Beiträge von Caius Aelius Archias

    Das war Caius ganz recht für den Moment. Seinem Magen hatte zwar die Suppe gut getan, aber bald musste er wohl trotzdem mal die Latrinen aufsuchen.
    »Seiana? Oh, nein, sie ist schon vor mir wieder hierher gereist. Ich hatte ja nicht gewusst, dass sich so schnell ein Plätzchen für mich finden lassen würde. Und ich glaube, sie hatte etwas Heimweh... Ich wollte sie bald besuchen. Mal sehen, morgen, wenn es mir besser geht.« Es sollte allerdings erst der darauf folgende Tag werden.
    »Ich möchte sie dir natürlich gerne vorstellen. Wann würde es dir denn passen?« Es musste ja nicht gleich eine cena sein, zu der sie kommen würde, aber Caius wollte schon gern, dass Quarto seine Verlobte kennen lernte, ehe sie dann tatsächlich heirateten.


    »Kennst du eigentlich einen Faustus Decimus Serapio? Er ist ihr Bruder, und wohl Zenturio bei den Urbanern«, fragte er Quarto dann aus.

    Immer tiefer sank Caius ins Wasser. Stückchen...für Stückchen...für Stückchen... Und dann war auch sein Mund unter Wasser und nur noch Nase und Augen schauten heraus. Gaaaaanz langsam begann er, kleine Bläschen auszustoßen. Blubblubblubblbublubblubbb.... Halb grinsend blubberte er so vor sich hin. Wie schade nur, dass Piso heute keine Zeit gehabt hatte, um mitzukommen! Und wie traurig, dass er weder Seiana noch Axilla hatte mitnehmen können, weil die Therme ja getrennte Badevorschriften hatte! So musste er sich wohl mit sich selbst vergnügen. Mal schauen, wie lange er es mit sich allein aushalten würde, ehe er sich langweilte!



    Sim-Off:

    Mensch, ihr seid aber badefaul! Oder traut sich keiner? Ich beiße nicht. 8)

    »Uuuuuuuh, verflixt!«
    Caius verfolgte gebannt das Spektakel, das sich Casetorix mit dem Roten lieferte, letztendlich aber doch verlor. Fluchend brummelte er vor sich hin. Allerdings war das zweite Manöver doch weitaus gelungener und hielt Burolix in Schach. Caius beobachtete Piso aus den Augenwinkeln. Hoffentlich gefiel es ihm! Nicht auszudenken, was wäre, wenn er irgendwann mal in weiß oder rot hier aufschlagen würde. Oder sogar in gelb!
    »Öh, weißt du, Pi, das Blau steht dir echt ausgezeichnet!« komplimentierte er und nickte gefällig.
    »Solltest du häufiger tragen.« Und auch den Iulier betrachtete Caius jetzt eingehender.
    »Bist du eigentlich offiziell sodalis?« rief er über den Lärm hinweg.


    »To-li-me-des! Auf gro-ßem pe-des!« riefen die Anhänger nun wie aus einem Munde. Wie ein Echo wiederholten sich die Gesänge.


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    ANFEUERER VOM DIENST - FACTIO VENETA

    Besagte halbe hora später hatte Calvaster seine Wachstafel ausgelesen, zugeklappt und fort gelegt. Jetzt kam er frisch parfümiert in den Garten, wo seine Frau in einem geflochtenen Sessel saß, ab und an am Wein nippte und dem Hausverwalter Dinge diktierte, die vor Caius' Ankunft unbedingt noch erledigt werden mussten. Calvaster steuerte auf einen freien Sessel zu, pflanzte sich ächzend hinein und sah Caenis erwartungsvoll an.


