Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

    Irgendwie schwimmen mir die Felle auf einer Wein-Soße davon. Entweder in dem Wein ist mehr als Wein oder er ist so stark, daß der eine Schluck micht schon ausgenockt hat. Das Schwindelgefühl kehrt zurück.- Aber, wo ist da die Dramatik? Soll das der ganze Plot werden? Vielleicht ist Juristerei doch nicht so spannend, wie ich dachte, keine Phantasie drin, keine Emotionen. Vielleicht hat deswegen Sophokles keine Gerichtstragödie geschrieben, soweit ich mich erinnere, weil das ganze Sujet einfach nichts hergibt? Aber wenn ich an Cicero denke - da haut's einen aus den Sandalen, da brodelt es vor Dramatik! - Quo usque tandem, quo - usque - tandem! sach' ich nur. Und dann eine handfreste Prügelei im Gericht, die Liktoren marschieren auf, der Anwalt stirbt, aber er verliert nicht.


    Es ist schön und beruhigend, Senator, daß das Recht in vielem so eindeutig und klar wie ein Gebirgsbach ist. Du konntest mir in vielem weiterhelfen und ich bereue nicht, mich an Dich gewandt zu haben. Vielen, vielen Dank, Senator Octavius Victor.


    Ich nippe leicht an meinem Weinbecher, dessen Inhalt meinen Körper zu einem von Haut umspannten Pudding werden läßt. Ob hinter meinen Pupillen der Wein sichtbar schwappt? Ich blinzele ein wenig und hoffe, daß an meine intellektuellen Kräfte die nächste Zeit nur marginale Anforderungen gestellt werden. Vorsichtshalber halte ich beide Fußsohlen auf dem Boden und richte mich etwas auf, um dem Puddinggefühl entgegenzuwirken.


    Ich lächele ein wenig ... :)

    Der Weihrauch gefällt ihr. Die Alte und ich haben denselben guten Geschmack, naja, Geruchssinn. :)


    'Quo vertam? Soll heißen: Wohin soll ich mich wenden? Wie soll ich meiner Familie, dem Kaiser und dem Staat dienen? Welchen Weg soll ich einschlagen'?


    Das ist meine Frage an die Sibylle.


    Es sind vier Fragen, aber nur ein einziger Sinn.



    [SIZE=7]edit:/ Duden[/SIZE]

    Mein Onkel ist Priester des Mars. Daß ich mit den kriegerischen Seiten dieses göttlichen Ahnherren unseres Volkes wenig zu tun haben wollte, ihn mehr als den Gott der Felder und des Ackerbaus schätzte - auch wenn mir lieber wäre, er wäre der Schutzpatron des Fischfangs, denn in Flaviobriga hatte Mars nur selten nach den Feldfrüchten gesehen (was ich aus der Unwirtlichkeit und der kümmerlichen Ernte schließe) - wird mir Mars hoffentlich nicht verübeln. Zwar hätte ich gerne die Schilde und Speere des Gottes gesehen, die bei drohendem Unheil scheppernd aneinanderschlugen, aber die stehen im Haus des pontifex maximus bzw. in der Regia.


    Trotzdem gibt es genug im Tempel des Mars und in den angrezenden Räumlichkeiten zu sehen, zu bestaunen und anzufassen. Mit leichten Fingern streiche ich über die Marmorwände, verneige mich vor den im Tempel aufbewahrten Bildnissen und schlendere umher, bis Onkel II sich gerichtet hat. Wir treten beide vor den Tempel, ich lasse mein Gesicht von der warmen Morgensonne liebkosen und genieße die Aussicht vom Podium, auf dem der Tempel steht.


