Beiträge von Albin

    Duccia Elva


    Ein wenig Zeit war vergangen, und ein paar Dinge hatten sich verändert. Ihre Kinder waren gewachsen, Jahreszeiten waren vergangen, und irgendwo dazwischen war Elfleda wieder gesund geworden (und ein paar Mal krank und wieder gesund). Und irgendwann kam dann der Punkt, an dem sie wieder einmal im Arbeitszimmer über den Besitzlisten der duccischen Betriebe saß und ein wenig neu verteilte. Ihr Kleiner war inzwischen schon groß genug, ein wenig mehr Verantwortung auf seine Schultern geladen zu bekommen. Er musste nicht nur lernen, ein Mann zu werden, er sollte lernen, ein Fürst zu sein. Und dafür musste er Verantwortung übernehmen, für sich, für die Seinen und für ihre Versorgung. Und das ging am besten, wenn sie ihn da ins kalte Wasser schmiss und ihn in die Urkunden einiger Betriebe eintragen ließ. Sie würde ja auch nicht ewig leben, wenngleich sie noch nicht so alt war und erst recht nicht gebrechlich. Dennoch war es einfach an der Zeit, dass ihr Sohn seinen Platz im Leben der Stadt einnahm.


    Und so schrieb sie einige Betriebe um. Ihre Taberna Medica, bei der noch immer Albin als Besitzer eingetragen war. Und den Marmorbruch von Witjon, den sollte ihr Sohn auch erhalten. Dazu noch die Schneiderei, die Landos Schwester zurückgelassen hatte und die im Moment recht herrenlos in den duccischen Besitztümern herumlag. Sollte er etwas nützliches damit machen.
    Ja, das war ein guter Anfang.



    Sim-Off:

    Sorry, übersehen


    Duccia Elva


    Ein Römer und ein Sklave betraten die Postverwaltungsstelle. Und auch sofort kam der Römer zum Grund seines Anliegens, ohne lange um den heißen Brei herumzuschwafeln. Etwas, das Elfleda durchaus schätzte, versuchten die anderen doch erstmal ein viertelstündiges Schwätzchen zu halten, bevor sie endlich damit herausrückten, was sie denn überhaupt wollten. Als würden vorangegangene Komplimente daran auch nur irgendwas ändern! Sie änderten höchstens den Tonfall, mit denen Elfleda ihnen die semantische, logische, gebräuchliche, philosophische, mathematische, traditionelle und tatsächliche Bedeutung des Wortes NEIN beibrachte.
    In dem Fall aber war die Standardantwort auch gar nicht nötig.
    “Also geht es nur darum, den Namen der Wertkarte zu ändern von „Regio“ auf „Provincia“? Ich glaube, das liegt gerade noch im Rahmen unserer Möglichkeiten.“ Der letzte Satz war eindeutig mit diesem leicht ironischen Unterton versehen, der klar machte, dass das kein Problem sein sollte.




