Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

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    "Salve und Guten Morgen! Ich hoff', ich stähre nicht? - Ich mecht' geben eine Information zu die Behörden, über deren Kenntnisnahme der hochwohlgäborene treßvir capitalis zweifelsohne mecht' sein sähr ährfreut'"


    Ich schaue etwas verduzt auf - habe ich das Klopfen überhört?


    "Salve und Guten Morgen auch Dir! Ich bin Flavius Lucanus, der scriba personalis des tresvir capitalis, Flavius Aquilius. Du möchtest eine Information geben? Oder doch eine bekommen?"


    Ich erhebe von meinem Schemel und schaue mich nach einem für meinen Besucher um.



    [SIZE=7]edit:/ A. Paul Weber: Der Denunziant (1962)[/SIZE]

    Niedergesteckt auf die warmen nackten Fliesen liege ich faul, schwerfällig und nur mit einem Handtuch um die Lenden auf dem Rücken (ein nicht unbekannter Anblick) und studiere das Deckenmosaik im Gewölbe des balneums. Kleine Steine blitzen im flackernden Licht der Fackeln auf, ein leichter Dunst steht im Raum, durchschnitten von Strahlen des Außenlichts. Ich lasse eine Olive in meinen Mund fallen und spuche kurz darauf den Kern nach oben wie ein blasender Wal, der Stein kullert irgendwo auf die Seite. Plikplakplak.


    Bridhe hat sich auf den ausgebreiteten Decken niedergelassen, oder glitt vorhin vielmehr dort nieder, wo ich sie losgelassen hatte, wie ein nasser Sack Wäsche. Ihrer naßkalten Tunika ledig ist sie nun dick in eine weitere Decke eingemummelt. Ich hatte einen kurzen Sprung ins heiße Wasser getan, bin getaucht und habe mich so wieder auf vernünftige Körpertemperatur gebracht, Bridhe wollte ich nicht so rabiat und kurzentschlossen auftauen, sondern habe ihr mit einem heißen, wassertriefenden Schwamm die Kälte aus dem Körper gerieben.


    Ich lasse eine weitere Oliven in meinen Mund fallen, löse mit den Backenzähnen und meiner Zunge den Kern und spucke ihn wieder wie Blas nach oben. Plikplakplak kullert er auf den Boden.


    "Und?" Ich schließe die Augen und genieße die Wärme, die von unten meinen Körper erhitzt, als sei ich eine Brasse, die langsam auf kleiner Hitze gebraten werden soll. "Was denn ist jetzt alles aus? Welcher alten Patrizierin hat Severus den Schmuck vom noch blutenden Hals gerissen?" Ich nehme nichts dergleichen an, aber irgendwie muß ich ja anfangen. Wahrscheinlich hat er das Geld für den Schmuck 'organisiert', was allerdings in Summe auch kaum einen Unterschied macht ...


    [SIZE=7]edit:/ Tipp-Ex[/SIZE]

    Ich beuge mich über sie, greife ihr vorsichtig um den Hals und löse die Öse in ihrem Genick. "So. Das steckt der Hausneffe erstmal ein, das wollen wir nicht durch die Gegend tragen." Ich nestle an meiner Gürteltasche, die durch das Wasser ganz dunkel und steif geworden ist und stecke das Geschmeide behutsam hinein.


    "Und jetzt komm", ich erhebe mich ächzend und versuche, Bridhe auch emporzuziehen, gemächlich und immer bereit, sie zu stützen. "Gehen wir in unser balneum, wir müssen die nassen Klamotten loswerden, sonst krepieren wir beide am Ende noch an einer bösen Erkältung." Ich huste ein wenig. "Geht's? Dann essen wir ein bisserl 'was zum Frühstück, auf leeren Magen dieses Abenteuer! Bei Ceres, unser aller Ernährerin! Was ein Frevel!" Ich seufze theatralisch. "O mein Mädschen! Ha!"


    "Und was 'alles aus' ist, das schauen wir uns an, wenn wir satt und zufrieden sind. Das balneum ist eingeheizt, wir lassen uns das Essen bringen und vertrödeln den Tag in Muße. Wir kriegen das 'alles' wieder 'ein', vertrau' mir." Ich habe schon damals nicht verstanden, als dieser Senator oder was er war, Selbstmord begangen, warum auf eine solche dumme Idee kommen kann. Was löst das? Was bringt das? Wenn man heute keinen Fang gemacht hat, vielleicht dann morgen. Oder übermorgen. "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht in einem für Dich, Bridhe: 'Es ist gut, daß es nicht noch schlechter werden kann'!" :D


    Ich ziehe sie sanft aber bestimmt und einladend nach oben ... und ins balneum ...


