Beiträge von Caius Aelius Archias

    Caius ließ sie gehen, blieb noch einen Moment stehen und ging dann zu Axilla. Er kniete sich vor sie hin, schob ihre Knie zusammen und legte seine Hände drauf. Und dann platzierte er sein Kinn auf seine Hände und sah zu Axilla hoch, so gut er konnte. Er hatte hochrote Ohren und er bekam nicht gut Luft, aber das war eigentlich nur deswegen so, weil er jetzt endlich wusste, was zu tun war. Endlich! Endlich hatte das Grübeln ein Ende (hoffentlich)!


    »Dummerchen«, tadelte er Axilla, während sich auf seiner Wange ihre Rechte allmählich abzeichnete.
    »Das versuch ich dir die ganze Zeit zu sagen, schon seit vorhin. Aber du musstest ja unbedingt von diesem Germane anfangen...den du dann übrigens nicht mehr so anschauen dürftest! Seiana und ich haben den Streit des Jahrhunderts gehabt. Sie weiß das von uns, und ich kenn sie gut genug um zu wissen, dass sie mich unter Garantie nicht zurück haben will, so wie die Dinge jetzt liegen. Soooo sicher war sich Caius da nicht, denn eigentlich war Seiana auch sehr darauf bedacht, was andere von ihr hielten. Aber er behauptete das trotzdem. Auch, um sich selbst einzureden, wie leicht alles von jetzt an sein würde.


    »Das was ich dir damalsin Alexandrien gesagt hab, nachdem es das erste Mal...passiert ist. Das stimmt nicht mehr.« Caius runzelte die Stirn und setzte sich jetzt neben Axilla.
    »Ich fühl mich bei dir gut. Irgendwie ist alles einfacher dann. Das ist anders als bei Seiana. Bei Seiana war das nie so....« Caius suchte nach einem Wort.
    »So...tief. Nie so leicht. Weißt du was ich meine? Und ich werde Papa! Bona Dea, bei dem was du durchgemacht hast! Und trotzdem ist es so. Die Götter müssen einen Plan haben. Und Caius mochte es, wenn ein Plan funktionierte.
    »Ich werd das alles klären. Aber... Also... Wie ist es mit dir?« fragte er Axilla und sah sie abwartend an.

    Axilla bestätigte und Caius machte einen Seufzer. Und dann brach sich das breiteste Grinsen in der Geschichte der aelischen Grinser Bahn.
    »Bona Dea! Was machst du denn für ein Gesicht! Ich werde ein Papa!« Caius hob die vermutlich total überraschte Axilla hoch, drehte sich euphorisch einmal mit ihr im Kreis (wobei er auf irgendwas aus der Klimbimlawine trat und etwas mit einem Kracken zerbrach) und stellte sie dann wieder hin.


    »Nein, lass ich nicht«, strahlte er sie an.
    »Wenn's nach mir ginge, nie wieder. Ich kann doch meine zukünftige Frau mit ihrem Babybauch nicht einfach so loslassen! Sofern sie mich auch will, heißt das. Denn wenn sie einen anderen will, muss ich sie loslassen.« Caius strahlte und wurde dann schlagartig wieder ernst. Er dachte an die Drohung, die gleich viel mehr Gewicht hatte als eben noch. Und daran, was er machen würde, wenn Axilla nein sagte.

    Zack, da drehte sich Axilla um. Und Peng, da hatte sie ihm eine geschossen. Caius war vollkommen perplex. Warum haute sie ihm denn eine runter? Er musste an Seiana denken, die hatte wenigstens recht gehabt damit. Aber Axilla? Verdattert blinzelte er sie an und ließ auch die Schimpfe klaglos über sich ergehen. Er war eh viel zu baff, um sofort was zu erwidern. Und Axilla weinte schon wieder. Caius verstand sie nicht. Er fragte aber auch nicht nach. Außerdem redete sie ja eh schon gleich weiter.


    Piso hatte sie abgefüllt und gefügig gemacht? Auf Caius' Stirn entstand eine verdammt steile Falte. Aber er sagte wieder nichts. Er hatte auch gar keine Gelegenheit dazu, denn Axilla redete einfach weiter und schien nicht mal Luft zu holen. Caius hingegen holte Luft. Tief. Verdammt tief. So tief, dass ihm schwindelig wurde. Anerkennen, unterschieben... Caius starrte Axilla betroffen an. Wo er sonst keine Ahnung gehabt hätte, kannte er sich auf diesem Gebiet aus. Keine Blutung bedeutete ein Kind (und keine Sauerei für eine Weile). Und das war es, worüber er gerade ziemlich angestrengt nachdachte. Gut, dass ihm dabei weitestgehend entging, dass Axilla Vala schon wieder verteidigte.


