Beiträge von Caius Aelius Archias

    Da guck einer an. Eben hieß es noch, die Senatoren seien sozusagen gerad eben aufgebrochen und nun stand schon der erste in der Tür. Ganz plötzlich. Nicht dass Caius das was ausgemacht hätte. Nur die Art, wie er angesprochen wurde, machte ihm was aus. Er war kein kleiner Junge mehr, den man so herablassend behandeln konnte, sondern ein Ritter (gut, der mit Nachtisch um sich geworfen hatte...). Caius erhob sich.


    »Salve, Senator.« Welcher auch immer das nun war. Ihm lag auf der Zunge, sowas wie Schau an, ist denn der Senat schon aus? zu fragen. Aber das ließ er und setzte sich wieder. Caius unterließ es, noch mal zu erklären, warum er hier war. Das würde doch sicher die Tiberia übernehmen, immerhin war sie die Gastgeberin gerade, und Ursus neu dazugekommen.
    »Wie gesagt«, fuhr er deshalb fort.
    »Ich wusste nicht, dass Seiana euch einen Besuch abgestattet hat.« Das stimmte auch, das hatte er erst hinterher erfahren.
    »Jedenfalls tut es mir leid.« Um den Nachtisch, nicht um den Duccius. Aber das behielt er auf jeden Fall für sich.

    »Freunde«, bestätigte Caius, als wär das ein Wort, was jedes Kind kannte. Naja, war's ja eigentlich auch. Seiana schien nur irgendwie anderer Meinung zu sein. Sie sprach das Wort aus wie man Hundehaufen sagen würde.
    »Ja....oder nicht?« Damit hatte sie Caius nun verwirrt. Für ihn waren Beziehungskisten nur dann schwierig, wenn man mit wem befreundet sein wollte, mit dem man schon mal in der Kiste gelegen hatte. Aber Seiana und er hatten mehr als ein paar Küsse nicht getauscht, deswegen dachte er... Caius sah Seiana hinterher, wie sie sich hinsetzte, und er ging mit, um sich gegenüber hinzusetzen.


    »Ich mein dieses Milchgesicht. Den griechischen Bastard da... Crios. Der hat's echt nicht drauf.« Wobei Caius das in diesem Fall und mit den Entwicklungen letztlich doch nocht so tragisch fand, aber das wollte er Seiana nicht unbedingt erzählen. Seiana wirkte irgendwie abgespannt. Caius knautschte den Brief noch mal kurz in der Hand.
    »Blödsinn. Die behältst du. Ich will die gar nicht. Und dein Geld will ich auch nicht. Fang gar nicht damit an«, sagte er mit zusammengezogenen Augenbrauen und schüttelte den Kopf. Energischer ging es bei ihm nicht.


    »Ich hab da auch noch was. Äh... Also, wegen meiner Eltern. Denen muss ich noch schreiben. Das mach ich aber besser selber. Du kennst ja meine Mutter.« Caius rollte an dieser Stelle demonstrativ mit den Augen.
    »Die dreht durch. Das willst du dir sicher nicht geben.«

    Caius bekam fast einen Herzinfarkt, als Axilla nichts sagte und nur weiterschluchzte. Na gut, sie umarmte ihn auch, aber das war mehr eine Art Klammergriff. Wenn sie nicht selbst auf seinen Schoß gekrabbelt wäre, hätte er sie da hingezogen. So reichte es, wenn er sie fest hielt und unbeholfen schaukelte. Axilla schüttelte heftig den Kopf und Caius wurde es ein bisschen wohler, aber nur ein ganz kleines Bisschen. Er runzelte besorgt die Stirn und wartete. Aus Axillas Schluchzerei hörte er nur ein paar Worte heraus. Sie war bei Seiana gewesen? Grundgütiger! Caius sah sie entsetzte an.


    »Wieso? Ich meine, warum?« fragte er sofort nach und schüttelte in Unverständnis den Kopf. Sie war kalt? Caius erinnerte sich ja noch daran, wie sie bei ihm gewesen war. Während er noch darüber nachdachte, was Seiana mit Axilla angestellt hatte und warum die überhaupt bei Seiana gewesen war, erzählte Axilla weiter. Naja, sie schluchzte die Worte mehr als sie sie sagte. Caius legte ihr eine Hand auf den Rücken und streichelte sanft darüber.