    Duccia Elva


    Elfleda hatte sich gut genug unter Kontrolle, dass ihr ihre Gesichtszüge nicht entgleisten, als der Bursche seine Stammeszugehörigkeit kundtat. Die Chatten waren nicht unbedingt als Römerfreunde bekannt. Und daher waren sie auch nicht unbedingt Freunde der Mattiaker, die mit Rom schon seit langem verbündet waren. Darüber hinaus war ihr der Auftritt des Chatten beim Thing noch zu gut in Erinnerung, und sie wartete eigentlich nur darauf, dass dieser seine Drohung wahrmachen würde. Und im Vorfeld jedes Krieges schickte der kluge Feldherr ein paar Späher voraus.
    Jetzt war nur die Frage, wie sie mit diesem speziellen Späher hier vorging. Natürlich konnte sie ihn zum einen einfach rausschmeißen. Sie konnte es vermutlich sogar einrichten, dass er die Stadt nicht lebend verließ. Die Frage war vielmehr, was ihr das nützte, abgesehen vielleicht von der Ehre, einen möglichen Feind beseitigt zu haben. Sofern er überhaupt ein solcher war, denn dann wäre er doch sicher nicht so dumm gewesen, ihr zu sagen, dass er Chatte war. Außer, es war besonders klug gewesen, das gleich zuzugeben, weil er sich damit Vertrauen erhoffte. Wie man es auch drehte und wendete, Elfleda mochte Chatten im Allgemeinen nicht besonders.
    Nur wenn er wirklich ein Späher war, dann war es vielleicht gar nicht so unklug, ihn mit ein paar Informationen zu füttern, wenn die Zeit gekommen war. Und die Zeit würde kommen, das war beim Thing klar geworden. Und jemand, der genau die Nachrichten weitergab, von denen sie wollte, dass er sie glaubte, war zwar ein unsicheres, aber dennoch ein nützliches Werkzeug. Sie musste nur dafür sorgen, dass er keine anderweitigen Informationen bekäme.
    “Nun, dann willkommen in Mogontiacum. Am besten meldest du dich morgen unten bei den Ställen, dann wird man dir Arbeit zuweisen.“ Erschreckend, wie lieb sie sein konnte, wenn sie einen Plan hatte. Ein paar Wochen Ställe ausmisten konnten dem Burschen sicher nur gut tun.


    Sim-Off:

    Ich sag dann mal dem Chef bescheid, dass der dich als Tabellarius einträgt ;)


    Duccia Elva


    Ich bin Elfleda, Tochter des Sarwolf von den Mattiakern, Witwe von Lando Landulfssohn von Mogontiacum. Die Römer nennen mich Duccia Elva. Und der da mit der ungefragten Meinung ist Sextus Matius Canina von den Zugereisten", meinte sie lapidar, was mit einem "Also bitte!" beantwortet wurde.
    Nachdem die Vorstellungsrunde beendet war, sah Elfleda sich den jungen Mann nochmal eindringlich an. Es waren genug Leute bei den Ställen, um aufzupassen,d ass er kein Pferd klaute, aber nicht so viele, als ob die keine weitere Hand gebrauchen könnten. Und wenn er sich nicht dumm anstellte, konnte er selbst bald die Meldungen von A nach B reiten. Vielleicht erst einmal nur die hereinkommende Post in der Stadt verteilen, und später dann... doch, die Idee gefiel Elfleda. Vor allem war das damit wieder jemand, der ihr einen gefallen schuldete und obendrein jemand, den sie auch rumscheuchen konnte.
    "Gut, dann wollen wir es versuchen. Wohnst du in der Stadt?" Eigentlich wollte Elfleda auf diesem Weg nur erfahren, zu welcher Familie der Bursche wohl dazugehörte, damit sie ihn einordnen konnte.


    Duccia Elva


    Sim-Off:

    Das war mir schon klar ;)


    Kein großes Problem hier in der Übersetzung nichts anderes, als dass es ein kleines Problem war. Womit der junge Mann für schreibende und verwaltende Tätigkeiten schonmal ausfiel. Wobei er so, wie er aussah, wohl ohnehin jedem der Römer aus der Regia einen Mordsschreck eingejagt hätte, hätte Elfleda ihn einfach hinter einen Schreibtisch geklemmt. Abgesehen davon, dass sie hier mit ihr und Canina schon recht gut besetzt waren, was die Stationarii anging.


    "Wir könnten ihn zu den Tabellarii packen", meinte sie zu ihrem Kollegen. "Nachdem der eine Iulius nun befördert wurde, fehlt ja wieder jemand."
    "Naja, schon, aber..."
    "Was aber? Gibt kein Aber! Du wärst doch bereit, erstmal in der Pferdewechselstation anzufangen, Pferde versorgen und sowas?" Letzteres war an den Besucher gerichtet.
    "ABER... das braucht eigentlich das Siegel des Peh Vau. Und der bist du nicht."
    "Ach, papperlapapp. Ich bin hier jetzt wie viel Jahre? Ich bin der verdammte Praefectus Vehiculorum hier. Wenn die in Rom nach all der Zeit keinen hergeschickt haben, brauchen die jetzt nicht anfangen, mir einen vor die Nase setzen zu wollen."
    "Ja, aber..."
    "Hm?"
    "Ne, schon gut."


