Beiträge von Albin

    Das 'alter Mann' hätte schon gereicht, um Albin die Klappe zuschlagen und sich wieder in Richtung der Unterkunft bewegen zu lassen, jedoch hatte der unverschämte Kerl das Glück, kurz darauf ein paar Namen fallen zu lassen, die ihm etwas sagten... Faustus Duccius Decula. Naja, wer hatte da schon den Überblick? Er nicht, und es war reines Glück, dass Albin den Gentilnamen erkannte, schließlich nannte man sich hier sowieso nur beim germanischen Namen. Dagwin war da schon aufschlussreicher.. und Ferun sowieso.


    "Sagt das doch gleich..", schnappte der alte Mann, schloss die Luke und öffnete einen Moment später die ganze Tür, "..komm rein, Junge. Und du... willst du ebenfalls Obdach, bis morgen?"
    Gastfreundschaft musste schließlich sein, auch wenn Albin im Moment gar nicht danach war.. er würde Witjon heute sicher nicht mehr wach machen, der Junge würde bis morgen warten müssen, damit der Hausherr sich seiner annahm und sicher ging, dass ihnen hier kein Kuckucksjunge untergejubelt wurde.

    Nachmittags war Albin auch in besserer Stimmung, was bedeutete, dass sie immernoch schlecht war. Nur nicht GANZ so schlecht wie wenn man ihn spätabends störte.


    "Salvete..", grüßte er die drei Männer nach dem Öffnen der Tür daher mit immernoch deutlich hörbarem Akzent, "..dies ist die Casa der Duccii, wer seid ihr und was ist euer Begehr?"

    Es war spät, und Albin hatte es sich wie jeden Abend, wenn niemand mehr explizit seine Dienste verlangte, mit den anderen Bediensteten um ein niedriges Kohlebecken in ihrem eigenen kleinen Refugium bequem gemacht, um den Tag bei einem Becher warmem Bier ausklingen zu lassen. Irgendjemand hatte gerade einen Witz erzählt, und so wurden sie gerade mittem in einem verhaltenen Lacher unterbrochen, als von der Porta das gewohnte Geräusch eines Klopfens bis zu ihnen herüberdrang.
    "Na, dann bin ich wohl mal wieder dran..", brummte der alte Mann noch mit deutlicher Verstimmung, raffte sich auf und schlurfte behäbig die paar Schritte zur Porta, an der er eine kleine Luke öffnete und nach draußen schielte. Da stand ein großer Kerl und ein kleiner Junge, vielleicht Hausierer... allerdings kein Überfallkommando. Aber man wusste ja nie..


    "Wer begehrt zu so später Stunde im Hause Wolfriks noch Einlass?", fragte er daher mit nur leicht unterdrückter Missbilligung der Störung den größeren ohne auch nur Anstalten zu machen die große Tür zu öffnen.

    Marga:
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    "Was in aller Götter Namen ist denn hier los?!" tönte es urplötzlich von der Tür her. Es war Margas Stimme, die da in den Ohren der Geschwister dröhnte und ihr Anblick war furchterregend! Feuer stieg in zornigen Stößen aus ihren Nüstern, ihr Haar stand in großen Stacheln zu Berge und ihre Krallen waren bereits in Angriffshaltung ausgefahren.


    Jedenfalls musste es den überraschten jungen Duccii so vorkommen.


    Die Königin der Küche hatte einen Korb mit Gemüse im Arm und starrte entgeistert das junge Pack an, das in ihrer Domäne herumturnte. "Na, schert euch raus, ihr Tunichtgute! Habt ihr nichts zu schaffen? Frigg bewahre mich vor diesem faulen Jungvolk!" Schimpfend und fuchtelnd nahm sie die Küche nun wieder in Besitz.

    "Landulf.", tönte der alte Albin auf eine Art und Weise in den mittlerweile stark entblätterten Garten hinein die klarmachte, dass er es nicht gewohnt war eine Form von Unterwürfigkeit zu zeigen, "Du hast Besuch, Junge."
    Sprach's, stellte den Besuch einfach im Garten ab und verschwand wieder ohne diesen eines Blickes zu würdigen..