    »Nanana«, sagte er.
    »Red dir so einen Mist mal nicht ein. Du bist überhaupt nicht schlecht. Und Ehre hast du jawohl, immerhin wolltest du unser Kind wegen der Ehre...äh... Jedenfalls stimmt das ja wohl nicht«, rettete sich Caius und begann zu überlegen.
    »Hat sie dir das gesagt oder wie?« fragte er Axilla. So kannte er Seiana gar nicht, jemanden so mies zu machen.

    Caius grinste Axilla an, die wohl grad geschlafen hatte. Aber dann sah er, dass nicht nur ihre Haare verstrubbelt waren, sondern dass sie weinte. Sein Grinsen fiel ihm aus dem Gesicht und wurde zur Sorge. Er schubste den Sklaven einfach zur Seite...
    »Heee, Moment mal! Ich-«
    ...und machte ihm die Tür vor der Nase zu. Draußen moserte der Kerl noch etwas rum, aber Caius ignorierte ihn einfach. Er kam auf Axilla zu, die gerade schluchzte und sich den Bauch hielt, und setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Och«, sagte er und zog sie dicht zu sich ran.
    »Was ist denn mit dir los, hm? Was ist passiert?« Caius machte sich Sorgen. Und dann wurde ihm eisig kalt und er erstarrte.
    »Was....ist was mit dem Kind?« fragte er atemlos und starrte Axilla entsetzt an. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum sie sonst weinen würde. Immerhin hatten sie die Zusage von Silanus, immerhin war Caius jetzt nicht mehr verlobt, und immerhin würden sie bald heiraten. Oder weinte sie etwa deswegen?

    Caius hatte ja schon einen Becher in der Hand, als die Tiberia kam. Er stellte ihn auf einen herumstehenden Tisch, als sie näher kam und ihn begrüßte.
    »Salve Tiberia«, entgegnete er höflich. Ihm kam das ja schon etwas seltsam vor alles. Und wohl fühlte er sich auch nicht wirklich, aber da musste er jetzt durch. Sie offenbarte ihm, dass weder der eine noch der andere Senator im Haus wären, und Caius wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Vielleicht reichte es gar nicht, sich nur bei der Braut zu entschuldigen, damit die das den anderen ausrichtete? Innerlich stöhnte er auf. Dann würde er ja noch mal kommen müssen! Blöde Senatssitzungen aber auch.


    Er nahm nur seinen Becher wieder auf, als die Sklavin ihn fragte, was er trinken wollte. Hunger hatte er keinen, aber es erstaunte ihn immer wieder, dass manche Leute irgendwie dauernd essen konnten und dann zu den Mahlzeiten trotzdem noch Hunger hatten. Er betrachtete die Tiberia unter diesem Gesichtspunkt. Vielleicht war das ja bei ihr genauso? Oder sie wollte einen auf Prunk und Protz machen. Hätt ja auch sein können, dass er nur ganz kurz mit ihr reden wollte. Da tischte man doch kein Essen auf, zumindest nicht bei ihnen zu Hause. Hier wohl schon.


    »Das ist schade, aber nicht zu ändern«, sagte Caius und setzte sich der Dame gegenüber. Er holte tief Luft und sagte:
    »Ich wollte mich für die Sache bei eurer Hochzeitsfeier entschuldigen.«

    Caius nahm nicht Platz, sondern stand einfach so herum und wartete. Er hatte einen Becher Wein angenommen, aber nicht weil er Durst hatte, sondern weil ihm die Situation unangenehm war. Es war inzwischen eine gute Woche vergangen seit der Hochzeit. Er hatte auf Axillas Rat zwar soweit gehört, dass er jetzt hier rumstand, aber er hatte kein Extrageschenk mitgebracht. Das fand er viel zu übertrieben. Immerhin wär er ja ohne Seiana auch gar nicht eingeladen gewesen. Und ganz nebenbei hatte er ein paar Sesterzen dabei gespart.

    »Prima«, sagte Caius und ließ damit offen, was genau er meinte: Dass kein Senator da war oder dass er mit einer Frau reden konnte. Er trapste dem Sklaven hinterher und stellte Katander irgendwo auf dem Weg ab.

