Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

    Ein wenig versunken, eher aber konzentriert auf das schwierige Geschäft der Nahrungszufuhr sitze ich neben Severus. Ich schaue ab und an auf, noch tut sich aber nicht wirklich 'was. Dankenswerterweise sitzt gerade niemand direkt vor mir, Die Herren und Damen seitlich sind schweigend ins Gespräch vertieft. Wer von den Damen Gracchus' Eheweib ist? Ob sie überhaupt dabei ist? Schon die beiden Rücken entzücken ... Onkel Gracchus ist mal wieder bester Laune, er sprüht nur so um sich, wie die sagenhafte regina nivis, die in den Pyrenäen ein kaltes Reich beherrschen soll. Onkel Aqulius und der magere Senator unterhalten sich, vielleicht über stadtrömische Politik - oder übers Wetter?


    Da die Tierhatz' beginnt, lege ich meine zweite Portion Mäuseblasen auf die Seite, die schmecken auch kalt noch ganz annehmbar, außerdem soll man ja haushalten lernen. Sowas habe ich noch nie gesehen, weder diese bemalten Pferde, noch echte Löwen. Ich finde es urspannend, ich meine, natürlich ist es von außen grausam, aber was macht wir Menschen anderes?


    Wir sind zweibeinige Raubtiere, die fischen und jagen, meine Mäuseblasen sind auch Fleisch und Darm von ehemals lebenden Tieren, und die Pferde, das ist die cena der Löwen. Löwen sind nicht grausam, sie töten oder quälen nicht aus Spaß, sondern weil sie Hunger haben oder um zu überleben.


    Es fließt wenig Blut, jedenfalls weniger, als man annehmen sollte, die Geschmeidigkeit der Tiere, ihre Bewegungen, faszinierend. Allerdings hätten die Pferde in der freien Wildnis eine Chance, hier, in der Arena kommen sie nicht aus. Das ist das künstliche.


    Ich schaue zu Severus, der kennt das wohl schon längst, keine Regung, zu töten ist für ihn sicherlich nichts, worüber man groß nachdenkt. Ob Chatten wie Löwen sind? Töten sie auch nur fürs Überleben oder weil sie grausam sind?

    Was muß ein Mann tun oder an sich haben, daß er bei unterschiedlichen Menschen so ähnliche negative Reaktionen hervorruft? Schade, am liebsten hätte ich noch Onkel Gracchus Reaktion auf den Namen "Flavius Furianus" erfahren, es dürfte in ähnlichem Tonfall wie "Iulier?" ausfallen ... das soll mal einer verstehen. Aber was geht's mich an, ich habe mein' eigenes Geschäft.
    "Natürlich, ich werde meine Worte genau wägen und meiner Zunge Schanzkleid verstärken, daß nicht Unsinn darübervorquillt ...." Ob das nicht schon leicht unsinnig formuliert war? Wer hatte das so formuliert? Gellius? "Aber ich wüßte auch nichts außer Gutes zu erzählen, nur - für manche Menschen klingt selbst das in ihren Ohren schlecht." Und das, was an Abenteuerlichem hier im Hause vorsich geht, soweit es mich betrifft - das gehört mir allein, zumindest, bis ich meinen Text kann und mein Auftritt dran ist. Aber Onkel Furianus würde in diesem meinem Stück wohl keine Rolle übernehmen, jedenfalls keine, bei der er Text lernen müßte oder einen Auftritt hätte. Ich schüttele leicht den Kopf. "Aber es ist schön, wenigstens Dich zu kennen und Onkel Gracchus - vielleicht ja auch bald meine Tante Claudia Antonia." Manchmal stelle ich mir vor, Sohn eines Fischers und selbst Fischer zu sein. Ungleich unkomplizierter. Aber auch unspannender.


    "Aber zu den Saturnalien machen wir mal kräftig einen drauf, vielleicht sind's unsere letzten ohne eheliche Fesseln". :D Ich stelle mir Onkel Gracchus vor, wie er herumgeht und den Sklaven kleine Leckereien reicht ... "Es feiert ja auch der ganze Hausstand gleichberechtigt miteinander, jeder bedient jeden, jeder übernimmt Aufgaben, oder? Jedenfalls war es bei mir daheim so."

