Beiträge von Caius Aelius Archias

    »Gehst du«, war die kurze, aber mit einem Grinsen verbundene Antwort CaiusÄ Auf Valas Frage hin. Seiana und er schienen sich ganz gut zu verstehen. Caius klinkte sich deswegen erstmal ein wenig aus und hörte nur zu, wie sie über Seianas Patron sprachen.


    Als es dann aber an die Wagenrennen ging, mischte Caius sich doch wieder ein.
    »Na aber sicher! Wenn es hier Rennen gibt, dann sind wir Blauen ganz vorn mit dabei!« sagte er enthusiastisch und dachte dabei nicht an den letzten Endlauf, wo es nur blamable Plätze zu belegen gegeben hatte. Aber der Vorlauf war dafür spitze gewesen!
    »Mit Theaterspielen hab ich's nicht so«, fuhr er dann fort.
    »Aber Seiana schaut sich gern sowas an.« Wobei er nicht mal wusste, ob das so auch stimmte. Aber sie las gern, und wer gern las, der mochte bestimmt auch Theater.


    »Vespa, nun erzähl doch mal, was ist denn so bei euch beiden passiert während ich in Alexandrien war?« wandte er sich dann an die Gastgeberin.
    »Mmh, und diese Frikadellen sind wirklich köstlich.«

    Den halben Esquilin war Vitorius Vicus hochgelaufen. Jetzt stand er keuchend vor dem Haus der Annaeer und versuchte, erstmal wieder zu Atem zu kommen, ehe er klopfte. Dann pochte er gegen die Tür.
    »Sal...ve!« keuchte er und hob einen Zeigefinger, während er nach Luft rang, als sei er den ganzen Berg hoch gerannt. Was er genau genommen auch gemacht hatte.
    »Ich hab hier...nen paar...puh... Abschriften für...den Senator Mo...destus!«

    »Ach, davon hab ich gehört«, sagte Caius, der tatsächlich sowas mal mitbekommen hat. Er nickte wissend, dabei wusste er im Grunde nur ganz grob, worum es ging.
    »Ich bin gespannt, was dabei rauskommt.« Eigentlich fand Caius das Thema ja eher uninteressanter, weil es eben die weiter entfernten Provinzen betraf und damit ihn selber nicht so wirklich. Aber es wäre wohl nicht so schlecht, wenn er sich wirklich mal für solche Sachen interessierte. Also beschloss er, das Thema einfach zu verfolgen. Immerhin hatte sein erster Auftrag im Palast damit zu tun.
    »Gut, dann kümmere ich mich schnellstmöglich darum. Ähm... Kann ich denn sonst noch was für dich tun, Senator Annaeus?« fragte er nach.

    Es war nach dem Gespräch mit Seiana, an das Caius besser gar nicht mehr dachte. Ja, das war wirklich besser. Er dachte einfach an einen wunderschönen Frühlingsmorgen und sonst an nichts weiter. Er verbannte einfach alle Gedanken an die zurückliegenden Stunden bis zum Aufstehen und Frühstücken.


    Also klopfte er mit dem krampfhaften Gedanken an ein tolles italienisches Frühstück an der Pforte der domus Iuniana an und wartete auf den ianitor.
    »Salve. Heute keine Blumen, und ich möchte bitte zu Iunius Silanus«, begrüßte er den Sklaven, als ihm aufgemacht worden war.

