Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

    Zitat

    Original von Dido


    Bunte Kreide, einige Sesterzen, Murmeln aus Glas und Ton, ein scharfkantiger Stein, ein alter Keks, ein kleines schartiges Messer, was die Kleine zu Tage förderte erinnert mich daran, was ich so in den Tiefen meiner Tunika mit herumschleppe; auch wenn keine Murmeln dabei sind, dafür hätte ich kaum Verwendung, so doch einige Kastanien vom Herbst, ein paar Vogelfedern, Münzen, zwei Datteln, einen Schmierzettel, Bindfaden, Schneuztuch, eine Garnele, die irgendwie von einem Mittagessen hineingeraten sein muß ... Ich stecke die Sachen in meinen Beutel, wo eigentlich mein PDA stecken sollte, den ich aber im officium in der Basilica noch liegen habe.


    Was soll ich jetzt mit ihr? Mir ist die Sache eigentlich lästig, das Kind ist noch so klein, Leute schauen schon. Ich lasse sie vorsichtig los, wegrennen wird sie ja wohl nicht. Hannibal hat sich schnell verdünnisiert, warum auch immer. Kein Wunder, das Kind braucht eine vernünftige Erziehung, nicht jemanden, der sich bei der besten sich bietenden Gelegenheit verdrückt ...


    Ich überlege ein wenig, Lars jammert noch theatralisch herum, scheint aber keinen weiteren Dachschaden genommen zu haben, aber ich werde ihn trotzdem untersuchen lassen müssen. "Naja, kleine Kriegerin, wer auf einen Wehrlosen mit Waffen losgeht, handelt ehrlos. Du bist jetzt eine ehrlose kleine Schützin" eine ziemlich gute, ehrlose kleine Schützin, zugegeben, "und Du solltest etwas dafür tun, damit Deine Ehre wiederhergestellt wird." Ob ein kleines Kind schon etwas über Ehre weiß? Dann sollte sie sich darüber Gedanken machen, finde ich, das kennenlernen.


    "Ich konfisziere das da" setze ich fort und klopfe auf den Beutel, in dem Didos Sachen verschwunden sind, "und Du kommst morgen mit Hannibal in mein cubiculum. Bis dahin möchte ich, daß Du Dir selbst eine Strafe für Dich überlegst, etwas, das für Dich richtig erscheint, damit Deine Ehre wiederhergestellt wid. Mache morgen ein würdiges und vernünftiges Angebot, da reden wir weiter. Vale!"


    Damit drehe ich mich von Dido weg, nicke freundlich meinem rector Aelius Callidus zu, der auch offenbar vorhat, an der Sklavin mitzusteigern. Viel Glück! Lars und ich gehen ins Büro zurück.


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    Vielleicht hatte ich mir ja einen falschen Kreis ausgesucht, wirklich hineingeplatzt in eine Ansammlung von Freunden war ich sicherlich nicht, aber sie kennen sich alle. Ein "cercle aurelienne", der Herr ist ein Aurelier! Den nicht nur im übertragenen Sinne "Ausbruch" des einen jungen Mädchens [Caelyn] nehme ich mit einem leicht blöden Gesicht zur Kenntnis, was soll das nun? Etwa eine junge Aurelia? Ich denke, ich werde mich eher an die claudischen Frauen halten, Aurelia Tilla oder Tilla Aurelia und jetzt diese junge Dame ... leicht reizbar allesamt, wären sie älter, würde man sie glatt "Besen" schimpfen. Armer Vater, der sie verheiraten muß. Auch das andere Mädchen [Cadhla] zieht sich aus dem Kreis zurück , bis ich quasi mit den Aureliern alleine bin.


    Etwas verlegen sage ich: "Hm, ja, das freut mich, wenn es Dir gefällt", auch wenn ich mir sicher bin, daß es ihm im Augenblick nicht so wirklich zusagt.


    "Aber Du hast recht, laß' uns hineingehen, es ist ein neuer Gang aufgetragen worden; ich bin übrigens Flavius Lucanus, Neffe so ziemlich aller im Hause lebenden Flavier".- "Die junge Aurelia Tilla habe ich ja schon kennengelernt", setze ich hinzu und versuche, ein wenig zu retten, ohne auf nähere oder weitere Umstände einzugehen und mach eine leichte Verbeugung in Tillas Richtung. :)

    Aufgrund gescheiterter Tarifverhandlungen mit meinem Modem kam es von Freitag Abend bis heute leider zu einem kurzfristigen Warnstreik.


    -.^


    Erst nach der Androhung, es durch ein Niedriglohnmodem zu ersetzen, hat es nun heute seine Arbeit wieder aufgenommen.


    :D


    Kurzum: ich bedauere meine unangekündigten Versäumnisse und hole sie im Laufe des Abends nach...