    Niedergesteckt auf die warmen nackten Fliesen liege ich faul, schwerfällig und nur mit einem Handtuch um die Lenden auf dem Rücken und studiere das Deckenmosaik im Gewölbe des balneums. Kleine Steine blitzen im flackernden Licht der Fackeln auf, ein leichter Dunst steht im Raum, durchschnitten von Strahlen des Außenlichts. Ich nehme wieder eine Olive, strecke meinen Arm und will sie in meinen Mund fallen lassen und kurz darauf den Kern nach oben wie ein blasender Wal spucken, der Stein kullert dann irgendwo auf die Seite. Plikplakplak.


    "Wie?" Ich drehe den Kopf leicht zu Bridhe hin - "Ah!" Die Olive schlägt, auf meiner Wange auf und kullert irgendwo auf die Seite Bulmplumblum. Ich halte mir die Backe.


    "Du bist mit Onkel Aquilius .... Du bist seine ... ?!" Irgendjemand unter uns hat gerade den ganzen teutonischen Wald in die Heizung verfeuert, mein Rücken verbrennt, ich werde puterrot wie ein gekochter Krebs - und setze mich auf.


    "Aber ... aber Onkel Aquilius wird Dich doch nicht heiraten! Er wird Aurelia Prisca heiraten, das hat er mir erst vor kurzem selbst gesagt! Wie kannst Du ...!" Ich will mir gar nicht ausmalen, was sie alles kann. Frauen sind wirklich fehlerhafte Entwicklungen ... wer hat sich die nur ausgedacht?


    Aber vielleicht verstehe ich auch die Ausländer nicht, ich meine Hispanier sind ja keine Ausländer, die sind ja doch wohl alle irgendwie römisch, aber so longissime a cultu atque humanitate entfernt aufgewachsene Menschen ... Hibernia, Germania ... doch sehr fremdartig. Sonst hätte sie wohl auch Onkel Aquilius nicht ...


    "Oh, Bridhe", ich seufze, als läge der Last der Welt auf meinen, statt auf Atlas' Schultern. "Kein Wunder, daß Severus ausgerastet ist, kein Wunder .... Aber trotzdem, eine Frau schlägt man nicht, das ist feige."



    Ich recke und strecke mich - achje, achje me miserum. Jetzt fang' ich auch schon an mit dem Trübsal. "Bridhe, wir müssen Severus anzeigen, offiziell, unbedingt, damit niemand sagen kann, da sei etwas vertuscht worden. Oder Severus soll sich stellen, sich besser selbst beschuldigen. Vielleicht gibt es ja einen Ausweg ... " den ich jetzt noch nicht kenne, aber Senator Octavius Victor hatte dunkel von Richtern gesprochen, die nicht jedes Vergehen gleich behandeln, gleich die Todesstrafe verhängen. Vielleicht kann man ja irgendwie ... Hm.

    Leicht verdreckt, vor allem am Rücken - den aber die Frau nicht sieht-, jedoch hart und unbeugsam stehe ich da wie der Leuchttum von Pharos, umbrodelt von Gischt. Oder ist das Wort 'Gicht'? Umbrodelt von 'Gicht'? Egal. Die Garde - undsoweiter.


    Als nun mein Onkel auf den fallenden Unrat zu sprechen kommt, nicke ich ernst und ganz unbeugsam und murmele brummend halblaut: "In der Tat, das kann man durchaus und ohne Zweifel als Angriff auf die geheiligte Person eines städtischen Magistrates in der Ausübung seines Amtes ansehen. Ein Fall für den quattuorvir viis in urbe purgandis, Octavius Marsus, der mit harten neuen Besen kehrt." Nicht persönlich, sondern metaphorisch natürlich.

    Was soll das heißen: er ist "langsam in jenem Alter, in dem man sich mit dem Gedanken an eine Ehe abfinden muß"? Er ist doch kein kleiner Junge mehr ... Abfinden? Die Ehe ist die Erfüllung der wahren Liebe zwischen zwei Meschen, natürlich, nicht immer liebt man sich sofort, man kennt sich ja kaum, aber die Liebe entsteht spätestens durch die Ehe. Meine Mutter hat meinen Vater vom ersten Augenblick, als sie ihn bei der Hocheit gesehen hat, geliebt.