    »So, also. Caius kommt her?« fragte er. Caenis winkte den Sklaven beiseite und rümpfte kurz die Nase.
    »Decimus. Hast du wieder das Lavendelöl benutzt?« fragte sie ihn tadelnd. Calvaster grinste nur. Caenis seufzte und wedelte mit der Hand vor ihrer Nase herum.
    »Hach, du weißt doch, dass ich diesen Duft nicht besonders mag «, beschwerte sie sich, woraufhin ihr Gatte nur grinste, aber nichts sagte.
    »Caius kommt mit seiner Verlobten. In etwa vier Wochen werden sie hier sein! Ach, ich bin so aufgeregt! Wie sie wohl ist? Und welchen Einfluss sie auf unseren Jungen hat?« Caenis stellte ihren Weinbecher ab und klatschte erfreut in die Hände.
    »Na ist doch klasse. Gibst du ihnen das Zimmer an der Südseite?« kommentierte Calvaster und schmunzelte, die Hände vor dem Bauch verschränkt. Caenis sah ihn erneut tadelnd an.
    »Decimus. Die beiden sind verlobt, nicht verheiratet! Selbstverständlich bekommen sie nicht das Zimmer an der Südseite! Zumindest nicht zusammen! Seiena kann es haben. Caius wird in seinem alten Zimmer schlafen.« Die lagen nämlich am weitesten voneinander entfernt. Caenis wusste schon, weshalb. Calvaster und sie waren damals schließlich auch einmal jung gewesen...

    Caius hob die Augenbrauen und sah Seiana fragend an. Was hätte sie jetzt nicht gern so? Dass der Betrieb hinterher einen Teil der Mitgift darstellte oder...? Er sah ein wenig durcheinander aus, fragte aber nicht noch mal genauer nach. Solche Sachen würde er mit Serapio besprechen. Dann. Wenn sie sich kennengelernt hatten. Was ihn an die nächste Schwierigkeit denken ließ. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er sich allein mit Serapio traf? Oder doch lieber gemeinsam mit Seiana? Caius zog die Unterlippe ein und seufzte tief.


    »Du könntest uns einander vorstellen und dann irgendwas anderes machen oder so«, schlug er vor.
    »Ich denk, das wär ganz gut.« Dann konnte sie ihren Bruder hinterher auch verarzten, wenn Caius mit ihm fertig war.
    :D


    Um seine Eltern würde er sich dann kümmern, und wenn sie aus Misenum zurück waren, würde er Seiana zu Quarto schleppen. Das Abendessen würde er auch erst dann einplanen, wenn sie wieder da waren von ihrem Besuch beim Kaiser.
    »Ja, das wäre gar nicht gut. Deswegen hat Quarto eine Idee, und deswegen fährt er hin...« Caius zog eine Grimasse. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, Seiana so viel zu erzählen. Nicht, bevor Quarto sie kennengelernt und für vertrauenswürdig befunden hatte.


    »Ähm. Was meinst du denn, wann ein guter Zeitpunkt wäre, mich mit deinem Bruder bekannt zu machen? Hat er denn eigentlich noch was gesagt wegen uns?« fragte er scheinbar ganz arglos, doch im Hinterkopf hatte er noch immer den feindseligen Brief von Serapio...

    Als Seiana ihm Geld anbot, sah Caius sie beinahe beleidigt an.
    »Also. Ich will kein Geld von dir. Unter Stirch gesehen bleibt es wohl eh mein Laden, wenn du das so gerne hättest.« Einerseits wollte er echt kein Geld von Seiana nehmen, weil die ihm ja mit der Übernahme sogar noch nen Gefallen tat (immerhin durfte man nur vier Betriebe am Laufen haben, und durch die außerplanmäßige Vererbung war das sein fünfter), und außerdem waren sie eh bald verheiratet. Vermutlich. Und wegen der Mitgift musste er auch noch mit Serapio reden. Liebesheirat schön und gut, aber sowas gehörte sich nun mal. Er würde ja nicht gleich die letzte Tunika der Decimas verlangen.
    »Nur die Besitzurkunde, soweit ich weiß. Ich hab noch nicht alles durchgesehen, dafür war die Zeit zu knapp. Aber was ich habe, geb ich nachher Katander, dann kann der das gleich heute noch herbringen. Ansonsten musst du dich an den decemvir vor letzten Jahr wenden, der das Erbverfahren abgewickelt hat. Den Namen find ich sicher noch irgendwo.«


    »Na wenn ich's dirdoch sage! Quarto will mich dabeihaben, aus irgendeinem Grund. Vielleicht geht es dabei wirklich nur um die Ernennung zum procurator. Jedenfalls ist der Kaiser wohl sehr krank. Das darfst du niemandem erzählen, Seiana! Vielleicht ist es das letzte Mal, dass ich ihn sehe. Ich kenne ihn zwar, aber nicht wirklich. Nur flüchtig. Meistens war er nicht hier, wenn ich in Rom war«, erzählte Caius und lehnte sich ein wenig zurück.