    »Uhmmmmh....« machte Caius nur. Zwei Wochen! Eine! Wie gemein... Erwollte eine Grimasse ziehen, aber da küsste sie ihn schon wieder und er vergaß, was er eben machen wollte. Dieses Kratzen war gefährlich gut, und Caius wünschte sich, sie würde das auf seinem Rücken tun. Er hatte Schwierigkeiten damit, klar zu denken in diesem Moment. Erst als Axilla plötzlich eine Etage tiefer hockte, stemmte er sich noch mal halb hoch und sah sie fragend an. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war unmissverständlis. Caius seufzte leise und ließ sie einfach machen. Er dachte an ihr letztes Treffen. Da war sie auch kurz davor gewesen... Kurz ging ihm noch der Wunsch durch den Kopf, dass sie nicht dachte, er würde sie nur ausnutzen wollen. Er ließ sich wieder fallen, angelte nach einem Kissen und schob es ihr zu. Der Boden war hart. Und kalt. Daran dachte er noch. Und dann hatte er kaum noch die Möglichkeit, über irgendwas genauer nachzudenken. Da war nur ein wilder Funkenflug und eine ziemliche Lawine, die irgendwann zu Tal rollte und alles auf dem Weg mit sich riss.


    Caius japste wie ein Fisch auf dem trockenen. Irgendwann zog er Axilla an einem Handgelenk sanft zu sich zurück aufs Bett. Seine Augen waren dunkel und sein Herz lief einen Marathon.
    »Das....« meinte er und zuckte dann mit den Schultern Er zog Axilla neben sich und hielt sie so fest, wie er es in dem Augenblick konnte.
    »Das... Ich liebe dich, Axilla«, stieß er hervor.

    »Haben wir auch nicht. Ich hab geredet und er hat zugehört, bevor ich ihn verha...na egal, nicht so wichtig«, erwiderte Caius grimmig und ohne mit der Wimper zu zucken. Einzig Axillas Zuwendung überzeugte ihn davon, dass es gerade sehr viel Wichtigeres gab als sich über einen unfähigen Arzt aufzuregen.


    Axillas Nähe und die glückliche Fügung, dass er sie zuvor ja ganz ohne Hintergedanken (wirklich!) auf seinen Schoß gezogen hatte, taten ihr übriges. Ihr Hinweis wär gar nicht mehr nötig gewesen, und vermutlich war schon ziemlich deutlich, dass Caius sie begehrte, als sich noch darüber nachgrübelte. Eine Weile ließ er sich treiben und machte weder seiner Zunge noch seinen Händen irgendwelche Vorschriften. Erst, als er sich zurückgelehnt und auf den Ellbogen abgestützt wieder fand, mit einer Hand auf ihrem Hintern und der anderen an ihrem Oberschenkel, machte er sich wieder los.
    »Aber du... Das geht nicht«, hauchte er zwischen zwei Küssen und versank dann einen Moment wieder darin. Axilla machte ihn wahnsinnig und wusste es vermutlich nicht mal.
    »Wie lange...«, nuschelte er an ihrem Mundwinkel. Für ihn war die Frage klar: Er meinte, wie lange es dauerte, bis alles wieder beim Alten war, sofern man davon überhaupt sprechen konnte, da Axilla ja immerhin schwanger war.

    Caius hielt Axilla fest und zwang sie damit, still sitzen zu bleiben, wo sie saß. Es brachte nichts, sich Gedanken zu machen, was eventuell in sieben (oder wie vielen Monaten auch immer) Monaten herauskommen würde (im wahrsten Sinne des Wortes). Deswegen sah Caius die Sache erstmal ganz locker. Man würde es sehen, wenn es soweit war. Und dass Axilla auf eine Bestätigung von etwas ganz anderes wartete, war ihm gar nicht bewusst.


    »Ja, eben« grummelte Caius unbestimmt vor sich hin. Er war sauer, dass Crios Axilla Schmerzen bereitet hatte. Und dass er das Kind fast umgebracht hatte. Dass der da gar nichts zu konnte weil Axilla es ja so gewollt hatte, ließ er einfach mal unter den Tisch fallen.
    »Ich hab's ihm ja gesagt. Das hat er jetzt davon«, brummelte Caius weiter vor sich hin. Gut, wenn der Kurpfuscher es also so wollte, würde Caius ihn halt noch mal besuchen und ihm diesmal ein für alle Mal unmissverständlich klar machen, dass er Axilla fernzubleiben hatte. So!


