Beiträge von Caius Aelius Archias

    Caius grinste. Er wusste genau, was Avarus damit meinte.
    »Ich werde es sehen. Vielleicht ist das wirklich so«, erwiderte er.


    »Ah, naja. Vielleicht gibt sich dann ja mal eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit? Ich hatte nämlich bisher den Eindruck, dass das doch ganz ordentlich geklappt hat.« Caius lächelte dem Senator kurz zu und nahm sich dann doch noch eins von diesen herrlichen Häppchen.


    »Vielleicht kennst du ihren Bruder, der heißt Faustus Serapio und ist wohl ein Zenturio bei den Urbanern, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Na, aber egal. Spätestens auf der Hochzeit wirst du sie ja kennenlernen. Wir wären dann ja sozusagen verschwippschwägert. Vielleicht kommt deine Frau ja dann auch«, erzählte er.
    »Danke für deine Wünsche.«


    Bei dem, was dann folgte, machte er ein verwundertes Gesicht, auf dass sich dann einige Stirnfalten legten. Er ahnte ja nichts von irgendwelchen geplanten Änderungen.
    »Das mag sein, aber ich für meinen Teil kann behaupten, dass mir die Arbeit in den ganzen Jahren eigentlich immer Spaß gemacht hat. Für die weniger schreibwütige Bevölkerung im Süden kann ja der CP nichts. Außerdem hat mir das Klime in Aegyptus sehr gut gefallen. Ich kann also weder das eine noch das andere ausschließen: Vermutlich werde ich irgendwann wieder in Ägypten anzutreffen sein, vielleicht auch beim cursus publicus.« Immerhin sollte man ab und an auch das machen, was einem Spaß machte und lag, und ob das am Kaiserhof der Fall sein würde, musste sich erst noch herausstellen. Außerdem war er ziemlich lange Postpräfekt gewesen. Das sprach ja eigentlich auch eine deutliche Sprache.


    »Ich hatte dir ja geschrieben. Was denkst du über Merula als Nachfolger?« Sicherlich konnte der auch erstmal stationarius bleiben, so wie er selber das am Anfang eine ganze Weile gewesen war. Oder auch nicht.

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    Katander hatte eben die Flucht ergreifen wollen, als Leander ihn irgendwie in die Tücher schubste. Als sie sich dann wieder aufrappeln wollten, hörte der aelische Sklave zum ersten Mal das Gekläffe von dem Hund. Erschrocken drehte er sich in die Richtung des Gebells und wickelte sich damit unfreiwillig ein tief purpurfarbenes Tuch um den Fuß.
    »Blöder Mist, blöder«, knurrte er, während er seinen Fuß schüttelte und gleichzeitig versuchte, hinter Leander her zu laufen. Schließlich gab er es auf und rannte einfach mit einem purpurfarbenen Fuß drauflos, was den Verkäufer dazu veranlasste, ihn einen Dieb und Mörder und Frauenschänder zu nennen. Und den anderen Kerl dazu, den Hund loszulassen.


    »Hee, nicht da lang!« brüllte Katander jetzt Leander zu und zog ihn scharf nach links in eine weitere Seitengasse hinein, weil direkt vor ihnen das Geschepper immer lauter wurde. Kurz darauf schepperten die Urbaner an ihnen vorbei und schauten glücklicherweise nicht hinein. Der Hund allerdings schon.
    »Bei Iunos fettem Hintern, komm!« rief Katander nun und zog Leander wieder mit sich. Bei jedem zweiten Schritt machte er gar kein Geräusch: Das lilane Tuch hatte sich inzwischen so um seinen Fuß geschlungen, dass er komplett umhüllt war. Der Hund nahm nun Geschwindigkeit auf und Katander sah immer weniger. Blöde Schwellung! Sie rasten um eine Ecke. Dnn stolperte Katander und Leander machte die nächsten paar Schritte allein...




