Beiträge von Caius Aelius Archias

    Da konnte Seiana froh sein. Caius selbst war noch nicht den ganzen Sommer über in Rom gewesen, aber zweimal war er in jungeen Jahren zu Besuch gekommen während der Sommermonate. Das war die blödeste Idee gewesen, die sein Vater je gehabt hatte. Keinen Schritt durch die Stadt hatte man machen können, ohne dass die Tunika am Saum vor Dreck strotzte. Tief durchatmen war ebenso unmöglich gewesen, von der Hitze einmal abgesehen. Caius erinnerte sich nicht gern daran zurück. Wenn er sich einmal niederlassen würde, so plante er, das nicht in Rom direkt oder aber nicht über den Sommer in Rom zu tun.


    »Nur den Hähnchenmann noch nicht«, gab Caius zurück auf die Frage, ob er noch nicht alle für sich eingenommen hätte. Überheblich hob er ein paarmal die Augenbrauen an und ließ sie wieder sinken, dann grinste er.
    »Ja nein, also, ich weiß auch nicht wie ihr Frauen es schafft, innerhalb so kurzer Zeit so viel Klimbim zu organisieren. Aber irgendwie muss es ja gehen«, sagte er und zuckte mit den Schultern.
    »Elena und Katander sind übrigens noch nicht wieder da. Ich gehe aber nicht davon aus, dass da was passiert ist. Wie ich Katander kenne, schleift er sie durch halb Alexandrien, nur um deine Sklavin zu beeindr...« Hier ging Caius auf, dass er ja das gleiche mit Seiana gemacht hatte. Daher provozierte er ein heiseres Hüsteln am Satzende und beendete ihn anders als geplant.
    »...schäftigen. Ja. Muss ja sehr langweilig gewesen sein auf dem Schiff. Nech?«


    Flüchtig grinste er, jedoch nicht lange. Denn Seiana schien ernsthaft abzuwägen, ob sie ihm vertrauen konnte. Daran, dass es anstößig sein könnte, wenn sie in seiner Wohnung übernachtete (getrennte Zimmer oder unterschiedliche Liegehöhen - sie Bett, er Boden - hin oder her). Bei ihrem Eingagssatz konnte er nicht umhin, ganz kurz eine Flunsch zu ziehen, dann lächelte er zerknirscht.
    »Ich könnte auch bei Katander schlafen, aber....neee... Wobei, eigentlich könnte er auf dem Boden schlafen. Und ich in seinem Bett. Oder ich nehm einfach die Liege hier und schieb die rein. Das geht schon, Platz haben wir ja genug. Nur mit den Bettplätzen ist das so eine Sache. Aber es kommt jedenfalls ganz bestimmt nicht in Frage, dass mein Gast auf dem Boden schläft, spätabends noch durch gefährliche Straßen tingelt oder in einem Gasthaus Wucherpreise zahlt«, erwiderte Caius und sah Seiana an.
    »Es ist deine Entscheidung. Wenn du lieber auswärts schlafen möchtest, verstehe ich das natürlich. Da würde ich dir das Kapleion Archaon empfehlen, da wo ich nach meiner Ankunft auch gewohnt habe. Lyros macht mir einen guten Preis. Selbstverständlich zahle ich dann auch. Und morgen früh könnte ich dich zum Frühstücken abholen.« Caius hielt inne.
    »Hm?«

    Zitat

    Original von Herius Hadrianus Subdolus
    "Wohl war. Deine wirtschaftliche Einstellung ist schonmal sehr gut. Um deine Waren nach Rom zu bringen, könnte man auch mit den Tylusiern reden, denn sie fahren auf einigen Routen auch über Alexandria soweit ich weiß. Natürlich wirst du dafür einen kleinen Obolus bezahlen müssen, aber das ist üblich und ein eigens gemietetes Schiff nicht nur teurer sondern auch gefährlicher." Die Tylusier fuhren von jeher in einem geschützten Konvoi. Denn nicht nur Piraten lauerten auf ihren weitem Seeweg den Schiffen auf. Ihre mit Luxuswaren überfüllten Schiffsbäuche zogen die Maden in den Speck. "Du mußt nicht zwangsläufig nach Ostia reisen, um aufgenommen zu werden. Doch wenn du nicht erscheinst, dann hast du es natürlich schwerer die Mitglieder von deinen Qualitäten zu überzeugen. Dies schaffst du dann nur durch Pergamente oder einen Fürsprecher. Ähnlich läuft es bei den Versammlungen, die bislang zweimal im Jahr stattfinden. Natürlich können da nie alle Mitglieder erscheinen, aber die Vollversammlung ist ungemein gut besucht und Wegweisend für die Zukunft der SMA."


    »Die Tylusier haben doch hier auch eine Zweigstelle, nicht? Oder ist die inzwischen geschlossen?« fragte Caius nach und runzelte die Stirn. Nachdenklich fuhr er sich dann mit der Hand übers Kinn. Einen Fürsprecher aufzutreiben, sollte nicht allzu schwer sein, überlegte er. Vielleicht konnte er Quarto darum bitten.
    »Hmm... Was würdest du mir denn raten? Tatsächlich, nach Rom zu reisen? Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn alle Mitglieder der SMA ebenfalls nach Rom kämen, nur um mich für nicht geeignet zu befinden, auch wenn mir da gerade kein Grund einfällt, wieso sie das so sehen sollten. Hm. Aber das wäre doch auch sehr ärgerlich für die angereisten Mitglieder. Hmm. Also, du bist der magister. Dann frage ich dich, ob es nicht eher Sinn machen würde, mich und meine Betriebe zuerst allen postalisch vorzustellen. Und wenn das nicht genügt, würde ich nach Rom reisen zu einer Versammlung. Wenn du Zeit und Lust hast, kannst du dich auch gleich hier vor Ort von meinen Betrieben überzeugen. Ich führe dich gern herum. Was meinst du?«

    »Ja, das ist nicht Rom«, pflichtete er ihr bei und wiegte den Kopf hin und her. Ravenna war es auch nicht, aber Alexandrien war doch eher Ravenna als Rom, wenn man es in den direkten Vergleich brachte. Zu Hause in Ravenna hatte er den direkten Blick aufs Meer gehabt, hier stand ihm eine weitere insula in der Sicht. Das war allerdings nicht weiter schlimm, denn schwimmen konnte Caius ohnehin nicht.


