Beiträge von Caius Aelius Archias

    Caius sah Axilla einen Moment an, zuckte aber dann mit den Schultern. War ja irre, wie lange sich so eine Seekrankheit hielt. Iuppiter sei Dank war das bei ihm nach drei Tagen erledigt gewesen. Trotzdem nahm er ein bunt bemaltes Schälchen, dessen Inhalt er Axilla aufdrängen wollte.
    »Sicher? Hab auch an Oliven gedacht«, versuchte er, ihr selbige schmackhaft zu machen. Während er die Schale schwenkte, rollten die Oliven darin leicht hin und her. Er stellte sie kurzerhand vor Axilla aufs Bett und besah sich dann die Krümel, die er auf dem durchschwitzten Laken hinterlassen hatte. Egal, er musste ja nicht sauer machen.


    Caius grinste kurz, als Axilla sich an ihn schmiegte. Irgendwie waren sie ja schon beide kaputt. Er verlobt, Axilla solo, und beide konnten sie nicht die Finger vom anderen lassen. Er versuchte, nicht daran zu denken.
    »Die kommt nur auf Bestellung. Hier wohnen ja keine Mädels, und bei uns ist das einfach. Kämmen und fertig. Mit dem Barbier kannst du vermutlich weniger anfangen. Obwohl...wär mal interessant zu sehen, wie das ausschaut«, meinte er und zog Axilla sachte an den langen Haaren.
    »Aber nen Kamm kann ich die schon organisieren. Kamm und Kleid. Sonst noch was?« fragte er, nicht aus Zuvorkommenheit, sondern weil er nicht zweimal laufen wollte.

    Als Caius nach dem letzten, vermeintlich fröhlichen Winken die Tür geschlossen hatte, sackte seine gerade Haltung irgendwie in sich zusammen und er schlurfte zurück ins große triclinium, das aussah wie auf einem Schlachtfeld. Hier und dort räumten Sklaven etwas weg oder auf. Caius ließ sich neben Seiana plumpsen und genoss die geräuschlose Stille für den Moment. Dann kippte er hinten über und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Oh Mann, ich hasse die Hochzeit jetzt schon«, murmelte er, vollkommen fertig.


    Das lag daran, dass bis eben um die dreißig Gäste anwesend gewesen waren. Draußen dämmerte es schon (zum Morgen hin, nicht zur Nacht). Caenis war schon im Bett verschwunden, Calvaster bastelte an einem Mobile herum, das man Seiana und Caius geschenkt hatte, »für die Kinder später«. Er sah müde auf, mit tieden Augenringen auf dem faltigen Gesicht.
    »So. Ich geh auch mal schlafen. Bis später, ihr zwei.« Und damit war er verschwunden. Caius hatte im Liegen müde den Arm gehoben und ungelenk hin und her gewackelt.


    Das war ein Marathon gewesen. So viele Leute, so viele Gesichter, zu denen Caius kaum einen Namen mehr wusste. Und fast alle hatten so getan, als seien sie unendlich froh, ihn wieder zu sehen. Dabei wusste Caius, dass sie nur wegen der Feier hier waren, wegen dem Essen und wegen der Gesellschaft. Pah. Er schloss die Augen.
    »Bist du auch so fertig wie ich?« fragte er Seiana. Während der letzten Tage hatte Caenis sie die meiste Zeit über in Anspruch genommen, der Planungen wegen. Caius selbst hatte viel Zeit mit seinem Vater verbracht, war angeln gewesen und ausreiten und solche sehr anstrengenden Sachen. Dass er es doch leichter gehabt hatte als seine Verlobte, das dachte er natürlich nicht. Immerhin hatte sie tagein, tagaus Kaffeekränzchen gehalten, während er sich körperlich betätigt hatte!

    »Zu spät«, sagte Caius knapp und sah Axilla dabei finster an.
    »Der hat sein Fett schon weggekriegt.« Eigentlich war es eine ziemliche Genugtuung gewesen, diesem Arzt eine reinzuwürgen, wo er schon bei Serapio letztendlich hatte kleinbei geben müssen. Das arme medicus hatte nicht viel dazu gekonnt, dass wusste Caius natürlich. Aber er hätte wenigstens darauf achten müssen, dass so eine Abtreibung nicht allzu weh tat, fand er! Nur leider hatte Caius so wenig Ahnung von der Materie wie vom Windelwechseln, nämlich gar keine, und deswegen wusste er auch nicht, dass seine im Nachhinein gestellte Forderung komplett unsinnig war. Naja, wenigstens würde der Kerl ihr nicht nochmal weh tun, wenn ihm sein Leben lieb war. Axillas Worte ließen ihn dann aufhorchen.
    »Ich bin nicht süß«, sagte er langsam. War er auch nicht. Finster zogen sich seine Brauen zusammen.
    »Warum hast du mir nichts gesagt?« fragte er dann direkt nach. Irgendeinen Grund musste es schließlich haben.