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    Der fiese Kerl wollte doch glatt noch mal zutreten, als er plötzlich weg war und ein anderes Opfer gefunden hatte: Leander. Katander rappelte sich auf und versuchte, auch durch das rechte Auge noch genug sehen zu können. Ganz so leicht war das nicht, immerhin schwollen die Lider bereits an, aber es reichte immerhin, um dem dicken Klops mit dem glattrasierten Schädel von hinten auf den Rücken zu springen und ihm die Arme festzuhalten. Aus diesem beherzten Eingreifen resultierte dann auch der Schlag auf Leanders Ohr, denn Katander hatte die Faust des Schlägers nur abgelenkt, aber nicht aufhalten können.
    »Scheiße! Tut mir leid!« fluchte er, dann hatte Katander eine neue Eingebung und biss den Dicken mal dreist in sein eigenes Ohr. Metallischer Geschmack füllte seinen Mund und der Angreifer plärrte drauflos. Währenddessen droschen die anderen beiden (am Boden liegend und sich in den bunten Schals wälzend, die mit dem Ständer umgekippt waren) auf sich ein. Ein weiterer zeternder Verkäufer gesellte sich dem Weinhändler hinzu, und spätestens jetzt war keine Möglichkeit mehr gegeben, sich noch irgendwie durch die Gasse zu drücken. Die war einfach voll.
    »Nimm das! Und das!« Katander patschte nacheinander mit rechts und links dem Dicken auf seinen Schädel. Er hockte ihm sozusagem im Genick, wie man es vielleicht auch bei einem großen Höhlentroll getan hätte. Halfen tat es freilich gar nichts.


    Plötzlich war ein rhythmisches Scheppern zu hören, das schnell lauter wurde.
    »Scheiße, die Blechdosen!« fluchte einer der am Boden liegenden Kerle. Kurz darauf waren beide aufgesprungen und schubsten sich durch die Menge fort vom Ort des Geschehens. Katander hatte einen Moment nicht aufgepasst, und schon landete er halb auf Leander auf dem Boden.
    »Dreckige Arschgeigen« grollte der Dicke mit seiner Platzwunde an den Lippen und dem blutenden Ohr. Er rotzte auf die beiden am Boden liegenden Sklaven.
    »Beim nächsten Mal seid ihr dran!« Er zeigte mit seinem dicken Zeigefinger erst auf Leander, dann auf Katander, und war dann so schnell weg wie viele der Schaulustigen.


    »He Leander. Komm, schnell weg. Die Urbaner kommen«, brachte Katander gehetzt hervor und spang auf. Er zog Leander hoch. Wohin jetzt? Gehetzt sah er sich um. Nur noch ein paar Gaffer standen herum und die zeternden Händler, deren Ware in Mitleidenschaft gezogen worden war.




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    Die Faus kam diesmal von unten und erwischte Katander volle Granate am Kinn. Er flog regelrecht zurück und landete nur einen halben Meter entfernt von einem Kleiderständer, auf dem bunte Schals im Wind wogten.
    »Oarrh!« grunzte der Sklave, rappelte sich auf und senkte den Kopf, um seinem Kontrahenten selbigen in den fetten Wanst zu rammen: Fehlanzeige. Stattdessen wurde er gepackt und unter lautem Gelächter der Schaulustigen kopfüber in ein Weinfass getaucht (was dessen Besitzer gar nicht glücklich machte). Wild mit den armen rudernd versuchte er, wieder aufzutauchen. Es gelang ihm. Aber nur, weil er unfair war und dem anderen seine Ferse in die Weichteile beförderte. Der andere ließ los und Katander kam wieder an die Luft. Er schnappte gierig nach Luft, hatte aber keine Gelegenheit zum Konter, denn in diesem Moment nieteten ihn gleich zwei Kerle wieder um. Katander rollte nun am Boden und sah Sterne. Und ein bekanntes Gesicht.
    »Leander!« brüllte er, ehe er einen Tritt in den magen kassierte und sich zusammenkrümmen musste. Unterdessen prügelten der Halbeunuch und ein vierter Sklave sich die Gasse entlang.