    Caius war beschwingt und guter Dinge, und so ließ er sich von einem Sklaven zu Axillas Zimmer bringen. Eigentlich hatte er selber anklopfen und reingehen wollen, aber die iunischen Sklaven schienen doch mehr Sinn für Anstand zu haben als Caius, und so funkelte ihn der Kerl nur böse an, als er die Hand hob, und klopfte lieber selber an. Der Sklave hatte Axilla zuvor hier drinnen etwas zu trinken gebracht, und wenn sie nicht gegangen war, hielt sie sich hier noch auf. Der Kerl ließ es sich auch nicht nehmen, ihn anzukündigen.
    »domina Axilla? Hier ist ein gewisser Aelius A-«
    »Geh mal zur Seite, du Armleuchter. Axilla, ich bin's«, mischte sich Caius sehr zum Missfallen des Sklaven ein, der kurzerhand aus dem Weg und zur Seite geschoben wurde, damit Caius seinen Kopf ins Zimmer stecken konnte.

    Caius klappte den Mund auf und wieder zu. Seiana wirkte ja mädchenhaft! In dieser kleinen Hinterdasohrstreichgeste erkannte er die Frau wieder, die sie mal in Ägypten gewesen war. Vor Äonen! Irgendwie klang sie aber ziemlich reserviert. Caius schürzte die Lippen. Die Zeit verstrich... Niemand sagte was... Dann räusperte sich Seiana und bot ihm was zu trinken an? Damit irritiert sie ihn total. Er schüttelte nur den Kopf, als der Sklave ihm was anbieten wollte.


    »Äh, also, hör zu. Ich hab zwar keine Ahnung, warum du jetzt diese Cognomensache abziehst, aber das musst du nicht. Ich mein, wir sind doch nach wie vor...Freunde?« Caius zog die Augenbrauen zu einem Beinahe-Fragezeichen zusammen und fuhr fast nahtlos fort.
    »Ich hab deinen Brief bekommen«, sagte er und hielt das Beweisstück 1A hoch.
    »Und ich hab mich gefragt, was du damit meinst: Solltest du also keine Verwendung dafür haben, möchte ich dir anbieten, sie dir zum gegenwärtigen Marktpreis abzukaufen« las er vor und sah Seiana dann fragend an.
    »Das war ein Geschenk, und ich will die Sachen nicht zurück, die ich dir geschenkt hab. Auch wenn du dir überlegen solltest, ob du so nen Scharlatan da echt weiterbeschäftigen willst«, warf er ein und zuckte mit den Schultern. Er verstand einfach nicht, warum sie jetzt auf die Tour kam. Es gab da noch mehr Sachen in dem Brief, über die sie reden mussten, aber die Geschenkesache war ihm das wichtigste.

    »Das will ich auch hoffen«, bemerkte Caius gespielt grimmig, auch wenn er sich fragte, warum Axilla denn so oft Wein trank, wenn sie den gar nicht mochte. Eigentlich.


    »Versuchen wir das einfach. Ich würd sie gerne mal kennenlernen. Vielleicht sollte ich danke sagen, weil sie auf dich aufgepasst hast. Nur versteh ich immer noch nicht, warum du nicht zu nem echten Arzt gegangen bist. Ich mein... So ein Kurpfuscher. Da war doch klar, dass er Mist baut.« Caius schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    »Naja. Von den Germanicern kenn ich übrigens niemanden.« Caius grinste kurz. Verschwägert... Andererseits hatte er, je näher der angesetzte Termin für seine Hochzeit mit Seiana rückte, auch irgendwie wenig Lust auf ein großes Fest mit einer Menge Verwandten und noch mehr Bekannten.
    »Sag einfach bescheid wenn es passt. Ich komm gern.«


    Axilla presste sich regelrecht an ihn, und Caius ließ sich nach einer kurzen Schocksekunde gern davon überzeugen, dass Axilla Qualen litt und die Tage rückwärts zählte, bis es mehr für gab, als nur ein sinnliches Aneinanderpressen. Bei ihren Händen an seinem Kragen und danach in senen Haaren entwich ihm doch ein Seufzer, aber er rollte sich von Axilla runter und wieder auf die Seite, stellte da einen Ellbogen auf und legte den Kopf in die Hand.
    »Ja und? Ich könnte meiner Frau eine andere Bezahlung anbieten als meiner Verwalterin«, sagte Caius breit grinsend.
    »Aber du hast recht. Ummelden kannst du die wirklich mal. Sozusagen als deine letzte Amtshandlung. Die Unterlagen hast du ja.«


