Beiträge von Caius Aelius Archias

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    Er klopfte.
    Mann, wie blöd konnte man sein? Er hatte es ja versucht, mit ihm zu reden, aber naaaaaaain... Archias konnte so halsstarrig sein wie ein Fahnenmast! Er wollte einfach nicht einsehen, dass er da mit dem Feuer spielte. Wie ihn das alles anödete... Er hatte doch keinen Bock darauf, dass alles den Bach runterging, nur weil sein Herr die Tunika nicht anbehalten konnte. Katander hob nochmal die Hand und haute gegen die porta.




    LEIBSKLAVE - CAIUS AELIUS ARCHIAS

    Dorisch, pah. Caius verkniff es sich gerade noch rechtzeitig, ihr die Zunge rauszustrecken. Caius sprach neben Latein zwar fließend griechisch und konnte Koine zumindest im Ansatz verstehen und sich ein Bier bestellen, aber dann hörte es auch schon auf. Naja, das musste er Axilla ja nicht unbedingt auf die Nase binden...


    »Ganz genau«, pflichtete er ihr bei, nachdem sie die Muscheln erfolgreich abgeschüttelt hatte. Ein paar waren unter ihrem Gewicht zu Bruch gegangen, aber er hatte ja mehr als genug, insofern war das nicht so schlimm.
    »Ach, nicht käuflich? Schade«, frotzelte Caius und seufzte theatralisch. Erst dann sagte Axilla etwas, das ihn wieder aufsehen ließ.
    »Bis zum Frühsommer nur? Und dann gehst du zurück nach Alexandrien?« fragte er sie ernst.
    »Warum?« Es war ihm einfach so rausgerutscht. Er hatte ganz automatisch einfach nicht mehr daran gedacht, dass Axilla nur hier war, um diesen Senator zu besuchen, und dass dieser Besuch vermutlich eh nicht so lange dauern würde. Dass sie irgendwann wieder abreisen würde, fand er unsagbar schade. Aber vielleicht war es irgendwann möglich, dass er mit ihr noch mal drüber sprach. Und ihr klar machte, dass sie bei Merula ganz allein ganz schnelcht aufgehoben wäre... Alle anderen, die ihr was bedeuteten, waren ja hier, soweit er sich das gemerkt hatte. Aber jetzt davon anzufangen, wär blöde gewesen und hätte sie nur wieder traurig gemacht.


    »Wieso sollte hier keiner eine Frau einstellen?« fragte er dann verdattert. Na gut, es gab da genug Leute, die das sicher nicht machen würden, die snobistischen Patrizier beispielsweise. Aber...
    »Ich würd das machen. Eine Frau einstellen. Keiner kann besser aufräumen als eine Frau«, sagte er ehrlich.
    »Ich mein, ich würd dich ja auch einstellen, aber du wilslt ja nicht!« Scheinbar beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und sah schulterzuckend in eine andere Richtung.


    »Äh, reden? Mit ihm?« fragte er sie dann und sah sie wieder an.
    »Brauchst du nicht. Da bin ich mir sicher. Und er kriegt Ärger mit mir, wenn er noch mal so unhöflich ist zu dir, egal wie er das findet, wenn wir zusammen.... Naja, im Bett liegen.«

    Caius kniff zur Erwiderung nur die Augen zusammen und schüttelte mit gespielt nachäffendem Gesichtsausdruck ganz leicht den Kopf.
    »Naain, ich bin sicher. Das hätt ich gerochen!« konterte er und verschränkte dann gespielt beleidigt auch die Arme vor der Brust, als Axilla sich vor ihm aufbaute und eine Moralpredigt begann. Er sah sich ein bisschen um... Naja, irgendwie hatte sie ja doch recht, zumindest ein klein bisschen. Sein cubiculum wirkte, als wäre die Prima einmal hier durch gerumpelt. Und danach eine Horde Germanen. Aber eine kleine Horde.


    Als er Axilla dann wieder ansah und sie ihm die Leviten las und von ihren Vorzügen sprach, schwieg er. Und staunte. Aber nur ein ganz klein wenig und gut verborgen. Bei den Betrieben wurde er hellhörig.
    »Moment, Farben?« fragte er dazwischen, doch Axilla sprach einfach weiter. Er kaufte ja immer schon Axillas Tinte, weil sie einfach von besserer Qualität war als die, die man sonst zum gleichen Preis kaufen konnte, aber dass sie Farben verkaufte, hatte er gar nicht gewusst. Und er kaufte die minderwertige und vollkommen überteuerte Pampe von so einem gallischen Halsabschneider!