    Bei Seianas Erwiderung zu seinen Hochzeitsgedanken musste Caius dann doch grinsen. Allerdings nur so lange, bis Seiana ihm offenbarte, dass er vielleicht heute noch Serapio treffen würde.
    »Ähm. Meinst du, das ist eine gute Idee? Sollte ich mit ihm allein reden oder so? Ich hab ja keine Ahnung, wie er so drauf ist.« Aber Caius würde sich auch schlagen, wenn es das war, was Seianas Bruder haben wollte!
    »Ich würde lieber nicht mit ihm und Piso essen wollen. Ich dachte mir, ähm... Dass ich Piso und dich und äh..hm...du kennst sie ja vielleicht...Iunia...Axilla? Also, dass ich euch drei einlade und wir, hm, einen ungezwungenen Abend...also, naja, verbringen? Bei mir?« Caius bleckte die Zähne zu einem zerknirschten Grinsen und räusperte sich dann geschäftsmäßig.
    »Weil, also, Axilla und Pi könnten ziemlich gut zusammenpassen, denk ich. Deswegen.«
    »Und wegen meinen Eltern... Ich schreib ihnen einfach, dass wir in fünf Wochen kommen und noch nicht wissen, wie lange wir bleiben. Zwei Tage für die Strecke sind ziemlich wenig. Das lohnt sich kaum. Ich könnte dir in Ravenna ein paar Dinge zeigen«, sagte er.
    »Was meinst du?«

    »Decimus! Decimus!« Aufgeregte Schritte tapsten vom atrium ins tablinum, verhielten dort kurz und trippelten dann weiter in Richtung Peristyl.
    »Decimus! Decimus, wo steckst du nur schon wieder!« Offensichtlich war das die Stimme einer Frau, die untermalt wurde von einem trockenen Rascheln und hastigen Schritten auf blank poliertem Grund. Nun hastete sie in die culina, aber da steckte besagter Decimus auch nicht. Siedendheiß fiel ihr nur noch ein Ort ein, an dem er stecken könnte. Sie seufzte verstimmt und öffnete eine weitere Tür.


    »Bona Dea, Frau! Kann man hier nicht mal in ruhe kac-«
    »Na na, du hast mir versprochen, hier im Haus diese Gossensprache zu unterlassen, Decimus!« unterbrach da die Hausdame ihre Gemahl mit erhobenem Zeigefinger, während sie ihren Gatten betrachtete. Der saß auf der Latrine, eine aufgeklappte Wachstafel in der Hand, und grunzte unwillig. Caenis zog die Nase kraus angesichts des Geruchs.
    »Caius hat geschrieben! Er will herkommen, mit seiner Verlobten! Also beeil dich und komm vom locus, wir müssen ein paar Dinge besprechen!« Die Tür schloss sich und Calvaster, seines Zeichens Vater von Caius und Hausherr, grummelte mürrisch in sich hinein. Dann las er einfach weiter, obwohl er sich natürlich auch freute. Aber die zwei würden wohl kaum in einer halben hora vor der Tür stehen. Planungen hatten also noch Zeit.

    Uha, da hatte Caius wohl in ein Wespennest gestochen, indem er Seianas Bruder erwähnte. Das fiel sogar ihm auf. Allerdings fühlte er sich nun auf gewisse Weise bestätigt, denn er hatte den Brief von Serapio ganz sicherlich nicht vergessen und nahm ihm das immer noch übel. Das würde vermutlich interessant werden, wenn sie sich das erste Mal leibhaftig gegenüber standen. Caius würde ja fast wetten, dass es eine Prügelei gab. Wenn das so sein sollte, bitte! Er würde nicht klein bei geben!


    »Ich weiß was du meinst«, entgegnete Caius daher ernst und nickte dem Senator zu, aber mehr wollte er auch gar nicht verraten. Immerhin war das eine Sache zwischen Serapio und ihm, das würde er allein klären und dann weitersehen.