    Elfleda ließ ihren Blick noch einen Moment skeptisch auf ihrem Kollegen ruhen. Das Alter machte ihn mürrisch.
    Und danach, als wäre ncihts gewesen, wandte sie sich wieder dem jungen Mann in der Tür zu. "Wie heißt du überhaupt und wie alt bist du?"



    Duccia Elva


    Ein junger Mann kam herein, und beobachtete sie. Elfleda lag schon die Frage auf der Zunge, ob er von ihrem Anblick denn nun völlig gefangen sei, oder ob er auch des Sprechens mächtig war, verpasste aber den rechten Moment dazu. Nachdem sie ihn also eine Weile lang nur auffordernd angeschaut hatte, sagte der Bursche endlich, was er denn wollte. Er sah nicht aus wie ein Römer – wobei das bei seinen Kleidern nicht zweifelsfrei zu sagen war – und als er den Mund aufmachte, klang er auch nicht wie einer. Also antwortete Elfleda auch in dem germanischen Dialekt, der hier in der Stadt meist gesprochen wurde. Man war vielleicht römische Provinz, das hieß aber nicht, dass alle ihre Sprache sprachen, vor allem nicht untereinander. Und die meisten Römer lernten den Dialekt sowieso und verstanden daher das meiste.


    “Kommt drauf an, wozu diese Hände zu gebrauchen sind. Kannst du reiten? Pferde versorgen? Schreiben in römischen Buchstaben?“ Vor allem letzteres war ja doch eher selten.




    Duccia Elva


    Da klopfte wer tatsächlich an. Elfleda blickte auf, direkt zu Sextus Matius Canina, der zu ihr schaute. “Ist die Tür abgesperrt?“ fragte Elfleda mit leicht vorwurfsvollem Unterton in der Stimme.
    “Was? Nein, natürlich nicht! Warum sollte sie...?“
    “Weil du ein Mann bist und als solcher häufiger Dinge tust, die keinen Sinn machen.“
    Canina holte Luft, nuschelte seine Erwiderung dann aber in seinen Bart. Er hatte mit den Jahren aufgegeben, mit Elfleda argumentieren zu wollen. Kluger Junge, wenngleich das Alter auch ihn nicht verschont hatte. Sie beide waren weitaus älter geworden. Und vielleicht ein bisschen weiser.


    Aber anscheinend war ihr Kollege noch nicht weise genug, um aufzustehen und wer auch immer da vor der Tür stand, hereinzulassen. Und Elfleda hatte nun keine Lust, aufzustehen, nur weil jemand die Tür für ein unüberwindbares Hindernis hielt und nicht einfach reinkam, wie der ganze Rest der trampelnden Horden Mogontiacums sonst auch.
    “HEREIN, verdammte Axt.“




    Naha
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    "WITJOOOOOOOOOOON!!!!!!!!!!", brüllte Naha den Namen fast. Eine andere Tonlage gab es für diesen Namen nicht. Sie fasste Abneigung, Angst, Wut und Verzweiflung zusammen gemischt mit einer Theatralik die man nur als Tochter eines großen Realtheatralikers erben konnte. Um eine halbe Sekunde später wieder furztrocken mit ihrer Ausführung fortzufahren: "...meinte, dass Valgiso mal ein ganz großer in der Civitas sein würde. Ein großer Mann, mit Bürgerrecht, wenn er so weitermacht. Genau das. Und deswegen denke ich, dass es eine gute Sache wäre, diesen Mann weiter an uns zu binden."
    Womit sie explizit ihre eigene Mutter zitierte, die ihre weltpolitischen Gedanken öfter dozierte als es allen anderen lieb war. Aber Naha eben nicht. Sie lauschte. Überall und an jeder Stelle. Frei nach dem Motto ihrer Lieblingstante, SIENTIAH PODESTASCH ESCHT, hatte Naha es sich zur Berufung gemacht zur bestinformiertesten Tochter des Hauses zu werden. Und in Momenten wie diesen trug sie die Ergebnisse ihrer grundlegenden Analyse dieser Informationen nach außen. Im tiefen Glauben, das richtige zu tun.