    Was er jetzt sagte? Caius versuchte, sich an zumindest eine der Sprachen zu erinnern, von der Axilla eben geredet hatte.
    »Äh, Dorsch? Ist das nicht ein Fisch?« schoss er ins Blaue und machte ein fragendes Gesicht. Dann schubste er die verschränkten Arme Axillas mit seinen verschränkten Armen an.
    »Na was soll ich sagen, wenn du nicht so teuer bist, kauf ich dich«, witzelte er und grinste. Dann entfaltete er sich wieder und ließ sich erneut sitzend aufs Bett fallen, um sich sein Chaos anzuschauen.
    »Ich finde immerhin alles, was ich suche. Fast«, rechtfertigte er sich.
    »Aufräumen wir total überbewertet. Ich hab das damals schon immer gehasst und lieber mit Pi seine Schwester geärgert.«


    Als er dann zu Axilla aufsah, wirkte er ernster.
    »Eine von Katanders besten Eigenschaften ist, dass er nicht blöd ist. Klar weiß ers. Er hat mich drauf angesprochen, als ich deine Wachtel organisiert habe. Der hat nur Angst, dass er nicht mehr mit Elena rummachen kann. Das ist Seianas Sklavin«, versuchte er das Ganze runterzuspielen, auch wenn die Sorgenfalten auf seiner Stirn anderes erzählten.
    »Der sagt schon nix.« Und wenn doch, würde Caius....schnon irgendwas einfallen.

    Caius zuckte zusammen, als Quarto so plörtzlich etwas sagte. Er nahm die Beine runter und sah sich um.
    »Oh, ich hab dich gar nicht gehört«, überspielte er seinen Schrecken. Dann klopfte er auf die Armlehne, wo auch ein wollener Umhang hing. Caius trug nur eine Tunika, keine toga.
    »Noch nicht. Probier mal den Wein, dann wird dir bestimmt auch schnell warm«, sagte er und schenkte Quarto aus einer tönernen Karaffe den Becher voll.
    »Möchtest du lieber reingehen?« Ihm war das egal, trinken konnte man ja auch drinnen!


    Sim-Off:

    WiSim =)

    Bei Centhos Kommentar musste Caius lachen.
    »Hahahaa, Centho, lass sie das lieber nicht hören, ich glaube, das würde ihr gar nicht gefallen«, grinste er und sah in eine andere Richtung, weil Celsus Wassertropfen en masse verteilte.
    »Ich glaub, wenn du das mit den Grüßen lässt, wäre das für alle Beteiligten besser... Hinterher wird unser guter Centho nur deswegen nicht gewählt, weil er eine Patrizierin mit einem Kamel verglichen hat!« Wieder musste Caius grinsen. Celsus schien es nicht so sehr was auszumachen, er sprach ja selbst ein wenig witzig von Septima, und es war ihm sicherlich klar, dass Caius an und für sich auch gar nichts gegen sie hatte. Abgesehen davon vielleicht, dass sie den Goldenen zugejubelt hatte.


    »Tatsächlich? So eine Sirene hab ich glücklicherweise nicht in meiner Verwandtschaft, wobei... Das mit dem Scheuwerden können wir beim nächsten Rennen mal versuchen, dann sag ich Piso einfach, er soll seine Klampfe mitbringen und eine Ode anstimmen.« Caius blinzelte scheinbar verzückt und grinste dann boshaft. Glücklicherweise hörte sein Freund das nicht.


    »Hm, wirklich keine schlechte Idee. Ich könnte meine Verlobte mal drauf ansetzen, deren Patron will zum Ädil kandidieren, da muss er ja auch Spiele ausrichten. Vielleicht wird das ja was mit den Kamelen«, erwiderte er und fand die Idee eigentlich immer lustiger.