    Auf die zum Tempeleingang führenden Stufen kommt ein Mann zu, ein Senator, etwa im fast schon üblichen und unbestimmten Onkel-Alter, der zwei Sklaven, von denen einer wiederum einen Widder vor sich hertreibt. Die Sklaven sehen etwas eingeschüchtert und abgehetzt aus, als wären sie das vorherbestimmte Opfertier, während der Widder einen gelangweilten Ausdruck zur Schau trägt, als ob er diese Prozedur schon viele Male über sich ergehen hat lassen müssen. Es schien dem Tier ziemlich lästig zu sein, an einem so schönen Tag irgendetwas anderes tun zu müssen als in der Sonne zu liegen, ein bißchen Gras zu kauen und vielleicht ein oder zwei seiner Zibben zu bespringen. Schönes Tier, schöne Hörner.


    Onkel Aquilius erwies mir die Ehre, mich dem Senator vorzustellen, ich hatte den Mann schon auf dem Forum gesehen, an dem Tag, an dem der Octavier sich in sein Schwert gestürzt hatte. Jetzt kann ich dem Gesicht auch einen Namen zuschreiben; leicht zu merken, ein sehr anschauliches cognomen. Ich verbeuge mich:


    Salve, Senator Purgitius Macer! Es ist mir eine Ehre, Dich kennenzulernen ... und bei diesem Deinem Opfer mit zu dienen.


    Ob es die ideale Gelegenheit, war, ein bißchen Erfahrung zu sammeln? Für wen? Hoffentlich sammelte nicht mein Onkel "ein bißchen Erfahrungen", denn ich hatte früher beim Anblick von Blut schon des öfteren wenig vorteilhaft reagiert. Beim Anblick eines kopflosen, durch den Hof wankenden Huhnes war ich kurzerhand in Ohnmacht gefallen, gut, da war ich noch ein Kleinkind. Und Pedro habe ich mal ratz-zack auf die Tunika ..., nachdem ich mit meiner Faust so seine Nase traf, daß mir sein Blut ins Gesicht spritzte. Naja vielleicht lag's auch daran, daß er mir seine Faust in fast demselben Augenblick in meinen Bauch rammte und ich zum Frühstück zu viel gesessen hatte.


    Ich lächelte freundlich und teilnahmsvoll, während der Bock dasteht, als ginge ihn die ganze Chose nichts an und die Sklaven irgendwie um Atemluft und Fassung ringen.


    [SIZE=7]edit:/ Gerade entdeckt, daß die Gruppe aus "1 Mensch + 1 Widder + 2 Sklaven" besteht. 1 Sklave in 2 Sklaven 2mal geändert. Sorry [/SIZE]

    Den Göttern sei Dank ist es nicht das gleiche schnippische Mädchen wie beim letzten Mal. Aber trotzdem bin ich buchstäblich vom Regen in die Traufe gekommen. Die Alte hatte - ihrer krächzend-rauchigen Stimme nach zu urteilen - schon viele Jahre schon viel zu tief ihre Nase in den Kessel mit Weihrauch gesteckt. Die Gesangskarriere der Priesterin war zweifelsohne sein Generationen zu Ende.


    'Ich hätte gern ein Pfund Rinderschulter' sage ich beinahe. Was ist mir mir los? Sonst bin ich doch auch nicht so, so burschikos, glaube ich, ist das richtige Wort. Ist's der Weihrauch? Oder haben mich die Töne in Schwingung versetzt, ist die Musik für meine Hochstimmung verantwortlich? Was hatte Pythagoras ...? Egal. Später.


    Ehrwürdige Mutter, verzeiht. Verzeiht auch meinen nassen Auftritt - es hat vorhin geregnet.


    Ich hätte ein Handtuch dabei haben sollen - so ziemlich das Nützlichste was man - nicht nur angesichts des Wetters - mitsichführen kann.


    Ich habe eine Frage an die Sibylle. Es ist eine ernsthafte Frage, die Antwort darauf wird mein Leben bestimmen.

    Heute morgen habe ich ein Säckchen mit Sesterzen vor meiner Schlafzimemrtür gefunden. "Jo, san denn scho' Saturnalien?" habe ich mir gedacht, aber offenbar wollte mir jemand mit einer kleinen "Finanzspritze" unter die armen Arme helfen.