    Sim-Off:

    Hier geht's weiter.


    "Ich werd's ausrichten," bestätigte Albin schlicht und einfach die Erwiderung des Fremden und geleitete ihn dann zur Tür. Er hatte hier noch zu arbeiten und hielt es daher nicht für unhöflich den Herrn jetzt einfach herauszukomplimentieren.

    Nach dem Gespräch mit dem seltsamen Fremden am Vortag hatte Albin den Mann heute zur verabredeten Zeit erneut in Empfang genommen und führte ihn sogleich ins Kaminzimmer, wo der Hausherr Duccius Marsus den Magoniden bereits erwartete. Im Kamin brannte ein Feuer, das wohlige Wärme ausstrahlte und auf dem Tisch zwischen einigen gepolsterten Korbsesseln stand heißer Würzwein bereit. Draußen schien tagsüber zwar schon die wärmende Märzsonne, doch wurde es schnell wieder kalt, sobald diese dem Mond das Feld überließ. Manchmal gab es gar noch Frost über Nacht, so zäh krallte sich der Winter noch im Lande fest.
    Albin wies nur in allgemeine Richtung seines Sippenführers und forderte den Magoniden fast freundlich auf, sich heimisch zu fühlen. "Bittesehr," brummte er und machte dann auf dem Absatz kehrt, um ins Atrium zurückzukehren, wo er leise seinen Rücken verfluchte, als er sich unter Schmerzen der Reinigung des Wasserablaufs des Impluviums zuwendete.

    Sim-Off:

    Entschuldige, war ein paar Tage verhindert ohne mich vernünftig abzumelden.


    Albin musterte den Fremden argwöhnisch, als dieser sich erklärte. Den Duumvir wollte er sprechen, ja? Und warum ging er dann nicht in die Hallen der Stadtherren, wo der Duumvir seine Arbeit verrichtete, umringt von Schreibern, Sklaven und anderen Bücklingen? "Magonidas. Es geht wohl um eine...eh...private Angelegenheit?" mutmaßte Albin daraufhin, seine alarmierte Körperhaltung etwas entspannend. Den punischen Akzent erkannte der Germane nicht. Er war froh, dass er ein halbwegs annehmbares Latein sprach, das Gäste verstanden, ohne sich beleidigt zu fühlen. Immerhin war er zwar schon seit längerer Zeit im römischen Reich als Teil der duccischen Sippe ansässig, aber die Sprache der Römer hatte er bis heute nicht perfekt zu sprechen gelernt. Immerhin verkehrten hier zu achtzig Prozent germanische oder keltische Gäste, gab es doch in dieser Provinzstadt einen recht geringen Anteil urrömischer Bevölkerung. Die meisten römischen Bürger Mogontiacums waren schlichtweg eingebürgerte Germanen, die häufig noch sehr tief in ihren eigenen Traditionen verwurzelt waren und untereinander kaum Latein sprachen.
    "Dann folge mir ins Ex..edra..." - Albin hatte immer Probleme damit, das lateinische Wort für 'Kaminzimmer' auszusprechen - "...Duccius Marsus wird bald von der Arbeit herkommen und dich empfangen. Wenn du bis dahin so lange warten möchtest... aber du kannst mir auch einfach einen anderen Tag nennen, an dem du herkommen willst." Die Entscheidung ob dieser Möglichkeit abwartend verharrte Albin noch so lange an Ort und Stelle. Mathayus konnte also im Kaminzimmer warten, doch war ungewiss wie lange der Duumvir letztendlich bei der Arbeit sein würde. Oder er meldete sich für einen anderen Tag und würde dann gleich pünktlich vom Duumvir empfangen werden.


