Beiträge von Caius Aelius Archias

    »Oh Mann, Pi, du bist echt zu gut für diese Welt«, kommentierte Caius und grinste, als Piso seine Entschuldigungsphase beendet hatte. Allerdings fiel ihm das Grinsen schlagartig aus dem Gesicht, als er Septimas begeisterten Ausruf auffing. Er wandte sich ungläubig ihr zu und sah sie an.
    »Nein«, meinte er trocken.
    »Das ist nicht schön.« Grimmig wandte er sich wieder dem Geschehen auf der Rennbahn zu und versuchte, die bösen Blicke um ihr Grüppchen herum zu ignorieren, die Septimas Bemerkung in Hörweite produziert hatte.


    Eine Weile überlegte er, welchen Gesang er als nächstes Anstimmen sollte. Eins stand fest, für Casetorix lief es gerade nicht so gut. Und bei Tolimedes konnte man nur hoffen, dass er sich noch zwei Runden auf seinem ersten Platz hielt. Gerade als Caius sich für einen Schlachtruf entschieden hatte, quäkte eine zarte patrizische Stimme irgendwo schräg neben ihm irgendwas mit der Aurata. Schweigen breitete sich in ihrer unmittelbaren Umgebung aus. Böse Blicke wurden zu feindseligen. Caius grummelte und fing irgendwie Septimas Blick ein.
    »Hör mal, wenn du die Goldenen anfeuern willst, ziehe ich mein Angebot zurück!«



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    Caius bedachte den Mauren mit einem seltsamen Blick. Er schien sehr gern über seine Heimat zu sprechen, zu der aber, wie es aussah, keiner der hier Anwesenden irgendeinen Bezug hatte. Die Info über die Löwen war neu für Caius. Er hatte immer gedacht, dass man die Löwen in Africa fing. Oder lag Mauretanien in Africa? Caius zuckte innerlich mit den Schultern. War ja auch egal, am Ende waren eh die Löwen tot oder vollgefressen.


    »Keine Ahnung«, erwiderte er und zuckte diesmal auch sichtbar mit den Schultern.
    »Wir haben uns hier nur zufällig getroffen. Das war gar nicht als Nach-Rennen-Treffen geplant«, erklärte er dann zu Celsus gewandt.

    Nachdem er eine Zusage auf seine Nachricht erhalten hatte und der Termin daher festgesetzt worden war, fand sich Caius um halb Zwölf auf der palaestra ein. Es waren nicht besonder viele Männer, die sich zu dieser Tageszeit hier tummelten und ihre Kräfte messen wollten. Einige schienen auf einen Kampfpartner zu warten. An denen ging Caius allerdings gezielt vorbei. An einem geeigneten Fleckchen angekommen, begann er mit ein paar unspektakulären Aufwärmübungen. Katander begleitete ihn zwar, aber nicht wegen der Aufforderung dazu in der Antwort des Decimus. Während er sich aufwärmte, sah sich Caius ein wenig um. Immerhin konnte es gut möglich sein, dass Seianas Bruder schon hier war und sich ebenfalls aufwärmte oder einölen ließ. Er hatte keine Ahnung, wie Serapio aussah, und andersherum war es vermutlich genauso, so dass es zu einer Herausforderung wurde, einander überhaupt zu finden. Eben gesellten sich zwei Jungen auf den Ringplatz, um sich an dessen Rand einen kleinen Ball zuzuwerfen.


    »Kannst loslegen«, bemerkte Caius einige Minuten später, als er sich genügend aufgewärmt fühlte. Katander entkorkte den Flakon mit dem Öl und begann damit, Caius einzureiben. Wo er dran kam, ölte Caius auch selbst mit. Caius war kein Mann, der sich der Genusslust hingab oder faul zu Hause saß. In Ägypten war er oft geritten, was seine Oberschenkel bezeugten, und er war kein Sportverachter. Im Gegenteil, er hatte damals sogar hier in Rom an einem Wettbewerb teilgenommen. Dementsprechend war er zwar nicht über die Maßen konditioniert, aber doch auch kein Kartoffelsack. Fehlte nur noch Decimus Serapio!