    »Na, aber wir haben schon fast Sommer«, widersprach er ihr und hob eine Schulter.
    »Die Alexandriner bauen irgendwas an ihren Häusern anders als die Römer. In Rom kommst du auch fast um vor Hitze, nicht umsonst haben die ganzen reichen Halunken einen Sommersitz irgendwo am Meer... Und es stinkt so fürchterlich, aber hier riecht es allenfalls auf dem Fremdenmarkt.« Caius zuckte mit den Schultern und drehte sich nun so um, dass er lässig mit dem Rücken an der Balustrade lehnte.
    »Oh, gut. Ich hätte mir sonst ernsthaft Gedanken machen müssen, wie ich das Hähnchen bezahlen soll«, witzelte Caius bierernst und zwinkerte Seiana zu. Als sich der Ausdruck auf ihrem Gesicht schließlich so plötzlich änderte, musste er allerdings grinsen.


    »Ach herrje, hab ich dir das noch gar nicht erzählt? Außer mir wohnt noch Ophelia hier, sie betreibt ein äußerst lukratives Gewerbe, weißt du, und wenn sie gerade keinen Besuch hat, kocht sie für uns...« Prustend entfuhr ihm ein lachen, und er beugte sich kurz vorn über, um kopfschüttelnd und grinsend wieder hoch zu kommen.
    »Nein, Ophelia ist eine Sklavin. Das ist eine längere Geschichte...« stellte er richtig und begann zu erzählen.
    »...und Katander hat eben diese Aussage etwas freier interpretiert und kam dann mit Firas nach Hause. Der Händler hat wohl zwar gesagt, dass er kochen könnte, aber - unter uns - das war schlimmer als in dieser Schnellimbiskette, Mamercus. Also sind wir ein paar Tage später los und haben Ophelia gefunden. Und sie hat sich als echtes Goldstück erwiesen. Stell ihr drei Dinge hin und sie kocht dir ein Fünfgängemenü. Sagenhaft. Wirst du ja gleich sehen, oder eher schmecken«, schloss Caius.


    Erneut beobachtete er Seiana, die gerade ein wenig abwesend zu sein schien. Vermutlich dachte sie über seine Frage nach. Kaum aber hörte Caius, dass sie wieder zurück zum Schiff gehen wollte und sich bisher noch um keine Unterkunft gekümmert hatte, schüttelte er den Kopf.
    »Also, zurück zum Schiff würde ich heute Abend nicht mehr gehen«, riet er ihr.
    »Alexandrien mag zwar nicht Rom sein, aber Gauner und Schurken hat's hier auch. Ich wüsste allerdings etwas, das nicht allzu weit von hier entfernt und ziemlich günstig ist. Und es bietet vollen Service, gutes Essen und ein warmes Bett.« Caius ließ einige Moment verstreichen, dann breitete sich erneut ein Grinsen aus auf seinem Gesicht.
    »Ich schlaf auch auf dem Boden«, fügte er hinzu und schmunzelte.

    »Jetzt«, bestätigte Caius, ausnahmsweise einmal ohne Firas aufzuziehen, und nickte ernst.
    »Sie war plötzlich einfach da. Stand einfach in meinem Büro«, erzählte er und zuckte mit den Schultern. Dabei fiel sein Blick auf den Tisch und die Teller, und er runzelte irritiert die Stirn. Wer von den beiden Sklaven glaubte, dass er und Seiana am Tisch essen würde, wusste Caius nicht, aber er konnte definitiv sagen, dass er wie eh und je bei anwesendem Besuch liegend essen würde. Wie sich das gehörte. Vielleicht, vermutete Caius, wollte man hier aber auch nur die Teller befüllen, damit man nicht groß laufen musste? Wäre Caius allein gewesen, hätte er sich zu Ophelia, Firas und Katander gesetzt, wie jeden Abend. Das war ihm lieber, als wenn er allein und einsam auf seiner Liege lag und die anderen ihn bedienten. Bei Besuch war das natürlich was ganz anderes.
    »Äh, ich denke, wir essen draußen. Also, Seiana und ich. Ah, Seiana hat auch ihre Sklavin mitgebracht. Wie sie heißt, hab ich schon wieder vergessen - Helene? - aber Katander ist noch mit ihr unterwegs. Eigentlich sollten die schon längst wieder da sein...« Caius argwöhnte, dass Katander sich nicht gentlemanlike benahm, aber wenn die Sklavin sich das gefallen ließ, wieso nicht. Er warf Firas noch einen prüfenden Blick zu und nickte dann zufrieden.
    »Richtig. Wein. Aber nimm den guten. Den Falerner aus Kampanien«, riet er Firas und wandte sich dann um.
    »Ich bin dann mal wieder draußen...« kündigte er an, wo er schon halb wieder aus der culina geschlüpft war.