    "Hm, ja, wäre schon seltsam, wie ein Ritter ohne ein Pferd, nicht? Ich dachte, Onkel Gracchus geht es wegen seiner Frau nicht so ... gut, ich meine, ich dachte, weil er keine hat. Aber da war ich wohl .... das war wohl falsch. Da habe ich mich gründlich getäuscht. Entschuldige." Vielleicht ist seine Frau ja auch häßlich, das muß es wohl sein. Bei häßlichen Frauen läßt die Liebe immer auf sich warten, aber man soll nicht aufgeben. Vor allem die Frau muß sich um den Mann bemühen. Aber, wenn sie andere Interessen hat? Etwas verwirrend, Onkel Gracchus ist doch sicher ein, netter Mann, Hübsch? Ich weiß nicht, ich mein, muß ein Mann hübsch sein? Wie ist ein Mann 'hübsch' in den Augen einer Frau? 'Alles, was an einem Mann schöner ist, als ein Affe, ist nur Luxus!' hat Pedros Mutter immer mal wieder mit Blick auf ihren Ehemann gesagt, die Augen verdeht und laut gelacht. Eine Frau liebt einen Mann, auch wenn er nicht schön ist.


    "Wahrscheinlich wird Dir Aurelia Prisca wöchentlich ein Taschengeld ausbezahlen - und wehe, Du kommst nicht damit aus!" :D Ich muß lachen, meine Mutter war sicherlich eine gute Verwalterin, auch wenn am Ende kaum mehr Geld für ihr Begräbnis und meine Reise übrig war, aber die meisten Frauen sind nur Verschwenderinnen, denen man lieber nur Geld geben sollte, damit sie den Haushalt gut führen.


    "Jedenfalls freue ich mich darauf, Helena ... Aurelia Helena kennenzulernen, nicht jedem ist das ja vorher vergönnt, nicht? Und wenn sie eine gute Partie und ihre Familie einverstanden ist, dann will ich es mir als eine große Ehre anrechnen lassen." Und wenn Helena häßlich wie die Nacht oder wie Onkel Gracchus' Frau ist? Naja, aber warum sollte ich kein Glück haben?


    Was ist nur mit diesem Onkel Furianus los? Meine Mutter hat mich nicht nach Tarraco geschickt, Bridhe war etwas einsilbig und jetzt auch noch Aquilius? Welche Geschichte verbirgt sich dahinter? Was ist er für ein Mann?

    Knallrot anlaufend, als hätte Onkel Aquilius mir die Bettdecke weggezogen, pulsiert das Blut in meinen Ohren. Soll ich beleidigt sein wegen diesem ... diesem unmoralischen Angebot? Ein Sklavin "für meine Freizeit"? Was erwartet er? Ich meine, okay, in Flaviobriga, da gab's ein Mädchen, die Erwachsenen nannten sie nur "die kleine Messalina", die bot gegen kleine Gefälligkeiten - "Gib' mir'n As und ich zeig' Dir was!"-, der örtlichen Jungenschar tiefe Einblicke in ihre Anatomie (manchen auch mehr), aber daran habe ich mich nie beteiligt. Wenn meine Mutter Onkel Aquilius hören könnte, würde sie mir die Ohnren zuhalten, in Ohnmacht fallen und dann Aquilius aus dem Haus jagen. Oder auch in einer anderen Reihenfolge.


    Aber wahrscheinlich meint es Onkel Aquilius nur gut und seine direkte Art ist sicher besser als die verdrechselten Schnörkeleyen von Onkel Gracchus, also nehme ich das mal nicht persönlich. Mehr beschäftigt mich "Gracchus' Gemahlin" ...


    "Onkel Gracchus ist verheiratet?" 8o


    Ich kann es kaum glauben, der Mann wirkt nicht wie ein Ehemann, geschweige denn, daß bislang in diesem wenngleich großen Haus keine Frau sichtbar war. "Das wußte ich ja überhaupt nicht! Ist sie ... krank?" Das würde erklären, warum Onkel Gracchus so eigentümlich und seine Frau auch völlig unsichtbar ist, also nicht seine sichtbare Stütze und seine Freude, denn das ist die Aufgabe einer Ehefrau, wie meine Mutter eine war, auch wenn mein Vater fern von seiner Gattin gestorben ist. Und Onkel Aquilius wird auch heiraten. Na, also, so unnormal scheint der Haushalt doch nicht zu sein und durchaus Formen noch anzunehmen. "Und Du hast auch eine Ehefrau gefunden? Da gratuliere ich aber ganz herzlich!"