    Caius' freie Hand schnappte sich Axillas und zog sie zum Mund. Hin und wieder drückte er mal ein Küsschen drauf, zwischen den Worten.
    »Meinst du? Aber eigentlich ist es doch so... Und wenn wir das nicht eintragen lassen, ist es auch nicht offiziell. Aber wir könnten natürlich die Lutetia-Variante noch mal überdenken. Wobei das eigentlich zu weit weg ist. Wie wär's stattdessen mit Luca?« Caius schmunzelte Axilla an. Ihm grauste es vor dieser monströsen Hochzeitsangelegenheit. Das war schon bei Seiana so gewesen. Jetzt gab es aber keine Senatoren außer Quarto, die man unbedingt einladen und wegen denen man eine Riesenfeier planen musste. Axilla und er könnten tatsächlich winzig feiern, und keiner würde was dagegen haben. Glaubte Caius.

    Der Kerl, der öffnete, sah aus wie der, den die Christianer ihren Messias nannten. Vicus sah den Mann kurz erschrocken an, dann beeilte er sich, zu nicken.
    »Ja... Vom Palast. Prima, dann hier!« Und er drückte dem ianitor eine Menge Wachstafeln in die Hände.
    »Schönen Tag dann noch, vale!«



    LAPP N Verginius Tricostus IMP CAES AUG ULP Aeliano
    Valeriano s. p. d.


    Ich habe Neues aus Deiner Provinz, Proconsul! Und ist es nicht eine bedeutende Provinz? Vieles ist in dieser Provinz sehr erfreulich! Es finden sich noch immer Purpurschnecken, edles Holz und stolze Maurenkrieger für deine Reiterei.


    Doch da sind wir auch schon bei den negativen Berichten. Die Mauren machen uns sehr zu schaffen. Immer wieder überfallen sie Karawanen und verbreiten Angst und Schrecken. Viele Mauren beugen sich unserer Herrschaft, doch leider gibt es auch immer Banditen.
    ich muss Dir schlimmes berichten. Ich selbst habe mich an die Spitze der Cohors V gesetzt, um die Schurken zu verfolgen und zurück zu den Musalami zu treiben. Mit ihren Reguli muss ich auch verhandeln, was viel Arbeit bedeutet. Alles in allem wäre es schön, wenn du einen Legatus Augusti in meine Provinz schicken könntest. Er könnte sich um die Verhandlungen mit den ganzen Stämmen in und um unsere Provinz übernehmen.


    Auch Caesarea selbst ist ein Krisenherd. Die große jüdische Gemeinde macht immer wieder Ärger. Ich bitte um Befehle wie ich mit diesen Fanatikern umgehen soll. Ich denke, ich komme schon zurecht, aber eigentlich brauche ich ja Dein Einverständnis, um sie hinzurichten. Vielleicht wäre es generell nicht schlecht, wenn Du einen Iuridiculus bestimmst. Ich könnte mir den jungen Ogulnius Verus vorstellen. Er hat mich hier schon besucht und mir geholfen und kennt die Provinz schon.


    Das letzte, kleine Problem hängt damit zusammen, dass Mauretania eine unglaublich große Provinz ist. Von Simittu nach Sala braucht man Wochen und Monate. Du weißt, wie groß Deine Länder hier sind. Dein Procurator rationis privatae lässt daher höflich fragen, ob er vielleicht einen Kollegen bekommen könnte. Ich weiß, dass es nicht üblich ist, zwei Männer in eine Provinz zu schicken. Aber wie gesagt: Mauretania ist groß.


    Das wäre vorerst alles. Bitte gib mir weitere Anweisungen und denk an meine Bitten!


    gez. N Verginius Tricostus



    Legatus Augusti P Veturius Cicurinus Imp Caes L Ulpio Aeliano Valeriano Aug PP s.p.d.