    Außerdem soll mein Zimmer doch eine persönlichere Note bekommen und einige Schriftrollen zur Weiterbildung wären auch nicht schlecht. Schließlich will ich auch bald meine Latein-Prüfung ablegen - und ein wenig Lesetechnik schadet nicht. Also raus aus den kühlen Hallen der Villa Flavia und 'rein ins Getümmel der Traianischen Märkte. Für Bridhe sollte ich auch nach einem kleinen Geschenk suchen, vielleicht ja eine kleine Stuatuette einer irischen Göttin?


    :bildhauer:


    Achje, den Steinmetz muß ich auch noch organisieren ... :rolleyes:


    Eine ziemlich lange Liste für einen kurzen Vormittag. Aber mit männlicher Systematik und Strategie komme ich sicherlich schnell voran. Die Sesterzen schlagen schwer an meine Brust, vorsichtshalber habe ich den Beutel an einen Lederriemen um meinen Hals gebunden, wie eine capsula, daß niemand mir den Beutel so einfach schneiden kann.

    Berufsrisiko, meine ich. Wer Pirat ist, fährt ja nicht zur See wie andere Leute auf den Markt gehen. Ein bißchen Spannung und Gegenwehr ist ja erwünscht, sonst langweilt man sich sicher irgendwas ganz fürchterlich.


    Ich sehe Iulius Labeo an. Ein Soldat wird er, ein Soldat zur See. Das kann man ihm ansehen und anhören. 'Rom erwartet, daß jedermann seine Pflicht tut' wird er rufen und irgendwann den Sporn seines Schiffes in das eines feindlichen Seglers bohren - und dann mit gezücktem Schwert entern.


    Oft ist das, was mann will, das, was man besonders gut kann. Ich weiß nicht, was ich gut kann. Jeder will wissen, was ich werden will, eine verzwickte Situation, ich freue mich, daß Du wohl schon Deinen Weg gefunden hast.


    Sim-Off:

    Hat leider länger gedauert, mea culpa.

    Dann sage ich herzlichen Dank - auch für Deine Fürsorge um meine Gesundheit. Ich werde meine Nase schon nicht zu tief hineinstecken ... ;)


    Ich schiele auf das Säckchen. nein, da kein Wanrhinweis in schwarzem Rand aufgestickt: "Orakelweihrauch führt zu schweren Vergiftungserscheinungen und kann tödlich sein."


    Richte dem König von Tylus von Flavius Lucanus die herzlichsten Grüße aus: er soll seinem Vertreter mehr Verhandlungsspielraum lassen - das macht den Kunden mehr Spaß und belebt das Geschäftleben. Ich komme sicher wieder! Vale!


    Ich winke und eile aus dem Praetorium hinaus. Auf dem Weg zu meinem Treffpunkt erstehe ich - quasi im Vorüberlaufen - ein kleines Lararium, das ich in meinem Zimmer aufstellen möchte. Nicht als Rechtfertigung für ein wenig privaten Weihrauchgenuß, aber man weiß ja nie.


    Ganz auf unser Gespräch konzentiert nehme ich einen Schluck von dem Getränk, das ein Sklave uns hingestellt. Hat. Dionysos! Der Wein durchschießt meine Adern wie Wasser ein Aquädukt mit großem Gefälle, breitet sich in meinem ganzen Körper aus und explodiert schließlich in meinem Kopf, wo er eine puddingartige marinierte Masse zurückläßt. Ich blinzele, als müßte ich mich an ein blendendes Licht gewöhnen. Oha. Ganz kühl, Luca, kühl. Langsam verfestigt sich mein Denkapparat wieder.


    Das ist, äh, Senator - ein wichtiger, äh, Aspekt, den ich völlig übersehen hatte. Natürlich - um sich freikaufen zu können, braucht ein Sklave Geldmittel oder Vermögen. Das ist eine ausgezeichnete Idee.


    Ich schüttele den Kopf über meine eigene Gedankenlosigkeit und höre mein Gehirn schwappen.