    Da will ich nun nicht zurückstehen, auch wenn es sicherlich nicht zu eine Doppelhochzeit kommen wird, aber Helena ... Aurelia Helena. Langes weiches und dunkelblondes Haar, aristokratisches Gesicht, schlanke Form. Vielleicht läßt Venus ja diese Helena sich in einen - nun römischen - Paris verlieben. Ach [trippelseufz].


    "Solange Aurelia Helena nicht schon ein Agamemnon gefunden hat, dem sie wollene Leibchen im bitterkalten Mykene strickt - ich werde entzückt sein, sie kennenzulernen. Vielleicht ist es ein adäquater Trost dafür, daß ich vielleicht meinen Onkel Furianus erneut nicht kennenlernen durfte. Er scheint ein Freund der schönen Künste zu sein, er will einen Dichterwettbewerb in Hispania ausrichten, sagt Aelius Callidus."

    Also beim nächsten Diensttag werde ich wieder meine Tunika mit dem leichten Kettenhemd tragen. Die Toga sieht aus, als hätte eine Herde Kühe darauf einige Zeit kampiert. Tststs. Bei Clementine und ihrem Sohn Persilius, ob die Flecken wieder 'rausgehen?


    "Na bravo, Schlauberger" sage ich zweifelnd und blicke Murius hinterher, wie er in der Menge verschwindet. "Hätte er sich an die mores maiorum gehalten, einen ehrbaren Beruf und eine fromme Frau ergriffen, naja, wenn das seine Mutter wüßte, würde sie ihn schon die mores lehren und ihm die Ohren langziehen. Aber so ..."


    Ich werfe einen vorsichtigen Blick zur Seite. Auweh. Die, die da kommt, ist auch eine Mutter, die Krönung aller Mütter: eine wirkliche Schwiegermutter. Vielleicht hatte Murius doch nicht völlig verkehrt, sondern sehr vernünftig gehandelt. Es gibt sicherlich viele Söhne, die sich lieber verprügeln lassen, als mit einer solchen Frau Umgang zu pflegen. "Das wär's dann wohl, oder, Onkel Aquilius?" Aber ich befürchte, so einfach werden wir unser Vohaben, uns ein ordentliches Mahl zu beschaffen, nicht wiederaufnehmen können. Obwohl - dringende Amtsgeschäfte - im Dienst der Allgemeinheit - Bürozeiten ... ???



    [SIZE=7]edit:/ Flachses Drehbuch, flchaser Text. Alzeihmer coming.[/SIZE]

    Ich wende mich zu meinem Onkel hin, der gerade das Büro betritt. Ich mache ein kleines Gesicht und zucke mit den Schultern, um ihm zu signalisieren, daß ich das Kerlchen nicht erfunden oder gar hereingebeten hatte, er möge mir nicht die Schuld geben, wenn sein kaum begonnener Tag gleich so endet ... -.^


    "Guten Morgen, tresvir, darf ich vorstellen, äh, der Bürger, äh, Caius Coelestinus Cerealis" und bevor "Trecentus" Luft holen kann - "Trecenti ... C C C ... hehehe" - mache ich eine ausladende Geste und fahre fort: "Bürger Coelestinus, das ist der ehrenwerte tresvir capitalis und Marspriester, Flavius Aquilius!" Wo waren die Trompeter geblieben?


    "Hochwohlgäborener treßvir capitalis, ich grieße Ihnen, ich..."


    "Nun", ha(c)ke ich ein, "der Bürger Coelestinus hat eine Information für Dich..."


    "Genau, ich möcht', Grate Domine, einen Umstand anzeigen! Als besorgter Birger, Sie verstähen?"


    Ich gehe einen Schritt zu meinem Tisch, rolle den offenen Papyrus zusammen und nehme den PDA zur Hand - die integrierte Fliegenklatsche (ohne Aufpreis) hat mir schon einmal guten Dienste geleistet.

    Ohhja, wir sitzen im trauten Familienkreis um den großen Topf mit Saturnalien-Familien-Puls herum und delectiren uns an Ciceros Paradoxa Stoicorum, die Straton von einem Lesepult aus vorliest und dann reihum abgewechselt wird. Wir engagieren einen alten Auletes, der uns mit anspruchsvoller Musik dieses Italikers Ludovicus Nonus unterhält. Und zuletzt zünden Lichter an, fassen wir uns alle an den Händen und sagen uns, wie lieb wir uns doch haben - und gehen dann früh schlafen. Oh Trimalchio, Du Schutzheros aller Feste, hilf! Orgien, wir wollen Orgien, Onkel Gracchus, keine traute Transuseligkeit!