    Es war definitiv einer der Tage, an denen Albins Stimmung sich in stets neuen Tiefpunkten übte. Zwar hatte man sich nach dem Tod Elfledas relativ schnell wieder eingekriegt, immerhin wurde in diesen Tagen stets und ständig und überall und auf jede Art und Weise gestorben... was aber noch lange nicht hieß, dass man jetzt Freudentänze in der Casa aufführte. Ganz im Gegenteil..


    "Jupp, watt iss?", schnauzte Albin daher den Klopfer an, den er irgendwo schonmal gesehen hatte. Wahrscheinlich einer derjenigen, die gekommen waren um noch am toten Leib der Elfleda Wache zu schieben.. oder schlicht zu kondolieren. Was auch immer.

    Duccia Sila
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    Sie war eine erwachsene, tugendhafte und stolze Frau.
    Sie war eine erwachsene, tugendhafte und stolze Frau.
    Sie war eine erwachsene, tugendhafte und stolze Frau.
    In ihrem Inneren ratterte dieses Mantra ein ums andere Mal herunter.. als sie der Prozession aus der Stadt hinaus folgte, als Tochter der Verstorbenen direkt hinter den Männern die ihre Mutter auf den Schultern trugen, als der Gode seine Worte an sie richtete und als der Körper ihrer Mutter in Flammen aufging. Sie praktizierte nichts anderes als perfekte Selbstbeherrschung.
    Die so perfekt nicht gewesen war, als ihre Mutter erst krank wurde (Ahnung!), sich in ihrem Zimmer verbarrikadierte (Befürchtung!), sogar ihren Sohn und ihre Tochter des Zimmers verwies (Sorge!), immer blasser und schwächer wurde (Angst!) und schließlich kaum mehr ein Wort herausgebracht hatte, bis sie schließlich ihren letzten Atemzug tat, ohne dass Naha ihr auch nur einen Schritt weit nahe gekommen war (Panik!).
    Als sie danach an der Tür stand und zusammen mit ihrem kleinen Bruder die Tote begutachtete, die am Abend zuvor noch ihre Mutter gewesen war, die mächtigste Frau Mogontiacums, war sie schon dabei gewesen eine Mauer um sich herum aufzurichten gegen die die Palisade um den Stadtkern herum wie Zahnstocher aussahen, aufgereiht gegen eine Horde Wildschweine.
    Sie hatte es ihrer Mutter nachtun wollen, aber nachdem sie einen halben Tag lang vollkommen geschockt geschwiegen hatte, war das erste Wort, dass sie zu dem alten Albin gesagt hatte: "Sie hat mir nie gesagt wie."
    Tatsächlich hatte sie sich bei ihrer Mutter alles Mögliche abgeschaut, hatte stolz ihre Art nachgeahmt den Haushalt zu führen und mit Fremden so zu sprechen, dass sie glaubten Elfledas Wünsche wären ihre eigenen, und sich von noch keinem so dramatischen Schicksalsschlag aus der Fassung bringen zu lassen. Geweint hatte Elfleda nie, das wusste Naha.. sie hatte oft darauf geachtet, gerade als ein Bote die Nachricht vom Tod ihres Großvaters gebracht hatte. Keine Träne! Keine einzige! Elfleda war für ihre Tochter der Inbegriff der weiblichen Würde geworden, genauso wie ihre Tante Eila der Inbegriff der, zugegebenermaßen bei genauerer Betrachtung nicht traditionsgemäßen weiblichen Freiheit gewesen war. Und sie hatte ihr auch darüber hinausgehend immer eingetrichtert, WAS zum Verhalten einer würdevollen Tochter von Stand gehört hatte.
    Und erst als sie dem alten Albin gegenüber stand und aus dem absoluten Nichts auf einmal vollkommen in Tränen ausbrach, war ihr aufgefallen, dass ihre Mutter ihr nie gesagt hatte WIE sie das überhaupt erreichte.
    Sie hatte gefühlte Stunden heulend in den Armen des Hausmeiers gelegen, bis dieser sie schließlich in ihr Zimmer verfrachtet hatte... sie hatte sich so elend gefühlt, noch lange nachdem ihre Tränen versiegt waren.