    Während Fiona sich umziehen geht, wandere ich ein wenig durch die Räume und komme dann irgendwann, viele Tischumrundungen, Grüße hierhin und dahin, ohne daß ich die Menschen kenne oder sie mich kennenlernen wollen, auch angesichts der etwas vorgerückten Stunde und der Tatsache, daß gerade ein neuer Gang aufgetragen wird, Seezunge auf Gänseleber umhüllt von güldenem Aspik, kaum verwunderlich.


    Ich nehme mir eine Becher mit frischem Wasser, verdrücke die erste Seezunge und balanciere auf dem Becherrand derweil die zweite. Im vorderen Garten stehen einige Menschen herum und plaudern angeregt. Die frische Nachtluft tut meinen Lungen gut, die leichte Benommenheit schwindet dahin.


    NAchdem ich ein wenig in der porticus gestanden habe, mache ich einen Schritt in den Garten hinaus, nicke der Gruppe um den Herren zu, 'lauter Hennen um einen Hahn', denke ich mir kurz, hat der's gut. Da entdecke ich Tilla. "Io Saturnalia!" wünsche ich in speziellen dem Herren und im allgemeinen den jungen Frauen, Tilla inkludierend, wie Onkel Gracchus vielleicht geruhen würde zu formulieren, falls er für sie überhaupt ein Auge haben würde. "Ich hoffe, Ihr amüsiert Euch?!" - Flavius Lucanus, ganz der formvollendete Gastgeber, ach.

    Ich lächele etwas verloren, der omimöse Aristides. Interessante Dinge hörte ich hie und da, nichts Handfestes oder Zusammenhängendes, kein Favier von der traurigen Gestalt ist er, so scheint es mir. "Mh, ja, wieder ein Flavide, Aristides, ein Onkel vor mir, nicht?" Natürlich, was sonst? Die Flavier bestehen zur überwiegenden Mehrheit aus Onkeln, nur ich bin keiner. Und die Frau von Flavius Gracchus ist auch keiner, die ist meine Tante. Ein schlafwandlerischer Stammbaum, meine Stellung als Hausneffe zementiert sich mit jeder neu entdeckten Verwandtschaft.


    "Und? Hast Du Nachrichten? Amüsiert er sich gut?" rutscht es mir heraus. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß bierernster Komiß und jener Aristides nicht zusammenpassen; wird er doch nach dem Gegner des Themistokles, eher nach dem Milesischen Dichter benannt worden sein. Jedenfalls gefiele mir das besser, die Milesia historia hatte ich in der lateinischen Version mit Vergnügen gelesen, auch wenn ich dabei meist puterrot im Gesicht war.


    "Naja", gebe ich meine Meinung zu der jungen Sklavin ab, "sie ist schon ziemlich blond, nicht? Fast unnatürlich. Wie ein Spiel..."


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    ~~~ Lars ~~~


    "Aua, Verdammich, auuuuuuuuuuaaaa" jammert Laas und hält sich den Kopf.


    Nicht bewußt, aber als Bewegung in meinem Gesichtskreis nahm ich die Schleuder und die fliegende Glaskugel wahr. "He, was soll denn das. Du da! Ja, Du!" brülle ich Dido an.


    "Auuuuuaaaa" heult Laas beinahe und versteckt sich hinter mir und Hannibal. Mit drei großen Schritten laufe ich zu dem kleinen Mädchen hin, greife ihren Arm und entwinde ihr die Zwille. "Sind bei Dir noch alle Murmeln rund? Bist Du das dicht? Ma' schießt nich' mit Kugln auf Leute!!" Ich drehe mich zu Laas um "Eh, blutest Du? Wohin hattich die Kugl getroffn?" "Daaaa!" greint der Kleine und zeigt auf eine Stelle über dem Ohr.
    "Un' erst recht nich' auf'n Kopf!! Was bist'n Du für'ne Pest??" Ich bin außer mir, ein Kind schießt mit einer Steinschleuder auf ein anderes, das ihm nur die Zunge 'rausgestreckt hat!!


    "In der Tat, Hannibal, eine gehorsame und tugendhafte Sklavin wäre wirklich mal eine Abwechslung", schaufe ich, die Göre immer noch fest am Handgelenk. "Los, Kleine, alles her damit, Glasmurmln, Zwille, alles, was Du sonst noch herumschleppst! Hopp! Wenn'de Krieg spielen willst, schick'n wir Dich nach Parthien, da kannste 'rumballern!"


    Laas hält sich den Kopf und schmipft drauflos: "Ja, wech' nach Paahtia, die is' völlich irre, die Dido da!"