    Sim-Off:

    Egal wie du dich entscheidest, du musst nicht noch einmal anklopfen, sondern wirst in einen neuen Thread weitergeleitet. Also keine SimOff-Wartezeit. ;)

    Albin hatte mit dem Frühjahrsputz begonnen. Zwar war es immer noch windig und kühl draußen, aber gelegentlich traute die Sonne sich bereits mit ihren wärmenden Strahlen hervor und brachte einen Hauch von Lenz ins Land. So stand der Alte im Atrium und fegte Staub und Dreck und was sich sonst alles so im Atrium ansammelte, wo doch so viele Menschen täglich diese Räume durchquerten, auf einem Haufen zusammen, um sie dann im Garten oder vor der Tür entsorgen zu können. Während er vor sich hin fegte, summte er eine fröhliche Melodie und ahnte nichts böses, als er Geräusche im Vestibulum vernahm. Zu dieser Tageszeit erwartete er für gewöhnlich keinen Besuch, denn es war kurz nach der fünften Stunde, und alle Herren des Hauses waren schon seit dem frühen Morgen an ihrem Arbeitsplatz, während die Damen des Haues den Markt begingen oder im hinteren Teil der Casa ihrer Arbeit nachgingen, während die Kinder mit dem Hauslehrer Milacorix Vokabeln paukten, rechnen lernten und eine feinde Handschrift übten.


    Albin wandte sich also in Überraschung um und musste einen Fremden im Haus stehen sehen. "Was wird das? Wer bist du und was machst du in diesem Haus? Wozu gibt's denn bitte Türklopfer?" polterte er grimmig, denn er duldete keine Leute, die ungefragt und ohne anzuklopfen einfach in andererleuts Häuser hereinmarschierte. Eine Frechheit war das.
    Allerdings war das Licht in der Eingangshalle spärlicher gesät als im Atrium, weshalb Albin den Fremden nicht gleich zu erkennen vermochte. Ein wenig Blinzeln und genaueres Hinschauen halfen, woraufhin Albin erkannte, dass er einen nicht nur fremden, sondern auch fremdländischen und zugleich auch noch offenbar recht wohlhabenden Mann vor sich hatte. Zumindest gab dieser sich so. Albin dagegen war völlig anders gekleidet, als der Fremde es sich wohl vorstellte. Der alte Mann, der als Unfreier im Dienste der Duccier stand, trug ein schlichtes Hemd und eine mit einer Kordel gegürtete Hose. An den Füßen hatte er Bundschuhe sitzen, die unter Germanen und Kelten üblich war. Eine Tunika trug Albin nur im äußersten Notfall, wenn man einmal nicht umhin kam wegen einer Feier mit großen römischen Gastanteil oder ähnlichem. So standen sich jedenfalls ein reicher freier Mann und ein armer unfreier Mann gegenüber und doch hatte der Unfreie in diesem Moment das Recht, nach dem Grund des ungehobelten Eindringens des anderen zu fragen.

    Naha
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    ...als wieder einmal die komplette Familie der in Mogontiacum lebenden Duccii beisammen saßen, nahm die junge Naha sich vor, ihr Geheimnis zu lüften.
    Sie hatte lange und intensiv darüber nachgedacht, und war nach langer Zeit zu dem Entschluss gekommen, dass sie es nicht länger gegenüber ihrer Familie, und vor allem nicht gegenüber ihrer Mutter verheimlichen konnte. Nein, sie WOLLTE es auch garnicht. Zuviel stand auf dem Spiel, und sie hatte genau zugeschaut und gelernt, um nicht selbst einen aktiven Part spielen zu wollen.