    Elend fühlte sie sich heute auch.. es war als hätte man ihren Gliedern Blei angekleidet, so widerwillig folgte ihr Körper ihren energischen Befehlen zur Haltung. Mit hocherhobenem Kopf, aufwendig frisierten (aber freilich immernoch ungebundenen) Haaren und teurer Kleidung wollte sie genau das darstellen, was ihrer Mutter und ihrem Stand Ehre bereiten würde. Innerlich fühlte sie sich hingegen absolut tot.. so tot wie ihre Mutter aussah, verborgen unter dem Schleier weil man der Toten nicht zumuten wollte bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt auszusehen wie.. man eben aussah wenn man tagelang im Bett dahinsiechte.
    Die Prozession war kein Problem: den Blick gerade aus, ein Schritt nach dem anderen... genauso wie sie die Rede des Goden einfach über sich ergehen hatte lassen. Aber die Verbrennung... nein, keine zehn Pferde würden sie dazu bringen zuzusehen wie ihre Mutter in Rauch aufging, selbst wenn ihr damit ein verhältnismäßig guter Platz in Hels Reich zukommen würde. Es war noch nicht allzu lange her, dass sie aufgehört hatte davon zu träumen wie ein starker, unerbittlicher und schützender Vater mit riesigem roten Bart und einem breiten Lachen in eben diesem Rauch schreiend in Flammen aufging. Sie würde das nicht auch noch bei ihrer Mutter ertragen können.


    Erst als es darum ging der Toten Geschenke mit in die Jenwelt zu geben erwachte Naha aus ihrer Starre, allerdings doch zu spät... Witjon und... war das Hadamar? ... hatten ihr den Vorrang genommen, weil sie sich nicht bewegen mochte. Ein kleiner Stich der Scham war es, der dann ihre Beine in Bewegung versetzte und sie zu der Grube am Fuße des Grabes ihres Vaters bewegte... den sie erst mit langem und eindringlichen Blick bedachte, bevor sie dem Helfer in der Grabkammer ihre Beigabe in die Hand drückte: ein selbstgenähtes Kleid in den Lieblingsfarben ihrer Mutter, mit Borte und eingewirkten Fäden aus Gold. Es würde ihr gefallen...


    Als sie zurück zu den anderen trat, nahm sie die Kondolierungen der anderen entgegen... einen nach dem anderen.. nur Hadamar schenkte sie mehr als einem eingeübten Blick des Danks: Irritation.
    Auch wenn Elfledas Tod alles überschattete, hatte Naha nicht vergessen welche Ratlosigkeit Hadamars Verschwinden ausgelöst hatte, sein Brief aus dem Castellum der Legion.. und Sönkes offensichtlicher Ungehormsam gegenüber seinem Muntherrn.
    Hier würde heute einiger geklärt werden... einerseits war Naha froh darum.. andererseits war es wieder ein schmerzhafter Stich, als sie erkannte, dass Witjon (und vor allem sie selbst) dies dieses Mal ohne Elfledas führende Hand erledigen müssen würde.


    Wieder war es ein langer Strom an Menschen, der einem Wagen auf dem Weg in die Wälder folgte, dorthin, wo die Söhne und Töchter Wolfriks ihre letzte Ruhestätte fanden um von dort in die Valhallen zu gehen. Oder zu Hel, der Göttin der düsteren Stätte für all jene, die nicht mit dem Schwert in der Hand gestorben waren.
    Die mächtigste Frau Mogontiacums war gestorben wie viele der weniger und nicht mächtigen vor und nach ihr, aber sie wurde ihrem Stande gerecht zu Grabe getragen, dorthin, wo schon ihr viele Jahre zuvor gestorbener Mann Lando unter einem Hügel bei Pferd und Schild lag. Auch Frauen bekamen Grabhügel, nur bei weitem nicht so große wie die Männer. So war die Kammer, die man mit blankem Stein für die Verstorbene in eine Grube gesetzt hatte zwar groß, aber nicht mit der Kammer zu vergleichen die die Asche ihres Mannes vor dem Erdreich des herum aufgeschütteten Erdhügels zu vergleichen.