    Und was er jetzt mit den Iuliern hat ... Als ob die Teutonen vor den Toren Roms stünden und er noch nicht sein Bad in Eselsmilch beendet hätte, als ob irgendwelches Getier mit mehr als zwei Beinen in seinem cubiculum fangen spielt.


    Am zweiten Tag! Als ob am zweiten Tag irgendwer zu irgendwas in der Lage wäre, außer an einer leichten Brühe zu nippen und zu stöhnen.


    "Hm, ja. Ist sicher eine gute Idee", sage ich unbestimmt zu irgendwas.

    Wer ist eigentlich auf die Idee mit den Frauen gekommen? Gibt es da irgendwelche Produkthaftung, irgendwelche Gewährleistungsansprüche, die man geltend machen kann? Bridhe pumpt mit aller Kraft Trübsal und Selbstmitleid in den Raum, als ob sie den schmeichelnden Dampf verdrängen will.


    "Mei Mädschen, das hatten wir schon. Ich werde Onkel Aquilius bitten, Dich mir als Prügelmaid zur Verfügung zu stellen, daß Du Lämmschen alle Schuld der Welt auf Dich laden und abbüßen kannst. Sowasidiotisches. Kein Richter wird Deiner Selbstkasteiung und Deinem wie Harz triefenden Selbstmitleid irgendwelche Beachtung schenken - und ich werde es auch nicht. Das ist ja unterträglich. Geh' komm', hör auf damit."


    Ich räkele mich und entheddere meine Muskeln. Jetzt wär' ne Massage recht, kräftige Hände, die mir den Rücken zu Brei massieren und dann wieder alles zusammensetzen.


    "Severus ist ein barbarischer Idiot, der offensichtlich nichts von Frauen versteht" Don Lucanova hingegen mit seiner reichen Erfahrung ... "Einen Mord zu begehen nur um seiner Freundin ein Geschenk zu machen. Er scheint Dich wenig zu kennen." Ich aber ...


    Die wenigsten Männer kennen ihre Frauen - sonst hätten sie sie ja auch nicht geheiratet, aber ein gewisses Gespür. Wie Hunde, die dem Frauli eine erbeutete fette Ratte nach der anderen vor die Füße legen, egal, ob Frauli kreischend auf einen Stuhl springt. Wahrscheinlich interpretieren sie das als emphatische Zustimmung ...


    "Ich habe noch nicht mit Severus sprechen können, sollte das aber nunmal dringend nachholen", allerdings sollte ich dann nicht mit der Tür ins Haus fallen, sonst würde Severus wegen zwei Morden angeklagt werden.

    Offensichtlich laufen die Dinge nicht nach Wunsch. Onkels kritischer Blick in den roten Glibber rutscht vom Indignierten ins Unsichere, von da ins Enttäuschte. Seine Gesten werden langsamer, er wendet sich ab. Operation gelungen, Patient tot. Ancilla, zunähen, danke. Der nächste bitte.


    Was war mit dem Tier nicht in Ordnung? Oder waren die Götter nur mal wieder schlecht gelaunt? Schwebten sie nicht glückselig über den Wolken, sondern verbrachten nörgelnd ihre Ewigkeit, auf der Suche nach Abwechslung, indem sie ein wenig Unglück auf die Erde brachten? Nichts ist so unterhaltsam wie das Unglück anderer.


    Nun gut, den Bogen Papyrus hatten wir verschrieben, nehmen wir einen neuen. Probieren wir's erneut - und wenn Mars nicht will, vielleicht ein anderer Gott. Zu sehr zieren schickt sich auch für Götter nicht.


    Ich schaue Onkel Aquilius und den Senator an - "Benötigst Du mich hier? ... " frage ich meinen Dienstherren - etwa, um dabei zu helfen, die Schweinerei zu beseitigen? "Oder ...?"

    "Trecenti ... C C C ... hehehe" sagt das Männlein.
    "No", er verschmälert seinen Mund, der eben noch von einem Ohr zum anderen verlief. "Noalso ..."


    "Möchtest Du auf den tresvir capitalis nicht warten, um ihm persönlich Deine Besorgnis auszudrücken?" unterbreche ich ihn, wohl ahnend, daß Onkel Aquilius nicht undankbar wäre, wenn er den Menschen und seine "Besorgnis" nur noch als Aktenvermerk, und nicht in persona zu Gesicht bekäme.

