Beiträge von Caius Aelius Archias

    Eine Brücke bauen. Das klang natürlich viel einfacher, als es sein würde, das wusste selbst Caius. Er wollte eben noch einmal deutlich machen, dass er gern dabei wäre, als Nakhti kam und Suppe brachte. Katander grinste bei der Erinnerung an die dicke Köchin, die hier das Regiment eisern führte. Ganz sicher hatte die sich nicht entschuldigt, was im Umkehrschluss bedeutete, dass der ägyptische Glatzkopf doch so etwas wie Diplomatie gelernt hatte.


    »Ist schon in Ordnung so«, kommentierte Caius also die Anlieferung der Suppe. Ein wenig Hunger verspürte er bei dem köstlichen Geruch schon, und Masthahn war eine akzeptable Alternative zur Hühnerbrühe. Zögerlich nahm er den Löffel, doch ehe er zu essen begann, sah er Quarto an.
    »Stört es dich, wenn ich versuche, etwas davon in meinen Bauch zu bekommen?« fragte er.


    Kurz darauf schickte Quarto dann die beiden Sklaven indirekt weg. Katander runzelte die Stirn, aber Caius war ausnahmsweise einmal nicht auf den Kopf gefallen. Katander wollte eben etwas erwidern, da schnitt Caius ihm das Wort ab.
    »Äh, ja. Katander, wärst du so freundlich?« wies er seinen Sklaven an und nickte bedeutungsvoll in Richtung Nakhti. Eigentlich war es unnötig, ihn wegzuschicken, da sie sich seit Kindertagen kannten und Caius Katander bedingungslos vertraute, aber da er nicht wusste, was Quarto geheimes zu sagen hatte, war es besser, Katander ging mit dem Ägypter weg. Was er nach skeptisch-mürrischem (angesichts der Situation und angesichts des enormen Gepäcks) Blick auch tat. Caius sah Quarto fragend an.
    »Das heißt, wir warten im Grunde nur noch auf eine Einladung von den Flaviern.«

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    8) :]

    Herrlich! Da war er doch gerade richtig nach Hause gekommen: Es gab Rennen! Wie lange war er schon nicht mehr bei einem Wagenrennen gewesen? Es musste Jahre her sein! Heute war das Wetter schön und der Himmel blau, ein guter Renntag. Allerdings war es nicht nur der Himmel, der blau war. Auch zwei Freunde waren blau. Caius, weil er selbstverständlich eine komplette Montur hatte. Piso, weil Caius dafür gesorgt hatte.
    8)


    »Du kannst dich schließlich nicht in Rot in unseren Block stellen«, hatte er die Wahl seiner blauen Mitbringsel begründet, als er zuvor Piso abgeholt hatte. Wie lustig der geschaut hatte! Aber Caius hatte keine Widerrede dulden lassen und darauf bestanden, dass sich der Flavier in die mitgebrachte Tunika und die toga kleidete. Zu guter Letzt war ihm dann noch eine gefärbte Ratsche in die Hand gedrückt und ein Schal umgebunden worden. Piso und Caius befanden sich nun also beinahe im Partnerlook. Beinahe deshalb, weil Caius rechts und links auf dem Gesicht noch je zwei blaue Striche gemalt trug und sich eine Fanfare umgehängt hatte. Erstaunlicherweise waren die beiden allerdings nicht die einzigen, die derart ausgerüstet bei den Rennen auftauchten. Es gab sogar noch eine Reihe verrückterter Leute, solche mit Bannern und Groupies, die nichts weiter an hatten als einen durchsichtigen Hauch der Farbe ihres Rennstalls.