    Caius ging zurück zu der Tür, hinter der sich der kleine Balkon eröffnete, blieb aber auf der Schwelle stehen und betrachtete für einen kurzen Moment Seiana, die an der Brüstung stand und verträumte Blicke in die Welt warf. Ein unwillkürliches Lächeln kräuselte seine Lippen, dann trat er hinaus und neben sie, legte die Unterarme locker auf die Balustrade und sah in die gleiche Richtung wie sie.
    »Schön, nicht? Hier ist es bis spät in die Nacht hinein noch angenehm warm«, sagte er und spielte damit auf die Sonne an, die alles in warmes, goldenes Licht tauchte.
    »Ich hoffe, du hast nicht zuviel Hunger. Ophelia hat zwar etwas Leckeres gezaubert, aber es waren eben nicht zwei Besucher eingeplant. Notfalls schicke ich jemanden zu Lyros, um noch ein Hähnchen zu holen«, sinnierte Caius und drehte jetzt den Kopf, um Seiana anzuschauen.
    »Hast du schon eine Unterkunft?« fragte er sie plötzlich.

    Bereits nach der ersten hlaben Stunde, die Caius zusammen mit Seiana durch die Stadt gestreift war, hatte er die unangenehme Situation im Postofficium hinreichend verdrängt, um sich einerseits an Seianas Anwesenheit zu erfreuen und andererseits ohne Unterlass vom Leben in Ägypten zu erzählen. Seiana hatte sich als gute Zuhörerin erwiesen, die oft und herzlich (mit-)lachte und auch Caius mit ihren Bemerkungen zu erheitern wusste. Er hatte ihr am rande der Märkte eines der alexandrinischen Honiggebäckstückchen mit gesüßten Feigen spendiert, und nach einer regelrechten Sightseeing-Tournee waren sie schließlich nach Hause geschlurft.


    Caius warf Seiana einen flüchtigen Seitenblick zu und grinste, dann hielt er ihr die Tür auf und ließ sie zuerst eintreten. Drinnen stiegen sie die kaum ausgeleuchtete Treppe hinauf und Caius langte an Seiana vorbei, um die Tür zu öffnen. Mit angespannter Miene führte er sie in seine Junggesellenbude, die - Ophelia und Firas sei Dank! - schon lange nicht mehr aussah wie Sodom und Gomorra, wenn Caius abends nach Hause kam. Seit Ophelia im Haushalt lebte, waren irgendwoher auch sowas wie dekorative Details aufgetaucht, und Caius hätte schwören können, dass er nicht wusste, wo die plötzlich her kamen. So war er ebenso überrascht wie Seiana es sein musste, als er einen kleinen Straß Blumen rechts auf der Anrichte entdeckte. Sonst allerdings wirkte der Raum ziemlich spartanisch und eher zweckmäßig eingerichtet, was wohl auch daran lag, dass Caius die habitatio möbliert gemietet und selbst kaum was dazugekauft hatte.


    »Danke«, gab er etwas überrascht auf ihr Lob hin zurück. Er war sich selbst nie darüber im Klaren gewesen, dass man seine Butze als schön hätte bezeichnen können. Sie war eben wohnlich, und das genau sollte sie ja auch sein. Hätte er gewusst, was Seiana mit seinen Sklaven noch anstellen würde, wäre sein Lächeln wohl nicht so breit gewesen wie gerade. Er führte sie weiter in den Raum hinein, hindurch und auf die Terrasse hinaus, die ruhig in der Abendsonne dalag. Caius deutete auf eine Liege.
    »Mach es dir ruhig schon mal bequem, ich komme gleich wieder«, sagte er und verschwand wieder drinnen, um Ophelia und Firas aufzusuchen. Irgendwo weiter drinnen fand er die beiden.


    »Heja, öh, sagt mal... Ist Katander noch nicht wieder da?« grüßte er die beiden, die in der Küche werkelten.
    »Naja. Also, passt mal auf.. Wir haben Besuch. Seiana ist da!« Bedeutungsvoll sah er die beiden an.
    »Das ist jetzt irre wichtig für mich, versteht ihr, also seid nett zu ihr und...naja, perfekt eben. Da darf jetzt nichts schief gehen« , erklärte er, ungeachtet der Tatsache, dass meistens mehr Dinge schief liefen, wenn man genau das nicht wollte. :D

    »Das werd ich mir merken«, sagte Caius schlicht, sichtlich froh darüber, dass Seiana es ihm nicht allzu sehr nachtrug, dass er seine Absichten nicht umgehend kund getan hatte. Und ebenso erleichtert, dass sie ihn um seiner selbst Willen nett fand und nicht wegen der entfernten Verwandtschaft zum Kaiser.
    »Also, dass du Hilflosigkeit nicht magst.« Hier konnte Caius nicht umhin, breit zu grinsen. Er hatte da eine ganz bestimmte Situation vor seinem Inneren Auge, doch er riss sich am Riemen und konzentrierte sich wieder auf die vor ihm sitzende Seiana - was wohl auch besser war. Allerdings entging ihm da nicht die kleinste Nuance der bezaubernden Röte, die sich auf ihren Wangen breit machte.


    »Und jetzt...« wiederholte er gefangen und illusioniert, ehe er abrupt blinzelte und dann wieder aussah wie eh und je: schalkhaft.
    »Und jetzt gehen wir endlich spazieren, damit du auch was siehst von der Stadt. Du hast den weltbesten Führer an der Hand, übrigens, und das sogar kostenlos.« Caius erhob sich, trank schnell noch seinen Becher aus und reichte dann Seiana die Hand, um ihr unnötigerweise beim Aufstehen zu helfen.
    »Wo möchtest du zuerst hin? Was möchtest du zuerst ansehen? Kultur, Land und Leute oder die Einkaufspasssage? Oder wir gehen einfach in einen der Parks. Davon haben die Ägypter eine beachtliche Menge. Du kommst quasi nicht von A nach B, ohne durch einen Park oder an einem vorbei zu gehen«, erzählte er und geleitete Seiana mit sanftem Druck nach draußen. Gewissenhaft hängte er das Bin gleich zurück-Schild an die Tür und schloss ab, um an diesem Tag früher Feierabend zu machen.