    Beim aufkommenden Thema nach der Verwandtschaft allerdings kehrte wieder ein wenig Ernst ein bei Caius. Er dachte an seine Verwandtschaft hier in Rom und sah dann zu Centho, der noch keine Anstalten machte, darauf etwas zu erwidern. Also warum nicht, dachte sich Caius.
    »Naja, meine Ollen wohnen in Ravenna. Hier in der donum Aeliana wohnen momentan nur Quarto und ich. Ähm, Quarto ist Senator und Consular«, erklärte er.
    »Und mein Vetter zweiten Grades. Vespa wohnt bei ihrem Mann, der ist praefectus praetorio, und Paulina wohnt auch bei ihrem Mann. Dem Senator Vinicius Lucianus. Tja...« fehlte nur noch einer.
    »Und der Kaiser ist ja seit einer Weile schon in Misenum... Valerianus ist auch mein Vetter zweiten Grades.« Mehr gab es dazu ja eigentlich nicht zu sagen, und Caius zuckte mit den Schultern.
    »Ahja, ich bin verlobt. Mit Decima Seiana. Sie ist die Nichte von Meridius, dem Feldherrn.« Ob er damit jetzt Celsus total eingeschüchtert hatte oder nicht, wusste Caius nicht, aber es war zumindest nicht beabsichtigt. Er brüstete sich ja nicht gern mit den Verdiensten der Verwandtschaft.

    Caius war sich ziemlich bewusst, dass er bisher die Klappe gehalten und seine Suppe gelöffelt hatte. Die verstohlenen Blicke, die er und Piso hin und wieder ausgetauscht hatten, hatten ihm gezeigt, dass auch Piso vermutlich etwas anderes bei diesem Treffen erwartet hatte. Kaum war das Gespräch auf den Vescularius gekommen, ging es weiter bis zur Nachfolge des Kaisers, den Caius schließlich inzwischen selbst persönlich kennengelernt hatte. Er legte den Löffel hin und räusperte sich.


    »Unser Kaiser wäre vermutlich nicht begeistert, wenn er hören könnte, worüber hier diskutiert wird. Statt über sein Leiden und seinen Nachfolger zu sprechen, als sei er schon tot, sollten wir uns lieber Gedanken machen, wie wir ihm bestmöglich unter die Arme greifen können«, gab er zu bedenken.
    »Wir sind doch heute nicht hier, um uns wie Raben um die besten Stücke zu streiten, auch wenn ihr alle das viel wortgewandter verpacken könnt als ich selbst, das weiß ich. Wir sitzen zusammen, weil Piso den Mut hatte, vorzuschlagen, dass unsere Familien sich versöhnen, und weil Quarto zugestimmt hat, den alten Streit beizulegen. Wie wir eben gehört haben, sind wir im Grunde alle einer Meinung, nämlich dass Vescularius Salinator ein Mensch ist, den wir mit Vorsicht genießen müsssen und dem man auf die Finger schauen sollte. Darüber sollten wir sprechen, über Bündnisse und Versöhnungen, nicht über die Nachfolge unseres Kaisers.«


    Caius sah kurz in die Runde. Er wusste, dass er keinem einzigen hier das Wasser reichen konnte mit der Rhetorik, die er nicht besaß, aber er war jemand, der meistens offen sagte, was er dachte, wenn er etwas sagte. Diese Ränkespiele lagen ihm nicht, die Andeutungen und Anspielungen. Er war direkt. Und jetzt blieb zu hoffen, dass (selbst wenn sie ihn erstmal auslachen würden) die Anwesenden sich darauf besannen, warum dieses Essen überhaupt stattfand. Es gab einen Feind, und den konnte man nur gemeinsam bewzingen.

    Caius hatte erstmal nichts zu Axillas Hinweis mit der Schreibertätigkeit gesagt, da war Katander zuvor gekommen. Als der jetzt aber weg war und sogar den Brief irgendwo her gezaubert hatte und Axilla Caius fragte, ob sie seinen Sklaven beleidigt hatte, guckte der nur krumm.
    »Beleidigt? Ihn? Wann denn?« fragte er verwundert und schüttelte dann den Kopf.
    »Glaub nicht. Der ist ja mir sauer, nicht dir.« Er zuckte mit den Schultern und setzte sich wieder neben Axilla. Für ihn war damit die Sache erstmal gegessen, aber Axilla würde sie wohhl kaum auf sich beruhen lassen.