    Die Prozession, die von der Stadt zu den Grabhügeln führte, zeugte dennoch von der Bedeutung der Frau. Allein die Familie mit den zahlreichen ihr angeschlossenen Sippen brachte es auf mehr als hundert Menschen, Würdenträger der Stadt kamen ebenso wie einfache Handelspartner der Freya Mercurioque.. und natürlich einfache Bekannte. Die Bahre mit der Toten wurde beinahe von derselben Gruppe getragen, die auch ihren Mann zu Grabe getragen hatten. Zwei Männer waren gestorben und durch ihre Söhne ausgetauscht worden, ein weiterer Mann war an derselben Krankheit gestorben wie Elfleda und würde einen Tag später zu Hel gehen.
    Der Tradition entsprechend verlief die Prozession alles andere als still.. Klageweiber drückten ihren Schmerz über den Tod der Duccia aus, und immer wieder erklangen Lieder, die schon von den Vätern ihrer Väter auf dem Totenweg gesungen worden waren:




    Nirgend haftet Sonne noch Erde,
    Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft.
    In Mimirs klarer Quelle versiegt
    Die Weisheit der Männer. Wißt ihr, was das bedeutet?


    Im Tale weilt die vorwissende Göttin
    Hinab von Yggdrasils Esche gesunken,
    Alfengeschlechtern Idun genannt,
    Die Jüngste von Iwalts älteren Kindern.


    Schwer erträgt sie dies Niedersinken
    Unter des Laubbaums Stamm gebannt.
    Nicht behagt es ihr bei Nörwis Tochter,
    An heitere Wohnung gewöhnt so lange.


    Die Sieggötter sehen die Sorge Nannas
    Um die niedre Wohnung: sie geben ihr ein Wolfsfell.
    Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn,
    Freut sich der Auskunft, erneut die Farbe.


    Wählte Widrir den Wächter der Brücke,
    Den Giallarertöner, die Göttin zu fragen
    Was sie wisse von den Weltgeschicken.
    Ihn geleiten Loptr und Bragi.


    Weihlieder sangen, auf Wölfen ritten
    Die Herrscher und Hüter der Himmelswelt.
    Odin spähte von Hlidskialfs Sitz
    Und wandte weit hinweg die Zeugen.


    Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,
    Ob von den Asen und ihren Geschicken
    Unten im Hause der Hel sie wüßten
    Anfang und Dauer und endlichen Tod.


    Gerade weil die Nornen den Herbst und die zarten Fühler des Winters genutzt hatten um mehrere Schicksalsfäden zu trennen war das Klagen der Klageweiber in einer abstrakten Art sowohl gleichgültig als auch besonders jammervoll, genauso wie die Gesichter der Trauernden schon fast eine routinierte Anteilnahme ausdrückten.. aber eben auch große Sorge. Wenn der Tod schon im Herbst, so kurz nach der Ernte in die Familien ging.. wie würde dann erst der Winter? Alleine deshalb stimmten einige in den Sang ein, um die innere Stimme zum verstummen zu bringen.


    Die Grabstätte wurde erreicht, als die Sonnenscheibe bereits hinter den hohen Hügeln um Mogontiacum herum zu versinken begann, und weil eben alle wussten, wie entsetzlich eine Verbrennung stank, blieben die Menschen gerade eben in Hörreichweite um den Holzstapel stehen, auf den die Verstorbene gebettet wurde.

    Wortlos führte Albin den Römer die kurze Strecke von der Porta ins Kaminzimmer, stellte ihn ebenso wortlos in diesem ab und deutete auf eine der Fellbedeckten Sitzmöglichkeiten, und verschwand dann ebenso wortlos wieder um den Hausherren irgendwo loszueisen und herzuschicken..

