Beiträge von Caius Aelius Archias

    Auch ohne dass er es gewusst hätte, hätte Caius in diesem Moment sofort bemerkt, dass Seiana aus einer Familie stammte, die neben einigen Feldherren viele, viele Strategen hervorgebracht hatte. Sein Blick war gleichermaßen skeptisch wie bewundernd, zumindest, bis er sich am Riemen riss und versuchte, möglichst unbeteiligt dreinzuschauen. Calvaster grinste nur, während die beiden Damen ihre Legionen ins Feld führten und schließlich sowas wie eine Art Waffenstillstand aushandelten. Caius sah zu seiner Mutter, die Seiana gerade anlächelte. Dann sah er zu Seiana, die seine Mutter gerade anlächelte. Und verstand die Welt nicht mehr. Er selbst hatte sich eben noch in der Zwickmühle gewähnt: handeln oder schweigen? Und sich für letzteres entschieden, einfach, weil es einfacher war, nicht weil er Seiana eine Chance lassen wollte, sich zu behaupten.


    Caenis nickte abschließend.
    »Sehr schön! Ich hätte da natürlich schon die ein oder andere Idee«, begann Caenis und holte Luft, um das ein oder andere in einem langen Monolog vorzubringen, doch Seiana war schneller, so dass die Luft unverbraucht wieder entwich und sie ihre Schwiegertochter in spe etwas verwundert ansah.
    »Oh. Natürlich. Verzeih meinen Übereifer, aber es heiratet ja nicht jeden Tag ein Sohn, nicht wahr?« Caenis lächelte flüchtig, hüstelte und nippte auch an ihrem Wein.
    »Nicodemus? Zeigst du Seiana bitte das Zimmer?« wandte sie sich danach an einen hochgewachsenen Sklaven mit bronzefarbener Haut, der geschäftig nickte und darauf wartete, dass Seiana aufstand.


    Caius sah seine Chance jetzt gekommen, Seiana im Geheimen zu dieser strategischen Flucht nach vorn zu interviewen und richtete sich halb auf.
    »Das kann ich doch auch machen! Wir haben mein altes Zimmer, nicht?« wandte er fröhlich ein und fing sich dafür einen tadelnden Blick seitens seiner Mutter ein.
    »Du hast dein altes Zimmer. Seiana wird im Gästezimmer auf der Südseite schlafen.« Und damit war das Thema für sie erledigt, da würde sie auch keine Widerrede dulden, so viel machte schon der Tonfall unmissverständlich klar. Caius runzelte leicht verärgert die Stirn. Allein deswegen schon hatte er sich auf zu Hause gefreut - um mit Seiana in einem Bett schlafen zu können! Calvaster seufzte leise und betrachtete seinen Sohn mit einem vollkommen verständnisvollen Blick.
    »Geh ruhig«, kommentierte er in aller Seelenruhe, und diesmal wagte es Caenis nicht, da noch etwas gegen zu sagen, so dass Caius recht schnell aufstand.
    »Komm«, sagte er zu Seiana.

    Eine ganze Weile passierte nichts, und Caius überlegte schon, ob er wohl noch träumte oder tatsächlich wach war, sich aber die Geräusche eingebildet hatte. Dann rumste etwas, und plötzlich senkte sich die Matratze auf einer Seite und kalte Gliedmaßen drängten sich an ihn. Er legte sich einfach wieder hin und warf seine Decke kurzerhand zur Hälfte mit über die, die Axilla mitgebracht hatte.
    »Uah! Kalt!« protestierte er und rutschte ein wenig herum, aber er entkam nicht, und nach einem Moment wurde es auch etwas wärmer. Axillas Worte sprudelten nur so hervor, und Caius verstand nur die Hälfte. Kein Wunder, er hatte ja bis eben auch fest geschlafen!
    »Häwas? Klar bin ich ich? Wer soll ich denn sonst sein? Sag bloß, du hältst mich schon wieder für Dionysos... Moment, wer hat dich festgehalten? Und wer sucht dich? Was ist denn überhaupt los murrte er und vermutete, dass es das wohl war mit dem Schlaf. Wenigstens hatte er nicht mehr so zwei Eisbeine neben sich liegen, weil Axilla langsam wärmer wurde.