    [SIZE=7]edit:/ Wegweiser![/SIZE]

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    "O mein Mädschen! Ô mes Dieux! War'um 'at sie das get'an?" Attalus tänzelt herum wie ein Bär, dem eine Wespe in den Hintern gekrochen ist. Kann der Mann nicht stillstehen?


    "Weil sie genug von Deinem Puls hatte, darum ist sie ins Wasser gegangen. Völlig nachvollziehbar." schnauze ich ihn an. "Geh' jetzt und mach' eine frische kräftige Brühe mit Einlage! Kein Abfall, sondern wie für die Herrschaft!" Vielleicht geht er ja so endlich.


    "O Dominüs Lücá! Das isch' eine sährr gutä Idä! Isch gehe und mache eine kräftische Bulliong!" Attalus dreht eine Pirouette und wackelt davon. Endlich. -.^


    "Warte noch Bridhe, laufen kannst Du noch nicht, wir aber gehen gleich ins Haus, trink' noch was, bitte." sage ich zu meiner Patientin. Ich selbst trinke ein wenig aus dem Krug, den ich mit der anderen Hand halte, gleich durchrast mich der warme Alkohol.


    "Ist das Hypokaustensystem auch angeworfen?", frage ich den Knirps, der neben Bridhe kniet und weiter an ihr herumschrubbelt. Er nickt und grinst wieder. "Prima. Leg' Decken am Boden aus, wir kommen gleich. Und schau' daß Du noch jemanden auftreibst. Aber nicht ganz egal, wen." :P

    O Dominüs, O Dominüs Lücá! Was isch 'ier pass'iert? O mein Mädschen, o mein Mädschen!


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    Attalus folgt trippelnden Schrittes dem Knirps, der einen ganzen Stoß warmer Wolldecken aus dem Haus heranschleppt und kaum den Weg sieht, denn die oberste Lage hat er mit seinem Kinn eingeklemmt. Attalus hält in seinen Händen einen Krug mit dampfendem Wein und - zwei? - Becher.


    Der Knirps wirft die Decken wie Lumpen auf den Boden und sich selbst hinterher. Auf allen vieren zerrt er einen Decke über Bridhe, ich ziehe meine Hände darunter vor. "Ist gut, Saphiräugige", flüstere ich ihr zu, als sie sich bewegt und zu sprechen anfängt. "Red' jetzt nicht, alles wird gut."


    Attalus lamentiert weiter mit seiner ziemlich polypenhaltigen näselnden Stimme, verschüttet ein wenig Wein beim Gestikulieren. Der Kleine zuckt grinsend mit den Schultern - :D - offensichtlich ist ihm Attalus über den Weg gelaufen und ich soll ihm da keine Vorwürfe machen ...


    "Danke" sage ich zu ihm und lauter zu Attalus, "jetzat gib' schon her!" Mit einer leicht genervten Geste winke ich einen Becher zu mir, den er bitte füllen und reichen soll. "He, Mund und Nase auf" sage ich zu Bridhe und halte ihr das warme Getränk unter die Nase. Wenn sie gleich wieder erbricht ist es gut, wenn sie etwas trinken will, schlucken kann, ist es besser. "Mach' schön HappiHappi - einen Schluck für Uronkel Luca, einen für Deinen Freund Cnaeus und einen kräftigen für alle doofen Flavier zusammen", versuche ich ein bißchen zu witzeln. Der Knirps röchelt verhalten, rubbelt aber weiter auf Bridhe herum.


    Attalus steht ziemlich undekorativ herum und schleudert ein "O Dominüs" hierhin und ein "O mein Mädschen!" dahin in die Gegend.


    Sim-Off:

    Die Produktionsleitung hat sich entschieden, James Horner als Komponisten für die Szenenmusik zu verpflichten.

    Sie hustet! Schnell und bedächtig zugleich drehe ich ihren Körper auf die Seite, klopfe mit der einen Hand auf ihrem Rücken herum, wie in den Fällen, in denen jemand was verschluckt hat und massiere weiter auf ihrer Brust herum. Los, mach' schon, meine Saphiräugige, mach' schon,


    Irgendwas bewegt sich an meinem Gesichtskreis: Mit offenen Mund steht der Knirps, der das balneum anheizen sollte da und glotzt uns an. "Äh ... ich ..."