    Dies war eine der wenigen Situationen, in denen Caius nach allem zumute war, nur nicht danach, einen Witz zu reißen. Er hätte vermutlich auch gar keinen hinbekommen, nicht mal einen schlechten.
    »Weil ich wollte, dass du unbefangen reagierst und nicht so...so...« Er zuckte mit den Schultern.
    »Weiß nicht. Unter Druck? Ich weiß doch nicht, wie das für eine Frau ist, wenn jemand herkommt und sagt He du, ich find deine Nichte toll, ob ich sie wohl später mal heiraten dürfte wenn sie mag? Ich wollte eben, dass du mich nicht bloß dem Namen wegen nett findest.« Hier schwieg Caius nun wieder. Der Name seiner gens war für ihn gleichbedeutend mit Leistung und (durch die Nähe zum Kaiser) Macht. Nur, dass er selbst bisher so gar nicht mächtig war und auch nichts besonderes vorzuweisen hatte außer seiner jetzigen Stellung. Er zog eine Grimasse, griff nach seinem Wasserbecher und spülte ihn dreiviertels hinunter.


    »Ich wollte jedenfalls nicht, dass du dir veralbert vorkommst, so war das alles nämlich nicht gemeint«, sagte er dann leise und zuckte mit den Schultern, nur um Seiana dann groß anzusehen.
    »Tut es. Ich hätte dich bald in Rom besucht. Aber das ist ja jetzt scheinbar nicht mehr nötig...« Schnell grinste Caius schief, schon überlegend, was er ihr auf die zuvor gestellten Fragen antworten sollte. Katander hätte nun aus dem Stehgreif ein Gedicht von Ovid oder Catull rezitieren können, doch in Caius' Hirn befand sich gegenwärtig nur eine zähe, klebrige Masse, in der kleine Klümpchen schwammen. Daraus resultierten auch die nachfolgenden Worte.
    »Ääh... Na also, das ist so... Du warst da auf dem Markt, äh, da wo wir mit dem Flavier losgezogen sind. Und ich fand dich witzig und, hm, anmutig und...ja also, du sahst toll aus.« Zwischen all den grauen Klümpchen suchte er nach originellen Formulierungen, doch was er fand, war nicht verwertbar in Gegenwart einer echten Dame.
    »Öh, also, ich meine: so find ich dich noch«, beeilte er sich zu sagen und studierte aufmerksam Seianas Reaktion darauf. Katander hätte an dieser Stelle wohl mit den Augen gerollt, abgewunken, die Sachen gepackt und Feierabend gemacht.

    Caius schwieg noch einen Moment und fühlte sich äußerst unwohl in seiner Haut. Er kam sich wie ein Sündenbock vor, und er schien zu allem Überfluss auch nicht die richtigen Worte finden zu können. Gerade jetzt wünschte er sich Katander her, als kleines Männchen, das ihm die rechten Worte einflüstern konnte. Er gab sich Mühe, das Gesicht nicht zu versziehen, aber ganz gelang das nicht, und so blieb sicher auch Seiana seine enttäuschte Miene nicht verborgen, als er sie fragte:
    »Und du glaubst wirklich, ich würde in dieser Sache deinen Willen missachten?«


    Die Frage stand eine gewisse Zeit lang im Raum, und Caius verspürte das dringende Bedürfnis, tief durchzuatmen und eine zweite Feder zu verbiegen, doch er tat weder das eine noch das andere. Frauen! Warum dachten die nur immer das Schlimmste?
    »Ich habe Meridius um Erlaubnis gefragt, um dich zu werben. Vielleicht war es falsch, was deine Familie angeht. In meiner hat der pater familias das letzte Wort, und er kann es nicht ausstehen, wenn man ihn übergeht. Leicht ist mir das sicherlich nicht gefallen. Aber ich ging davon aus, dass du nicht frei wählen kannst, was ich von Frauen in deinem Alter eigentlich nicht anders kenne.« Genaugenommen war Caius auch jetzt noch ziemlich erstaunt, dass Seiana nicht wenigstens unter einer Vormundschaft stand und einen Tutor hatte, wenn sie schon sui iuris war. Er hatte das schließlich nicht gewusst. Andererseits war es auch ziemlich sinnlos, nun immer weiter darüber zu diskutieren. Er seufzte tief. Seianas Familie war kompliziert. Seiana war kompliziert. Und gerade das machte sie verdammt süß (Seiana, nicht ihre Familie).


    »Ich hätte es dir gesagt, wenn ich nach Rom gekommen wäre«, gab er etwas lahm zurück, da er gerade ihre missmutige Miene studierte, und hob eine Schulter. Beinahe sehnsüchtig sah nun auch Caius aus dem Fenster, hinaus in das bunte Treiben Ägyptens (von dem er hier im ersten Stock nicht mehr sehen konnte als den blauen Himmel und einige Häuser in der Ferne). Bei Seianas letztem Satz alerdings wurde er hellhörig und drehte sich wieder zu ihr um.


    »Was willst du denn?« fragte er sie arglos und hochinteressiert.