    "No, möchte geben eine Information, nicht nehmen. Geben besser, denn nehmen, ned wahr?"


    Der Mann, eher ein Männlein mit langer spitzer Nase und einem Eierkopf, sieht sich zögerlich im Büro um.


    "Möchtest Du Dich setzen?" frage ich denn auch, falls er einen Stuhl sucht. Den des tresvir werde ich ihm nun nicht anbieten, aber es sieht auch nicht so aus, als wolle das Männlein seine vier Buchstaben ausruhen, etwas hektisches geht von ihm aus, trotz der eher gleitenden, geschmeidigen Bewegungen.


    "Bittschön, garschön, keine Umständ' für einen armen, anständigen Birger des gättlichen Herrn Kaiser! Grate Domine, ich möcht' als besorgter Birger, als anständiger und besorgter Birger einen Umstand anzeigen."


    Wo auch immer die Götter dieses menschliche Wesen ausgegraben haben, es hatte etwas weibisches, aber auch etwas männliches an sich. Nur übers Primäre und Sekundäre schien man sich nicht einig gewesen zu sein.


    "Gern, natürlich, der tresvir capitals, Flavius Aquilius, wird Dir sehr dankbar sein, wenn Du Deiner Besorgnis Ausdruck verleihst" sage ich vorsichtig. "Wie heißt Du denn und was erregt Di ... was erregt Deine Besorgnis?"


    "Mein ... , mein Name Caius Coelestinus Cerealis, aber meine Freunde nennen mich Trecentus" Ich ziehe die Augenbrauen zusammen "Trecenti ... C C C ... hehehe" sagt das Männlein.


    Ah, ja.


    [SIZE=7]edit:/ Tipp-Ex.[/SIZE]

    'Lieber intelligent stehengeblieben, als dumm gelaufen' - so eine Pleite, wirklich. "Sag'n Se mal'n Satz mit 'x' - War' woh' nix" :D Ich nehme die dargebotene Hand meines Onkels und ziehe mich nach oben.


    "Wärste stehengeblieben, hätt' ich nicht gedacht daß Du vor jemand anderem davonläufst. O-o gut schauste nich' aus ... tut mir echt leid." Ich versuche, den Dreck von meiner Tunika zu klopfen, ein Mann reicht mir einen seltsamen großen Lappen, der mit Fußabdrücken und wie hingeworfenen erdfarbenen abstrakten Grafiken gefärbt ist. Was will ich mit den Ding? Ach ... öh, ja meine toga. -.^


    "Komm", ich reiche ihm meine Hand nach unten, "komm ... Lucius Murius, Du hast 'was gut bei mir." Au Mann, ziemlich verschreckt, der Arme. Vielleicht hat Pedro ja doch nicht recht mit seinem Grundsatz 'erst zuschlagen undsoweiter ...' Aber wenn es ein wirklicher Halunke wäre? Einer, der einer Frau ein mit Saphiren besetztes Kollier gestohlen hätte? Zwischen Heldentum und Peinlichkeit liegen nur wenige Fingerbreit.


    "Hier gibt es nichts zu sehen, hier ist nichts passiert", erhebe ich meine Stimme ein wenig zu den Umstehenden. "Denkt immer daran, wie ihr seht, sind die Magistrate Roms immer wachsam: besser, es erwischt mal einen Unschuldigen, als daß ein Verbrecher davonkommt!" Wär' ich dieser Unschuldige, würde ich wohl deutlich Protest einlegen gegen diese Argumentation. Aber - heute hab' ich Prügel verteilt, wer weiß, morgen kriege ich vielleicht selbst welche ab. So ist das Leben.

    "Danke, Onkel Aquilius, für Dein Vertrauen und Deinen Rat. Rector Aelius Callidus hat mir noch keine Aufgabe zugewiesen, aber ich werde genau darauf achtgeben, in nichts nachlässig zu sein. Aber wenn es Männer bei mir daheim schaffen, Fischen zu gehen und eine Landwirtschaft zu betreiben, werde ich das hier in Rom mit anderen Aufgaben doch auch schaffen müssen." Und auch Du, Onkel, bist ja Marspriester und nun tresvir - und schaffst das doch ...


