Beiträge von Caius Aelius Archias

    Sicher. Er hätte ihre Decke nehmen und sie wieder zudecken können. Machte er aber nicht. Den Blick kannte er nämlich. Kurz zuckte sein Mundwinkel. Das war so dermaßen daneben, was er hier veranstaltete... Andererseits war das Kind ja nun schon in den Brunnen gefallen. Er schaute auf Axillas Knie. Betrachtete ihre glatten Schienbeine. Die kleinen Füße mit den noch kleineren Zehen dran. Und dann atmete er betont langsam ein und aus. Dea Dea! Keine zehn Sekunden später lag ihre Decke irgendwo auf dem Boden zwischen Sand und Muscheln und Caius auf ihr.


    Irgendwann später lag Caius auf dem Rücken und schwitzte.
    »Immer noch...kalt?« keuchte er. Ihm war's nämlich nicht mehr. Und allmählich begann er auch, abzustumpfen, was das Empfinden bezüglich Seiana anging. Das hier machte Spaß, das hier tat gut, und sie wollte ja einfach nicht, so! Außerdem mochte er Axilla. Sehr sogar. Und er hatte das Gefühl, dass sie sie sich nicht nur auf intellektueller Basis gut verstanden, sondern auch körperlich. Und obendrein fand er sie hübsch und liebenswürdig. So!

    Der Anblick Seianas war zwar immer noch ziemlich nett, allerdings versteckte sie sich inzwischen hinter ihrem Weinbecher. Caius warf ihr einen fragenden Blick zu und rutschte dann ein winziges Stückchen zurück, um nicht gar so nah an Axilla zu liegen. Irgendwie musste man schließlich zumindest ein wenig das Schlimmste vermeiden.


    Das war allerdings gar nicht so leicht, denn als Axilla ihn regelrecht gurrend darum bat, sie zu streicheln, tat eine seiner Hände genau das sozusagen postwendend und ohne vorher beim Hirn um Erlaubnis zu fragen. Erst nachdem die Finger schon einige Male über ihren Oberarm bis hin zur Hüfte und zurück zur Schulter geglitten waren, vermeldete der Verstand, dass das wohl ein selten dämliches Unterfangen war mit der wachsamen Verlobten hinter ihrem Weinbecher direkt nebenan. Caius hielt inne und sah erschrocken zu Seiana, lächelte dnan unbestimmt und setzte (diesmal weniger anzüglich) das Gestreichel fort. Immerhin konnte man auch seine Freundin streicheln, um ihr das Einschlafen zu erleichtern! Daran war nichts Falsches! Aber ein kleiner Rest schlechten Gewissens blieb doch zurück. Imperiosus' Worte ließen ihn zu ihm sehen. Er grinste kurz ein wenig schamhaft und wusste nicht wirklich, was er nun sagen sollte. Immerhin, das war ein gutes Ergebnis, gleich zwei Frauen an einem Abend zu haben, zumindest in gewisser Weise. Allerdings konnte er jetzt noch nicht abschätzen, wie schlecht dieser Abend für seine Beziehung zu jeder der beiden Damen sein würde.

    Caius wusste nicht so recht wohin mit seinen Händen, deswegen faltete er sie einfach mal in seinem Schoß. Axilla schien ja nun nicht unbedingt Hunger zu haben, bemerkte er. Zumindest nicht auf Brot und Honig und Brei... Caius räusperte sich und richtete dann den Blick von ihr weg auf die Unordnung in seinem Zimmer, die nun allmählich von der Sonne beschienen wurde und selbst den entlegendsten Winkel seines unaufgeräumten Zimmers offenlegte.
    »Also...« machte er unbeholfen und wagte dann wieder einen Blick Richtung Axilla, die gerade ihren Blick von einer Stelle losriss, die Caius sich nun selbst mal ansah. Nichts, alles in Ordnung. Kein Fleck, kein Zelt, alles bestens. Er sah Axilla wieder an und schluckte.
    »Mh...?« machte er langgezogen, äußerst arglos und ahnte Schreckliches.

    Ein unbekannter Sklave gab eine Nachricht ab...



    Ad
    Aulus Tiberius Celsus



    Salve Celsus,


    ich plane heute Abend einen kleinen Abstecher in der taberna virosa in der Nocturnusgasse. Vielleicht hast du ja Lust, mich zu begleiten? Das wird sicher ein ganz netter Abend werden. Ich warte zum luminibus accensis concubium* vor dem Gebäude. Centho weiß schon bescheid.