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    Caius nickte. Klar war ihm das recht. Er hatte ja eigentlich auch nichts vor. Außer einigen Besuchen. Avarus und Seiana und Piso wollte er auf jeden Fall vorher noch sehen. Und die Rennen besuchen, die ein Ausrufer auf seinem lethargischen Weg hierher verkündet hatte.


    »Wann immer du möchtest, Lucius. Du bist der Senator mit der knappen Zeit«, ließ er sich zu einem halbherzigen Witz hinreißen. Das Magengrummeln war inzwischen zu einem gelegentlichen flauen Zwicken abgeklungen, und das war auch gut so!
    »Bis dahin sollte ich meine Besuche geschafft haben. Avarus weiß ja auch bereits bescheid, aber ich hatte ihm geschrieben, dass ich in jedem Fall noch einmal vorbeischaue und ihm einen Nachfolger empfehle«, erklärte er Quarto.


    »Uff!« machte er dann abschließend.»So viele schlechte Neuigkeiten auf einen Schlag. Gibt es denn auch etwas Gutes zu berichten?«

    Während er so dasaß und sich das Wasser um den Körper fluten ließ, tat er aus purer Langeweile etwas, was wohl alle Männer einmal tun, wenn sie in der Therme sind: Er warf einen Blick an sich hinunter und begutachtete den kleinen Caius, der durch die Wasserverwirbelungen doch recht stattlich erschien. Mit einem zufriedenen Grinsen auf den aelischen Zügen ließ er sich ein wenig tiefer sinken und ließ seinen Blick wieder schweifen.


    :D

    Und Quarto würde dem Jungen sicherlich ein guter Berater sein, sollte es hart auf hart kommen, dachte sich Caius. Nach außen hin nickte er nur. Er würde ja bei ihrem Besuch in Misenum sehen, wie schlecht es dem Kaiser wirklich ging. Er hoffte nur, dass es doch nicht so schlimm war, wie Quarto sagte.


    Auf Quartos Beschwichtigung hin machte Caius ein zerknirschtes Gesicht, schwieg aber. Er würde einfach schauen, dass er viel von dem mitbekam, was um Quarto herum so vor sich ging, und dann seine Hilfe zu gegebenem Zeitpunkt einfach noch einmal anbieten, überlegte er sich. Und vielleicht konnte er im Kaiserpalast ja auch etwas Interessantes herausfinden. Was ihn zu seiner nächsten Frage brachte.


    »Du sagst mir bescheid, wenn wir nach Misenum reisen«, stellte er zunächst fest.
    »ich nehme an, die Ernennung wird bis dahin dauern? Ich wollte nämlich in den nächsten Tagen bei Germanicus Avarus vorbeischauen und mich sozusagen auch offiziell abmelden aus dem Dienst des cursus publicus«, erklärte er. Wenn er dann ein Weilchen nichts zu tun hatte, konnte er das Leben genießen und sich mit seinen alten Freunden treffen. Wenn nicht - gut! Dann verdiente er eben knackig Kohle!

    Caius lächelte Calvena noch einmal zu, ehe sie sich verabschiedete, und wandte sich dann wieder dem Hausherren zu.
    »Oh, Germanien? Ich hatte angenommen, es wär nicht so weit entfernt. Danke schon mal für dein Angebot! Das interessiert mich wirklich sehr und ich werde hoffentlich darauf zurückkommen können. Aber ich kann jetzt noch nicht sagen, ob ich im Frühjahr die Zeit für eine kleine Reise haben werde. Vermutlich bin ich bis dahin schon verheiratet«, gestand er und grinste kurz stolz.