    "Klappe Laas, wenn Du Mädchen ärgerst, werden sie Dich zurückärgern, klar." "Aber nicht so!!" wende ich mich wieder an Dido. "Kloppt Euch, wenn Ihr unbedingt müßt, aber ohne Waffen un' fiese Tricks, klar?!" Ich hatte ja schon einige Prügeleien erlebt, aber da wurde immer sofort eingegriffen, wenn jemand ein Messer aus der Tunika zog, sah man's sofort. Und wenn's zu spät war, dann droschen alle auf den Messerhelden ein, bis der Ruhe gab und sein Messer nich' mehr gebrauchen konnte. Es gibt'n Codex, und solange ich da bin, is' auch der Codex da.


    "Ihr gehört beide zum flavischen Haushalt und das ist klar Sachbeschädigung - ja, Dido? Wer erzieht Dich oder besser: wer erzieht Dich gerade nicht? hm?"

    "Mogsch a Säule?" hat mich der Händler gefragt, als ich die kleinen Schweinchen begutatete. Alles Weibchen. Ich schaute den Händler an, der Händler schaut mich an: "Hanoi, mogsch a Säule?" lächelte er mich an. "Ich hätte gerne diese beiden rosigen Schweinchen, das sind doch alles Weibchen, nicht?" "Haja, des sin' alles Säule, dominusch." Hm. Ich - klug, logisch kombinierend und leutselig wie ich bin - sagte also: "Gut, dann nehm' ich zwei von den Säulen!" Stolz blicke ich den Händler an. Es geht nichts über allemannisch-römische Völkerverständung. "Noi, noi, Säulen het's beim Mo meiner Schweschter, der isch' ja der Baumeischter. I han nur Säule." Er versucht freundlichst lächelnd, mir den Weg zum Geschäft des Mannes seiner Schwester zu erklären, bis ich abwinke. "Zwei. Die da. Die und die", und der Handel ist perfekt. Geld gegen zwei rosig-rote sich bewegende Fleischklumpen je mit einem sich ringelnden Aufhänger dran.


    Zu dritt gegen wir wieder zum Tempel zurück; ein Gebäckstück zerbrösele ich und lasse die beiden Säu... Tiere darauf herumknurpseln, den Rest verwahre ich für Iuno.


    "Da bin ich wieder", sage ich, auf dem Arm und am Gürtel die Gaben für Iuno.

    "Hm, ja, leider" ich seufze. So affenartig spannend Rom ist, andauernd ja eine Sau die andere durch die Stadt, also: immer etwas los, so sehr vermisse ich doch meine Freunde, meinen Pedro, meine Stadt. Man ist etwas herzlich-grob miteinander, aber offen-geradlinig. Ein Ja ist ein Ja, ein Nein ist ein Nein, und nicht ein entschiedenes Vielleicht oder ein hinterfotziges Solala. Freunde? In Rom? Mit den Sklaven verstehe ich mich prima, aber hier ist das etwas anderes. Ein Flavius heiratet keine Freigelassene, in Flaviobriga vielleicht, hätt' man 'was gedreht, wenn alle sehen, daß da ein Deckel und ein passender Topf Arm in Arm durch die Gegend laufen. Aber hier? In Rom? Freunde habe ich unter "meinesgleichen" nicht, die Iulier hat Onkel Gracchus mit einen Schnüffeln abgetan, mit wem konnte man sich dann standesgemäß befreunden, wenn das überhaupt geht?


    Aber es ist schön, neben meinem Onkel zu sitzen und frische, knackige Octopussi, Garnelen und Krebsfleisch mit Gemüse zu essen, wenn man ein bißchen Phantasie aufbrungt, dann sitzen wir auf einer erhöhten Klippe und um uns branden die Wellen, die Menschen, die nicht aufhören zu schnattern und zu quacken.


    "In Tarraco lebt doch Onkel Furianus", sage ich vorsichtig, es scheint, als solle ich weder ihn noch Tarraco in nächster Zeit kennenlernen. "Aber rector Aelius Callidus sagt, sie wollen dort einen Dichterwettstreit veranstalten - und vielleicht darf ich mit ihm mitfahren. Tarraco würde ich gerne sehen, muß eine tolle Stadt sein ... Alles, was am Meer ist, ist toll", setze ich apodiktisch hinzu. Sobald man nur den Salzgruch in der Nase hat, wird man Mensch. In Rom hat man ganz andere Gerüche in der Nase - und teuere Parfums meine ich damit kaum.

    "Prima, koimm' vorbei - Du darfst annehmen - denn Du vermutest richtig. Ich bin da einer der scribae, eine der Hände in der Bibliothek, die das, was andere nicht schaffen, auch fallen läßt" :D.