    Ihr Götter, erbarmt Euch Eurer dummen Menschen! "Jetzt steh' nich' so dämlich herum wie ein Ochse wenn's blitzt. Was glaubst Du, was ich hier mache?" fahre ich ihn an "Loslos, hol' warme Decken und jeden Trottel auf zwei Beinen, der Dir über den Weg läuft!! Bridhe ist beinahe ertrunken. Wasjetzt, brauchst Du eine Extraeinladung mit Liktoren und Tschingerassa-Pängpäng? LOS!"


    Ich fange an zu heulen, huste selbst und mache einfach mit dem Trommeln und dem Massieren weiter, während der Kleine die Beine unter die Hand nimmt und rufend und gestikulierend ins Haus läuft, als hätte er glühende Kohlen in der Unterwäsche.

    Sobald ich nur noch mit den Hüften im Wasser stehe, fasse ich Bridhe unter den Achseln und schleife sie zackzack ganz an Land. Ich triefe vor kaltem Wasser und bibbere kräftig, mein Unterkiffer bearbeitet meinen Oberkiefer, taktaktaktak.


    Ich knie mich neben sie und knalle ihr mit der flachen Hand links und rechts kräftig eine. Vielleicht ist sie noch nicht ganz eingeschlafen und ich kann sie so noch wecken. Und jetzt? Auf dem Brustkorb herumtrommeln und das Wasser hinausbekommen? Finger hineinstecken, damit sie das Wasser herauswürgt? Luft hineinblasen? Ich entscheide mich für eine Kombination. Nase und Mund auf, meine Lippen irgendwie darüberstülpen und raus mit meiner Luft zu ihr hinein. Dann Brust massieren, Ohrfeige, wieder Luft hineinblasen. Brust massieren, Ohrfeige, Luft hineinblasen ...

    Ich verliere den Boden unter den Füßen, irgendwo ist da eine Kante, wo es tiefer 'runtergeht. Depp. Wie war das mit unbekanntem Gewässer? Viel Nachdenken ist jetzt aber nicht, ich komme prustend an die Oberfläche und greife den Unterschenkel des anderen Körpers, ziehe mich und ihn in Richtung Ufer. Ich kann wieder stehen und drehe den Körper um, und bewege mich so rasch es geht, zum Kopf von ... Bridhe. Bin ich überrascht? Entsetzt?


    Ich greife mit beiden Händen ihren Kopf, Fingerspitzen am Kiefer, Daumen an den Schläfen, halte ihn über die Wasseroberfläche und ziehe sie in Richtung Land. Ich versuche, ein "Hilfe!" zu krächzen, aber die Kälte drückt auf meine Stimme, da kann ich es gleich lassen. Ich arbeite mich rückwärts weiter.

    Eh! Irgendwas gehört da nicht ins Bild.


    Vögel: Okay.
    Eichhörnchen: Okay.
    Schwäne: Okay.
    Enten: Okay.
    menschlicher Körper. Nicht Okay.


    Ich gehe zügig zum Ufer, dippe eine Zehe in das - absolut oberbarbarisch kalte - Wasser, trete mit dem einen Fuß in den Teich, dann mit dem zweiten Fuß, schreite voran. Das Wasser schneidet mir wie Messer in die Knöchel, die Waden, die Knie. Langsam werde ich unterhalb meiner Oberschenkel gefühllos, unterhalb meiner Hüften ist mein Körper abgetrennt. Mein Torso mit Armen und Kopf drauf schiebt sich durch die schwarze Brühe, die Schwäne schauen mich hochnäsig-giftig an, die Enten glotzen blöde und schnattern ein wenig, verziehen sich aber.


    Noch wenige Armlängen, und ...

    Heute kaufe ich mir einen Hammer. Eine großen, breiten Holzhammer. Und dann bitte ich jeden Abend, an dem Sol seinen Himmelswagen in die Garage fährt, einen Sklaven mir mit eben diesem Hammer eins kräftig über die Rübe zu ziehen. Vielleicht frage ich ja Mi-khip-khip-khip-sa, vorausgesetzt, er schlägt nur mit gebremstem Dampf zu. Etwaige dauerhafte Schäden wären sonst kaum ausgeschlossen.