    Axilla lehnte sich dann wieder an ihn, und Caius schloss kurz genießerisch die Augen.
    »Willst du nicht?« murmelte er undeutlich, weil seine Lippen irgendwie auf dem sanften Schwung von Axillas Kiefer zum Liegen gekommen waren. Er zog sie noch ein wenig näher an sich heran und vergaß alle guten Vorsätze einfach. Darin war er gut. Axilla roch berauschend. Sie war angenehm warm und immerhin waren sie beide so gut wie verlobt. Sofern man das so nennen konnte. Caius schnaufte ein wenig und gab Axilla nach einer kurzen Kussstrecke über weiche Haut einen intensiven Kuss. Dann löste er sich abrupt von ihr und sah sie peinlich berührt an.
    »Tut mir leid«, sagte er zu ihr.

    Caius hätte sich vor die Stirn schlagen können. Natürlich, sie hatte es ihm ja gesagt, das mit Silanus... Caius nickte nur.
    »Äh, ja, da wollte ich vorher auf jeden Fall hin...« bemerkte er und dachte schon mit Grauen an das Gespräch, das ihm da noch bevorstehen würde.


    Als Axilla kleiner wurde, merkte Caius natürlich wieder nichts. Immerhin wurde sie nicht wirklich kleiner, sondern fühlte sich nur so. Und von dem Bauchweh merkte er auch nichts. Auf seine Worte reagierte sie dann gar nicht bis auf das Unterippekauen, und das war etwas seltsam. Gerade von Axilla hätte er gedacht, dass sie was dazu sagte. Bei Seiana hätte er erwartet, dass sie ihre Gefühle für sich behielt. Ob das nun gut oder schlecht war, dass sie nichts dazu sagte, wusste er nicht so richtig. Einerseits blieb ihm damit erspart, weiter darüber zu reden, andererseits war er sich nun unsicher, was Axilla anging.


    Er hatte sich gerade dazu entschlossen, sie darauf anzusprechen, als sie wieder mit dem Kind anfing, das unter ihrem Herzen wuchs. Also steckte er die Worte erstmal weg und hörte zu. Erst lächelte er. Die Vorstellung, ein kleines, zierliches Mädchen zur Tochter zu haben,w ar doch ganz nett! Gut, bei einem Jungen war das vielleicht weniger gut, der würde dann ja immer untergebuttert werden. Aber dann sprach Axilla weiter und Caius runzelte die Stirn.
    »Ähm, wie, du kannst das dann nicht?« fragte er unwissend. Es folgte eine wahre Wortflut von Axilla, der Caius kam was entnehmen konnte, und dann hob er irgendwann die Hand um sie zu unterbrechen.
    »Äh, Moment. Du meinst, wenn es...nicht richtig ist?« Man hatte ja schon von zweiköpfigen Kälbern gehört oder Schafen mit drei Beinen. Und es gab auch Menschen, die nicht ganz richtig waren, entweder im Kopf (wie der Duccius) oder körperlich.
    »Ist doch nicht schlimm, wenn es kleiner ist. Und es muss doch nicht sicher sein, oder? Oder....« Caius' Gesichtsausdruck veränderte sich nd wurde dumpf brütend.
    »Er hat dir das gesagt, oder? Hätte er dir kein richtiges Zeug geben können? Eins das dich nicht krank macht? Dir nicht weh tut? Und das Kind gesund sein lässt?« Caius war wütend.
    »Dämlicher Kurpfuscher!«

    Gut, für Caius wär das nicht ganz so selbstverständlich gewesen wie für Seiana. Aber er hatte inzwischen eh den Eindruck, dass er sie kaum richtig kannte, um sie gut genug einschätzen zu können. Also hielt er dazu, wie so oft in letzter Zeit, die Klappe und nickte nur. Das war alles.