    Caius kaute gerade auf einem abgebissenen Stück Fladenbrot herum, was er in Honig getaucht hatte. Dann schluckte er und seufzte zufrieden. Schon fand der nächste Bissen seinen Weg. So, Axilla wollte tatsächlich Quarto sehen? Freiwillig? Caius maß sie mit einem stirnrunzelnden Blick. Außer ihm und Quarto wohnte doch niemand hier, deswegen war es ihm auch sofort klar geworden, neben wem Axilla da gelegen hatte, ehe sie in sein Zimmer gekommen war. Allerdings vergaß er, dass Axilla das nicht wusste, und zuckte also nur mit den Schultern.
    »Gut, wenn du willst...«, meinte er und steckte sich den Rest der Stulle in den Mund. Mit etwas Milch spülte er nach, dann rülpste er laut und klopfte sich dann mit den Knöcheln einer Hand auf die Brust. Anschließend maß er Axilla mit einem Blick.
    »Nein, angezogen ist sicher besser«, sagte er langsam. Sonst hatte Quarto noch ein Déjà-Vu.
    »Ich hol's gleich nach dem Frühstück, ja? Und du willst wirklich nichts? ganz sicher?«

    »Weiß auch nich«, nuschelte Caius, dessen Kopf langsam aber sicher in tiefere Gefilde rutschte, ehe er zur Umkehr gezwungen wurde. Er sah Axilla an und seufzte, dann stützte er sich mit dem Ellbogen auf, um sie ohne Mühe weiterhin anzusehen.
    »So«, sagte er.
    »Würdest du. Und was, wenn ich dich nicht lasse?« Er ließ die Frage allerdings nicht lange im Raum stehen, sondern rutschte küssenderweise wieder tiefer. Immerhin war er ein ausgezeichneter Küsser, wie sie eben behauptet hatte. Und während der folgenden zehn Minuten versuchte er, keinen Zweifel daran zu lassen.


    Schließlich setzte er sich auf und beäugte seitlich das Tablett, das er vorher mitgebracht hatte.
    »So. Ich muss jetzt erstmal was essen, ich verhungere sonst. Und dann....äh...« Caius machte große Augen.
    »Willst du Quarto immer noch danke sagen?« fragte er Axilla leicht zweifelnd.

    Caius hatte, nachdem sein erster Besuchsanlauf gescheitert war, Katander natürlich ausgequetscht und alles aus ihm herausgepresst, was er wusste. Er hatte irgendwas von einer Menge Blut gehört und solche Sachen, und allein deswegen fand er eh schon, dass Axilla einfach tierisch käsig aussah, wie er sie so betrachtete. Und irgendwas schien ihr auch irre peinlich zu sein, nur was? Doch nicht etwa die ganze Angelegenheit? Caius musterte sie prüfend und schüttelte dann leicht ungeduldig den Kopf.
    »Na hallooo? Säßest du jetzt so hier, wenn nicht?« fragte er sie unverständlich.
    »Aber das Milchgesicht hat dich hoffentlich in Ruhe gelassen. Sonst muss ich da noch mal hin«, grummelte er vor sich hin, wobei seine Augenbrauen finster zusammenrutschten.
    »Eigentlich will ich nicht. Das gibt nur Ärger. Aber wenn es nicht anders geht...« Dass Axilla dachte, er rede von Piso, vermutete Caius natürlich nicht.
    »Dann war's das für ihn. Für immer. Hab ich schon angedroht. Und das zieh ich dann auch durch.« Allerdings wusste er noch nicht, wie er das anstellen würde. Vielleicht war da Gift die beste Idee. Das konnte man nicht nachweisen... Caius bemerkte Axillas Panik in der Stimme und tätschelte ihr beruhigend den Arm.
    »Keine Angst. Ich bin diskret«, sagte er und zog einen Mundwinkel hoch.