    »Meinst du?« fragte Caius dann verblüfft den Meister der Architektur. Avarus war schließlich im gesamten Reich bekannt. Plötzlich fragte sich Caius, ob sie vielleicht irgendwann einmal ein gemeinsames Projekt betreuen würden. Das würde ihm gefallen, dachte er bei sich. Immerhin war er stets gut mit Avarus ausgekommen.
    »Du hast dich eher auf Neubauten spezialisiert, richtig?« erkundigte er sich vorsichtshalber. Hinterher sprach er hier noch mit einem Konkurrenten!


    »Hm, naja, ich habe gehört, dass der Posten des PeVau hier in Italia gerade vakant ist«, sagte Caius und benetzte seine Kehle auch mit einem gehörigen Schluck Wein.
    »Du hast vielleicht gehört, dass ich vor einer Weile zum Ritter ernannt worden bin? Da möchte ich nun allmählich die Karriereleiter hoch klettern, deswegen hatte ich mich mit Quarto in Verbindung gesetzt. Und er hat mir eine Position am Hof in Aussicht gestellt. Das war aber nicht der alleinige Grund für meine Entscheidung, nach Rom zu kommen. In Alexandrien habe ich mich mit Decima Seiana verlobt. Sie müsste eine entfernte Verwandte deiner Frau sein. Großnichte oder sowas, wenn ich mich nicht irre. Naja, und du weißt ja, wie die Frauen sind.«Caius machte eine ergebene Handbewegung und seufzte. Dabei sah er Avarus verschwörerisch an.
    »Sie möchte die Familie dabei haben bei der Hochzeit und so.« Caius verdrehte kurz grinsend die Augen, um cool zu sein (obwohl er selbst auch die Familie dabei haben wollte).


    »Jedenfalls werde ich wohl der neue procurator a memoria. Aber ich kann mir schon vorstellen, irgendwann mal wieder was für den cursus publicus zu machen«, fasste er seinen Redeschwall zusammen und genehmigte sich dann wieder enen deftigen Schluck verdünnten Wein.

    Caius hörte schon nur noch mit einem Ohr hin. Das andere hing sozusagen auf der Rennbahn. Trotzdem ließ er es sich nehmen, den Blick kurz wegzureißen und auf Piso zu heften.
    »Stinken? Mensch, das ist der Geruch des Sieges, Pi!« blökte er ihn grinsend an und besah sich dann den Mann, der sich zu ihnen gesellen wollte, wie es aussah. Er hatte ihn zwar noch nie gesehen, aber wenigstens war er von der Veneta, wie man deutlich erkannte!
    »Na hör mal, sicherlich! Tach!« Iulius Centho erntete einen Handschlag, dann hatte sich Caius wieder der Startlinie zugewandt. Es konnte jeden Augenblick losgehen!


    Und dann, plötzlich, sausten die Quadrigen voran, angetrieben von knallenden Peitschen, schnalzenden Zügeln und den Rufen der vielen Zuschauer, die zu diesem Ereignis in den circus gekommen waren!
    »Hah! Jaaaaaa, Tolimedeeeeeeeeeees!!« brüllte Caius, als der den besten Startabgang erwischte und sich an die Spitze setzte. Dicht dahinter schoss Casetorix voran, und irgendwo weiter hinten gab es weiße und gelbe Wimpel. Caius schüttelte die Fäuste und klatschte über dem Kopf in die Hände. Er johlte und brüllte. Wie die meisten anderen in ihrem Block. Allerdings hatte er immer noch ein halbes Ohr für Piso und den Iulier. Pisos Kommentare bemerkte er aber erst, als sich eine kurze Pause in der Geräuschkulisse auftat.
    »Hä? Washastejesacht? Hör mal, Pi, wirf mal diese patrizische Nobelsprache über Bord und denk dir nen paar gute Reime aus! Du kannst doch dichten!« riet er ihm und machte auch sogleich etwas vor.


