Beiträge von Caius Aelius Archias

    »Na, dann viel Spaß als Herr im Haus«, prostete Caius noch und grinste dann, nachdem er seinen Becher halb leer gemacht hatte. Genau in diesem Moment, als Ahala sich noch lustig machte, kippte der lädierte Hahn von beiden hechelnd zusammen. Der Schnabel stand ihm offen und der halb zerfetzte Kamm lag um, das rote Stückchen am Hals wackelte bei jedem Atemzug, während der Hahn versuchte, sich noch mal hochzustemmen. Caius deutete auf den Verlierer.
    »Tja. Das war's dann wohl, möcht ich meinen.« Jemand stieg in den Ring hinein und klaubte den Verlierer vom Beoden auf. Der andere Hahn stieß ein klägliches Kikeriki aus, das kurz vor der Vollendung heiser verreckte. Den Gewinner nahm man auch aus dem Ring. Caius grinste breit. Ahalas Humor traf seinen eigenen. Bei der Bemerkung zu Cascas Abhandenkommen musste er laut lachen. Mit der freien Hand klopfte er Ahala auf die Schulter.
    »Seh schon, wir verstehen uns«, bemerkte er fröhlich, als er aufgehört hatte zu lachen.
    »Vielleicht hast du recht. Dann entgeht ihm aber was. Gleich geht's los.« Caius deutete auf den Einäugigen, der gerade Gewinne verteilte und von einem laut johlenden Pulk umgeben war. Auf der anderen Seite, etwas abseits, hatte man die zwei ramponierten Hähne gerade in Käfige gesteckt. Direkt daneben standen noch zwei Käfige. Und die Hähne da drin sahen um einiges größer und imposanter aus. Caius rieb sich innerlich schon die Hände.
    »He Centho, der rechte oder der linke, was meinst du?« fragte er und zeigte mit dem Zeigefinger der rechten Hand (in der er auch den Becher hielt).

    Caius hörte sich in aller Seelenruhe an, wie Axilla zu Ende schimpfte. Viel dazu beitragen konnte er da ja nicht unbedingt... Jedenfalls schien es wohl gleich zwei Hochzeiten auf einmal zu geben. Und wie das nun einmal war, dachte Caius da erstmal an das Naheliegendste.
    »Wer von deinen Verwandten heiratet denn noch?« Komisch, hatte Axilla nicht erzählt, dass außer ihr nur Serrana noch mit im Haus lebte? Oder meinte sie diese Germanica? Der Sesterz fiel nur langsam.
    »Äh, wie, die Germanica feiert ihre Hochzeit auch hier?« Caius sah Axilla verwundert an. Nicht dass er besonders viel Wert auf das Einhalten der Hochzeitsriten legte. Aber feierte man nicht eigentlich im Haus der Braut bis zum Brautzug? Caius runzelte die Stirn und nagte auf seiner Unterlippe herum.


    »Oh. So viele?« Caius sah Axilla verdutzt an. Gut, das Peristyl hatte er gesehen, und im atrium fehlte eigentlich nur ein schickes Mosaik (da hätte er sogar eine Lösung parat gehabt!). Aber etwas klein war es schon, zumindest wenn man halb Rom einladen wollte. Trotzdem hielt er sich da lieber raus. Obwohl... ein dummer Kommentar lag ihm ja schon auf den Lippen. Und zurückhalten konnte er ihn gerade mal 0,47 Sekunden, dann kam er doch raus.
    »Dann heiraten wir vorher und gehen einfach nicht zur Hochzeit«, sagte er. Und er meinte das bierernst.


    Caius betrachtete Axilla noch mal eingehender. War wirklich niedlich, wie sie ihre kleinen Augenbrauen zusammenzog und garstig daherredete. In seinem Blick war das auch bestimmt zu lesen, dass er sie einfach niedlich fand. Aber genug Zuckerguss. Gerade wollte er aufstehen, als Axilla sich aus seinem Griff befreite, vorbeugte und ihn küsste, dass ihm fast die Luft wegblieb. Caius blinzelte überrascht, als sie von ihrem Wunsch erzählte. Ihm lag ein locker-flockiger Kommentar auf der Zunge, den er aber nicht anbringen konnte, weil sie ihn schon wieder küsste. Und danach hatte er ihn schon wieder vergessen und machte nur genüssliche Ms. Trotzdem stand er dann auf und zog Axilla direkt mit hoch. Obwohl er gegen ein Schäferstündchen gar nichts einzuwenden gehabt hätte. Sie stand klein vor ihm, und er legte ihr locker die Arme um die Tallie.
    »Klar. Immerhin werd ich seine Tochter heiraten.« Caius lächelte und küsste Axilla dann auf die Stirn. Im Anschluss verzog er kurz das Gesicht.
    »Ach... Ich hab übrigens auch was Neues zu berichten. Ich war bei dem Aurelier und seiner Tusnelda.«