    Na prima. Das hatte Caius wieder toll gemacht. Jetzt war Seiana sauer. Dabei war sie doch diejenige, die herumgeknutscht hatte! Caius sah sie zuerst entsetzt an, dann resigniert, und dann seufzte er. Es gebot der Anstand, sie nach Hause zu bringen. Sein Blick fiel auf Axilla. Es gebot auch der Anstand, sie nach Hause zu brinden. Verdammt! Was tun? Noch stand sie nicht. Und Imperiosus brachte auf den Punkt, was Caius gerade dachte. Erneut warf er einen Blick auf Axilla. Sie wirkte klein und zierlich...und roch wie ein Fass Wein. Caius schmunzelte. Dass Impi denken mochte, Axilla und er hatten etwas miteinander (gehabt), kam ihm gar nicht in den Sinn. Was war denn schon dabei, wenn eine kleine Besoffene einen darum bat, etwas lieb zu sein? Caius fand da nichts bei. Seiana offensichtlich schon.
    »Ehm... Ich will eigentlich noch gar nicht gehen... Der Abend hat doch eben erst angefangen«, bemerkte er ein wenig widerwillig, als Imperiosus wohl meinte, dass er auch gehen wollte. Caius schoss einen Blick zu Seiana ab Und ließ dabei Axilla einfach mal in Ruhe.
    »Bleib doch noch, hm?« sagte er und sandte ihr einen hoffnungsvollen Blick. Auf die Idee, dass ihr das psychische Pein bereiten mochte, kam er erst gar nicht, aber das war ja typisch für ihn.

    Caius sah sie an, als hätte sie gebellt statt zu reden.
    »Nichts dafür?« wiederholte er verdattert und sah Axilla genau so an. Dann blinzelte er und schüttelte den Kopf.
    »Also. Hör mal, es geht überhaupt gar nicht ums Arbeiten. Ich meine: Das ist echt egal jetzt. Bleibt eben was liegen. Ich mein nur... Ich bin ja Schuld dran. Dass du das gemacht hast. Und das tut mir echt leid. Wirklich.« Er sah sie an und zuckte mit den Schultern.
    »Wenigstens hab ich dafür gesorgt, dass er dir nicht noch mal weh tut«, bemerkte er grimmig und doch ein wenig selbstgefällig und reckte das Kinn, um im nächsten Moment wieder Axilla anzustarren.
    »Eine kleine Sache?!« Daraufhin konnte er nichts weiter entgegnen. Er starrte nur Axilla an, denn er wusste ja nicht, dass sie nicht wusste, was er wusste. Oder so ähnlich.

    Caius ließ Axilla las und sah sie ungläubig an. Wieso kicherte sie denn? Was war lustig? Eigentlich war es doch eher traurig und peinlich und, naja, dumm, das alles. Und er fühlte sich schuldig. Natürlich, was sonst? Sofort setzte er sich neben sie, um sie zerknirscht anzuschauen.
    »Wie geht's dir? Alles in Ordnung? Tut es noch weh? Es tut mir ja so leid, das alles«, polterte es aus ihm heraus. Er griff nach ihrer Hand und sah sie voller Schuldgefühle an.
    »Glaubst du mir das? Ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Ich wünschte nur, du hättest was gesagt. Ich meine, mir was gesagt.« Er sah sie bedrückt an. Seltsame Situation. Axilla war nicht seine Verlobte, und er würde in zwei Monaten Seiana heiraten. Aber Axilla war von ihm schwanger gewesen, und er fühlte sich ihr verbunden, manchmal verbundener als mit Seiana, was daran lag, dass sie beide einfach Chaoten waren. Seiana war das Gegenteil von Axilla, und nicht zuletzt deswegen liebte Caius sie auch. Er fühlte sich gerade hoffnungslos mies, und das war ihm auch anzusehen.

    »Du hast das arme Mädchen ja auch vollkommen überfahren mit deinen Vorschlägen«, sagte Calvaster gerade. Caenis schüttelte unwirsch den Kopf.
    »Rede doch bitte nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast, Decimus.« Caenis' Stimme klang pikiert.
    »Auf mich macht sie den Eindruck, als ob sie genau das bewegt. Deswegen habe ich es angesprochen. Und du hast es ja selbst gehört, sie hat keine Eltern mehr. Da ist es nur umso verständlicher, dass ich ihr ein wenig unter die Arm greife. Das arme Ding. Wem soll sie sich denn anvertrauen? Ich muss sie unbesingt fragen, ob sie sch schon Gedanken um eine pronuba gemacht hat... Nicodemus, erinnere mich daran!« Calvaster seufzte und steckte sich ein Stück Brot in den Mund.
    »Ich mein ja nur. Auf mich hat sie etwas überfahren gewirkt. Aber du wirst schon wissen, was du tust...« Calvaster zwinkerte ihr sarkastisch zu, was Caenis mit einem verärgerten Stirnrunzeln quittierte.
    »Decimus, bitte«, sagte sie mahnend, und dann war es eine ganze Weile still.