    »Achso«, erwiderte Caius und nickte. Sicher hatte Centho Casca deshalb nicht erwähnt. Allerdings ging man ja auch nicht unbedingt mit seinen Verwandten hausieren. Caius musste schmunzeln, sah dann Casca aber entsetzt an.
    »Was echt? Noch bei keinem Rennen gewesen? Das musst du aber ändern! Du kannst gern beim nächsten Mal mitkommen, wir stehen immer im blauen Block«, lud Caius den Iulier ein.
    »Magst du eigentlich auch Hahnenkämpfe? Oder würfelst du gern?« fragte er ganz unverbindlich nach.


    Die nächste Frage war schon etwas schwieriger, wenn er nicht allzu weit vorweggreifen wollte.
    »Naja, also mein Vetter Quarto und ich fahren bald nach Misenum. Ich hoffe, dass der Kaiser mich am Hof anstellt. Ich würde gerne procurator a memoria werden.« Eigentlich musste der Kaiser das bloß noch abnicken, aber man wusste ja nie... Caius schmunzelte.
    »Das wär die nächste Stufe in der Ritterlaufbahn für mich.«

    Von all den unnötigen Ängsten bekam caius nichts mit. Für den bestand die verschlafene Welt gerade nur aus einer dicken Schicht dunkler Watte und einem dünnen Stimmchen, das ihn bat, weiterzuschlafen. Moment, was? er setzte sich auf und blinzelte angestrengt, aber sehen konnte er gar nichts. Nicht mal den dünnen Strich Licht unter der Tür, und den hätte er eigentlich sehen müssen. Es sei denn...jemand stand davor. Jemand extrem breites. Das ergab gar keinen Sinn! Caius gähnte laut.
    »Mh? Wasislos?« nuschelte er und fragte sich, was zum Henker Axilla hier machte. Denn dass sie das war, war ihm klar. Er hätte eigentlich auch schon früher mit ihr gerechnet, wusste aber nicht, wie lange er schon geschlafen hatte.
    »Du hast doch nicht meine parthische Sanduhr kaputt gemacht, oder?« fragte er in einem Anflug von unerklärlicher Kombinationsgabe aufgrund des Krackens und des anschließenden Sandrieselns, an das er sich nun mit aller Präzision erinnerte.

    Caius hatte einen recht gesunden Schlaf. Eigentlich hörte er so gut wie nie was, wenn er am poofen war. So war das auch jetzt. Allerdings befand er sich ja in einer Traumphase. Das Knirschen untermalte ganz anschaulich, wie sich Decimus Serapios Kiefer unter einem Fausthieb seiner selbst anfühlen musste: Schmerzhaft. Caius schmatzte genüsslich im Schlaf und drehte sich dann behaglich wieder auf den Rücken, wo langsam aber sich wieder der normale Schnarchrhythmus ausgelöst wurde. Bei jedem Einatmen also ertönte nun ein Schnarchen. Bis zu dem Moment jedenfalls, wo von Axillas Richtung eine Art KRACK ertönte, dicht gefolgt von einem beständigen Rieseln von Sand auf Holzboden. Das passte nicht zu seinem Arena-Traum, und deswegen verlor Caius den Traumfaden und glitt in seichtere Gefilde ab. Ein zweites, etwas leiseres Kracken dann ließ ihn wach werden. Das Schnarchen hatte aufgehört. Stattdessen raschelte jetzt die Bettdecke, als Caius sich herumdrehte, um im Dunkeln und halb verschlafen eh nichts zu sehen. Ein ersticktes, leises Stöhnen war zu vernehmen. Sonst nichts.

    Caius hatte sich inzwischen gedreht und lag auf der Seite, was seinem Schnarchen vorerst Abbruch getan hatte. Er atmete leise vor sich hin und schlief still weiter. Auch als etwas raschelte und dann leise einen Abgang über den Boden machte und unter dem Bett verschwand. Er träumte von irgendwas, an das er sich später nicht mehr erinnern würde. Plötzlich grunzte er leise beim Luftholen, hielt sie dann an und stieß sie langsam wieder aus. Selbstverständlich schlief er dann gemütlich weiter, vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass Axilla gerade Todesängste ausstand.