    Wir immer saß sie neben ihrer Tante Eila, die für sie so etwas wie eine Schutzgöttin war, vor allem weil sie die Schwester von Nahas Vater war. Ihre Mutter hatte Witjon und Landulf, Nahas Bruder neben sich und war in sicherer Entfernung, so dass Ohrfeigen sich als kompliziert herausstellen konnte. Still war es, denn man löffelte eifrig die Suppe aus den Resten vom Tage (weggeworfen wurde nix!), und Naha hatte so die Möglichkeit mitten in die Stille zu posaunen und sämtliche Aufmerksamkeit mit einem Schlag auf sich zu lenken:


    "Liebe Mutter, liebe Familie. Ich habe euch etwas kund zu tun.", begann sie, nachdem sie mit demonstrativer Stärke die hölzerne Suppenschale von sich selbst weggerückt hatte, um für ihre extravagante Gestik genug Platz zu schaffen, "Ich habe nach langer und reiflicher Überlegung einen Entschluss gefasst, der uns und unsere Familie voran bringen wird, ich will mich nicht länger vor der Verantwortung verstecken eine Tochter dieses Hauses zu sein."


    Womit sie letztendlich nur rekapitulierte, was sie selbst gelauscht hatte: als ihre Mutter Witjon den Kopf gewaschen hatte. Als ihre Mutter Albin den Kopf gewaschen hatte. Als ihre Mutter ALLEN den Kopf gewaschen hatte. Stets war irgendwas von Verantwortung dabei.. und Naha begriff, dass es wichtig war. Und natürlich drehte es sich auch um eine Sache, die sie gelauscht hatte. Und die sie jetzt schnellstmöglichst selbst umsetzen wollte!


    "ICH... WERDE HEIRATEN.", so, jetzt war es raus. Drückende Stille, noch drückender als vorher lastete nach diesen Worten auf der Runde, und wirklich ALLE starrten sie an. Was sollte das? Freuten die sich denn garnicht, dass Naha schon so früh bereit war ihren Part zu übernehmen? Na, vielleicht fehlte ja eine gewisse Zusatzinfo... dann würden sie sich sicherlich über Nahas Brillanz freuen.


    "Und zwar... diesen Mann mit dem Witjon öfter zu tun hat... diesen... diesen Valgiso. Jawoll."


    Bei Albin ging es kein Stück hektisch zu. Er ließ sich Zeit. Mittlerweile immer öfter und beinahe überall. Deshalb verstrich auch ein etwas längerer Augenblick zwischen dem Klopfen an der Tür und dem Öffnen selbiger. "Salve," grüßte der alte Mann zurück. Ein Stirnrunzeln war die erste Reaktion auf die Worte des Mannes, der seinen jungen Herrn da gerade zum Legaten herzitierte. "Der Legatus, hm?" brummte Albin und nickte. "Was ist so dringend, wenn ich fragen darf?" Auch wenn es sich um den Provinzfürsten der Römer handelte, so hatte Albin nicht vor, Witjon jetzt sofort zu stören. Immerhin stand hier gerade trotz allem nur ein Handlanger, Sklave, oder sonst ein Laufbursche vor ihm. Und er hatte nicht im Mindesten vor einen dahergelaufenen Mann einfach einzulassen, der so zwielichtig aussah wie der, der gerade vor ihm stand. Da konnte ja jeder behaupten, er wäre vom Römerchef persönlich geschickt worden!

    Zitat

    Original von Tiberius Quintilius Rufo



    Duccia Sila
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    Das konnte sie ja wohl nicht ernst meinen! Für Nahas (aka Duccia Silas) nicht mehr ganz so kindlichen Geist war es definitiv und vollkommen absurd, während der Julnacht auf ihren verdammten kleinen Bruder aufzupassen. Als hätte sie nichts besseres zu tun! Die einzige Nacht im Jahr, in der sie verhältnismäßig lange aufbleiben durfte, und dann kam ihre Mutter mit so einem Blödsinn an!