    »So schnell wie Tolli, das ist keiner, deswegen ist der Sieg auch seiner!
    Heeee, Pepe! Schläfst du noch oder fährst du schon?!«


    Unmittelbar danach erhob sich ein Sprechgesang, dessen Klang das rund erfüllte und damit selbst über die Senatorenriege hinweg noch bis zu den Fahrern drang. Die Blauen schafften es damit, kurzzeitig alle anderen Fans zu übertönen!


    »Blau, blau blau sind alle meine Kleider!
    Blau, blau blau ist alles was ich hab!
    Darum lieb' ich alles was so blau ist,
    weil der Sieg den Blauen ist!«


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    ANFEUERER VOM DIENST - FACTIO VENETA

    Caius setzte sich wieder, warf Calvena aber dabei einen kurzen Blick zu. Vielleicht war sie ja froh, jetzt endlich ihrer musischen Ader freien Lauf lassen zu können? Oder sie wollte bleiben?


    »Dreihunder! Bei Gelegenheit muss ich mir dein Gestüt noch mal genauer ansehen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so groß ist«, kommentierte Caius, der tatsächlich beeindruckt war.
    »Die zwanzig Tiere, die ich damals mit nach Ägypten genommen hatte, machen sich übrigens prächtig. Sind ziemlich ausdauernd und schnell, sieht man von den entlegeneren Siedlungen ab, die man nur mit dem Kamel erreichen kann.« Auch er nahm einen Schluck und griff noch mal bei den Häppchen zu.
    »Joa. Das hat sich so ergeben. Ich selbst bin gar nicht so bewandert in der Architektur, aber die haben halt einen Investor gesucht und so bin ich über Umwege dann Chef geworden. Allerdings hat sich mein Laden auf Renovierungen, Um- und Ausbauten spezialisiert. Neubauten könnten wir personaltechnisch gar nicht durchführen. Ich weiß auch noch nicht, was ich jetzt mit meinen Leuten mache, wenn ich ehrlich bin. Wie es aussieht, werde ich wohl erstmal ein Weilchen in Rom bleiben. Aber ob man hier ägyptische Bauweisen will....? Mal sehen.«

    Caius machte ein betroffenes Gesicht, als er das erfuhr. Er dachte an das, was er in Alexandrien auf der agora aufgeschnappt hatte, und was Quarto in seinem Brief so wunderbar überzeugend abgetan hatte.
    »Das betrübt mich zu hören«, sagte er einen Moment später wahrheitsgemäß.
    »Ich hoffe, er weiß deinen Einsatz und deinen guten Rat zu schätzen und wird ihm nachkommen. Wie alt ist sein Sohn denn jetzt?« Caius glaubte sich zu erinnern, dass der Knabe jetzt etwa zwölf sein musste, doch sicher war er sich da nicht. Es konnte ebenso gut sein, dass er wieder etwas durcheinander brachte.
    »Wenn ich dir in irgendeiner Weise helfen kann, dann lass es mich bitte wissen, Lucius. Ich hatte angenommen, es stehe nicht so schlimm, sonst wäre mein Angebot schon eher gekommen.« Gut, ein wenig schämte er sich schon, dass er erst jetzt seine bescheidene Hilfe anbot. Aber was konnte er schon groß ausrichten?

    Und dann tauchte plötzlich der Senator auf, der sich wohl durch den Hintereingang hereingeschlichen hatte! Caius erhob sich selbstverfreilich augenblicklich von der Liege und begrüßte den Legaten des CP genauso freundlich.


    »Legatus Germanicus, salve! Ja, deine Großnichte war so freundlich, mir Gesellschaft zu leisten«, erwiderte er galant.
    »Danke, nein. Ich bin schon bestens versorgt worden«, fügte er hinzu und deutete auf die Platte mit den Häppchen und den Wein, den Calvena ihm bestellt hatte.
    »Wie laufen die Geschäfte?« fragte er, da er nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte.

