Beiträge von Caius Aelius Archias

    Caius nickte nochmal, als Quarto nachfragte. Der Papyrusbrief raschelte dabei leise.
    »Prima, dann schick ich gleich noch jemanden mit einer Antwort los!« meinte Caius erfreut.
    »Oder...wohl doch besser morgen. Äh, meinst du, ich könnte Seiana mitbringen? Dann lernt sie Vespa und Balbus gleich auch kennen.«

    Dass er ihr noch gar nicht gesagt hatte, wie er eigentlich hieß, hatte Caius vollkommen versemmelt. Andererseits war sie auch gar nicht auf seine Frage eingegangen. Kein Wunder, da war nicht viel Zeit geblieben, denn plötzlich (als Caius gerade antworten wollte), bahnte sich eine kahlköpfige Kriegstrireme einen Weg durch die Menge auf sie beide zu. Ihr damenhafter Fluch ließ ihn breit grinsen, verriet er ihr doch, dass sie ganz offenbar eigentlich gar nicht gefunden werden wollte. Und dann stand das Schlachtschiff auch schon bei ihnen beiden, schäumend und spuckend und mit ausgefahrenen Kanonen. Die Lunte brannte schon, und Caius machte ein empörtes Gesicht. Nicht etwa, weil der Kerl ihn als Dahergelaufenen Irgendwas bezeichnetete, sondern weil er seine Herrin derart in der Öfentlichkeit zurechtwies. Bis sie ihm die Meinung geigte und Caius' gefurchte Stirn sich wieder glättete, zu Gunsten eines Grinsens.


    Er räusperte sich und ignorierte den feisten Kerl demonstrativ.
    »Caius Aelius Archias ist mein Name«, sagte er (zugegeben, etwas theatralischer als es nötig gewesen wäre, aber er wollte einfach das dumme Gesicht des Sklaven sehen, wenn der erkannte, dass er mit dem Kaiser verwandt war).
    »Und ich bestehe darauf, zu wissen wo die Casa Decima ist«, sagte er zu der Dame und schmunzelte.
    »Wenn du möchtest, bringe ich dich gern hin. Auch wenn Bacchus hier weiß, wo das ist«, sagte er und deutete mit dem Daumen zu dem Dicken hin.
    »Verrätst du mit deinen Namen auch?«

    Caius musterte seine neue Bekanntschaft abwartend. Er ging voraus und sie....? Mit gehobenen Brauen senkte er langsam den Kopf und sah sie dabei weiterhin an. Aber sie sprach nicht weiter, so dass er irgendwann mit den Schultern zuckte.
    »Tja tut mir leid«, sagte er begleitend. Wenn er geahnt hätte, dass die Schöne ihn für eiin Genie hielt, hätte er sich nun vermutlich ein wenig mehr ins Zeug gelegt. So aber sah er sie nur an und wartete, dass der Name fiel.


    Und als er dann fiel, sah er sie mit großen Augen an. Konnte denn das sein? Er schnappte sich ausgerechnet eine hilflose Decima zum Retten! Das bedeutete, dass er nun vorsichtig sein musste, denn alles, was er hier tat oder sagte, konnte über Umwege auch an Seianas Ohren gelangen... Caius setzte eine betont grüblerische Nachdenkensmiene auf.
    »Deeecima, Decima... Hmmm... Ja, doch, ich glaube, ich weiß wo die wohnen«, sagte er dann und stellte sich schon vor, was die junge Dame von ihm halten würde, wenn sie erfuhr, welchen Schabernack er mit ihr getrieben hatte. Aber so war er nun mal!
    »Soll ich dich hinbringen, ...äh... Decima.....?« schoss er ins Blaue mit dem Namen und sah sie fragend an.