    Ich beobachte Aquilius' Augenbrauen und ihre Wanderungen und Wandelungen - würde ich das machen, würde sich mein ganzes Gesichts hin- und herverziehen, er hat sicherlich jahrelange Übung darin. Ob er auch mit den Ohren wackeln kann, ohne daß man im Gesicht eine Regung wahrnimmt? Aber er sieht auch wegen Onkel Graccus besorgt aus, vielleicht sollte auch er eine heiratsfähige Frau kennenlernen.


    "Oh ja, Onkel Aquilius", lenkte ich das Gespräch auf wirklich interessante Themen, "bislang habe ich außer Bridhe und einem anderen Mädchen, das wohl in einem Haushalt arbeitet, nur zwei junge Iulier kennengelernt. Aber die Mädchen in Rom sind ja sicherlich auch schwieriger ... äh ... kennenzulernen" als bei mir daheim, wo wir alle auf der Straße herumrennen und im Meer toben. Aber zickig und kompliziert sind sie überall. Egal, ob aus Hibernia, Hispania oder aus Rom.


    "Ein paar Frauen im Haus wären sicherlich nicht schlecht", wage ich mich etwas in die Offensive. Ob meine Mutter die letzte der flavischen Frauen war? Manchmal scheint es mir so. "Ob Onkel Furianus noch zu den Saturnalien in Rom sein wird?"

    8o Oh! "Neinein, Onkel Aquilius!" Katastrophe! Zu Hülfe! "Neinein, ich habe mir das gut" (mindestens so lange wie eine Nachtigall braucht, um mit ihren Flügeln zu schlagen) "überlegt, das läßt sich alles prima koordinieren. Ich möchte um keinen Preis meine Arbeit für Dich aufgeben, bitte ... "


    Ich sehe mich schon, nachdem ich einmal aus der Bibliothek nicht herausgefunden habe, zwischen den Rollen langsam vor mich hinmodern und als abgemagerter und lichtscheuer Greis mein elendes Alter zahlos von und Puls-Spenden fristen. Oder ich fange an, wie Onkel Gracchus zu denken und zu reden - Hölzchen, Stöckchen, Ästchen ...


    "Gerade die Kombination aus Wissenschaft und vita activa, bios politikos, das ist doch die beste Ausbildung, nicht?" Kramkram in meinem Kopf nach Argumenten. Ich kaue angestrengt und ein wenig choquiert auf meiner Unterlippe herum. "Oder bist Du nicht mit meiner Arbeit zufrieden?" Doppelseufz.


    "Und wegen den Saturnalien ... ich dachte, ahem, wenn wir ein großes Fest organisieren, bei dem wir alle fröhlich sein können, selbst in diesen Zeiten" ich denke an das verhunzte, äh, mißglückte Mars-Opfer "dann zeigen wir, daß wir Flavier doch auch mit tatkräftigem ... äh, naja, Optimismus auf die Götter und den Kaiser vertrauen." Ich zögere etwas. "Und ein wenig Aufmunterung können wir alle sicherlich gebrauchen, oder? Neue Freunde finden, alte pflegen, Onkel Gracchus scheint mir - es geht mich natürlich nichts an - aber er scheint mir wirklich nicht glücklich zu sein ... er wirkt so, so zurückgezogen, so abwesend ...."


    Und ein intimes Mahl mit 40 Tänzern und Tänzerinnen, 80 Musikern und 300 einfachen Gerichten könnte uns alle wieder kräftig stärken ... :D

    "Salve, Onkel Aquilius." Ich strecke meinen Kopf durch die Tür, um die Lage zu sondieren. Er nickt mich herein, ich schlüpfe durch den Spalt.


    "Ich will nicht lange stören, ich habe nur drei klitzekleine Punkte, die ich kurz vorbringen möchte ... primum würde ich gerne wissen, an welche Priesterin ich mich wegen dem Opfer für Iuno zu Ehren meiner Mutter wenden muß, secundum wollte ich Dich informieren beziehungsweise vielmehr um Erlaubnis bitten, scriba Logei der Schola Atheniensis zu werden, der Rector Aelius Callidus will mich einstellen und tertium wollte ich fragen, was Du zu den Saturnalien geplant hast ... ?"


    Und quartum würde mich interessieren, welcher Kerker vom tresvir capitalis betreut wird, aber das ist einen andere Sache, die kann man auch im officium klären ...