    »Kannst du. Wenn du nicht gleich morgen früh kommst, stehen die Chancen nicht schlecht, dass ich dann fertig bin«, erwiderte Caius und grinste Axilla an. Dass sie noch nicht ganz wieder auf der Höhe war, war zwar klar, aber er überspielte das einfach. Er grinste sie viel lieber an, weil sie nicht niedlich sein wollte und es dadurch umso mehr war, hielt aber diesmal die Klappe und zog nir viel sagend die Augenbrauen hoch. Axilla würde das sicher verstehen, wenn sie ihn mal ansah.


    »Äh«, machte er dann und runzelte die Stirn. Wie konnte ein erwachsener Mann nur auf die Idee kommen, heiraten zu wollen! Nein! Sowas! Tzäss. Caius sah Axilla skeptisch an. Wollte sie am Ende doch nicht heiraten? Oder warum regte sie sich jetzt so auf? Er wusste ja nichts von dieser ominösen Doppelhochzeit. Eine Einladung hatte er ja auch nicht bekommen. Zu sowas lud man ja immer nur Quarto ein. Naja, wenn er darüber nachdachte...nach seinem Auftritt bei den Aureliern war das vermutlich auch nicht weiter verwunderlich.
    »Das würd ich ja eigentlich ganz gerne sehen, aber ich versteh gerade nicht, wieso du die beiden verhauen willst.« Caius zuckte mit den Schultern. Axilla stampfte an ihm vorbei und ließ sich aufs Bett fallen. Caius folgte ihr mit dem Blick und konnte ein Grinsen sich nicht verkneifen.


    »Na, das wünsch ich mir aber nicht«, bemerkte er auf ihre Äußerung hin, lieber ein Mann sein zu wollen. Er musterte Axilla noch mal ganz genau, stieß sich dann von der Wand ab und ging zu ihr. Direkt vor ihr ging er in die Hocke und griff nach ihren Händen.
    »Das kannst du doch auch so. Dazu musst du kein Mann sein. Du hast vielleicht nicht dieselben Möglichkeiten dann, aber du kannst doch deiner Familie trotzdem Ehre machen.« Caius überlegte. Er wollte irgendwas Nettes sagen. Das war gar nicht so einfach, weil er wegen dem Schmollmund fast wieder grinsen musste.
    »Wir heiraten, ja? Und dann bringen wir dem genius von deinem Vater ein Opfer dar. Oder willst du das vorher machen? Wir müssen ja vorher nicht mit deiner Cousine essen. Hm?« Und er sah dabei lächelnd zu Axilla hoch.

    »Da ist ein Brief gekommen«, sagte Katander und wedelte mit einer Schriftrolle herum.
    »Vom Ädilen. Eigentlich für Quarto, aber Nakthi sagt, er ist zu krank um sich darum zu kümmern.«
    »Hmh?« Caius schnaufte, schluckte den Mundvoll Brei runter und griff dann nach der Rolle, um sie aufzumachen. Quarto hatte sich eine tierisch fiese Erkältung zugezogen.
    »Äääähm... Also, so hatte Nakthi das glaube nicht gemeint... Es geht wohl um die nächsen Rennen. Und du bist nicht Quartos Vertreter«, gab Katander zu bemerken, aber Caius grinste nur breit.
    »Ich weiß...« erwiderte er verschmitzt.
    »Ich meld uns einfach an, was hältst du davon!«
    »Äh, nicht viel? Müsste das nicht entweder Quarto oder dieser Germanicus machen?«
    »Eigentlich. Ja...« Caius grinste wieder breit, ließ die Rolle dann zusamenschnappen und warf sie Katander wieder zu, der sie hastig auffing.
    »Aber der heiratet bald und ist bestimmt totalst im Stress... Wär doch nett von uns, wenn wir ihm die Anmeldung abnehmen... Findest du etwa nicht?« Caius hob vielsagend eine Braue.
    »Ähm. Äh, ja, schon, aber...«
    »Siehste! Also los, meld die Blauen an! Die machen wir nieder, allesamt...«