    »Aaaah.« Caius seufzte tief, als er sich in das warme Becken gleiten ließ. Bevor er dem Kaiser gegenübertreten würde, wollte er sich zumindest noch mal ein paar Stunden in den Thermen gegönnt haben, auch wenn der Weg nach Misenum wohl Staub und Schweiß wieder auf die haut heften würde. Immerhin fühlte er sich dann kurzzeitig mal wohl!


    Bei seinem Bad wusch er auch das Salz der Meeresluft ab. Im Becken hielten sich noch weitere Männer auf. Kein Wunder, denn es gab so einige, die die frühen Abendstunden dazu nutzten, sich ein wenig Luxus zu gönnen. Die gingen dann in die Thermen, so wie er. Obwohl es in Alexandrien auch Thermen gegeben hatte, konnte es doch keine mit der hier aufnehmen. Sie war einfach die beste, die er kannte. Später wurde er sich noch massieren lassen, aber erstmal wollte er seine Haut schrumpelig einweichen lassen und vielleicht ein bisschen plaudern...



    Sim-Off:

    wer mag?

    Das kam Caius schon etwas seltsam vor. Meistens nahmen die Händler doch nicht ihre Familien mit... Aber wer wusste, wie die Germanicer da drauf waren? Schon seltsam genug, dass ein Senator dann ein Mädchen bei sich aufnahm, das eigentlich so gut wie nie seßhaft gewesen war. Aber das war nicht Caius' Problem.


    »Naja, da hast du dann ja schon viel erlebt«, kommentierte er. Was sollte er auch noch anderes sagen? Langsam gingen ihm die Gesprächsthemen aus, zumal er ohnehin das Gefühl hatte, dass das Gespräch bisher eher einseitig verlaufen war. Bis auf ein- oder zweimal hatte er ihr Fragen gestellt, die sie nur beantwortet hatte. Caius hatte das Gefühl, er hielt Calvena auf. Deswegen schwieg er nun auch und gab ihr somit die Möglichkeit, sich vielleicht doch mit Decke und Instrument zurückzuziehen, wenn sie denn wollte.

    :D Hrhr.
    Na, RL ist schon wichtiger. Nur keinen Stress.
    [gracchus]Ich wollte mit meiner zweifellos unlautmalerischen Antwort lediglich zum Ausdruck bringen, wie sehr ich deine angedrohte periodische IR-Abstinenz bedaure.[/gracchus]
    :]

    Das war eine weitere Information, die Caius zugegeben ein klein wenig verunsicherte. Genaugenommen war der Kaiser sein Verwandter. Aber das war immerhin der Kaiser! Für Caius war Quartos Beschluss daher nicht so auf die leichte Schulter genommen. Das war schon was Großes! Seine Gedanken eilten voraus nach Misenum zur kaiserlichen Landvilla. Bei Iuppiters Gemächt, wie sollte er ihn nur ansprechen? Valerian? Mein Kaiser? Das würde er Quarto noch fragen müssen, doch später.


    »Gut. Ich hoffe, dass das Schwanken bald aufhört«, sagte er und meinte damit das wippende Gefühl, das ihn noch ergriffen hatte. Irgendwie war ihm das alles ein wenig viel für den ersten Tag in Rom. Eine Verschwörung, ein hochrangiger Posten am Hof (Bona Dea, hatte Quarto wirklich procurator a memoria gesagt?!), ein Besuch beim Kaiser, die potentielle Lebensgefahr, in der er nun quasi als Mitwisser steckte...


    »Also warten wir sozusagen darauf, dass Vescularius einen Fehler begeht«, resümierte Caius nüchtern.

    Das war ernster, als Caius eben noch angenommen hatte. Mit tief gefurchter Stirn lag er neben seiner inzwischen erkalteten Restsuppe und dachte nach.
    »Das ist schlecht. Sehr schlecht«, wiederholte er gedankenverloren und sehr viel ernster, als er sonst war.
    »ich verstehe deinen Zwiespalt. Es siehst so aus, als hätte Vescularius Valerian geblendet, so dass er dessen wahre Intention nicht sieht«, sagte er dann und sah Quarto ratlos an.