    »Aber wie, du warst scriba?« fragte er erstaunt und ging automatisch davon aus, dass sich die Sache inzwischen schon gegessen hatte.
    »Wusste ich ja gar nicht. Sonst hätte ich dich schon längst mal gefragt, ob du mir nicht mal ein bisschen behilflich sein willst«, witzelte er und machte eine allumfassende Geste, die Schreibtisch, Unmus, Chaos und Wandregale betraf.
    »Meinen Gehilfen konnte ich leider nicht davon überzeugen, mit nach Rom zu kommen. Und neulich wollte ich eine Sklavin kaufen, aber die konnte nix und außerdem kam mir irgendso eine Tiberia zuvor.«

    Caenis schlürfte an ihrem Wein und nickte zustimmend. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Frühjahr regnete, war doch recht groß, aber man würde nun nicht die Hochzeit draußen feiern wollen, und ein Brautzug war doch irgendwie machbar, selbst wenn es aus Kübeln gießen sollte.


    Bei den Geschenken war sich Calvaster gerade der uneingeschränkten Aufmerksamkeit eines jeden im Raum bewusst. Er grinste gefuchst.
    »Achwas!« kommentierte er fröhlich und lutschte auf einer Olive herum.
    »Nein, das würde sie nur vor den Kopf stoßen! Ach Decimus... Manchmal frage ich mich, wie du nur auf solche Ideen kommst«, jammerte Caenis und schüttelte wieder den Kopf.
    »Da wunderst du dich? Ich habe seit zweiundvierzig Jahren die beste Lehrerin, die man sich denken kann« erwiderte Calvaster, fing sich Caenis' Hand ein und gab ihr einen Handkuss. Caenis runzelte grimmig die Stirn und entwand ihm die Hand.
    »Ich wäre nie auf eine solche Idee gekommen!« beschwerte sie sich und sah dann Seiana und Caius an.
    »Ihr müsst sie natürlich behalten. Und euch bedanken. Und es wäre nur höflich, wenn ihr mit den Einladungen zur Hochzeit nicht geizt.« Sie blinzelte ein wenig pikiert.
    »Einen Moment. Du meinst, wir sollen die Geschenke behalten und im Gegenzug die Leute auf unsere Hochzeit einladen? Ist das euer Ernst?« fragte Caius und sah von seiner Mutter zu seinem Vater. Calvaster zeigte kurz verstohlen mit dem Daumen auf Caenis und sah ansonsten aus, als könnte er kein Wässerchen trüben. Caenis bemerkte es nicht, nickte nur huldvoll.
    »Das glaub ich jetzt nicht«, stöhnte Caius und wandte sich zu Seiana.
    »Das sind Schmarotzer und Schleimer. Die schenken uns nur was, weil sie sich davon eine Einladung nach Rom erhoffen, nicht weil sie uns kennen. Die schon mal gar nicht, und mich kennen die auch nicht richtig«, erklärte er ihr.
    »Aber Caius!« klagte seine Mutter.

    Hah, noch ein Caius! Caius freute sich grinsend darüber, auch wenn die Auswahl der römischen Vornamen nun eben eigentlich nicht viel Spielraum bot.
    »Freut mich auch«, erwiderte er.
    »Ja, das ist richtig. Der Augustus ist auch ein Aelius«, sagte er dann und nickte. Er hatte zwar noch nie sonderlich herausgekehrt, dass er mit dem Kaiser verwandt war, aber es war ja nun mal nicht gelogen. Täuschte er sich oder sah ihn der Iulier gleich respektvoller an? Gerade ihn, den Tollpatsch in Person?


    »Ouh, Saturnalien zu Pferd? Da hast du dir ja ganz schön was eingebrockt. In Britannien ist es doch bestimmt auch tagsüber so dunkel, dass man kaum die Regenwolken sieht, von denen da immer so viel berichtet wird, oder? Im Winter soll es da ja ganz unausstehlich sein, habe ich gehört. Germanien ist schon kalt... Aber in Britannien möcht ich nicht tot über den Zaun hängen.« Um seine Worte zu untermauern, schüttelte er kurz den Kopf.
    »Lass mich raten: Du willst in den Senat«, schoss er dann mal ins Blaue.

    Während Axilla vergebens versuchte, die Ordnung der Unordnung zu wahren, ging Caius gänzlich anders vor. Nämlich so, wie das vorhandene Chaos auch entstanden sein musste. Was er hoch nahm, flog irgendwo hin, fand aber nicht seinen Platz wieder. Einmal flog ein Kissen an Axillas Kopf, und als sie gerade bäuchlings auf dem Bett lag, traf sie eine Wachstafel am Oberarm.
    »Ups«, kommentierte Caius und grinste. Dann ließ er sich neben Axilla fallen.
    »Keine Ahnung. Naja, dann sagt er es einfach. Ich ruf ihn eben.« Und damit stand er wieder auf, öffnete die Tür und rief nach Katander, der wenig später eintrat, als Caius wieder neben Axilla aufm Bett saß.