    Sim-Off:

    reeeeserviert!

    An
    C. Aelius Archias



    Salve Aelius,
    es wird mir ein Vergnügen sein, mein Versprechen endlich wahr zu machen. Ich werde dich zu Mittag auf der Palaestra erwarten. Bring einen Sklaven mit, der dich später nach Hause tragen kann.



    F. Decimus Serapio


    Caius ließ den Brief sinken. Ihm war ja fast nach Lachen zumute.
    »Jetzt guck dir das an, Katander«, sagte er zu seinem Sklaven und reichte ihm das Pergament, woraufhin Katander las und Caius dann leicht besorgt ansah.
    »Der Mann hat Witz«, kommentierte er.
    »Naja, also ich weiß nicht. Für mich klingt das danach, als würde er dich auseinandernehmen wollen...« wandte Katander vorsichtig ein. Doch Caius winkte ab.
    »Achwas. Das wird ein Gespräch unter Männern. Und zuhauen kann ich schließlich auch.«

    Caius runzelte die Stirn bei dieser Information. Wenn er gedroht hatte, sie zu kreuzigen...und sie jetzt tot war...
    »Hm, weißt du, ich hab mich da nie so sonderlich reingefuxt in die ägyptische Verwaltung... Ist ein Pyrtane sowas wie ein duumvir?« fragte er ein wenig verwirrt und peinlich berührt, weil er es nicht wusste.
    »Ich meine, manchmal sagt man ja Ding, die man nicht so meint...« Eine Bemerkung, mit der sich vielleicht direkt in den Kackhaufen geritten hatte. Aber das war nun mal so. Caius schloss seine Arme noch etwas fester um Axilla und legte sein Kinn an ihre Stirn, um sie zu trösten. Ganz von selbst fing er dabei an, sich leicht nach links und rechts zu wiegen.
    »Du bist nicht alleine«, versicherte er ihr, als sie sagte, dass sie sich leer fühlte. Dann streckte er die Rechte aus und schnappte sich einen Becher mit dampfendem Inhalt, den er ihr hinhielt.
    »Hier. Trink davon, das wärmt ein bisschen.«

    Caius verstand nur Kornhafen. Ein wenig verwirrt versuchte er sich zu erinnern, ob er 'den Terentier' kannte. Dass Axilla den Legionsführer der Zweiundzwanzigsten meinen konnte, erschien ihm irgendwie abwegig. Jetzt musste er aber doch nachfragen.
    »Meinst du Terentius Cyprianus?« fragte er und versuchte, sich das Gesicht des Mannes aufzurufen. Allerdings erfolglos: Er hatte einfach zu wenig mit diesem Mann zu tun gehabt und wenn, dann nur mit dessen Namen. Den Fluch überhörte er geflissentlich. Damit war nicht zu spaßen!
    »Du denkst, er hat deine...Verwandte ermorden lassen? Was hätte er davon?«


    In diesem Moment ging die Tür auf und Katander kam mit einem Tablett herein, auf dem zwei dampfende Tassen standen. Er schloss die Tür mit einem gezielten Tritt und blieb dann zu einer Salzsäule erstarrt direkt davor stehen. Axilla lag im Bett. Soweit, so gut. Caius saß im Bett. Auch in Ordnung. Aber dass sie sich an ihn gekuschelt und er seine Arme um sie gelegt hatte, war doch schon sehr befremdlich. Pikiert räusperte sich der Grieche, platzierte den heißen Gewürzwein auf dem Nachttisch und warf Caius dann einen durchdringenden Blick zu, den er mit verengten Augen erwiderte. Dann rollte er mit den Augen.
    »Ja was?« maulte er seinen Sklaven an.
    »Geh einfach.« Ein böser Blick folgte dem Sklaven, als dieser kurz schnaubte und sich dann verzog.