    Aber nochmals, wenn ein Sklave einen Haderlumpen bestiehlt oder tötet, meinetwegen einen römischen Bürger, der selbst getötet und gestohlen hat, sähe dann die Rechtslage - in dubio etcetera - nicht anders aus? Ich meine, wer zwar vielleicht nicht de iure vogelfrei, aber de facto ein Verbrecher ist, den kann doch jeder straflos erschlagen?

    Sibylle! Sibylle! Sibylle! Sibylle! [SIZE=7]Sibylle![/SIZE]


    Das Echo fasziniert mich ungemein, meine helle Jünglingsstimme, rein und klar breitet sich im ganzen großen Raum aus.


    Ich habe Thu-hu-hus Thu-hu-hus Thu-hu-hus Thu-hu-hus [SIZE=7]Thu-hu-hus [/SIZE]dabei!


    Ich singe in absteigenden Tönen, so daß sich ein wunderbares und gänsehauterzeugendes Klangkissen um mich legt


    Eigentlich sollte ich etwas respektvoller sein, aber zu einen hat die Priesterin nicht viel davon bislang verdient und andererseits bin ich heute besonders aufgekratzt: es hat geregnet, einen warmen schönen Guß vom Himmel, rorate coeli desuper!, und danach erschienen drei Regenbögen, die die Kuppel des Firmaments überspannten, eine Seltenheit, die mich völlig vergessen ließ, daß ich völlig durchnäßt bin.


    Ich fahre mir durch mein naßes Haar und schüttele es, sodaß feine Wassertröpfchen herumwirbeln.


    Hallo! Haaa-llo! Hallo! Haaa-llo! Hallo! Haaa-llo! Hallo! Haaa-llo! [SIZE=7]Hallo! Haaa-llo! [/SIZE]


    Sim-Off:

    Angebot steht.

    Und nach Deinem Tod bauen wir dann ein Heroon und stellen Deine getragene Kleidung zur Verehrung aus und verschicken Stoffecken in alle Teile des Reiches. Es wird kleine Aquilius-Statuetten zu kaufen geben, heiliges Quellwasser und Weihrauch aus Tylus.


    Ich plane und plappere und fange an, mich für die Idee zu begeistern. Flamines Flaviales!


    Und wir werden eine Priesterschaft installieren, die für die Buchhaltung zuständig ist.


    Onkel Aquilius, wohin gehen wir heute? Was hast Du zu tun? Und was mache ich? Für den Grabstein habe ich heute Nacht schon einen Entwurf gezeichnet, ich werde ihn Dir zeigen, wenn Du mal möchtest. Welche Opfertiere kann ich der Iuno weihen? Wann wirst Du einer der zwanzig Männer? Und was willst Du da machen?


    Während ich mit Onkel Aquilius hinaus in den schönen römischen Morgen trete, rede ich ethusiastisch auf ihn ein. 'Luca, entweder ißt Du oder Du redest!' hat meine arme Mutter oft verzweifelt ausgerufen, 'kannst Du Deine Kiefer denn nie stillhalten!' Wahrscheinlich muß ich mein Pensum an Worten noch loswerden, bevor ich nicht mehr reden kann, jedenfalls, wie sähe es aus, wenn der scriba personalis mehr redet als sein Herr? Mehr schreibt, vielleicht, aber redet?


    Sim-Off:

    Hat leider länger gedauert, mea culpa.- Wo geht's weiter?


    Titi Macci Plavti
    PSEVDOLVS


    In der Hauptrolle:
    Vitalis
    als Pseudolus


    In weiteren Rollen:
    Evenor als Callidorus, Barzanes als Simo, Demarete als Phoenicium
    Ballio als Ballio,Thimbron als Harpax, Nabonassar als Charinus, Gyges als Simia
    u. a.


    im
    THEATRVM MARCELLI


    a. d. XI Kal Dec usque ad a. d. XIII Kal Ian
    DCCCLVII A.U.C.


    Inszenierung von
    Lukas Saltulus
    aus Vindobona





    Plautus - naja.