    »Ja?« fragte er knapp und warf Axilla einen kurzen, aber knackigen Seitenblick zu.
    »Was gibt es?«
    »Hier. Bring das zur domus Iuniana«, sagte Caius unterkühlt und reichte ihm die Wachstafel. Katander nahm sie an sich, warf einen kurzen Blick darauf und hob eine Augenbraue. Sein Blick fiel auf Axilla.
    »Ich nehme an, das Gästezimmer soll dann auch vorbereitet werden«, stellte er fest, während er sie immer noch ansah. Caius runzelte verärgert die Stirn.
    »Du sollst die tabula überbringen, sonst nichts. Und wenn du unterwegs den Brief von Iunius Merula findest, gibst du den zusammen mit der Tafel ab«, befahl er. Katander sah ihn an und zog den Brief aus den Falten seiner Tunika, um ihn oben dauf zu legen.
    »Wie du wünschst, Herr Dann drehte er sich um und verschwand.


    Caius schloss die Tür und wandte sich zu Axilla um.
    »Tut mir leid«, sagte er.

    Alle? Nein, nicht alle! Denn Caius ging einfach so an ihm vorbei. Er unterstützte herumlungernde Kleinschreiber nicht, immerhin waren sie in Rom und in nicht in einem Chatroom, der auch erst viele Jahrhunderte später erfunden werden sollte. Sein Geld investierte er da lieber in stylus und Wachstafel, die er dem Bettler auf dem Rückweg in den nicht vorhandenen Hut warf mit der stummen Bitte um Verbesserung seiner Orthografie und Interprunktion.


    :D

    »Danke«, erwiderte Caius und ließ sich ins Wasser plumpsen. Doch, er könnte tatsächlich Gefallen daran finden, täglich herzukommen.
    »Da hast du recht! Obwohl es hier heute ziemlich voll ist. Da ist es eh fast unmöglich, nicht ins Gespräch zu kommen.« Caius grinste.
    »Nein, das ist nicht immer so, Apollo sei Dank. Ich vermute, dass das an den Saturnalien liegt. Da schaffen es viele nicht in die Thermen, deswegen kommen sie jetzt. Bist du neu in der Stadt?« Eigentlich war das ja offensichtlich, aber es konnte ja auch sein, dass der Fremde sonst andere Thermen besuchte und nicht in die von Agrippa ging. Da fiel ihm ein, dass er sich noch nicht vorgestellt hatte. Er hob also mit einigem Spritzen die Hand aus dem Wasser und reichte sie seinem Mitbandenden.
    »Salve übrigens. Ich bin Caius Archias von den Aeliern.« Selbst einem Römer, der nicht in Rom wohnte, war der Name seiner Familie eigentlich ein Begriff, zumal der derzeitige Kaiser ja ein Aelius war. Aber daran, dass das vielleicht einschüchternd wirken konnte, dachte Caius (wie meistens) nicht.
    »Dann mal herzlich willkommen in der ewigen Stadt«, sagte er dann und grinste.
    »Wie lange bist du denn schon hier?«

    Caius sah auf die Wachstafel hinunter.
    »Hm... Dann schreibe ich: ...euch mitteilen, dass sich eure Verwandte Axilla aufgrund der gegebenen Umstände für die heutige Nacht und so weiter. Ist das besser? Wo hast du denn deinen Brief?« Er sah Axilla fragend an, dann sah er sich im Raum um, aber den Brief entdeckte er nicht. Wie auch, immerhin stand, lag und fiel hier alles mögliche herum. Caius war noch nie ein Verfechter der Ordnung gewesen. Ein Genie beherrschte das Chaos, das war seine Devise. Und meistens funktionierte das auch.