    Caius blieb nicht mehr dazu, als zu nicken. Also wollte der Senator Urlaub machen. Sicherlich sein gutes Recht. Caius räusperte sich und schob sich noch ein letztes Häppchen in den Mund. Später sollte er ein wenig enttäuscht sein, dass seine langen Dienste dem CP keine auszeichnende Urkunde wert waren, aber jetzt war er erst einmal zufrieden.
    »Tja. Dann danke ich für deine Zeit, Senator! Wenn du nicht noch etwas hast, was du mit mir besprechen möchtest, würde ich mich verabschieden. Wir sehen uns dann spätestens auf meiner Hochzeit wieder, nehme ich an«, leitete Caius seinen Abgang ein.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    Caius musste bei der Frage schmunzeln. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Vera bei der Tiberia angelangt war, sich aber nicht weiter um ihn zu scheren schien. Also konnte er genauso gut hier stehen bleiben und sich nett mit dem germanischen Römer unterhalten.
    »Normal ist das ganz sicher nicht. Aber was ist schon normal, wenn der Adel einkaufen geht? Bis tausend hätte ich vielleicht noch mitgeboten, um meiner Zukünftigen eine Freude zu machen, aber das Achtfache?« Caius schüttelte den Kopf und gluckste.
    »Da finanziere ich lieber meine Hochzeit. Ah, ich bin übrigens Caius Archias von den Aeliern«, stellte er sich dann vor.
    »Singen konnte sie ja ganz nett, nicht wahr? Aber das rechtfertigt nicht das Gebot, finde ich.«

    Caius nickte dem Mann zu, nachdem der ihn losgelassen hatte, und deutete mit dem Daumen über seine Schulter nach hinten-oben. Dorthin setzte er sich dann in Bewegung, und Piso schob er einfach mit.
    »Da wären wir«, kommentierte er die (wie er fand) deutlich bessere Sicht laut über das Tosen der Zuschauer hinweg.


    In dem Moment folgte sein Blick dem ausgestreckten Arm Centhos und auch er bemerkte so das Malheur. Caius wirkte plötzlich zehn Jahre älter, dann schüttelte er sich und begann zu schimpfen.
    »Nu faaaaaahr doch, du Honk! Meeensch, was lässte dann den einfach so vorbei?!« Caius grummelte vor sich hin und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Das darf ja wohl nicht wahr sein... Was haben die dem denn für Pferde gegeben?!« Ziemlich enttäuscht sah er, wie auch noch der goldene Arius vorbeizog. Naja, immerhin war wenigsten Tolimedes noch vorn.


    »Warum hockt ihr zwei eigentlich hier im Block und nicht da unten auf den gehobenen Plätzen?« wollte er dann wissen und sah abwechselnd Septima und ihren Kumpanen an.



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    Es war früher Morgen, als eine kleine Karawane vor der casa Decima Halt machte. Am Zügel geführte Pferde scharrten unruhig mit den Hufen. Sie hatten sich darauf geeinigt, möglichst schnell und möglichst leicht zu reisen, und da waren Pferde immer noch die beste Alternative. Da Seiana aus Spanien stammte und ihre Familie immer schon Pferde gehabt hatte, konnte sie vermutlich sogar besser reiten als er. Caius löste sich aus der Karawane und klopfte an die porta, um Marcus, dem Türwächter, mitzuteilen, dass er hier sei, um Seiana abzuholen.

    Caius ließ auch hier wieder höflich Quarto den Vortritt, nachdem der Kaiser Platz genommen hatte, und legte sich dann auf die dritte der äußerst bequemen Liegen. Seine Anrede schien ja ganz gut angekommen zu sein, zumindest hatte er weder pikiert geschaut noch die Stirn erunzelt. Als er ihn dann aufforderte, von Ägypten zu erzählen, überlegte Caius hastig. Sollte er das Land beschreiben oder besser, was er dort gearbeitet hatte und wie das gewesen war? Er unterdrückte einen Blick zu Quarto und schoss einfach ins Blaue, indem er von allem etwas erzählte.