    Caius sah Seiana lange an. Zuerst lächelte er noch vage, dann wirkte er ernst und nachdenklich, was gar nicht so recht zu ihm und seinem Wesen passen wollte. Er wusste nicht recht, was er von Seianas Reaktion halten sollte. Was hätte er ihr auch groß sagen sollen nach der kalten Dusche, die er sich von Senator Decimus abgeholt hatte? Es war ihm logischer erschienen, nichts zu sagen. Und eigentlich hatte er Seiana auch gar nicht noch einmal besuchen wollen. Das war Katanders Idee gewesen, und der hatte durchaus recht damit gehabt. Immerhin hätten sie sich wohl so nie geschrieben. In diesem Moment wandte Seiana den Blick von ihm ab. Caius runzelte ansatzweise die Stirn und seufzte. Ihre Antwort überhörte er erstmal. Das hier war wichtiger. Allerdings war er noch nie sonderlich gut darin gewesen, genau das zu sagen, was er dachte.


    »Angenommen, ich hätte dir gleich danach erzählt, dass ich bei deinem Onkel war und er mir unmissverständlich deutlich gemacht hat, dass er nicht mal ein klitzekleines Bisschen in Erwägung zieht, was ich ihn gefragt hab«, begann er. Aus irgendeinem Grund vermied er, genau zu formulieren, warum er nun eigentlich bei Meridius gewesen war.
    »Was hättest du dann gemacht? Ich glaube nicht, dass es dir dann recht gewesen wäre, dass wir uns schreiben. Weißt du, das letzte, was ich will, ist einfach irgendwen zu heiraten, der mich nicht mal ansatzweise leiden kann. Und ich musste nach Ägypten, hatte also keine Zeit, dich überhaupt näher kennenzulernen.« Caius seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Aber wenn ich geblieben wäre, hätte mich das in den Augen deines Onkels nicht gerade besser dastehen lassen. Und wenn ich dir gleich gesagt hätte dass...hm, ich dich einfach toll finde, dann wärst du doch nicht gerade überzeugt gewesen davon, wenn ich gleich wieder abgedampft wäre. Nicht? Ich kann mir demnächst ein wenig Urlaub nehmen, da wäre ich vermutlich nach Rom gekommen«, sagte er und fügte den letzten Satz erst nach einer kurzen Pause an.


    Caius stützte nun den Ellbogen auf den Schreibtisch und legte den Kopf seitlich in die Hand hinein. Auf diese Weise sah er Seiana eine ganze Weile nachdenklich an, ehe er abermals das Wort ergriff.
    »Ich hoffe, du bist nicht hergekommen, um mich zur Rede zu stellen«, sagte er und schwieg.

    Würfel! Ein ganzes Viertel, in dem man würfeln konnte! Caius' Augen strahlten, sprühten förmlich.
    »Na das hört sich ja gut an. Das musst du mir unbedingt zeigen. Aber was meinst du mit Hüten?« fragte er unverständlich. Er wusste nicht auf Anhieb, was Firas damit meinen konnte, und er fragte sich, inwiefern das Tragen von Hüten als Spiel praktiziert werden konnte. Was er nicht wusste, war, dass das Spiel, von dem Firas sprach, jüdischen Ursprungs war. Und da in Alexandrien viele dieser Anhänger eines Einzelgottes lebten, war es nur allzu verständlich, dass dieses Spiel hier im Geheimen an fast jeder Straßenecke gespielt werden konnte - sofern man die richtigen Worte zu sagen wusste.
    »Wobei...warte mal, was meinst du denn mit 'und so'?« Ob es hier wohl Spiele gab, von denen er noch nichts wusste?


    »Hm?« machte Caius, als Firas seine Frage einleitete.
    »Achso, ja, also... Das ist so: Katander begleitet mich meistens, das heißt, dass hier keiner ist zum Aufräumen und so. Aber - ich mein, schau dir Katander mal an - ich denke, ich könnte dich auch gut als Leibwächter mitnehmen. Und ach, wir brauchen ganz dringend jemanden, der kochen kann. Damit abends was auf dem Tisch steht, wenn ich heim komme«, sagte Caius und verfluchte im Stillen Katander dafür, dass er einfach ohne zu Fragen jemanden gekauft hatte. Wenigstens war Firas ihm sympathisch und schien auch was auf'm Kasten zu haben, da war das zumindest kein Problem. Und schließlich hatte Katander erzählt, der Händler habe ihm versichert, dass Firas auch rudimentär kochen könne. Was auch immer rudimentär in diesem Zusammenhang bedeutete. Dies aber sollten sie erst später herausfinden...


    »Naja, und wenn sonst noch was anliegt, dann sehen wir das, wenn's soweit ist. Aber vorerst leb dich man in Ruhe hier ein. Äh, ja, wir brauchen dann noch ein zusätzliches Bett. Das könnt ihr morgen kaufen gehen. Wobei, bringt mal lieber zwei mit, oder besser noch drei, falls wir mal einen Gast haben oder ihre zwei euch streitet und nicht mehr zusammen in einem Raum pennen wollt...« Caius grinste breit, kratzte sich am Ohr und stand auf, um sich zu strecken.
    »Sooo...«

    »Oh, ja, der Brief«, erinnerte sich Caius und nickte.
    »Ich hatte dir eigentlich selbst noch schreiben wollen, wie Duccius es mir geraten hat.« Allerdings hatte Caius das zwischenzeitlich vergessen.
    »Aber du hast natürlich recht. So ist das ganze viel besser als nur brieflich.«


    In dem Moment kam Firas mit dem bestellten Wein herbei, reichte dem Gast einen Becher und dann auch Caius, der zufrieden nickte und Firas zuzwinkerte. Mit nicht ganz so trockener Kehle sprach es sich doch gleich viel besser über geschäftliche Dinge. Interessiert lauschte Caius den Ausführungen des Vorsitzenden der Handelsvereinigung, nickte ab und an und sah den Hadrianer schlussendlich etwas bekümmert an.
    »Man kann nur Mitglied werden, wenn man zuvor nach Italien reist?« fragte er, um sich zu vergewissern. Das konnte ein Problem darstellen, immerhin würde er die Post der Provinz nicht so lange sich selbst überlassen können. Im schlimmsten Fall wäre er wohl einen Monat fort... Da musste er Ersatz organisieren. Caius' Hirn arbeitete auf Hochtouren. Aber Seiana würde er besuchen können.


