zur Erinnerung ein Opfer darzubringen und Ihr Bildnis weihen zu lassen, will ich nun endlich angehen. Onkelzwo Aquilius hatte gemeint, ich solle mich einfach an eine Iuno-Priesterin wenden, die würde mir weiterhelfen.


    In bestem Feiertagsstaat ohne einen einzigen Flecken finde ich mich also im Bereich des cultus Iunonis ein und hoffe, daß mir zu helfen ist ...

    "Es gibt gerechten und ungerechten Krieg. Es gibt nunmal Menschen, die andere nicht in Frieden leben lassen und davor muß man sich schützen. Aber der Mensch ist das einzige Tier, das überhaupt Spaß am Töten hat. Ich mein': Kämpfen an sich, Ringen, sich messen wie in Olympia, auch im Faustkampf is' ja in Ordnung, meinetwegen auch, wenn Leute meinen, sich gegenseitig im Duell töten zu müssen, auch wenn ich genau sowas abartig finde." Und die Leute, die sabbernd und johlend dabeisitzen sind noch perverser, aber bitte.


    "Aber viele Kriege sind auch überflüssig. Der vergöttlichte Augustus hat ... ach, lassen wir das, es ist so ein nettes Fest, was sollen wir über solch' ernste Themen reden!" Gerade wird mir bewußt, daß Rom ja wieder in einem Krieg steht, gegen die Parther, Menschen sterben, wofür? Weil die Parther uns nicht in Ruhe lassen oder wir sie nicht? Ich habe keine Ahnung, was wir da im Osten überhaupt wollen.


    Meine Versuche, mich auf Caro aufmerksam zu machen, enden aprupt in einem Klumpen von Mißtönen, wie eine Schweinsblase, die man angestochen hat, müßte es klingen, wenn man meine Stimmung vertonen will. Wie - Tilla? Tilla Aurelia? Wie eine Patrizierin kam sie mir nich' vor, auch jetzt nich' in ihrer schlichten Tunika.
    "Mir hat sie gesagt, sie hieße Caro und sei damals am Markt krank gewesen. Auch Bridhe, die, äh, die für Onkel Flavius Aquilius arbeitet, war dabei." Ich schmolle etwas und würde mich am Kopf kratzen, hätte ich eine Hand frei. "Woher willste das überhaupt wissen, he? Tilla Aurelia - oder wie?"



    Sim-Off:

    "Dann plötzlich fing Luca an, ganz aufgeregt herum zu gestikulieren." - Mit 'nem Tablett halbvoll mit Gebäck darauf? Bin ich ein chinesischer Akrobat oder wie? :D (Nein, das hatt' ich ohne Gestik gedacht ...)

    Während ich auf die coratrix warte, lasse ich meiner Neugierde freien Lauf. Haufenweise Krempel steht herum, Schachteln und Rollen in den beiden armaria an den Wänden, mancher Plunder auch auf dem Boden.


    Auf einem Bord entdecke ich eine Tafel:



    MEVM REFVGIVUM



    Komisch, was soll dieses "U" da in "REFVGIVUM"? Wer hat die Tafel geschrieben? Wozu? Hier ein Rückzugsort? Ein Asyl? Vor wem oder was? Ah, ja, den Lesern. Achtung: Leser naht!


    Ich weiß, der natürliche Feind jedes Bibliothekars ist der gemeine Leser, lector vulgaris vulgaris, vor dem die Schriften und Rollen tunlichst in Sicherheit gebracht werden müssen. Der Bibliothekar ist nicht für den Leser, sondern für die Bibliothek da.


    Was'n das?


    IN N ... ROM... ORIS CAES... USTI


    Hiermit ist der M... Memoriae M ... ius Con ... rch kaise ... tag ber... en über die Christ ... r die Christen in Pontus ein ...


    Mar ... ... ... ... tius
    Magister Memoriae – Officium Imperatoris



    Schau' an, ein völlig zerknittertes und verwischtes Breve, das Siegel ist auch schon abgefallen, ah, da liegt es ja:


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    Interessant, es muß also irgendwo genauere Informationen über diese Sekte geben. Ich pfeffere die Tafel, das Breve und das Siegel in eine Schachtel und stelle sie auf das Armarium.


    Auf einem anderen Bord lag ein Stapel leicht blauer Schriftstücke, die sich als Formulare entpuppten:



    permissio definita IX/V


    Nomen (Name):


    Usus (Verwendung):


    Opera (Werke): - nicht ausfüllen -



    Signus (Unterschrift):


    Was zum Henker ... ? Ah, Leihzettel, etwas kurios und veraltet, sicherlich, ich mußte mir neue besorgen, falls überhaupt jemand außer dem Kaiser hier ein Buch ausleihen kann. Ausborgen sicherlich, hatte ich ja auch schon getan, räusper, war aber nur für eine Nacht und niemand hat's bemerkt.