    Avarus resümierte anschließend über Caius' Zeit als ägyptischer Postler, was den Aelier wirklich freute zu hören. Ob er wohl auch ein Dankeschön für gute Mitarbeit erhielt?
    »Vielen Dank, Senator. Es heißt ja, dass man sich im Leben immer zweimal trifft. Vielleicht gilt das auch für mich und den cursus publicus.«, sagte Caius und lächelte. Es war schon ein wenig traurig, jetzt aus dem Dienst auszuscheiden. Aber irgendwann vielleicht...
    »Ich hätte da noch eine Bitte. Könntest du mir ein Arbeitzeugnis ausstellen oder eine Art Empfehlungsschreiben? Für den Prokuratorenposten werde ich das zwar dank Quarto ganz sicher nicht brauchen, aber man weiß ja nie, wohin es einen später mal verschlägt. Vielleicht ist es mir irgendwann einmal nützlich. Das wäre sehr freundlich.«


    Caius genehmigte sich ebenfalls noch ein Schlückchen und überlegte, welches der Häppchen jetzt seinen Weg in seinen Mund finden sollte. er entschied sich für irgendwas Fischiges und kaute, während Avarus ihn zu Merula befragte.
    »Ich hatte keinen Grund zur Klage. Er war immer pünktlich und sorgfältig. Freundlich zu den Kunden, sofern sich jemand den sebst seinen Brief vorbei gebracht hat. Viele der Sklaven da unten sind scheinbar so verschüchtert, dass sie kaum den Mund aufkriegen«, antwortete Caius, als er ausgekaut und geschluckt hatte.
    »Seitdem Merula da ist, gab es allerdings nicht viel Post, wie du aus meinen Berichten entnehmen kannst«, fügte er hinzu. Allzu viel Praxiserfahrung hatte der Iunier dadurch leider noch nicht sammeln können.

    Sah man nach rechts, entdeckte man einen ordentlichen Stapel Wachstafeln. Und links? Papyrus. Im Regal stapelten sich Schriftrollen und Wachstafeln, eine gebrauchte Tunika und zwei Kerzenstümpfe. Auf dem Fensterbrett befand sich ein stattlicher Wachshaufen direkt unter einer Kerzenhalterung. Dann gab es da noch ein Bett, irgendwo hinter den unausgepackten Kisten und unter den vielen Mitbringseln aus Ägypten. Und gerade kam Katander herein, vier Wachstafeln unter dem Arm und eine ganze Menge anderer Dokumente in der anderen Hand.


    Caius saß direkt hinter dem ersten Stapel Wachstafeln und hatte die Linke unters Kinn gelegt, um den Kopf zu stützen. Mit der rechten Hand hielt er einen Griffel, aber Caius sah gelangweilt und ziemlich abgelenkt aus dem Fenster.
    »So, ich hab dir hier mal den Rest gebracht. Ist halt nen bisschen mehr als sonst, wegen der Reise und so«, verkündete Katander fröhlich und wummste einen neuen Stapel auf den Schreibtisch, wobei die Tafeln gefährlich klapperten und Caius ergeben stöhnte.
    »Oh Mann«, nörgelte er und ließ entnervt den Griffel fallen.
    »Wieso quälen uns die Götter mit sowas Elendem wie Bürokratie? Mann, ich brauch echt nen scriba oder sowas.«
    »Tja naja, wir sind in Rom, da könntest du durchaus jemanden finden«, bemerkte Katander ein wenig schadenfroh. Caius grummelte vor sich hin, während sein Sklave sich zwischen die ganzen Geschenke aufs Bett fallen ließ.
    »So'n Mist. Echt.« Und er seufzte und packte den Griffel wieder selber. Katander war für sowas nämlich herzlich unbrauchbar, was nicht hieß, dass Caius besser dran war, der hatte nämlich eine Sauklaue schlechthin.

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    Katander nickte und trat dann vor, um erstmal seine Hände und Arme zu waschen.
    »Tz, ja sicher. Dann wollen alle die superknappen Tuniken, um möglichst viel Bein zu zeigen... Womöglich sind die Frauen dann ganz heiß darauf, möglichst viele Dellen an den Beinen zu zeigen. Sei bloß froh, dass du keine hast«, kommentierte Katander und dachte dabei an die lustigen Hubbel, die sich an Elenas Oberschenkeln bildeten, wenn man das Fleisch da feste zusammendrückte. Mit einem Grinsen spritzte er Leander etwas nass, wusch sich dann weiter. Jetzt war das Gesicht dran, deswegen sah er auch nicht Leanders Guter-Sklave/BöserSklave-Kampf mit sich selbst.