    Vor zwei Nächten hatte ich eine ganze Karaffe mit unverdünntem Wein bestellt - und auch getrunken. Völlig wirr und zu - aber wirklich sowas von zu war ich! - riß ich den Beistelltisch mit dem Waschwasser zu um und das ganze Wasser ergoß sich über mich. Besoffen, naß und frierend saß ich dann am Boden - aber eingeschlafen bin ich erst kurz vor dem ersten Morgen. Und der Morgen erst! Aua.


    Die Stadt schläft nie, das habe ich schnell mitgekriegt. Andauern rumpelt irgendwo etwas, irgendwelche Nachtschwärmer torkeln heim und verprügeln lautstark andere Nachtschwärmer, die heimtorkeln. Ganz Rom trifft sich unter meinem Fenster und veranstaltet einen Barbarenlärm. Ein kleiner Spaziergang und ein heißes Bad werden mir guttun, nachdem ich immer nur kurz eingeschlafen, dann wieder erwacht, dann kurz eingeschlafen, dann wieder erwacht bin. Das holt die verlorenen Stunden in kurzer Zeit wieder auf.


    Ich wecke gnadenlos einen kleinen Sklaven, der im Gang auf einem Schemel noch selig vor sich hin schnarcht und bitte ihn, mir das Bad anzufeuern. Da es nicht das erste Mal ist, daß ich ihn zu diesem Dienst verdonnere, schlurft er dann auch in sein Schicksal ergeben, so eilfertig wie ein Hundertjähriger in Richtung balneum. Wahrscheinlich schläft er währenddessen einfach weiter, der Glückliche!


    Inzwischen sind die Nächte verdammt kühl, ich drehe meine Runden im Garten und sauge die prickelnde Luft ein. Langam wird es hell, Sol hat seinen Schlitten offenbar poliert und tuckert langsam über das Firmament. Vögel fangen zaghaft an zu zwitschern, so als wollten sie ausprobieren, ob nicht jemand mit einer Steinschleudern die frühen Störenfriede beballert. Der Teich liegt verwunschen zwischen leichten Nebelschwaden, ein menschlicher Körper schwimmt bäuchlings wie schwerelos an der Oberfläche, Enten putzen sich, eine Schwanfamilie zieht ihre erste Runde, Eichhörnchen kreuzen meine Weg. Ich gähne herzhaft.

    Ob der Senator den Wein auch für zu stark hält? Kritisch schnüffelt er an seinem Becher und blickt mich dann nochmals kritisch, aber auch ein wenig belustigt an. Ohmann, ich vertrage einfach nichts, jedenfalls nichts Alkoholisches ...


    "Hm, Senator, der Wein ist wirklich großartig, ich, hm, nun, ich bin Wein allerdings nicht so sehr gewöhnt; meine Mutter war strikt dagegen, daß ich überhaupt oder zu wenigstens zu oft Alkoholisches trinke ..."


    Ich räuspere mich nochmals und hoffe, damit, den Sumpf in meinem Kopf trockenzukriegen. Wahrscheinlich hat jahrzehntelanger Weinkonsum den Senator in die Lage versetzt, Wein wie Wasser zu trinken. Der Beneidenswerte!


    "Ich bin Dir sehr verbunden, daß Du mir Deine Zeit gewidmet hast. Wenn mein Onkel Flavius Aquilius die Wahl zum vigintivir gewinnt und die Aufgaben übernehmen kann, für die er sich beworben hat, dann bin ich nun wirklich gut gerüstet. Er hat mich als sein scriba angeheu ... als seinen persönlichen scriba eingestellt, und da sollte ich wissen, wie sich die Rechtslage gerade für die unteren Schichten, Sklaven, Freigelassene, Gauner und Tagediebe darstellt."


    Offenbar sind Teile meines Gehirns wieder trocken oder nicht ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden. Uff.


    "Gerechtigkeit ist mir sehr wichtig und ich bin sehr an der Juristerey interessiert; das Rechtswesen ist eine der größten Errungenschaften Roms."

    Ich warte, bis Onkel Gracchus seinen delektablen Monolog an den Großneffen im Raum - mich in höchsteigener Person - gebracht hat. Oder meint er irgendjemand unbestimmtes? Erwartet er, daß ihm jemand zuhört, ihm darauf Antwort gibt? Sein Personal arbeitet schweigend, kein Wort, vielleicht sind sie es gewöhnt, nicht zuzuhören ob des hervorquellenden Schwalles an fatigablen Gedanken, die in Schleifen, Bögen, Ästchen, Hölzchen und Stöckchen emanieren ... wenn er nicht gleich auf den Punkt kommt, schlafe ich wieder im Stehen ein. -.^


    Schon bei unserer ersten Begegnung war ich fast am wegbüseln, damals schob ich es aber auf die lange Reise und den kaum erholsamen Schlaf, wahrscheinlich aber war es der ätherische Singsang, in dem mein geliebter Onkel - und keiner möge sich erdreisten, an meiner wahren und aufrichtigen Liebe zu einem meiner anvunculi und besonders zu meinen avunculi magni duo zu zweifeln! Ich fang' an, auch schon so gedrexelt zu denken! Hermes hilf!