    »Voll und ganz!« bemerkte Caius und grinste Axilla an. Immerhin hatte sie zu weinen aufgehört, und das schob sich Caius natürlich selber zu. Sich und seinem Ablenkungsmanöver.
    »Wenn du das nächste mal zu mir kommst, zeig ich's dir«, versprach er ihr versöhnlich. Bis dahin würde er das Bettchen fertig haben, ganz bestimmt. Kurz darauf wand sich Axilla dann aus seiner Umarmung, stand auf und lief hin und her. Caius guckte ihr dabei zu. Er lehnte sich gemütlich auf ihrem Bett zurück, die Füße von sich gestreckt und die Beine verschränkt. Wie beim Tennis ging der Blick hin und her, hin und her....


    Caius sagte nichts, hörte Axilla nur zu und wartete. Und während sie so hin und her lief und sich so herrlich aufregte, bekam Caius ein immer breiteres Grinsen. Schließlich war sie fertig mit ihrer Schimpferei, und Caius stand auf und ging zu Axilla hin. Er umarmte sie von hinten, legte seine Hände auf ihre verschränkten Arme und den Kopf neben ihren auf der Schulter ab.
    »Hab ich dir schon mal gesagt, dass es ziemlich niedlich ist, wenn du dich so aufregst?« brummelte er an der Seite ihres Ohres.
    »Und nicht nur das«, fuhr er fort und grinste, während er sich noch etwas mehr an sie drückte und leise lachte. Dann küsste er sie auf die Wange und ließ sie los, um sich mit verschränkten Armen seitlich an die Wand zu lehnen.
    »Ich nehm an, das heißt erstmal kein Abendessen mit deiner Cousine?«

    Caius fand das Verhalten des Senators ziemlich unhöflich, aber er sagte nichts. Immerhin war er ja derjenige, der was wollte. Die Frau des Senators erklärte ihm auch schon, warum er hier war. Seiana hatte ihm gesagt, dass sie sich für ihren Abgang, aber auch für seinen Auftritt entschuldigt hatte. Gut, das würde er der Tiberierin nicht unter die Nase reiben, aber eigentlich glaubte er schon, wenn Seiana sowas sagte.


    »Wie gesagt, ich hab nicht gewusst, dass sie vor hat, hierher zu kommen«, sagte Caius und zuckte kurz mit den Schultern. Auch wenn er es sich hatte denken können, natürlich. Sie war schließlich jemand, der das machte, weil es sich so gehörte. Caius kannte wirklich keine Frau, die in solchen Sachen strikter war als Seiana.
    »Um ehrlich zu sein, möchte ich das nicht unbedingt hier ausbreiten....« schlug er allerdings Septimas Aufforderung aus. Er fand nicht, dass es die beiden etwas anging, warum er sich so aufgeführt hatte. Trotzdem war ihm schon unangenehm zumute.
    »Ich wollte mich nur dafür entschuldigen. Aber ich hatte eh den Eindruck, dass den meisten Gästen nicht mal aufgefallen ist, was passiert ist.« Die meisten hatten wohl entweder nicht geschaut oder den Vorfall ignoriert.
    »Also, versteht mich nicht falsch, ich will das nicht runterspielen. Ich hab in dem Moment einfach nur nicht nachgedacht.« Wieder zuckte er mit den Schultern, aber diesmal guckte er Septima noch dazu zerknirscht an.

    Caius schnaubte frustriert. Er musste wirklich dringend mit den beiden Mädels reden. Mit dem Tod seiner...? Caius sah Piso fragend an. Seiner was? Er wusste es doch selbst nicht, verdammt noch eins! Caius schüttelte nur den Kopf. Und das wegen einer Schüssel Nachtisch. So weit wär er nie gesunken! Aber die Germanen waren eben unberechenbar. Hätte man Caius gefragt, sie hätten alle Legionen in den Norden schicken können, um die plattzumachen. Caius ließ kurz den Kopf hängen.