    »Also«, sagte Katander und richtete sich auf, um Leander anzusehen.
    »Wenn du mich fragst, wäre das denkbar Schlechteste, was Rom passieren könnte, wenn die beiden Heiraten würden. So viele Leibwachen gibt's hier gar nicht, wie die bräuchten. Wenn ich das richtig verstanden hab, ist deine domina doch auch eher so ein Pechvogel, oder?« Katander setzte sich, lehnte sich etwas zurück und seufzte dann erleichtert. Ein Wunder, was etwas kaltes Wasser doch bewirken konnte! Gaaaanz langsaaaam tröpfelten die letzten Tropfen aus seinem Haar und von seinen geschwungenen Lippen und benetzten die Brust.
    8)


    »Hm? Naja, er ist auch nicht unbedingt jemand, der damit gern rumprahlt oder so. In der Hinsicht ist er echt in Ordnung. Ist immer noch er selbst geblieben, irgendwie. Aber: Ja, zum Kaiser direkt. Mehr weiß ich leider auch nicht, und ich glaube, ich dürfte auch nichts davon erzählen, wenn ich mehr wüsste.«





    LEIBSKLAVE - CAIUS AELIUS ARCHIAS

    Nach einem tiefen Seufzer entschloss er sich dazu, mal den Beckenrand zu wechseln. Außerdem wäre er dann dichter am Wassereinlass dran. Gesagt, getan: Caius stieß sich ab und machte ein paar träge Schwimmzüge zur anderen Seite hin. Dort angekommen, ließ er sich bis zum Hals einsinken und legte den Kopf auf dem kleinen Marmorwulst ab, der das Becken umgab. Schwerfällig hob er mal das rechte, mal das linke Bein an und wackelte mit den großen Zehen an der Wasseroberfläche herum...

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    Katander bemerkte Leanders Blick und sah ihn fragend an. Was guckte der denn so? War der etwa andersrum? An sich hatte Katander damit kein Problem, solange das nicht irgendwie ihn selber betraf.
    »Hehe, jo, Mini-Tunika, was?« Katander grinste. Auf seine Art war er Caius ziemlich ähnlich. Ob das immer schon so gewesen war oder sich erst im Laufe ihrer gemeinsamen Jahre entwickelt hatte, wusste er nicht. Aber ihm war das auch eigentlich egal.


    »Tja, ist schon lustig. Axilla und Archias scheinen sich dabei dann ja auch, hm, perfekt zu ergänzen.« Und sie schienen ja auch sonst ganz gut ineinander zu passen, dachte er sich. Leander als Leibsklave hatte sicherlich hinterher in Erfahrung bringen können, was da passiert war. Auch wenn Caius beharrlich versucht hatte, zu den Vorfällen zu schweigen, so hatte Katander ihn doch am Morgen des dritten Tages auf See einfach erpresst, indem er gedroht hatte, die Mannschaft dazu zu überreden, auch noch auf und ab zu hüpfen, damit das Schiff noch schlimmer schwankte als eh schon. Und so hatte Caius ihm noch einiges verraten, wenn auch keine Details, denn er war ja ein Genussmensch, und der Genießer genießt und schweigt. Katander hielt es daher nicht für nötig, Leander darauf anzusprechen, sondern ging davon aus, dass der verdammt genau verstand, was Katander meinte.


    »Heute ist es eh schlecht. Er will nachher noch zu seiner Verlobten und ist gar nicht da. Warum wir nach Misenum fahren? Er fährt mit dem Senator Quarto mit den Kaiser besuchen. Und ich muss mit. Aber ob ich den Kaiser sehen werde, kann ich dir nicht sagen. Ich glaub ja nicht. Unsereins darf ja eigentlich auch nicht auf den Palatin«, sagte er und zuckte mit den Schultern. Dass er ein Sklave war, damit hatte er sich schon vor sehr langer Zeit abgefunden. Katander deutete auf den Wasserspeier.
    »Fertig?«