    Ihren bissigen Tonfall überhörte er einfach, obwohl er ihn registriert hatte. Er war nicht herkommen, um sich mit ihr zu streiten, also würde er das auch nicht provozieren. Als Reaktion zog er den Mund einseitig kurz zu einer Grimasse nach oben und sagte sonst nichts. Er konnte nicht einschätzen, warum sie so reagierte, ob sie immer noch sauer war oder einfach nur enttäuscht oder ob sie vielleicht Angst hatte. Er hob eine Hand und fuhr sich damit durch die Haare. Eine fahrige Bewegung, die er nur machte, wenn er sich unsicher war, und in diesem Fall wusste er nicht, wie er am besten anfangen sollte.


    »Tja also...« begann er, und das war schon hart an der Grenze.
    »Ich wollte mit dir noch mal reden. Wegen... wegen uns. Und wegen ihr. Und der Hochzeit. Ähm... Also gut, Seiana, das liegt mir so gar nicht und du weißt das auch. Ich wollte dich fragen ob ich unsere Verlobung lösen kann.« Caius hasste es in diesem Moment, so wenig redegewandt zu sein. Quarto, da war er sich sicher, hätte Seiana Honig um den Damenbart geschmiert, so dass sie hinterher sicher fast glücklich mit dieser Entscheidung gewesen wäre. Er aber schlug ihr sprichwörtlich die Faust ins Gesicht. Und was das Essen mit den Flaviern nicht hatte bewirken können, schaffte diese Situation mit Seiana: Caius nahm sich vor, daran was zu ändern.

    »Äh, ja. Doch, du hast recht, dann mach ich das mit Silanus alleine aus. Ist ja eigentlich ein netter Kerl, soweit ich das beurteilen kann.« Immerhin waren sie zu diesem Zeitpunkt schon einen trinken gewesen, zum Einstand von Caius als Palastmitarbeiter.
    »Meinst du, dass er morgen zu Hause ist? Isst er denn Mittags mit euch?« Konnte ja auch sein, dass er in eine Garküche ging oder eine Gewichtsangucker-Diät machte, wie sie später Weight Watchers heißen sollte. Wobei, das traute Caius ihm eigentlich nicht zu.


    »Ähm, nein, eigentlich nicht. Ich meine, meine Mutter wird zwar ausflippen, aber mein Vater sieht das alles ganz locker. Er hat mich damals ja auch von der Vormundschaft entbunden. Bei Quarto mache ich mir da mehr Gedanken. Immerhin hab ich Seiana schon bei unserer Verwandtschaft überall vorgestellt... Aber lass das mal meine Sorge sein, ja?« Caius drückte Axilla kurz an sich und gab ihr ein Küsschen auf die Stirn. Caius machte sich wenn überhaupt dann nur Sorgen wegen seiner Mutter. Dafür aber ernsthafte.


    »Mmmh...« Caius schmunzelte breit und wurde dann wieder ernst, als Axilla auch ernst wurde. Der Kuss war zwar schön gewesen, aber dass Axilla wieder arbeiten konnte, hieß ja nicht, dass sie und er dann gleich auch wieder... Naja, und außerdem war sie schwanger! Caius konnte, wenn wer anders zusah, aber bei seinem eigenen Kind hätte er vermutlich ein paar klitzekleine Probleme. Ob Axilla das ähnlich gehen würde?
    »Ich glaub, ich weiß was du meinst. Da war immer schon was zwischen uns, aber ich hab es erst jetzt gemerkt. Bei Seiana war das anders. Ich bewundere sie, wirklich. Und ich hab sie sehr gern. Aber das, was zwischen uns ist, das war bei ihr nie. Am Anfang war mir...so ähnlich wie ein Grummeln in meinem Bauch. Das hab ich schon lange nicht mehr gehabt bei ihr. In Alexandria das letzte Mal. Ich glaub, ich war verliebt. Aber richtige Liebe...« Caius zuckte mit den Schultern. Vielleicht verstand Axilla ihn ja.