    Ich hatte seine Bacchides und die Auluraria daheim in Flaviobriga in einer Inszenierung einer Wandertruppe miterlebt und die ein oder andere Komödie auch gelesen. Die Aufführung der Antigone hatte ich sehr großzügig um Monate verpaßt, aber jetzt gibt es eine Inszenierung des berühmten Lukas Saltulus, der in Vindobona großartige Triumphe gefeiert hat. Und in der Hauptrolle - der des Sklaven Pseudolus - spielt der nicht minder berühmte Vitalis. Ich also nichts wie hin, einige Münzen für Nüsse, Oliven, Würstchen, einen kleinen Krug gemischten Wein spendiert und einen netten billigen Platz ergattert.


    Der Pseudolus ist nicht besonders witzig und nicht besonders, handwerklich gut natürlich, aber halt nur etwas für den Feierabend nach einem anstrengenden Arbeitstag. Plautus hat diese Art "viaevacatores" am laufenden Band produziert, Ein Spaß für die ganze Familie und einfachere Zeitgenossen wie Beamte in der Staatsverwaltung, Garnisonssoldaten und scribae personales. Ich bin also völlig richtig - und freue mich angesichts der Dramen um mich herum auf eine nette und seichte Unterhaltung.


    Zufrieden stecke ich eine Olive in den Mund. Es geht los.


    Pseudolus [tritt auf]: "Si ex te tacente fieri possem certior,
    ere, quae miseriae te tam misere macerent,
    duorúm labori ego hominum parsissem lubens,
    mei te rogandi et tis respondendi mihi;
    nunc quoniam id fieri non potest, necessitas
    me subigit ut te rogitem. responde mihi:
    quid est quod tu exanimatus iam hos multos dies
    gestas tabellas tecum, eas lacrumis lavis,
    neque tui participem consili quemquam facis?
    eloquere, ut quod ego nescio id tecum sciam."


    [...]


    edit:/ Grammatik

    Versprich's mir, ja? kann ich zu Bridhe noch sagen, als Onkel Aquilius in unsere Ecke kommt. Ich bin so vertieft gewesen, daß ich seinen Weg vom atrium hierher überhaupt nicht verfolgt habe. Irgendwie Straton-haft ist sein Erscheinen ... aber wahrscheinlich ist's auch nur die Stille nach dem Lärm der clientes, die sein Kommen verhüllte.


    Ich greife nach links und nehme meine Wachstafel und meinen Stilus auf und erhebe mich sofort.


    Aber ja, Onkel Aquilius, guten Morgen! Scriba Lucanus paratus est! Ich bin froh, Dich zu sehen, ein Wunder, daß die clientes Dich heil gelassen haben, so umdrängten sie Dich vorhin!


    Etwas wibbelig, einerseits, weil Bridhe für mich wichtiges erledigen soll, andererseits, weil heute ein wichtiger Tag ist, der erste wichtige Tag in einer hoffentlich unendlichen Reihe wichtiger Tage, wippe ich auf meinen Füßen.


    Nun, Bridhe, danke für das Frühstück - und einen schönen Tag. Ich hoffe nicht zu distanziert und zu vertraulich zu klingen.


    Sim-Off:

    Jetzt bin ich aber wirklich bis Samstag/Sonntag weg. :)

    DA! DIE GARDE! Jubel brandet auf, die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht. In ihren feschen Uniformen, traben die Männer heran, wieder fallen einige Frauen in Ohnmacht, aber auch einigen Knaben wird ganz schwummerig zumute. Der Hellblaue bekommt die Regieanweisung, sich etwas zurückzunehmen, die Bretter werden jetzt von der Garde besetzt. Nicht ganz einwandfrei stellen sie sich auf, man merkt die Laienschauspieler, aber sie sind mit ganzem Ernst dabei, das macht jede Unsicherheit wett - ein Gardist stellt sich sogar mit dem Rücken zur Menge, ein Regiefehler oder ein genialer Einfall der Vindoboner Schule?


    Der Gardepräfekt stürmt mit wehenden Mantel in das Senatsgebäude - in die Kulisse. Wann kommt er zurück mit dem Leichnam in seinen Armen und präsentiert diesen dem wartenden populus Romanus?