    Wenn es Tage gab, an denen Albin noch wortkarger und mürrischer war als sonst, so waren diese stets von finsterer Art. Als er die Gänge der Casa gemächlich durchschritt, als hätte er es nicht allzu eilig zur Porta zu kommen, und seine Miene zeugte von nichts anderem als stoischer Gefasstheit. Er hatte zuviele Mitglieder der Sippe sterben sehen, um sich davon noch aus der Fassung bringen zu lassen. Wenn man es genau nahm, hatte er aufgehört um die Nachkommen Wolfriks zu trauern, als er den alten Goswini hat sterben sehen.
    Bei aller Kaltschnäuzigkeit machte ihn der Tod der Hausoberen Elfleda aber auch alles andere als wohlgemut.. das Weib hatte mehr Arsch unterm Rock gehabt als eigentlich alle Männer der vergangenen Generation der Wolfrikssippe. Ein schlimmer Verlust, aber einer, mit dem man zumindest hier ständig rechnete... Frauen hatten eine kürzere Lebenserwartung, und Elfleda hatte nun einmal einfach das Glück gehabt, erst nach der Geburt zweier gesunder Kinder zu sterben, und nicht schon in der Schwangerschaft, oder gar im Kindbett.


    Trotz alledem blieben die Trauerbesuche natürlich nicht aus, und so schaute er auch keinen Deut überrascht drein, als vor der geöffneten Tür ein ihm vollkommen unbekannter Mann stand. Mit keinem Haar im Gesicht. Römer.


    "Salve.", grüßte er den Mann ohne sich die Mühe zu geben freundlich zu klingen, "Dies ist das Haus der Duccii, und es trägt Trauer. Was führt dich her?"

    Meinen neuen Betrieb bitte ebenso freischalten.
    Meine Töpferei bitte an Numerius Duccius Marsus verschieben, und dessen Maler mit der ID 467 bitte einstampfen. Danke.

    Potitus Tuscenius Piso
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    Wie viele Männer von Rang und Namen in den alten Stämmen und Sippen hatte auch Thorger, Sohn des Wituold es zum römischen Bürgerrecht gebracht. Den neuen Namen trug er dabei als hübsches Beiwerk, gingen seine Ambitionen doch nicht viel weiter als über die lokale Politik der Civitas hinaus. Als treuer Parteigänger der Söhne Wolfriks und Sohn des alten Goden war er natürlich freudig der Einladung Witjons gefolgt, bei einer Mannwerdung nicht nur Gast zu sein, sondern auch die Riten zu führen. Dies gab ihm gleichsam die Möglichkeit, das bisher sehr ergiebige Bündnis mit den Wolfrikssöhnen zu festigen und sich gleichsam einen Ruf als zuverlässiger und anerkannter Gode zu erarbeiten. Dass mittlerweile auch Römer zu ihm kamen, damit er mit ihnen Wodan/Iupitter oder Iuno/Frigg opferte, freute ihn umso mehr.


    Die Feier war schon vor dem Ritus ordentlich in Gang gekommen, und so brauchte es eine Zeit, bis er alle Menschen zur großen Eiche geführt hatte, um die Menge schließlich zur Ruhe zu rufen als sie sich weigerte es von selbst zu tun.
    Es begann mit einer Anrufung Wodans, der als Schirmherr des Tages über die Riten wachen sollte und den Jungen erfolgreich in den Kreis der Männer geleiten sollte. Mit bedeutungsvoller Miene breitete der Gode die Hände aus, und begann mit sonorer Stimme zu singen, auf dass die Menge in das altbekannte Lied einstimmte.