    Caius war voller Vorfreude, als er Piso hinter sich her zu den Plätzen im blauen Block zog.
    »Boa, Mann, ist das lange her! Hab ganz vergessen wie sich das anfühlt!« kommentierte er gerade, als sie sich an einem heulenden Kind mit einer Tüte Nüsse vorbeiquetschten. Irgendwo dudelte Musik, jemand lachte herzhaft. Der Duft von geräucherten Würsten zog durch die Arena. Endlich hatten sie ihre Plätze erreicht: Sie saßen recht gut und konnten alles überblicken, obwohl sie nicht ganz vorn mit dabei saßen. Aber die vorderen Plätze waren einfach zu teuer gewesen, selbst für Caius' Gehalt. Der Aelier wandte sich nun zu seinem Freund um.
    »Na, gehts dir noch gut? Gleich gehts los. Hol schon mal tief Luft zum Anfeuern!«



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    ANFEUERER VOM DIENST - FACTIO VENETA

    Caius hörte aufmerksam zu. Katander hob im weiteren Verlauf der Worte Quartos überrascht die Augenbrauen an. Und Caius hätte am liebsten eine Fanfare ausgepackt und Konfetti geworfen. Früher, als er seine Sommer in Baiae verbracht hatte (wo er auch Piso kennengerlernt hatte), war das der größte Wunsch der beiden gewesen: Sich keine Ausreden mehr einfallen lassen zu müssen, wenn man sich mit "dem Flavier" oder "dem Aelier" treffen wollte. Und jetzt schien es so, als hätte der alte Haudegen Piso die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich an Quarto rangemacht. Was sein Wort galt? Im Vergleich mit den flavischen Senatoren war es vermutlich weniger wert als der Dreck unter Katanders Fußnägeln, aber mit Caius Wort war das angesichts der illustren Runde (3 Senatoren, 1 Ritter, 1 musisch katastrophal veranlagter Patrizier) wohl ähnlich. Umso mehr verblüffte ihn Quartos Bitte, dabei zu sein. Caius war erstmal sprachlos und hatte für den Moment sogar vergessen, dass ihm eigentlich übel war.


    »Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Als Piso das in seinem Brief angedeutet hat, habe ich mir noch nicht viel dabei gedacht, aber dann hast du etwas Ähnliches geschrieben... Ich finde allein die Möglichkeit einer Einigung schon bemerkenswert, aber noch bemerkenswerter ist, dass du mich dabei haben möchtest«, sagte Caius geradeheraus, wie er nun einmal war. Vermutlich würde auch aus diesem Grund kein guter Politiker werden, deswegen war es wohl gut, dass er diese Schiene ganz sein ließ.


    »Ich komme natürlich gern mit, auch wenn ich mir noch nicht vorstellen kann, wie ich bei einer Einigung unter Senatoren hilfreich sein kann. Oder kommen die Flavier hierher?« Vielleicht, überlegte er sich, wollte man sich ja auch an einem neutralen Ort treffen. Aber dann war die Wahrscheinlichkeit, dass am Nebentisch jemand lauschte, wohl viel zu groß.

    Caius grinste zuversichtlich.
    »Na siehste. Die Mädels fahren doch total ab auf Wagenlenker! Sag bloß, das ist dir noch nie aufgefallen? Und irgendwer muss sie ja trösten, wenn sie dann total enttäuscht sind, dass der Wagenlenker wen anders mit aufs Zimmer nimmt.« Caius wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und nickte.
    »Ja, ach naja, die Weißen... Die waren eigentlich noch nie sonderlich gut, da fragt man sich schon, wie die so plötzlich gewinnen konnten. Ist sicher ein Wettskandal gelaufen, den nur noch niemand aufgedackt hat«, kommentierte Caius und winkte ab.
    »Aber so machen wir das! Wir gehen dann zusammen zu den Rennen. Ich besorg dir auch was Passendes, damit du im blauen Fanblock nicht so aus der Reihe tanzt. Sowas kannst du da jedenfalls nicht anziehen. Wirst schon sehen, das wird klasse. Du und ich, ganz allein!« Abgesehen von den tausenden von Zuschauern auf den Rängen, jedenfalls. Aber es wurde wohl deutlich, was Caius damit meinte.
    »Wenn ich Quarto lieb frage, bekommen wir sicher auch super Plätze weiter vorne. Ich organisier das alles, keine Bange!« Leider hatte Caius dabei vergessen, dass Piso als Patrizier wohl ohnehin einen der besseren Plätze ergattert hätte, auch ohne seinen - Caius' - Einsatz. Trotzdem war er Feuer und Flamme.