    Ach weißt Du, Du findest bestimmt eine schöne Überraschung für mich, die mir dann gefällt! Ich verlasse mich da ganz auf Deinen guten Geschmack! meine ich süffisant und schaue sie mit offenem und ehrlichem Gesicht an.


    8)


    Aber Du könntest jetzt schon etwas für mich tun: versuche herauszufinden, was Flavius Furianus von mir weiß, wenn er etwas weiß.


    Ich wundere mich immernoch, warum ich nicht nach Tarraco sollte, sondern nach Rom oder wenigstens in Tarraco Station machen, da hätte ich ja auch eine gute Ausbildung bekommen, schließlich ist Onkel Furianus dort Statthalter. Drei Onkel in einem Haus sind durchaus ein Grund zur Nervosität, auch wenn sie sich gut mit sich selbst beschäftigen können und nicht an mir herumerziehen. Oder - Cheiron der Kentaur möge mir gnädig sein! - mir einen Hauslehrer aufhalsen! Machst Du das? Geheime Mission?


    Ich schaue wie ein Spion einer britannischen Stammesfürstin. Jedenfalls glaube ich, daß so Spione britannischer Stammesfürstinnen dreinschaun.

    Bei mir war's nicht wesentlich anders, auch wenn ich weder nach einem Fisch noch einem Rechtsgelehrten benannt wurde, sondern nach einem Dichter, den meine Mutter verehrte. Ich bin am Meer aufgewachsen - sagte ich das nicht schon? - und war eigentlich täglich draußen, außer im Winter.


    Ich lange nach dem Fisch:


    Na, dann solltest Du zur Flotte gehen, wenn Du schon zum Militär willst. Und mit der ständigen Piratenplage auf den Meeren hat die Flotte sicherlich auch eine Menge zu tun, was? Bei uns in Nordspanien haben viele Piraten ihre Schlupfwinkel, um die Handelsschiffe nach Britannien an die gallische Atlantikküste abzufangen.


    Ich lache:


    Manche Veteranen aus Flaviobriga haben sich denen angeschlossen. Stell' man sich mal vor!

    Stattdessen drängelt sich jemand theatralisch vor - auch er hat weder Liktoren noch Bauch zu bieten, sondern offenbar Ellenbogen - und scheucht die Schaulustigen wie Tauben vom Eingang der curia. Seine himmelblaue Tunika , die mit seinem braunen Haar eine aparte Kombination fürs Auge bietet, leuchtet, als er seinen Mantel über die Schulter klappt. Da weder der Ort noch der Anlaß zu einer Modenschau ist, muß es mit der Präsentation seiner auffälligen Tunika eine Bewandnis haben. Den Streifen hätte ich nicht in roter Farbe gewählt, sondern in braun, das würde dem Mann besser stehen, weil er doch so schönes Haar hat.


    Aber wenigstens ist Bewegung in die Szene gekommen, der Auftritt des Himmelblauen ist ein guter Übergang für den Auftritt des Chores, vielleicht ja die Stadtwachen oder die Prätorianer - wer war für das Senatsgebäude zuständig?


    Plötzlich wieder ein Einzelauftritt: geschickter Zeitpunkt. Alle warten auf die Garde, und stattdessen ruft jemand: "PRAEFECTUS FLORUS! BITTE LASS MICH ZU AVITUS! ICH BIN CAIUS OCTAVIUS CATO, EIN VERWANDTER AVITUS'. MEIN BRUDER DIENTE UNTER DIR IN GERMANIEN!"


    Sehr präzise. Jetzt bin ich nicht mehr auf Informationen Dritter angewiesen, sondern habe es aus erster Hand. Dramaturgisch handwerklich gut gemacht. Der Mann in der himmelblauen Tunkia ist offenbar Präfekt Florus, das Opfer ist ein Octavius Avitus und der Unbekannte, der da auf die Bühne stürmt, ist Octavius Cato. Ein Auftritt, drei Fliegen mit einer Klappe. Genial.