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    »Salve.« Katander räusperte sich und hielt dem Türsklaven die gelben und orangenen Blüten entgegen.
    »Ich soll das hier abgeben, das ist für Axilla. Und äh, das hier auch.« Schnell steckte Katander dem Alten einen Fetzen Pergament zu, der aussah, als hätte man ihn an ganz vielen Stellen ganz oft abgeschabt und neu beschrieben. Warum das so war, wäre ganz sicherlich sehr offensichtlich für Axilla, wenn sie las, von dem er stammte und was darauf stand.
    »Tja dann.... vale!« sprach's und trollte sich hastig, ehe der ianitor es sich anders überlegte.


    Auf dem Pergamentfetzen stand folgendes:


    Liebe Axilla,


    wie die Dunkelheit am Morgen
    vertreibt das deine Sorgen.
    Ich wünsche dir Besserung gute
    und hoffe dass ich dir nicht zu viel zumute?
    Und dass man dir meine Grüße bestellt
    und dass dir mein schlechtes Gedicht dir gefällt.
    Zumindest ein klein bisschen.


    Dein Freund Caius




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    Tag drei. Gut. Er hatte versucht, es Archias auszureden. Aber er hatte schon geahnt, dass es nichts bringen würde, und so hatte er erstaunlich schnell nachgegeben und war auf den Markt gegangen. Was Buntes, hatte es geheißen, also hatte Katander genau das besorgt. Er kam sich schon etwas dämlich vor, als er so durch die Stadt gelatscht war, und hatte sich gewünscht, doch den Korb mitgenommen zu haben. Mit einem stattlichen Bouquet im Arm klopfte er dann an. Gruselig, zuletzt war er hier gewesen, als Axilla auf dem Palatin übernachtet hatte.



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    Endlich, endlich war er ernannt worden! Tatkräftig marschierte Caius an seinem allerersten Arbeitstag munter zum Büro, das er zukünftig bewohnen würde. Er schloss die Tür auf, stieß sie auf, nahm einen tiefen Atemzug und...
    ...musste erstmal gehörig husten, dicht gefolgt von einem tüchtigen Nieser. Ach du schande, wie lange war denn hier nicht Staub gewischt worden? Caius beäugte die Oberflächen kritisch. Auch in der Luft tanzte der Staub, aufgewirbelt von seinem schwungvollen Türöffnen.


    Caius trat ein und schloss die Tür hinter sich. Hier musste erstmal Hand angelegt werden. Aber da würde er einen Palastsklaven herzitieren. So konnte er ja Axilla nicht sein Büro zeigen...wenn sie denn bald wieder genesen war und ihn dann überhaupt noch sehen wollte. Er seufzte, malte mit einem Finger einen stattlichen Phallus in den Staub auf seinem Schreibtisch und setzte sich dann erstmal hin, um das Gefühl auszukosten, ein richtiger procurator zu sein.

    Caius, der nun die Blumen los war, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schüttelte den Kopf.
    »Nein, nur das. Aber du musst es ihr genau so sagen, verstanden? Und sag ihr, dass ich hoffe, dass es ihr bald wieder besser geht.« Caius ahnte, dass der Sklave irgendwas durcheinander bringen würde, deswegen schärfte er ihm das besser noch mal ein.
    »Tja, also.... vale dann.« Er nickte Leander noch mal zu, drehte sich dann um und verschwand allmählich in den Eingeweiden der niemals schlafenden Stadt. Jetzt brauchte er erstmal einen Klaren. Oioi.