    "Werte Wolfrikskinder, verehrte Gäste... heute ist es an uns, Hadamar, den Sohn des Sigmar, Sohn des Goswini, Sohn Tjaards und Sohn Wolfriks in den Kreis der Männer aufzunehmen, auf dass er seine Stelle annehme, seiner Familie zur Ehre gereiche, im Kampf wie im Wirken zur Stärkung seiner Sippe beiträgt und ein Weib nehme mit dem er sich im Sinne der Asen vermehre.", begann er die Rede, mit der er die Menschen lehren und daran erinnern wollte, dass auch in Zeiten relativen Friedens die Herausforderung an die Menschen die Erhaltung ihrer Selbst war, "So wie der Wodan mit Jörd den Asen des Donners zeugte, so wurde auch Donar erst eines Weibes anheilig, als er von seinem Vater in den Kreis der statthaften Asen aufgenommen worden war. Hammer und Gürtel waren es, die Donar als Mann auszeichneten, und so soll es auch unter uns sein... aber auch Donar musste weisen, dass er sein Weib und seine Kinder ernähren konnte... so tritt hervor, Hadamar, Sigmars Sohn, und bring Zeugen für deine Mannestugenden hervor."


    Mit ernster Miene wartete er darauf, dass der Junge vorgetreten war, dann legte er ihm die kräftigen Hände auf die Schultern und wandte ihn mit sanftem Druck der versammelten Menge zu: "Wer unter euch will zeugen, dass Hadamar Weib und Kinder ernähren kann? Wer zeugt davon, dass er im Kampfe besteht? Und wer zeugt davon, dass er verantwortungsvoll mit wachem Geiste und starkem Wort seinen Platz in unserer Gemeinschaft annimmt?"

    Duccia Elva


    Elfleda zuckte etwas unbeholfen die Schultern. “Ich weiß es nicht, er ist zum Thing nicht erschienen. Bis vor einigen Wintern war es Adalmar, Sohn des Meginrat, aber das kann sich mittlerweile auch gut und gerne geändert haben.“ Und so gern Elfleda auch wüsste, was genau bei den Chatten vor sich ging, sie hatte nunmal nicht Friggs Gabe, in die Zukunft zu sehen, und auch keine Flügel, um zu den Chatten fliegen zu können und so selbst zu sehen, was sie planten. “Zum Thing kam nur ein gewisser Ortnit, aber der war von niederem Stand und sicher kein Führer.““


    Und die nächste Frage fiel ebenfalls in den Bereich der Dinge, die Elfleda unmöglich wissen konnte. Ihr Onkel war zwar der Führer der Mattiaker, doch pflegte er nun nicht unbedingt, mit seiner Nichte erst Rat zu halten, wenn er Entscheidungen traf. Noch dazu, da sie etliche Meilen Weg trennten und man ja nicht mal eben so verreisen konnte und quer durch die Gaue der Mattiaker reiten – oder er zu ihr nach Mogontiacum. Sie war informiert über das, was sie wissen musste, und etwas mehr, das ihr nützlich wäre, aber sicher nicht über alles, war irgendwo irgendwer vielleicht geplant hatte.
    “Nun, wie es um dieses Gebiet bestellt ist, DAS fragst du am besten meinen Onkel direkt. Dazu kann ich dir nun wirklich nichts sagen, ob dahingehend irgendwelche Pläne bestehen oder welcher Art diese sind.
    Was den Tabellarius angeht, ich habe gewiss keine Einwände, wenn ihr ihn befragt. Gerne auch sehr gründlich.“
    Womit Elfleda nicht unbedingt verbal meinte.



    Wie bei fast allen familiären Feierlichkeiten wurde der Mannbarkeitsritus Hadamars mit aller Akribie vorbereitet. Dabei fiel ein Großteil der Arbeit auf die Herrichtung eines geeigneten Festplatzes, der im Falle der Söhne und Töchter Wolfriks eben eine gewisse Menge an Leuten beherbergen musste ohne, dass man sich allzu sehr gegenseitig auf den Füßen stand. Man brauchte immerhin Platz zum tanzen, zum trinken, zum raufen. Zum alles.
    Der Garten des familiären Anwesens hatte da seine Vorteile, und so war er es mal wieder, der als Örtlichkeit ausgesucht wurde. Nach Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Feierlichkeiten war es endlich mal wieder eine Mannbarkeit, die in diesem Umfeld gefeiert wurde. Auch wenn der Vater des Jungen nicht mehr lebte (was öfter vorkam als einem lieb sein konnte) und schon zu Lebzeiten nicht zu den prominentesten Mitgliedern der Sippe gehörte, es würden doch viele Menschen kommen um dem jungen Hadamar dabei zuzusehen, wie er sich von seiner Kindheit verabschiedete und seinen Speer bekam.