    »Ja.« Er nickte abgehackt.
    »Ich muss jetzt erstmal mein Leben auf die Reihe kriegen. Mal gucken wann ich wieder Zeit hab. Danke jedenfalls. Und tschau, Pi.« Caius knuffte seinem Freund den Oberarm, seufzte und trollte sich dann. Er hasste solche Moment einfach. Caius nahm sich vor, jetzt erstmal in die Thermen zu gehen und zu versuchen, sich etas zu entspannen.

    »Na hallo, würd ich das sagen wenn ich das nicht so meine?« fragte Caius gespielt entrüstet. Die Antwort war einfach: Klar würde er. Genau genommen tat er das gerade sogar, denn eigentlich glaubte er ziemlich dran, dass Seiana das auch ganz genauso gemeint hatte wie gesagt. Und vielleicht sogar ein bisschen mehr noch.


    Caius lächelte Axilla an und stupste sie mit seiner Stirn an ihre Stirn.
    »Siehst du«, sagte er.
    »Alles gut. Und wir wollen doch nicht, dass das Kind seekrank wird.« Er grinste sein Lausbubengrinsen und küsste Axilla aufs Haar. Dann wischte er noch mal mit Zeige- und Mittelfinger die Tränenspuren aus Axillas rotem Gesicht.
    »Wollte ich«, bestätigte er ihr und schmunzelte verhalten.
    »Ich hab allerdings auch eine Überraschung. Die ist noch nicht ganz fertig, also musst du noch etwas warten, aber ich wollte dich schon mal neugierig machen. Ich verrate dir auch nix. Nur so viel: Holz.« Caius grinste nun breit und schadenfroh, weil er wusste, wie neugierig Axilla war. Und er hoffte, dass er sie damit auch ablenkte. Er selber stellte sich vor, wie groß ihre Augen wurden, wenn sie das Kinderbettchen erstmal gesehen hatte...


    »Hast du eigentlich schon mit deiner...ja, was ist sie eigentlich? Serrana?« fiel ihm dann ein. Hatte er das schon mal gefragt? Caius konnte sich gar nicht mehr erinnern...

    »Zu spät«, bemerkte Caius nur noch und sah Axilla mit einem ebenso breiten wie zufriedenen Grinsen an. Immerhin hatte er Crios ja schon Bekanntschaft schließen lassen mit seiner Faust. Obwohl er gerade gut Lust hatte, sich noch mal in Erinnerung zu bringen...


    »Öhm.« Caius sah sich im Zimmer um. Aufräumen...schon wieder! Er zog eine Flunsch und seufzte dann wie unter Schmerzen auf. Trotzdem klang Axillas Vorschlag immerhin irgendwie logisch, und Caius fügte sich (natürlich nur deshalb) widerwilig.
    »Na guuut....« sagte er.
    »Aber das mit dem Schild lass ich. Du weißt jetzt bescheid, und wer anders hat hier nichts zu suchen. Ist also ne prima Einbruchsicherung, wenn du so willst!« Er grinste breit, beugte sich vor und küsste Axilla auf die Stirn.
    »Wir sind verlobt«, stellte er nochmal fest.
    »Naja, so gut wie, zumindest.«


    Und nachdem Axilla gleich drei Zahlendreher gefunden hatte in Caius' Rechnerei und Caius seine Krimskramslawinenalarmanlage wieder so verstaut hatte, dass sie beim unsachgemäßen Öffnen des Schränkchens auf den Öffnenden losgehen würde, gingen sie tatsächlich spazieren.

    »Glaubst du, das weiß ich nicht?« fauchte Caius zurück und blitzte Piso böse an. Aber er war auch nur deswegen so böse, weil er sich eben sorgte, dass dieser blöde Germane seine Drohung auch wahr machen würde.
    »Ja, wie deine Lösung aussieht, kann ich mir schon denken. Aber ich kann nicht einfach irgendwen umbringen lassen, nur weil er mir ans Bein gepinkelt hat.« Das war dann doch eine Spur zu skrupellos für Caius. Und er wusste ja auch noch nicht, was passieren würde. Und wie sich das alles entwickeln würde. Er musste erst noch mal mit Seiana reden, und mit Axilla auch.