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    Katander grinste kurz, zuckte mit den Schultern und ließ sich dann auch auf der anderen Seite der Mauer nach unten fallen. Konnte er ja nichts dafür, wenn der Dummdödel sich da gleich so angegriffen fühlte! Katander warf einen Blick auf Leanders neue Mode.
    »Naja, sieh es mal positiv. Jetzt kannst du Bein zeigen, und: hey, die sind echt nicht ohne. Fast könnte ich schwach werden!« Katander lachte und schlug dem Mitsklaven dann freundschaftlich auf die Schulter. Er war zwar auch Grieche, aber er stand definitiv auf Frauen. Auf Elena, um das zu spezifizieren.
    »Äh, ja. Seit sechs Tagen. Und ihr? Lass uns in da vorne mal nach rechts abbiegen, da gibt's nen Brunnen«, schlug er vor und ging los. Das Blut ein bisschen abzuwaschen, war immerhin sicher keine schlechte Idee.
    »Archias hat sich halb tot gekotzt. Inzwischen geht's wieder. Aber ich hab mir zwischendrin echt Sorgen gemacht. War das bei euch auch so ein Sturm? Ging ganz schön hoch und runter auf dem mare internum.«


    Als sie um die Ecke bogen, sahen sie auch schon den kleinen Brunnen. Passenderweise war das ein arg mitgenommener Hundekopf an einer Wand, der Wasser spuckte. Daneben stand eine kurze Steinbank. Katander ließ Leander den Vortritt. Immerhin sah der viel schlimmer aus. Glaubte er zumindest.
    »Und kaum sind wir hier, geht es auch schon wieder weiter. Morgen brechen wir nach Misenum auf.«




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    »Seit drei Tagen«, erwiderte Caius.
    »Und ich habe mir vorgenommen, nie wieder ein Schiff zu besteigen.« Rein vorsorglich hatte er nicht auf Iuppiters Stein geschworen. Er hatte keine Lust, dass der ihm irgendwann mal einen Blitz in den Hintern jagte, nur weil Caius aus irgendeinem Grund vielleicht doch an Bord eines Schiffes gehen musste. Sicher war da sicherer.


    »Also magst du sie haben, ja?« fragte er noch mal nach.
    »Bei deinem Wirtschaftsglück ist das sicher bald eine der reno...vier...testen? Remontiertesten Läden ganz Italiens! Also, ich schenk sie dir. Ich sag Katander später bescheid, dass er dir die Unterlagen vorbeibringen soll.« Caius lächelte und beugte sich vor, um Seiana auf die Wange zu küssen.
    »Herzlichen Glückwunsch. Da steigst du noch zur Großunternehmerin auf.«


    »Jaah... Ein Winter vielleicht nicht, aber Germanicus Avarus hat mich gestern eingeladen, im Frühjahr sein Gestüt zu besichtigen«, erwiderte Caius vorsichtig. Dabei dachte er an Avarus Worte, dass er sicher froh wäre, der Ehe mal für ein Weilchen zu entkommen. Aber momentan stand ja noch nicht mal ein Termin, da ließ sich sowas ja echt leicht sagen. Dann fiel ihm Seianas Blick auf.
    »Hm? Wasn?« Und er musterte sie aus skeptisch.
    »Tjahaa, schade dass dein Onkel nicht mehr in Rom wohnt, was? Jetzt würde er mich dann wohl sicher nicht abweisen! Zumal ich nächste Woche mit Quarto nach Misenum reisen werde, um den Kaiser zu besuchen«, erzählte Caius ein wenig stolz und schmunzelte.


    Über die Blumensache ließ er sich noch zu einem kurzen Lächeln hinreißen, dann lenkte er ab.
    »Also, jetzt gibt es dann wohl einen straffen Zeitplan, was? Da müssen wir sehen, dass wir das alles unter einen Lorbeerkranz kriegen. Quarto will dich natürlich kennenlernen. Und ich muss irgendwann deinem Bruder hallo sagen. Und meine Eltern werden wir auch noch besjuchen müssen. Ach, und ich will, dass du Piso kennenlernst. Vorschläge wegen der Reihenfolge?« Caius ging da pseudoprofessionell ran, nicht locker und witzig, wie sonst. Aber ihm lag auch noch das gespräch mit Quarto im Magen.

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    Katander sah Leander dabei zu, wie der seine Nase betastete. Gute Idee, dachte er sich, und hob die Hand zu seiner Augenbraue hin. Die fühlte sich an wie eine heiße lukanische Wurst kurz vorm Platzen, und bei der Berührung sog Katander zischend die Luft ein.
    »Scheiße!« fluchte er und tastete dann seine dicke Lippe. Die Kerle hatten ihn ja ordentlich durch die Mangel genommen! Und den armen Leander auch. Er sah den an, als er gerade sein unumgängliches Schicksal erläuterte. Katander sah schockiert aus.
    »Echt? Oh, das tut mir leid«, meinte er ganz aufrichtig.
    »Das bleibt mir erspart. Allerdings werde ich wohl haarklein berichten dürfen, wie das so war mit der Prügelei und währenddessen«, sagte er. Was mindestens genauso schlimm war, wie er fand. In dieser Hinsicht war Caius echt sensationsgeil. Vielleicht würde er sich später von Elena verarzten lassen, überlegte er. O ja, eine gute Idee... Ein Grinsen entstand auf seinem Gesicht.