    Aber man soll den Morgen vor dem Ende der Nacht nicht beklagen, er kommt von selbst auf mein Thema, eine gute Ein- und Überleitung, die ich wie ein Ertrinkender im Wort- und Gedankenmeer zu ergreifen suche:


    "Genau über die Saturnalien möchte ich mit Dir sprechen, Onkel Gracchus. Bei uns daheim haben meine Mutter und ich alle Menschen eingeladen, die wir kannten - und im Grunde hat dann das ganze Dorf miteinander gefeiert. Jeder hat etwas mitbebracht, wir haben einen ganzen Tag und eine ganze Nacht gegessen, getrunken, getanzt und gelacht." (Und manche noch andere "ge-"Dinge, aber das führt auf Hölchen und Stöckchen ...) "Ich wollte fragen, ob wir nicht hier in der villa Flavia auch eine solche Einladung veranstalten könnten? Ein großes Fest, das uns, die wir wohl alle von Trauer und Einsamkeit heimgesucht sind" (inzwischen hatte ich doch über Ecken und Eckchen mitbekommen, daß nicht nur ich einen Todesfall zu beklagen hatte, sondern daß der Tod einige Mitglieder unserer gens mit einer unaufschiebbaren Einladung bedacht hatte - außerdem scheint mir Onkel Gracchus ziemlich einsam zu sein, keine Frau, keine Freunde, die ihn besuchen, von Sorgen ablenkendes negotium, aber wenig zerstreuendes otium) "ablenkt und wieder in das Leben hineinführt. Außerdem kenne ich noch so wenige Gleichaltrige" (vor allem Mädchen - Mädchen. Man sieht zwar andauernd welche auf den Straßen, das Mädchen vom Sklavenmarkt und natürlich Bridhe, aber das ist etwas ganz anderes, das ...), setze ich vorsichtig, meine Absichten vorsichtig enthüllend fort. (Und, lieber Onkel solltest vielleicht auch Dich an die Brüste einer Frau werfen. Frauen sind zwar generell nervig, aber sie haben durchaus auch Vorteile :).)


    "Es wäre auch ein Zeichen an die anderen, daß die gens Flavia sich nicht unterkriegen läßt, Onkel Aquilius könnte seine glorreiche Wahl feiern und ich glaube nicht, daß die, die wir betrauern, wollen, daß wir wie Trauerklö ... äh ... daß wir uns von unserer Trauer von den Forderungen der Gegenwart ablenken lassen."

    Weil alles so überraschend schnell und gleich von mehreren Seiten auf mich eingestürmt war, hatte ich es weitgehend verabsäumt, mich über die Aufgaben meines Onkels und IIIvir capitalis, bei denen ich ihm Unterstützung angedeihen lassen soll, zu unterrichten. Ich hatte in der letzten Nacht Gellius' Attische Nächte gelesen, jedenfalls das 1. Buch und war darüber in einen unruhigen Schlaf verfallen. In meinem Träumen stritten sich eitle Stoiker mit Platonikern bei geistreichen Symposien. Durstig und hungrig war ich noch vor Tagesanbruch erwacht und hatte mich seufzend aber stoisch in mein Schicksal gefügt. Morgentoilette, anziehen und Frühstück wie üblich. Ich war ganz alleine und mußte mir in der Küche selbst Aufmerksamkeit und etwas Brot, Käse, einige Oliven und Ziegenmilch verschaffen. Ich gähnte öfters herzhaft und ausgiebig, aß aber mit frohem Mut. Da muß schon Troia brennen, daß ich keinen Hunger habe.


    Ich ließ mir von einem Sklaven warmen Wein in meine Feldflasche abfüllen und machte mich warm eingemummelt bei den ersten Sonnenstrahlen auf den Weg zur Basilica Ulpia. Ich suchte mir in der zugehörigen Bibliothek die Rolle mit der Pars VIa, "Ämter des Cursus Honorum" heraus, gab dem Sklaven meinen Namen und mein Büro an, wohin ich diese Rolle zum Studieren mitnehmen wollte und ging zum officium des Tresvir Capitalis.