    Dass man den Text auf der Tafel auch vollkommen falsch verstehen konnte, daran dachte Caius nicht. Und Axilla ganz offensichtlich auch nicht. Caius drückte seinen Siegelring ins Wachs der Tafel.
    »Ich lass das Katander bringen«, verkündete er und dachte an den kurzen Streit in der culina zurück, als er gerade die halbe Wachtel vor dem hungrigen Sklavenmund gerettet hatte. Katander hatte ihn direkt darauf angesprochen, was er sich da gerade wieder leistete, und Caius hatte das nicht hören wollen, obwohl er doch wusste, dass der Grieche im Grunde doch irgendwie recht hatte.
    »Jetzt müssen wir nur noch den Brief finden«, sagte er und hob die zerknautschte Decke an, um darunter zu sehen. Aber kein Papyrus war zu sehen.

    »Bitte bitte«, sagte Caius, dem es eigentlich ganz gut tat, dass Axlla ihm dankbar war. Er mochte es, wenn er andere glücklich machen konnte, und dass er Axilla damit jetzt hatte ablenken können (zumindest ein wenig), machte iihn froh.


    Als sie dann nach dem Schälchen mit den Oliven griff, lehnte er sich zurück und stützte die Hände hinter sich aufs Bett. Dabei sah er ihr dann beim Essen zu. Sie hatte die Haare gelöst und wirkte ein wenig zerzusselt, was sie aber eigentlich recht süß aussehen ließ.
    »Dann iss doch was anderes, ist doch genug da«, kommentierte er ihre Bemerkung und grinste. Dann lehnte er sich wieder weit vor und zog ächzend eine kleine Schublade von seinem Schreibtisch auf. Allerdings schien er das Erhoffte darin nicht zu finden, so musste er wohl oder übel aufstehen. Er seufzte und tat es, dann räumte er die Schublade aus. Ein gebrauchtes Taschentuch förderte er zu Tage, dann einen kaputten Gürtel und eine kleine Schatulle aus Perlmutt, das an den Ecken schon abgeblättert war. Und dann, endlich, fand er eine unbeschriebene Wachstafel.
    »Hm«, machte er und drehte sie hin und her. Jetzt brauchte er nur noch einen stiyus. Er wühlte ein wenig in dem Unmus auf seinem Schreibtisch herum und zog dann ein Stäbchen hervor. Damit setzte er sich wieder neben Axilla und begann zu schreiben. Anschließend las er Axilla vor.


    »Salvete, ich möchte euch darüber informieren, dass sich eure Verwandte Axilla für die heutige Nacht in der domus Aeliana aufhalten wird. Ich werde sie morgen zur domus Iuniana begleiten. Grüße und soweiter, ich. Meinst du, das reicht?«

    »Da hast du recht«, pflichtete Caenis bei.
    »Wir haben damals im selben Jahr noch geheiratet, kurz vor den Saturnalien. Es war ein ganz scheußliches Wetter, das weiß ich noch, als wäre es erst gestern gewesen. Alle waren froh, als der Zug endlich vorbei war. Jeder war durchnässt, es hat gegossen wie aus Kübeln.«
    »Die tunica recta war patschnass«, fügte Calvaster ein wenig anzüglich grinsend hinzu, woraufhin er eine tadelnde Geste von Caenis kassierte. Caius aber grinste.
    »Decimus!«


    Caius sah zu Seiana, als die fragte, ob nicht bescheid gesagt wurde.
    »Ich?«
    »Ich?«
    »Wer?«
    Calvaster und Caius grinsten sich einvernehmlich an, und Caenis sah zwischen den dreien hin und her.
    »Ich habe gesagt, dass mein Ältester heiratet«, sagte Calvaster dann und zuckte schmunzelnd die Schultern.
    »Wann hat keiner gefragt.« Als Caius stöhnte und die Auge resignierend schloss, lachte Calvaster.
    »Sieh es positiv, mein Junge, dann musst du diese Kanallien nicht nur wegen den Geschenken zu deiner Hochzeit einladen"«