    Caius blickte belämmert drein. Ein Siebzigstel! Er rechnete kurz durch: Wenn vier Strophen ein Siebzigstel waren, dann war das ganze Gedicht ja... viermalsiebziggleich...
    »Zweihundertachtzig! Donnerwetter, Pi, das müssen ja Berge von Papyrus sein!« entfuhr es ihm vollkommen perplex. Wie konnte man nur so wahnsinnig sein und hunderte Papyrusseiten mit so einem Schwachsinn füllen, der sich auch noch reimte? Caius' Respekt for Pisos Ausdauer stieg proportional zum Fall der Achtung vor seiner Muse. Das anschließende Grinsen konnte er ebensowenig deuten wie das, was Piso kurz darauf sagte.
    »Äh, was fürn Portemonnaie?« fragte er zusammenhanglos, dann zuckte er mit den Schultern.


    »Seiana? Oh, ja ja. Sie ist schon ein paar Wochen vor mir abgereist. Ich wusste ja nicht mal, dass es für mich auch wieder nac Rom geht, sonst hätten wir auch zusammen fahren können. He, was hältst du davon, wenn du uns hierher zum Essen einlädst und ich sie mitbringe? Oder halt: Noch besser! Ich lade euch ein, und Axilla obendrein. Na, was denkst du? Das wird sicher lustig! Oder hast du eine bessere Idee?« Große Augen sahen Caius' besten Freund treudoof und fragend an. Dann rutschten die aelischen Augenbrauen nach oben und Caius sah verdattert aus. Da war ja gar kein Grinsen mehr in Pisos Gesicht! Oha, der hatte sich scheinbar ernsthaft verguckt. Und Caius hatte eine blöde Bemerkung gemacht. Er machte ein bedröppeltes Gesicht und beugte sich vor, um Piso an der Schulter anzustupsen.
    »Tut mir leid. Ich hab nicht gedacht, dass es dich so erwischt hat«, sagte er, vom einen auf den anderen Moment ebenfalls sehr ernst geworden. Bei solchen Dingen machten Freunde keine Scherze, wenn sie sich gut kannten. Und die beiden kannten sich gut und schon eine ganze Ewigkeit.
    »Schieß los«, forderte er Piso auf, und wer Caius kannte, der wusste, dass es sich hier um die Bereitschaftssignalisierung handelte, zuzhören und darüber zu reden.
    »Warum hat das eh nie was werden können?«

    »Oh, tatsächlich?« hakte Caius interessiert nach.
    »Das hört man auch nicht alle Tage. Normalerweise bleiben junge, gutaussehende Damen doch zu Hause, um die römischen Tugenden zu büffeln.« Nicht, dass er das damals gut gefunden hatte. Viel lieber hatte er mit den Mädels seiner Siedlung um die Häuser ziehen wollen.
    »Dann hattest du gar keinen festen Wohnsitz? Kein richtiges Zuhause?«

    Gaius hieß er! Hah! Caius schämte sich ja schon etwas. Klang fast wie sein eigener Name und trotzdem hatte er sich das nicht merken können!
    »Das freut mich zu hören. Also, dass es ihnen gut geht, nicht dass sie so weit weg sind«, errettete er sich selbst aus einem potentiellen Fettnapf. Wann wohl die Brühe kam? Ob der Ägypter erst noch das Huhn köpfen musste?


    »Aber erzähl doch mal, was geht denn in Rom so vor sich? So weit im Süden bekommt man fast gar nichts mit. Und was ist das mit Flaviern, was du geschrieben hattest?« Die Aussicht darauf, nichts zu sagen und nur zuhören zu können, war sehr verlockend...

    Tzäss. Da hatte man auch schon den Beweis, dass es wohl doch besser gewesen wäre, wenn Katander sich Caius über die Schulter geworfen und ihn ihns Bett gesteckt hätte. Dem Sklaven fiel der Fauxpas auf, bevor Quarto die Stirn runzeln konnte. Innerlich verdrehte er die Augen, äußerlich kniff er sie kurz zusammen und seufzte dann leise.