    In diesem Augenblick schickte Caius ein Stoßgebet zu den Göttern, dass Seiana niemals so werden würde, wie seine Mutter war. Bona Dea, er würde sich erhängen! Aber sie wurde ja jetzt schon ein klein wenig so. Misstrauisch sah er sie an. Schlummerte etwa eine Caenis in ihr, ohne dass sie sie bisher ans Tageslicht gelassen hatte? Während er sie so ansah, als hielte er ihre Idee für das Todesurteil seines Haustieres (wenn er denn eins gehabt hätte), strahlte Caenis ihre zukünftige Schwiegertochter begeistert an.
    »Aber natürlich, mein Kind« , erwiderte sie herzlich. Caius hingegen schnappte nach Luft, als er Seianas nächsten Vorschlag hörte. Seine Stimme war eine Oktave höher, als er jetzt sprach.
    »Was?!« Zeitgleich...
    »Oh, wie wundervoll! Eine schöne Idee, Seiana!«


    Calvaster sah seinen Sohn an, dann die beiden Frauen. Er enthielt sich lieber und beschloss, dass die Frauen das besser unter sich ausmachen sollten. Als Seiana seine Wortwahl ergriff, grinste er ihr spitzbübisch zu. Mit dreißig Jahren weniger hätte er Caius so sehr ähnlich gesehen. Es war unverkennbar, dass es Vater und Sohn waren.
    »Wie wäre es mit übermorgen?« schlug Caenis da schon recht geschäftsmäßig vor und ignorierte Caius dabei geflissentlich.
    »Bis dahin ließe sich alles vorbereiten. Und es würden ja auch nur vierzig oder sechzig Leute kommen, das sind ja nicht so viele...«
    »Das sind ja nicht so viele?!« Caius schnappte nach Luft und lehnte sich vor. Er stellte seinen Weinbecher auf dem Tisch ab, und die Flüssigkeit spritzte ein klein wenig dabei heraus.
    »Mutter! Ich bitte dich, so viele Leute wollten wir nicht mal zu unserer Hochzeit einladen! Und wir haben unsere Verlobung nicht klein gefeiert. Sondern so gut wie gar nicht!« Anklagend und bedröppelt zugleich sah er nach seiner Mutter Seiana an. Tu mir das nicht an, schien sein Blick zu verdeutlichen.
    »Umso besser, dass ihr zumindest eine anständige Feier feiert!« kommentierte Caenis selbstzufrieden und steckte sich einen Orangenschnitzen in den Mund. Caius stöhnte. Und Calvaster? Der sagte nichts dazu. Er wusste schon warum. Aber er schmunzelte hinter vorgehaltener Hand vor sich hin.

    Eine Entfühung hätte Caius ohne seinen mitdenkenden Sklaven wohl auch gar nicht durchführen können. So weit ging sein krimineller Horizont gar nicht. :D


    Caius hörte sich die Beschreibungen an und runzelte dann die Stirn. Er kam zu demselben Schluss wie die nette Unbekannte: Also klein, fett und hässlich. Er gab sich Mühe, jemanden mit dieser Beschreibung im Gewusel zu entdecken, aber leider war das vergebens. Schon nach kurzer Zeit zuckte er mit den Schultern.
    »Vielleicht steht er auf der anderen Seite und tut genau das gleiche wie du: Warten. Dann könnt ihr euch nicht wiederfinden. Habt ihr euch denn genau hier verloren?« fragte er nach und kratzte sich nachdenklich am Kinn.
    »Oder, hah, ich weiß was. Wo wolltet ihr denn hin? Vielleicht ist er ja da und wartet auf dich.« Gewitzt, gewitzt, Sherlock Caius. Er lobte sich selbst für diesen glorreichen Gedanken.

    »Na gut«, kam es auch sogleich zurück. Es war Caius nur recht, nicht mehr an den Papierkram denken zu müssen. Er verschränkte kurz die Arme vor der Brust.
    »Alles klar. Dann machen wir das. Wir können morgen, eh ich dich nach Hause bringe, gleich an der schola vorbeigehen, wenn du magst«, schlug er vor. Die Sache mit der Wache ließ er lieber erstmal unkommentiert. Er wusste nicht recht wieso, aber dass der Typ Axilla gern eingehender durchsucht hätte, gefiel ihm nicht. Und zwar ganz und gar nicht! Aber er hatte auch gar nicht recht die Gelegenheit, darüber nachzudenken, denn plötzlich hing Axilla ihm am Hals. Mit Müh und Not entknotete er seine Arme unter ihrer, naja, Brust, und legte sie locker um sie drum. Zuerst noch verdutzt, dann leicht lächelnd, streichelte er ihren Rücken.
    »Na. Dafür sind Freunde doch da«, sagte er und meinte das ganz ehrlich. Fühlte sich ganz gut an, ein Retter zu sein, überlegte er. An die Tinte dachte er dabei natürlich auch nicht.
    »Du bist gleich hergekommen, oder? Der Brief kam heute erst an«, fragte er sie dann. Das war schon krass, dass sie dann gleich zu ihm kam. Er fand das süß. Und er schätzte es sehr, denn das bedeutete, dass sie ihn mochte. Das Lächeln war jetzt wie aufgemeißelt und ging erstmal nicht mehr weg bei dieser Erkenntnis.