    Caius wartete. Und wartete. Und dann klopfte er nochmal. Das ging eine ganze Weile so. Und endlich machte jemand auf, aber das war nicht der Alte von vorhin, was Caius verwunderte. Den Typen kannte er aber auch, das war Axillas Sklave. Meneander oder so ähnlich. Caius räusperte sich und hielt erstohlen nach dem Türsklaven Ausschau. Eigentlich hatte er auf ihn spekuliert. Aber der war nirgends zu sehen. Caius seufzte und ließ einen Mundwinkel hängen. Den anderen zog er hoch, was ihn im Gesamtbild schief grinsen ließ.
    »Ähm, salve«, sagte er zu Wieauchimmerander.
    »Kannst du das hier bitte Axilla geben? Und sag ihr, dass es mir leid tut. Das alles. Und dass ich gleich herkomme, wenn es ihr besser geht und sie mich sehen will. Und, äh, dass dieser Scharlatan ihr nicht mehr weh tut, dafür hab ich gesorgt.« Caius drückte Leander die Blumen in die Hand.
    »Machst du das?«

    Nach seinem kleinen Zwischenfall an den Trajansmärkten war Caius eine Weile durch die Stadt gegammelt. Er hatte an einem Brunnen gesessen und dann kurzerhand einen Strauß Wiesenblumen bei einem Blumenmädchen gekauft. Sie hatte mit ihm schäkern wollen, dafür aber vollkommen den falschen Moment erwischt. Caius hatte nur die Blumen gekauft und sie dann mit dem Wechselgeld einfach stehen lassen.


    Jetzt stand er zum zweiten Mal an diesem Tag vor der porta der Iunier und klopfte nochmal an.

    Zufrieden bemerkte Caius, dass der Schlag gesessen hatte. Wenigstens das. Ein wenig hämisch grinste er. Das war jedoch schnell wieder vorbei, als das Milchgesicht sich verteidigte. Wie bitte? Arzt? Caius konnte da nur müde lachen, aber danach war ihm gerade so gar nicht zumute. Er schnaubte viel lieber wie ein zorniger Stier.
    »Dass ich nicht lache! Ein Arzt hätte ihr geholfen und sie nicht krank gemacht und dann alleine gelassen!« grollte er und schüttelte unauffällig seine Hand aus. Zum Glück (für Crios) hatte Caius nicht so lange gewartet, bis Katander ihm von all dem Blut erzählen konnte, von dem Leander berichtet hatte. Sonst wär das hier wer weiß wie ausgegangen.
    »Mir fällt ein«, regte sich Caius nun wieder mehr auf, »dass du der Mörder meines ungeborenen Kindes bist! Mir fällt ein, dass du ihr das, was auch immer du ihr gegeben oder mit ihr gemacht hast, nicht hättest machen dürfen! Und mir fällt ein, dass ich dich, wenn ich dich noch einmal auch nur in ihrer Nähe sehe oder davon höre, den Fischen im Tiber zum Fraß vorwerfe!« Caius sagte das betont freundlich und gezwungen ruhig. Erst am Ende spie er dem Doktor fast ins Gesicht. Allmählich hatte er sich wieder im Griff. Er entwickelte langsam eine Sicht für das, was er gerade tat. Irgendwo zwischen den Pflanzen stand ein Mädchen und lugte vorsichtig durch die Blätter. Und er selber stand wie ein Racheengel des Dispiter persönlich vor dem Arzt und bedrohte ihn. Caius straffte sich und räusperte sich dann. Die Frage nach seiner Identität überging er dezent. Vermutlich würde er morgen eh sein Gesicht auf einem Steckbrief finden, weil er hitzköpfig eine Praxis gestürmt hatte.
    »Also. Ich hoffe, dass dir dein Leben lieb ist. Ich bin nämlich kein Mörder. Das heißt aber nicht, dass ich nicht zu einem werden kann, verstanden?!« schnauzte er den iatros noch einmal an, ehe er sich umwandte und aus der taberna medica stolzierte. Hoffentlich bekam Seiana keinen Wind davon. Das könnte böse Folgen haben. Nicht nur für den Medicus...