    Als Piso dann seine Sichtweise erklärte, wurde Caius etwas ruhiger und hörte mürrisch zu.
    »Du meinst, dass er damit rechnet, dass ich ihn umbringen lass? Nur weil er sauer war und mir gedroht hat?« Caius sah Piso zweifelnd an.
    »Na ich weiß nicht...« Er zuckte mit den Schultern und ließ sie dann hängen.
    »Ich werd einfach erstmal abwarten. Tun kann ja ja eh nichts, und das was du vorschlägst, will ich auch gar nicht tun. Zumindest erstmal nicht.« Man musste sich ja immer alle Wege offen halten. Aber dann kam der Kommentar von Piso, und Caius sah ihn erst überrascht an, dann sauer.
    »Toll, Piso! Danke, echt!« Caius schnaubte verärgert.
    »Ja, versteh ich. Aber ich glaub nicht, dass du's verstehst.« Caius verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Piso böse an.
    »Ich muss jetzt auch los. Hab noch zu arbeiten«, flunkerte er. Irgendwie wollte er gerade einfach nur weg und das Bild vergessen, dass Piso hatte entstehen lassen.

    »Ich meine«, sagte Caius.
    »dass es ganz richtig war, ihn Bekanntschaft mit meiner Faust machen zu lassen.« Caius grummelte vor sich hin und dachte sich nichts dabei, dass er das jetzt so sagte. Dann setzte er sich auf und sah Axilla verwirrt an.
    »Äh, ja, aber wir sind ja auch Männer«, stellte er verwirrt fest.
    »Und klar kriegste was ab.« Für Caius war das selbstverständlich. Verwirrt blinzelte er Axilla an.
    »Aber ich weiß, was du meinst. Auch wenn du da wohl eine von ganz wenigen bist, die so denken.« Genau genommen kannte er nämlich keine Frau, die so viel Wert darauf legte, sich eigenes Geld zu verdienen. Naja. Seiana war vielleicht noch so jemand. Caius sah Axilla nachdenklich an und betrachtete, wie sich ihre Haare in dunkelblonden Schlingen vom Bett kringelten. Da dachte man gleich an was anderes! Zum Beispiel daran, wie es sich anfühlte, wenn ihre Haare auf seiner nackten Haut kitzelten und... Caius schwang die Beine aus dem Bett und rutschte zum Rand. Besser, wenn er jetzt aufstand.
    »Gut, also... Wir reden einfach noch mal drüber, wenn ich bei ihr war...« redete er sich heraus und seufzte.
    »Auch wenn ich gar keine Lust hab, ehrlich gesagt.« Caius zog eine Flunsch und stand dann auf.
    »Wie ist's, magst du vielleicht spazieren gehen?«

    Gut, wollten also alle warten, bis es richtig los ging. Caius war das nur recht. Dann konnten sie sich erstmal eintrinken und hinterher ordentlich Gewinn machen. Er rieb sich kurz die Hände. Centho hatte inzwischen ja die beiden Schnecken schon ausgehorcht, bisher ließ er seine Kumpel allerdings im Dunkeln. Caius wusste eh, wo der Hase lief. Und jeder, der ein bisschen mitdachte, ahnte zumindest, dass es hier nicht ohne Betrug abging. Auch wenn Caius sich zumindest immer fragte, wie man Tiere zum Schummeln zwang. Centhos geheime Idee mit den Weinkörnern kam ihm gar nicht in den Sinn.


    »Echt? Na prima, dann wünsch ich dir, dass er lange zum Genesen braucht«, kommentierte Caius schadenfroh und hob seinen Becher, um mit Ahala anzustoßen.
    »Abgemacht - ich wette, es ist der mit Schwanzfedern! Und ich setz die nächste Runde!« Erneut wurde geprostet und Caius verschüttete dabei etwas Wein, was bei dem ganzen Dreck auf dem Boden aber nicht weiter schlimm war.