    Hätte man Caius gefragt - der hätte vermutlich »Ich bin aber gar nich nett!« gegrummelt, es aber gar nicht so gemeint. Außerdem fragte Caius auch keinen (was vermutlich auch besser war so). Da standen sie nun also voreinander, und Caius fühlte sich bei der Wortwahl und Planlosigkeit der jungen Dame extremst an Iunia Axilla erinnert, was sie ihm gleich noch mal sympathischer machte (die Fremde, nicht Axilla). Irgendwie schien er ein Faible für hilflos wirkende, verplante Mädels zu haben. Das Grinsen wich jedenfalls nicht von seinem Gesicht.


    »Du weißt nicht?« fragte er sie. Das war ja witzig!
    »Also... Du hast deinen Begleiter verloren. Und jetzt stehst du wie angewurzelt inmitten der Trajansmärkte und weißt nicht, ob man dir helfen kann? Öhm, joah... Na denn? Ich schlage vor, wir gehen erstmal aus dem Weg, was meinst du?« Er deutete irgendwo nach rechts hin, denn sie standen tatsächlich mitten im Weg, und alle Leute, die vorbeirauschten, taten das rechts und links und vor und hinter ihnen und um sie herum. Wie ein Eiland in einem Fluss standen sie da. Caius schnappte sich kurzerhand ihr Handgelenk und rettete sie vor dem Ertrinken, indem er sie hinter sich her zog und nach vier Metern losließ. Sie standen jetzt an einer kleinen Botique für pelzgefütterte Umhänge und Mäntel aller Art.
    »So. Wie schaut er denn aus, dein Begleiter? Vielleicht seh ich ihn ja.« Schließlich war die Fremde nicht gerade groß.

    Das größte Problem bei der 2. Variante sind, denk ich, die "verschiedenen Schulen, die miteinander konkurrieren". Man sieht das ja schön bei den factiones. Da sind auch nur sehr wenige Spieler aktiv, und es sind eigentlich auch immer dieselben, die aktiv sind.


    Was wäre also, wenn man die Idee mit dem Script im Hinterkopf behält und erstmal nur eine Schule aufmacht, in der sich die Gladiatoren beweisen müssen etc.? Dann kämpft man eben nicht bis zum Tod, ist ja auch eh nur Training. Und später, wenn sich zeigt, dass tatsächlich genügend Spieler da sind und den Betrieb da am Laufen halten, kann man immer noch eine oder mehrere Konkurrenzschulen aufmachen. Nur jetzt gleich mehrere anzubieten, find ich eher unglücklich. Dann lieber erstmal eine, worauf man sich konzentriert, wo man das System testen kann, die Aktivität und das Engagement der Spieler, und dann hinterher der Konkurrenzkampf. :)

    Irgendwie schienen die überall zu sein, dachte sich Caius. Seianas Patron war auch ein Aurelier. Er musste grinsen.
    »Naja, sticken und sowas, vielleicht. Oder tratschen«, erwiderte er und zuckte mit den Schultern. Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass ein so vornehmes Fräulein so tatkräftig anpacken konnte (und würde!) wie Seiana, die mehrere Betriebe besaß und ihre Zeit ganz sicherlich nicht mit weben und solchen Sachen verbrachte.