    "Marcus Matinius Ticinius - das ist das Gesicht zum Namen: ich hab' Dich auf der Liste zum CRV gesehen, hast Dich auch eingetragen für den Kurs in diesem Monat, nicht?" Vielleicht können wir ja zusammen lernen, denk' ich mir, einander abfragen und die Zeit vertun oder so. Aber was da auf mich, auf uns wirklich zukommt, weiß ich nicht, vielleicht ist Matinius Ticinius ja auch'n Streber, nicht abschreiben, nicht miteinander lernen, nichts riecht besser als die Leiche des Vordermannes und so. Matinius? Wer sind die Matinier? Muß Onkel Gracchus fragen, wenn ich einen Nachmittag erübrigen kann, an der er mir sicherlich mit erlahmenden élan vital alle matinischen Katastrophen ab ovo schildert ...


    "Na, genau aus dem gleichen Grund bin ich in Rom: zum lernen. Hier ist meine Familie, hier gibt's sozusagen die beste Ausbildung im Reich, Nabel der Welt und so. Außerdem nehmen aus Flaviobriga sogar Fuchs und Has' reißaus, weil's ihnen da zu fad is'. Aber wunderschöne Landschaft, tolles Essen, klasse Menschen. Und nur Natur, kein Lärm, kein Gestank, keine Verbrechen." Quasi in Elysio, nur ein paar Gassen weiter rechts.

    "Ei, so machen wir's" nehme ich das Angebot an. "Du bringst gegen Entgelt Wein und Blumen, ich die beiden jungen Sauen mit Gebäck.- Und natürlich das Weihgeschenk für die Göttin." :) Ich freue mich, daß das so reibungslos klappt. Vorerst jedenfalls. Die Auswahl der Schweinchen dürfte kein Problem sein, wahrscheinlich sind hier um den Iuno-Tempel nur weibliche Tiere zu finden, die männlichen dann bei anderen Kultstätten.


    "Ich bin gleich wieder da, wenn's recht ist. Oder wäre es Dir zu einem anderen Zeitpunkt lieber?" Es sieht zwar nicht so aus, als wäre ich gerade in einer Stoßzeit und die Frauen würden über mangelndes männliches Interesse oder Nachwuchssorgen klagen, aber wer weiß? Auch Senator Purgitius Macer hatte sich angekündigt ...

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    ~~~ Lars ~~~


    "O", Lars ist ganz verzückt von dem Flötenspiel der jungen Sklavin. Er steht mit offenenm Mund da, macht Stielaugen und hat offensichtlich heiße Ohren. War da ein kleiner, romantischer Schwerenöter in ihm versteckt, der verzweifelt 'rauswollte?


    Lars dreht sich zu der kleinen Sklavin [Dido] und sagt "Blääh!" und streckt ihr die Zunge 'raus. Offensichtlich doch nur ein Rotzlöffel, der einige Sekunden von den Tönen aus der Flöte verwandelt war. Keine Metamorphose und nicht von Dauer.


    "Hör' auf damit", sage ich und gebe ihm eine Kopfnuß. "Autsch" klagt er wenig überzeugend. Manchmal habe ich das Gefühl, Lars ist ein Übungsobjekt für mich als angehender Vater, ein mißratenes, aber immerhin.


    Jedenfalls werde ich auf das kleine Mädchen [Dido] und ihren Begleiter [Hannibal] aufmerksam. Kenne ich die nicht von irgendwoher? Ja, die leben bei mir zuhause :), die Kleine habe ich in jedem Fall kurz auf der Saturnalienfeier gesehen.


    Ich nicke freundlich "Salve, ihr beiden", Was so ein Kind hier will, ein flavisches Mädchen ist sie nicht, wollen sie und Hannibal die Blondine erwerben ? Wozu? In wessen Auftrag? "Na, auf Einkaufstour? Für wen sucht ihr denn jemanden? Etwa das Mädchen da oben?"

    "Vale" kann ich noch sagen, ehe ich wieder mit mir allein bin.


    Eh? ?(


    Also sollen die Rollen mit allen Fehlern abgeschrieben werden? Nun gut, dann eben Wort für Wort. Was daran überfordernd war, abgesehen davon, daß ich mir Sitzfleisch anfuttern mußte und Ruhe dazu brauchte, ist mir nicht klar. Was mit den unleserlichen Stellen passieren soll, weiß ich zwar nicht, aber das wird sich zeigen. Schau' ich mir erstmal ein Original und eine Abschrift an, dann wird's mir sicherlich klarer ...

    Ich löse mich von meinem neugewonnenen Freund "Heut' is' Dein Tag! Viel Glück!" und gehe meinem Onkel und dem Senator hinterher. Ich sehe, wie letzterer auf den Händler deutet und höre ihn "Was haltet ihr von dem?" sagen. Wollte er sich den Händler mit der ganzen Herde kaufen? Nicht vielleicht ein wenig übertrieben?