    Bei Caius hingegen dauerte es länger, bis der Sesterz fiel. Zuerst dachte er, Quarto wollte sich einen Scherz erlauben, dann warf er seine Denkmaschine an uns spulte zurück. Seltsam, er konnte sich nur an ein IUS erinnern. Sonst war da nichts. Aber jetzt kleinlaut zuzugeben, dass er den Namen seines kleinen Großcousinneffen vierundsechzigsten Grades (oder was auch immer Quartos Sohn für ihn war) vergessen hatte? Nein, das kam überhaupt nicht in die Tüte!


    »Ähm. Jah. Ich meinte eigentlich deinen Sohn«, gab er dann doch kleinlaut zu, weil ihm einfach nicht einfallen wollte, dass du Erstsilbe GA lautete und der Kleine somit Gaius hieß. Nicht Lucius. Quarto hatte das sicher absichtlich schwer gemacht und den Jungen nicht nach sich selbst benannt, jawohl!
    »Entschuldige bitte, ich bin noch etwas durcheinander...«

    Caius zog habherzig einen Mundwinkel hoch, als Quarto plötzlich erleichtert wirkte.
    »Danke. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut es tut, wieder zu Hause zu sein«, entgegnete er, auch wenn sein urprüngliches Zuhause ja in Ravenna lag. Eigentlich meinte er ja auch die Tatsache, nicht-schwankenden Boden unter sich zu haben, aber anders gesagt hörte es sich auch einfach besser an. Katander blieb in der Nähe, schwieg aber. Er war sich wohl bewusst, dass er nun, da sie zurück in der Reichshauptstadt waren, wieder weniger galt und weniger Rechte besaß als noch in Alexandrien.


    Auf die nette Frage des Senators hin schüttelte Caius nur mit dem Kopf.
    »Danke.«
    Als er auch einen Augenblick später nichts weiter sagte, machte Katander das zu seinem Projekt. :D
    »Ich habe Nakhti bereits um eine Schale warme Brühe gebeten«, merkte er also an und lächelte bezwingend.
    »Wie geht es dem kleinen Lucius? Ich habe ihm etwas aus Ägypten mitgebracht. Euch allen«, fuhr Caius dann in dem Bestreben fort, das Gespräch in Gang zu halten.


    Ganz allmählich ging es ihm besser. Er hatte zwar immer noch das Gefühl, sich selbst zu drehen, aber zumindest befand sich unter seiner Zunge kein Speicherreservoir mehr von bitterer Galle. Es tat gut, einfach still dazusitzen und die Welt auf sich wirken zu lassen.

    Einszunull für Piso, dachte sich Caius, als der die Garde erwähnte. Es konnte aber halt nicht jeder so nett wohnen wie seine Familie! Je länger er darüber nachdachte, desto deutlicher stand ihm vor Augen, dass tatsächlich noch nie ein Bettler oder Hausierer bei ihnen in Rom vor der Türe gestanden hatte. Zumindest nicht während der kurzen Zeiten, die er immer da gewesen war und das hätte mitbekommen können.


    »Danke, danke. Aber vorher hab ich ja auch schon nicht schlecht verdient«, riss er sich hin zu sagen, freilich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Dann aber winkte er ab.
    »Dafür lad ich dich beim nächsten Mal ein, wenn wir an einer Taverne vorbeilaufen. In Ordnung?« Da bekam der Ausdruck "armer Pi" ganz andere Bedeutung...