    Wegen der Klamotten konnte Caius gerade nicht wirklich was sagen. Immerhin saßen sie hier in den Thermen, und daran, was Celsus beim Rennen angehabt hatte, erinnerte er sich nicht mehr. Da war Celsus' nächste Frage schon weitaus interessanter. Caius plätscherte ein wenig herum.
    »Och, da gäb es schon die ein odere andere Möglichkeit«, sagte er und sah Celsus dann verschwörerisch an.
    »Aber ob das für einen Verwandten eines consul so prestigeträchtig wäre...? Wenn, dann sicher nur inkognito.« Er lehnte sich näher zu Centho und Celsus hin.
    »Wart ihr schon mal bei nem Hahnenkampf?« fragte er.
    »In der subura machen die das häufiger. Da gibt es auch Rattenkämpfe und sowas. Ist ganz interessant, eigentlich. Ansonsten könnten wir auch mal zu einem Bekannten gehen, der hat einen Raum in seiner Taverne, in dem regelmäßig Würfelrunden stattfinden. Macht mich noch arm, der Kerl.«

    Caius atmete auf. Puh! Da hatte er ja noch mal Glück gehabt... Wobei, hm, Quarto sah irgendwie fast genauso zerknittert aus wie sein Nachthemd. Ob er doch schon geschlafen hatte und das jetzt nur sagte, damit Caius kein schlechtes Gewissen hatte? Na egal. Jedenfalls war er jetzt wach, und Caius konnte mit dem Brief herumwedeln.


    »Vespa und ihr Mann haben geschrieben! Sie wollen uns zum Essen einladen und fragen, wann es uns am besten passt. Soll ich sagen, dass übermorgen prima wäre? Oder hast du da schon was vor?«
    Bei Quarto konnte man sich da schließlich nie so sicher sein, so viele Klienten wie der hatte.

    Sim-Off:

    Hier! Ich! :D


    Nur einer, der hatte es nicht eilig. Und der lief direkt auf sie zu. Wie es sich gehörte, ohne das Mädel da stehen zu sehen. Und selbstverfreilich handelte es sich dabei um Caius, der gerade nachdenklich zu Boden blickte und einherstapfte, ohne weiter vorauszuschauen als die Spanne seiner Füße. Erst als plötzlich ein zweites Paar Füße direkt vor seinen eigenen auftauchte, hob er den Kopf und starrte das Mädchen an, das da stand wie...bestellt und nicht abgeholt. Eine Salzsäule. Mit ziemlich hilflosem Ausdruck auf dem netten Gesicht. Sie sah sich irgendwie suchend um. Caius hielt rechtzeitig inne und verhinderte gerade noch so einen ziemlich peinlichen Zusammenstoß.


    »Upsa«, machte er und grinste.
    »Um ein Haar an einer Kollision vorbeigeschlittert! Öhm, kann ich dir vielleicht irgendwie helfen? Wartest du auf jemanden? Da hättet ihr einen besseren Treffpunkt ausmachen sollen. So mitten in der Menge ist es schwer, sich gegenseitig zu finden.«

    Caius hatte da weniger bedenken und griff beherzt zu. Er zerstörte das gesamtvollendete Kunstwerk und schob sich ein paar Leckereien in den Mund. Während er kaute, konnte er nicht reden, dafür aber hören. Als hörte er Axilla zu und sah sie zur Reaktion zweifelnd an. Er schluckte.
    »Klar darf der. Er muss nur wollen. Also ran an die Buletten"« erwiderte er leise zu ihr und nahm sich dann auch gleich eine solche.


    »Drei! Für dich alleine! Das ist ja nen Ding, so viel hat's nicht mal bei den Flaviern, und die können sich das sicher eher leisten als... Öh. Tschuldigung«, entfuhr es ihm dann kleinlaut und er sah ganz bedröppelt aus, als er das sagte. Schließlich hatte er Imperiosus nicht sagen wollen, dass er sich finanziell nicht in einer Liga befand mit ihnen. Nun galt es also, schnell das Thema zu wechseln.
    »Sag mal, Pi... Was ist ein Hybride eines Künstlers?« fragte er wissbegierig und kaute dann auf einer Sardelle herum.
    »Mach dir mal keine Sorgen, du bist immer willkommen bei uns. Du musst dann allerdings damit vorlieb nehmen, dass die Xanthippe auch da wohnt«, kommentierte er Pisos Bemerkung, sah zu Seiana und grinste frech.