    Caius zuckte ein wenig zusammen, als Seiana plötzlich den Raum betrat und ihn ansprach. Er hätte gedacht, dass sie noch ein Weilchen länger brauchen würde. Ihm war mulmig zumute. Er sah sich schon vor herumfliegenden Kerzenleuchtern ducken, geschleuderten Blickblitzen ausweichen und schnellstmöglich aus dem Haus fliehen. Wobei, wie er Seiana kannte, wäre sie wohl höflich und fast zuvorkommend, wenn sie ihn rauswarf.


    »Hallo Seiana, schön dass du Zeit hast«, begann Caius also selber höflich und wandte sich ihr zu. Er nahm sogar die Arme runter, rührte sich aber sonst nicht vom Fleck.
    »Ich hoffe, du bist nicht mehr ganz so...böse.«

    Caius war dem SKlaven gefolgt, obwohl er den Weg ja schon kannte. Beim letzten Mal hatten sie sich auch im tablinum gestritten. Scheinbar sollte diese Tradition nun fortgesetzt werden. Diesmal stellte sich Caius allerdings ans Fenster und ließ Seiana damit den Fluchtweg frei. Dann verschränkte er die Hände vor der Brust, sah raus und wartete.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Kann sich außer mir noch irgendwer an "Orzowei, weißer Sohn des kleinen Königs" erinnern?


    Ich kenn "Kimba, der weiße Löwe"! Zählt das auch?
    Und ich fand den kleinen König Kalle Wirsch immer ganz nett. Und die Schlümpfe. :D

    Caius hätte es eigentlich vor sich her schieben wollen, aber das wäre unfair Seiana gegenüber gewesen und brachte im Endeffekt eigentlich auch nichts. Deswegen stand er am Morgen nach dem Gespräch mit Axilla vor dem Haus der Decimas in Rom und klopfte an die Tür. Ihm war die ganze Angelegenheit unangenehm, aber was hätte er schon tun sollen? Caius seufzte und wartete, dass ihm aufgemacht wurde.

    Eine Weile passierte nichts, dann nickte Axilla. Dass sie es zögerlich tat, war Caius egal, er freute sich nur tierisch und brachte das mit einem festen Schmatzer auf Axillas Lippen und einem breiten Grinsen zum Ausdruck, das gar nicht mehr aufhören wollte. Hah, und Seiana hatte unrecht mit der Alterssache. Axilla war es genauso egal wie ihm selber! Caius' Hochgefühl wollte gar nicht mehr verebben. Am liebsten hätte er Axilla sofort geheiratet. Aber vorher mussten noch einige Dinge geklärt werden.


    »Ja, klar. Mach ich auf jeden Fall«, versicherte er ihr.
    »Möchtest du mit dabei sein oder soll ich das allein machen? Wie es dir lieber ist.«


    Die gute Stimmung wurde nur dadurch gedämpft, dass Caius sich die ganzen Dinge vorstellte, die er noch erledigen musste, ehe es losgehen konnte. Gut, dass er zumindest nicht ahnte, was Axilla über seine Beinahe-Hochzeit mit Seiana dachte. Sonst hätte er im letzten Punkt vermutlich wild widersprochen.
    »Ich weiß nicht. Ich denk schon. Obwohl... Also, wenn, dann wird sie es nicht zeigen. Hm. Ich denk eher, dass sie enttäuscht sein wird. Und verletzt. Aber da müssen wir jetzt alle durch. Leicht wird es wohl nicht werden.« Caius seufzte leise und strich Axilla unwillkürlich über den Arm.
    »Wie?« Er sah sie irritiert an bei ihrem Vorschlag.
    »Du willst ihr das sagen? Das kommt gar nicht in die Tüte. Das ist meine Sache. Ich werd das schon regeln. Da musst du jetzt nicht für mich in die Bresche springen. In Ordnung?« Caius lächelte sie kurz an und wurde dann wieder ernst.
    »Das wird eh noch nen Akt. Ich bin gespannt, was Quarto sagt. Und meine Eltern.« Er machte ein besorgtes Gesicht, wollte dann aber wieder ablenken, doch Axilla kam ihm zuvor.