    Der Umschwang der Tonlage in ihrer Stimme und ihre Worte ließen ihn dann aber wieder etwas auftauchen. Caius sah Axilla bittend an, als sie an ihm vorbei stürmte und ihre palla holen wollte. Er griff sie am Handgelenk, das er als einziges relativ schnell zu fassen bekam.
    »Nix da, warte mal«, forderte er sie auf und zog sie zu sich ran.
    »Dann... dann ist es meins? Also, unseres?« wollte er einfach nur wissen, und seine Stimme drückte eine kaum verborgene Freude aus. Zu den anderen Dingen sagte er....nix. Erstmal.

    »Weiß nicht«, bemerkte Caius und zuckte die Schultern. Irgendwie fand er ihre Formulierung nicht so toll, ohne dass er hätte benennen können, was daran....oder doch. Er sah Axilla immer noch als seine beste Freundin an, aber eben nicht mehr nur noch als das. Ganz offensichtlich ging ihr das anders.
    »Ich dachte... Ich meine...« Caius überlegte. Jetzt ergab es einen Sinn, dass sie den Duccius so angehimmelt hatte.
    »Hm. Schon gut.« Er ließ die Schultern sinken und begann wieder mit seiner Wanderung.


    Axilla wurde zusehends kleiner. Caius bemerkte das, aber er führte das auf einen anderen Grund zurück. Sie fühlte sich wohl unwohl bei ihm. Und eben hatte sie ja noch ablenken wollen, indem sie einfach die Arbeit angesprochen hatte statt sich mit ihm zu unterhalten. Caius sah auf die Klimbimlawine hinunter und bückte sich, um ene eingeknickte Feder aufzuheben. Er drehte sie gedankenverloren hin und her und stand dabei seitlich zu Axilla, die gerade aufbrechen wollte.


    »Wie kannst du dir denn da so sicher sein, Axilla«, sagte er zu der Feder.
    »Ich mein... ich hab Piso nicht gefragt, aber es war ziemlich deutlich. Wenn es meins wär... Aber das ist bestimmt keine Option für dich. Auch wenn du mich lieb und witzig und einfühsam findest«, zitierte er sie und ließ die Feder dann fallen, um sich zu Axilla zu drehen.
    »Ich wünsch dir jedenfalls, dass du mit deinem Duccius glücklich wirst. Ich hoff, du lädst mich wenigstens auf deine Hochzeit ein, wenn du schon nicht zu meiner kommen kannst.« Weil es ohne sie dann keine geben würde. Caius hob einen Mundwinkel und lächelte schräg.

    »Hmpf.« Caius hatte keine Ahnung, was man Patriziern so schenkte. Mit irgendwelchen stinklangweiligen Abschriften aus Alexandrien konnte er nicht dienen. Vielleicht fiel ihm noch was ein. Begeistert wirkte er jedenfalls nicht gerade.


    »Na wie denn sonst. Du hast ihn angehimmelt als wäre er der Caesar höchstpersönlich«, murmelte Caius weiter und sah dann erschrocken aus. Hatte er das mit der Drohung wirklich laut gesagt? Er kaute kurz auf der Unterlippe.
    »Ach, vergiss das wieder. War nicht so wichtig«, schmetterte er ihre Frage leise ab und zuckte seufzend mit den Schultern. Hoffentlich ging sie nicht weiter darauf ein. Er wollte ihr nicht erzählen, mit was Vala gedroht hatte. Besser war das, sonst lebte Axilla nur noch in Angst. Auch wenn Caius gern glauben wollte, dass Vala dieser Worte im Zorn gesagt hatte, so distanzert und ruhig wie der Germane das gesagt hatte, konnte er das nicht einfach so außer acht lassen. Nur was hätte er schon dagegen tun sollen?