    Der Tag schien günstig, das Wetter hielt sich, auch wenn kein Sonnenschein keine besondere Göttergunst verhieß. Es waren weiße, dünne Wolken die den Himmel verhangen und ein leichter Wind blies... aber wenigstens regnete es nicht. Das schienen sich auch die meisten der Anwesenden zu denken, denn es war durchweg gutgelauntes Gerede zu hören, das sich in der Menge zu einem unverständlichen Gerausche vermengte. Immer wieder wurde gelacht wenn Witze oder witzige Neuigkeiten verbreitet wurden, und irgendwo konnte man lautes Flötenspiel hören, und irgendjemand schlug einen Takt.


    Auch wenn Hadamar noch nicht zum Mann geworden war, so hatten die Festlichkeiten längst begonnen.

    Duccia Elva


    Kurz überlegte Elfleda, ob es da noch etwas wichtiges anzumerken gab, aber wenn Valgiso das so dem LAPP beibringen würde, und dieser sich auch daran halten würde, dann sollte es nur zu wenig Reibereien kommen. Das einzige, was wohl kein Germane ertrug, war eine Verletzung seines Stolzes. Und Römer hatten da ein zielstrebiges Vorgehen, was das betraf, wenngleich sie zu ihren Verbündeten meist doch eine immense Großzügigkeit zur Schau trugen. Hatte wohl etwas mit der Art ihrer Herrschaft zu tun: Freunde belohnen, Feinde bestrafen. Und die Mattiaker wussten das durchaus für sich zu nutzen. Sie regierten ihre eigenen Gebiete souverän, mussten keinerlei Abgaben entrichten, und wenn es ernsthafte Probleme gab, bat man die Legiones um Hilfe. Dafür fragten auch eben jene Legiones immer wieder nach der Stärke der Mattiaker, wenn sie ins Feld hier an der germanischen Grenze zogen.


    “Nein, ich denke, wenn du das so sagst, ist es perfekt.“
    Die andere Frage hingegen war weniger perfekt. “Nun, die Chatten haben Rom und all seinen Verbündeten den Krieg erklärt und jedem, der sich nicht auf ihre Seite stellt. Sie haben jeden Stamm und jeden Führer der Umgebung schwer beleidigt. Und da die Mattiaker schon seit sehr langer Zeit Freunde der Römer sind und daher auch ein sehr beliebtes Ziel für chattische Übergriffe, erübrigt sich wohl diese Frage.
    Zu den übrigen haben wir ein neutrales Verhältnis. Solange sie unsere Gebiete in Ruhe lassen, halten wir es mit den ihren gleich. Hier gibt es schon länger keine ernsthaften Spannungen.“



    Duccia Elva


    Er war Germane, sie war Germanin. Irgendwie irritierte es da ein wenig, wenn er sie mit römischem Namen anredete. Allerdings war sie kurz von der Ansage, dass Marsus nicht auffindbar war, verunsichert. Wie meinte Valgiso das, dass der nicht auffindbar war. Der Mann war Duumvir, verdammte Axt, und wichtiger noch, Sippenoberhaupt! Der hatte auffindbar zu sein! Wenn der mal wieder in eine Taberna gezogen war, um seine Probleme in Met zu ersäufen, würde Elfleda ihm die Hammelbeine langziehen.
    Jetzt und hier aber übte sie sich in diplomatischer Gelassenheit und lächelte Valgiso nur freundlich an. “Bitte, Valgiso, lass uns doch nicht so tun, als wären wir gebürtige Römer mit ihren Sitten und ihrer Art. Nenn mich Elfleda.“ Und sie sagte das in dem hier in Mogontiacum heimischen Dialekt des Germanischen – hauptsächlich, weil sie nicht wusste, ob er sie auch verstehen würde, wenn sie ihren mattiakischen Dialekt benutzen würde, und zum anderen, dass man nur so richtig mattiakern konnte, wenn jemand anderes einem auch ebenso antwortete.
    “Und nein“, meinte sie mit leichtem Lachen in der Stimme, “die Verträge wurden lange vor der Geburt meines Onkels geschlossen, wie wohl vor der Geburt jedes heute lebenden Menschen.“ Elfleda konnte sich nicht vorstellen, dass jemand so alt werden würde, als dass er DAS noch miterlebt hätte.