    Caius ließ sich küssen und schämte sich ein wenig dafür, dass es mit der Zeit bei ihm etwas drängender wurde. Er unterbrach den Kuss dann, küsste Axilla noch mal flüchtig auf die Nasenspitze und schmunzelte.
    »Ich weiß. Bei mir stimmt es auch nicht mehr.« Er sah Axilla grübelnd an.
    »Oder meinst du, dass es damals schon nicht gestmmt hat?«

    Axilla war ruhiger geworden. Das war schon mal gut. Caius war recht unempfindlich, was solche innigen Momente anging. Er mochte sie, zumindest wenn sie ihn betrafen, auch wenn er bei anderen so manches Mal die Nase rumpfte, wenn sie turtelten. Vielleicht ging es Axilla ja genauso. Caius wollte eben ablenken und etwas anderes sagen, als Axilla dann doch noch antwortete.


    »Es ist nichts falsch daran, sofern es dir gefällt«, sagte er und drückte sie gleich noch etwas fester an sich. Irgendwie musste er gerade an sich halten, sie nicht zu zerdrücken, so feste hätte er sie knautschen wollen. Caius seufzte leise und sah Axilla wieder an.
    »Du...willst?« fragte er zur Sicherheit noch mal nach. Es gab da nämlich so die ein oder andere Möglichkeit, was genau sie wollen konnte... Und das eine hatte viel weitreichendere Folgen als sich nur an ihn kuscheln zu wollen.


    Ihm fiel Seiana in diesem Moment wieder ein. Er runzelte in einem Anflug von Skepsis die Stirn.
    »Und das Alter macht dir gar nicht aus, ja?« vergewisserte er sich. Was, wenn sie da jetzt doch sagte? Aber die Sorgen darüber wurde überlagert von der plötzlich zurückkehrenden Freude darüber, dass Axilla sein Kind trug. Sein Kind! Nicht das von Piso! Und Caius glaubte Axilla jedes Wort. Prüfen konnte er es eh nicht. Er begann, leicht nervös herumzurutschen.
    »Bona Dea! Ich denk, wir werden dir das Zimmer direkt neben meinem geben, was meinst du? Dann hast du es nicht so weit, wenn du wieder nicht schlafen kannst. Und und und, ich lasse ein kleines Bettchen bauen. Äh... Sag mal, kannst du eigentlich selber entscheiden oder muss ich da auf jemanden hören?« Denselben Fehler wie bei Seianas Familie würde Caius nicht noch mal machen. Lieber gleich vorstellig werden als hinterher Vorwürfe machen zu wollen. Begeistert sah er Axilla an. Dann fiel ihm das Lächeln aus dem Gesicht. Er hatte da eine klitzekleine Winzigkeit vergessen.
    »Ich geh gleich morgen zu Seiana und sag es ihr«, murmelte er.

    So sehr Caius sich auch freute, Axilla schien nicht nur überrascht zu sein, sondern traurig. Das versetzte seiner eigenen Freude einen kleinen Dämpfer. Er ließ also das strahlen weitestgehend sein und glomm nur noch leicht vor sich hin. Vor allem war er auch erleichtert, dass er Piso jetzt nicht killen musste. Aber dass Axilla traurig und irgendwie resigniert war, war so nicht geplant. Gut, was war schon geplant? Caius seufzte tief und sah ratlos auf Axillas kleine Hand hinunter. Die wackelte ziemlich, deswegen knautschte Caius sie kurz zusammen.