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    *Zeitmessung




    Der Mann, der an diesem Abend den kleinen Kampf veranstaltete, wurde nur cantator genannt, der Sänger. Wie er wirklich hieß, wusste keiner der Leute, die wussten, was er so trieb. Denn der cantator veranstaltete in regelmäßigen Abständen an bestimmten Abenden in der Woche gesellschaftliche Zusammenkünfte. Naja, zumindest nannte er das so, auch wenn im Grunde alle wussten, dass es illegal war, was er hier so trieb. Am Ende einer gebogenen Gasse, der vicus nocturnus, befand sich ein kleines, schäbiges Gasthaus, das direkt neben einem lupanar lag: Die taberna virosa. Im Hinterhof des Etablissements richtete der cantator seine Kämpfe aus.


    Auch heute Abend hatte der cantator wieder was geplant und Caius hatte davon Wind bekommen. So hatte er sich kurzerhand an sein Versprechen erinnert und drei Leuten eine Tafel überbringen lassen. Man würde sehen, wer heute Abend Zeit und Lust hatte. Caius jedenfalls war früh da. Er trug in eine dunkle Tunika und hatte sich in einen dunkelgrauen und vollkommen unauffälligen Umhang gehüllt.

    Caius trat schräg ein, um nicht mit dem Tablett irgendwo anzustoßen. Und als er dann zu Axilla sah, die mit hochrotem Kopf und schnellem Atem nun wieder halbwegs bedeckt im Bett saß und ihn ansah, als hätte sie eben was Verbotenes gemacht, musste er sie argwöhnisch anschauen. Caius machte die Tür zu und stellte das Tablett auf eine Kiste.
    »Ähm...« begann er und sah sie argwöhnisch an. Dann setzte er sich neben sie auf die Bettkante.
    »Ja, also...hast du keinen Hunger?« Sicher war er sich nicht, und eigentlich glaubte er auch nicht daran, dass Axilla gerade nette Erfahrungen mit sich selbst gehabt hatte. Also beschloss er, ehe er darüber näher nachdachte und vielleicht Gefahr lief, mitmachen zu wollen, vom Frühstück zu reden. War sicher eh nur ein Streich, den ihm seine Augen spielten. Prüfend betrachtete er sie noch mal von der Seite.

    Caius' Augen wurden langsam trocken, weil er nicht blinzelte. Weil er nämlich nicht konnte, denn er hatte schon genug damit zu tun, nicht zu sabbern. Augenblicklich musste er an die obszöne Schnitzerei auf seinem Jugendschreibtisch denken, die Piso früher auch schon aufgefallen war. Und dann...


    ...war es vorbei! 8o:(


    Caius sah zu Seiana, den Weinbecher immer noch in der Hand. Caius sah zu Axilla. Und dann stellte er den Wein weg und nahm sich stattdessen eines der nett aufgepolsterten Kissen, um es sich retuschierend in den Schoß zu legen, denn, wie er verblüfft feststellte, lag er nicht mehr, sondern saß. Und zwar bereit zu allen Schandtaten und fertig für den Nahkampf. Er bekam rote Ohren und riss seinen Blick fort zu Piso, der sich scheinbar die ganze Zeit seinen Hühnerbeinen gewidmet hatte, statt da hinzuschauen! Dementsprechend schien Caius' Blick auch Sach ma, tickst du nicht richtig? zu sagen, als er seinen Jugendfreund nun ansah. Recht schnell wandte sich Caius wieder ab, weil ihn irgendwas anrempelte. Und das war Axilla, die für den Moment Caius' vollumfängliche Aufmerksamkeit inne hatte. Hilfsbereit langte er nach vorn und zog sie zu sich hoch auch die Liege, wobei das Kissen (wie hätte es auch anders sein können) natürlich runterrutschte und eine mächtige Tunikafalte freigab. Sofern überhaupt möglich, wurden die roten Ohren nun lavafarben, und hastig bugsierte er das Kaschierkissen zurück an seinen Platz. Und ausgerechnet jetzt wurde Axilla müde!! Caius hätte frustriert aufseufzen wollen, aber er beschränkte sich darauf, leicht verzweifelt die an ihm lehnende Axilla und Seiana vor sich abwechselnd anzuschauen. Bona Dea, was ein Abend!