    Die eigentliche Frage allerdings war dann doch etwas kniffliger. Was sollte sie darauf sagen? “Nun, Valgiso... du bist Sugambrer, richtig?“ Und die Sugambrer waren Rom nicht ganz so freundlich eingestellt wie die Mattiaker, und nicht nur einmal hatten so die Mattiaker und die Sugambrer gegeneinander gekämpft. Vor allem, da diese normalerweise näher an den Chatten waren, und diese waren alles andere als romfreundlich.
    Elfleda wusste, dass die Frage durchaus offensiv war, nur sah sie sich auch durchaus in der Position, sich diese kleine Spitze herausnehmen zu können und so den Mann ihr gegenüber an seine germanischen Wurzeln zu erinnern. “Als solcher verstehst du sicher den Stolz, den auch die Mattiaker empfinden, und die Rechtshoheit, die sie auf ihrem Gebiet haben und die Rom auch anerkannt hat. Solange Annaeus Modestus sich dessen gewahr ist, dass er freien und stolzen Männern gegenübersteht, und mit ihnen als Gleichgestellte zu verhandeln gewillt ist, und wenn er es darüber hinaus versteht, nicht den Stolz der Mattiaker zu kränken, indem er bezweifelt, dass diese ihre Gebiete allein halten können – was sie können – wenn er also das alles kann, dann sehe ich keine Probleme bei Verhandlungen. Die Mattiaker wissen ihre römischen Verbündeten durchaus zu schätzen.“



    Duccia Elva


    Natürlich kannte Elfleda Valgiso. Immerhin hatte Witjon ihn in die Freya Mercurioque aufgenommen. Und in einem Anfall kindlichen Eifers hatte Naha vor Urzeiten einmal gemeint, sie wolle den Mann heiraten, der aussah, als hätte er a Oachkatz gschnupft – um es bajuvarisch auszudrücken.
    Dennoch war die Frage, warum er nicht einfach zu ihr gemütlich nach Hause kam, um sie da irgendwas zu fragen, sondern in ihre Amtsräumlichkeiten kam, wo sie sowieso nicht jeden Tag war. Oder gar den ganzen Tag. Elfleda hob also kurz fragend eine Augenbraue und überlegte, ob Valgiso einfach nur nicht wollte, dass Witjon es mitbekam, ehe sie Matius Canina erstmal rausschickte, sich irgendein Heißgetränk aufzubrühen oder so. Hauptsache, er trollte sich.


    Erst dann bot sie Valgiso den freigewordenen Platz freundlichst an. “Dann setz dich doch, ist doch bequemer, als da in der Tür zu stehen.“ Sie konnte erschreckend charmant sein, wenn sie wollte. “Und was genau willst du mich also über meinen Onkel fragen?“ Letzteres war ein Schuss ins Blaue, und sie hoffte, damit genau den Punkt zu treffen. Weshalb sonst sollte Valgiso sie etwas fragen wollen, wenn es nicht wegen Rodewini war?



    [Officium | Ando Kritja] Das Arbeitszimmer


    Bitte


    Freya Mercurioque - Heiljawaisa Marga: Taberna medica von Albin
    Freya Mercurioque - Braeka Albihalluz: Marmorbruch von Numerius Duccius Marsus
    Freya Mercurioque - Hwanhu Maitjon Schneider Stufe I von Duccia Flamma


    alle einmal an Tiberius Duccius Secundus überführen.