    »Moment - lila? Du willst echt zu den Pflaumenköppen gehen? Oder die Goldenen? Ich bitte dich! Hör mal, du hast mir doch erzählt, dass da was im Gange ist zwischen unseren Familien. Ich hab zwar keine Ahnung, was genau, aber Quarto ist der princeps der Blauen, und wäre es da nicht das Zeichen eines guten Willens, wenn du zusammen mit mir um offizielle Aufnahme bei den Blauen bittest? Ich hab das nämlich schon vor, seitdem ich in Alexandrien war. Nur damals hab ich es total versemmelt, weil Quarto ja auch nie Zeit hatte und so. Ich mein, stell dir das doch mal vor, die ganzen Groupies, die wir zusammen vernaschen könnten nach dem Rennen und so«, zeichnete sich Caius eine hübsche Gedankenwelt.
    »Und ich mein ja, gerade die Lila-Launebären und die Goldlöckchen sind ja nun echt nicht obenauf. Die Roten, naja gut. Aber auch nur, weil die ihre Pferde da kaufen, wo die Blauen kaufen. Hab ich gehört«, erklärte er und zuckte mit den Schultern.
    »Überleg mal, was das mit unserer Freundschaft anrichten könnte. Ich hab schon echte Männerfreundschaften an Pferderennen zerbrechen sehen.« Caius nickte in traurigem Bezeugen dessen.


    Kurz darauf durchzuckte ein weiterer Schrei das Atrium, und Caius fuhr zusammen. Er musste sofort an Nero denken, als Piso loslegte, versuchte dabei aber, nicht allzu kunstbanausenhaft aus der Wäsche zu schauen. Bereits am Anfang der zweiten Strophe fragte Caius sich, ob das Gedicht wohl lang war. Mit Achen und Krachen hielt er es bis zum Ende aus und blinzelte dann kunstkritisch.
    »Ähm, das war der Anfang? Bei Jupps Stein, wie lang ist denn das Gedicht?« brach es aus ihm aus, als Piso geendet hatte und wieder ordentlich dasaß.
    »Ganz extas...ekzem... exzesszionell!« kommentierte er im Anschluss jedenfalls.


    »Ich hab Seiana auch mit einem Gedicht rumgekriegt«, fügte er dann ganz stolz hinzu.
    »Also, genau genommen war das nicht von mir, aber es war meine Idee! Und es hat ja auch wunderbar geklappt. Du musst sie übrigens unbedingt mal kennenlernen! Warst du eigentlich schon bei Iunia Axilla? Die, von der ich dir geschrieben hatte? Von ihr ist nämlich das Gedicht, und das war ganz toll«, resümierte er nachdenklich und nickte dann. Axilla müsste inzwischen auch Rom längst erreicht haben, dachte er. Die Einladung in den Palast würde er nicht vergessen.
    »Ach, genau, was ist da eigentlich mit dieser anderen Schnalle, von der du mir erzählt hattest? War die doch nichts für dich?«

    »Danke schön«, erwiderte Caius, fragte sich dann aber, woher die junge Dame denn wissen wollte, ob er sich das wirklich verdient hatte oder nicht. Er kam für seine Verhältnisse recht schnell darauf, dass sie wohl nur nett sein wollte. Etwas amüsierte ihn auch ihre Vorstellung, je mehr Zeit sie in Rom verbringen würde, desto wahrscheinlicher wäre eine Einladung in den Palast. Er schmunzelte verstohlen und entschloss sich dann, das Thema aufzugreifen.
    »Ah so. Wo hast du denn vorher gewohnt? Ich komme eigentlich aus Ravenna, habe meine Sommer aber meistens in Baiae verbracht. In Rom war ich nur selten, aber wenn man im Reich was werden will, kommt man wohl nicht drumherum, es hier zu versuchen. Äh... Und jetzt bin ich erst seit ein paar Tagen wieder hier«, schloss er.