    Naha hatte einen Krieg zu gewinnen! Mehr als das... das ganze Wohl Mogontiacums stand auf dem Spiel. Die verdammter Soldatenkinder gaben seit Jahren keine Ruhe, und gerade heute hatten sie sich hierher gewagt. Ein offener politischer Affront, keine Frage. Am Julfest, dem Fest der Peregrinen und Eingebürgerten, hatten die Ratten von Römersöhnen kurz zu halten und sich zu ducken. Aber gerade erst hatte sie diesen Hund von Helvius gesehen (den sie früher doof fand und es heute aus Tradition auch noch tat, allerdings mit der Veränderung, dass sie neuerdings über seine Witze lachen musste, und sich selbst für dieses dumme Mädchenhafte Kichern Narren schalt), als er stolz über den Platz marschiert war. Direkt an Sönke vorbei, ihrem kindlichen Märchenbauern, der sich hoffentlich irgendwann in einen Prinzen verwandeln würde und Naha dann nicht mehr als kleines Kind behandelte. Ach, da war ja was! Wie es sie ärgerte! Sie war schon fast groß... steuerte zielsicher auf die zehn Sommer zu (auch wenn dazu noch einige Sommer mehr nötig waren), und sie war sich ganz, ganz sicher, dass sie letzte Woche genau einen Finger breit gewachsen war. Mindestens. Mehr als Landulf oder Audaod auf jeden Fall, und das war alles worauf es ankam.
    DA!! Da war er schon wieder... und er streckte ihr die Zunge raus! Die Zunge! In IHREM Hoheitsgebiet! An IHREM Julfest! War das zu fassen? Nein, war es nicht... und genau jetzt... ja, GENAU JETZT fing dieser Trottel von Landulf auch noch zu heulen an. Jetzt, wo dieser Helvius quasi um Bestrafung in Form von viel Matsch und Schnee im Gesicht BETTELTE. Jetzt galt es zu handeln, nicht zu zaudern.. und trotzdem war da ihr kleiner Bruder, der sich heulend an ihre Hand klammerte. Dann kam ihr ein Gedanke...


    "HE!!! DU DA!!!", rief sie einen ziemlich planlos in der Gegend rumstehenden und in einen Becher starrenden Mann an, und dachte überhaupt nicht daran, dass der Typ den germanischen Dialekt dieser Gegend vielleicht überhaupt nicht sprach, "Genau du.. du siehst vertrauensvoll aus. Kannst du das mal bitte halten? Danke."
    Mit diesen Worten drückte sie dem Fremden die Hand ihres kleinen, immernoch laut vernehmbar heulenden, kaum fünf Jahre alten Bruders in die Hand und stapfte wutschnaubend davon um in einem ewigen Krieg die neueste Schlacht anzuzetteln, und natürlich zu gewinnen.


    Naha
    [Blockierte Grafik: http://img199.imageshack.us/img199/1620/nahakind.png]


    Was für ein Tag! Naha liebte die Geschichten um die kleinen Geister überall. Sie selbst hatte sich den ganzen Tag redliche Mühe gegeben bei den kleinen Gaben mitzuwirken, auch wenn sie dem ganzen Singsang wenig abgewinnen konnte. Ihre Mutter hatte eine glockenhelle Stimme, und ihre eigene war... so piepsig. So garnicht klangvoll. Und deshalb wollte sie sich nicht messen.


    Womit sie sich allerdings maß war die natürliche Autorität mit der ihre Mutter die Geschicke zuhause lenkte. Sie hatte sehr genau mitbekommen wie sie Witjon befahl in den Wald mitzukommen, was der kleinen Naha überhaupt nicht passen wollte. Witjon war böse. Nein, er war DAS Böse. Er hatte ihren Vater verbrannt. Das würde sie nicht so schnell vergessen.
    Was Naha allerdings nicht daran gehindert hatte, nach der Vorführung ihrer Mutter schnurstracks zum im Atrium spielenden Audaod zu marschieren, mit dem linken Zeigefinger auf ihn zu zeigen und ihm mit dem Urton der Überzeugung zu befehlen: "Du kommst mit."