    Als ich näherkomme, sehe ich, daß das Tier gemeint, ist, das neben dem Händler steht. Natürlich, hätte ich mir denken können. -.^


    "Na, komma her" sage ich zum Widder, den Händler schaue ich dabei vorsichtshalber nicht an. "Er hinkt ein bißchen", stelle ich fest, "hinten, am rechten Bein." Der Händler versichert, das Tier sei in Ordnung, jedenfalls heute morgen.


    Ich gehe zu dem Tier und hebe ihm das hintere Bein hoch. Natürlich, ein Stein zwischen den Zehen, sowas stört wie Steine in der Sandale. "Das Hinken wird vielleicht noch ein bißchen bleiben, wenn das kein Hinderungsgrund ist, ist er wohl in Ordnung", sage ich zu Onkel Aquilius und Senator Macer. Keine Stellen im Fell, gut genährt, da hat Onkelzwo recht, frißt also richtig.


    Ich halte ihm ein paar Nüsse hin und der Widder schleckt sie ohne viel Drumherumzureden auf. Ein aufmunternder Schlag gegen die Flanke, der ihn auch nicht tangiert, er geht, wenn auch nicht im Eilmarsch, vorsichtig ein, zwei Schritte seitwärts. "Noch ein hübsch junges Tier" schließe ich meine Anamnese, indem ich über die noch kurzen aber gut gewachsenen Hörner fahre.

    Mit einem Liedchen auf den Lippen, einem Bonbon in der Backe und den Rollen, die mir die curatrix Furia Stella ausgehändigt hatte wandere ich ins scriptorium, um Arbeit loszuwerden und um Arbeit aufzunehmen.


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    ~ Marcus Minolta ~


    "Kannst Du nicht anklopfen, Bengel?" begrüßt mich der leitende scriptor. "Steht draußen: Bit-te-an-klo-pfen-!!!"


    "Kannich' lesen", sage ich grinsend, bin ja nur der neue scriba Logei. Ich lege mit Geräusch die Rollen auf den Tisch. "Hier, das sind die nächsten Exemplare zum Kopieren."


    "Na und, was geht mich das an? Paß' gefälligst auf, analphabetischer Rotzlöffel, ein wenig mehr Res-pekt!"


    "Hast Du die anderen Rollen kopiert? Ich soll sie holen und korrigieren", erwiedere ich. Man hatte mir geraten, Marcus Minolta mit überbordender Unverschämtheit zu begegnen, alles andere würde ihn kränken.


    "Du sollst sie holen und kor-ri-gie-ren? Sind jetzt alle jetzt völlig ...!!! Naja, der alte Botenjunge war auch nicht anders." Minolta schaut mich kritisch an. "He, Du bist der neue scriba, na-tür-lich!, würdiger Nachfolger was? Frech wie Caius und nix im Schädel als lauter nackte Mädchen, was? Ein Flavier, nicht? Er sticht mit seinem Zeigefinder nach mir. Dumm geboren und nichts dazugelernt, aber ein Flavier! Natürlich, da macht man sogar einen Bock zum Gärtner, wenn es nur ein flavischer Bock ist! Hast Du wenigstens den Ze-Err-Vau, wenn Du schon nicht lesen kannst?"


    "Äh, nein, is' das'n Rechtschreibkurs?" ich lächele scheinbar verlegen. "Nein, ein Benimmkurs, jedenfalls solltest Du den auch belegen, drin-gend-st!" Minolta grummelt vor sich hin und verdreht die Augen.


    "Da, Flavius Flegel, Attische Nächte, alle Bücher. Vorwärts, zackzack. - Und schreibe nichts, in Worten: "En I Zeh Ha Te Es" - NICHTS - in die Rollen, sodern notier' die Zeilen und schreib' die Korrekturen auf eine Wachstafel, egal, wer Dir deswegen ein Schwert an die Kehle hält oder nicht. Klar?"


    "Wie Eselsmilch", sage ich und will gehen. "Vale!"


    "Heda", ruft er mich zurück. "Dieser andere Flavier, Flavius Furiosus oder so, dessen Dissertation fehlt uns hier. Wasserversorgung oder sowas soll sie behandeln, den Titel eines Magister hat er natürlich schon eingesackt, aber bitte wo ist seine Arbeit? Ist die noch beim Trocknen? Oder wurde sein Geisterschreiber nicht fertig? Egal, sie ist nicht da, sie muß kopiert und eingestellt werden. Und zwar gestern!"


    "Ja, scriptor, ich will mich erkundigen, wo sie abgeblieben ist", sage ich seufzend.