    Caius zuckte wieder mit den Schultern.
    »Weiß nicht. Weil du nett sein möchtest vielleicht.« Er runzelte nachdenklich die Stirn und wollte schon weiterreden, aber Axillas Thema war einfach interessanter. Caius starrte sie an. Er müsste tot sein? War es das nicht? Er bekam eine Gänsehaut und machte dann ein besorgtes Gesicht. Und er bekam den Gedanken an Piso einfach nicht weg. Caius barg sein Gesicht kurz in den Händen und rieb sich dann die Augen. Er musste aufstehen und herumlaufen, deswegen machte er das nun auch.
    »Oh schande, oh schande... Axilla, was machen wir denn jetzt? Und du bist dir ganz sicher? Ich mein... warum musstest du auch mit ihm... Ich dachte, ich wäre der einzige, der sonst noch... Oh Mann. Was tun wir nur? Wenn es meins wär....« Caius fuhr sich durch die Haare, blieb dann vor Axilla stehen und sah sie an.
    »Du bist dir nicht sicher, oder? Ob er... oder ich...« Er sah sie mit einem herzerweichenden Dackelblick an und wartete.

    Nen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte er ganz sicher. Caius runzelte besorgt die Stirn und seufzte.
    »Wenn's nur um mich ginge, wär's mir ja egal. Aber ich will nicht, dass das schlecht auf Quarto fällt. Oder auf dich oder Seiana«, antwortete Caius ihr und zuckte mit einer Schulter.
    »Nur wie stell ich das an? Ich mein... Man geht ja nach so ner Aktion nicht einfach hin und sagt He, tut mir leid, aber der Kerl hat meine Freundin angebaggert. Ich hab eigentlich gar keine Lust, dass rauskommt, was da gewesen ist. Das geht die nichts an.« Fand er. Vielleicht konnte Axilla ihm da auch etwas raten.


    »Pah!« Caius verschränkte die Arme vor der Brust, als Axilla wieder von Vala anfing. Er beäugte sie misstrauisch von der Seite.
    »Ja, das denk ich mir. So wie du ihn angesehen hast. Was ist denn so Interessantes an dem?« Er klang abweisend und eifersüchtig, und das merkte Axilla ganz bestimmt auch.
    »Ich muss ihn ja nicht mögen. Reicht ja schon, wenn du ihn anstarrst, als wär er ein gekochtes Brathühnchen.« Er seufzte tief und versuchte, den grolligen Ausdruck von seinem Gesicht zu bekommen. Ein bisschen besser wurde es zwar, aber Caius sah immer noch hochgradig verstimmt aus.
    »Den, wo der ja sooo ehrenhaft ist mit seinen beschissenen Drohungen.«


    »Ach komm. Ich wollte sie doch nicht nur wegen der Familienbeande heiraten. Ich war halt irgendwie verliebt am Anfang...« Er zuckte mit den Schultern und sah jetzt wieder ruhiger aus. Axilla schmeichelte ihm ja auch ganz schön, und das verfehlte seine Wirkung nicht.
    »Meinst du das ernst? Also, nicht das mit Seiana, sondern dass du findest dass ich so bin?« fragte er nach.


    Caius war jetzt wieder besser gelaunt, und den Duccius hatte er fast vergessen, was auch gut war. Langsam sickerten Axillas Worte zu ihm durch. Langsamer erinnerte er sich an das Gespräch mit Piso. Und am allerlangsamsten kam er hinter die Bedeutung von dem, was Axilla sagte. Caius riss die Augen auf und starrte Axilla alarmiert an.
    »Wiewas! Babybauch! Aber...« Ihm wurde kalt und heiß. Piso, der verdammte Schweinehund!

    Interessant. War das so? Hatte er sich Gedanken gemacht? Caius sah Piso zweifelnd an, sagte aber nichts. Er war verdutzt. Ja, hatte er!


    »Öhm«, machte er verwundert und blinzelte. Mehr Zeit für eine Reaktion blieb Caius allerdings nicht, denn Piso reagierte absolut unerwartet, was Caius erstmal verdammt überrascht dasitzen ließ. Er verfolgte die Reaktion seines Freundes, wie dieser aufsprang, wie er sich den Kopf an der Liege stieß und dabei vor und zurück wippte, und hörte, wie er heiser aufschrie. Wär ja alles ganz witzig gewesen. Wenn nicht Caius diese Reaktion blitzgescheit mit Pisos vorherigem Erklärungsversuch in Verbindung gebracht hätte. Skeptisch musterte er seinen Freund. Er wollte nicht daran denken, dass er... Und er selber.. Quasi zeitgleich... Ach du schande, heulte der nu etwa?