    Hatte funktioniert, ihr Vetter war zu verdutzt gewesen um zu protestieren, und als ihre Mutter mit ihrem kleinen Bruder und Witjon gekommen war, hatte Audaod sich klaglos angeschlossen. Natürlich von seinem Vater getragen. Und Landulf wurde von Elfleda getragen. Was bedeutete, dass Naha laufen musste. Sehnsüchtig hatte sie Ausschau nach ihrer Tante gehalten, aber Eila war nicht da. Und der alte Albin hatte zu tun. So musste sie wohl oder übel laufen, was sie dann auch mit hoch erhobenem Kopf tat, immer auf der Witjon abgewandten Seite ihrer Mutter.


    Als sie bei der großen Eiche ankamen staunte Naha erst einmal nicht schlecht. So wirklich raus durfte sie immer nur in Begleitung Erwachsener... Hartwig und Sönke nahmen sie auch ab und an mit auf die Felder, aber WIRKLICH raus durfte sie eher selten. Und jetzt das... ihre Mutter hatte ihren kindlichen Kopf vollgestopft mit den Geschichten von Elfen, Wichten und Irrwischen.. und demnach war sie auch bereit alles zu glauben, denn: was Mutter sagte war Gesetz.
    Und so starrte Naha auch mit offenem Mund auf das große Gebilde, diesen RIESIGEN Stein und die atemlose Stille.
    "Mama, kommen die Geister jetzt?", war eine selbst für Naha sehr naive Frage, aber manchmal kam sie nicht aus ihrer Haut.

    Mit einem altersweisen Lächeln tat Albin das Kompliment des Valgiso ab, wäre auch wirklich verwunderlich gewesen, wäre hier jemand gekommen um IHN zu sehen. Er konnte sich wirklich nicht daran erinnern, als jemand seinetwegen gekommen war... doch... damals... in Magna.. das junge Geschöpf.. wie hieß sie noch gleich? Achja... Marga. Lang ist's her.


    "Ich werde dich zu ihm bringen.", brummte der alte Mann dann auch nur, und brachte Valgiso zum Arbeitszimmer.

    Der alte Albin hatte schon viele November erlebt, und die wenigsten waren seine Freunde geworden. Der Oktober war wenigstens noch so ehrlich und warf einem zuverlässiges Herbstwetter entgegen, doch der November war so unberechenbar wie ein unzufriedenes Weib. Von einem auf den anderen Tag konnte es von Sonnenschein zu Schneesturm wechseln, so dass man sich kaum mehr aus dem Haus traute. Im Winter wusste man, worauf man sich einstellte, der November konnte einem mit seiner Heimtücke schnell den Tod bringen.
    Deshalb blieb man lieber einfach zuhaus, und wartete darauf, dass der Schnee blieb.


    Nichts anderes als das, was Albin in den letzten Tagen gemacht hatte. Die Römer konnten noch so hoch Stein auftürmen: den Herbstriesen war das vollkommen gleichgültig. Als er die Tür öffnete blickte ihm allerdings kein Riese entgegen, sondern eine sehr bekannte runde Nase.


    "Val...giso.", grüßte Albin den Mann, gerade noch schnell genug dessen Namen zusammen bekommend. Sein Gedächtnis wurde definitiv auch nicht besser, "Sei gegrüßt. Und komm vor allem herein... was führt dich her?"

    Hartwig:
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/z-spezielle/hartwig.jpg]


    Auch wenn Hartwig nicht unbedingt der emotionalste Mensch der Welt war, das hier wühlte ihn dann doch auf. Die euphorische Reaktion seines Sohnes strafte sämtliche Standpauken der Vergangenheit lügen, letztendlich obsiegte der Sohn über den Vater. Das KONNTE er nicht einfach so hinnehmen.


    "Sönke hat noch nicht einmal die Mannbarkeit erreicht, Witjon.", versuchte er es dann mit den Regeln der Tradition. Auch wenn ihm das wahrscheinlich nur einen Winter Verschnaufpause verschaffte. Im kommenden Jahr würde er den sechzehnten Sommer erleben. Und in die Legion eintreten.


    "Wer soll mir dann auf den Feldern helfen? Soll ich etwa noch mehr Tagelöhner einstellen? Ich kann Knechte nicht aus dem Ärmel zaubern, Witjon."