    Von einem Fest hatte Caius nichts mitbekommen. Da war er ja auch noch nicht in Rom gewesen. Sonst hätte ihn doch der Senator Germanicus natürlich eingeladen! Er folgte Calvenas Einaldung nur zu gerne und setzte sich auf eine der Liegen. Schon wieder hinlegen wollte er sich nicht, er war ja schließlich auch eben erst aufgetanden...
    »Na, das ist doch schön zu hören«, kommentierte er ihre Antwort. Was hätte er auch anderes dazu sagen sollen? Ihm ging nun wieder auf, dass erkaum Gesprächsthemen kannte, die eine junge Frau interessierten. Zumindest nicht, solange sie wie Axilla oder Seiana waren.
    »Ich werde der neue procurator a memoria«, erzählte er dann, nicht ohne ein klein wenig stolz aus der Wäsche zu schauen.
    »Das ist zwar noch nicht offiziell, aber es kann sich eigentlich nur nich um Tage handeln, bis es das ist. Warst du denn schon mal im Kaiserpalast?« wollte er dann von Calvena wissen. Für ihn würde das zwar nicht die Premiere sein, aber doch etwas Besonderes. Zwar lebten die Aelier auf dem Palatin, aber der Palast war doch noch mal was anderes.

    Katander hatte gerade eben Zeit gehabt, seinen Herrn zu platzieren und kurz mit ihm zu rede, da kam Aelius Quarto schon herbei geeilt. Der Sklave hob erstaunt eine Augenbraue (er hatte Quarto irgendwie älter in Erinnerung gehabt) und trat sogleich beiseite, um dem herzlichen Willkommen nicht im Wege zu stehen und womöglich zwischen den beiden eingekeilt zu werden bei deren Umarmung. Caius, der natürlich auch mitbekommen hatte, dass Quarto schon anwesend war, rappelte sich ein wenig auf und zauberte ein schräges Lächeln auf sein grünblasses Gesicht. Eben schon wollte er etwas erwidern, da stockte Quarto, das Lächeln fiel ihm aus dem Gesicht und er fragte Katander, was mit ihm los sei. Sah er tatsächlich so schlimm aus. Katander warf ihm einen prüfenden Blick zu und entschied sich dann, für ihn zu sprechen.
    »Salve, Senator. Er ist seekrank. Keine Sorge für gewöhnlich gibt sich das nach ein paar Stunden auf festem Boden«, beschwichtigte er Quarto.
    »Salve, Lucius«, kam es da ein weig krächzend von Caius, der sich über seine eigene Stimme erschreckte und daher etwas perplex aus der Wäsche schaute. Aber nicht lang. Er räusperte sich.
    »Mir geht's gut«, schwindelte er, scheinbar guter Dinge, aber doch so knapp wie möglich.
    »Was macht die...« (er musste angestrengt schlucken) »...Familie?«
    Katander blickte alarmiert zwischen Quarto und Caius hin und her. Er würde doch nicht...? Er konnte doch sicherlich nicht...?

    Katander, der Quarto von ihrem letzten Besuch in Rom noch gut in Erinnerung geblieben war, bugsierte seinen Herrn wie ein rohes Ei hin zu einer Liege und half ihm, sich zu setzen. Caius musste es wirklich arg gehen, befand er. Sonst hätte er sich niemals so bemuttern lassen, wie er das jetzt tat.
    »Danke«, sagte Katander zu seinem Mitsklaven und fragte sich, ob das wirklich so eine gute Idee war, jetzt in diesem Zustand bei Quarto vorstellig zu werden. Wenn er sich Caius ansah, konnte es durchaus sein, das jeden Moment eine zweite Schleimwelle ihren Weg nach draußen fand. Wie peinlich wäre das denn?
    »Nakhti holt den Senator. Du solltest dir Mühe geben, nicht gleich bei der Begrüßung auf seine toga zu kotzen«, instruierte der Sklave seinen grünlichen Herrn also leise. Caius nickte.
    »Geb mir Mühe«, erwiderte er.