    Sucht jemand nach einem klassischen Fall von "mit der Tür ins Haus fallen", findet er wahrscheinlich hier ein Musterexemplar. :hmm:

    Ich werfe ein Träubchen - 'O ein Träubschen!' - ein und pule mit der Zunge dazu herum. Da ich in den vergangenen Tagen nach unserer kleinen Unterredung im Kräutergarten ausreichend Zeit hatte, mich über die drohende Lage zu echauffieren und über die möglichen Konsequenzen zu informieren, ist mir ein leichtes, trotz der schwülen Atmosphäre im balneum einen 'kühlen Kopf' zu bewahren und die Befunde systematisch zu ordnen.


    "Also, der Schmuck ist rechtmäßig erworben, jedenfalls von Severus. Wissen die Götter, wie der Händler daran kam, aber das ist nicht unsere Sorge. Damit ist der Dein Eigentum, wenn Du ihn zu Geld machen wolltest, könntest Du Dich damit irgendwann freikaufen."


    Ich kaue auf meiner Unterlippe, und fahre fort:


    "Für das Geld hat er jemanden getötet. Entweder den, dem das Geld gehörte oder jemanden, um dafür mit Geld entlohnt zu werden. Im Grunde gleichgültig, Severus hat einen Mord begangen, dafür wird er mit dem Tod bestraft. Soweit ich weiß, werden Sklaven gekreuzigt. Na, bravo." Ich seufze und kaue weiter auf meiner Unterlippe herum, greife dann wieder zu einer Traube und lasse sie mir in den Mund fallen.


    "Sein Herr und Dein Herr ist der tresvir capitalis. Würde das alles nun vertuscht werden, verschwiegen werden oderwasauchimmer, dann hätte Onkel Aquilius ziemlich großen Ärger am Hals, Ärger, der ihm vielleicht seine politische Existenz verhagelt, weil er eine Straftat deckt oder nicht verfolgt. Und wenn er sie verfolgt, hat er einen Sklaven aus seinem eigenen Hausstand auf der Anklagebank, ebenfalls ein Stein im Schuh und nicht ein Stein im Brett."


    "Ich muß mich korrigieren und Dir recht geben: es ist alles aus. Wir sind sowas von geaust, geauster geht's gar nicht." :D Unwillkürlich muß ich lachen.


    "Nicht daran zu denken, wenn herauskommt, daß ich davon weiß, vielleicht sogar Dich oder Severus decke. Bravissimo, Schlauberger!"

    Onkeleins kann ich richtig beim Nachdenken, beim Er- und Abwägen zusehen. Als würden seine Gedanken durch die stete Stimulation der Unterlippe - wieso eigentlich nicht auch der Oberlippe? - stimuliert werden und im Fluß gehalten werden. Die Claudii, die Aurelii, nun das ließ sich gut an. Antonia? Onkel Gracchus Flamme oder die von Onkel Aquilius? Oder beiden - So nehmet auch mich zur Genossin an: Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der Dritte!' Oder so vielleicht.


    "Dorf - das war hinsichtlich Roma nostra aeterna eher metaphorisch gemeint, auch wenn hier im Haus wirklich viel Platz ist. :)" Ich stelle mir ein Kommen und Gehen wie auf den Kaiserforen vor, Mahlzeitenjäger, Schürzenjäger, Almosenjäger ... "Ich habe zwei junge Iulier kennengelernt, Iulius Cincinnatus und Iulius Labeo, ob ich diese vielleicht offiziell einladen könnte? Und den Rector der Schola, ein Mitglied der Aelier?"


    Immerhin hatte der Mann mich eingestellt und sich für mich interessiert - ohne unwichtigerweise auf seine besichtigenswerte Sammlung von militaria hinzuweisen ...


    "Du scheinst meinen Vorschlag agre... gut zu heißen. Das freut mich wirklich, ich hänge mich gerne in die Vorbereitungenh hinein, mit dem Koch wollte ich sowieso bei Gelegenheit sprechen, es scheint Probleme mit der Qualität der Sklavenspeisung zu geben ..." Um es mal euphemistisch auszudrücken. -.^

    Ich seufze, "Mein Magen hat nicht viel zu sagen: entweder 'zu leer' oder 'zu voll' - ein wenig einsilbig, gerade angesichts der großen Rhetoren-Tradition hier in der Nähe der Rostra."


    "Nun gut, wir sehen uns bei den Saturnalien, ich melde mich alsbald. Und grüß' mit Iulius Labeo, falls Du ihn triffst. Viel Glück und alles Gute!"