    »Ach Centho, noch biste doch nicht verheiratet, da kannst du doch die zwei Mädels nicht einfach so gehen lassen. Bestimmt sind sie enttäuscht. He Ahala, wllst du nicht trösten gehen?« Caius stippte dem Tiberier den Ellbogen in die Seite.
    »Wo ist eigentlich Casca abgeblieben?« Der war irgendwo abhanden gekommen. Oder wettete der etwa? Caius hielt nach ihm Ausschau. Die Hähne gingen gerade wieder aufeinander los, und diesmal sah es echt so aus, als würde einer der beiden gleich schlapp machen. Leider der ohne Schwanzfedern. Und wenn der umfiel, musste Caius die nächste Runde geben. Fing ja gut an...

    »Gut. Dann auf bald, Senator«, hatte Caius noch erwidert, ehe der Senator gegangen war. Als er weg war, sahen seine scribae ihn fragend an.
    »Na los, ihr habt's gehört, an die Arbeit. Die letzten 12 Monate werden durchforstet. Dalli«, kommandierte er sie herum. Caius fand es lustig, wie sie sich daraufhin beeilten, die Aktenberge heranzukarren. Er selbst wählte die Briefe aus, die sie abschreiben sollten. Und am Ende der Woche lagen dem Senator Annaeus die Abschriften vor, sodass er keinen Grund zur Klage hatte.

    Axilla hatte heute keine Zeit, sich mit ihm zu treffen. Sie wollte mit ihrer Verwandte Serrana sprechen. Caius hatte zwar keine Ahnung wie lang das dauerte, aber er hatte da nicht weiter nachgefragt. Vielleicht würden sie sich ja später noch sehen, und wenn er sich beeilte, war er dann vielleicht schon fertig. Katander allerdings zweifelte an der ganzen Sache noch gehörig. Er reichte Caius wortlos an, was der verlangte. Säge, Hammer, Nagel. Er hielt das Holz fest, wenn Caius es wollte. Und er verlor kein negatives Wort über das krumme, schiefe Etwas, das Caius da zimmerte. Momentan erinnerte es noch an einen übergroßen, windschiefen (und ziemlich hässlichen) Holzschuh. Katander war da erbarmumgslos, das wusste Caius, also fragte er auch nicht, wie Katander sein Kinderbettchen fand. Und Caius werkelte den ganzen Vormittag, bis er die erste Pause machte, sich in einem Stuhl zurücksinken und einen Becher anreichen ließ.


    »Puh, ganz schöne Schufterei!« bemerkte er fröhlich.
    »Immerhin ist gutes Wetter«, bemerkte Katander wenig hilfreich, was Caius aber gar nicht auffiel.
    »Ich glaub, ich werd heute damit nicht fertig. Soll ja ordentlich werden.« Und dazu sagte Katander nichts. Er warf nur einen entsprechend mitleidige Blick auf den Holzhaufen, der irgendwie aneinandergenagelt war.
    »Ach nun guck nicht so. Das wird schon noch!« sagte Caius, der den Blick bemerkt hatte. Er trank seinen Becher aus und stellte ihn neben dem Stuhl auf den Boden.
    »Willst du nicht doch lieber eins kaufen?«
    »Nein, wieso denn auch?« Katander runzelte die Stirn und seufzte leise. Ein gekauftes Kinderbettchen wäre nicht nur hübscher und günstiger gewesen, es hätte auch Stabilität gehabt und, naja, vielleicht sowas wie die richtige Größe. Denn in dem, was Caius baute, hätte er auch selber schlafen können.

    Ob das alles so gut war? Caius saß auf dem Lokus und hatte Bauchschmerzen. Mal wieder. Seiana war ihm stocksauer und das mit Axilla war irgendwie zu gut um wahr zu sein. Vielleicht war's auch gar nicht wahr, und Caius würde gleich aufwachen und ganz allein dastehen. Er würde sich dann nicht mal entscheiden können, ob es ein guter oder ein schlechter Traum gewesen war.


    Es gab ein unschönes Geräusch, wie es bei solchen Örtlichkeiten eben so war, und Caius stöhnte genervt. Irgendwie hatte er keine Ahnung, ob er jemals das richtige tat in seinem Leben. Das konnte jetzt so sein, aber auch anders. Und beides konnte richtig oder falsch sein. Er seufzte. Caius wollte endlich mal wieder dieses dauernde Nachdenken los sein. Das war ja echt nervig!