    Mein Schreibtisch war inzwischen auch geliefert worden, dazu ein etwas klappriger Schemel, den es offenbar genauso fror wie mich. Ich stelle meine Lampe auf den Tisch, nicht zu nah an die Rollen, aber auch nicht zu weit entfernt, sodaß ich noch gut lesen kann:


    hat, wird für den Zeitraum der Amtsführung Beisitzerstatus im Senat gewährt.


    § 56 Vigintivir
    (1) Das 20-Männer-Kollegium, deren Ämter den Einstieg in den Cursus Honorum der Stadt Rom bilden, setzt sich aus folgenden Ämtern zusammen: den Tresviri capitales, den Tresviri aere argento auro flando ferunde, den Quattuorviri viis in urbe purgandis und die Decemviri litibus iudicandis. Über die Zuteilung entscheidet der Senat, der Kandidat hat das Recht, einen Wunschposten zu benennen.
    (2) Die Tresviri capitales beaufsichtigen die Gefangenen in den Kerkern und übernehmen die Organisation von Hinrichtungen, sie überwachen zusammen mit den Ädilen die Verbrennung verbotener Bücher, nehmen Denuntiationen begangener Verbrechen entgegen und dürfen die dazu nötigen Nachforschungen anstellen. Weiters sind sie als Gehilfe der Prätoren zuständig für die Eintreibung der Prozessbußen.
    (3) Die Tresviri aere argento auro flando ferunde sind für die Münzprägung unter der Aufsicht des Imperator Caesar Augustus und


    Im Geiste mache ich mir Notizen darüber, daß ich in Erfahrung bringen muß, welche Kerker und welche Gefangenen jeweils existieren, für welche Kerker und Gefangenen das Büro zuständig ist. Bis es zu Hinrichtungen kommt, hoffe ich, genügend Erfahrungen bei der Opferung von Widdern und anderen Tieren gesammelt zu haben. Nichts ist auch für den Verurteilten entwürdigender, als ein herzhaft reihernder und in seinen Auswurf ohnmächtig hinsinkender Gehilfe eines Magistraten. Verbrennung verbotener Bücher. Bevor die Bücher verbrannt werden, will ich die aber sicher lesen, meistens stehen ziemlich spannende und lehrreiche Dinge darin, vermute ich, z. B. über den weiblichen Körper und seine Funktionen.


    Nun, vielleicht muß ich auch Denuntiationen, Anzeigen und anderes annehmen, während Onkel Aquilius nicht da ist, Wartemarken verteilen, Termine vereinbaren, Agenden führen. Ich nehme einen tiefen Schluck aus der warmen Feldflasche. Ich hoffe, ich zittere den Alkohol des Weines schnell wieder aus.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus


    "... und Flavius Gracchus ist mein dritter Onkel: 'tres faciunt collegium', könnte man fast dazu sagen." :) füge ich leicht lächelnd hinzu. Wenigstens sind es nicht drei Tanten ... daß große - lebende wie tote - Vorfahren und Verwandte auch eine große Last sein können, muß ich jemandem, der mit dem Kaiserhaus verwandt ist, wohl kaum näher erläutern.


    "Darf ich fragen, welche Aufgaben ich als "scriba Logei" übernehmen werde?"

    Hu-Ha! schreie ich, als ich Severus, der villa Flavia blondesten Kleiderschrank weiter vorne oder unten, wie man will, entdecke. Ich winke vorsichtig mit meiner Tüte Mauseblasen und trampele die Stufen hinab, die in etwas zu großem Abstand errichtet wurden, um majes-gravi-tätisch hinabzuschweben.


    Seveeerus! rufe ich noch hinterher und entdecke dabei meine Onkeleinsundzwei, neben Onkel Gracchus eine schon von hinten atemraubende Schönheit sitzend. etwas gedämpfter bedeute ich mit Gesten und Mimik, daß ich unterwegs bin, wahrscheinlich will Gracchus bei der Frau Eindruck machen. Die Aussicht, daß sie zusammen mit meinem Onkel Gracchus auch noch einen trampelnden Großneffen (oder Urgroßneffen?, ich habe es vergessen) bekommen würde, will ich ihr nicht so schnell am Horizont aufziehen lassen. Schade, hatte mich auf ungezwungene und seichte Vergnügungen gefreut, jetzt wird alles wieder steif und geziert und gezwungen. Hätte Severus mich nicht gesehen, hätte ich mich rechtzeitig nach hinten absetzen können. Aber so?