    »Ich werde natürlich nichts sagen.« Immerhin hatte er keine Lust, plötzlich tot im Tiber zu treiben.
    »Aber du musst da sehr vorsichtig sein, Lucius. Wenn der Präfekt dahinter kommt, kann das böse enden. Nicht, dass sie auch dich noch im Senat erstechen.« Das war ja schon ein paarmal vorgekommen. Caius war nun sehr besorgt.
    »Angesichts der Schwere dieser Situation ist es wirklich wichtig, dass diejenigen sich insgeheim verbünden, die genauso denken. Das ist gar kein schlechter Schachzug mit den Flaviern. Aber wenn wir das als Hauptgrund anführen, eskaliert die Situation vielleicht später wieder, wenn Vescularius keine Bedrohung mehr für Rom und den Kaiser darstellt...« überlegte Caius nun laut, ehe er Quarto wieder ansah.
    »Du glaubst doch nicht, dass es zu einem Volksaufstand kommen könnte?«


    Jetzt, da er so vieles in Erfahrung gebracht hatte, sah er einige Dinge in anderem Licht. Plötzlich gab die Erleichterung in Quartos Brief darüber, dass er nach Rom kommen wollte, einen anderen Sinn. Was ihn zu seiner nächsten Frage brachte. Entschlossen (aber immer noch ziemlich blass) sah er Quarto an.
    »Wie kann ich helfen? Ich weiß nicht, ob ich dir am Hof viel nutzen kann, sofern... Ohje, ernennt nich Vescularius die Mitarbeiter am Hof?«

    Caius löffelte weiter die Suppe, die Katander ihm sozusagen eingebrockt hatte. Aufmerksam beobachtete er dabei Quarto, der sich gerade in Rage redete. Es war nicht das erste Mal, dass Caius das erlebte, denn Quarto war nicht der einzige Aelier, der das so sah. Er hatte nie so recht gewusst, was er darauf erwidern sollte. Langsam ließ er jetzt aber de Löffel sinken, als Quarto sich plötzlich wieder fing. Caius schwieg und hörte einfach weiter zu, obwohl er sich schon passende Worte zurechtgelegt hatte. Dann aber vergaß er die schnell wieder, weil eine viel wichtigere Neuigkeit den Weg in sein Gehör fand. Verdutzt hob er die Augenbrauen. Er konnte gar nicht so recht glauben, was Quarto da erzählte. Hatte er ihm nicht geschrieben, dass es seinem Bruder soweit ganz gut ginge? Caius runzelte die Stirn und rutschte auf seiner Liege ein wenig herum, Quarto noch verdutzter ansehend, als der ihm als Erwiderung auf sein perplexes Nicken hin einen Namen nannte, den er bisher nur aus der Acta kannte.


    Als Quarto vestummt war, schwieg auch Caius, der angestrengt nachdachte. Das waren ernste Anschuldigungen, und er kannte Quarto als besonnenen und wohlüberlegten Mann (sah man von der Flaviersache einmal ab). Das waren viele Informationen, die Caius erst einmal verdauuen musste, und das mit grummelndem Magen.