    »Sag ich ja«, pflichtete Caius Piso bei, der ihm gerade auf die Schulter patschte.
    »Hat er gesagt. Wobei ich nicht mal glaube, dass der sich selber die Finger schmutzig machen würde. So fein wie der sich gibt.« Caius schnaubte angewidert und sah dann ziemlich frustriert aus, was nicht zuletzt daran lag, dass Piso ihm gar nicht richtig zugehört hatte, denn der redete schon wieder von einer Anzeige.
    »Nee, hab ich nicht. Hab ich dir doch eben gesagt. Das hab nur ich gehört, und der muss einfach nur was anderes sagen und dann steht sein Wort gegen meins. Gut, vielleicht wiegt mein ein bisschen mehr, wegen dem Kaiser oder so. Aber vor Gericht hätte das doch dann keine Chance.« Caius grummelte vor sich hin. Und er hasste es, dass Piso schon wieder erwähnte, dass der Kerl vielleicht Axilla umbringen würde.
    »Ich weiß« blökte er gereizt und sah Piso finster an, bis der seine Worte noch mal erklärte. Dann nämlich sah Caius Piso absolut verdattert an.
    »Umbringen?« quietschte er.
    »Ist das dein Ernst? Dann bin ich ja noch fieser als er. Ich mein, er hat seine Absicht wenigstens angekündigt.. Nein, das geht nicht. Ich kann den doch nicht einfach umbringen lassen.« Caius schüttelte den Kopf. Er wusste es noch nicht, aber er würde seine Meinung noch ändern.

    Caius wartete, aber Seiana sagte einfach nichts mehr zur Freundschaft. Das machte ihn ein ganz klein bisschen hibbelig. Sein rechtes Bein begann zu wippen, hoch und runter, hoch und runter, ganz schnell, immer wieder. Er machte sich selber nervös damit. Sollte er jetzt drauf bestehen oder nicht?
    »Also, hör mal...« begann er ohne zu überlegen und sah dabei Seianas Sandale an.
    »Denkst du wirklich, wir könnten nicht befreundet sein?« Jetzt sah er sie an und fragte sich, ob er damit vielleicht in ein Wespennest gestochen hatte oder nicht. Er wusste ja, wie Seiana darauf reagierte, wenn man sie drängelte. Obwohl das bei der anderen Sache nicht wirklich von Erfolg gekrönt gewesen war. Caius seufzte tief.


    »Ich weiß das, weil...« Dea Dia, wusste Seiana von der Schwangerschaft? Caius bekam hochrote Ohren.
    »Äh, weil er Axilla behandelt hat und wir nicht den Eindruck hatten, dass er dabei besonders toll war. Wenn du mich fragst, solltest du den rausschmeißen.« Dass Seiana sich direkt bei Crios erkundigen könnte, daran dachte Caius gar nicht. Und auch nicht daran, dass der ihr erzählen könnte, wie er von Caius eine reinbekommen hatte. Caius sah Seiana stumm an und versuchte, den Tonfall zu verstehen, den sie anschlug, als es wieder um die Taverne ging.
    »Wieso kann ich dir nichts schenken? Ich mein, ich hab sie dir ja schon geschenkt! Was soll denn das jetzt auf einmal? Da kräht doch kein Hahn nach«, beharrte er auf seiner Meinung und schüttelte den Kopf.
    »Die behältst du. Und dein Geld will ich nicht. Ich lasse meine Geschenke nicht bezahlen, wär ja noch schöner...« grummelte Caius vor sich hin.


    »Wenn du unbedingt willst...«, antwortete er widerstrebend auf Seianas Worte zu seinen Eltern hin. Er würde das nicht machen. Einen Teil der Kosten tragen... Seiana tickte einfach nicht richtig gerade.