    Ich möchte mich erneut aus meiner Provinz melden, die unerfreulicherweise noch immer nicht zur Ruhe gekommen ist nach jenem ruhmreichen Feldzug Deines vergöttlichten Vaters. Besonders in Armenia müssen wir stetig Hilfen leisten, damit das Königreich nicht erneut unter parthische Herrschaft fällt. Häufig muss ich den König aufsuchen oder ihn empfangen und ich habe mir die Freiheit genommen, ihm Waffen und Ausrüstung zur Verteidigung zu liefern. Dennoch bitte ich dich, mir die Erlaubnis zu geben, ihm zusätzlich eine Vexillatio meiner Legionen unter dem Kommando des Primus Pilus der Legio XI Gallica zur Verfügung zu stellen. Besonders nach der glücklichen Befreiung des Decimus Livianus scheint der Druck Parthias auf das Königreich wieder stärker zu werden. Ich rate daher, ein deutliches Zeichen unserer Loyalität zu Exedares zu setzen.


    Die Legionen haben sich hingegen wieder größtenteils erholt, mit Ausnahme der XII., die noch nicht zu Gefechtsstärke zurückgefunden hat und derzeit nicht einsatzbereit ist. Dies schlägt auch auf die Dekapolis zurück, die noch immer durch die parthische Gefahr verängstigt sind.


    Darüber hinaus bitte ich Dich, wieder einen Praefectus für die Regio Iudaea zu entsenden - die geringe Zahl römischer Bürger bedarf keines Legatus. Da ich im Norden stetig mit den Parthern und Armeniern zu verhandeln habe, ist es mir schwer möglich, mich zugleich mit den Iudaeern, die von Natur aus ein aufmüpfiges Gemüt besitzen, zuzuwenden. Die entspräche der Tradition des göttlichen Nerva und seiner Vorgänger und könnte etwas mehr Ruhe in diese Region bringen.


    Im übrigen normalisieren sich die Steuereinnahmen wieder weitgehend, zumindest entsprechend eines zurückliegenden Krieges. Ebenso gibt es keine besonderen Zwischenfälle in den Civitates, die sich nach hellenischer Sitte weitgehend autonom verwalten.


    Sollte es neue Entwicklungen in meiner Provinz geben, werde ich mich zu Wort melden. Im Übrigen möchte ich noch die Bitte meines Collega Calpurnius Piso bekräftigen, der ebenfalls häufig von Exedares angegangen wird. Er ist ein fähiger Administrator und gibt sich alle Mühe, doch seine volkreiche Provinz kann schon in Friedenszeiten schwerlich von einem Mann allein verwaltet werden und würde er keiner Hilfe bedürfen, wäre er zweifelsohne zu stolz, um Dich zu behelligen.


    gez. P Veturius Cicurinus



    Mein Kaiser!


    Ich trete diesmal erneut mit einer Bitte um Verstärkung an Dich heran. Die Zahl der Klagen innerhalb meiner Provinz wird nicht kleiner und obschon ich stetig von der Hauptstadt einer Regio in die andere reise, ist es mir nicht möglich, die Ersten Anhörungen für sämtliche Streitigkeiten zwischen den Einwohnern meiner Provinz durchzuführen. Wie Du weißt, bin ich aufgrund des ruhmreichen Krieges Deines göttlichen Vaters gezwungen, mit dem König von Armenia, aber auch den Reguli anderer benachbarter Stämme und Völker enge diplomatische Kontakte zu pflegen, die viel Zeit erfordern. Zwar habe ich bereits die Comites als Schiedsrichter in geringfügigen Prozessen zwischen Peregrini eingesetzt, doch verlangt die wachsende Zahl römischer Bürger in meiner Provinz einen senatorischen Richter.


    Aus diesem Grund möchte ich Dich bitten, mir zwei weitere Iuridici zu entsenden, die mich in meinen juristischen Aufgaben entlasten können, sodass ich mich stärker auf die Leitung dieser großen und wichtigen Provinz konzentrieren kann. Ich kann Dir für einen der Posten Rutilius Rufus empfehlen. Er ist ein ehrenwerter Senator Roms aus nobler Familie, der bereits als Tribunus Plebis für die Belange des Volkes gekämpft hat. Darüber hinaus ist er mir persönlich bestens bekannt, sodass ich sicher bin, dass wir reibungslos zusammenarbeiten werden.


    Darüber hinaus bitte ich Dich, mir noch einen weiteren Procurator an die Seite zu geben, um die gewaltigen Steuereinnahmen aus den Regiones Asia und Bithynia et Pontus einzuziehen, sodass sich mein bisheriger Procurator Gavianus auf die übrigen Regiones konzentrieren kann. Obschon sich Gavianus große Mühe gibt und unermüdlich arbeitet, ist es ihm aufgrund der Größe der Provinz nicht möglich, die Abgaben sämtlicher Poleis zu überprüfen, sodass dem Fiscus vermutlich große Summen verloren gehen.