    Mit einem Servus, Severus! lasse ich mich von hinten links über die Bank schwingend neben ihn plumpsen. :D

    Rühr' Dich und ich ramm' ich Dir meinen Dolch in die Ripp'n, schlage ich dem unter mir höflich vor, als er sich wieder rührt. Ich bin immer noch etwas außer Atem, die wenige Zeit in Rom hat auf meine Kondition äußerst effeminable Auswirkungen ... Daß ich keinen Dolch oder sonstwas Spitzes bei der Hand habe - und auch im positiven Falle nicht zu benutzen gedenke (wie auch, mit beiden Händen an seinem Hals?), muß ich ihm ja nicht flüstern. Hoffentlich hatte es der Kerl nicht nur eilig, sondern irgendwas rechtfertigte die Schrammen und Flecken, die ich auf seinem Gesicht appliziert hatte. Nichts ist blöder, als Prügel für nichts zu bekommen. Und welchen Eindruck ich dann mache, wage ich mir nicht auszumalen. Erst zuschlagen, dann fragen ... und Onkel Aquilius hat "Halt' ihn!" gesagt - und jetzt halte ich ihn halt.


    Der nämliche schiebt sich durch die Mengen, etwas weniger geschmeidig, als der junge Mann eben auf der anderen Seite verschwunden ist, Ich hocke auf dem Mann wie ein Apportierhund auf einem Kaninchen, wäre mein Onkel einen Augenblick früher gekommen, hätte er mich noch hecheln gesehen. Ein leises Wuff! kann ich mir nicht verneifen und mache kugelige Hundeaugen, mit denen ich meinen Onkel anschaue: Scriba Flavius Lucanus meldet gehorsamst: Subjekt sediert. Und?, frage ich weiter: Hat er gestohlen? Gemordet?

    Und jetzt?


    Haltet's keine Maulaffen feil, ihr Dorfdeppen! sage ich zu dem umstehenden stadtrömischen Gaffern. Ich keuche und drücke mein Gewicht mit beiden Händen auf den Hals des Menschen unter mir und versuche, mich bequemer auf ihm auszubreiten: die Knie auf seine Oberarme, die auch nicht weniger schmächtig als meine aussehen, zu platzieren. Vorsichtshalber. Haut's euch üba die Häusa, das is'ne Amtshandlung! - Holt's die Figiles und da hinten den Magistrat'n, den Treßfierkapitalis, Flavius Aquilius! Ich bin sein Skriba! Hee! Glotzt' nich' so!


    Um mich herum stehen die Menschen wie Mietshäuser, groß und aufragend, der Typ und ich tief unten im Dreck der Straße. Der junge Typ, der eben erste Hilfe geleistet hat steht dreckig grinsend da, kratzt sich zwischen den Beinen. Als er "vigiles" hört, ändert sich sein Gesichtsausdruck leicht und er gleitet zurück in die anonyme Menge. Herrschaftszeitennocheinmal! Ich brauch' einen Strick, aber wenn ich ihm einen seiner Arme loslasse und er nur Bewußtlosigkeit markiert, dann bockt er gleich wie ein Esel und ich hab' schnell eine kassiert und er haut ab. Was macht Onkelzwo solange?

    Fisch in Fischsoße, ich muß grinsen - klingt wie Puls mit Getreidepampe. Ich räuspere mich: Wenn man Garnelen direkt aus der Reuse holt, kann man sie roh essen. Ich stöhne lustvoll bei dem Gedanken. Vielleicht kurz in garum tippen oder in eine Essigsauce, das ist lecker. Gebraten - mit Honig und frischem zingiber.


    Mein Onkle führt mich aus dem marmornen Rom der glänzenden Tempel, Thermen und Foren offenbar in das ziegelrote Rom, das gleich hinter den steinernen Gebäuden des Traians-Komplexes beginnt. Menschen und ihre Ausdrünstungen, Gebratenes, Gesottenes, Frittiertes, Gekochtes und seine Düfte drängen und bedrängen uns. Deutlich 'was los hier. Ein riesenlanges Buffet ist zu unserer Linken und Rechten aufgebaut, ein bißchen von diesem, ein bißchen von jenem, bis der Berg auf dem Teller bedenklich kippelt.