    »Ich war für knapp sechs Jahre in Alexandrien und habe beim cursus publicus als Postpräfekt von Ägypten gearbeitet. Das Klima dort ist grandios, schön warm, aber nicht zu trocken. Die Landschaft außerhalb des Deltas ist zwar eher karg, aber direkt am Nilus ist es grün und blüht, soweit das Auge reicht«, berichtete er und verfiel dabei vielleicht in eine etwas zu poetische Erzählweise, zumindest für seinen sonstigen Erzählstil.


    »Die Alexandriner sind zwar etwas schreibfaul, aber sonst ganz nette Menschen. Dort unten herrscht eine ganz andere Mentalität als in Italien oder Germanien. Darf ich fragen, ob du schon einmal in Ägypten warst, Augustus?« fragte Caius dann interessiert und hoffte, dass er damit nicht zu sehr in die Privatsphäre des Kaisers eindrang. Jetzt wäre wohl ein guter Zeitpunkt gewesen, die Falerneramphoren mit Palmwein zu verschenken, aber da Quarto es für keine gute Idee gehalten hatte, lagerten die beiden Mitbringsel nun im Weinkeller in Quartos Landsitz ein. Caius allerdings würde heute aufpassen, ob Valerianus nicht vielleicht doch Wein trank.

    Caius hatte eine Weile hin und her überlegt, ob er die Reise mit Seiana zu seinen Eltern wegen dieser kurzfristigen Feier verschieben sollte. Letztendlich hatte seine Neugier gewonnen, warum der Pompeius ihn zu einer Feier einlud, und so hatte er kurzerhand Seiana benachrichtigt und zugesagt, dass er kommen würde.


    Nun standen beide vor der Tür des pompeianischen Hauses. Kurze Zeit später schon waren sie eingelassen worden und hatten ihre Mäntel abgegeben. Dann waren sie ins Esszimmer geführt worden, wo schon Piso herumstand. Caius freute sich, ihn so schnell wiederzusehen. Aber zuerst war mal der Gastgeber dran, begrüßt zu werden. Sie kannten sich ja noch gar nicht näher, aber das würde sich ändern, wenn er nach dem Besuch bei seinen Eltern seine neue Stelle antrat.
    »Salvete! Vielen Dank, Pompeius, für diese überraschende Einladung! Hallo Pi«, begrüßte er in einem Atemzug beide.
    »Darf ich euch Decima Seiana vorstellen? Meine Verlobte. Seiana, das sind Aulus Piso von den Flaviern und Gaius Pompeius Imperiosus«, stellte er sie einander vor.


    Sim-Off:

    Ich schlage vor, dass das hier vor den Ereignissen am Palast spielt, dann kommen wir nicht in die Bredouille, da vorweggreifen zu müssen.

    Das klägliche Nicken war allerdings alles andere als der Beweis dafür, dass es besser war als vorher. Axilla wirkte in dem Wust aus Fell nun noch verlorener als vorher, und Caius seufzte tief. Es war ihr also nicht wärmer. Das hatte er sich schin gedacht. In ihrem Fall kam die Kälte wohl auch tief aus dem Inneren. Da halfen alle Felldecken der Welt nicht. Caius hatte sich schon zurückgelehnt und war im Begriff, Axillas Hand loszulassen, als sie ihn indirekt um seine Wärme bat. Er ließ sie also los und ging mechanisch zum Kopfende des Bettes, um den dort befindlichen Karton auf den Boden zu stellen. Es klirrte leise, als er ihn absetzte, um sich selbst dann hinzupflanzen und mit dem Rücken ans Kopfende zu lehnen. Einladend öffnete er die Arme, nachdem er die Beine angewinkelt und die Füße aufgestellt hatte.
    »Na komm«, lud er sie ein. Dabei versuchte er einerseits, seine Erinnerungen an ihren Abschied zu verdrängen, andererseits, nicht über die möglichen Folgen dieser Situation nachzudenken. Er war nur ein Freund, sagte er sich, und er würde seine Freundin nur trösten.