    Ich hoffe also, dass Du zum Wohle Roms Sorge trägst, dass Asia weiterhin über eine schlagkräftige Administration verfügt, um so weit vom Caput Mundi entfernt die Macht der Söhne des Romulus zu verkörpern.


    Mögen alle Götter mit Dir sein!
    gez. LAPP pro Asia, Calpurnius


    »Oh, tatsächlich? Das wusste ich bisher nicht, nein. Serrana habe ich noch nicht kennengelernt. Axilla wollte uns aber bald einander vorstellen.« Caius lächelte.
    »Danke, das freut mich zu hören. Wenn ich dir irgendwann mal behilflich sein kann, sag mir einfach bescheid. Oder komm nach nebenan, wir sitzen ja nicht so weit voneinander entfernt. Ähm... Ich denke, wir werden uns bald wegen der Hochzeit Gedanken machen und dann noch mal auf dich zurückkommen«, sagte Caius und nickte.
    »Ich lass dich dann mal wieder allein, wenn du nichts mehr hast,«, wollte sich Caius verabschieden.

    »Sie ist seine Nichte. Und ich glaube nicht, dass die Lösung der Verlobung mit Seiana das Verhältnis zwischen euren Familien trüben wird«, sagte Caius überzeugt. Er kannte Seiana so gut, dass er das guten Gewissens behaupten konnte. Sie würde ihn bestimmt nicht schlecht machen vor den anderen. Dass Silanus der Klienten von diesem Senator Decimus war, hatte Caius bisher nichts gewusst. Das war schon seltsam, das Gefühl, aber er sagte nichts dazu. Vermutlich würden sie miteinander reden, aber er hatte die Angelegenheit ja geklärt.


    »Ich habe die Auflösung geklärt, ja.« Er sagte nur nicht dazu, dass er das lediglich mit Seiana ausgemacht hatte, aber seiner Meinung nach hätte allenfalls ihr Bruder noch Mitspracherecht gehabt, da Seiana sui iuris war. Gut, bei Axilla war es ja genauso, aber aus dem Theater mit diesem Livianus, das er über Seiana mitbekommen hatte, hatte Caius schließlich was gelernt.

    Caius erklärte nichts weiter, und Silanus fragte auch nicht nach.
    »Sie hat es sicher nur vergessen. Du bist ja auch sehr beschäftigt und sie hatte mit ihrer...Krankheit zu kämpfen«, versuchte Caius zu beschwichtigen. Er wollte nicht, dass Axilla Ärger bekam deswegen. Silanus schien einen Moment nachzudenken und lächelte dann. Caius erwiderte das Lächeln.


    »Vielen Dank, Iunius! Es freut mich sehr.« Wie sehr, das zeigte er mit einem aufrichtigen Lächeln.
    »Wir wollen so schnell wie möglich heiraten und wollten deswegen unsere Verlobung dann direkt auf heute eintragen lassen. Ganz ohne Feier. Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte er dann. Axilla und er hatten zwar nicht über den Hochzeitstermin gesprochen, aber er glaubte, dass es angesichts der Umstände echt in ihrem Interresse lag, schnellstmöglich zu heiraten...

    Caius hatte zwar damit gerechnet, aber irgendwie war er doch überrascht, dass Silanus so überrascht war. Er schob kurz die Augenbrauen zusammen und sah zerknirscht drein, dann entspannte er sich wieder.
    »Nicht mehr, nein«, sagte er erstmal auf die Frage nach der Verlobung. Er hatte sie an diesem Morgen erst austragen lassen, aber das musste er Silanus ja nicht erzählen.
    »Axilla kenne ich noch von mener Zeit in Ägypten. Wir waren damals schon befreundet und wir verstehen uns sehr gut. Und sie hilft mir seit einer Weile mit meinen Betrieben. Öhm... hat sie dir das nicht gesagt?« Gut, Caius wusste ja, dass die beiden irgendwas miteinander hatten, was nicht unbedingt einfach war. Aber dass sie so gar nicht miteinander redeten...


    »Naja. Jedenfalls würde sie mich heiraten, wenn du es erlaubst«, schloss er recht simpel, obwohl Axilla ja eigentlich gar nicht drauf hören musste, was Silanus ihr sagte. Trotzdem war's besser, wenn man sich mit der Familie gut stellte, und deswegen war er ja auch hier.