    »Du bist nicht perfekt. Aber ich bin's auch nicht. Und neben Seiana komm ich mir kantig und irgendwie nicht gut genug vor, verstehst du? Das ist bei dir nicht so. Bei dir bin ich einfach ich selber und fertig.« Caius hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Du denkst vielleicht, sie würde besser zu mir passen, aber ich glaub das inzwischen nicht mehr. Seiana war in Alexandrien anders, aber irgendwie perfekt war sie immer schon.« Caius hing kurz seinen Gedanken nach. Auf ihre Frage sagte er nichts, weil er nichts Kluges wusste, dass sie vom Gegenteil überzeugen könnte. Er selber war ja nur in bedingtem Maß religiös. Normal, eben, aber nicht übermäßig. Von Axilla wusste er das gar nicht so genau, wie er grad feststellte.


    Axilla wirkte irgendwie gequält. Caius fühlte sich deswegen schlecht. Er wollte was auf ihre Angst sagen, dass ihm was passieren könnte, aber statt den Mund aufzutun, nahm er sie lieber in die Arme und zog sie seitlich auf seine Oberschenkel. Er steckte seine Nase in ihr Haar und roch daran. Wenn er auch vieles mit Seiana vergleichen konnte, sowas nicht. Oder wenn, dann nur flüchtig. Er versuchte, nicht dran zu denken.
    »Ist schon gut... Du musst ja nicht sofort was dazu sagen.« Auch wenn er sich das gewünscht hätte. Und hieß das nicht, dass er ihr irgendwas bedeutete? Wenn sie Angst um ihn hatte?
    »So leicht bin ich nicht kaputt zu kriegen, mach dir mal keine Gedanken«, versicherte er ihr.


    »Weißt du, warum ich deinem Freund die Schüssel übergekippt hab? Erst hast du ihn so verliebt angeschaut und dann hat er so richtig getroffen vor Ironie, als er von dir geredet hat. Das hast du nicht verdient. Tja, und jetzt hab ich wohl eine Patriziersippe zum Feind.« Caius schwieg einen Moment.
    »Was willst du?« flüsterte er leise.

    Caius sah Piso unerschrocken entgegen. Er hatte sich mit einem centurio geprügelt und eine Drohung von einem waschechten Germanen kassiert, da hatte er keine Angst vor einem pöbelnden Patrizier (was für eine Alliteration!). Und außerdem haute Piso eh wie ein Mädchen. Aber Caius musste seinen besten Freund gar nicht vermöbeln, denn der überlegte es sich anders und schien einen Moment lang mit seiner Schmach baden gehen zu wollen. Caius hielt die Klappe, überlegte aber, was er dazu sagen könnte. Dabei verfolgte er Piso mit einem Blick auf seinem Zickzack-Kurs durch das flavische atrium. Seltsamerweise war er selber verdammt ruhig. Ruhiger sogar als eben noch.


    »Du kannst gar nichts tun. Du solltest auch gar nix tun, Flavius Piso! Du hast schon genug getan«, sagte Caius geschwollen und reckte das Kinn ein wenig vor. Piso rüttelte ihn und besprenkelte ihn mit beißendem Angstschweiß. Caius rümpfte nur die Nase. Wo die verdammte Ruhe herkam, konnte er sich selber wirklich nicht erklären. Er packte Piso nun auch an den Armen.


    »Beruhig dich!« fuhr er ihn an.
    »Ich will keine Einzelheiten wissen. Nicht wenn sie und ich...vielleicht... Du verstehst schon! Du bist mein bester Freund. Ich will dich nicht umbringen, aber das müsste ich dann vielleicht. Also halt einfach die Klappe. Es ist ja auch gar nichts passiert, oder? Alles ist gut. Sie lebt, und außer ihr lebt eben nichts, nur wir zwei und sie. Alles bestens.« Caius nickte sich selbst zu. Mut einreden war gut.
    »Du erzählst das niemandem. Niemandem! Hast du das verstanden? Wir halten beide den Rand. Und das mit dem Duccius krieg ich auch irgendwie gebacken...« Caius kratzte sich am Kinn und nickte noch ein paarmal.