    »Wieso sollte ich dir das bitte früher sagen?« Obwohl, sicher wäre dann Pisos Rat anders ausgefallen...oder nicht? Caius klammerte sich an den letzten Strohhalm.
    »Eigentlich geht es dich doch gar nichts an. Ich meine, du hast doch nicht.......«
    Caius stockte der Atem. Er war fassungslos. Und er konnte es nicht aussprechen.


    »Bona Dea«, flüsterte Caius schockiert und stand jetzt selber auch auf. Er ging zu einer nahe stehenden Säule und legte die Stirn an das kühle Marmor.
    »Du verarscht mich doch«, stellte er trocken fest.
    »Den Göttern sei Dank ist es jetzt weg.«

    Zitat

    Original von Lucius Iunius Silanus
    "Ja, sehr gut!"


    Silanus nickte erfreut. Bisher hatte er kaum privaten Kontakt zu seinen Kollegen und daher war diese Einladung eine willkommene Abwechslung.


    »In Ordnung... Ich werd dann auf dich zukommen. Frohes Schaffen dann noch und bis später«, verabschiedete sich Caius, nickte noch mal freundlich und schloss die Tür dann wieder von außen.


    Sim-Off:

    Vermutlich dauert das noch ne halbe Ewigkeit, weil Varus extrem inaktiv scheint.

    »Gut. Ich werde mich darum kümmern und die letzten zwölf Monate nachsehen«, versprach Caius und nickte.
    »Ich würde dir die Abschriften dann nach Hause bringen lassen, sofern es dir am Ende dieser, Anfang nächster Woche reicht. Schneller das Archiv durchzusehen, ist glaube extrem unrealistisch, zumal ein Haufen Dokumente noch nicht mal archiviert wurden. Darf ich fragen, worum es dir dabei eigentlich geht?« Caius blinzelte den Senator an und wartete.

    Caius kippte den halben Wein direkt runter und seufzte, aber nicht weil der Wein gut war, sondern weil er ein Problem hatte, das eben nicht so leicht zu lösen war. Wenn er auch den Gedanken auch nur ganz knurz zulassen würde, dass Piso und Axilla... Uh nein. Er dachte schnell an was anderes. Die Bücher. Jawoll.


    »Ja. Scheißekalt letztens«, pflichtete er Piso unbeholfen bei und zuckte mit den Schultern. Auf der Suche nach einem Gesprächsthema überlegte er echt fieberhaft, mit was er Piso mal beschäftigend konnte. Dem schien es nicht anders zu gehen. Und eigentlich wollte Caius ja auch wissen, was ihm sein bester Freund riet in Bezug auf den Schlamassel, in dem er steckte. Er lächelte also nur matt, als Piso das Wetter ansprach, und zog dann wieder eine traurige Grimasse.


    »Will ich? Ich weiß nicht, ob ich will, das ist doch das Problem, verdammt!« Hatte Piso nicht zugehört? Caius schnaubte ratlos.
    »Jajaja, ich weiß ja, ich weiß. Aber sollte einem nicht egal sein, was andere denken? Immerhin bin ich das doch, der heiratet. Vielleicht verstehst du das auch nicht. Du bist ja ein Patrizier, bei euch wird doch eh alles arrangiert. Ich meine... Seiana ist alles, was du gesagt hast. Und ich hab sie auch sehr gerne, wirklich. Aber das Flattern vom Anfang ist einfach weg. Und bei Axilla war es nie da, das war was anderes, von Anfang an. Verstehst du? Ich meine... Ich glaub auch nicht, dass sie mich jetzt noch will. Zumndest hat sie sich so angehört. Sie war echt sehr sauer. Wegen der Sache bei den Aureliern. Und weil ich ihr das mit Axilla erzählt habe. Gut, das mit der Ab..*hust*, äh...« Caius blinzelte erschrocken und sah sich um. Kein Sklave in Sicht. Er beugte sich zu Piso.
    »Also, Pi, du bist mein bester Freund... Aber wenn du irgendwem auch nur eine Andeutung darüber machst, dann bring ich dich echt eigenhändig um. Kapiert? Axilla war schwanger. Sie hat es wegmachen lassen.« Was Piso natürlich nicht ahnte, war, von wem das Kind stammte und wann Axilla es empfangen hatte. Und dass es noch da war. Aber das wussten sie zu diesem Zeitpunkt alle drei noch nicht.