    Inzwischen stehe ich in der ersten Reihe. Bester Blick, bestes Programm. Ich greife gedankenlos nach einem kleinen Säckchen mit Nüssen ...

    Jemand ohne Ellenbogen, Liktoren oder einen dicken Bauch ist in Rom verloren. Bar der Liktoren und des dicken Bauches klappere ich bedrohlich mit meinem Knochen und dränge mich im Krebsgang langsam ber sicher vor. 'Platz da, ich bin Arzt' grummele ich einer alten Frau mit Kind auf dem Arm ins Ohr und schiebe sie zur Seite, 'Jungs, laßt einen auctor der acta diurna zum Ort des Geschehens' wispere ich einigen nicht sehr properen aber wohlgestalten Burschen und drängele mich durch ihre Gruppe.


    Wie? Octavius? Ein Octavier? Warum sollte sich ein Octavier das Leben nehmen? War Octavius Victor nicht cliens des Kaisers? Wer will sich da das Leben nehmen, wenn es so viel anderes gibt, daß man sich nehmen kann in einer solchen Position?


    Frauen fallen in Ohnmacht, als wären sie dem siegreichen Fahrer einer factio begegnet, würdige alte Herren erbleichen. Jetzt wäre der Auftritt eines Chores von rechts durchaus empfehlenswert. Oder ein Mann, der ruft: "Octavius war ein Ehrenmann!" und damit einem langen Solo anhebt.

    Offenbar hatte der Mann bei seiner Ausbildung geschlafen. "Händler" kommt von "handeln", "handeln" wie in "A handelte mit B um den Preis". Wo kommen wir da denn hin? Da kann man gleich riesige Hallen mit Waren voller Regale bauen, aus denen man sich das Gewünschte nimmt und dann am Ausgang einfach zahlt. Düstere Zeichen düsterer Zeiten. Oder bin ich hier an einen Beamten geraten, der seine Provision schwinden sieht?


    -.^


    Würde ich eine doppelte Menge nehmen, wäre erfahrungsgemäß die eine Hälfte für die Nase der Sibylle und die andere für die meinige bestimmt. Und angesichts des Preises hätte ich etwas Entspannung auch dringend nötig. Aber gut, ich nehme 1 Säckchen, 72 für 2 Säckchen ergeben damit 36 Sesterzen für 1 Säckchen. Ich hoffe, es sind so viele Körner darin, daß ich sie nicht mit einem Blick zählen kann. Gut, Händler, dann laß uns den Handel - ohne zu handlen - abschließen.


    :dafuer:


    Eine bürokratische Sibylle, ein orientalischer Händler, der nicht handelt, o tempora o mores - in was für eine Zeit bin ich da hineingeraten!

    An der Stelle komme ich ins Schleudern, Senator: wenn ein Sklave etwas rechtmäßig erwerben kann, und etwas rechtmäßig erworben hat, warm sollte er diese erworbene Sache dann zurückgeben müssen? In diesem Fall hat er nicht den Verkäufer geschädigt, sondern eine dritte Person: diejenige, der das Geld gehört hat. Oder? Kann überhaupt ein Sklave etwas rechtsgültig erwerben, etwas rechtsgültig besitzen?


    Ich verlagere meine Haltung von der linken auf die rechte Gesäßseite.


    Wäre es denn, fahre ich vorsichtig fort, ein Unterschied - oder könnte man begründeterweise einen Unterschied machen, je nach dem welchen Stand das Opfer hatte? Wenn ein Sklave in schlechte Gesellschaft gerät, unter Haderlumpen - und einen solche bestiehlt und vielleicht gar tötet? Ich meine - droht immer am Ende die Todesstrafe für einen Sklaven? Immer das saxum tarpeium?


    Irgendwie läßt eine solche Aussicht kaum Raum für Alternativen, egal, was er tut, am Ende immer die gleiche Szene: Fels - Schubbs - Knacks. Fad.


    Gibt es vielleicht irgendwelche Präzedenzfälle, irgendwelche Ereignisse, die in Deiner Amtszeit als praefectus urbi oder iudex stattfanden?