    Gut, Piso und sein Vater waren sich nie allzu grün gewesen. Aber trotzdem wunderte es Caius, dass Piso so ganz offen besser sein wollte als sein Vater. Er sagte aber besser nichts dazu, sondern nickte nur ernst, als Piso ihn fragte, ob er meinte, dass er wirklich gewählt wurde.
    »Ja, echt... bäh«, machte Caius und grinste kurz. Da war ihm Seiana tausendmal lieber. Piso schubste ihn kurz. Das machte echte Freunde aus! Sich zoffen und wieder vertragen können. Caius seufzte tief und lächelte selig vor sich hin. Dann drehte er sich um und setzte sich auf die Liege, auf der Piso vorher gesessen hatte.


    Im nächsten Moment machte er dann große Augen.
    »Nackt übers forum? Och Pi... Mensch, das geht nun wirklich nicht. Dann flieg ich ja achtkant wieder raus aus der Kanzlei.... Wie wärs mit dem forum boarium? Da ist wenigstens nicht so viel los...« schlug er vor.
    »Und bedenke, dass du das auch machen musst, wenn's so weit ist! Egal ob du dann ein Senator bist oder nicht!«


    Bei seinen nächsten Worten musste Caius überrascht starren. Sein Mund klappte auf.
    »Das würdest du echt machen? Ich meine, klar tun wir das, das wird eine Riesenfeier, was anderes könnte ich eh meiner Mutter nicht antun... Aber...aber darfst du das denn überhaupt? So als septemvir?«

    »Lu...oh!« Caius nahm die Hand runter, sonst hätte wohl er an Quartos Stirn weiter geklopft. Dann erst wurde ihm bewusst, dass es ja schon ein wenig später war, und er machte ein betretenes Gesicht.
    »Oh, äh... Also... Hast du schon geschlafen?« fragte er verdattert, als er Quartos Aufzug näher musterte. Genau so war seine Oma immer schlafen gegangen, aber haargenau!

    »Tja, also, das wäre das Mindeste!« erwiderte Caius grinsend. Er hatte Quarto ja, wie er glaubte, schon einmal in einem Brief darauf angesprochen. Aber wie es die Eigenart seines Vetters war, überging er ganz gern mal die ein oder andere Frage.
    »Ich meine, bei den Rennen bin ich ja nach Möglichkeit eh immer dabei, wenn wir am Start sind. Das eh, auch ohne ganz offiziell sodalis zu sein.« Er hatte zwar an etwas mehr Engagement gedacht, aber er wollte auch niemand anderen von irgendwelchen bevorzugten Plätzen verdrängen oder sowas. Also war ihm das Sodalissein zunächst mal ganz recht.
    »Piso? Noch nicht ganz, aber ich bin nahe dran, einen aus ihm zu machen, weißt du. Er wollte eigentlich gar nicht mit zu den letzten Rennen, aber ich hab ihn einfach mitgeschleift. Und er fand es glaub auch ganz gut bei uns Blauen.« Caius setzte eine selbstzufriedene Miene auf.
    »Fändest du das denn gut?« hakte er dann ganz dreist mal nach.
    :D

    Tzah! Das war doch das beste Beispiel dafür, dass dieser Vescudingsbums gefährlich war! Für Caius hätte es keinen besseren Anwärter auf den Job gegeben als Piso, naja, von ihm selbst vielleicht abgesehen. Langsam realisierte er, wie das für Piso gewesen sein musste. Den Posten haben zu wollen, Ewigkeiten darauf hingearbeitet zu haben, und dann zu sehen, wie der beste Freund ihn einfach so bekam, weil er ihn wollte. Caius sah bedröppelt drein.


    »Ehrlos«, wiederholte Caius nachdenklich und ein wenig betrübt.
    »Wer sowas sagt, hat ja keinen blassen Schimmer, echt nich. Wenn von heut auf morgen alle Ritter ihre Ämter niederlegen würden, dann ständen die Patrizier und alle anderen aber dumm da. Dann würden die sich das noch mal überlegen. Ehrlos, tz.« Er schüttelte den Kopf und sah Piso wieder an, der jetzt hin und her lief. Als Gegenpol dazu setzte sich Caius auf die Liege, auf der Piso vorhin noch gelegen hatte, stützte die Ellbogen auf die Knie und das Kinn in die Hände. Nur die Augen wanderten von links nach rechts und wieder nach links, immer Piso folgend.