    Caius war es total egal, was jeder dachte. Für ihn war wichtig, was er selber dachte. Als sie wieder sebst sicher stand, beschloss er, sich hinzusetzen. Er warf einen Blick zum Bett und zog Axilla dann zur Kante, um sich draufzusetzen. Sie hatte also mit dem Aurelier geredet? Caius seufzte.


    »Ich hab ein schlechtes Gewissen. Meinst du, ich sollte mich entschuldigen? Bei den Aureliern, nicht bei diesem Germane«, fügte er erlärend hinzu. Während Axilla also über Seiana nachgrübelte, stieg Caius' Puls schon wieder an, als er an den Eindruck dachte, den er bei der Hochzeit hinterlassen hatte, und als er an Vala dachte. Vielleicht sollte er einen Leibwächter für Axilla beauftragen? Nein, das konnte er nicht machen. Erstmal musste er alles regeln und dann weitersehen. Axilla sprach weiter und Caius sah sie angesäuert an.


    »Er sieht gut aus?« Er schnaubte. Eigentlich unterschieden sich Caius und der Germane doch sehr voneinander. Und hatte sie nicht gesagt, dass sie ihn selber auch gutaussehend fand? Wo flunkerte sie nun also? Vermutlich bei ihm selbst. Sonst wäre sie doch nicht mit Vala dort aufgekreuzt, oder?
    »Was hat er denn bisher geleistet? Der ist ein Schreiber, sonst nichts«, nörgelte er.
    »Ich kenn die Duccier nicht. Nur ihn. Und er macht nicht einen ehrenhaften Eindruck auf mich.« Schon gar nicht nach der Drohung da, aber das wollte er Axilla besser nicht erzählen. Sicher hatte sie dann Angst. Obwohl... Er würde sie beschützen, so gut es ging. Und wenn er ihr erzählte, mit was Vala gedroht hatte, sah sie ihn vielleicht auch in anderem Licht...


    Caius überlegte noch angestrengt und mit Stirnfalte, als Axilla weitersprach und ihn ablenkte. Er machte ein ratloses Gesicht.
    »Meinst du?« fragte er zweifelnd. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich glaub nicht. Aber ich werd es auch nicht versuchen, Axilla. Das mit Seiana... Sie ist einfach zu perfekt, zumindest für jemanden wie mich. Ich hab sie gar nicht verdient. Und ich glaube auch, dass sie nicht glücklich wäre mit mir. Und ich wohl auch nicht.« Caius wandte Axilla den Kopf zu und begann zu sprechen, als Axilla auch anfing.
    »Ich werde... Du zuerst«, sagte er und ließ sie reden.


    Als sie von Crios redete, klingelte etwas in Caius. Trotzdem brauchte er eine Weile, bis ihm der milchgesichtige Arzt einfiel. Der Sinn ihrer Worte ging weitestgehend an ihm vorüber, weil er sich schon wieder aufregte.
    »Was! War der etwa schon wieder bei dir«, knurrte er leise. Dann blinzelte er irritiert.
    »Aufs Land? Wieso das? Gefällt dir Rom nicht mehr?« Dass er etwas hatte sagen wollen, war kurz vergessen.

    Sie wurde ein bisschen schwerer, aber Caius war ja kein Balsaholz, das einfach umknickte. Er hielt sie fest und stützte sie, auch wenn er keine Ahnung hatte, warum sie plötzlich schwächelte. Und sie weinte. Caius stand da und fühlte sich irgendwie elend. Er versuchte, nicht so viel darüber nachzudenken, in welche Situation er sie alle verfrachtet hatte.


    Als Axilla dann plötzlich erstarrte und ihn ansah, grinste er schief und ein bisschen wehmütig, und in der nächsten Sekunde war er es, der sie anstarrte. Axilla klickte zusammen und Caius hielt sie wieder fest.
    »Na was ist denn das heute mit dir, bist ja schlimmer als ein Kartenhaus« scholt er sie tadelnd und grinste danach. Und dann sah er sie prüfend an und brach in schallendes Gelächter aus. Es schnüttelte Caius, und Axilla wackelte natürlich mit, weil er sie ja fest hielt. Ihr Geflüster ging dabei fast unter, aber er hörte es nocht und ließ das Lachen in einem Seufzen ausgehen. Irgendwie war das total unangebracht, aber es war einfach so über ihn gekommen. Und Caius war irgendwie dankbar, dass er zumindest kurz ein körperlich gutes Gefühl hatte, auch wenn das irgendwie hysterisch wirkte. Ein bisschen zumindest. Er seufzte noch mal und war dann wieder ganz ernst.