    »Hm, also, da habe ich dann erstmal noch eine Frage dazu... Wie oft finden solche Zusammenkünfte denn statt? Und ist die Anwesenheit bei jeder erforderlich? Ich kann mir vorstellen, dass ich nicht der einzige bin, der damit Probleme haben könnte. Sicher kommen viele Mitglieder auch aus Germanien, nicht?« Und die Reise über Land bis nach Ostia dauerte schließlich um ein Vielfaches länger als die Schiffsreise von hier nach Ostia (Caius wurde ganz schlecht, als er an diese Seereise dachte).



    Sim-Off:

    Ich habe derzeit einige Plots hier laufen, das würde also frühstens in 1-2 Monaten was werden. Es sei denn, diese Versammlung würde recht schnell über die Bühne gehen (wobei mir eigentlich alles recht wär, was nicht so lange dauert wie die Compitalia...) - sagen wir, 1 Woche? Viel angenehmer (und realistischer :) ) fänd ich es, wenn man das brieflich machen könnte. Ich schreib da gern eine detaillierte Vorstellung etc.

    Caius nickte kurz zu der angenommenen Einladung und folgte dann Katander und Elena mit dem Blick, bis sie den Raum verlassen hatten. Gedankenverloren strich er sich über den Kopf, dort, wo sich gerade tatsächlich eine dicke Beule bildete. Glücklicherweise kaschierten seine Haare die Ausbuchtung ein wenig. Nichtsdestotrotz verzog er erst flüchtig das Gesicht und rettete sich in ein breites Grinsen, als Seiana auf die Sache unter dem Tisch zu sprechen kam.


    »Nur wenn ich hübschen Frauen unter die Tunika gucken will«, entgegnete er. Erst im nächsten Moment ging ihm auf, dass sie den Spruch vielleicht missbilligen würde, also bemühte er sich, schnell das Thema zu wechseln. Seiana allerdings kam ihm zuvor und sprach von der Reise. Caius war das recht, da hörte er doch gerne zu. Allerdings konnte er diesen Händler nicht verstehen, der sich auf Reiseveranstaltungen spezialisieren wollte. Er zog die Brauen zusammen und schüttelte mit dem Kopf.


    »TUI. So ein Quatsch. Das wird doch nie funktionieren. Wird sicher so ein Reinfall wie der alte Aulus Ennius Gallicus hatte mit deinem Geschäft. Mit TUI verbindet man doch ebesowenig Reisen wie man Haushaltsgegenstände mit AEG verbindet. Ich hatte dem alten Ennius das gleich gesagt, aber er ist ein alter Sturkopf, und nun ist er fast bankrott. Nur ein paar Germanen kaufen sein Zeug noch. Es kommt eben auch immer auf den Namen an. Deswegen tragen meine Betriebe auch einen gescheiten Namen«, sprach Caius voll inbrünstiger Überzeugung und nickte zufrieden. unerwähnt ließ er, dass die Betriebe ihren Namen nur Katander verdankte, der Caius von solch seltsamen Gebilden wie "Stein für Stein, wir hau'n rein" oder "Schäfchen Knuddelweich" gerade noch einmal hatte abbringen können.
    »Aber gut, dass du nicht allein gereist bist«, fügte er abschließend an und lächelte Seiana zu.


    Das Lächeln allerdings hing im nächsten Moment etwas schief in den Angeln, und zwar, als Seiana eine ganz einfache Gegenfrage stellte, die es allerdings in sich hatte. Sie verriet damit, dass sie von seinem Besuch bei Meridius wusste. Und vermutlich - so schlussfolgerte Caius - war sie auch deswegen hier. Wahrscheinlich, um ihn persönlich zur Rede stellen zu können. Aber Caius wäre nicht Caius gewesen, wenn ihm nun der Mut sank. Er räusperte sich und lehnte sich ein wenig zurück. Das Schweigen zog sich zu einwe kleinen, zähen, Ewigkeit.


    »Hm, dann weißt du es also. Ich hätte es dir selbst sagen wollen, aber in einem Brief wär's mir nicht gerade angemessen erschienen«, wand er sich heraus und schaute zerknirscht.
    »Warum ich dir das nicht gesagt habe... Naja, dein Onkel war nicht gerade begeistert.« Jetzt sah Caius ernst drein, fast ein wenig beschämt.
    »Ich kann ihm das nicht verübeln. Ich meine, was war ich denn vor einem halben Jahr? Ein Niemand. Jetzt bin ich Postpräfekt von Ägypten. Gut, auch keine sonderlich herausragende Stellung vielleicht für deinen Onkel, aber wie soll man mit jemandem mithalten können, den man Stier von Tarraco und Triumphator nennt, der ein Senator ist und dem sicherlich nie jemand recht sein wird für seine Nichte?« Caius runzelte missmutig die Stirn und schnaubte frustriert. Dann hellte sich seine Miene wieder ein wenig auf, und der Schalk kehrte zurück in seine Augen.
    »Aber ich will ja nicht für immer hier bleiben und staubige Akten wälzen. Ich möchte Ritter werden, und dann bin ich hoffentlich gut genug. Also, ihm zumindest.« Caius errötete tatsächlich ansatzweise, wandte jedoch den Blick nicht ab von Seiana, die dort vor seinem Schreibtisch auf dem Besucherstuhl saß und zuhörte. Erneut ergriff Schweigen Besitz von dem Raum.