    »Klar wirst du gewählt«, kommentierte er.
    »Ich mein, du willst es denen doch recht machen, da wär es schon mies, wenn sie dich jetzt im Gegenzug nicht wählen würden. Oder?« Er schüttelte den Kopf und lehnte sich dann zurück, als Piso sich plötzlich entschuldigte. Ungläubig starrte er ihn an, stand dann auf und trat hin zu seinem Freund, um ihm, seitlich neben ihm stehend, eine Hand auf die Schulter zu legen.
    »Naja. Schwamm drüber. Ich mein, du bist ja nicht mit mir verheiratet, zum Glück nicht! Musst mir ja nicht alles erzählen«, sagte er matt und gab einfach nach.
    »Ich mein.... Ich könnt's ja verstehen, wenn du jetzt nicht mehr einfach so losziehen kannst mit...also, mit mir. Ich bin ja nur nen kleines Lichtlein mit einer, hm, nennen wirs eine starke Familie.« Er hob einen Mundwinkel an und seufzte.
    »Feheln würd's mir aber trotzdem.«

    »Lucius!« Caius klopfte inzwischen zum dritten Mal aufgeregt an die Tür von Quartos Zimmer. Irgendwo musste er ja stecken, und sonst hatte er ihn nirgendwo gesehen.
    In der freien Hand hielt er einen Brief, den Quarto noch nicht gesehen hatte (weil Caius ihn sozusagen auslieferungsfrisch dem ianitor weggeschnappt hatte), und zu dem er Quarto etwas fragen musste.

    Caius nickte nur noch wegen dem Schnee. Das andere Thema war ja auch sehr viel interessanter!
    »Ouh, tabellarius? Meinst du wirklich? Also, ich mein, ich will dir ja keine Ratschläge erteilen oder so, aber du hast da wirklich viel Stress an der Backe. Wenn ich dir also trotzdem was raten darf: Fang alss stationarius an und arbeite dich hoch bis zum Präfekten. Dann verdienst du ordentlich, hast gute Arbeitszeiten und bist jeden Abend zu Hause. Das macht Eindruck bei den Frauen, die meckern sonst immer rum, wenn du wochenlang nicht da bist, weißt du.« Nicht, dass Caius da aus Erfahrung sprach. Aber er hatte das oft genug von Vortex und Rufus gehört, und ganz selten auch von Licinus. Aber Caius glaubte eh, dass der vom anderen Ufer war.
    »Ja, weiß ich. Da gehst du am besten direkt bei der casa Germanica vorbei. Der legatus augustus curso publico ist Medicus Germanicus Avarus. Nimm dir ein wenig Zeit mit, er redet gern, und überleg dir am besten vorher ein paar gute Argumente, warum du zum CP willst. Er sieht zwar manchmal aus, als würde er dich verspeisen wollen, aber eigentlich ist er ganz nett und verträglich. Kannst ja ruhig sagen, dass du mich getroffen hast«, sagte Caius und rutschte unter Wasser eine Kleinigkeit herum.
    »Ja, wie ist das eigentlich mit dir? Ich nehm an, die Familiengründung hat dann noch Zeit, was? Die meisten Iulier sind ja eh beim Militär, dachte ich. Da wärst du als Beamter dann schon sowas wie eine Ausnahme.«

    »Naja wieso denn nicht? Wenn du schlecht arbeitest, kann ich dir den hahn immer noch zudrehen«, argumentierte Caius und grinste Axilla an. Sein Grinsen wurde noch breiter, als Axilla ihr Malheut passierte und sie sich und das Pergament vollkleckerte. Verwundert aber sah er, dass sie sich dann auch noch die Finger an der Klamotte abwischte. Frauen, versteh die einer! Dann schrieb sie eine ganze Weile herum. Als sie die Feder weglegte, stand Caius vom Bett auf und ging zum Schreibtisch, auf dem sie zuvor ein Eckchen freigeräumt hatte, um überhauot schreiben zu können. Er nahm die tintenverschmierte Feder, grinste Axilla kurz an und setzte dann seine Unterschrift drunter.
    »So. Das hätten wir. Wenn ich jetzt nocht wusste, wo das Siegelzeug rumfliegt, könnte ich das noch draufmachen... Aber um ehrlich zu sein: Ich habe keine Ahnung.« Er sah sie bedauernd an und zuckte mit den Schultern.