    »Also... Valerian hat diesen Vescularius eingesetzt und vertraut ihm, sagst du. Weiß er denn, was sein Stellvertreter so tut? Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass er ruhig bleibt, wenn man ihm den geplanten Verrat präsentiert. Du hast sicher schon mit ihm geredet?« Caius selbst hatte mit Valerian bisher noch nie allzu viel zu tun gehabt, ihn nur ein paarmal gesehen, als er noch kein Kaiser gewesen war. Aber in seiner Vorstellung würde doch kein Aelier (und erst recht kein Kaiser!) so eine Verschwörung dulden, wenn er davon wusste, oder nicht? Auf Caius' Stirn hatten sich tiefe Furchen gebildet.
    »Ich kenne den Stadtpräfekten noch nicht, aber ich glaube dir natürlich. Was unternimmt der Senat gegen ihn? Wie viel von dem, was er tut, ist offensichtlich?«

    »Kommt nicht in die Tüte. Ich besorge dir was. Wirst schon sehen«, kommentierte Caius die geblümte Togaidee. Ihm schwebte da schon so einiges vor, doch dazu anderenorts mehr. Piso würde sich schon für die richtige factio entscheiden, da war sich Caius ganz sicher. Es gab immerhin so einige Fehlgeleitete, aber bei seinem besten Freund würde er schon etwas nachhelfen, damit der sich richtig entschied (und bei diesem Gedanken grinste er ein wenig diabolisch vor sich hin).


    »Eine Zusammenziehung von zwei Wörtern? Auf solche Ideen können auch nur die Gallier kommen. Die spinnen, die Gallier!« Zur Verdeutlichung seiner Worte zeigte Caius Piso einen Vogel. Zu den noch ausstehenden zweihundertdreiundsiebzig Strophen des Gedichtes, das er kaum verstand, sagte er nichts. Es war vermutlich besser, wenn er dazu schwieg, sonstn kam Piso noch auf die Idee, hundert neue Papyri aus seinem Zimmer zu holen und ihn damit vollzuschwallen.
    »Aber haben denn die Kelten und die Gallier sprachliche Gemeinsamkeiten? Hört sich für mich fast gleich an.« Caius zuckte mit den Schultern und lehnte sich ein wenig zurück. Erst jetzt erinnerte er sich an seinen Wein und nahm einen gehörigen Hieb aus dem Becher, den er dann leer wieder auf den Tisch stellte.


    »Naja, ich werd uns alle schlecht bei Seiana oder Axilla einladen können. Die zeigen mir nen Vogel, wenn ich das einfach so vorschlage. Ich würde daher schon sagen, dass ihr alle zu mir kommt. Quarto hat mir erzählt, dass du mit ihm geredet hast. Er weiß, dass wir Freunde sind, also wird er bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich dich einlade. Und Seiana wollte er eh mal kennenlernen, auch wenn das dann wohl kein passender Rahmen wäre. Äh.... Ich muss mir das noch mal überlegen.« Es wäre wohl denkbar schlecht, wenn Quarto dabei wäre, wenn er Axilla mit Piso verkuppeln wollte. Aber erstmal gab es da scheinbar noch ein anderes Problem, das sichCaius in seiner ganzen Tragweite auftat, als Piso sein Wehklagen beendet hatte.


    »Hast du ihr das auch gesagt?« fragte er nach, als Piso verstummt war. Caius war grottenschlecht in solchen Situationen, doch das hieß nicht, dass er sich keine Mühe gab.
    »Ja also, was du brauchst, ist Ablenkung. Ähm... Allerdings verstehe ich nicht, wieso du keine Plebejerin heiraten solltest. Ich meine, sowas wie Liebe ist heutzutage so selten, dass es sie praktisch gar nicht mehr gibt, und wenn, dann nur verboten.... Äh, aber ich meine, gerade ein patrizischer Bursche wie du sollte doch wählen können, wen er will, oder nicht?« Ein wenig verwundert sah er Piso an. Die alten Standesdünkel waren doch Schnee von gestern. Zumindest hätte er das gedacht. Und so eine Decima kam ja nicht gerade aus einem Haus ohne Einfluss... Naja, zumindest, bevor sie den Deppen in Parthien gefangen hatten und Decimus Meridius abgetaucht war. Wenn er sich das genau überlegte, dann war Seiana damit eigentlich gar keine so gute Partie mehr. Aber stören tat ihn das gar nicht.