    Warm schloss er seine Arme um Axillas zarten Körper und hielt sie fest. Mit einer Hand zog er auch die Decke noch mit über sie beide drüber. So viel konnte er schon tun. Aber auf ihre Frage hatte er keine Antwort. Da musste er improvisieren. Damit sie nicht wieder zu weinen anfing. Wenn er zumindest den Brief genauer gelesen hätte!
    »Vielleicht Neid. Auf eine tolle Familie, auf Geld, auf Freunde«, sagte er leise.
    »Man kann nicht hineinschauen in die Köpfe der Menschen. Man kann nur hoffen, dass sie irgendwann ihren Lohn für sowas bekommnen und im Styx ersaufen.«

    Sie tat Caius unendlich leid, wie sie da auf seinem Bett (und seinen Tuniken) lag und herzerweichend weinte. Das Blöde war nur, dass er rein gar nichts tun konnte, um ihr irgendwie zu helfen. Sie umklammerte ihn regelrecht, und er ließ sie weinen. Irgendwann würde es abebben. In der Zwischenzeit saß er bei ihr und hielt ihre Hand. Sie wirkte klein und zerbrechlich, so eingeigelt, wie sie dalag und schluchzte.


    Es verging eine geraume Weile, bis die Abstände zwischen ihren Schluchzern immer länger wurden. Als sie das nächste Mal etwas sagte, konnte er sie verstehen.
    »Ich weiß«, sagte er und drückte ihre Hand. Er sagte nicht, dass es irgendwann besser wurde oder sie es aushalten, stark sein musste. Das waren abgedroschene Sätze, fand er, also sparte er sich das. Gegen die Kälte konnte er aber etwas tun. Er entwand sich ihr mit einiger Anstrengung und stand auf, um zur anderen Seite des Bettes zu gehen. Unter einer schweren Schachtel zog er an einer dünnen Felldecke, was die Schachtel ihm damit dankte, dass sie zu Boden ging und mit lautem Rasseln jede Menge Muscheln und Strandgut auf den aelischen Fußboden ergoss. Caius seufzte nur, ließ die Muscheln aber liegen und machte sich daran, Axilla zuzudecken. Dann setzte er sich wieder, zog die Brauen hinauf und sah es an, das Häufchen Elend.
    »Besser so?« fragte er und überlegte, ob er sie schon fragen konnte, was sie mit der Ermordeten verbunden hatte. Glücklicherweise besaß er genug Feingefühl, die Frage für den Moment zu unterdrücken.

    Caius empfand die ausschweifende Art im Gegensatz zu vermutlich vielen anderen nicht als nervtötend oder öde, sondern vielmehr als drollig. Er mochte seinen älteren Vetter und unterhielt sich auch ganz gern mit ihm, auch wenn ihm dabei schon öfter aufgefallen war, dass Quarto auch ganz gern mal eine Frage überhörte, wenn sie ihm nicht in den Kram passte oder sie wieder vergaß, während er etwas anderes berichtete (oder er sie eben einfach nur überhörte). Ein Schmunzeln entstand auf seinem Gesicht, als Quarto nun also von seinen Weinverkostungen erzählte, und als er geendet hatte, meinte Caius nur:
    »Du kannst zu recht gespannt sein!« und verriet damit nicht, warum das seiner Ansicht nach so war.


    Caius entschuldigte Quarto natürlich gern. So langsam verstand er, warum Adria mit ihrem Sohn es vorzog, hier zu leben statt in Roma, auch wenn das bedeutete, dass Quarto seine Familie nicht sehr oft sah. Er entgegnete höflich, dass er sich dann die Ländereien und das Haus näher ansehen würde, und man sich beim Abendessen sicher sehen würde. Insgeheim schwor er sich allerdings, dass er seine Frau nicht ganz allein mit ihren Kindern irgendwo wohnen lassen würde, wo er sie nur alle Jobeljahre mal sehen konnte. Nach einer kleinen Stärkung in Form eines deftigen Käsebrotes machte er sich dann also mit Katander auf, um die Umgebung zu erkunden.