    »Also.. Hast du vielleicht Lust, vor dem Essen eine kleine Führung durch Alexandrien zu genießen?« fragte er in einem nur allzu durchsichtigen Versuch, das Thema zu wechseln.

    »Ich hatte ja schon vermutet, dass man euch nicht reisen lässt«, sagte Katander und faltete die Hände hinter dem Rücken, um nicht auf dumme Gedanken damit zu kommen. Erstaunt musterte er dann allerdings Elena, die ihm offenbarte, dass Seiana von Archias' Nachfrage wusste.
    »Im Ernst?« wisperte er zurück.
    »Und wie hat sie reagiert?« Wobei das eigentlich eine blöde Frage war, immerhin stand sie samt ihrer Sklavin hier vor seinem Herren. Katander ging das nun auch auf, und er räusperte sich laut, als Caius seiner Besucherin gerade einen Becher Wasser einschenkte.
    »Wenn ihr nichts dagegen habt, werden Elena und ich ein paar Knabbereien besorgen und daheim Bescheid sagen, dass wir heute Abend zwei Gäste haben«, schlug Katander vor und schob Elena schon halb aus dem Raum. Caius blinzelte und sah zu Seiana, hob dann die Schultern.
    »Wegen mir...Knabbereien hört sich gut an. Und ich würde mich freuen, wenn ich euch zum Essen einladen darf...?« entgegnete Caius und sah zu Seiana, der er zeitgleich den Becher hinstellte, ehe er sich selbst auch wieder setzte.


    Als Katander und Elena schließlich verschwunden und damit Caius und Seiana allein waren, breitete sich kurz eine - wie Caius empfand - unangenehme Stille aus, in der er rätselte, wieso sie ihn hatte überraschen wollen. Kurz darauf brach sie das Schweigen und machte eine ziemlich alltägliche Bemerkung, die ihn dazu veranlasste, sie kurz entgeistert anzustarren. Ihm fiel alles ein, nur keine simple Antwort. Die dauerte ein wenig.
    »Hier? Wieso?« fragte er automatisch, während seine Hände schon damit beschäftigt waren, die Federteile, die er zu fassen bekam, zusammenzuschieben und unauffällig verschwinden zu lassen.
    »Also, ich bin ja ganz...also... Was führt dich denn nach Alexandrien?« rettete er sich schließlich. Dicht gefolgt auf diese Worte hin runzelte er die Stirn und musterte Seiana nachdenklich.
    »Ihr seid aber doch nicht alleine gereist?« vergewisserte er sich und konnte den leicht besorgten Ton nicht aus seiner Stimme verbannen.
    »Ach, und die Arbeit... Naja, ganz gut, würde ich meinen. Stell dir mal vor, vor vier Tagen wollte jemand ein Krokodil verschicken, an seine Schwiegermutter! Das konnte ich natürlich nicht zulassen. Äh... Warum hast du denn nicht geschrieben, dass du nach Alexandrien kommst?«

    Caius sammelte gerade die Reste der Feder ein, die zerrupft und ramponiert - zumindest teilweise - auf seinem Schreibtisch lag. Die einzelnen Federteilchen und auch ein zerborstenes Stück des Federkiels befanden sich zerstreut unter und um seinen Schreibtisch herum. Als der Besucher eintrat, sah er also vorerst...niemanden. Das heißt, niemanden, bis auf Katander, der mit vor der Brust verschränkten Armen am Fenster stand und soeben in einer Schimpftirade innehielt. Er wandte sich um und entdeckte Seiana und Elena, und aus seiner missmutigen Miene wurde eine fröhliche Landschaft der Wonne.
    »Elena! Öh, ich meine... Du hast Besuch, Herr«, rief er das erste Wort überrascht aus, ehe die weiteren in eher gelangweiltem Tonfall folgten. Es war offensichtlich, dass hier ein kleiner Disput stattgefunden hatte vor dem Klopfen und vielleicht noch währenddessen.


    Caius grunzte, spähte neugierigerweise aber doch unter dem Tisch hervor, der im Fußraum nach vorn offen war.
    »Seiana?« entwich es ihm verblüfft, und weil er sich abrupt aufrichten wollte, stieß er sich mächtig den Kopf.
    »Ouh...« Caius rieb sich gepeinigt den Hinterkopf. Ein recht unfeiner Fluch folgte hierauf, dann kroch der Aelier unter dem Schreibtisch hervor und stand auf.
    »Na so eine Überraschung!« Er grinste von einem Ohr bis zum anderen, dann argwöhnte er etwas hinter diesem Besuch und blickte sie forschend an. Um ein Haar hätte er sie sogar umarmt, aber nein, rief er sich ins Gedächtnis, das war nicht passend. Und Seiana war eine Frau, die darauf achtete, dass alles passte. Zumindest hatte er sie so in Erinnerung. Also grinste er sie nach einer weiteren, eingehenden Musterung nur schief an und deutete auf den Besucherstuhl.
    »Möchtest du dich setzen? Etwas trinken?«


    Katander war inzwischen an Elena herangetreten und lächelte sie unbefangen an.
    »Wie schön, dich wiederzusehen. Freut mich, dass alles geklappt hat. War die Reise angenehm?« fragte er sie aus und deutete mit einer Hand zum Fenster, wo sie etwas ungestörter miteinander reden konnten als direkt neben Seiana und seinem Herrn.