    »Ich weiß. Die Hochzeit. Ich hab noch keine Ahnung, Axilla.« Er zog die Augenbrauen zusammen.
    »Aber du hast nichts kaputt gemacht. Es ist eben so wie es ist. Besser so als später. Findest du nicht? Und Unglück bringst du schon mal gar nicht. Wie kommst du auf so einen Käse?« Er schüttelte bestimmt den Kopf. Und beugte sich dann zu Axilla hin, um sie vorsichtig zu küssen.


    »Naja, ich...« begann Caius dann nach einem Moment und runzelte angestrengt die Stirn.
    »Ich weiß ja nicht, was du darüber denkst. Aber ich denke nicht, dass Seiana und ich heiraten werden. Nicht, nachdem ich sie und uns alle so dermaßen lächerlich gemacht hab. Wusstest du, dass dieser Aurelius ihr Patron ist?« Caius zog eine Grimasse und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.
    »Ich weiß nur nicht, warum du mit diesem germanischen Luftikus da aufgetaucht bist.« Er sah Axilla wieder forschend an.
    »Verrätst du's mir?«

    Mit Deckeln hatte Caius schon genug herumhantiert, damit kannte er sich bestens aus inzwischen. Besonders mit Deckeln, die erst auf einen Topf zu passen schienen und dann doch klapperten. Caius seufzte wieder. Er achtete auch gar nicht so genau auf Piso und seine Miene, er hatte ja auch genug mit sich selber zu tun. Und mit dem Wein. Der war übrigens schneller alle als der Sklave gucken konnte, und jetzt achtete Caius auch auf Piso, der Axillas Namen einige Male wiederholte und sich dabei irgendwie seltsam verhielt. Wieso war das scheiße? Verwirrt betrachtete Caius Piso.


    »In Alexandrien hat das angefangen. Ich wollte mich eigentlich nur von ihr verabschieden, das war ganz harmlos. Und dann...« Caius zuckte mit den Schultern, knautschte seinen Becher ins Oval und stellte ihn dann auf den Tisch, bevor er ihn kaputt machen konnte.
    »Dann ist sie ja nach Rom gekommen. Da hat sich das dann irgendwie...ergeben, weißt du.«


    Caius sah Piso bedröppelt an und seufzte tief. Wieder mal.
    »Das geht schon eine ganze Weile. Sicher drei Monate. Vielleicht vier. Das macht das alles so schwierig...« Piso wirkte irgendwie nervös, aber Caius bemerkte das nur am Rande. Er runzelte die Stirn und fragte sich, was Piso denn verheimlichen wollte. Und dann sprach er eine Entjungferung an und Caius erstarrte und wurde schlagartig kreidebleich. Sie sprachen von Axilla. Und er wollte sich nicht vorstellen, was Piso sagen wollte. Caius starrte ihn an.
    »Wie?« krächzte er.
    »Nein. Will ich nicht. Sag einfach gar nichts.« Caius schüttelte mechanisch den Kopf.
    »Äh, also, das Angebot mit den Aureliern. Das würd ich gern annehmen. Was willst du machen? Du willst Bücher verbrennen? Klingt super. Ich geb dir auch ein paar von mir mit. Vollkommen unnütz, so Bücher. Was machst du dann damit, wenn du sie verbrannt hast? Schenkst du sie den Aureliern? He, hehe, he, he. Hm. Hmpf.« Caius' Stimme klang wie abgespult. Es war eine sinnlose Aneinanderreihung von Sätzen, um nicht auszuflippen. Er hatte Piso doch gerade erzählt, was er mit dem Duccier gemacht hatte, und der hatte nichts weiter verbrochen als mit Axilla auf einer Feier aufzutauchen. Und wenn Piso jetzt... Nä! Caius hatte keine Ahnung, was er machen würde, wenn der DAS jetzt sagte. Aber es würde wohl mehr weh tun als eine Schale Brei.
    »Sag nichts. Sag einfach nichts«, spulte er weiter ab, und die Linke griff nach dem Becher, den er dem Sklaven ungeduldig wedelnd hinhielt