    Caius ließ sich nicht beirren und wartete stur darauf, dass der Kerl ihm sagte, dass er derjenige war, der an Axilla herumgepfuscht hatte. Er wirkte ziemlich durcheinander auf einmal, dann aber bestätigte er Caius' irr abgeschossene Vermutung und im Gesicht des Aeliers blitzte kurz etwas wie Triumph auf. Er holte schon tief Luft, um ihm eine Verwünschung entgegen zu schleudern, da fragte das Milchgesicht etwas, das Caius die Augen zusammenkneifen ließ. Erst war er skeptisch, dann nur noch wütender. Eigentlich war das ganz schön gemein, denn dieser Arzt konnte ja nicht mal wirklich was dafür. Trotzdem, irgendwo musste die Wut ja hin, die eigentlich Angst war, und die eigentlich nicht dem Kerl sondern wem anders galt.


    »Deine ganz sicherlich nicht mehr, du abgespackter nequam!« Und präzise landete eine schnelle aelische Faust in der Magengrube des kleineren Mannes. Caius war sauer. Aber genauso überrascht war er von sich, dass er es wirklich getan hatte. Erstaunt sah er seine Knöchel an, die in Reih und glied entlang der geballten Hand lagen. Dann sah er den Medicus an, runzelte die Stirn und überschüttete ihn mit einer neuen Welle an Flüchen.
    »Wie kannst du es nur wagen, ihr so weh zu tun, du milchgesichtiger pupillus! Wehe dir, wenn ich dich noch einmal erwische, du nequissimus, dann kannst du was erleben das sag ich dir!« Caius polterte ganz schon drauf los, aber wenigstens beschränkte er sich nun darauf, nur zu drohen, statt zu schlagen. Das war ja eigentlich ganz schön unter seinem Niveau. Eigentlich.
    »Wenn ich dich Scharlatan noch einmal erwische, wie du ihr irgendwas gibst, das sie krank macht, dann kannst du deine Knochen einzeln vom forum boarium zusammensuchen, hast du mich verstanden, du impudicus?!«

    Ein griechischer Halsbschneider direkt bei den Trajansmärkten. Caius hatte auf seinem Weg drei Leute gefragt und einer hatte eine Medizintaverne gewusst, in der ein Grieche arbeitete. Allerdings war Caius da schon zum ersten Mal stutzig geworden. Die Adresse konnte nicht stimmen. Hingegangen war er trotzdem. Und in geschwungenen Lettern stand da "taberna medica decima". Das hatte seiner zielgerichteten Wut zugegebenermaßen doch einen kleinen Dämpfer verpasst, hielt ihn jedoch nicht davon ab, hineinzugehen und Stunk zu machen. Er musste eben überzeugend sein, das war alles. Und dann würde Seiana, die inzwischen Eigentümerin des Ladens war, den er selbst eigentlich geerbt hatte, auch nichts davon erfahren.


    Caius öffnete die Tür und eine kleine Glocke verkündete, dass Kundschaft da war. Er kam sich zwischen dem ganzen Grünzeug vor wie in einem Urwald. Miesepetrig schlug er einen Farn aus seinem Weg, während er sich selbigen bahnte. Ein milchgesichtiger Kerl behandelte gerade einen hustenden Opa. Aber das war ihm egal.


    »Du da«, sagte Caius und zeigte auf den Alten.
    »Verschwinde, aber dalli!« Und um seine Aufforderung zu unterstrechen, zerrte er am Arm des Patienten, der zunächst widerwillig, dann aber höchst folgsam die Flucht ergriff und für sein Alter doch recht zügig aus dem Laden türmte. Wieder ging diese lächerlicher Türglocke, und das regte Caius echt auf.
    »Bist du der griechische Halsabschneider, der vorgestern Nacht in der domus Iunia eine Iunia Axilla behandelt hat?« wollte er wissen. Die Mühe, höflich zu sein, machte er sich schon gar nicht mehr. Er war einfach nur noch sauer, und das war er, weil er Angst hatte. Und zwar um Axilla. Aber er bemühte sich schon, neutral zu klingen, und das gelang ihm schon, wie er fand.