    SCHOLA ATHENIENSIS


    OFFICIVM
    SCRIBA LOGEI


    FVRIA STELLA


    Ja, schau an, Fräulein Curatrix war auch scriba Logei. Wie nett. Ich falte das Papier säuberlich und lege es zu dem anderen Kram. Ob die hier ein Archiv haben für all das?

    "Absolut" bestätige ich und wir nehmen unsere Amtshandlung: "tätige Inspektion der Fischküchen" wieder auf. Mit triefenden, von allerlei Köstlichkeiten aufgequollenen Broten machen wir uns auf die Suche nach einer ruhigen Gelegenheit, eine erste Kostprobe zu analysieren. Ein Octopus-Tentakel hängst schepps [schäpps?] aus meinem Brot, ich schlürfe ihn und den daranhängenden Mini in einem in meinen Mund. Flupp.


    "Da vorne" ich zeige auf ein mittelgroßes Reiterdenkmal, zu dessen Füßen wir uns auf die Stufen niederlassen können. Nicht ab Boden, sondern etwas erhöht, um unseres magistratischen Selbstbildes und des allgemein Überblickes Willen. Ich werfe meine Toga hin, und ziehe und zupfe sie so, das ein ordentliches Stück sauberes Stoff zum Himmel zeigt. Da können wir uns hinsetzen.

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    "Nojo, bittä, i hab den jungen Vigilen in Unifoam g'sehn, und privatissime, also: civiliter bei de Kristn und ned nua amal. Sicher, ja." Coelestinus Cerealis hebt eine Augenbraue, "No, der Hochwohlgäborener treßvir wird scho' wissen, was's aufsich mit de Kristn hot. Obba nadürlich is gerichtet deren Glaub'n gegn unsern Herrn Kaiser und die Götta uns'res Staates. Sie glaub'n ja ned daran. Atheisten san's, die Kristn, opfan den Göttan ned, komma blos z'sammn und singan irgendwelche Liada, wer weiß, was sie in deren Kultn sonst no so trei'm."


    Coelestinus Cerealis sieht jetzt aus, wie von einer schweren Last erdrückt. "Nein, leider, Hochwohlgäborener, den Noman vo dem vigiln kenn' i ned, bin ich jemand, der sich mischt ein in Angelegenheiten vo de Nachbarn? Wieadaerkenn' tät i' ihn schon kennan, sicher, i hob zwa guade Augn. Und so fesch wia'ra is ..."

    "Einatmen - Tuch über'n Kopf, Gesicht über die dampfende Schüssel und dann kräftig atmen. Hilft auch bei Erkältungen, mit Kamille beispielsweise"


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    "Da" sagt Lars, als er hereinkommt und läßt zwei ordentlich gefaltete Tuniken auf die Kacheln fallen, die dann nicht mehr so ordentlich gefaltet aussehen.


    "Spinnst Du, oder was? Da hat jemand Arbeit investiert, daß die knitterfrei sind und Du klatscht die Tuniken hier einfach 'rum! Paß' auf, sonst kriegste auch'n paar Knitter!" Ich greife blitzartig nach Laas und ziehe ihn etwas rüde zu mir, reibe mit der Faust auf seinem Kopf herum, bis seine Schnittlauchlocken wirr herumstehen. "Pfft."


    "Aahhh, paks, paks! Geh, nich', dominus Luca!", Lars gickst und rudert mit den Armen und hampelt sich frei. Wir sitzen etwas zerzaust wie zwei Spatzen herum und grinsen. :D


    "T'schullige" sage ich zu Bridhe, die ziemlich leidend aussieht. "He, alle Welt versucht, dich aufzumuntern und Du hockst da wie sieben Tage alter Puls." Ich werfe ihr eine dunkelblaue Tunika zu, die besser zu ihren Augen paßt und selbst nehme ich die rote.

    "Weiß nich'", antworte ich etwas unbehaglich und unbestimmt, "'is keine Fertigkeit, auf die man stolz sein kann, mein' ich. Daß germanische Frauen ihre Männer im Kampf unterstützen, hab' ich bei Tacitus gelesen, keine Ahnung, woher er das hat, der war ja nie da, aber egal, Selbstverteidigung im Notfall is' sicher wichtig, man muß ja auch die Kinder schützen können. Aber richtig kämpfen, nee."


    Ich hatte schon wenig Verständnis dafür, daß Männer mit Waffen aufeinander losgingen, sich prügeln is' in Ordnung, man mußte ja hie und da mal 'was klären, aber einander echt verletzen oder gar töten? Tiere töten einander auch nur, um Nahrung zu bekommen, nicht aus Gier oder gar Lust.