    "Nein, Flavius Flegel, Du willst Dich nicht erkundigen, Du erkundigst Dich und bringst sie her. Du willst hier nicht wollen, sondern tun. Basta. Vale." Spricht's und dreht sich zu einem Schrank um.


    Ich schau', daß ich herauskomme. So leicht schließt man Freundschaften. :D


    Sim-Off:

    Korrigiert nach Beschwerde. Sorry. :(

    Sim-Off:

    Soweit ich weiß, gibt's bislang in der Schola und der Bibliothek kein echtes System und keine wirklichen Vorschriften. Jeder simmt so vor sich hin. :D C. Helvetius Tacitus hat mal ('ne ziemliche) Bürokratie gesimmt, gucktihr hier, ist aber latürnich nicht verbindlich, ebenso wie meine spontane, natürlich völlig vorbildlose -.^ Simmerey.


    "Naja, im Einzelfall weiß ich's nicht, aber wenigstens die curatrix der Bibliothek, Furia Stella, oder bei den wertvollsten und seltensten Papyri wird das der rector der Schola genehmigen müssen. Ansonsten sind die gängigen Sachen wie Cicero oder andere Schullektüre in mehreren Exemplaren im Freihandschrank. Kopien ganzer Werke, die nur einmal da sind, stellt der Kopierservice gegen Entgelt her, mit Genehmigung für Studien auch selbst. Notizen oder einzelne Abschriften kann man sich natürlich im Lesesaal machen." Auch wenn man das Werk immer wieder neu ausleihen mußte, da die Tische am Abend leergeräumt wurden, mit Ausnahme von denen anerkannter Gelehrter und Angestellter sowie praeceptoren der schola, die Bücher auch in ihre Arbeitszimmer und Unterrichtsräume nehmen.


    "Im Grunde kann man immer in die Schola und die Bibliothek, bei Tag und Nacht. Aber da offenes Feuer, Öllampen und sowas in der Bibliothek natürlich verboten sind, wird man nachts nicht viel sehen können."


    Ich muß lachen - ein Hispanier, wie schön. "Ich bin nicht in der Nähe von Tarraco aufgewachsen, sondern am Rand der Welt, genauer: in Flaviobriga, einen Nest auf der hispanischen Seite Vaskoniens, an der Küste des mare Cantabricum. Bienvenido en Roma, compatriota, ich bin Luca, Cnaeus Flavius Lucanus."

    "Ich geh' mal schwer davon aus, daß die Bibliothek der Schola den ganzen Frontinus besitzt, Friede seiner Asche", sage ich. Und daß Aelianus Tacticus auf dem Exemplar hockt wie eine Glucke auf ihrem Küken. "Aber Aelianus Tacticus dürfte die Strategemata gerade kopieren oder kopieren lassen, einer der scriptores hat mir gesagt, der schreibt grad' selbst an einem Buch übers Militär" was mich sosehr interessierte, wie wenn in Ostia 'n Sack Dinkel umfällt.


    "Das hier", ich schlenker' mit dem Arm, "ist ja eine Bibliothek zum Schmökern, zum Unterhalten. Zum Studieren kommen die Leute an die Schola. Entsprechend ist auch das Angebot ein anderes. Und finden braucht man da auch kein Buch, eigentlich darf man das auch garnicht. Man bestellt es und läßt es sich bringen. Ganz simplex." Meistens jedenfalls, die Bücher sind nicht eingesperrt. Theoretisch kann jeder hinein- und hinausspazieren, wie er will.


    "Keine Sorge, ich bin auch noch nich' lange in Rom, ein paar Monate erst. Hier ist es nicht so übersichtlich wie in einem Provinzkaff, das habe ich auch schon festgestellt." :D

    Ein Leser.


    Einer, der selbst Schriftrollen in die Hand nimmt und das Chaos mit sich selbst potenzieren hilft. Soll ich ihn abstechen und seinen Leichnam hinten zu den zwei toten scribae schleifen, die langsam vorsichhinfaulen? Rette ich damit die Bibliothek vor den verzehrenden Blicken der Leser? Oder soll ich ihn vergiften? Mit verdorbenem Puls, auf die Rollenaußenseiten appliziert, sodaß ihn der Hauch des Todes mit jedem Male, da er das Buch weiter aufdreht, mehr und mehr umweht, bis er schließlich an seinem Wissensdurst krepiert? Der weltberühmte Bibliothekar Cnaeus Flavius Burgus, blind von Geburt an und immer mit seinem speichelleckerischen Adlatus Laas, dem fiesen Friesen, unterwegs überlegt.


    Ich schaue auf das Brett, von wo der Mensch offenbar die Rolle genommen hat. Sallustius Crispus, Horatius Flaccus, Ovidius Naso ... Die Thermenbibliothek ist, so geht mir auf, eine Themenbibliothek: nach Sachgebieten und Gattungen sortiert. Nich' doof.