    Dass Ophelia es wohl nicht gerade gewohnt war, einen Becher gekühlten Saft in die Hand gedrückt zu bekommen, war anhand ihres Blickes nur allzu offensichtlich. Caius grinste sie kurz an, nippte dann an seinem Becher und hörte der angenehm weichen Stimme zu, wie sie erzählte. Sie schien ihm ein wenig schüchtern zu sein, aber er ging davon aus, dass sich das schon noch legen würde, sobald sie sich ein paar Tage eingelebt haben würde.
    »So, siebzehn, das ist ja noch recht jung«, kommentierte Caius und nickte Ophelia aufmunternd zu.
    »Also, um mal eins klar zu stellen, ich schlage meine Sklaven nicht. Das machen nur Leute, die...naja, irgendein Problem mit ihrem Ego haben, und so einer bin ich nicht. Ich kann mich nämlich ganz gut leiden. :D « Caius lehnte sich auf seinem Stuhl ein wenig zurück und seufzte.


    »Du stehst auch nicht unter besonders scharfer Beobachtung. Also, wenn man von Firas mal absieht, der dich dauernd anstarrt, meine ich. Was ich damit sagen will... Du wirst mit Sicherheit auch mal einkaufen gehen. Allerdings möchte ich, dass du Firas oder Katander mitnimmst, nicht als Aufpasser, sondern der Sicherheit wegen. Ich möchte nämlich nicht, dass hier irgendwem was passiert. Öhm... Ja, also, hast du denn noch Fragen? Ich mein, ich weiß, dass das für dich jetzt alles etwas seltsam ist. Aber du wirst dich schon einleben, und keiner von uns frisst kleine hübsche Sklavinnen, also keine Bange.« Wobei er sich da bei Firas nicht so sicher war.


    »Weißt du, wir alle sehen uns am Tag mindestens ein paar Stunden. Ich habe es also viel lieber, wenn wir Freunde sind, als dass wirgegenseitig Angst voreinander haben. Und während ich arbeiten bin, habt ihr natürlich frei, aber es wär doch schön, wenn das Essen fertig wär, wenn ich heim komme.« Caius grinste breit und hob die Schultern.
    »So das übliche eben. Ein bisschen aufgeräumt und sowas. Im Grunde bin ich recht pflegeleicht. Und wenn du Fragen oder Probleme hast, kannst du das jedem von uns sagen. Alles in Ordnung soweit?« hakte Caius nach und leerte durstig seinen Becher, Ophelia danach schmunzelnd ansehend.

    Zitat

    Original von Justinianus Cupidus
    Hab in der Nachrichtenüberwachung gesehen, dass meine Fragen noch garnicht angeguckt worden sind.


    Sollte doch eigentlich selbsterklärend sein, meinst nicht? Ich hab die Fragen ja noch nichtmal... Also irgendwas läuft da falsch. Ist das denn wirklich nur Calli, der das macht? Kein anderer? Dass er damit überfordert ist, liegt ja auf der Hand.

    Zitat

    Original von Caius Aelius Archias
    Ich hatte mich in Alexandrien angemeldet, hab aber keine Fragen bekommen bisher.


    *hust* Würde mich wirklich freuen, wenn das zumindest bis zur nächsten Wahl was werden würde. -.^

    Die steile Falte auf der Stirn des Schreibers verhieß schon mal nichts Gutes, dachte Katander. Er runzelte seinerseits die Stirn und nickte einfach. Die Mutmaßung eines Unfalls war zwar durchaus denkbar, aber als praefectus vehiculorum hätte sein Herr doch sicherlich davon erfahren, wenn einer der Boten verunglückt war. Oder nicht?
    »Verschickt die schola denn ihre Unterlagen mit dem cursus Publicus?« fragte er sicherheitshalber nach und zuckte im gleichen Moment die Schultern.
    »Naja, ich dachte, dass ihr die Sachen vielleicht hier habt und sie mir gleich mitgeben könntet, aber es sieht ja nicht danach aus«, fügte er hinzu und grinste schief. Und das bei den vielen Regalen...
    »Hm? Oh ja, die Anmeldung erfolgte hier vor Ort und innerhalb der Frist. Ich selbst hab ihn angemeldet, aber Unterlagen kamen dennoch keine. Du kannst dir ja sicher vorstellen, wie das nun aussieht - nämlich so, als hätte ich die Anmeldung versäumt. Da kann ich mir wieder was anhören.« Katander seufzte tief.
    »Die Adresse ist eigentlich auch bekannt. Zu Anfang haben wir im Kapleion Archaon gewohnt, haben dann aber eine insula gefunden. Das war aber vor der Anmeldung. Soll ich vielleicht die Adresse sicherheitshalber noch einmal hinterlegen?« hakte er nach und blinzelte den griechischen Schreiber an. Dann kam ihm eine Idee, und er stellte eine weitere Frage.
    »Aber wo ich gerade schon mal da bin... Die schola ist nicht hier im Museion eingegliedert? Ich dachte, da würde man stark zusammenarbeiten. Und wie ist das mit weiterführenden oder speziellen Kursen? Werden die hier angeboten oder muss man extra verreisen, wenn man sich weiterbilden möchte?«

    So leise war es hier, dass Katander sich fragte, ob Schweigen hier Pflicht war oder ob die Stille daher kam, dass niemand zugegen war. Letzteres hoffte er ja wirklich nicht. Immerhin hatte man ihn geschickt, damit er etwas herausfand, und das würde er nur können, wenn auch jemand da war. Also betrat der aelianische Sklave den Vorraum mit den Schreibern und hielt den erstbesten an.
    »Entschuldige bitte«, sagte er.
    »Ich würde gern etwas erfragen. Es geht um den cursus res vulgares. Mein Herr hat sich kürzlich angemeldet, wohl aber haben die Unterlagen ihren Weg noch nicht zu ihm gefunden. Kannst du vielleicht etwas darüber in Erfahrung bringen? Sein Name ist Aelius Archias.«