    »Aber er hat sich schon ein rüstiges Mädel ausgesucht, findest du nicht?« griff Calvaster das Gespräch dann wieder auf, und dabei klang er recht anerkennend.
    »Schaut gut aus und scheint was auf dem Kasten zu haben«, fügte er hinzu.
    »Sie ist ein wenig zu dünn, da muss man schauen, ob sie gut Jungens gebären kann, aber sie ist recht ansehnlich, ja. Und sie hat ganz offensichtlich einen wachen Geist, ja. Der erste Eindruck, den sie macht, ist recht gut, möchte ich meinen. Ich bin gespannt, ob sie auch eine gute Ehefrau sein wird. Warten wir die Feier nächste Woche ab.« Caenis klang bestimmt.
    »Und sehen wir, ob sich einer der beiden nachts rausschleicht.« Was deutlich machte, dass Caenis sehr wohl ein Auge darauf haben würde.

    Caius hatte seit jeher kein oder wenn, dann nur ein sehr unausgebrägtes Gespür für das, was in einer Frau vorgehen musste zu bestimmten Zeitpunkten. Deswegen wartete er geduldig, bis Seiana auf seine Frage antwortete, ohne dabei einen Hintergedanken zu haben, dass sie sich vielleicht mies fühlen konnte. Vielmehr überlegte er gerade, ob er sie zum Abschied vielleicht nicht besser doch noch mal küssen sollte, oder ob sie jeglichen Körperkontakt missinterpretieren und als aufdringlich empfinden würde.


    Er entschied sich dafür, dass es besser war, sie allein zu lassen. Also nickte er ihr zum Abschied zu, strich ihr ebenso unverbindlich über die Wange und schloss dann die Tür hinter sich. Er ging ein paar Schritte durch den Flur und fragte sich, was er nun tun sollte. Sich zu seinen Eltern zu setzen, deren Stimmen er im Esszimmer leise hörte, hatte er nicht so rechte Lust. Vermutlich würde seine Mutter ihm nur wieder Vorwürfe machen, dass er scheinbar keine Meinung dazu hatte. Also entschied er sich, erstmal die Latrine zu besuchen, und sich dann später in seinem alten Zimmer aufs Bett zu legen und Löcher in die Decke zu starren.

    Caius zuckte zurück und brachte seinen Riechkolben damit in Sicherheit. Das konnte er sich natürlich nicht gefallen lassen, also kniff er ihr mit den Zähnen kurzerhand in die weiche Brust. 8)
    »Ich glaub nicht«, sagte er unbestimmt und merkte, wie das Thema ihm unangenehm wurde. Das war schon seltsam, da hatte er selbst davon angefangen, aber direkt über Seiana wollte er sich mit Axilla jetzt nicht unterhalten (sonst kam das Gewissen wieder). Viel eher über das, was da passiert war an diesem Abend!
    »Ich hab keine Ahnung, echt nicht. Manchmal glaub ich, dass sie selbst mich nicht küssen will«, sagte Caius dann und sah ein wenig frustriert aus. Das Gespräch driftete in eine Richtung, die ihm nicht behagte, und Axilla selbst würde es sicherlich auch nicht so gut gehen dabei. Also beschloss er, sich wieder der Brust zu widmen. Diesmal allerdings, ohne zu kneifen.
    »Also, ich würd mich schon noch mal küssen lassen von dir...« nuschelte er zwischendrin und grinste sie frech an.

    Als der Sklave dann auf die Tür zur Bibliothek zeigte und ihn einfach stehen ließ, war jeder Frohmut weggewischt aus Caius Kopf und von seinem Gesicht. Er dachte wieder daran, was er mit dem dreisten Scharlatan gemacht hatte, und warum es Axilla überhaupt schlecht ging. Dann klopfte er kurz an und trat ein.


    Ganz offensichtlich hatte man Axilla eine kleine Leseecke eingerichtet. Etwas, das sich Caius selbst für sich niemals gewünscht hätte. Was sollte er auch in der Bibliothek? Viel lieber litt er in seinem Zimmer, wenn er krank war. Dann konnte man sich bedauernd und massieren und wieder bedauern lassen, und das war eindeutig besser, als allein herumzuliegen und zu lesen. Als er Axilla sah, zog er die Mundwinkel nach oben und deutete damit ein schräges Lächeln an.
    »He... Na?« sagte er und kam näher, wobei er sich nach einem guten Platz für die Blumen umsah, aber keinen fand - alles belegt. Er legte sie einfach erstmal neben Axilla und beugte sich dann mit einem unguten Gefühl hin zu ihr, um sie kurzerhand wortlos an sich zu drücken, als hätte er sie ein Jahr oder noch länger nicht gesehen, ohne bald loszulassen.