    Selbstverständlich ging es für Caius nur darum. Worum hätte es auch sonst noch gehen sollen? Da fehlte ihm das Verständnis für. Natürlich, zärtlich und liebevoll sein. Aber das konnte man eben auch währenddessen, und das war er eigentlich auch, fand er zumindest. So führte er Seiana durch das Haus und zeigte ihr die wichtigsten Örtlichkeiten auf dem Weg, bis sie schließlich in dem Zimmer standen, das sie für ihren Aufenthalt in Ravenna beziehen sollte. Es war nicht übermäßig eingerichtet, aber es gab alles, was man brauchte. Und Seianas sachen standen auch schon parat.


    »Tja also, da wären wir. Äh, brauchst du noch irgendwas?« fragte er sich recht unverbindlich, einfach weil er nicht wusste, was er noch sagen sollte. Da hätte es zwar einiges gegeben, aber irgenwie erschien ihm nach der Episode in seinem Zimmer das meiste einfach unpassend.

    Aaaaaaaah! Was für eine Erleichterung. Caius blieb gleich noch zwei Minuten länger auf der Latrine, um selbige auszukosten. Auf dem Rückweg durch die Gänge ger domus überlegte er, ob das sonderlich klug war, gleich postwendend wieder zurückzugehen in sein Zimmer und zu Axilla. Vermutlich nicht. Allerdings, wenn er gewusst hätte, mit welchem Gedanken sie soeben gespielt hatte, dann hätte er vermutlich noch nen Zahn zugelegt, um möglichst schnell wieder bei ihr zu sein. Zum Zuschauen und Mitmachen. So aber...führte ihn sein Weg (natürlich!) erstmal in die Küche. Und Axilla musste noch ein Momentchen länger warten.


    Der Koch hatte ihm glatt ein zweites Tablett gegeben und ihn ermahnt, das vom Vortag samt dem dreckigen Geschirr doch bitte einem Sklaven zu geben. Und so war er jetzt mit Frühstück unterwegs in sein Zimmer. Die Götter allein mochten wissen, was Axilla inzwischen so alles unternommen haben mochte. Caius spekulierte darauf, dass sie entweder wieder eingeschlafen war oder sich angezogen hatte. Vorsichtig balancierte er sein Tablett bis zu seiner Tür und machte sie dann mit dem Ellbogen auf.


    8)

    Caius bekam erstmal nicht mit, dass Axilla wach war. Erst als sie sich bewegte, ging ihm das auf. Und da war es schon zu spät, weil sie erst sein empfindlichstes Teil berührte und dann das Bein auf seine Blase legte. Er spannte sich an und musste leise aufstöhnen - verdammt noch eins, er musste wirklich dringend! Aber scheinbar schien sie das falsch aufzufassen, denn nun begann sie, ihn zu küssen. Caius verzog die Lippen leicht gequält und hoffte, dass sie sich nicht weiter bewegte. Was sie dann aber doch tat, und da hielt er es nicht mehr aus und schob den Teil ihres Körpers, der halb auf ihm drauf lag, mit einem Ächzen seitlich von sich runter.
    »Komm gleich wieder«, murmelte er nur, dann raschelte es, knisterte und rieselte, bis Caius in seiner Eile leise fluchend irgendwo gegen stieß. Und kurz darauf war Axilla allein in seinem Zimmer.

    In der Früh kitzelte die Sonne Caius' Nase. Er wollte sich kratzen, bekam aber den Arm nicht hoch, weil...da jemand drauf lag. Und es war auch nicht die Sonne, die ihn kitzelte, sondern Axillas Haare. Caius nahm kurzerhand die andere Hand und schob die wirren Haare von seiner Wange runter. Und dann versuchte er, einen Blick auf die noch schlafende Axilla zu werfen, ohne sie zu wecken. Das war gar nicht so einfach. Er musste gehörig seine Bauchmuskeln anspannen, und bekam dann doch nur ihren Hinterkopf zu sehen. Also ließ er sich wieder sinken und seufzte leise.
    Schande, er musste mal sowas von pinkeln!