    Nachdem Caius Axilla aufgelesen hatte, war er den Weg zurück zur domus Aeliana gelaufen. Axilla war gar nicht so schwer, dachte er. Und dass er sich ihr Wiedersehen schöner vorgestellt hatte. Andererseits hätte er auch nicht vermutet, dass sie sich gleich wieder in den Armen liegen würden. Erst recht nicht so. Er hatte Axilla relativ einfach an Nakhti vorbei geschummelt und war dann direkt zu seinem cubiculum gegangen. Katander, der inzwischen nur noch den Brief, aber keine Säcke mehr trug, öffnete ihnen behende die Tür.


    Blöd nur, dass Caius noch nicht alles ausgepackt hatte, seitdem er aus Ägypten zurück war.


    Aus diesem Grund musste er einige Kisten und Stapel umgehen. Die nächste große Frage war: Wohin mit Axilla? Sein Blick flog hin zum Sschreibtischstuhl, doch Fehlanzeige. Da hatte ein gefährlich schwankender Turm Wachstafeln seinen Platz gefunden. Auf dem ungemachten Bett (Caius hatte sein Zimmer zur Todeszone für jeden aufräumbegeisterten Sklaven deklariert) lagen Schachteln und schätzungsweise viereinhalb Tuniken, drei davon sauber, alle ungefaltet. Caius entschloss sich, dass das Bett die beste (weil einzige) Wahl darstellte, und steuerte es an, um Axilla darauf zu legen. Nachdem er sie dort platziert hatte, scheuchte er Katander aus dem Raum mit der Anweisung, irgendwas Heißes zu trinken zu organisieren, denn Axilla fror sicherlich. Er selbst fegte dann mit keinem schlechten Gewissen die Tafeln doch vom Stuhl, zog ihn zum Bett und setzte sich, um Axillas hand zu ergreifen.
    »Axilla? Bitte hör doch auf zu weinen«, sagte er zu ihr.

    Plötzlich hing ihm Axilla sozusagen am Rockzipfel. Fast wäre er umgeworfen worden, so heftig drückte sie sich an ihn. Er verstand kaum, was sie sagte, nur dass es wohl schlimm war. Und er hörte das Wort 'tot'. Sofort dachte er an Merula, auch wenn er überhaupt nicht wusste wieso. Lag vielleicht daran, dass er keinen andern Iunier kannte. Jedenfalls sah er sie gleich noch bedröppelter an und legte schützend den Arm um sie.
    »Schh«, machte er und zupfte ihr sachte den Brief aus der Hand. Mit einer Hand faltete er ihn umständlich auseinander und flog knapp über die Zeilen. Eine Ur...urgunal...ia..war gestorben. Caius kannte keine Iunia, die so hieß, aber er glaubte, den Namen schon mal gehört oder gelesen zu haben. Jedenfalls schien diese Frau ihr viel bedeutet zu haben. Caius winkte Katander heran, der etwas verwirrt beide Säcke abstellte und heran kam.


    »Da«, sagte Caius und drückte seinem Sklaven den zerfledderten Brief in die Hand. Katander nahm ihn uns sah fragend drein. Caius verlagerte sein Gewicht, fasste Axilla kurzerhand unter die Kniekehlen und stemmte sich mit ihr auf den Armen hoch.
    »Sie kommt mit mir«, sagte er zu den zwei Herrschaften, dem Prätorianer und dem Pompeius. Dann setzte er sich in Bewegung und ging mit Axilla auf den Armen den Weg zurück, den er eben gekommen war. Sicherlich war auch dem Prätorianer klar, dass von Axilla keinerlei Gefahr ausging. Caius trug sie auf direktem Weg in die domus Aeliana, und Katander folgte ihm mit seinen zwei Säcken und dem zerknüllten Brief.