    Wir sind zwar nicht auf Arbeit, aber doch im Dienst, also ist magistrale Zurückhaltung geboten. Mit eben dieser und unseren Ellenbogen hauen und drängen wir uns einen Weg durch die Menge. Würde es auf die Idee nicht schon ein Patent geben, hätte ich jetzt die Liktoren erfunden. Ich stoße im Kielwasser meines Onkels hinterher - Onkel, befiehl! Ich folge odersoähnlich - er hat offenbar die Witterung aufgenommen und steuert auf unsere Vorspeise zu.


    Von irgendwoher oben klatscht Dreck herunter, auf einen der wenigen freien Flecken der Straße - gut gezielt, aber doch daneben: außer ein paar Spritzern hat niemand etwas abbekommen. Ein zweiter Versuch, ich kann die Hand, die den Topf aus dem Fenster sehen, scshlägt ebenfalls fehl, Onkel Aquilius bleibt stehen und rempelt mich an.
    "Halt ihn fest!" Was? Wer? Wen?


    Ich sehe nicht wirklich jemanden, ich nehme nur wahr, wie jemand sich schneller bewegt, als die anderen um ihn herum und er auffällig durch die anderen Menschen hindurchbricht. Ohne einen Gedanken ist diese Bewegung mein Zielobjekt, lasse mich mit meinem Eigengewicht schräg in den Menschenstrom fallen und gleiten und drücke sie beiseite einen großen Fischschwarm im Wasser. Meine Toga rutscht mir von der Schulter, der herunterquellende Stoff behindert meine Beine, das Zielobjekt kommt auch nicht schneller voran. Hee! rufe ich und mache auf mich aufmerksam, Heeda! Der Typ schaut sich kurz um und rudert dann weiter im Strom. Ich trampele den Stoff nieder und schlage mich jetzt ohne viel Entschuldigung! hier und Entschuldigung! da durch die Menschen. Es ist, als würde man im Sumpf treten, fast wie Zeitlupe.


    Einen kurzen Augenblick lang entsteht eine Lücke zwischen mir und dem vor mir. Ich stürze vorwärts während er von einem dicken Mann behindert wird. Ich schlinge zangenartig meine knochigen Arme um seinen Hals und reiße ihn zurück. Während er rückwärtstaumelt, schlage ich einmal mit meiner Rechten gegen seine Gesichtshälfte und treffe seinen Ober- und Unterkiefer mit meiner Faust und dem Siegelring, der seinen Abdruck hinterläßt. Er rudert mit den Armen und knallt mir mit dem Ellenbogen in den Magen. Wir fallen beide rückwärts zwischen die nachdrängenden Menschen, meinen Kopf halte ich steif nach vorne, damit der nicht aufs Pflaster donnert wie eine reife Nuß. Ich schlage ein zweites Mal zu, diesmal seitlich auf die Höhe seiner Augen, mein Ring schürft die empfindliche Haut auf. Er - Mann, er will mich mit seinem Schädel ausknocken, aber seine Bewegungen gehen ins Leere. Ich rufe "Hilfe! Helft mir", da tritt ein junger Typ dem anderen ohne irgendwas zu sagen mit Wucht von oben in die Gedärme. Er hat die Einladung richtig verstanden und muß nicht "Darf ich vielleicht auch mal?" fragen. Der über mir klappt zusammen und schnappt nacht Luft. Ich rolle uns herum und bringe seine Stirn mit dem Pflaster in Kontakt. Tock.

    Ich kratze mich im Nacken und zupfe hinten ein wenig an meinen kurzgeschnittenen Haaren. Früher konnte ich mir meine Nackenhaare um den Finger wickeln, die Frisur unseres Imperators, militärisches "Topf-drauf-und-Rumschneiden" finde ich etwas unpraktisch, aber als Impterator hat man wahrscheinlich viel Zeit zum Haarewaschen, -trocknen und das täglich. Und das doofe Hänseln so nach dem Motto "Gell, Mädi?" dürfte auch flachfallen.


    Nicht fürchten, Iulius Cincinnatus, fragen! Auch Dein Namensvetter hat keine Zeit verloren und die Diktatur übernommen - und sich dann erfolgreich geschlagen. Der Rector der Schola, Aelius Callidus, ist ein netter Kerl, sieht man davon ab, daß er sich für Liebesgedichte interessiert. Ich ziehe einen kleinen Flunsch. Aber in Sprachkunde ist er klasse. Geh einfach mal hin ...Und vor allem, wie lange wir durchhalten. :D