    »Was?« fragte er sie dann und runzelte die Stirn.
    »Wieso solltest du das nicht können? Klar kannst du das! Da fällt mir ein....ich müsste den vielleicht auch mal noch machen.... Na wie ist das, dann machen wir den zusammen. Hm? Und ich geb dir einen Kurs aus.« Er grinste Axilla, die ja noch saß, im Stehen von oben an und knuffte ihr mit dem Ellbogen an die Schulter.
    »Und du bist ab sofort meine Verwalterin. Das heißt, du kriegst alle Vollmachten und so weiter. Und wir müssen sehen, dass du nicht jedes Mal unten warten musst, bis du durchsucht worden bist.« Caius lächelte Axilla stolz an.




    Arbeitsvertrag


    Hiermit stelle ich Iunia Axilla mit sofortiger Wirkung ein. Die Aufgaben beinhalten die Kontrolle und Verwaltung der Betriebe des Caius Aelius Archias, diverse Schreibarbeiten regelmäßige Berichte über die wirtschaftliche und finanzielle Sachlage.


    Vergütet wird diese Arbeit mit einem wöchentlichen Entgelt von 50 Sesterzen.



    PRIDIE ID IAN DCCCLX A.U.C. (12.1.2010/107 n.Chr.)


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    So standen sie also voreinander und fochten mit ihren Zeigefingern ein berührungsloses Duell miteinander aus. Caius war längstens nicht mehr sauer, und eigentlich war er das ja nie so wirklich gewesen. Er war nur freudestrahlend zu Pisos (ehemaligem) Büro stolziert und hatte ihm von der Ernennung berichten wollen, und dann war der nicht da gewesen und hatte sich, ohne auch nur irgendwann mal was davon zu erwähnen, so mir nichts, dir nichts in das Siebenmännercollegium wählen lassen. Dass sich Caius da ein bisschen verletzt fühlte, war ja eigentlich klar (ihm zumindest).


    Also Piso nun zum verbalen Gegenschlag ausholte, hiel Caius die Luft an und kniff die Augen zusammen. Mehrmals wollte er Piso unterbrechen, aber das war ziemlich erfolglos, und so blieb es nur beim protestierenden Luftholen, Luftanhalten und Luftausstoßen. Gegen Ende zogen sich die aelischen Augenbrauen immer weiter zusammen.


    »Wieso haben die dich denn abgelehnt?« fragte er verwundert, nach wie vor verblüfft von dieser Tatsache, redete dann aber, nach einem Kopfschütteln, gleich weiter.
    »Ich versteh euch Patrizier echt nicht. Wo liegt denn das Problem mit einem Posten im Palast? Nur weil man so einen auch als Ritter annehmen kann, heißt das doch nicht, dass er dann weniger wert ist!« Caius hob die Arme kurz und ließ sie dann mit einem Seufzen zurück an die Seiten fallen.
    »Ich hab doch nicht gewollt, dass du unter mir arbeitest, du blöder Patrizier! Ich hab mich so gefreut, dass wir endlich Mittagspausen zusammen machen können! Und gegenseitig helfen und so. Und ich wollte in den Palast aus zwei Gründen: Erstens, weil die Stelle frei war und Quarto meinte, dass die gut zu mir passen könnte, und zweitens, weil da zufällig mein bester Freund arbeitet - gearbeitet hat! Denn jetzt ist er in so einem öden Gremium, dass den ganzen Tag nix anderes tut als rumsitzen und debattieren.« Caius zog eine Grimasse und sah Piso dann todunglücklich an.
    »Mensch, aus dir wird nen echter Politiker, total verkalkt und verkompliziert, und du merkst es nicht mal«, sagte er traurig und zog eine Schnute.
    »Als nächstes sagst du mir, dass wir das mit dem Junggesellenabschied sein lassen müssen, weil du ja dann vigintivir bist und dich nicht mehr mit mir in der Öffentlichkeit blicken lassen kannst.«