    Pyrexie? Schon wollte Caius fragen, ob seine Schwester tatsächlich gebrannt hatte, da besann er sich eines besseren und ließ es einfach bleiben. Also nickte er nur mitfühlend und sagte dazu gar nichts.
    »Ja, das schon«, sagte er zu Piso wegen der Familiensachen.
    »Aber... Ach naja. Lassen wir das. ich bin jedenfalls damit zufrieden, wie es momentan bei uns ist. Ich bin gerne der zweitwichtigste Mann der Aelier in Rom nach Quarto«, bemerkte er grinsend. Dass das daran lag, dass er wohl auch der einzige neben Quarto war, sagte er nicht. Der Genießer genoss und schwieg.
    »Grüße richte ich aus, danke. Halt die Ohren steif. Wir sehen uns dann ja sicherlich bald wieder, spätestens zu den Rennen, mein Freund. Bis dann!« Caius stand auf, streckte sich kurz und klopfte Piso dann feste auf den Rücken, ehe er ging.

    Einen kurzen Moment später war sie schon am Singen. Caius fand das ganz nett, konnte aber sonst nicht allzu viel damit anfangen. Vielleicht sollte er sie doch kaufen und sie Seiana schenken? Sie könnte das richtige Hochzeitsgeschenk darstellen, überlegte er.
    »Öhm, joah«, machte er daher, als Vera ihm hingerissen zuflüsterte, und zuckte mit den Schultern. Da drang ein Gebot an ihrer beider Ohren, das Caius erst erstaunt, dann miesepetrig dreinblicken sah.
    »Siehste, das sind sie wieder, die Patr-*hust*« Siedendheiß fiel ihm da ein, dass ja auch Vera eine Patrizierin war, und das ließ ihn noch missmutiger dreinblicken.
    »Achtzig aurei, wie soll man denn da noch mithalten können«, moserte Caius leise herum. Komm? Caius murrte immer noch leise vor sich hin, als Vera einfach von dannen zog. Entsetzt sah er ihr hinterher.
    »Vera, wo.... Moment mal...« versuchte er sie aufzuhalten, aber wer nicht hören wollte... Und kurz darauf sah er sie bei der Irren ankommen, die eben 8000 geboten hatte. Er selbst blieb leider auf seiner Verfolgung in der Menge an der Kleidung eines Mannes hängen, der ziemlich germanisch aussah und sich im Gespräch befand. Caius blieb notgedrungen stehen.
    »Oh, 'tschuldigung, das tut mir leid«, sagte er zu dem Mann.
    »Frauen, du weißt schon. Eben noch hier, dann schon wieder wo anders.« Er grinste entschuldigend.

    »Aaach, ja klar! Wir hatten bei den Rennen ein kurzes, äh, interludium«, erinnerte sich Caius jetzt und grinste, als er mit dem Zeigefinger auf Celsus zeigte.
    »Schwamm drüber«, bemerkte er dann und machte eine wegwerfende Handbewegung. Dann setzte sich plötzlich noch jemand zu ihnen. Langsam wurde es ja richtig voll hier, bemerkte Caius, dem zu Anfang noch schrecklich langweilig gewesen war.
    »Hallo, Caius Archias«, stellte er sich auch knapp dem Neuen vor, nur um dann etwas ratlos aus der Wäsche zu schauen.
    »Tut mir leid, keine Ahnung was im Colosseum so abgeht. Die Nächsten Rennen gibt es wohl aber erst wieder nächstes Jahr, nehm ich an«, erwiderte er. Die Rennen wurden hier in Rom ja im circus ausgetragen, und für Gladiatorenspiele im Colosseum war Caius nicht so sehr zu haben wie für richtig gute Rennen.
    »Weiß da einer von euch mehr?« fragte er in die Runde.