    »Moment mal, wie denn ich fragte er dann vollkommen perplex.
    »Ich hab gar nix gemacht! Irgendwer hat mich geschubst und da bin ich gegen den Glatzkopf geprallt. Der hat mich angeschnauzt, da hab ich ihm gesagt, dass jemand ohne Haare mir mal gar nix zu sagen hat. Hm, das hat ihm wohl irgendwie nicht so gefallen, glaub ich.« Manche Leute waren schon echt komisch.




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    Iulius Centho also. Von dem hatte Caius noch nie was gehört. Er grinste ihn kurz an und widmete seine Konzentration dann wieder dem Rennen. Da ging es in die zweite Runde! Tolimedes und Casetorix waren immer noch vorn und hatten die Weißen und Goldenen gut im Griff. Das erlaubte den ein oder anderen Seitenblick in Richtung seiner beiden Mitbrüller. Centho hatte ein ganz ordentliches Organ, musste aber an der Originalität seiner Anfeuerung noch feilen. Allerdings war sie kurz und einprägsam.


    Und Piso? Der überraschte Caius mit einem sich reimenden Spontanlied der Extraklasse. Caius klappte der Mund auf, als er Piso ansah, wie der seine Hymne brüllte. Dass ein Patrizier so schreien konnte, dass ihm die Sehnen am Hals deutlich vortraten, hätte er nicht gedacht.
    »Wau, Pi! Total krass! Vielleicht nen bisschen lang, aber echt genial. Du bist ein Genie!« lobte er seinen Freund. Immerhin wollte er, dass Piso später auch immer mit ihm zwischen den anderen Blauen stand und mitgröhlte. Und er fand das Lied wirklich originell und begann beim nächsten Turnus je ein besonders tiefes Wohohohooo! und Hahahahaaaa! einzuwerfen. Ja, doch, man konnte schon sagen, dass ihm das Lied gefiel.


    »He, seht ihr die da unten? Fiebern gar nicht richtig mit!« bemerkte Caius dann und deutete auf die Senatorenriege weiter vorn und weiter unten. Die saßen ja fast alle noch! Caius war längst aufgesprungen und hüpfte ab und an enthusiastisch mit den anderen mit.


    »Es gibt nur ein' Tolimedes! Es gibt nur ein' Tolimedes!
    Ein' Tolimeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeedeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeees, es gibt nur ein' Tolimeeeedeeeees!«

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    Was nachst du denn da? Blöde Frage!
    »Picknick«, knurrte Katander grummelig, als er nach Leanders Hand griff und wieder auf die Beine kam. Gemeinsam rannten sie weiter, den geifernden Köter im Genick, als sich plötzlich eine Mauer vor ihnen auftat und den Weg versperrte. Katander beäugte gerade vollkommen perplex einen rieeeeesigen Rrrrrrrwarrrrrrwwww!!!, als Leander auch schon die passende Idee hatte. Katander fackelte nicht lange und erklomm die Mauer mit Leanders Hilfe. Oben sitzend, reichte er ihm die Hand und packte ihn gerade, als der Hund mit einem Maul voll iunischer Tunika am Fuß der Mauer anlangte.
    »Boah bist du schwer!« keuchte Katander, als er den Mitsklaven hinauf wuchtete. Leanders Tunika war nun einseitig modisch chic bis übers Knie gekürzt. Katander kam allmählich wieder zu atem und grinste ihn jetzt an.
    »Bona Dea, das war knapp. Danke, Alter. Ohne dich würde ich vielleicht jetzt im Tiber treiben«, kommentierte Katander ihre Flucht und Leanders beherztes Eingreifen.
    »Das war echt ein Zufall. Was machst du eigentlich hier? Also, bevor du mitprügeln wolltest?« Der Sklave grinste schief, was ihm den Ausdruck eines Quasimodos verlieh.




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