    Caius ging es schlecht, aber Axilla schien es jetzt noch schlechter zu gehen. Er sah sie aufmerksam an, verstand aber die Reaktion nicht wirklich. Sie wollte nicht, das was passierte? Das mit ihm und ihr? Caius sah sie einfach nur verständnislos an, und dann wischte Axilla eine Träne weg und Caius' schlechtes Gewissen reichte für dreimal ums Römische Reich. Bedröppelt sah er zu ihr hoch. Ihr schien schlecht zu sein. Kein Wunder, schlecht war ihm auch. Caius stand auf. Nach zwei Schritten war er bei Axilla, und als er sie diesmal umarmte, war es fest und warm und nicht so, als sei sie eine heiße Kartoffel. Ihre Worte hörte er kaum noch. Irgendwer war zu klein für eine Landpartie, aber er fragte sich nur kurz, was das für einen Sinn machte, jetzt davon zu reden.


    »Bitte nicht weinen«, sagte er zu Axilla und hielt sie an sich gedrückt. In diesem Moment wusste er es irgendwie. Es war eigentlich ganz einfach, und jetzt wo er es wusste, machte auch alles irgendwie Sinn. Trotzdem war es ein komisches Gefühl. So als hätte sich ein Knoten in Luft aufgelöst. Verdutzt blinzelte er seinen Schreibtisch an und hatte Axilla immer noch nicht losgelassen.


    »Du kannst nicht weggehen. Du musst hierbleiben.« Caius legte seine Wange an Axillas Kopf, fasziniert von der Klarheit seiner Gedanken. Sogar die Bauchschmerzen waren weg.
    »Ich muss dir auch was sagen.« Er holte Luft und schob Axilla soweit zurück, dass sie ihn anschauen konnte, wenn sie wollte. Caius jedenfalls sah sie jetzt an, und das, was er ihr zu sagen hatte, klang kitschig, war ihm aber ernst und erschien ihm notwendig.


    »Ich glaube nicht, dass Seiana mich noch will, weißt du. Ich hoffe, dass sie mir irgendwann verzeihen kann. Aber ich weiß jetzt, was ich will, und das ist nicht Seiana. Sondern du.«

    Axilla wich seinem Blick irgendwann auf und starrte auf den Boden. Caius sah sie weiterhin an. Auch als sie vorschlug zu gehen, was runzelige Stirnrunzeln auf Caius' Stirn entstehen ließ. Verwirrt sah er sie an. Sie wollte nicht, dass er litt? Caius überlegte. Litt er denn? Er hatte ein schlechtes Gewissen, das einmal um das ganze Römische Imperium reichte und vielleicht noch mal den halben Weg zurück noch dazu. Er fühlte sich schlecht, weil er Seiana quasi betrogen hatte, aus ihrer Sicht, und weil er sie hintergangen hatte, und er fühlte sich mieserabel, weil Axilla seinetwegen ein Kind abgetrieben hatte und Probleme wegen seiner Aktion bei den Aureliern bekommen würde.


    Caius fuhr sich durch die Haare, wandte sich nach links und ließ sich sitzend aufs Bett fallen. Arme und Beine ließ er hängen als er Axilla ansah.
    »Es ist wegen ihr, aber nicht nur. Und du gehst nirgendwo hin«, fasste er kategorisch zusammen.
    »Ich hab mir selbst eingeredet, dass ich zufrieden bin, verstehst du? Ich hab eine prima Verlobte gehabt, eine gute Arbeit und tolle Freunde. Aber irgendwas hat nicht gestimmt, und ich weiß jetzt glaube, was das ist. Das bist du. Du bist total falsch, am falschen Platz.« Caius holte tief Luft.


    »Seiana weiß es. Das mit uns. Ich hab es ihr erzählt. Wir haben uns nach dieser Hochzeitsfeier gestritten. Wegen Vala und wegen dir auch. Ich hab einfach nicht nachgedacht und dann war es zu spät. Ich hab das nicht gemacht, weil ich ihn nicht mag oder so. Sondern wegen dir.«

    Eine Denu...was? Caius sah Piso nur verständnislos an. Er musste wohl eine Art Anzeige meinen. Piso fing einen zweifelnden Blick.
    »Das lass ich besser«, bemerkte er.