    Caius lächelte zufrieden und ahnte natürlich nichts von den Ängsten, die der arme ianitor innerlich ausstand. Dann trat er ein und folgte dem Alten ins Innere des Hauses. Bisher war er noch nicht hier gewesen, überlegte er auf dem Weg in die Bibliothek. Mit jedem Schritt verließ ihn die gute Laune mehr, als er sich wieder bewusst machte, warum er eigentlich hier war.

    Caius lugte an seinem Strauß vorbei und grinste entschuldigend.
    »Bitte, ja. Das wär toll. Wenn sie sich heute danach fühlt. Sonst schick ich einfach weiter Blumen.«
    Und das klang mehr wie eine vergnügte Drohung als wie eine rein formelle Information.

    Es war Caius wohl bewusst, dass Axilla die Frage ein wenig aus dem Konzept zu bringen schien, aber er ahnte nicht im Traum, warum das so war. Immerhin hatten sie sich in Alexandrien damals einvernehmlich gestanden, sich eben nicht zu lieben, also war Eifersucht ganz sicher kein Problem.


    Obwohl...
    ...er erinnerte sich schon daran, wie wenig es ihm plötzlich gefallen hatte, dass Piso sie so seltsam ansah. Hm... Seltsame Sache. Dabei hatte er die beiden doch eigentlich verkuppeln wollen. Allerdings hatte er in letzter Zeit eher weniger darüber nachgedacht, musste er sich eingestehen. Caius seufzte leise, und Axilla gestand, dass sie einfach nur besoffen gewesen war. Caius sah sie skeptisch an und seufzte noch mal. Als sie ihn dann kitzelte, keuchte er kurz und hielt dann ihre Hand einfach fest.
    »Ja«, sagte er schlicht und ebenso ehrlich wie sie zuvor.
    »Mal ehrlich, wem würde sowas bitte nicht gefallen?« fragte er sie mehr rethorisch als tatsächlich ernst gemeint. Nur dass Seiana da mitgemacht hatte, das verwunderte ihn heute noch. Er drehte sich zu ihr hin und schnappte sich auch noch ihre andere Hand.
    »Ich fand es schade, dass es nur einer war, um ehrlich zu sein«, sagte er dann und grinste sie frech an, ohne ihre Hände dabei loszulassen.

    Nachdem das Blumenboten-Ritual fünf Tage lang in Folge mit jeweils anderen Farben, aber ohne Gedichte, wiederholt worden war (und die domus Iuniana inzwischen sicherlich wie eine Floristenzweigstelle aussah), stand Caius am sechsten Tag selber auf der Matte, selbstverfreilich mit Blumen, diesmal welche in einem blassvioletten Ton mit pinken Highlights, und klopfte. Der ianitor durfte ihn inzwischen ja schon kennen.

    Caius fühlte sich herrlich entspannt. Und Axilla fühlte sich herrlich entspannt an. Zumindest, bis sie ihn ärgerte und dann floh. Caius überlegte kurz, sie zurückzuärgern, verschob das dann aber, als sie zu ihm rutschte und sich an ihn kuschelte. Ein wohliger Laut entglitt seiner Kehle, und kurz manifestierte sich in seinem Kopf die bedauerliche Feststellung, dass Bigamie offiziell nicht geduldet wurde in Rom. Abgesehen davon, überlegte er, hätte das keine der beiden Damen verdient (wobei sie genaugenommen auch das hier jetzt nicht verdienten), obwohl die Vorstellung doch schon was für sich hatte.


    Axilla kam näher und Caius grinste. Er nagte sanft an ihrer Lippe und seufzte dann zufrieden. Bis ihm der Gedanke wieder kam, der ihn gerade in einer solchen Situation einfach nicht losließ.
    »Sag mal... Wieso hast du eigentlich Seiana geküsst? Bei Impis Fete?« fragte er ganz ungeniert und sah Axilla von schräg oben an. Weil er dabei sein Kinn an die Brust drückte, schlug sein Hals dabei viele kleine Falten und seine Stoppeln kratzten über Axillas Gesicht.