    Zuerst wähnte sich Caius schon fast siegessicher, als Seiana den Kuss erwiderte. Dann machte sie sich aber los und schob ihn ein bisschen von sich weg (zumindest kam ihm das so vor). Sie wirkte befangen und so, als wär ihr das alles ziemlich peinlich. Caius konnte das nicht nachvollziehen. Die adeligen Frauen hatten die Jungfräulichkeit vor der Ehe zum Wettstreit gemacht, aber bei Seiana fand er die Sache eindeutig übertrieben! Außerdem: Wenn sie es nicht wollte, würde er es doch niemandem sagen. Was also hatte sie für eine Angst davor? Er machte dasselbe enttäuschte Gesicht, das sie schon öfter bei ihm hatte sehen können, wenn das Thema zur Sprache kam. Dann gab er sich einen Ruck und hob einen Mundwinkel, genauso wie eine Hand, mit der er ihr das Haar zurück strich.
    »Ja«, meinte er leichthin und sagte dazu nichts mehr. Er hatte eigentlich auch gar nicht damit gerechnet, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Um den Themenwechsel zu bekräftigen, schob er Seiana ein wenig zur Seite und stieß sich dann vom Schreibtisch ab, um betont unbekümmert in Richtung der Zimmertür zu gehen.
    »Dann zeig ich dir jetzt mal das Zimmer, hm?« sagte er und sah Seiana kurz an. Länger ging nicht. Er wünschte sich in diesem Moment und in Bezug auf dieses Thema wirklich, sie wäre ein wenig mehr wie Axilla. Aber sie bei dem Gedanken anzusehen, brachte er einfach nicht fertig, also öffnete er stattdessen schon einfach mal die Tür.

    Caius maß sie mit einem forschenden Blick und entschied dann für sich, dass er Seiana doch irgendwie recht prüde fand. Wenn er da an Axilla dachte... Aber das sollte er besser nicht tun, überlegte er.
    »Joa«, meinte er dann und zuckte mit den Schultern. Am besten lenkte er vom Thema ab, obwohl er eigentlich gar keine Lust dazu hatte.
    »Stimmt schon.« Wozu sollte er auch eine Frau sein, immerhin wollte er den männlichen Part in dem geschnitzten Techtelmechtel zu dritt übernehmen! Er schnappte sich kurzerhand Seiana und zog sich an sich heran. Sein Gesicht war dicht vor ihrem, und er lehnte wieder an der Tischplatte.
    »So stur wie du bist, so wenig experimentierfreudig bist du auch, hm? Ich könnte heut Abend zu dir kommen...« Er beugte sich vor und küsste sie. Zumindest versuchte er es.

    Na toll! Eigentlich hätte es ihm ja von vorn herein klar sein müssen, dass sie ihn vollkommen ignorierte und einfach trotzdem einen intensiveren Blick auf seinen alten Schreibtisch warf! Er spannte sich kurz an und seufzte resigniert. Nur um einen winzigen Moment später überrascht zu schauen. Nicht überrascht. Vollkommen perplex. Seiana würde ihm, insbesondere nach dem noch bevorstehenden Empfang bei den Pompeiern, immer unglaublicher und schwerer einzuschätzen vorkommen. Jetzt aber war er erstmal baff. Er trat zur Seite, damit sie einen besseren Blick hatte. Peinlich waren ihm seine Kritzeleien nun nicht unbedingt.
    »Echt? Findest du?« Dann trat ein schakalhaftes Grinsen auf seine Züge und er deutete auf die obere rechte Ecke des alten Holztisches, wo eine ungezogene Geste mit zwei Mädels prangte, von denen eine sich bog wie eine Brezel und die andere... Naja!
    »Das würd ich ja gern mal austesten!« meinte er und verschränkte die Arme vor der Brust, gespannt, wie Seiana kontern würde.

    Caius schwieg erstmal. Er musste sich überlegen, was er dazu jetzt sagte. Augenblicklich dachte er daran, wie der Abend bei Pompeius Imperiosus verlaufen war, und gleich fühlte er sich schlecht.
    »Ehm«, machte er erstmal, damit Axilla nicht dachte, dass er einfach eingeschlafen wär. Leise geähnte er wieder. Und überlegte blinzelnd in die Dunkelheit hinein. Er war sich der Nacktheit Axillas neben sich durchaus bewusst. Allerdings verhinderte das letztendlich auch nicht, dass er ihr eine gescheite Antwort auf ihre Worte schuldig blieb, denn bei all dem Nachdenken und Grübeln und den ganzen Vorstellungen und Ausmalereien schlief er letztendlich dann doch ein. Was Axilla kurze Zeit danach an seinem schwereren Atem merkte. Allerdings war er nicht ganz so tief weg, und wenn sie wollte, konnte sie natürlich auf eine Antwort pochen.