    Daraufhin tat Piso seine Überlegungen dazu kund. Caius ging es allein deswegen schon ein bisschen besser. Piso war eben ein echter Freund und Caius war froh, dass er ihn hatte. Er seufzte, als Piso bei dem Aurelier angelangt war und sich dann über ihn ausließ. Er hatte keine Ahnung, welcher jetzt wer war, und Seianas Patron hatte er auch nur von weitem kurz gesehen. Zu einer Vorstellung war es gar nicht mehr gekommen. Pisos Angebot tat Caius erstmal nur mit einem entmutigten Schulterzucken ab. Das war ein klarer Fall für Falerner. Und zwar für richtig guten. Er sehnte sich den aelianischen Weinkeller herbei. Da hatte er noch den ein oder anderen guten Tropfen liegen.


    Als Piso Axillas Namen erwähnte, sah Caius überrascht auf. Hatte Piso so gut aufgepasst oder war die ganze Sache etwa wirklich so offensichtlich gewesen? Nur wegen der Pompeierfeier... Aber es half nichts. Caius klatschte sich eine Hand ins Gesicht und seufzte tief.
    »Ja, Axilla. Und ein Duccier. Duccius Vala. Mit dem war sie auf dieser bescheuerten Hochzeit, und der hat die Grütze abgekriegt«, stöhnte Caius.

    Caius hob einen Mundwinkel und brachte damit ein schräges Lächeln zustande, das aber nur den Mund umspielte, sonst nichts. Er sah Axilla ein wenig gequält an. Und er dachte an den Duccier, der ihm geweissagt hatte, dass er irgendwann für Axillas Tod verantwortlich sein würde. Unter anderen Umständen hätte er sich gefreut, dass sie wenigstens seine Schranklawine schon mal überlebt hatte. So aber verschwand das halbe Grinsen gleich wieder.


    Axilla wollte herumalbern. Caius ja eigentlich auch. Alles war ihm lieb, um den Stein zu vergessen, der ihm schwer im Bauch lag und Magenschmerzen verursachte. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und zog ihn auf. Er dachte an alles, nur nicht daran, sie aus dem Chaos zu ziehen. Und sie nannte ihn wieder ihren Titan, was Caius schmerzlich in Erinnerung brachte, wann sie das zum letzten mal gesagt hatte. Caius holte tief Luft, umfing Axilas Taille und hob sie hoch. Hastig setzte er sie wieder ab und machte einen Schritt rückwärts. Das war zwar albern, verhinderte aber, dass er seine Hände am Ende ganz dort ließ. Er hielt es nur zwei Augenblicke so aus, dann ließ er die Schultern sacken und sah Axilla gemartert an.


    »Das geht so nicht«, murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr.
    »Das ist doch Mist so.«

    »Mhm«, machte Caius nur. Gut, hatte er halt nen warmen Hintern. So lang wie er heute schon auf dem Stuhl gesesse hatte, war das wohl kein Wunder, dass der angenehm warm war. Caius bekam nicht so richtig mit, dass Axilla sich die Zähne an der Rechnung ausbiss. Er betrachtete gedankenverloren ihr Haar, den geraden Rücken, die Beine, die Füße und seufzte. Gaius sollte also Gallina nehmen. Das hatte Piso zumindest gesagt. Caius dachte an Seiana.


    Eine niedergehende Schüttung aus dem Schrank verursachte verschiedene Geräusche, die Caius dann dazu brachten, seine Aufmerksamkeit wieder auf Axilla zu lenken, die inmitten der Flut stand. Da gab es natürlich die Muscheln, die als letztes da reingequetscht worden waren, dann eine kleine Spieluhr, deren Deckel beim Purzeln aufgegangen war. Das gewünschte Rechenbrett war dabei, und eine Hand voll alter Griffel, ein ramponiertes Glasauge, ein gebrauchtes Käsemesser und zwei alte Gürtel und noch einiges anderes.
    »Feste gedrückt«, sagte Caius nur und stand auf, um langsam zu Axilla zu schlurfen. Am Rand des Chaos blieb er stehen, machte aber keine Anstalten, sie tatsächlich hochzuheben. Er stand nur da und sah sie ernst an.