    Caius' Mund klappte auf. Und wieder zu. Genau wie die Tür eben, die er jetzt anstarrte. Kurz überlegte er, Kleinholz daraus zu machen, aber so wütend er gerade auch war, so massiv wirkte die Tür auf ihn. Also ließ er es bleiben und versuchte, mit den wenigen Informationen auszukommen, die er bekommen hatte. Ein griechischer Kurpfuscher also, der Axilla weh getan hatte. Soso. Seiner Axilla! Grimmig stapfte Caius los, und als er um die Ecke bog, wechselte eine beleibte Frau hastig die Straßenseite.

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    Katander schaute Leander nur finster an.
    »Wenn ich's dir doch sage«, murrte er und machte eine verdrossene Handbewegung. Leanders Gedankengang war Katander nicht unbedingt schlüssig. Er seufzte nur.
    »Ja, scheiße. Und zwar knietiefe. Was soll's. Wir sollten uns einfach nicht den Kopf darüber zerbrechen.« Katander nickte, um sich selbst zu überzeugen. Es wollte ihm aber nicht gelingen. Immerhin stand da jetzt seine kriselnden Beziehung mit Elena auch auf der Kippe.
    »Wein?« fragte er und hielt die Karaffe schwankend Leander hin.




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    »Natürlich der Medicus, wer denn sonst«, murrte Caius verdrossen.
    »Am Trajansmarkt? Geht's nicht etwas präziser?« Caius war gerade nicht unbedingt in der Verfassung, etwas langwierig aus dem Knlich herauszukitzeln. Bei den Trajansmärkte sollten bei ihm eigentlich etwas klingeln, aber das tat es nicht. Außerdem waren die ja nun nicht eben klein.
    »Bona Dea noch mal, dann hol mir eben jemand her, der mir sagt, wo ich diesen Kerl finde!« schnauzte er jetzt voller Ungeduld den Türsklaven an. Vermutlich hatte der auch noch nicht erlebt, dass jemand innerhalb weniger Minuten so schnell die Stimmungen wechselte.

    Caius hörte die Worte des Alten zwar, aber eigentlich mochte er sie nicht einsehen. Klar brauchte sie Ruhe! Aber er musste auch unbedingt sehen, was er da angestellt hatte! Und vor allem musste er mit eigenen Augen sehen, dass es ihr gut ging. Und sie fragen, warum sie das gemacht hatte. Natürlich, da war Seiana und das alles, aber.... Caius senkte beschämt den Blick und ließ den Kerl erstmal ohne Antwort stehen. Er biss sich auf die Lippe. Axilla war schwanger gewesen! Das sickerte erst jetzt so richtig in sein Bewusstsein. Er keuchte kurz und schämte sich gleich dafür. Verstohlen musterte er den Alten. Verdammt, er wäre Vater geworden! Und Axilla hätte sterben können! Als hätte Caius die Gedanken des Alten gelesen, murmelte er:
    »Es ist wirklich wichtig«, aber so recht glaubte er sich das selbst nicht bei dem Tonfall. Er dachte an die immerwährenden Schimpftiraden von Katander. Er dachte aber auch an die umwerfenden Avancen, die Axilla unmissverständlich gemacht hatte. Und die schließlich dazu geführt hatten, dass sie schwanger geworden war. Dass der Arzt hatte kommen müssen... Caius' Kopf ruckte hoch.
    »In Ordnung. Wie heißt der Kerl?« verlangte er regelrecht knurrend zu wissen.

    Es war zum Mäusemelken! Caius wurde zusehends nervöser, das entging sicher auch dem Türhüter nicht. Er raufte sich die Haare, schnaufte angestrengt und versuchte es dann nochmal anders.
    »Ich weiß, dass sie krank ist! Deswegen bin ich doch hier... Bitte, ich muss nur sehen, ob es ihr auch wirklich gut geht«, sagte Caius und wirkte tatsächlich niedergeschlagen.
    »Kannst du ihr nicht sagen, dass ich da bin?« fragte er mit neuer Hoffnung. Axilla würde ihn doch sicherlich nicht wegschicken! Kurz überlegte er, ob es Sinn machte, darauf hinzuweisen, dass er ihr Arbeitgeber war, aber er ließ das einfach bleiben. Das war jetzt eh unwichtig.