    "Hm, wenn das die Heroiden sind", die ich bestimmt einmal lesen sollte, jedenfalls hatte sie rector Aelius Callidus erwähnt und ich das Exemplar der Schola schon in meinem Büro, "und das das erste Buch der Strategemata des Frontinus ist, dann würde ich sagen: dann sind die Strategemata wohl falsch. Hier sind auch Horatius Flaccus, die epistulae ex Ponto auch von Ovidius Naso" ich grabbele weiter, "Seneca Minor ad Lucilium, Cicero, ich denke, das hier ist das Regal mit Briefen." Ob Medea an Iason oder Cicero ad Atticum war ja auch egal.


    "Vielleicht hat das Exemplar hier ja auch Aelianus Tacticus, der hängt wenigstens seit einiger Zeit in der Bibliothek der Schola herum" und geht mit seinem Gefurze allen auf die Nerven.

    "Salve Furia Stella", sage ich, im Zentrum des Sturmes stehend, kleine Staubflöckchen um mich herumwirbelnd. "Hier sind die Relikte von mindestens drei Generationen unter ellendickem Lurch begraben. Hab' ich erstmal gesichtet und packe ich gleich in drei Kisten. Entweder werfen wir das meiste weg oder stellen es ins Archiv ein, wenn es eines gibt." Vorausgesetzt, es interessiert sich dafür.


    Meine Toga hängt über dem Stuhl hinter dem Schreibtisch, ich wische mir die Hände an meiner Arbeitstunika ab. "Ich bringe morgen Laas von zu Hause mit, der kann beim Putzen helfen." Außerdem muß jemand für den Proviant sorgen, leerer Magen arbeitet nich' gern.


    Ich nehme die Schriftrollen an mich, ohne sie mir genau anzusehen. Wichtiger werden die Abschriften und die zugehörigen Vorlagen sein.


    "Ähm, ... müssen die Kopien identisch mit den Originalen sein oder können offensichtliche Fehler im Original ausgebessert werden? Und: was, wenn eine Stelle im Original unleserlich war und der Kopist ergänzt hat? Darf er das oder muß das unterbleiben? Das sind ja dann keine richtigen Erweiterungen oder Kürzungen, oder? Und wer entscheidet, wenn es Streit gibt?" Daß Kopisten sich manchmal als bessere Schriftsteller einstuften und auch ihre Kommentare, Vorlieben und Abneigungen miteinfließen ließen, habe ich schon ab und an festgestellt. Manche guten Schreiber waren richtige Zicken, mit weißem Bart und tintenfleckigen, faltigen Gesichtern. Ich gehe davon aus, das das nun mein tägliches Brot ist. Darauf einen Falerner. -.^

    Als neuer scriba Logei der Bibliothek der Schola Atheniensis (= "ScriLoBiScholA", wie ich mich in meiner ganzen Pracht und Amtsfülle zu nennen geruhe :D) finde ich es wichtig, mich auch über Konkurrenzangebote zu informieren, ob die Themenbibliothek auch von der Schola betreut wird oder nicht, weiß ich nicht, mit solchen Marginalien gibt sich der "ScriLoBiScholA" ja nun nicht ab, dafür hat er seine wuselnden Kreaturen (Laas?), aber ein Inspektionsgang wird sich sicher lohnen.


    Ich hatte schon im häuslichen balneum ausgiebig den Staub vom Vormittag abgespült, sodaß ich ohne größere Verzögerung die Räume zu deren vorzüglichstem Zweck die Agrippathermen erbaut wurden, links und rechts lassen konnte, wo der Architekt sie geplant und der Baumeister sie aufgerichtet hatte. Regal um Regal, armarium um armarium klappere ich die Reihen ab wie ein Imperator seine Legionen, nehme hie und da eine Rolle heraus und spreche einige aufmunternde und anerkennende Worte zu den einfachen Soldaten im Dienste Minervas und im Kampf gegen alle jenen, die sich ihnen als Leser nähern wollen.


    Wer ist das? Ein Angestellter der Thermenbibliothek? Ein Gast aus den Thermen, der hier genügend Staub ansammeln will, um ein weiteres Mal ins Wasser zu hüpfen? Oder gar ein Leser? Jedenfalls durchwühlt er - durchaus aber mit Respekt - die Rollen, als würde er irgendetwas suchen, was ihm vielleicht dazwischen gefallen ist. Wahrscheinlich irgendeine Münze.


    "Salve, verzeih'" tigere ich mich heran, "suchst Du etwas oder möchtest Du Ordnung in die Unordnung bringen?" Hie und da war mir aufgefallen, daß die Rollen nicht penibel geordnet sind, sondern Plinius (Maior) bei Caesar liegt, das III. Buch der naturales historiae neben dem III. Buch des bellum Gallicium, ob das eine Ordnung sein soll? Welche?

