Während sie also so dalagen und sich jeweils die Schuld an ihrem Techtelmechtel gaben, realisierte Caius, dass es so nicht weitergehen konnte. Er liebte Seiana und würde sie heiraten. Er mochte aber auch Axilla, nur eben als Freundin, und das wusste sie auch und es war ihr ganz recht, wie sie in Ägypten schon festgestellt hatten. Nun gab es ja eine ganze Menge Römer (vor allem die reichen Schnösel), die so viele Liebeleien und Affären nebenher hatten, dass man sie nicht an zwei Händen mehr abzählen konnten. Nur so einer war Caius nicht. Gut, man konnte auch nicht gerade behaupten, dass er jemals ein Kind von Traurigkeit gewesen wäre. Ebenso wenig konnte man behaupten, dass er normalerweise nicht so war, denn bisher war er nur einmal verlobt gewesen, und das war mit Seiana. Und deswegen konnte man das auch gar nicht vergleichen. Nur... Caius' Problem war, wie er sowohl seine Freundin als auch eine Verlobte so unter einen Hut bringen konnte, dass kein Streit und keine verfänglichen Situationen entstanden. Im Moment erschien ihm das unmöglich. Aber auf eine der beiden verzichten wollte er auch nicht.
Ob sein erneuter Fauxpas daran lag, dass Seiana sich ihm bisher verweigert hatte? Wohl kaum. Immerhin hatte sie ihm gesagt, warum sie bis zur Nacht ihrer Hochzeit warten wollte, und er hatte es respektiert, auch wenn es ihm bis dato schwer fiel, die Finger von ihr zu lassen. Axilla enthielt sich ihm nicht und würde das vermutlich auch zukünftig nicht tun, wenn er das wollte, aber das kam ihm nun irgendwie doch zu...hm, schäbig vor. Er wollte sie ja nicht zu einer Hure abstempeln! Caius legte seinen Arm um Axilla und dachte weiter. Sowas machte man nicht mit Freunden, und daran dachte Caius auch in keinster Weise. Weswegen es ihm auch so schwer vorkam, die Situation zu ihrer aller Wohl zu entschärfen.
Mitten in seine Grübeleien hinein fragte Axilla, ob sie gehen sollte. Caius blinzelte und sah Axilla unverständlich an. Schon wollte er fragen, warum sie das fragte, da hielt er sich am Riemen und runzelte die Stirn.
»Nein«, war die einfache Antwort.
»Wenn du möchtest, kannst du heute Nacht hier bleiben. Ich würde dann deine Verwandten benachrichtigen.«
Er würde Axilla in ein Gästezimmer verfrachten. Oder sie hier schlafen lassen und selbst eine Liege hereinbringen lassen, um darauf zu schlafen. Oder...sich neben sie legen. Sonst nichts, bei Iuppiters Stein! Wie das vielleicht ankommen mochte bei den Iuniern, daran dachte er nicht. Das hier war immerhin eine Ausnahmesituation. Also, Axillas Zustand.