    :D

    Wenigstens machte sie sich gerade mehr Sorgen über die momentane Situation als über den Tod ihrer Verwandten, dachte Caius sarkastisch und zuckte dann die Schultern.
    »Naja, wer sollte dich denn suchen? Nakhti würde klopfen, und dann versteck ich dich einfach unter der Decke«, erwiderte Caius und gähnte lautstark. Er tätschelte Axilla müde die Hüfte (er hatte ja einen Arm um sie gelegt).
    »Nun beruhig dich mal. Hm?« Caius' Hand lag locker auf ihrer Hüfte. Als er das merkte, nahm er sie erstmal weg. Konnte ja nicht angehen, dass er seinen vor dem Einschlafen gefassten Vorsatz gleich zuallererst mal brach, nachdem er wach wurde!
    »Wieso.. Wolltest du eigentlich zu mir?« fragte er dann und hatte dabei schon eine gewisse Vorahnung. Eigentlich, wenn er nachgedacht hätte, dann hätte er diese Frage erst gar nicht gestellt. Aber Caius war halt müde. Und strukturiertes Nachdenken war dann eben alles andere als seine Stärke.

    »Ja, guck mal hier, den Arm kann man bewegen«, antwortete Caius automatisch und drückte das kleine hölzerne Scharnier nach unten. Tatsächlich, der Feldherr konnte mit dem Arm winken und so Befehler erteilen. Als Caius aufsah, bemerkte er aber Seiana erst wieder jetzt, räusperte verlegen und ließ dann das Spielzeug sinken.
    »Äh, nein. Früher wär's das aber gewesen«, fügte er dann entschuldigend hinzu und grinste ein wenig schief. Mit einem leicht wehmütigen Ausdruck stellte er seinen Reiter zurück ins Regal, strich über den Kreisel, der sich ein wenig bewegte, und ging dann zum Schreibtisch. Als er die Schnitzereien bemerkte und sich daran erinnerte, mit welcher Inbrunst er lieber die gemacht als Mathe gelernt hatte, bekam er rote Ohren. Er musste unter allen Umständen verhindern, dass Seiana das sah! Wie ertappt drehte er sich ruckartig zu ihr hin und lehnte mit dem Hintern an der Schreibtischplatte.
    »Äh, und du? Äh, hattest du auch viel...Spielzeug?« fragte er, um abzulenken. Scheinbar aber war das mehr als offensichtlich.

    »Zu ihm? Zu wem?« Caius war verwirrt. Sie meinte doch nicht etwa Quarto! Ein wenig versteifte er sich. Quarto war... Naja, Quarto eben! Ein re...novierter..nominierter... ein berühmter Senator eben! Er war ein großes Vorbild. Aber er war doch kein Draufgänger, kein Liebhaber oder sowas... Caius gruselte es ein wenig bei dem Gedanken. Deswegen schob er ihn schnell weg. Er kam aber wieder, als Axilla von einem Bart erzählte.
    »Uh nein«, stöhnte Caius. Wuarto war ja nicht blöd, der konnte schon 1 und 1 zusammenzählen!
    »Ja. Ich auch«, erwiderte er dann trocken auf ihre Bemerkung hin, dass sie Angst hätte, und seufzte tief.
    »Hoffentlich hält er das für nen Traum. Aber du musst keine Angst haben. Wer sollte dich denn hier suchen?« Ihrer Überlegung dazu konnte er nämlich nicht folgen.

    »Ich zeig dir erstmal mein altes Zimmer, ja?« sagte Caius zu Seiana gewandt, als sie das Esszimmer verlassen hatten und allein im Flur standen. Er kannte sich natürlich noch aus hier, auch wenn der letzte Besuch lange zurücklag. Zielsicher führte er seine Verlobte durch das geräumige Landhaus und öffnete ihr dann eine Tür.


    Staub tanzte im Sonnenlicht. Da gab es ein gemachtes Bett und frische Blumen in einer Vase. Ein kleiner Schreibtisch aus Olivenholz, in den zahlreiche unschickliche Bildchen eingeritzt waren und in den sich ein großer unförmiger Tintenfleck eingebrannt hatte. In einem niedrigen Regal an der Längsseite befanden sich Spielsachen. Ein Ball, ein Kreisel. Holzsoldaten und ein großes Feldherrenpferd samt Feldherr. Als Caius' Blick darauf fiel, jauchzte er und stürzte darauf zu.
    »Servus Virgilius Latro!« stieß er hervor und griff nach dem stolzen Reiter, um ihn zu untersuchen. Seiana schien er erstmal vergessen zu haben.