    Caius kam sich doch irgendwie hilflos vor. Axilla hörte gar nicht auf zu weinen und schluchzte immer weiter vor sich hin. Ein winziges Bisschen besser wurde es zwar, aber ganz hörte sie nicht auf. Caius seufzte leise und hörte ich zu, wie sie erzählte, was los war. Caius verzog das Gesicht dabei und seufzte zum Abschluss dann laut. Axilla schwankte dabei von Caius weg, da sein Brustumfang erst zu- und dann wieder abnahm.
    »Außerdem bin ja wohl wenn ich schuld und nicht du«, bemerkte er überzeugt.
    »Seiana ist doch ganz anders als du. Sie ist ernst und...und so. Und sie ist halt nicht begeistert gewesen, kann man ja auch verstehen. Jedenfalls hat sie das bestimmt nicht so gemeint wie du das verstanden hast.« Cius glaubte zwar, dass Seiana das genau so gemeint hatte, aber er erzählte Axilla was anderes, damit sie endlich aufhörte zu weinen.
    »Und jetzt hör mal auf zu weinen, ja? Was soll denn der Kleine denken, wenn er so durchgeschüttelt wird?« Caius lächelte Axilla an und zwinkerte ihr zu. Er ging ganz automatisch davon aus, dass Axilla und er kein Mädchen haben würden. Zumindest erstmal nicht. Obwohl es ihm eigentlich egal war, was zuerst kam. Hauptsache, bei ihren zwanzig Kindern würde irgendwann mal ein Junge dabei sein. Caius war da aber ganz optimistisch.

    Caius nickte nur, als Axilla von Serrana erzählte. Sollte sie sie mal fragen und ihm dann bescheid sagen. Die Sache mit Crios war schon ein anderes Kaliber. Da konnte er nicht einfach nur nicken.
    »Natürlich freue ich mich! Aber dass es nicht geklappt hat, zeigt doch eigentlich, dass er keine Ahnung hat was er da macht. Oder nicht? Und das alles wär bestimmt auch weniger schmerzhaft gegangen. Nee nee, das war schon ganz richtig, dem eine kleine Lektion zu erteilen.« Da ließ er auch nicht mit sich reden.
    »Aber vielleicht hat eine allein nicht wirklich was gebracht...« überlegte er laut vor sich hin. Immerhin war dieser Kurpfuscher noch mal bei Axilla gewesen, nachdem Caius ihn getroffen hatte (in die Magengrube).


    »Ab und zu«, erwiderte Caius breit grinsend und stupste Axillas Nase kurz an. Dann beugte er sich vor, bis seine Lippen ihr Ohr streiften.
    »Aber ich komm mit Schlafmangel eigentlich ganz gut klar«, raunte er ihr zu und zog den Kopf dann wieder weg.
    »Hmm... Würde mich das stören... Nicht wirklich. Aber das kommt drauf an, was du machst und für wen, würd ich sagen.« Eigentlich wär es Caius am liebsten gewesen, wenn Axilla für eine Frau arbeiten würde. Vielleicht brauchte ja Seiana noch Hilfe für....wobei, das war eine selten dämliche Idee, die Caius gleich wieder verwarf.
    »Ich kann dir aber auch Geld geben. Dann musst du nicht für irgendwen arbeiten.« Eigentlich wär es am nettesten gewesen, wenn Axilla wirklich nur dagesessen und ihrem Bauch beim Wachsen zugesehen hätte. Aber das konnte er ihr wohl schlecht erzählen.
    »Kannst es dir ja auch verdienen«, feixte er sie dann an.


    »Irgendwo kleines also. Nur deine Familie und meine? Meinst du?« Klang ja durchaus reizvoll. Immerhin konnte dann kein Idiot aufkreuzen, der irgendwem eine Schüssel irgendwas auf die teure Tunika kippte. Caius grinste kurz.
    »Wie, ob wir das so einfach können? Wieso denn nicht? Guck dir mal diesen Flavius Furidingens an, der hat geheiratet und niemand wusste davon. Nicht mal die Familie... Dann können wir das auch ganz klein machen. Wird eh kein Hahn danach krähen.« So zumindest die Vermutung. Wie das letztendlich aussah, musste man abwarten.
    »Und wann.... Ja, gute Frage. Die Einladung zu dieser Mordsfete hab ich gesehen. Ist aber nur Quarto eingeladen, da musst du also alleine durch.« Caius zog eine Grimasse und zuckte die Schultern zusammen.
    »Hah, wie wärs noch vorher? Also, ich weiß, dass meine Eltern am Vierten vor den Aprilnonen nichts zu tun haben. Ist dir das zu schnell?« An besagtem Tag hatten Caenis und Calvaster nichts vor, weil sie dachten, dass Caius da Seiana heiraten würde. Aber das sagte Caius nicht. Er fand es praktisch, den gleichen Termin zu nehmen, weil er ja schon mal eingeplant gewesen war. Wieso auch nicht?