    Mit einem Ohr höre ich Fiona zu, mit dem anderen rauschen Gesprächsfetzen herein. "Klingt ja ziemlich konkret, scheinst ja völlig begeistert zu sein" ich schaue sie spöttisch an. Manche Patrizierinnen waren schon rechte Schnepfen, offenbar hatten die Claudii davon welche in die Welt ...


    "Eja, da hinten is' äh ... " wie hieß das Mädchen mit der Wachstafel nochmal? "... äh, ja, Caro! Caro, huha!" Ich versuche, auf mich und meine Hojaldres aufmerksam zu machen.


    "Caro is'n nettes Mädchen, krank, glaub' ich, aber vielleicht ist sie ja wieder gesund, konnte mal nicht sprechen", raune ich zu Fiona.

    Ein Schild hängt auch schon da, kamma also nich' verfehlen. Den Raum hab' ich schon vorher gesehen, ne, die Tür, natürlich, ich schau' nich' in Räume, die mich nix angehen.


    Tür auf - muß etwas geölt werden, bring' ich morgen mir - und hinein mit mir. Gleich reiße das Fenster auf, hier war schon einige Zeit kein Mensch mehr. Ich schnalle die Ledertasche mit meinem PDA ab und schmeiße sie auf den Tisch. Den Stuhl dahinter nehme ich an der Sitzfläche und rummse ihn einmal kräftig auf den Boden, er hält, aber man weiß ja nie. Nich', daß ich der curatrix nich' vertrauen würde, aber sie ist leichter und, naja, ...


    Nett. Wirklich nett. Mal kräftig putzen, polieren und wischen, dann sieht das schon ordentlich aus. Ich frag' mal Laas, ob er morgen mitkommt, dann sitz' ich hier auch nich' so alleine 'rum. Er übernimmt das Putzen und ich die Verantwortung. 8) Ne, mit dem Wedel kann ich schon umgehen, aber zu zweit is' alles lustiger.

    Trotz der beruhigenden Worte beäuge ich ein wenig mißtrauisch das Möbel. Nagut, hat ja gehalten. Also auf in XIV!


    "Danke, Furia Stella, ich werde da auf Dich warten." Glücklicherweise habe ich schon gegessen ... Ich grüße - "Vale, bis bald." - und tappele von hinnen nach dannen in mein officium. Mein officium. :]

    "Bei den meisten Völkern gibt es Arbeitsteilung. Is' ja auch sinnvoll, wenn nich' jeder dasselbe macht, sondern jeder das, was er am besten kann. Der Mann arbeitet draußen und die Frau hält die Familie und den Haushalt zusammen; so ergänzen sich beide, denn beide sin' aufeinander angewiesen." Wenn meine Mutter zur Jagd gegangen wäre, dann wär' sie wahrscheinlich noch viel früher gestorben. Von Pfeil-und-Bogen-schwingenden Amazonen halte ich nicht wahnsinnig viel, zum Vergnügen, warum nicht, aber warum sollte man sich freiwillig einer Gefahr aussetzen und die Familie gefährden?


    "Nunja," meine ich neutral, "andere Völker, andere Sitten; auch wenn Deine Mutter nach römischen Sitten klingt. Meine Mutter jedenfalls wäre sich für Männerarbeit zu Schade gewesen, denk' ich."


    Daß Fiona Einblicke in die claudische Familie hat, kann nur von Vorteil sein. Aber sie ist eine Frau, also sicher geschwätzig, in alle Richtungen. Wenn sie mir 'was erzählt, is' das gut, aber sie wird auch über mich erzählen, falsche Richtung, jedenfalls soll sie nich' das Falsche reden.


    "Und wie sind sie so? Ich mein' die claudischen Frauen, Du hast ja sicher viel mit ihnen zu tun, oder? Ich, äh, hatte gehofft, ein paar neue Freunde bei den Saturnalien gewinnen zu können; ich bin noch nich' so lange in Rom ..."

    "Aber ja." Ich greife etwas umständlich nach der Karaffe und einem Becher. Die Hälfte schwappt im Schwall über den Rand und auf die Kacheln, wo sich Prützen bilden. Dann greife ich zur Schale mit dem Obst und stelle Becher und Schale vor ihr hin. "Hier, meine Spahiräugige. Vielleicht etwas Baldriansud? Wär' das gut?" Irgendwo mußte es doch im Haus getrocknete Blätter geben. "Wenn's schimm is', kannste auch einen inhalieren, Pfefferminze, und noch'n paar andere in einer großen Schüssel mit heißem Wasser ..."


    Laas ist noch nicht zurück. Fertige Garnituren für Hausneffen und lebensmüde Sklavinnen liegen wohl nicht allzeit bereit.