    Ich hatte offenbar einige Auktionen verpaßt; auch wenn mir versichert worden war, es sei nur Billigware in den Umlauf gelangt und darum keiner weiteren Gedanken wert, fand ich das schade, hatte ich mich doch bei Micipsas Kauf doch ziemlich gut amüsiert und die kleine Ca ..., achja: Tilla kennengelernt. Aber momentan habe ich dafür einfach nicht genügend Zeit.


    Ich und Laas sind auf dem Rückweg von der Basilica Ulpia, Post nachschauen, die sich über die Saturnalien hin aufgehäufelt hatte, ein Haufen Unsinn, manchmal voller Rechtschreib- oder gar Formfehler, einige anonyme Schreiben eher zweifelhaften Inhalts "Rutker hat an der Fiminalia in die Ecke gekackt", "Parva ist eine kranke lupa", "Diodor bescheißt seine Schüler", "Publius bückt sich für Carus" und anderes in der Preisklasse. Daß "Rutker" sich an der "Fiminalia" erleichtert hatte, ließ ich gleich per Aktennotiz die Stadtreinigung wissen, falls die nicht eh' nach den Saturnalien alle Straßenzüge gründlich abspritzen wollten, ansonsten warf ich das meiste in die vertikale Ablage. Sollten die Leute doch ein Sgraffitto irgendwo hinschmieren, anstelle eine anständige Bürokratie damit zu überfluten. Onkel Aquilius hatte ich schon seit einiger Zeit nicht mehr damit belästigt, wozu auch? Führt ja zu nix.


    [Blockierte Grafik: http://img411.imageshack.us/img411/994/larsfp1.jpg]
    ~~~ Lars ~~~


    "Eh", zieht mich Laas an meiner Toga "gugg' ma' da", und zeigt zum Podium hinten auf dem Sklavenmarkt. Eigentlich will ich da jetzt nicht hin, ich habe Hunger und nur zwei Mäuseblasen im Magen. "Du sollst mich nicht mit Deinen fettigen Pratz'n anfassen" ärgere ich mich. Auch Laas hat zwei Mäuseblasen auf dem Weg verdrückt, die Toga war zwar meine Bürotoga, also einfacher und dunklerer Stoff wegen dem blöden Staub überall, aber trotzdem.


    "Jetz' gugg' schon, dominusluca" insistiert Laas. Ich folge seinem ausgestreckten, leicht fettig glänzendem Finger. "Man zeigt nicht mit nacktem Fi..." Ich halte inne, ein heller Fleck auf dem Gerüst zieht mich in den Bann. Ich stelle scharf und stelle fest, daß dort oben ein junges Mädchen mit strohblondem Haar steht. "Die Blonde?"


    "Klaa" sagt Laas und grinst - lüstern? Uh. Aber okay, also hin, auch wenn ich blonde Frauen unheimlich finde. Manche lassen sich ja sogar bleichen und das ist dann ganz abartig. Wie Hexen.

    Über das, was die sacerdos sagt, muß ich mich doch etwas wundern. Nein, das meine ich nun überhaupt nicht. Wozu wurden Hekatomben von Rindern bei Staatsopfern geschlachtet, wenn auch ein einziges Stück Vieh genügen würde? Wozu opfert der Kaiser, wenn es auch Caius Nemo aus der Subura sein könnte? Als nächstes muß man noch mit reinem Herzen oder so ad altarem des Gottes treten, man vielleicht überhaupt nicht mehr real opfern?


    Do ut des - bekommt der Gott ein gutes Opfer, bekomm' ich auch 'was Gutes. Wer mit minderwertigen Geschenken kommt, muß sich nicht wundern, wenn er nur zum Hintereingang hineindarf.


    "Hm, ich habe eben einen Wurf rosiger Ferkel gesehen, wenn ich je eins für meine Mutter und eins für die Wahl meiner Ehefrau darbringe?" Daß mich Mutter ab und an 'ihr kleines Ferkelchen aus dem Garten Epikurs' gerufen hat, wenn ich im Garten tobte und verschwitzt ein Zitronenwasser erbettelte, will ich jetzt nicht begründend anfügen. 'Oinkoinkoink' stolzierte ich dann mit dem Becher laut singend herum. Damals war ich natürlich noch ziemlich klein, aber komisch, manche Dinge bleiben im Gedächtnis, andere fallen hinab wie in eine tiefe Schlucht ohne Wiederkehr.


    Sim-Off:

    Ferkel kauf' ich selbst und mach' ein 0-Sesterzen-Angebot? Wohin? ... Oder?