    Während Caius ein Gesicht machte, das seine Übelkeit vortrefflich beschrieb, sah Katander den kahlen Sklaven leicht zweifelnd an. Dennoch zuckte er letztendlich mit den Schultern und kam der Aufforderung mit seinem Herrn am Schlawickel nach, sich ins Innere des Hauses zu schaffen. Mit den gepäcktragenden Palastsklaven durfte sich Nakhti dann ganz allein herumschlagen.
    :D

    »Nakhti«, korrigierte Caius.
    »Und der ist schon in Ordnung, nur halt manchmal etwas langsam. Aber immer noch besser als ein ungehobelter Klotz ohne Manieren. Nakhti ist wenigstens höflich, auch wenn er nicht der Hellste ist.« Caius hob die Brauen und schnaufte gekünstelt. Die Erinnerung an besagte Bootsfahrt half da auch nicht weiter. Er seufzte.
    »Na und? eine gesunde Portion Respekt vor tiefem Wasser ist manchmal gar nicht so verkehrt«, erwiderte er, obwohl sie beide wussten, dass Caius kein schlechter Schwimmer war und es viel eher das ständige Rumgeschaukel war, das ihm zusetzte.


    »Richtig«, kommentierte er dann selbstzufrieden die erste Vermutung, den Memoriaposten betreffend.
    »Der rationibus ist etwas zu hoch für mich. Also, für die Karriereleiter. Ich kann ja nicht einfach eine Stufe überspringen«, erwiderte er dann.


    »Och. Schade. Naja, aber zu den nächsten Wagenrennen gehen wir doch dann zusammen, oder? Ich mein, natürlich werden die Blauen gewinnen, aber ein wenig anfeuern kann ja nicht schaden.« Caius grinste breit, bis er schnell überlegen musste, wie er um das Gedicht herumkommen könnte. Ihm fiel blöderweise nichts ein.
    »Äh, ja... Na dann schieß mal los!« Schlimmer als die Musik konnte es ja wohl kaum werden. Oder doch?

    Caius machte große Augen, winkte dann gleich ab.
    »Oh, nein, besser nicht. Ich warte einfach noch einen Moment, und wenn er dann nicht kommt, lasse ich mir einen termin geben«, sagte er. Nichts wäre schlimmer, als wenn ein Sklave in den Senat platzte und losquäkte, dass der liebe Onkel Avarus sich doch bitte um sein praefectus-leinchen kümmern sollte, dass bei ihm zu Hause darauf wartete, abgeholt zu werden. Peinlicher konnte es wohl kaum zugehen.


    »Ah. Die Götter, wie?« fragte er dann nach und nickte.
    »Macht dir das Spaß? Für mich wäre das nichts. Da wäre eher noch das Militär was, aber das kann ich mir auch nur schwerlich vorstellen, eigentlich. Äh... Ich bin momentan noch praefectus vehiculorum von Ägypten. Deswegen will ich deinen Onkel Avarus sprechen. Ich habe nämlich einen Posten hier am Kaiserhof angeboten bekommen und möchte ihm einen Nachfolger für Alexandrien vorschlagen. Eigentlich weiß er das alles auch schon, ich hatte es ihm geschrieben.« Vielleicht ein wenig viel Information für Calvena, überlegte er sich im Nachhinein, aber wieso nicht. Wenn er schon wartete, konnte er sich genauso gut nett mit ihr unterhalten. Auch wenn so eine Absicht das letzte Mal bei Axilla ziemlich schief gelaufen war... oder nicht schief, sondern anders. :D

    Ihr Großonkel? Mit so einem Großonkel hatte man es sicherlich nicht leicht, überlegte er sich. Andererseits wusste Caius kaum etwas über Avarus, abgesehen von den wenigen Malen, die er mit ihm in persönlichem oder schriftlichem Kontakt gewesen war. Aber in Rom schnappte man doch das ein oder andere auf, und vieles davon war kontrovers. Caius nickte nur.


    »Zum Abendessen?« platzte es ihm dann heraus. Vielleicht hätte er sich doch besser einen Termin geben lassen sollen...
    »So lange wollte ich eigentlich nicht warten...« fügte er dann vorsichtig an. Es war doch schon irgendwie seltsam, dass niemand etwas über Avarus' Verbleib zu wissen schien. Immerhin war er ein Senator, und Caius war sicher nicht der einzige, der ihn sprechen wollte. Mit tief gerunzelter Stirn vernahm er das, was Calvena gerade sagte.
    »Einen freien Tag?« fragte er dann nach und machte ein deppertes Gesicht. Kaum eine Frau, die er kannte, arbeitete.