    Es hatte unfreiwillig ein klein wenig länger gedauert als beabsichtigt, aber irgendwann kam Caius dann doch zurück. Mit dem Ellbogen drückte er die Klinke hinunter und trat ein. Er sah Axilla auf dem Bett sitzen und lächelte ihr flüchtig zu. Dann suchte er mit den Augen einen Platz für das Tablett, was gar nicht so einfach war. Der einzig freie Platz befand sich auf dem Stuhl, auf dem er zuvor gesessen hatte. Also stellte er seine Last da ab.
    »So, jetzt wird erstmal was gegessen«, verkündete er. Und Axilla konnte wählen aus einem grünen Apfel, einer Schale mit warmen Hirsebrei mit Honig, einer Handvoll Datteln und Fegen, einer Orange, einer halben kalten Wachtel und einem Schälchen Oliven. Oder sie aß einfach alles nacheinander. Caius sah sich um. Es war nur noch neben Axilla Platz, wenn er sich nicht auf eine der Kisten setzen wollte, also setzte er sich neben Axilla und strich ihr dabei kurz über die Wange.
    »Du kannst hier bleiben. Quarto hat nichts dagegen. Du kannst das Gästezimmer nehmen«, informierte er sie.
    »Aber ich schreibe deiner Familie, dass du hier bei uns bist.«

    Quarto sprang wieder ein, ehe Caius den Karren vor die Mauer setzen konnte, dann lenkte er das Gespräch in rasanter Geschwindigkeit auf die Position, von der er gesagt hatte, dass sie prima zu Caius passe würde. Caius staunte nur, wie eloquent Quarto die Thematik wechselte. Bei dessen kurzen rhetorischen Frage kam er gerade einmal dazu, zu nicken, dann sprach Quarto schon weiter. Lustig war, das Caius in Brigantium einmal scriba personlais des dortigen praefectus portuensis gewesen war, aber da es nicht wichtig war, sagte er nichts weiter darüber. Die Erwiderung des Kaisers dann war ein wenig seltsam und die Logik dahinter sogar noch ein wenig rasanter als Quartos Themenwechsel. Caius begnügte sich einen Augenblick damit, den Sklaven beim Ab- und Aufräumen zuzusehen, dann entschloss er sich doch dazu, etwas zu sagen. Immerhin wollte er den Posten ja gern haben.


    »Ein wenig doch. Immerhin ist man als praefectus vehiculorum nicht nur für die Verwaltung zuständig und damit eine Führungsperson, die anderen vorsteht, sondern man hat auch tagtäglich Kontakt zu Dokumenten aller Art. Die Versandlisten beispielsweise werden auch archiviert.«, sagte er. Und im folgenden fügte er an, dass er sich über den vakanten Posten informiert hatte.
    »Als procurator memoria würde ich ja eng mit deinem procurator ab epistulis zusammenarbeiten und die Dinge, die er mir gibt, sammeln, ordnen und verwalten. Das sind Fähigkeiten, die ich besitze. Und ich möchte es gern wagen, den nächsten Schritt der Ritterlaufbahn zu machen.«

    »Oh«, hauchte Caenis und machte ein betroffenes Gesicht. Caius hingegen hob einen Mundwinkel und griff nach Seianas Handgelenk, um sie da sanft zu drücken. Die Hände hatte sie ja nicht frei.
    »Das tut mir leid, ich wollte nicht taktlos sein. Caius hatte das gar nicht erwähnt«, sagte Caenis betroffen.
    »Du konntest es nicht wissen. Seianas Eltern leben nicht mehr«, erwiderte Caius und machte damit deutlich, dass Fragen über ihren Vater ebensowenig vorteilhaft sein würden. Caenis nickte nur.


    »Im Frühjahr irgendwann«, nahm Caius die Sache der Antwort in die Hand, als Seiana etwas auswich. Er sah sie an und lächelte kurz. Ob er sie damit überrascht hatte, konnte er nicht sagen.
    »Obwohl ich eigentlich gar nicht so lange warten möchte«, fügte er hinzu und grinste Seiana an. Dabei versuchte er, nicht an die Sache mit Axilla zu denken.
    »Dann ist das ja gar nicht mehr so lang hin bis zum Frühling«, bemerkte Calvaster.
    »Wir kommen dann natürlich nach Rom«, machte Caenis klar.
    »Ja, der Brautzug von der domus Decimae bis hierher wäre doch ein wenig...naja, weit«, witzelte Caius und grinste in die Runde. Calvaster hob die Brauen bei Seianas Frage.
    »Zur Verlobung nicht, nein. Aber ich habe jedem, der gefragt hat, gesagt, dass ihr heiratet.« Er wirkte schelmisch und zufrieden zugleich, wie er Seiana jetzt angrinste. Caius hatte die Grübchen beim Grinsen von seinem alten Herrn geerbt. Allerdings grinste Caius gerade nicht, sondern dachte nach.
    »Ehm. Aha?«