    Oioi. Wenn der wüsste, wie oft Caius in der letzten Zeit schon hier gewesen war. Caius lächelte und nickte höflich.
    »Danke für das nette Willkommen.« Er reichte Silanus die Hand und umgriff kurz dessen Unterarm zum Römergruß. Caius sah Silanus erstaunt an, als der vom Kaiser sprach.
    »Was? Oh nein, keine Sorge. Ich denke, ihm geht es gut. Bestimmt würde man auch nicht mich schicken, wenn's anders wär«, vermutete Caius und dachte dabei an die Prätorianer. Gut, aber nun raus mit dem Anliegen.
    »Ich bin wegen was anderem hier... Ich wollte dich fragen, ob du etwas dagegen hast, wenn ich Axilla heirate.«
    Wenn Silanus bei ihrem Trinkabend aufgepasst hatte, fiel ihm jetzt sicher ein, dass er da von seiner Verlobung mit Seiana erzählt hatte. Caius war auf die Frage danach vorbereitet.

    Caius war dem ianitor dann hinterher getappt und hatte höflich gewartet. Als der Sklave ihn aufforderte, einzutreten, wuchs seine Nervosität schlagartig ins Unermessliche an. Aber, so sagte er sich, immerhin hatte er bei diesem Gespräch mehr vorzuweisen als bei dem letzten seiner Art, und das beruhigte ihn doch schon etwas. Außerdem war er hier bei seinem Kollegen, einem Gleichgestellten, und nicht bei einem wildfremden Senator.


    Er trat also ein.
    »Salve Iunius!« grüßte er ihn erstmal. Es war inzwischen sicher zwei Wochen her, dass sie abends mit Annaeus Varus einen Trinken gegangen waren und seinen Einstand gefeiert hatten.
    »Ich hoffe doch, ich störe dich nicht?«

    »Dreck am Stecken...« Caius seufzte und rieb sich die Stirn. Erstmal setzte er sich wieder hin, wie ein armer Tropf, mit hängenden Armen. Dann erzählte er.


    »Also, ich hab ihn gefragt, ob er was von ihr will. Von Axilla. Er hat total einen auf blöd gemacht und so getan, als würde er jetzt erst schnallen, dass er nicht mit seiner Alten auf der Fete wär.« Caius zog eine Grimasse.
    »Und dann hab ich ihm den Nachtisch übergekippt. Das fand er nicht so toll. Naja...ich wollte ihn dann einfach stehen lassen, aber er hat mich gepackt und mir gedroht.« Caius senkte die Stimme und sah seine Sandale an.
    »Er hat gesagt, dass ich sie genau jetzt verloren hab. Dass ich ihr Grab geschaufelt hab mit der Aktion. Und dass ich, wenn ich in ihre toten Augen sehe, wissen werde, dass es meine Schuld ist dass sie tot ist.« Caius verstummte und sah Piso an. Es machte ihn wütend, wo er jetzt nochmal drüber sprach. Er knirschte mit den Zähnen und zuckte dnan mit den Schultern.
    »Das hat niemand außer mir gehört. Gemacht hat er nichts. Nur gedroht, das war alles. Feiger Bastard! Wenn er wenigstens reagiert hätte!«

    Zusammen mit Katander, der seit der Aussprache mit Seiana und dem Ende vom Lied ziemlich angesäuert auf Caius zu sprechen war, hatte sich Caius auf den Weg zum Haus der Aurelier gemacht. Es war inzwischen sicher eine Woche vergangen seit der Hochzeit. Caius hatte sich nicht mit Absicht diesen Tag ausgesucht, aber der Senat tagte gerade, und deswegen waren die Senatoren wohl gar nicht zu Hause. Katander klopfte und trat dann in den Hintergrund.


    »Ähm, salve. Ich würde gern mit Tiberia Septima und Senator Aurelius sprechen«, trug er sein Anliegen vor und ließ dabei offen, welchen Senator er eigentlich meinte. Er hätte nämlich im Eifer des Gefechts den Namen wieder verdreht und verwechselt und wollte deswegen nicht den falschen sagen.
    »Ich bin Caius Archias von den Aeliern.« Und steh vermutlich auf der schwarzen Liste der Gäste, dachte er sich.